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Schandfleck

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19.08.2001
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Schandfleck

Ich stehe vor Toms Haustür und drücke den Knopf der Gegensprechanlage, neben dem sein Name steht. Als sich längere Zeit niemand meldet, drehe ich mich um und steige die Stufen hinab. Plötzlich ertönt Tom’s grunzende Stimme durch den Lautsprecher.

„Hmmmnnsis...“

Ich gehe zurück und neige meinen Kopf zum Mikrofon.

„He, ich bin’s. Mach auf.“

Zehn Sekunden tut sich nichts, ich höre lediglich statisches Rauschen. Schließlich ertönt ein Summen und das Eingangstor geht mit einem klackenden Geräusch auf.

Der Anblick von Tom ist mit einem Wort erschütternd. Dunkle Augenringe und ein Bartstoppelfiasko zieren sein Gesicht, irgendeine eingetrocknete Substanz klebt an seinen Lippen und seine Augen sind rot. Ein einst weißes T-Shirt flattert an seinem Oberkörper herum und ist gesprenkelt mit Essensflecken und Löchern, die zweifelsohne von Zigaretten- oder Jointglut stammen. Er sieht einfach beschissen aus. Dennoch breitet er grinsend die Arme aus, als er seine Wohnungstür öffnet, um mich hereinzulassen.

Es stinkt erbärmlich und als er die Tür hinter mir schließt, überkommt mich ein kurzes Schwindelgefühl, bis ich schließlich nur mehr flach durch den Mund atme. Ich umarme ihn kurz und setze mich schnell auf die Lehne des Sofas – die einzige Stelle, die ich ausmachen kann, von der ich nicht denke, mir irgendeine juckende, blutige Infektion zu holen. Tom steckt sich eine Zigarette in den Mund und setzt sich mir gegenüber auf einen Sessel. Lächelnd inhaliert er blauen Rauch und schüttelt schließlich langsam seinen Kopf.

„Mann, dich hätte ich echt nicht erwartet.“

Ich sehe ihm in die Augen und versuche, meinen Bruder zu sehen. So wie er noch vor fünf Jahren ausgesehen hat. Jung, kräftig, zuversichtlich in die Zukunft blickend. Es ist nichts mehr da. Der Typ, der mir gegenübersitzt, sieht meinem Bruder nicht mal mehr wirklich ähnlich. In den paar Minuten, die ich in seiner Wohnung bin, wird mir klar, wie sehr ich diese Angelegenheit hinter mich bringen will.

„Ich dachte, ich seh mal nach, was du so treibst. Wie geht es dir?“, frage ich ihn.

Er lächelt mich schief an, als hätte ich einen schlechten Witz erzählt.

„Komm schon ... wie’s mir geht?“

Er breitet seine Arme aus und deutet auf den Raum.

„Sieh dich doch mal um. Wie soll es mir schon gehen?“

Er nimmt einen letzten Zug von seiner Zigarette, deren Filter bereits angekokelt ist und drückt sich die Glut danach in die Handfläche. Ohne mit der Wimper zu zucken und immer noch traurig lächelnd läßt er die Kippe danach auf den Boden fallen.

„Wie soll es mir schon gehen?“, wiederholt er leise, das Lächeln verschwindet so schnell wie es erschienen ist. „Seit fünf Jahren gibt keiner von euch einen Scheißdreck auf mich. Seitdem July gestorben ist, habe ich keinen mehr von euch gesehen oder gehört. Weder Mutter noch Vater. Isi nicht und Sami nicht und dich auch nicht. Es war, als hättet ihr mich alle verstoßen. Und plötzlich.. wow! Plötzlich stehst du vor meiner Tür. Der verloren geglaubte Bruder.“

Ich versuche den Augenkontakt zu halten, immerhin gibt es Gründe, warum keiner in der Familie mehr was mit Tom zu tun haben wollte, aber ich schaffe es nicht und wende schließlich verlegen den Blick ab.

