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Scheidungsgründe

Len

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29.03.2009
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Scheidungsgründe

Scheidungsgründe


„Was machst du da?“ ertönt es hinter mir, gefolgt von einem schmierig klingendem Raucherhusten und dem obligatorischem Schluckgeräusch.
„Ich schmier mir ein Brot.“ kläre ich ihn auf, ohne mich bei meiner Tätigkeit stören zu lassen. Stattdessen verteile ich den Aufstrich in aller Ruhe so, dass er eine gleichmäßige Schicht bildet, auf der man hätte schreiben können.
„Und was ist das?“ Ein behaarter Unterarm greift an meiner Seite, unter dem angewinkelten Arm, vorbei, damit der ausgestreckte Zeigefinger auf die Mitte des Tellers deuten kann. Beinahe berührt der überlange Fingernagel mein Abendessen.
„Leberwurst.“ lautet meine Antwort.
‚Sieht man doch.’ denke ich.
„Alter! Das ist ja eklig!“
Langsam wende ich meinen Kopf, so dass ich ihn aus den Augenwinkeln heraus sehen kann.
„Wo liegt dein Problem?“
„Das ist ja fast mehr Belag als Brot.“ meint er, mit nach oben gehender Stimme, und rückt sich die, von Fingerabdrücken übersäte, Brille zurecht, in deren Seitenbügeln sich ein paar graue Strähnen verfangen haben. Eine davon zupfe ich, den Oberkörper mit möglichst geringem Bewegungsaufwand drehend, los.
„Ein gutes Leberwurstbrot wird nun mal auch gut geschmiert. Da darf nichts mehr vom Brot zu sehen sein.“
„Das Brot liegt hier sicher einen fingerbreit drunter!“
Ich seufze und lasse die Schulter sinken, um, bereits leicht lethargisch klingend, zu sagen:
„Ich leg ja noch ne Scheibe obendrauf.“
„Toll! Dann hast du einen Leberwurstburger!“ ereifert er sich, während seine Hände wie aufgescheuchte Tauben durch die Luft flattern. Für eine Millisekunde streifen einige der fliegenden Finger mein Ohr. Es zieht kurz, als er dabei den silbernen Ohrring erwischt. Scheiss Grobmotoriker.
„Sag mal…!“ nun drehe ich mich endlich vollständig zu ihm um, stemme eine Hand in die Hüfte und lasse die andere, die noch das Messer festhält, vor seinem Gesicht hin und her schwingen. „Hast du nichts Besseres zu tun als dich über mein Essverhalten zu pikieren!?“
„Ich find das einfach nur abartig!“
„Du musst es ja auch nicht essen!“ erwidere ich angepisst.
„Würd ich auch nicht tun! Dafür habe ich meine Herzkranzgefäße viel zu lieb gewonnen.“ entgegnet er, das stoppelige Kinn forsch nach vorne streckend.
„Schön für dich!“
Als er daraufhin kein Contra mehr gibt, beende ich mein essbares Meisterwerk indem ich noch etwas Petersilie auf die graurosa Masse streue. So sieht es einfach schöner aus. Das Auge isst ja mit.
Den Teller auf die flache rechte Hand legend, wühle ich im Vorratsschrank herum, um anschließend ein Glas Nutella und ein Einmachglas mit Essiggurken hervorzuziehen, die beide neben das Brot auf den Teller gestellt werden.
Dann quetsche ich mich, ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen, an ihm vorbei, um mein Essen ins Nebenzimmer zu jonglieren.
„Und was ist das!?“ ruft er mir nach, abermals auf den Teller deutend, doch dieses Mal auf die beiden Gläser bezogen.
„Nachtisch!“

Fin

 

Hallo Len,

ich bin mir etwas unschlüssig darüber, was Deine Wurstbrot-Zubereitungsszene mit Scheidungsgründen zu tun haben könnte.
Aber ich denke mir, dass dieses Paar (wenn man mal davon ausgeht, dass der Ich-Erzähler weiblich ist) bzw. die Ehe der beiden in der Auflösung begriffen ist. Wahrscheinlich ereifert man sich dann über solche Belanglosigkeiten wie die Zubereitung eines Leberwurstbrotes oder die Streichdicke der Wurst.
Obwohl, es sollen ja auch schon Ehen geschieden worden sein, wegen der berühmten falsch ausgedrückten Zahnpastatube oder des nicht geschlossenen Klodeckels. Insofern könnte Deine Story wieder stimmig sein.

Die Szene kommt ganz gut rüber, finde ich, nur hätte ich am Ende gerne noch mehr über die beiden und ihre (zu Ende gehende) Beziehung erfahren, mehr Details. Ich kann weder ihr Alter erahnen, noch wie lange sie z.B. zusammen (verheiratet?) sind. Was gut ankommt ist die Sprachlosigkeit die dieses Paar hat, denn sie können nicht mehr normal miteinander reden. Jede Kleinigkeit (wie die Dicke der Wurst) wird zum Aufhänger für Feindseligkeiten und Streit. Das ist meistens der Anfang vom Ende einer Beziehung und diese Ohnmacht hast Du gut nachgezeichnet.

