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Schicksalshelden

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16.09.2004
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Schicksalshelden

Drei Helden speit die blutrote Scheibe am Horizont in das tote Vakuum
Einer kämpft für den Zweck des Lebens
Einer kämpft für den Schutz des Lebens
Einer kämpft ums Überleben
Sterben werden sie alle
(Ard Lamur, Schicksalshelden, 2143)

SCHICKSALSHELDEN

Am Anfang war Gott, am Ende herrschten der Mensch. Seine Feinde zerbarsten in einem Inferno aus Plasma und Neutronen. Wurden dahingerafft und in ihre Atome zersetzt. Er war der Superlativ des Sensenmannes und sein Eintreffen war ebenso unausweichlich. Einer Naturgewalt gleich. Eine perverser Fehler des allmächtigen Schöpfers. Ein hungerndes Virus nach Macht, Ruhm und Zerstörung – ohne Gefühle und Verstand. Die verwitternden Statuen der antiken Völker auf den Ruhmesplätzen unten auf der Erde wispern noch von Geschichten einst tugendhafter Krieger für das Licht der Freiheit. Zu spät ist es für einen Wechsel. Denn alles hat seine Zeit. Licht und Schatten. Bleiben oder Umkehren. Tod oder Verderben.


Die Zeiger der Thekenuhr verhießen vier Uhr nachmittags. Es war immer noch unerträglich heiß, was auch nicht der Jahrhunderte alte quietschende Deckenventilator mindern konnte. Wie jeden Tag vergewisserte ich mich durch dem Rum in meinen Cocktails, dass die Zeit auch ordentlich totgeschlagen wurde in dieser kleinen Bar aus Bambusholz. Sie lag direkt hinter den Dünnen aus weißem Sand, die in eine türkisblaue Brandung übergingen, was nur von vereinzelten Palmen unterbrochen wurde. Strohhalme für den Cocktail hatte ich schon seit längerer Zeit aufgeben, die Schirmchen, das wusste der Barkeeper wollte ich auch nicht, genauso wenig wie diese kleinen Obststückchen als Verzierung. Ich spülte sie einfach so herunter. Sie und ihre Eiswürfel waren schließlich das einzige, was gegen die teuflische Glut helfen und meine Gehirnzellen etwas betäuben konnte.
Ich nippte vorsichtig an dem Glas, was mir der einheimische Barkeeper wortlos vor mir auf schmierige Theke gestellt hatte. Ein Hauch von Limette und Rohrzucker verwöhnte meinen Gaumen. Wenn ich mich anstrengte, dann konnte ich mir sogar den Maracujasaft einbilden. Mich gegen die hölzerne Theke lehnend, sah ich über den verstaubten Fußboden, an den abgewetzten Tischbeinen hinaus auf die Dünen. Gedankenverloren trank ich weiter. Auf den zweiten Schluck schmeckte es etwas pelzig, süßlich verfault. Auf den zweiten Blick wirkte die Umgebung wie eine billige Kulisse aus einem rosaroten Streifen des vorletzten Jahrhunderts und schon beim ersten Eindruck wurde manchem schmerzlich bewusst, dass die Hitze eiskalt war.