Es schmerzt, den Namen July zu hören. Nachdem mich meine Frau, ohne mir jemals die Gründe zu nennen, verlassen hatte, war sie der einzige Mensch gewesen, der es geschafft hatte, mich auf andere Gedanken zu bringen. Sie war Toms Frau und starb auf eine furchtbare Art und Weise. Niemand sollte so abtreten müssen. Dummerweise war sie, als der Lastwagen von der Straße abkam und ihren halben Körper in ein Fiasko aus Blut, zersplitterten Knochen und Eingeweiden verwandelte, auf dem Weg zu mir. Tom hat nie erfahren, dass wir ein Verhältnis hatten. Dass sie nicht gestorben wäre, wenn wir uns an diesem Tag nicht in einem billigen Hotel getroffen hätten. Dass sie noch leben würde, wenn ich sie nicht angerufen hätte um sie zu bitten dorthin zu kommen, nur weil ich fickrig war wie ein beschissener Straßenköter. Ihr hatte die Sache scheinbar immer mehr bedeutet als mir und erst als ihr Tod langsam auch in mein Bewußtsein zu sickern begann, fing ich an, sie immer mehr zu vermissen. Tom hatte keine Ahnung, dass ich Schuld war am Tod seiner Frau. Aber er würde es erfahren. Deswegen war ich hier.

„Du hast versucht dich umzubringen.“, gebe ich schließlich lahm von mir.

Er sieht mich kopfschüttelnd an.

„Mein Leben, meine Entscheidung.“

„Aber du hast versucht, uns alle mitzuvergiften.“

Er verzieht den Mund zu einem schiefen, verlegenen Grinser.

„Ja, das war wohl nicht eine meiner besten Ideen. Keine Ahnung, ich dachte, ich nehm euch einfach mit, wenn ich abtrete. Irgendwie dachte ich, ihr wärt an allem mit Schuld gewesen.“

Bilder von unserem Krankenhausaufenthalt huschen durch meinen Kopf. Magen auspumpen, Infusionen, Übelkeit, Krämpfe, Scheiße und Pisse, die nicht im Körper bleiben will ... keine Ahnung, wie jeder einzelne von uns die Strychninvergiftung hatte überleben können. Ein Arzt hatte vermutet, dass Tom die Dosis einfach zu niedrig gehalten hatte. Etwas, was ich bis heute nicht verstehen kann. Wäre ich an seiner Stelle gewesen, hätte ich einfach das gesamte Zeug ins Kartoffelpürree gemischt und fertig. Aber dann würde ich jetzt wohl nicht hier sitzen.

Ich bin gerade im Begriff, das Gespräch in eine andere Richtung zu lenken, damit ich ihm endlich gestehen kann, dass July wegen mir gestorben ist, als Tom aufsteht, eine kleine Holzbox aus einer Kommode holt, sich wieder hinsetzt und sein Spritzbesteck vor mir ausbreitet. Ich verziehe keine Miene, schließlich will er mich bewusst schockieren.

„Macht dir doch nichts aus, oder?“.

Er sieht mich schelmisch lächelnd an. Ich schüttle den Kopf.

Er stellt einen verbogenen Löffel auf und schüttet ein weißes Pulver aus einem kleinen Papierbriefchen hinein. Mit einer Spritze zieht er etwas Wasser aus einem Glas und tröpfelt es auf das Pulver.

„Verdammt schwierig, heutzutage guten Stoff zu finden.“

Er schiebt einen kleines, bunsenbrennerartiges Ding unter den Löffel und drückt auf einen kleinen Knopf auf der Seite. Fauchend schießt eine kleine blaue Flamme empor und beginnt die Unterseite des Löffels zu erhitzen.

Ich weiß seit Jahren, dass Tom fixt. Aber dass er sich hier derartig vor mir entblößt, hat irgendwie etwas Exhibitionistisches. Soweit ich weiß, ist es verdammt untypisch für Heroinsüchtige, diesen Prozess mit Nicht-Junkies zu teilen. Keine Ahnung, was er versucht mir hier zu beweisen. Vermutlich mag er sich das Zeug einfach nur reinballern, damit er sich nicht mehr um mich kümmern muss. Wenn er sich den Schuss setzt, ist er unbrauchbar und kommt wer weiß wann wieder zu sich. Ich habe nicht mehr viel Zeit.

Als sich das Pulver komplett aufgelöst hat und zu blubbern beginnt, stellt Tom den Brenner ab und lässt etwas Watte, die er zu einem Kügelchen zusammengerollt hat, in die trübe Flüssigkeit fallen. Er schnappt sich eine kleine Metallspritze, steckt die Nadel in den Wattebausch und zieht die Spritze mit der Flüssigkeit im Löffel auf. Plötzlich wirft er mir einen Blick zu.