Aber Scheidungsgründe sind das trotzdem nicht in meinen Augen, da müssen andere Brüche vorweg gegangen sein, dass diese Sprachlosigkeit überhaupt eintritt und das Paar in diese Phase gerät. Denn sie gehen sich offentlich nur noch auf die Nerven. Am besten gefällt mir der Seitenhieb auf die Herzkranzgefäße.

LG
Giraffe :)

 

Hey Len,

und Willkommen. Bei drei Geschichten wirst Du Dir eine Menge anhören können :).

Deine Geschichte erinnert mich an Ehepaare, welche in Restaurants gehen, sich aber nichts mehr zu sagen haben, einfach nur raus gehen, da sie die Stille im Haus nicht mehr ertragen. Man lebt nebeneinander her und doch gehört man laut "Vertrag" zueinander, man erfüllt ihn ... pflichtbewusst.

Insofern ist Deine geschilderte Szenerie schon beispielhaft für eine Beziehung ohne Beziehung. Alles egal, ist doch (Leber)wurscht ;).
Dennoch muss ich Giraffe recht geben, wenn ihr etwas in Deiner Geschichte fehlt. Mir auch, wenn vielleicht auch etwas anderes. Ja, die beiden haben eine Vorgeschichte, natürlich haben sie diese und die muss da rein, damit ich als Leser erfahre, dass es sich hierbei nicht nur um schlechte Laune oder einen genervten Moment handelt, in welchem sich Deine Akteure ebenfalls befinden könnten.

„Was machst du da?“ ertönt es hinter mir, gefolgt von einem schmierig klingendem Raucherhusten und dem obligatorischem Schluckgeräusch.

In diesen Satz muss viel mehr Emotionalität hinein. Das "kaputte" Moment, wird für mich durch Raucherhusten und Schluckgeräusch nicht genügend hervorgehoben.
Schlürft es hinter mir durch die Küche ... starrt es mich angewidert an ..., kaut schmatzend ein Stück Harzer Käse, in der Werbepause ... steht er vor mir mit seiner verdreckten Brille und den Haaren aus seinen Ohren ... irgendwie so etwas.
Da Deine Geschichte recht kurz ist, müssen Deine Sätze mehr Inhalt tragen.
Aktionen für Emotionen stehen.

„Ich schmier mir ein Brot.“ kläre ich ihn auf, ohne mich bei meiner Tätigkeit stören zu lassen.

Das ist schon besser, sie übergeht seine Anspielung, hat keine Lust auf den Reiz einzugehen. "Kläre ich auf", ist zuviel in diesem Satz, dass erahnt der Leser. Ihre Gleichgültigkeit sollte hier eine ganz klare Sprache sprechen.

Hinter Brot kommt kein Punkt, wenn die wörtliche Rede in einem Satz eingebetet ist, sprich: es weiter geht. Nur nebenbei.

„Leberwurst.“ lautet meine Antwort.
‚Sieht man doch.’ denke ich.

Kürzer ist schärfter: "Leberwurst", als wenn er es nicht sehen könnte.
usw., usw.

Den Aufbau Deiner Geschichte finde ich gut, das Ende finde ich gut, wenn sie mit ihrem Teller und den "kleinen Freuden des Lebens" (andere hat sie zu diesem Zeitpunkt ja nicht mehr) in IHR Zimmer verschwindet, hinter sich die Tür schließt.

Dann quetsche ich mich, ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen, an ihm vorbei, um mein Essen ins Nebenzimmer zu jonglieren.
„Und was ist das!?“ ruft er mir nach, abermals auf den Teller deutend, doch dieses Mal auf die beiden Gläser bezogen.
„Nachtisch!“

Ich hoffe, dass saure Gurken und Nutella hier nicht für die Gelüste einer Schwangeren stehen :D, das wäre fatal!

Aus deinen Zeilen geht für mich zwar eine erkrankte Beziehung hervor, aber um sie zum Tode (Scheidung) zu verurteilen, da bräuchte sie für mich noch den ein oder anderen Schliff. Was bisher da steht, liest sich nicht übel, aber ein wenig Politur kann nicht schaden :).
Vorausgesetzt, Du willst dass ausdrücken, was ich Dir hier gerade unterstelle, dass Du es ausdrücken willst ...

Soweit meine Eindrücke und Anmerkungen.

Beste Grüße
Fliege

 

Hallo Len,

die Geschichte funktioniert leider nicht für mich. Erst einmal nimmst Du in der Überschrift schon den ganzen Pepp weg. Man wird nur noch in dem bestätigt, was man sowieso erwartet. Und wieso nennt die offenbar männliche Person seine Frau „Alter“?

„Und was ist das?“ Ein behaarter Unterarm greift an meiner Seite, unter dem angewinkelten Arm, vorbei, damit der ausgestreckte Zeigefinger auf die Mitte des Tellers deuten kann. Beinahe berührt der überlange Fingernagel mein Abendessen.
„Leberwurst.“ lautet meine Antwort.
‚Sieht man doch.’ denke ich.
Alter! Das ist ja eklig!“
Langsam wende ich meinen Kopf, so dass ich ihn aus den Augenwinkeln heraus sehen kann.
„Wo liegt dein Problem?“

Oder soll das kein Ehepaar sein, sondern eine WG oder so was? Was soll dann der Titel?
Abgesehen davon strotzt die Geschichte vor Fehlern in der wörtlichen Rede.


