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Schachmatt

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14.01.2010
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Schachmatt

Steffen suchte und suchte auf dem spärlich beleuchtenden, stählernden Boden. Er suchte seinen König, seinen kleinen König, mit einem kleinen Kreuz auf seinem Kopf, etwa vier Zentimeter groß und von Kopf bis Fuß Schneeweiß. Ohne ihn konnten sie nicht spielen und anders wollten es beide nicht entscheiden.. Steffen kroch also durch Ruß und durch Dreck, griff zwischen Rohre und Leitungen hindurch um ihn letztendlich, ganz hinten in der Ecke, direkt neben einer der Luken aufblitzen zu sehen.
„Kevin!“, rief er durch den Gang, „Ich hab ihn! Wir können!“
„Alles klar!“, hörte er es dumpf aus dem Nebenraum, dann sah er, wie Kevin durch die Tür kletterte und ihn ernst ansah, das Schachbrett unter dem Arm geklemmt und schwer, flach atmend. Langsam und bedächtig balanchierte er auf den stählernen Rohren zu seinen Füßen, kletterte über die Luke hinweg und setzte sich Steffen zu Füßen.
„Dann lass uns anfangen“, forderte er Steffen auf, doch sein alter Freund zögerte.
„Hast du die Kugel?“
„Ja, die hab ich noch.“
„Gott sei dank“, antwortete er keuchend und nahm ebenfalls Platz, begann, seine schwarzen Figuren auf die ihnen zugehörigen Plätze zu stellen und Kevin tat es ihm gleich. Es schien eine Ewigkeit zu vergehen, in der beide Männer angespannt schweigend ihre Formationen vervollständigten und als es endlich soweit war, sah Kevin Steffen wieder ernst an.
„Fang an.“
Steffen zögerte.
„Versprichst du mir eine Sache?“
„Was?“, fragte Kevin mit hochgezogenen Augenbrauen.
„Egal wie das ausgeht, wir ziehen das durch,okay?“
„Sicher.Was bleibt uns anderes übrig?“
„Nein, du verstehst nicht. Wenn ich gewinne, versprich mir, aktzeptierst du das. Okay?“
„Was sol das wieder heißen? Meinst du ich…“
„Nein, nein, schon in Ordnung“, unterbrach Steffen und hob beschwichtigend die Hände.
„Alles klar, dann fang an!“
Steffen unterdrückte ein leichtes Gähnen, machte dann seinen ersten Zug, die klassische Eröffnung, zog den Königsbauern zwei vor. Kevin erwiderte ihn. Als nächstes brachte Steffen einer seiner Springer ins Spiel und auch dieses Mal tat Kevin es ihm gleich. Die beiden Männer betrachteten das Spielfeld mit höchster Konzentration, keiner wollte den ersten Fehler machen.
So spielten sie eine Weile weiter, doch Kevin konnte sehen, dass Steffen etwas beschäftigte. Er wirkte verkrampft, nervös, als würde ihn etwas beschäftigen.
Kevin ahnte, was es war und hatte auch nicht im Geringsten das Verlangen, es zu klären. Doch es führte kein Weg daran vorbei.
„Steffen? Ist irgendetwas?“
„Kevin“, begann er, ohne aufzusehen, „gibt es da nicht noch etwas, was du mir sagen solltest? Ich meine, bevor wir fertig sind?“
Kevin schüttelte den Kopf.
„Nein, hab ich nicht. Wieso? Was willst du hören?“
Steffen schluckte schwer.
„Die Wahrheit. Mehr nicht.“
Kevin seufzte.
„Fängst du jetzt damit wieder an? Wie lange sind wir schon befreundet, Steffen?“
Steffen sah Kevin nun endlich an, machte ein finsteres Gesicht, während Kevin wie beiläufig seinen nächsten, wohl überlegten Zug spielte.
„Sehr lange.“
Steffen brachte seine Dame aufs Feld, zugleich leckte er sich die Lippen.
„Und deswegen kenne ich dich auch gut genug, um Bescheid zu wissen. Du hast mit ihr geschlafen. Ich WEIß es.“
Etwas machte sich in dem kleinen, langen, schmalen Raum breit, wie ein Gas erfüllte es die abgestandene Luft. Es hatte schon häufig zwischen ihnen in der Luft gelegen und Steffen war nie wirklich bereit gewesen, es ganz aus seinem Herzen und seinem Verstand zu verbannen. Kevin erinnerte sich an vergangene Gespräche. Sie hatten alle den gleichen Verdacht zum Thema, es hatte immer dieser verrückte, paranoide Verdacht, diese für Steffen nie geklärte Frage in der Luft gehangen und das zwischen zwei Menschen, die jahrelang so viel geteilt hatten.
So auch dieses Mal.