Manche vergötterten diesen Ort, der sie das Blut und die Schreie vergessen ließ, welche ihnen früher Herzrasen, Alpträume und auswegslose Depressionen beschert hatten. Andere, wie ich, dachten an dieses ekelhafte Geschwür, welches wir in der Realität zerstört hatten. Welches in der Hülle des Freidenkers wieder auferstanden war und uns dieses verfaulte Gefängnis geschenkt hatte.
In der Tür, ein Tor aus gleißender Sonne, erschien plötzlich ein Schatten, wie ein Dämon aus der Hölle. Was sich daraus entwickelte, war allerdings das positive Negativum. Ein etwa ein Meter paar und siebzig großer, sonnengebräunter Engel im Urlaubsdress.
„Ey Andrew, noch mal so einen für Claire!“
Das von winzigen Sommersprossen um die Nase bedecke Gesicht entblößte ein unwiderstehliches Lächeln. Ihre Augen, der Farbe des türkisen Wassers gleich, streiften die meinen und versetzten mich in die zweite Klasse, als mich dieses unglaubliche Mädchen aus der vierten unverhofft angesprochen hatte. Ich war natürlich abgeklärter und stammelte mir keinen mehr zurecht, sondern lächelte selbstbewusst zurück.
Anstatt sich jedoch zu mir an die Theke zu setzen, entledigte sie sich ihres weißen, knappen Sommerkleidchens, rückte ihre Bikiniträger zurecht, wühlte in ihrer Tasche, holte eine Taucherbrille und Schnorchel zum Vorschein und erklärte: „Sorry, Ragnar, geh ein bisschen mit den Jungs am Strand tauchen.“ Sie wirbelte herum und verschwand mit ansehnlichem Hüftschwung wieder in dem gleißenden Licht. Der Barkeeper stellte mir den bestellten Cocktail auf die Theke. Seufzend riss ich den Strohhalm heraus und setze an.
„Na, das war ja wohl nichts. Aber was soll’s? Was die eine nicht will, holt man sich von der anderen.“, lachte Vigor, der auch im Schatten Zuflucht gesucht hatte. Er holte aus einer Kiste unablässig Dartpfeile und zielte damit auf eine Scheibe
Eine, wie die andere, dachte ich mir. Nicht einmal das gestrige Lustspiel mit der einen war authentisch gewesen und das ging nun schon so seit vier unerträglichen Jahren so. Für manche ein Paradies, für mich die Hölle, wenn ich an die Realität dachte.
„Zieh nicht so ein Gesicht. Das wird ja immer schlimmer, je länger wir hier sind. Spiel lieber ne Runde Dart mit mir!“ Vigor, war ein Riese aus Muskeln und Knochen. Seine Gesichtszüge waren kantig, sein braunes Haar kurz. Frauen fanden ihn anziehend, wahrscheinlich weil er nicht nur die Beschützerrolle perfekt ausfüllte. Ich versuchte ein erfreutes Grinsen aufzulegen, was mir sowieso nicht gelingen konnte und bewegte mich von meinem Barhocker. Das schlimmste an dieser Welt war, dass man sie nicht einmal beenden konnte. Ein paar meiner Jungs hatten schon versucht, sich zu ertränken, aufzuhängen oder zu erschlagen. Nichts funktionierte. War es da ein Wunder, dass es schlimmer wurde?
Ich schnappe mir einen Dartpfeil und zielte.