„Schon mal probiert?“

Er hält die Spritze hoch. Ich schüttle meinen Kopf.

„Lust auf ne Dosis?“ Er lächelt mich diabolisch an. Ich schüttle erneut den Kopf.

„Ist vermutlich besser. Der Scheiß macht echt süchtig, weißt du?“

Lachend tippt er mit seinem Daumennagel seitlich an die Spritze.

Ich verlagere mein Gewicht auf der Couchlehne, als ich merke, dass meine rechte Arschbacke eingeschlafen ist, überlege es mir dann doch anders und stehe plötzlich auf. Tom sieht zu mir auf. Er denkt, ich will jetzt schnell raus aus diesem Loch und steht ebenfalls auf, um mich zur Tür zu begleiten. Als ich mich aufrichte, spüre ich, wie der Lauf der Glock, die ich hinten in den Bund meiner Hose gesteckt habe, in meine Kimme rutscht. Ich schlucke. Jetzt muss alles sehr schnell gehen. Ich muss ihm erzählen, was passiert ist und danach kann ich mir eine Kugel verpassen. Deswegen bin ich hier.

Bilder von diversen Klinikaufenthalten huschen durch meinen Kopf. Sedative, Krämpfe, Lederriemen, Pfleger, die lachend Zigaretten auf meinem Rücken ausdrücken ... es wäre gelogen, wenn ich behaupten würde, die ganze Angelegenheit wäre spurlos an mir und meinem geistigen Zustand vorübergegangen.

Tom geht in Richtung Tür, ich bleibe stehen.

„Ich bin schuld an Julys Tod.“, sage ich schließlich.

Er bleibt stehen und dreht sich zu mir um.

„Hm?“

Ich schlucke. Mein Hals ist trocken wie der Anus eines Kamels im Sandsturm.

„Ich bin schuld an Julys Tod.“, wiederhole ich krächzend. „Wir hatten ein Verhältnis. Nachdem mich Sarah verlassen hat, wusste ich weder ein noch aus. Eines Tages rief sie mich an und wollte sich mit mir treffen. Es ist einfach irgendwie passiert. Sie hat sich auf mich gestürzt wie verrückt, aber ich habe sie nicht abgewiesen. Nach dem ersten Mal konnten wir nicht aufhören. Ich wusste, dass ich etwas Schlechtes mache, aber ich konnte es einfach nicht beenden.“

Ich spüre, wie mir der Schweiß aus jeder einzelnen Pore meines Körpers ausbricht. Tom steht vor mir und sieht mich einfach nur stumm an. Ausdruckslos, wie eine Statue.

„An dem Tag, an dem sie gestorben ist ...“ Ich schließe meine Augen, als ich merke, dass sie tränen. Muss wohl die trockene Luft hier drin sein.

„An dem Tag.. sie war auf dem Weg zu mir, wir wollten uns treffen. Sie war zu Fuß unterwegs und kurz vor dem Hotel hat sie der LKW erwischt. Ich bin schuld an ihrem Tod, Tom. Hätte ich die Finger von July gelassen, wäre das alles hier nicht passiert.“

Tom sieht mich immer noch fassungslos an, geht zur Couch und lässt sich hineinfallen. Er fährt sich mit der Hand durch sein langes, fettes Haar und schließt seine Augen. Während ich nachdenke, ob ich noch irgendetwas hinzufügen kann, ehe ich mir das Hirn rausballere, scheint er in Gedanken meilenweit entfernt zu sein.

„Es tut mir leid.“, schluchze ich. „Oh Gott, Tom, es tut mir so leid.“

Meine Hand greift nach hinten zum Bund meiner Hose, ich fasse den Griff der Glock und ziehe sie heraus und lasse die Hand kurz seitlich an meinem Körper baumeln. Okay, Zeit zu gehen. Ich hebe meinen Arm, lade durch und entsichere die Waffe. Als Tom das Geräusch vernimmt, zuckt er kurz zusammen und öffnet ein Auge um einen Blick auf das zu werfen, was sich da vor ihm abspielt. Nachdem ich zweimal tief durchgeatmet habe, schließe ich fest meine Augen, und ramme den Lauf, aufwärts gerichtet, gegen meinen Gaumen.