„Ich schmier mir ein Brot.“ kläre ich ihn auf,

Kein Punkt wenn der Satz noch weitergeht, dafür nach den Ausführungszeichen ein Komma.
Das zieht sich durch den ganzen Text, macht es auch schwer lesbar, das solltest Du korrigieren.

Zum Inhalt: ein Paar, das sich so hasst, dass es selbst die Essgewohnheiten des anderen nicht mehr ertragen kann.
Dann hört dein Text auf. Das ist in meinen Augen nur eine Skizze, die wie aus einem größeren Zusammenhang gerissen erscheint und keine eigene Geschichte.

Sorry, das war einfach nichts für mich.
Gruß,

Sammamish

 

Hallo Len,
über manches Ende kann man schwer Geschichten schreiben, in denen etwas geschieht - das Ende ist ja genau darin begründet, daß nichts mehr geschieht. Zustandsbeschreibung also, sehr statisch. Wenn keine Substanz mehr da ist, erregt man sich darüber, daß man nichts mehr hat, sich zu erregen - das sieht dann so aus. Für Dein Alter schreibst Du beunruhigend authentisch.

Set

 

Hallo Len,

Deine Antwort brauchst Du mir eigentlich nicht als PM zu schicken, die passt genauso gut unter Deine Geschichte.
Dafür ist das Forum schließlich da.
Im Übrigen sehe ich es weder als „Pech“ noch als „Glück“ an, ob mir bestimmte Geschichten gefallen oder nicht.
Ich gebe meinen Eindruck wieder und gebe auch gern mal einen Tipp, sofern mir etwas auffällt.
Wenn Dir mein kleines Kommentarchen schon aufstößt, dann wirst Du in dem Forum nicht viel Freude haben.

Trotzdem lieben Gruß,
Sammamish

 
Zuletzt bearbeitet:

Es interessiert mich einfach nicht ob ich den 'Geschmack' einer Person treffe. Ich will eine konstruktive und (vorallem!) objektive Kritik. Da haben, meiner Meinung nach, persönliche Vorlieben nichts drin zu suchen.

Siehs wie einen Zahnarztbesuch: Der Arzt sagt einem was nicht stimmt und was okay ist. Aber er beurteilt nicht nach eigenen Vorlieben a la 'Ich mag kleine Vorderzähne lieber.'. Das bringt Einen nicht weiter (außer man will dem Arzt gefallen).

Ich hab mich extra hier angemeldet, weil ich in anderen Archiven hauptsächlich persönliche Meinungen gehört hab und nun auf was Neues hoffe. :)

 

Hm, hm, Len. Das seh ich aber anders. Erst einmal hat der obrige Kommentator sehr wohl einen sehr konstruktiven Kommentar geschrieben, über den ich mich an deiner Stelle gefreut hätte, denn - solltest du mal "echt" publizieren, wirst du sehr wohl abhängig von der subjektiven Meinung deiner Leserschaft abhängig zu sein.

Mal davon abgesehen, dass so ein feedback schlichtweg auch interessant sein kann: Wie hat der andere meine Geschichte verstanden? Wie erlebt er sie? Wie fühlt er darin?
Habe ich rüber bringen können, was ich sagen wollte?

Und zudem hat man sich die Mühe gemacht, dich auf Fehler und Rechtschreibung mit Beispielzitaten aufmerksam zu machen, was man meiner Meinung nach auch zu schätzen wissen sollte, weil sich der andere dadurch eine wirkliche Mühe gemacht hat.

Und jetzt zu deiner Geschichte ;-) : Für mich beginnt sie relativ interessant. Schon einmal so, dass ich weiter lesen möchte. Als der eine Protagonist allerdings mit "Alter" anfängt, ist für mich schon der Punkt erreicht, an dem ich ihn, seine Freundin und die Geschichte nicht mehr ernst nehmen kann, was, so hatte ich es jedenfalls verstanden (?), wohl wichtig für die Aussage deiner Geschichte ist.

Allerdings hast du trotzdem schön skizziert, wie ein Paar sich verhält, das sich nicht mehr leiden kann. Finde ich zumindest.

 

Salü Len,

Ich hab mich extra hier angemeldet, weil ich in anderen Archiven hauptsächlich persönliche Meinungen gehört hab und nun auf was Neues hoffe.

Sechs Kommentare und noch keine Reaktion von Dir - das zeigt nicht gerade Engagement von Deiner Seite.

Wenn 'persönliche Meinungen' für Dich nichts Neues sind, was erwartest Du dann? Lob für eine 'Geschichte', die derart alltäglich daherkommt - ohne jegliche literarische Verdichtung, ohne Hintergrund? Solch Ehepaaren kann ich überall begegnen, das brauche ich hier nicht zu lesen. Das gibt mir nichts.

Sorry, Neueres konnte ich Dir nicht bieten!
Gisanne

 

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