Grelles Licht blitzte auf, meine Nervenenden spuckten Feuer, ich rollte von einer kalten metallischen Halterung und spürte heißen Schmerz, als ich wenige Sekunden später mit den Ellenbogen voran auf Kunststoffboden prallte. Sofort versuchte ich mich aufzurappeln und meine Lider zu öffnen. Rote, verwaschene Lichter kreisten vor meinen Augen. Ich zitterte am gesamten Körper und merkte nebenbei, dass ich vollkommen nackt und meine Haut klebrig, feucht war. Ekelerregend. Panisch fasste ich an meinen Mittelfinger und fühlte den Ring meines verstorbenen Glückes. Vier Jahre lang hatte ich ihn missen müssen. Nun war ich zurück in meinem Revier! Allmählich ergaben die Geräusche in meinen Ohren auch wieder einen Sinn. Ich vernahm ein vertrautes Wort „Tribun! Tribun!“
Mehr aus Reflex sage ich mit so fester Stimme wie möglich „Ja?“ Diesen Namen war ich nicht mehr gewöhnt. Seid wir in dieser billigen Filmkulisse eingesperrt worden waren, hatte ich die Männer angewiesen, mich bei meinem Vorname, Ragnar, zu rufen. Doch die Zeit verlangte etwas anderes.
„Was ist passiert? Warum sind wir zurück?“, fragte jemand mit der Stimme eines Zombies.
„Centurio?“, rief ich, weil ich absolut keine Ahnung hatte.
„Ragnar, ich bin’s doch, Vigor. Du sprichst soeben mit deinem Centurio.“
„Oh. Deine Stimme hat sich in den letzten Augenblicken etwas ... verändert.“ Und das war noch eine Untertreibung.
„Du hörst dich auch nicht besser als lungenkrebskrank an.“
„Tribun!“, rief jemand. „In diesen Schränken befindet sich Kleidung. Ich schlage vor...“
Was der Soldat stolz als Kleidung betitelt hatte, war ein kratzender, grauer Kittel. Aber er war immerhin warm.
Allmählich konnte ich wieder einen klaren Gedanken fassen. „Männer!“, rief ich mit gebrechlicher Stimme, „AUFSTELLEN!“
Die fünfhundert geisterhaften Gestalten bildeten geschwind mehrere Reihen. Meine Seele schrie bei ihrem Anblick auf. Die stolzen Prätorianer der Handelswelten, das Abbild der einst glorreichen antiken römischen Leibwache, sahen aus wie eine Seniorenfahrt zu den Einäscherungsfabriken von Unlur. Zumindest hatten sie uns irgendetwas gespritzt, dass unsere Muskeln nicht vollständig hatte degenerieren lassen. Aufrecht stehen konnte noch jeder nach vier Jahren. „Männer!“ rief ich ein zweites Mal. „Es gilt herauszufinden, was passiert...“ Das letzte Wort raubte mir ein Explosion, welche die Tür am Ende der Halle aufsprengte und kleine, gedrungene Gestalten in den Raum spie, welche uns sofort mit Feuer und Tod beschenkten. Eines der Geschosse streifte mich, hinterließ höllische Schmerzen und bohrte sich dann in die metallische Halterung hinter mir. Hoffentlich traf es wenigstens die, welche sowieso ein Ende finden wollten, dachte ich, während ich hinter das Gestell hechtete. Ich tauchte vorsichtig aus meiner Deckung wieder auf und erkannte ein kleines Wesen, dass mit erhobener Waffe siegessicher in meine Richtung steuerte. Ich zählte bis zehn, dann stürzte ich mich hinter dem Gestell hervor auf das kleine Wesen, welches mich jedoch mit einer lässigen Bewegung seiner Waffe gegen meinen Kopf zu Boden beförderte und seinen schwarzen Stiefel auf mich stellte. Der Umstand, dass es keine Augen im Hinterkopf besaß, wurde ihm zum Verhängnis. Zwei Soldaten rissen es zu Boden und erledigten es mit seiner eigenen Waffe. Ein für alle mal. Zwei starke Hände griffen nach mir und zerrten mich wieder hinter eine Deckung.
„Danke, Soldat.“, sagte ich und rappelte mich auf.
„Ragnar, man, gehöre ich zu deinen Jungs?“ Als ich in das Gesicht blickte, blieb mir beinahe das Herz stehen. Es hatte weniger Sommersprossen, war blass wie eine Leiche und ihre Wangenknochen, die davor das Salz in der Suppe gewesen waren, erinnerten nun eher an einen grinsenden Totenkopf. Innerhalb des Bruchteils einer Sekunde rasten Bilder durch meinen Kopf, deren brisanter Inhalt auf der Annahme basierten, dass sie ein Computerprogramm gewesen sei.
Ihre Weiblichkeit hielt sie nicht davon ab, geübt die erbeutete Waffe gegen die Eindringlinge zu verwenden. Wenige Augenblicke später rief mein Centurio: „Feinde am Boden, Eingang gesichert!“ Ich hatte mittlerweile über die weitere Strategie nachgedacht und war zum Schluss gekommen, dass wir uns zum Schiffhangar durchlagen mussten und uns mit Hilfe von gekaperten Schiffen aus dem Staub machten. Ein Angriff auf das Gefängnis war schließlich nicht das Problem der Gefangenen.