„Sie hat es dir nie erzählt, oder?“, fragt Tom schließlich. Ganz ruhig, so als würden wir beide auf einer Parkbank sitzen und uns über Börsenkurse unterhalten. Ich halte inne und öffne meine Augen.

„Waff?“

„Sarah. Sie hat es dir nie erzählt, richtig?“

„Waff erfähl?“ Spucke schwappt von meiner Unterlippe und rinnt die Oberseite des Laufs hinunter.

„Von ihr und mir.“

Mein Herz setzt zwei Schläge lang aus.

„Nimm doch die Knarre aus dem Mund.“ Tom deutet auf die geladene, entsicherte Waffe, die immer noch in meinem Mund steckt. In Zeitlupe ziehe ich den Lauf aus meinem Mund und lasse den Arm sinken. Wovon zum Teufel redet er da eigentlich?

„Wovon zum Teufel redest du da eigentlich?“, krächze ich schließlich, als ich genug Energie für einen ganzen Satz aufbringe.

Tom legt die Spritze, die er die ganze Zeit über in der Hand gehalten hat, auf den Tisch zurück und lehnt sich langsam zurück

„Sarah. Sie und ich hatten ein Verhältnis. Bei der goldenen Hochzeit von Mutter und Vater ist es das erste Mal passiert. Im Gartenhäuschen hinter dem Rosenbeet. Wir haben Bier getrunken um von der Menschenmenge wegzukommen. Wir haben uns unterhalten und da ist es einfach passiert.“

Bilder von der Feier huschen in Ansätzen durch meinen Kopf. Hauptsächlich kann ich mich noch daran erinnern, mir die Seele aus dem Leib gekotzt zu haben, nachdem ich mich mit Sarah über irgendeine lächerliche Sache gestritten und mir danach mit einer Flasche Scotch die Hucke vollgesoffen habe. Ich sehe sie leibhaftig vor mir, wie sie wutentbrannt aus der Küche meiner Eltern stürmt, eine Bierflasche in der Hand.

Langsam gehe ich zur Couch und setze mich, nachdem ich die Glock neben die Spritze auf den Tisch gelegt habe, neben Tom. Mir ist schwindlig und tausend Gedanken schießen durch meine geschundene Birne. So sitzen wir eine Weile stumm nebeneinander, ohne dass sich einer rührt.

„Es tut mir leid.“, sagt Tom schließlich. „Ich wollte, das alles wäre nicht passiert. July hat davon erfahren und wollte es mir heimzahlen.“

Ich lehne mich zurück und schüttle den Kopf, als Tom das ausspricht, was mir soeben unter anderem durch den Kopf gegangen ist.

„Es tut mir so leid, Kleiner.“, wiederholt er. „Hätte ich die Finger von Sarah gelassen, wäre das alles nicht passiert.“

Als ich meine Augen öffne, bricht ein Seufzer aus mir heraus und plötzlich fühle ich mich, als hätte man mir eine Zentnerlast von den Schultern genommen. Es könnte doch noch alles gut werden. Der schäbige Raum, den Tom sein Wohnzimmer nennt, sieht plötzlich weniger blass aus und der muffelige Geruch scheint verschwunden zu sein. Die Brandnarben auf meinem Rücken scheinen aufgeregt zu pulsieren, so als wollten sie mir sagen, dass sie sich für mich freuen.

Ich drehe meinen Kopf und werfe meinem Bruder einen Blick zu. Er sieht mich an wie ein kleiner Junge, den man beim Wichsen erwischt hat. Mir wird schlagartig bewußt, dass er tatsächlich Schuld an der ganzen Sache hat. Ich spiele kurz mit dem Gedanken, mir die Glock zu schnappen und das gesamte Magazin in ihn zu entleeren, als mir die Spritze einfällt, die daneben liegt. Nein, seine Methode dauert länger. Seine Methode ist genauso todsicher. Und falls nicht, kann ich die Sache immer noch beenden.

„Lust auf Pizza?“, fragt mich Tom schließlich, nachdem wir scheinbar eine Ewigkeit stumm nebeneinander vor uns hin gebrütet haben. Ich überlege kurz.

„Scheiß drauf, warum nicht? Gehen wir.“, sage ich.

Und wir scheißen drauf.

Und wir gehen.

 

Hallo Groovekill!