Steffen hatte bis vor einem Dreivierteljahr noch eine Freundin gehabt. Sie war, soweit Kevin es von außen beurteilen konnte, eindeutig Kevins große Liebe. Ihr Name war Daniela und sie war auf eine ganz besondere Art schön. Es war jene Schönheit, die von Innen nach Außen zu leuchten, zu strahlen schien, so wie es immer bei unscheinbaren Mädchen der Fall war, die sehr, sehr glücklich waren. Die beiden waren kein normales Paar gewesen, dass konnte jedermann auf einen Blick erkennen. Sie schienen beide auch nach langer Zeit zusammen so verträumt, so verliebt wie bei ihrem ersten Treffen.
Nun, bis dann eines Tages…
„Gut“, erwiderte Kevin und bat Steffen mit einer Handbewegung, seine nächste Figur zu ziehen, „wenn du darauf bestehst, dann sag mir doch, warum? Warum bist du dir so sicher?“
Kevin erinnerte sich noch sehr gut an sie. Ihr glänzend braunes Haar, ihre vollen Lippen, die ganz leicht, kaum merklich gelb schimmernde Haut.
„Ganz einfach“, blaffte Steffen ihn an, machte einen weiteren Zug.
„Du konntest es nicht ertragen! Hab ich Recht?“
Kevin seufzte, schlug mit seinem Springer einen von Steffens Bauern.
„Was?“, fragte er genervt, „was konnte ich nicht ertragen?“
„Das ICH derjenige war, der die Richtige findet! Ganz einfach!“
Sie war schon ein recht hübsches Junges Ding gewesen, doch scheinbar kein Grund für Kevin, um wirklich neidisch auf Steffen zu sein. Kevin war nicht der Typ für Neid, hatte nicht einen Grund dazu, besonders, wenn es um Steffen ging. Auf Steffen war er nie neidisch gewesen, er hatte mehr Mitleid mit ihm, manchmal.
„Steffen, ich bitte dich“, erwiderte Kevin mit der Stimme eines Vaters, der seinen pubertierenden Sohn zur Räson zu bringen versucht, „ich hatte so viele Frauen, tausend Mal hübscher und selbstbewusster und interessanter als diese, eine, deine! Du steigerst dich da nur in etwas rein.“
„Ach ja? Denkst du ich hätte sie verlassen, wäre ich mir nicht hunderprozentig sicher, dass sie mich betrügt? Denkst du das?“
„Nein“, erwiderte Kevin seufzend, „ich denke, du hast sie verlassen, weil du ein verdammter Idiot bist! Und jetzt mach deinen nächsten Zug! Uns läuft die Zeit davon!“
Steffen verkrampfte sich und für einen kleinen Moment befürchtete Kevin, er würde die Beherrschung verlieren. Kevin mochte vielleicht selbstbewusster, ruhiger und vernünftiger sein, Steffen war ihm allerdings körperlich weit überlegen.
Doch Steffen bewahrte noch seine Fassung, spielte seinen nächsten Zug.
„Ich will nichts, als die Wahrheit. Hast du mit ihr geschlafen?“
„NEIN, verdammt! Steffen, sie war mir völlig egal, nur irgendeine Frau. Ich konnte immer Hübschere haben als sie. Hatte ich ja auch immer, also! Wieso sollte ich auf gerade sie so versessen sein? Auf die Verlobte meines besten Freundes? Kannst du mir das erklären?“
Kevin schlug mit seinem Läufer einen weiteren Bauern.
„Schach“, fügte er hinzu, lies Steffen nicht aus den Augen.
Steffen schützte erst mit seinem Springer den König, sah dann vom Spielfeld auf in das Gesicht seines besten Freundes.
„Ganz einfach“, erklärte er, „ich hab es dir schon gesagt. Ich hatte nie viele Frauen, du hattest sie alle. Doch ich hatte SIE, hatte die eine, gegen die du all die Anderen ausgetauscht hättest und auf einmal warst DU derjenige, der allein war. Ich war es gewohnt, allein zu sein und zu hoffen, die Richtige zu finden, du aber musstest dich nie daran gewöhnen. Du hast gesehen wie glücklich ich war und du hast mich dafür gehasst, so einfach ist das!“
„Du meinst, ich war neidisch? Auf dich? Ich bitte dich!“, erwiderte Kevin trotzig, zog den Läufer zurück.
„Nicht nur das! Es hat dich aufgefressen mich zu sehen und das, was die nie hattest. Du wolltest es mir wegnehmen, nur um weiter mit dem Gefühl leben zu können ,dass du mir wie immer überlegen bist. Du hast mich nie auf Augenhöhe gesehen.“
Steffen spielte einen mutigen Zug mit seinem Läufer, Kevin wehrte den Angriff geschickt ab.
Kevin wollte etwas erwidern, doch Steffen schüttelte den Kopf.
„Das weiß ich genau, mein FREUND, also lüg mich nicht an. Wenn du mir jetzt sagen willst, das du dich niemals für besser gehalten hast als mich, dann verliere ich allen Respekt vor dir!“
Kevin dachte nach, über das Spiel wie über das Gespräch.
Für ihn war Kevin immer seine Rückendeckung, sein Flügelmann gewesen. Sie waren wie Batman und Robin, unzertrennlich und doch nicht gleichwertig. Es hatte keinen Sinn, dass zu leugnen, denn für Kevin war Steffen nie gleichwertig gewesen, höchstens eine gute Hilfe, aber niemals ein Partner auf seinem Level. Kevin war ein geborener Gewinner und Steffen hatte immer hart Arbeiten müssen, um wenigstens mitzuhalten.