Unterbewaffnet, untertrainiert, aber mit einem eisernem Willen bewegten wir uns gen unser Ziel und erreichten das Tor zum Hangar schließlich unter einigen Verlusten.
„Es liegen dort nur drei kleinere Schiffe der Klasse B1 und B3, ansonsten noch etwa 45 fremde Schiffe vom Feind“, meldete einer meiner Späher, den ich zum Auskundschaften des Hangars vorgeschickt hatte.
Damit konnten unsere Schiffe gerade mal 130 von meinen noch über 400 Soldaten aufnehmen.
„Dann kapern wir eben die Schiffe der Eindringlinge“, kommentierte Vigor.
„Kannst du sie etwa fliegen?“, entgegnete ich ärgerlich.
„Dann lernen wir es lieber schnell!“
Es gab tatsächlich keine andere Möglichkeit. Hinter uns wimmelte es noch immer von den Eindringlingen. Nach den toten Sicherheitskräften zu urteilen, hatte es auch keinen Sinn, sich zur Kommandozentrale der Station vorzuarbeiten.
„In Ordnung. Stürmen wir den Hangar und erbeuten so viele Schiffe wie möglich.“
Immer noch ohne Waffe, hielt ich mich an Claire, den Urlaubsengel. Sie machte mit ihrer Waffe tatsächlich eine gute Figur. Ein Kopfschuss nach dem anderen. Diese Trefferquote hätte ich nicht gehabt, vor allem nicht nach vier Jahren Pause. Wir stürmten das Eingangstor und überwältigten die verblüfften Wächter in Sekunden. Claires Ziel schien einer der fremden Schiffe zu sein. Immer wieder verfehlten mich nur um haaresbreite irgendwelche Geschosse. Ich sah tote kleine Eindringlinge, aber auch die meinen traf es oft nicht besser. Plötzlich erhob sich der Jäger, den wir stürmen wollten, vor uns in die Luft und noch während Claire versuchte, in Deckung zu gehen, wurde sie von einem Geschoss zu Boden geschmettert. Ich hechte neben sie, schulterte ihren regungslosen Körper, griff mit der freien Hand nach der Waffe und wäre beim Aufstehen beinahe wieder zusammengebrochen. So schnell mich meine kraftlosen Füße trugen, rannte ich nun zu dem letzten, sich noch am Boden befindenden B1 Schiff. Die anderen beiden lieferten sich mittlerweile ein Gefecht mit den noch bemannten Jägern und lenkten diese wenigstens so von mir ab. Auch das B1 Schiff war schon gestartet, hatte jedoch noch seine Ladeklappe offen gelassen. Mit letzter Kraft sprang ich in den Innenraum und ließ Claire vorsichtig zu Boden gleiten. Ein Ruck ging durch das Schiff und schon befanden wir uns in der Luft.
„Da draußen ist die Apokalypse ausgebrochen“, erklärte Vigor tonlos. „Ich habe soeben die Interkommeldungen überprüft. Es hagelt nur so an Hilferufen. Etwa zehntausend Kilometer von hier liefern sich die Handelswelten mit diesen Eindringlingen eine mehr oder weniger aussichtslose Schlacht. Das schlimmste, drei Welten wurden mittlerweile mit irgendeiner Art Materiebomben vernichtet.“
„Ach, die haben es auch nicht anders verdient. Meinetwegen können die alle krepieren!“, brummte einer meiner Soldaten.
„Aber nicht die fünfundsiebzig Milliarden Menschen, die dieses Gebiet bewohnen,“ wies ich ihn zornig zurecht.
„Sind das noch Menschen?“, fragte Vigor rhetorisch. „Das sind Tiere, die nichts interessiert, solange sie Fressen und Ficken können! Wir haben für sie und ihre Freiheit den Kopf hingehalten und wie haben sie uns gedankt? Mit Desinteresse! Mit Hohn!“
„Trotzdem ist es nicht recht, sie sterben zu lassen!“, röchelte unter mir Claires Stimme. „Für was haben wir sonst all die Jahre gekämpft?“
„Wer bist du, dass du WIR sagen kannst?“, fragte Vigor gefährlich leise.
„Ich habe den Präsidenten ermordet, den ihr beschützen solltet, aber nicht wolltet und wurde danach, ebenso wie ihr, in den Urlaub geschickt“, ihre Stimme erbebte vor Zorn.
Meine Gedanken erstarrten vor Kälte. Nervös berührte ich meinen Ring. Sie war der Mörder meiner Frau! Nie war geplant gewesen, auch die Personen neben dem Präsidenten der Handelswelten zu ermorden. Sie hatte direkt neben ihm gestanden. Mein Blick zuckte zu der Waffe des Soldaten neben mir. Wie leicht könnte ich... nein, das war nicht recht!
„Abflug“, ordnete ich tonlos an.