Deine Geschichte zeigt eine Welt, in der nichts mehr in Ordnung ist: da gibt es Betrug und Mord- und Selbstmordversuche, Drogen, und selbst die Pfleger im Krankenhaus sind böse. Und das mit den Pflegern war mir dann zuviel, denn ihr Bösesein ist nur noch ein zusätzlicher Schnörkel, der für die Geschichte eigentlich nichts bringt. Das coole Ende macht dann alles wieder gut, das kommt wirklich ganz trocken und lakonisch daher, nachdem es vorher schon diese etwas lahme Pointe mit dem Gegen-Treuebruch Toms gegeben hat. Du neigst etwas zu Übertreibungen, das mit den Pflegern ist ein Beispiel, aber auch in deinem Stil hast du das, zwei Stellen nenn ich dir im Folgenden.

Ansonsten war´s recht spannend und kurzweilig zu lesen, der leichte, flappsige Ton bricht das ganze Böse, das zwischen Brüdern ist, ironisch auf und macht es so erträglich. Ganz ernst kann man die Geschichte ja auch nicht nehmen. Und soll man sicher auch nicht. Und das Ende ist, wie gesagt, fast genial, wie sie da wieder einfach Brüder sind und zusammen eine Pizza essen gehen, als wär nix. Hat mir recht gut gefallen.

Fehler und Anmerkungen:

Ich stehe vor Tom’s Haustür und drücke den Knopf der Gegensprechanlage, neben dem sein Name steht. Als sich längere Zeit niemand meldet, drehe ich mich um und steige die Stufen hinab. Plötzlich ertönt Tom’s grunzende Stimme durch den Lautsprecher.
Toms - ohne Apostroph
Der Anblick von Tom ist mit einem Wort erschütternd. Dunkle Augenringe und ein Bartstoppelfiasko zieren sein Gesicht, irgendeine eingetrocknete Substanz klebt an seinen Lippen und seine Augen sind so rot, als wären sie entzündet.
den letzten Nebensatz kannst du dir sparen - rote Augen sind immer entzündet, das ist so eine Stelle, wo du es übertreibst
Ein einst weisses T-Shirt flattert
weißes - schau dir BITTE mal die Regeln zur ss/ß-Schreibung an! ;)
Dennoch breitet er grinsend die Arme aus, als er seine Wohnungstür öffnet um mich hereinzulassen.
Komma: öffnet, um
Es stinkt erbärmlich und als er die Tür hinter mir schließt überkommt mich ein kurzes Schwindelgefühl
Komma: schließt, überkommt
die einzige Stelle, die ich in der kurzen Zeit ausmachen konnte, von der ich nicht denke, mir irgendeine juckende, blutige Infektion zu holen.
zu umständlich - warum nicht einfach: "Die einzige saubere Stelle, die ich ausmachen kann" (im Präsens bleiben)
Lächeln inhaliert er blauen Rauch
Lächelnd
So wie er noch vor 5 Jahren ausgesehen hat.
fünf
wie sehr ich diese Angelegneheit erledigen will.
Angelegenheit - besser statt "erledigen" - "hinter mich bringen will"
„Ich dachte, ich seh mal nach was du so treibst.
Komma: nach, was ...
„Komm schon.. wie’s mir geht?“
immer: drei Punkte mit Abstand, also: schon ... wie´s
„Wie soll es mir schon gehen?“, wiederholt erleise und das Lächeln verschwindet so schnell wie es erschienen ist.
space: er leise, Komma: so schnell, wie ...
Es schmerzt den Namen July zu hören.
Komma: schmerzt, den ...
Sie war Tom’s Frau
ohne Apostroph: Toms
Dummerweise war sie, als der Lastwagen von der Straße abkam und ihren halben Körper in ein furchtbares Fiasko aus Blut, zersplitterten Knochen und Eingeweiden verwandelte, auf dem Weg zu mir.
"furchtbares" streichen
Dass sie nicht gestorben wäre, wenn wir us an diesem Tag nicht in einem billigen Hotel getroffen hätten.
uns
Dass sie noch leben würde, wenn ich sie nicht angerufen hätte um sie zu bitten dorthin zu kommen, nur weil ich fickrig war wie ein beschissener Straßenköter und sie unbedingt vögeln wollte.
Komma: hätte, um sie ... wieder zuviel, wenn er fickrig ist, ist es klar, dass er sie vögeln will.
Ihr hatte die Sache scheinbar immer mehr bedeutet als mir und erst als ihr Tod langsam auch in mein Bewußtsein zu sickern begann, fing ich an sie immer mehr zu vermissen.
Bewusstein, Komma: an, sie immer ...
die nicht im Körper bleiben will.. keine Ahnung
will ... keine
Ich verziehe keine Miene, schließlich will er mich bewußt schockieren.
bewusst
Er schiebt einen kleines bunsenbrennerartiges Ding
Komma: kleines, bunsen ...
stellt Tom den Brenner ab und läßt etwas Watte
lässt
Ich schüttle meinen Kopf.
„Lust auf ne Dosis?“ Er lächelt mich diabolisch an. Ich schüttle erneut meinen Kopf.
Es ist klar, dass es nicht der Kopf von Tom ist, also einfach: den Kopf
steht ebenfalls auf um mich zur Tür zu begleiten.
Komma: auf, um
Jetzt muß alles sehr schnell gehen.
muss
Bilder von meinem Klinikaufenthalt huschen durch meinen Kopf. Sedative, Krämpfe, Lederriemen, Pfleger, die lachend Zigaretten auf meinem Rücken ausdrücken, Scheiße und Pisse, die nicht im Körper bleiben wollen. Es wäre gelogen, wenn ich behaupte würde, die ganze Angelegenheit wäre spurlos an mir und an meinem geistigen Zustand vorübergegangen. Irgendwie habe ich das Gefühl, mich die letzten fünf Jahre ständig angepisst oder angeschissen zu haben.
Ich würde diese Stelle ersatzlos streichen, es ist hier TOOO MUCH, vor allem auch schlecht, da du das mit der Scheiße und der Pisse schon mal hast.
wußte ich weder ein noch aus
wusste
Nach dem ersten Mal, konnten wir nicht aufhören.
ohne Komma
Ich wußte, dass ich etwas Schlechtes mache, aber ich konnte es einfach nicht beenden.“
wusste
Ich spüre, wie mir der Schweiss aus jeder einzelnen Pore meines Körpers ausbricht.
Schweiß
„An dem Tag, an dem sie gestorben ist..“ Ich schließe meine Augen als ich merke, dass sie tränen. Muss wohl die trockene Luft hier drin sein.
Abstand: gestorben ist ...", Komma: Augen, als ...
Tom sieht mich immer noch fassungslos an, geht zur Couch und läßt sich hineinfallen.
lässt
„Waff erfähl?“ Spucke schwappt aus meiner Unterlippe und rinnt die Oberseite des Laufs hinunter.
entweder: "schwappt aus meinem Mund" oder "schwappt von meiner Unterlippe"
Tom legt die Spritze, die er die ganze Zeit über in der Hand gehalten hat auf den Tisch zurück und lehnt sich langsam zurück
Komma: gehalten hat, auf den Tisch ...
Hauptsächlich kann ich mich noch daran erinnern, mir die Seele aus dem Leib zu kotzen
gekotzt zu haben
Ich sehe sie leibhaft vor mir
leibhaftig
Langsam gehe ich zur Couch und setze mich, nachdem ich die Glock neben die Spritze auf den Tisch gelegt habe, neben Tom.
Ich würde den Nebensatz hier weg lassen, das doppelte "neben" klingt nicht gut. Außerdem hast du es ja eh gleich nochmals drinnen, dass er die Waffe weglegt.
Mir ist schwindlig und tausend Gedanken schiessen durch meine geschundene Birne.
schießen
Als ich meine Augen öffne, bricht ein Seufzer aus mir heraus, der mir eine Zentnerlast von den Schultern zu nehmen scheint.
Nein, das geht nicht, der Seufzer kann ihm nicht die Last nehmen, das musst du anders formulieren.
Die Brandnarben auf meinem Rücken scheinen aufgeregt zu pulsieren, so als wollten sie mir sagen, dass sie sich für mich freuen.
Hier musst du halt was anderes pulsieren lassen. ;)
Er sieht mich an wie ein kleiner Junge, den man beim onanieren erwischt hat. Mir wird schlagartig bewußt
groß: Onanieren, besser wäre aber "Wichsen", da der Ton doch eher umgangssprachlich ist - siehe Birne usw., bewusst
Ich spiele kurz mit dem Gedanken mir die Glock zu schnappen und das gesamte Magazin in ihn zu entleeren
Komma: Gedanken, mir ...

