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Schall und Rauch

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09.11.2004
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Schall und Rauch

Max rauchte. In erster Linie tat er das, weil die Sucht ihn in frühen Jahren gepackt hatte und bis zum heutigen Tag nicht locker lies. Er war aber auch der Meinung, dass das Leben, das so tragisch und komisch zu gleich in all seinen Finessen war, verschwendet werde, wenn der Genuss der all zu überbewerteten Gesundheit weichen müsse.
Zum anderen drückte es aber auch einen Teil seiner Persönlichkeit aus. Max war Anfang 20 und es ging ihm nicht gut. Das kam nicht vom Rauchen, sondern von der Welt selbst.
Das Feuer, das seit seiner Kindheit wie ein alles verschlingender Buschbrand gewütet hatte, war all zu schnell von den Sorgen einer erbarmungslosen, biederen Realität gelöscht worden.
Das Leben das einst unbeschwert war, ähnelte zunehmend einem matschigen, mit Unkraut überwucherten Pfad im düsteren Wald.
Er wusste nicht wann er angefangen hatte, über all die Dinge in dieser mehr als komplexen, unüberschaubaren Welt nachzudenken. Er wusste nur, dass er auf keinen Punkt kam, denn immer wenn er anfing, sich über Sachverhalte klar zu werden, eröffneten sich neue Perspektiven, die die vorhergehenden Perspektiven stürzten. Und wenn er einmal ein Ausrufezeichen setzen konnte, so nahm er eines seiner Bücher in die Hand, welche lange vor seiner Zeit geschrieben wurden und stellte mit Entsetzen fest, dass vor ihm schon jemand diese Feststellung gemacht hatte.
Er kam mit dieser Welt nicht in Einklang. Ständig zeigte ihm die Natur, welche Wunder sie geschaffen hatte und er konnte es nicht fassen, dass dieses Wunder sich durch die Erschaffung der Primaten selbst zerstören wollte. Wie eine Zigarette, dachte er sich, der Mensch als Zigarette der Natur. Er verursacht tödlichen Lungenkrebs, sinnierte er und zog genüsslich an seiner Zigarette. Warum es nicht der Natur gleich tun und sich Giftstoffe einverleiben die nach und nach, ganz langsam, das Große, Ganze zerstören. Da hilft nur noch ’ne Chemotherapie.
Was sollte er tun? Er konnte nichts tun! Jedenfalls nichts, was das Problem des stetigen Zerfalls anbetraf. Was sollte er tun mit der Zeit, die für ihn vorgesehen war! Aussteigen, so wie er es neulich im Fernsehen gesehen hatte und nur von der Natur leben. Das konnte er nicht, zu sehr war er an den Luxus gewöhnt. Anderen Menschen helfen, die es weniger gut hatten als die westlichen Länder. Vielleicht. Kreativ tätig werden und seinem Verlangen nach Ruhm nachgeben. Das wäre eine schöne Sache. Die Ideale würden zwar dann in einen kleinen, dunklen Keller gesperrt, aber er wäre Jemand. Nein.
Die Politik? Wenn er ehrlich zu sich selber war, fand er nicht viel Gefallen daran seine Ideale zu verstecken, aber sie zu verkaufen, das wäre nun wirklich abartig.
Vielleicht könnte er etwas über das Wort erreichen. Vielleicht würden seine Gedanken Zufluss finden durch ein Stück Papier. Vielleicht könnte er Leute umstimmen, obwohl genau betrachtet die Leute umgestimmt waren nur nichts taten, da es ihnen gut ging. Vielleicht aber konnte er die Leute von ihren bequemen Sesseln wieder zum Tanzen bringen, sodass die Stühle, ob bequem oder nicht, in ein dunkles Licht getaucht, für ein paar Lieder in Vergessenheit geraten würden. Und wer weiß, vielleicht würde die Feier ja ewig dauern.