Steffen machte derweil seinen nächsten Zug, schien den Blick in Kevins Augen zugleich richtig zu deuten. Er schlug mit seinem Läufer Kevins Springer.
„Du weißt, dass es keinen Sinn hat, DAS auch noch abzustreiten, oder?“
Kevin nickte und Steffens Hände ballten sich zu zitternden Fäusten, so fest, dass seine Knöchel weiß hervortraten. Zu seinem größten Unbehagen beobachtete er eine Regung in Steffens Gesicht. Es war seine Oberlippe, sie zuckte ganz leicht, wieder und wieder, ganz schnell wie der Herzschlag eines kleinen Vogels mit gebrochenem Flügel, zitternd, leidend.
Er hatte dieses Zucken schon einmal gesehen, lang, lang ist´s her, als sie noch beide halbe Kinder waren und Kevin zu dumm, um es zu verstehen. Steffen hatte damals immer ein großes Geheimnis um seinen Vater gemacht, hatte ihn nie erwähnt, war immer ausgewichen, wenn die Kinder ihn neugierig nach ihm gefragt hatten oder woher die Prellungen und Schürfwunden kamen.
Kevin hatte ihn nur ein einziges Mal gesehen und sich sofort vor ihm gefürchtet. Es war die kindische Angst, wie vor dem schwarzen Mann oder Pennywise dem Clown, die jeden Augenblick aus dem Wandschrank stürmen könnten oder aus dem Bett hervorkriechen und aus dessen Klauen man sich erst befreite, wenn man zu alt wurde, um seine Phantasie zu benutzen. Steffens Vater hatte Kevin aufgefordert zu gehen und obwohl er gerne noch geblieben wäre, hatte ihm eine innere Stimme verraten, dass man diesem Mann besser aus dem Weg ging.
Steffens Vater war ein unglaublich breit gebauter, grobschlächtiger Mann gewesen, mit hochgezogenen Schultern und geballten Fäusten. Doch was Kevin am meisten geängstigt hatte war seine verdammte Unterlippe, die immer und immer wieder gezuckt hatte wie verrückt, fast, als stünde er kurz davor, seine äußere Hülle zu sprengen und sein wahres Ich auf die Menschheit loszulassen.
Kevin verkniff sich, Steffen darauf hinzuweisen und versuchte stattdessen, sich auf das Spiel zu konzentrieren. Er schlug mit einem seinen Läufer Steffens zweiten Springer.
Steffen lies Kevin nicht aus den Augen, sah für einen Sekundenbruchteil auf das Feld, spielte dann seinen nächsten Zug.
„Schach“, sagte er ruhig, „gib es zu!“
Kevin brachte den König in Sicherheit, schüttelte dann den Kopf.
„Nein, ich hatte nichts mit ihr!“
Steffen schlug Kevins Dame mit seinem Läufer, die er unachtsam weil nervös ungedeckt gelassen hatte.
„Lügner! Sie hat deine Nummer im Handy gespeichert! Ihr habt oft telefoniert! WARUM?“
Kevin schlug Steffens Läufer, doch das brachte die Dame nicht zurück.
„Keine Ahnung. Hier und da Mal haben wir ein wenig…“
Steffen schlug Kevins ersten Springer, brachte ihn nicht nur auf dem Feld in arge Bedrängnis.
„LÜGNER! Warum?“
Kevin fiel mit einem Mal auf, wie nahe Steffen ihm gekommen war. Er konnte seinen heißen, flachen, hechelnden Atem auf seinem Gesicht und zugleich auch spüren, wie sein Kreislauf ihn langsam im Stich ließ. Er zog überhastet den zweiten Springer zum Angriff nach vorn, doch Steffen ignorierte seinen Zug einfach.
„WARUM?“, fragte er, lauter als je zuvor, schlug auch den zweiten Springer. „Nico hat euch gemeinsam im del Mar gesehen! Was habt ihr da getrieben.“
Kevin wollte antworten, doch wurde wieder antworten.
„SCHACH!“
„Weil..weil…VERDAMMT NOCHMAL STEFFEN!“
„WARUM? IHR WART IN EINEM REISEBÜRO! WARUM“
Kevin zuckte zusammen. Das er davon ebenfalls Wind bekommen hatte, war ihm nicht klar gewesen und Steffen schien den Blick in Kevins Augen richtig zu deuten. Kevin versuchte, sich wegzudrehen, Steffen packte ihn am Kragen.
„SIE MICH AN!“
Kevin tat wie befohlen.
„IHR HABT EINE REISE GEBUCHT! FÜR ZWEI, NACH MADRID! WARUM?“
Jetzt verlor Kevin die Nerven. Er spielte überhastet, unkonzentriert, unter Druck.
„WARUM?“, schrie Steffen ein letztes Mal, „VERDAMMT NOCHMAL, SAG DIE WAHRHEIT ODER ICH BRING DICH UM!“
Dann sah Kevin, wie sich etwas im Gesicht seines Freundes veränderte. Jede Freundschaft war verschwunden und zugleich in Kevin jede Hoffnung, dass er um die Wahrheit herumkam.