Wie wär´s, wenn du auch mal ein paar Kommentare schreibst, dann kriegst du sicher auch mehr Antworten. ;)

Gruß
Andrea

 
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Hey grOOvekill@!

Die Geschichte hat mir gut gefallen. Deine Figuren sind lebhaft, wenn auch totale Idioten. Aber das macht nix, Antihelden sind super, sofern ich als Leser den Eindruck habe, dass es vom Autor so gewollt war. Und das hatte ich. Sollte das nicht der Fall sein, dann verschweig es lieber. :D Weil mal ehrlich, die beiden Kerle, da ist einer blöder als der andere. Der Erzähler hat so ein furchtbar schlechtes Gewissen wegen diesem Verhältnis, das er mit der Frau seines Bruders hatte, weil er glaubt, sie sei wegen ihm verunglückt, aber dann findet er raus, dass ja doch sein Bruder schuld ist, und er freut sich noch drüber. Zeigt mir irgendwie, dass es hier nur um die Schuld geht und nicht um die Frau selbst. Das sind selbstmitleidige Egoisten, alle beide. Aber das ist keine Kritik, ich finde es hat was erfrischend Ehrliches.

Und jetzt kommt die Kritik.

„Lust auf Pizza?“, fragt mich Tom schließlich, nachdem wir scheinbar eine Ewigkeit stumm nebeneinander vor uns hin gebrütet haben. Ich überlege kurz.

„Scheiß drauf, warum nicht? Gehen wir.“, sage ich.

Und wir scheißen drauf.

Und wir gehen.

Was soll denn dieses Ende? Das reißt jetzt mein ganzes Antihelden-Lob wieder raus, das ist mir zu kitschig, klingt zu sehr nach Friede Freude Eierkuchen, auch wenn es das wahrscheinlich nicht ist. Eigentlich ist es nichts Halbes und nichts Ganzes, so als wär dir kein passendes Ende eingefallen.

Noch ein paar Sachen, die mir aufgefallen sind:

„He, ich bin’s. Mach auf.“
Er sagt gar nicht, wer er ist, aber dem Text zufolge haben sie sich seit 5 Jahren nicht gesehen. Kann der Bruder so einfach durch ne Gegensprechanlage erkennen, wer da ist und "He, ich bin's" sagt, als wären sie verabredet? Was sie ja nicht sind.
Pfleger, die lachend Zigaretten auf meinem Rücken ausdrücken,
:susp: Das musst du mir jetzt aber erklären.
Scheiße und Pisse, die nicht im Körper bleiben wollen.
Das schreibst du vorher schonmal. Ich weiß nicht, ob das Absicht ist, aber die Wiederholung macht sich nicht gut.
Ich schlucke. Mein Hals ist trocken wie der Anus eines Kamels im Sandsturm.
Der Vergleich hinkt. Oder hast du schonmal einem Kamel in den Hintern gefasst? Ist es da trocken? Ich weiß es übrigens auch nicht, also nicht dass du denkst. :D
„Waff?“
Die ganze Szene ist unfassbar cool, die beste Stelle in der ganzen Geschichte, weil sie mir zeigt, dass ich die beiden Protagonisten gar nicht ernst nehmen soll. Dieser Umschwung ist dermaßen absurd ("Du, deine Frau hat dich mit mir betrogen." - "Sag bloß, deine auch."), da passt das echt gut. Ich hab den Eindruck, du mischst dich da sehr ins Geschehen ein, aber ohne dass es herablassend wirkt. Ich hoffe, das macht Sinn was ich hier sage. Ich weiß jedenfalls was ich meine.

Achso, nochwas Formales. Im Text sind noch viele Fehler drin, Kommata, ss statt ß und umgekehrt, die Zeichensetzung bei der wörtlichen Rede, verdrehte und vergessene Buchstaben und so weiter. Ich war jetzt zu faul die alle rauszusuchen, die findest du selber, zumal ich glaube, dass du eh nicht besonders intensiv Fehlerlesen gemacht hast. :p Außerdem setzt du statt den drei Auslassungspünktchen immer zwei. Entweder drei oder noch besser nur einen Punkt. Und: müssen diese Leerzeilen zwischen den wörtlichen Reden denn sein? Bei Absätzen versteh ichs ja noch, aber das hier finde ich unübersichtlich und es zieht die Geschichte nur optisch in die Länge. Aber musst du selber wissen.