Max stand aus seinem kleinen Bett auf und rieb sich die Stirn. Müde schleppte er sich unter die Dusche, frühstückte und schloss die Wohnungstür hinter sich. Seit einem Monat war aus dem elterlichen Haus in dem ruhigen Vorort einer Kleinstadt gezogen, um sein Glück an der Universität zu versuchen. Nebenbei verdiente er sich ein paar Euro beim Kellnern.
Als er vor dem Haupteingang des Universitätsgebäudes stand, traf er ein kleines Grüppchen eifrig plappernder Studenten dort an. Er kannte sie und gesellte sich zu ihnen. Frank, Jennie, Horst und Roland. Vier Kommilitonen aus seinem BWL-Kurs.
„Grüß dich“, sagte er jedem und gab ihnen dabei die Hand.
„Siehst müde aus! Wieder mal verschlafen, was?“, sagte Frank und grinste ihm entgegen.
„Schlafprobleme!“, war die Antwort.
„ Du denkst zu viel. Schalt doch einfach mal ab“, kommentierte Jennie.
„Möglich. Aber das geht einfach nicht. Das Studium und diese bekackt….“. Als Max’ Stimme lauter wurde unterbrach ihn Horst.
„Nicht schon wieder. Das führt doch zu nichts. Du musst das alles mal lockerer sehen. Mach dein Studium, beschäftige dich meinetwegen nebenbei mit ’ner Briefmarkensammlung. Tu mal irgendwas um auf andere, konstruktivere Gedanken zu kommen.“
„Ja, mach’s mit dir selbst aus“, pflichtete Roland bei.
Max verzog das Gesicht, nickte, schritt durch die Gruppe hindurch und dankte mit einer Handbewegung ab, ehe er das Gebäude betrat. Im Hörsaal saß er neben Jennie.
Der Saal war voll von Studenten, die alle durcheinander redeten.
Jennie beugte sich vor. Max sah ihr interessiert ins Gesicht.
„Ist was?“, fragte er.
„Lass dich nicht von ihnen hindern!“
„… An .. ehm … was?“
Sie beugte sich noch ein wenig näher.
„Na du weißt schon. Denk ruhig drüber nach und wenn du diskutieren willst, komm zu mir.“
Das machte ihn sprachlos. Er kannte die Vier noch nicht lange und war darüber sehr verwundert, dass gerade sie ihn aufforderte über solche Dinge zu diskutieren.
„Weißt du was mich am meisten bewegt?“, fragte er schüchtern. Jennie war eine klasse Frau.
„Nein?“
„Das Allerschlimmste ist…“ Der Rest des Satzes ging unter, weil einer der Studenten in den vorderen Reihen sich gerade über eine Studentin vor ihm übergeben hatte. Auch Jennie hatte sich von ihm abgewendet um sich das Spektakel an zu sehen. Wie ein nasser Pudel hing Max über sein Tischchen gelehnt und begriff in diesem Moment, dass ihm niemand je wirklich zu hören würde. Es machte keinen Sinn. Es gab zu viele Ablenkungen. Jennie wendet sich, nachdem sie das Mädchen ausführlich betrachtet hatte, ihm wieder zu.
„Du wolltest gerade etwas sagen.“
„Nein, nein ist schon gut, war nicht so wichtig“, log er. Im nächsten Moment kam der Professor herein, das bekotzte Mädchen lief aus dem Raum und langsam beruhigten sich wieder alle um die wichtigen Dinge des Lebens zu lernen.

 

Wäre nett wenn mir das noch jemand in Gesellschaft verschieben könnte habs aus Versehen hier hin geschrieben

 

Aber gerne! :)
Verschoben von "Experimente" nach "Gesellschaft".

 

Hallo Lucino,

als allererstes: du hast den Text zwei Mal hintereinander gepostet. Ich denke, das war keine Absicht, oder?

Ich hätte deinen Prot schütteln können, so wie er an Selbstmitleid zergeht. Keine Kritik an dir, nur an Max. Kritisieren kann man viel, auch leiden unter der Welt, die Frage ist ob man irgendwann anfängt zu handeln. Einige Dinge an deiner Geschichte sind mir nicht so ganz klar. Was z.B. soll das Gespräch mit Jennie?