Wir, die Prätorianer waren schon lange der Schutz der Handelswelten gewesen und kehrten an unseren rechtmäßigen Platz zurück. Waren wir auch nur noch wenige, so waren wir das Zünglein an der Waage. Wie lästige Fliegen surrten wir um den letzten großen Kreuzer der Eindringlinge und brachten ihn wie steter Tropfen den Stein zum bersten. Jubelgeschrei war über alle Kanäle des Interkoms zu hören. Erleichtert lehnte ich mich gegen die Schiffswand. Jetzt ein Cocktail wäre doch nicht so schlecht!
„Wir werden gerufen!“, meldete mir einer der Piloten.
„Auf den Schirm“, befahl ich gutgelaunt.
Es erschien ein bleiches Männchen in einer grauen Uniform. Es fehlte ihm nur noch ein kleiner Schnäuzer und man hätte ihn direkt ins zwanzigste Jahrhundert zurückschicken können.
„Tribun der Prätorianer“, sprach er feierlich. „Wir danken ihnen herzlichst, uns in dieser entscheidenden Schlacht zum glorreichen Sieg der Menschheit geführt zu haben. Die Bevölkerungen der Handelsplaneten danken euch zutiefst.“
Ich neigte meinen Kopf lächelnd.
„Wir erwarten keine Wiederstand, wenn wir sie in wenigen Minuten entern werden, ansonsten sehen wir uns gezwungen, ihre Schiffe zu zerstören. Sie werden in eine Raumstation teleportiert, die am Rande des Universums liegt und von der sie sicherlich NICHT zurückkommen werden. Sie hat nämlich weder Ein- noch Ausgang!“
Bammmm! Mit einem Schlag hatte er meine gute Laune und den Glauben an diese Teufelskarikatur vernichtet. Dabei standen unsere Chancen nicht so schlecht. Unter meinem Befehl befanden sich noch über 40 Schiffe. Sie würden es nicht wagen uns anzugreifen. Nicht bei den Verlusten, die sie erhalten würden. Nicht im Angesicht der Eindringlinge.
„Versuchen Sie es und grüßen sie dann später unseren wirklichen Feind, sobald er diese Welten zerstört hat!“, erklärte ich kalt.
„Nein. Wir ergeben uns!“, erklang hinter mir die Stimme meines Centurios und jemand drückte mir den harten Schaft einer Waffe gegen den Kopf.
„Wie ich sehe, haben sie sich geeinigt. Schalten sie die Schutzschirme ab, damit wir ihre Schiffe betreten können.“
„Abschalten, sonst stirbt der Tribun.“, bellte Vigor gehetzt.
„Warum?“, zischte ich wütend und drehte mich langsam zu ihm um.
„Weil ich diese Schlachten so was von über habe! Was war an den Simulatoren so schlimm. Wir hatten alles was wir wollten und vor allem keinen Tod! Seit wir zurück sind, habe ich wieder Panikattacken, meine rechte Hand zittert unablässig. Und für was? Für primitive Tiere!“ Ich blickte in die Augen des Riesen. Sie flackerten. Er schwitze, obwohl es kalt war. Auf einmal blickte ich durch seinen Held in das psychische Wrack, das er eigentlich war.
Plötzlich schlug Claire ihm von hinten gegen den Kopf. Mit einem Schrei sackte er zu Boden und Claires erklärte eiskalt: „Nicht mit mir. Nicht mit mir!“
Sie hob blitzschnell die Waffe auf und sagte: „Hat noch jemand Probleme damit, dass wir uns unseren Weg aus dieser Hölle freischießen?“
Ich musste ein Grinsen unterdrücken.
„Ja, ich.“, erwiderte ein Soldat und hob ebenfalls seine Waffe, gefolgt von einem zweiten, der anmerkte: „Du kannst nur einen von uns erschießen. Wir wollen nur Leben und diesen Krieg wieder vergessen!“
Claire lief rot an, aber ließ die Waffe fallen.