Liebe Grüße,
strudel

Edit: Ich seh grad, Fehler und so hat Andrea schon gesucht, wie praktisch. :p

 
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Hi Andrea & Strudel,

erstmal vielen, vielen Dank für die Korrekturen und für's Feedback. Ich bin jedesmal erschüttert, wie viele Fehler ich eingebaut habe, obwohl ich den Text mehrmals überprüft habe. Es sei gesagt, dass ich früher, als noch die gute, alte Rechschreibung herrschte, selbige ganz gut beherrschte, mittlerweile aber leider den Faden verloren habe. Dürfte auf die ganzen ss und ß Fehler erklären. Dummerweise habe ich momentan auch keine Word-Rechtschreibhilfe installiert, was die Sache zusätzlich verkompliziert. Aber egal, ich danke euch vielmals, dass ihr euch die Zeit genommen hast und meine Story gelesen bzw. korrigiert habt. :)

Wie du richtig bemerkt hast, neige ich sehr zu Übertreibungen und, nein, die Geschichte sollte man alles andere als ernst nehmen. Das mit den Pflegern habe ich übrigens dringelassen, weil ich auf diese Art und Weise erklären wollte, warum der Prot einen Dachschaden hat (neben der unendlichen Schuld, von der er glaubt, dass er sie trägt). Abgesehen davon sind mir Krankenpfleger einfach unheimlich und ich kann mir sehr gut vorstellen, wie sie ihren armen, wehrlosen Patienten in jeder freien Sekunde mit fiesen Folterwerkzeugen wehtun. :D Nein, das war ein Scherz, falls mich jetzt irgendwelche Pfleger erschlagen wollen...

Also nochmals Danke, ich habe fast alle Korrekturvorschläge berücksichtigt. Und du hast auch recht, ich sollte mir mal tatsächlich andere Autoren hier reinpfeifen und meinen Senf dazu abgeben. War jetzt fast ein Jahr untätig, was das Schreiben anbelangt und hab jetzt wieder Lust bekommen. :)

 

Salü Groovekill,

die Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Gut geschrieben, leicht und flüssig zu lesen, Charaktere die mich in ihrer Sprache und ihrem Verhalten überzeugt haben. Die Überarbeitung hat ihr gut getan. Ich habe die von Andrea erwähnten Schnörkel und Übertreibungen jedenfalls nicht mehr als störend empfunden.

Auch wie Du die Stelle mit dem Gegentreuebruch einführst und beschrieben hast, hat mich überzeugt. So ein 'Vorfall' scheint gar nicht so selten zu sein. Ich habe erst kürzlich von einem ziemlich ähnlichen Drama gehört. Das wurde von den Protagonisten aber nicht annähernd so brüderlich gelöst.

Hier habe ich noch einen kleinen Fehler entdeckt:

Ein einst weißes T-Shirt flattert an seinen Oberkörper herum und ist gesprenkelt mit Essenflecken und

an seinem Oberkörper und
müsste es nicht Essensflecken heissen?

Also mir hats gefallen in dieser Dichte und auch im Ton. Besonders diese Passage ging mir unter die Haut:

„Sie hat es dir nie erzählt, oder?“, fragt Tom schließlich. Ganz ruhig, so als würden wir beide auf einer Parkbank sitzen und uns über Börsenkurse unterhalten. Ich halte inne und öffne meine Augen.

„Waff?“

„Sarah. Sie hat es dir nie erzählt, richtig?“

„Waff erfähl?“ Spucke schwappt von meiner Unterlippe und rinnt die Oberseite des Laufs hinunter.

„Von ihr und mir.“

Mein Herz setzt zwei Schläge lang aus.

„Nimm doch die Knarre aus dem Mund.“ Tom deutet auf die geladene, entsicherte Waffe, die immer noch in meinem Mund steckt. In Zeitlupe ziehe ich den Lauf aus meinem Mund und lasse den Arm sinken. Wovon zum Teufel redet er da eigentlich?


Das ist wirklich gut!

Lieben Gruss,
Gisanne

 

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