Du hast übrigens ein paar tolle Formulierungen in deiner Geschichte - die Leute von den Sesseln zum Tanzen bringen, Ausrufezeichen setzen usw. - Kompliment!

Müde schleppte er sich unter die Dusche, Frühstückte
frühstückte
Frank, Jennie, Horst und Roland. Drei Kommulitonen aus seinem BWL-Kurs.
Kommulitonen? Und drei?

Schau nochmal über die Kommasetzung, da hast du einige Fehler.

Liebe Grüße,
Juschi

 
Zuletzt bearbeitet:

1. Nein, dass ich die Geschichte zwei mal gepostet hab war keine Absicht (hab ich auch gar nicht gemerkt. Danke für den Hinweis).

2. Das Gespräch mit Jennie: Ich weiss nicht ob ich das hier so sagen kann, denn jeder Leser soll die Geschichte ja selbst versuchen zu verstehen. Aber na gut. Eigentlich wollte ich damit nur zeigen, dass Jennie nicht wirklich Interesse an Max' Gedanken hat, sondern an ihm selbst, wenn du verstehst was ich meine. (siehe Oberflächlichkeit).
Kommasetetzung werd ich nochmals überarbeiten. Ebenfalls den Rechtschreib- und Logikfehler. Danke für deine Kritik.

 

Hallo Lucino,

da fühlt sich aber jemand unverstanden und hilflos. Und nicht einmal die zarten Bande aufkeimender Attraktivität können ihn aus seinem Loch zerren.
Max trägt seine Gedanken, wie das Gewicht der Welt auf seinen Schultern und hat das Gefühl, niemand würde ihm tragen helfen. Im Gegenteil, wenn er darum bittet, wird dankend abgelehnt. Den Genuss, den er sich einredet, mit der Zigarette zu haben, kann er schon nicht mehr genießen, das eigene Credo ist unter Selbstmitleid erstickt.
Man wünscht ihm, er würde sich erheben und tanzen, vielleicht mit Jenny ...
Trotz einiger schöner Formulierungen listet mir der Text etwas zu sehr nur den Weltschmerz auf. Den kann ich zwar verstehen, aber darüber zu hinaus geschieht mir etwas zu wenig.

Er verursacht tödlichen Lungenkrebs, sinnierte er und zog genüsslich an einer selbigen
Da hast du den Bezug außer Acht gelassen. Du meintest natürlich, Max zieht an einer Zigarette, warst aber schon lange beim Lungenkrebs.
Warum es nicht der Natur gleicht tun und sich Giftstoffe einverleiben
gleicht
Seit einem Monat war aus dem elterlichen Haus in dem ruhigen Vorort einer Kleinstadt ausgezogen um sein Glück an der Universität zu versuchen
- das zugehörige "aus" hast du ja schon früher
- gezogen, um
sah er ein kleines Grüppchen eifrig plappernder Studenten dort an.
es sei denn, du meinst definitiv, er betrachtete sie.
Vier Kommulitonen
Kommilitonen
und dankte mit einer Handbewegung ab ehe er das Gebäude betrat.
ab, ehe
„Das aller schlimmste ist…“
Das Allerschlimmste ist ...
weil einer der Studenten in den vorderen Reihen sich gerade über eine Studentin vor ihm übergeben hatte.
mag ein hübsches Bild sein, funktioniert aber kaum. Selbst Sturztrunkene drehen sich in der Regel weg, wenn sie sich übergeben.

Lieben Gruß, sim

 

Danke für die nette Kritik und die eifrige Fehelrsuche.
Zum sich übergebenden Studenten: Mag ein wenig überzogen sein, gibt aber gut wieder, finde ich, wie sehr sich Menschen mit hirnloser (in diesem Fall) Kotze beschäftigen ;)
Das war eigentlich alles, was diese Szene an Inhalt zu tragen hat.

Ich werd's demnächst mal mit einer Geschichte in eine gaaaaanz andere Richtung probieren. Bis dahin: Dankeschön!

Gruß, Lucino Pavarotti

 

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