Keine zehn Minuten später befanden wir uns irgendwo im Nirgendwo am Ende des Universums. Irgendein Verrückter hatte hier das perfekte Gefängnis erbaut. Man kam nur durch Teleporter rein und überhaupt nicht mehr raus. Vigor und einige andere haben sich sofort wieder an einen Simulator angeschlossen.
Keine Stunde später sitze ich mit Claire zusammen in einem der unzähligen Räume, trinke einen Kaffee und schaue Universum TV. Wie der Name sagt, kann man es überall empfangen.
Keinen Tag später haben wir uns auch an den Simulator angeschlossen, nur so für ein, vielleicht zwei Stunden. Universum TV sendet nicht mehr. Die Eindringlinge haben in den Morgenstunden die Welten überrannt. Leben - Fehlanzeige. Victors Tiere waren zur Schlachtbank geführt worden. Ich überlege immer noch, ob ich meine tote Frau nicht doch rächen sollte. Bevor ich gestern Abend allerdings Claire besucht habe und meine prekären Bilder aus dem Simulator in die Realität geholt habe, habe ich den Ring abgenommen. Ich werde ihn wohl nie wieder aufsetzen.

 

So, dat is ne Überarbeitung von der "Schicksalsschlacht", die ich gestern mal angefangen hab... . Irgendwie ist es jetzt ganz anders geworden... aber *schulterzuck*.

 

Die Geschichte hab ich gerade durchgelesen und berichte mal meine ersten Eindrücke:

Sie liest sich sehr flüssig, abgesehen von ein paar Schachtelsätzen (ich suche später mal ein paar Beispiele raus) und den fehlenden Absätzen. Ich hab die Story am Monitor gelesen, was die Sache auch nicht einfach gemacht hat. Mit gebrochenen Zeigefinger wäre ich wohl nicht bis zum Ende gekommen.

Der Hintergrund aus Schicksalschlacht kommt hier auf jeden Fall besser rüber als in der Orginalstory.
Was mich allerdings ein wenig gestört hat ist die Geschwindigkeit der Ereignisse. Die riesige Schlacht und der Kampf in der Station wäre wohl mehr Stoff für eine Romanreihe als für eine Kurzgeschichte.
Das wäre an sich ja auch in Ordnung, allerdings gleitet der Autor mitten in der Hitze des Gefechtes in Erzählungen ab und plötzlich hat er gewonnen. Du versehst, was ich meine.

Was mir gut gefallen hat ist das Ende. In der Story kam mir das Ganze ein wenig pathetisch vor (wir müssen an sie glauben usw. usf) , was aber einen guten Kontrast zum bitteren Ende gibt.

Alles in allem doch ein positives Bild.

 

Thx für die Kritik:)! Und ich verstehe :) . Ich denke, man könnte allein Geschwindigkeit rausnehmen, wenn ich die Geschichte etwa auf das doppelte erhöhen würde und die Gefechte genauer beschreiben würde. Ich denke, da könnte man noch einiges machen, ohne es gleich in einen Roman ausarten zu lassen. Allerdings wollte ich erst mal die Reaktionen abwarten, aber die scheinen mich ja gleich zu bestätigen. Ganz rausnehmen konnte ich leider die Gefechte nicht, weil ich zu dem Ende kommen wollte, was ja nur so funktioniert. Mir ist jedenfalls keine andere gute Möglichkeit eingefallen, um dort hinzukommen. Bin für alle Anregungen offen:).
Für rausgesuchte Beispiele bin ich mehr als dankbar:).