Steffen vergaß ihre Abmachung, vergaß ihre Situation. Er hob seine mächtige Faust zu einem fürchterlichen Schlag. Kevin sah ihm in die Augen, die Augen eines Verrückten, die Augen seines Vaters, die Augen des Monsters unter seinem Bett.
„DU MIESER KLEINER…“
Kevin tat etwas, dass er niemals hatte tun wollen.
Er brach sein Versprechen.
„WIR WOLLTEN DEN ANTRAG VORBEREITEN!“, schrie er Steffen an.
Einen Augenblick lang konnte er noch die wutverzerrte, hasserfüllte Grimasse bewundern, in die sich das Gesicht seines Freundes verwandelt hatte, dann löste sie sich auf und all das, was übrig blieb war Verwirrung.
„Was…?“
„Sie wollte dir einen Antrag machen“, wiederholte Kevin schluchzend, eine Träne rann seine Wange hinunter.
„Ich habe es mit ihr geplant. Den Antrag, die Hochzeit, die Flitterwochen, alles! “
Aus der Verwirrung in Steffens Gesicht wurde Entsetzen.
Er rang lange, mühevoll nach Worten, konnte sich dann nurnoch wiederholen, fassunglsos, atemlos.
„Was?“
„Sie wollte dich nicht mehr heiraten“, fuhr Kevin fort, die Worte sprudelten aus ihm heraus wie Blut aus einer tiefen, tödlichen Wunde.
„Obwohl sie dich noch liebte, sie wollte es nicht mehr. Du hast ihr nie vertraut, hast mir nie vertraut, hast ihr nachspioniert, als müsstest du jeden Moment damit rechnen, dass sie dich betrügt. Ich habe ihr versprochen, es dir nie zu erzählen. Sie sagte, du sollst glauben, was du glauben willst. Sie wollte nicht, dass du es erfährst. Sie hatte Angst, du würdest nicht damit klarkommen.“
Steffen sah Kevin einfach nur an, schlug die Hände vors Gesicht.
„Oh Gott, Kevin…“, entfuhr es ihm, „oh Gott! Ich meine…warum…ich…“
Seine Stimme versagte ihm den Dienst.
Die beiden alten Freunde schwiegen eine kurze Zeit, dann ergriff Kevin wieder das Wort, schützte mit seinem nächsten Zug wieder den König.
„Wir haben nicht mehr viel Zeit“, brachte er keuchend hervor.
Steffen nickte. Er machte seinen letzten Zug, schlug mit seiner Dame Kevins Turm.
„Schachmatt“, sagte er leise, jedoch so laut er konnte.
Kevin nickte, senkte den Blick. Steffen konnte im Schein der Neonröhre auf dem Boden in ihrer Mitte kleine, funkelnde Tränen fallen sehen. Auch Steffen konnte seine Tränen nicht mehr zurückhalten. Kevin hatte Steffen niemals weinen gesehen, er war häufiger mal traurig, manchmal sogar verzweifelt, doch er hatte nie geweint. Er hatte es früh verlernt, in seinem Leben, dass so wenig schöne Seiten hatte und so viel Leid.
Steffen erhob sich mit der Kraft, die ihm noch geblieben war und half auch Kevin auf die Beine.
„Kevin, mein Freund“, sagte er langsam, „hat mich gefreut.“
„Mich auch.“
Die beiden umarmten einander, drückten einander so fest, sie konnten.
„Wir sehen uns gleich“, fügte Kevin schluchzend hinzu.
„Ich hoffe es.“
Dann reichten sie einander die Hände und als Steffen seine wieder zurückzog, spürte er die Kugel auf seinem Handteller.
Kevin wandte sich um, schlich mit gesenktem Kopf über die Leitungen zur Tür.
„Kevin!“
Er hielt inne.
„Ja?“
„Ich liebe dich.“
Kevin lächelte.
„Ich dich auch, mein Großer“, erwiderte er lächelnd, hatte ihn seit ihrer Schulzeit nicht mehr so genannt.
Mit zitternden Händen und flachem Atem nahm Steffen den Revolver aus seiner Hosentasche und schob die einzelne Kugel in die obere Kammer.
Kevin hörte wenige Sekunden später einen Schuß durch alle Gänge und Räume und Schächte donnern.
Nun war er allein.
Und doch, zum ersten Mal in seinem Leben war Kevin wirklich ein bisschen neidisch auf Steffen. Steffen hatte es hinter sich, Kevin würde noch eine Weile warten müssen.
Langsam und gedankenverloren trottete er durch die auf den Kopf gestellten Gänge, stieg über Rohre und Leitungen hinweg und dann durch eine weitere Luke hindurch.
So fand er sich auf der Brücke wieder, griff das Perioskop, dass aus dem Boden zu ragen schien und sah hindurch. Nichts als das blaue, endlose Meer, weit und breit, über ihm, unter ihm, an seiner Seite.
Wie schön, wie still.
Langsam spürte Kevin es brennen, ein Ziehen in seinen Lungen.
Gleich darauf nahm er wieder auf dem Boden, der einst die Decke war, platz und legte sich auf den Rücken, sah stumm nach oben in das flimmernde Neonlicht, dass langsam schwächer wurde und letztendlich erlosch.