 

Hi Tommy,

direkt hinter den Dünnen aus weißem Sand, die in ein türkisblaues Wasser übergingen
Ich glaube, da ist ein "n" zuviel ;)

Barkeeper wortlos vor mir auf schmierige Theke gestellt hatte
Barkeeper stellt Glas auf die schmierige Theke :)

Seid wir in dieser billigen Filmkulisse eingesperrt worden waren,
seit wir...

Das letzte Wort raubte mir ein Explosion,
eine Explosion...

Claires Ziel schien einer der fremden Schiffe zu sein
eines der...

den wir stürmen wollten vor uns in die Luft
Komma nach wollten

In der Story kam mir das Ganze ein wenig pathetisch vor
Das war IMHO ein Hauptproblem der Originalgeschichte, die hier leidet unter "zu viel Handlung"

Also erstmal muss ich sagen, dass ich diese Variante nicht unbedingt besser finde, als die "Schicksalsschlacht" (aber auch nicht schlechter!).
Nachdem diese Simulation aufhört geht eigentlich alles viel zu schnell, so, dass man manchmal übel aus dem Lesefluss gerissen wird. Es kommt dazu, dass du ab diesem Punkt der Story plötzlich haufenweise Fakten, die sich in ferner Vergangenheit ereignet hatten, einstreust. Es ist besser, solche sog. "Backstory blunders" am Anfang einer Geschichte zu klären, wenn man den Leser damit später nicht völlig überrennen will. Denn wie schon erwähnt, hat der Hintergrund der Schlacht schon fast romanöse :D Ausmaße, der irgendwie mehr Platz gefordert, aber nicht bekommen hat. Wirkt irgendwie alles sehr gedrungen auf mich. Eine gequetschte Handlung...oder so. Du weißt schon, was ich sagen will :)
Geschwindigkeit rausnehmen: ja, aber dann wird der Text möglicherweise fast doppelt so lang (vorsichtige Schätzung), wenn du alles ordentlich erklären willst.

mfg
Prozac

 

Tachi Tommy

Ich war ja einer der Befürworter deines ersten Schicksal-Textes und zumindest auch über den Anfang hinweg ganz angetan von dieser Geschichte.
Die Szene in der Bar und das plötzliche Erwachen im Gefängnis gefielen mir ausgesprochen gut, da sich dort Erzähltempo und STil wunderbar vereinten. Doch ab:

„Ach, die haben es auch nicht anders verdient
schwang das plötzlich um. Die Dialoge wurden kitschiger (Die schwerverletzte Claire musste noch ihren moralischen Mist dazugeben!) und die Handlung gedrängter. Und am Ende erzähltest du die Ereignisse nur noch, anstelle sie zu zeigen.

Das Bedarf noch einiger Überarbeitung! Des weiteren sind auch ein Haufen kleiner Fehler im Text - verschluckte Endungen, Satzzeichen. Aber die findest du sicher allein.


grüße
Hagen


[edit] Kann mir mal endlich jemand verraten, was die Abkürzung IMHO bedeutet? :confused:

 

Hagen schrieb:
[edit] Kann mir mal endlich jemand verraten, was die Abkürzung IMHO bedeutet?

In my humble opinion :D

 

Danke an euch beide für die Kritiken:).
Ich stimme euch vollkommen zu (wie oben schon erwähnt:) ), dass die Handlung etwas in einen Schraubstock geraten ist. Das wird auf jeden Fall verbessert. Meiner Meinung liegt es größtenteils daran, dass zwei Sachen nicht vernüftig behandelt werden: a) der Weg zum Hangar und b) die Schlacht selbst. Eigentlich wären das die beiden Haupt-actionteile und ich habe sie einfach rausgestrichen. Darüber hinaus könnte man durch beide die Vorhandlung und so weiter und so fort besser einflechten, ohne es vorweg so groß erzählen zu müssen.