 

Hallo RatedY2J!

Erstmal Grundsätzliches, auf das du in literarischen Texten achten solltest: Zusätzliche Betonungen erreicht man über Kursivsetzung; Großbuchstabenschreibweise wirkt eher lächerlich, sorry. Außerdem solltest du deinen Text vor dem Posten auf Fehler durchsehen, es sind noch 'ne Menge drin (vergessene Leerzeichen, RS-Fehler (Tipper) die jede RS-Prüfung problemlos finden würde u.s.w.) => Sowas kommt beim Leser selten gut an.
"Perioskop" => Bitte, wenn dein Text schon auf 'nem U-Boot spielt, solltest du wenigstens die Grundbegriffe richtig schreiben!

Bei den Dialogen solltest du darauf achten, dass der Leser erkennen kann, wer gerade spricht. Du beginnst immer einen neue Zeile, sobald Anführungszeichen kommen. Das ist unklug, der Leser verliert den Faden. Man macht zwar immer einen Zeilenumbruch, wenn der Sprecher wechselt, aber wenn ein und derselbe was tut und dann was sagt, darf da kein Zeilenumbruch hin.
Du scheinst dir selbst nicht ganz sicher zu sein, wer nun wer ist. Beispiel: "Steffen hatte bis vor einem Dreivierteljahr noch eine Freundin gehabt. Sie war, soweit Kevin es von außen beurteilen konnte, eindeutig Kevins große Liebe."

Der Text behandelt über eine große Strecke nur ein hin und her von "Du hast mit ihr geschlafen" - "Nein, hab ich nicht". Das ist langweilig, weil nichts vorangeht.

Leider wird das gesamte Setting, das Thema nicht klar. Warum sind die da zu zweit allein auf einem U-Boot, wie schafft es ein U-Boot, sich in freiem Wasser auf den Kopf zu legen, warum haben die nur eine einzige Kugel/Patrone und warum ist es besser, sich zu erschießen, als anders zu sterben? (Soll das brennende Ziehen Ersticken darstellen?) Es gibt auch noch andere effektive Methoden zum Selbstmord => was den gesamten Text ein wenig überflüssig macht, sorry. Er könnte sich erhängen, sich die Kehle durchschneiden u.s.w., u.s.f.
"Seltsam" sollte nicht bedeuten, dass sich der Autor schlicht und einfach keine Gedanken gemacht hat.

Naja.

Grüße
Chris

 

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