Was mich interessiert: Kommt die Charaktere jetzt besser rüber, ist es weniger pathetisch und wie ist das Ende, bzw. die Handlung insgesamt.

Irgendwie hatte ich aus den Kritiken glaube ich rausgezogen, dass die Charaktere zu flach seien, das Ende nicht gut und sowieso die Handlung eigentlich zu simpel ist. Die drei Sachen hatte ich versucht zu verbessern. Tempo wird jetzt auf jeden Fall noch rausgenommen, wenn es wohl auch die doppelte Länge bedeutet.
Würde mich freuen, wenn ihr vielleicht nochmal ganz kurz dazu was sagen könntet. Vielleicht habe ich ja wenigstens dieses Ziel halbwegs erreicht:).

Naja, jedenfalls danke fürs kritisieren:)!!

LG

Thomas

 

Charaktere:
Generell lassen sich Charaktere nur über das, was sie sagen, denken und tun darstellen bzw was sie nicht sagen, denken und tun. Ein Prot, der nur als Sprachrohr des Erzählers fungiert und teilnahmslos durch die Szenerie irrt, wird niemals mehrdimensional empfunden.


Der Erzähler:
Abgeklärt, emotional verstümmelt aufgrund seiner Erfahrungen, gefühlsarm - Soweit ganz gut. Schön trocken und realitätsnah besonders durch die anfängliche Traumphase rübergebracht.
Später fehlen mir aber etwas die typischen Helden/Anführermerkmale. Dein Prot kommt mir dann ein wenig führungslos, entscheidungsschwach und von der Situation leicht überrollt vor. Da solltest du ihn besser seinen Mann stehen lassen. Die anderen Prots nehmen ihm immer wieder die Initiative aus der Hand, was sich eigentlich der Anführer der Eliteeinheit nicht leisten kann.


Vigo:
Erschöpfter Krieger, der zwar anfänglich anscheinend der Freund des Chefs ist, später aber übertrieben schnell zur Gegenseite wechselt. Die Klischeehaftigkeit und Flachheit dieses Charakters ensteht durch die fehlende Hintergründe bzw durch die übertrieben schnelle Entwicklung (eben noch Vertrauter des Chefs, im nächsten Moment (Absatz) schlägt er seinen seinen Freund schon brutal und ohne Rücksicht nieder)

Claire:
Mannweib, mit nur wenigen weiblichen (emotionalen) Aspekten. Ähnlich flach und klischeebehaftet wie Vigo aus ähnlichen Gründen.

Beide müssen mehr (gedanklichen und emotionalen) Hintergrund offenbaren, um lebendiger zu wirken.


Handlung:
Wie gesagt, wom ersten Teil der Handlung bin ich echt angetan. Ruhig, atmosphärisch, dicht. Der Prot wird als gescheiterte Existenz präsentiert in einer eigentlich idyllischen Landschaft und erst durch den plötzlichen Szenenwechsel bekommt man die wahren Hintergründe zu fassen. Hat mir echt gut gefallen. Doch dann bricht das Tempo und der Stil, und der Rest flacht nur noch ab.

Ende:
Ist jetzt nicht mehr flach, doch ein wenig unlogisch. Die Gefangenen überleben als Letzte ihrer Art? Könnten sie nicht auch entdeckt werden? Was ist mit der Ernergieabstrahlung? Der Ernegieversorgung? Wie lang funktioniert das System? Ist es ein Stillstand oder nur eine aufgeschobene Frist, bis die Körper sterben?
Ein Haufen Fragen, die mich ein wenig unzufrieden zurücklassen.

 

Danke für die ausführliche Antwort!!!!:)!!!!!

Vigo und Claire zeigen mal wieder, dass die Story zu schnell aufgebaut wurde. Gerade bei Claire scheint Klärungsbedarf, die ist doch kein Mannweib:). Jedenfalls nicht, dass ich wüsste:)

Das Ende soll ehrlich gesagt etwas surreal sein. Du spricht genau die Punkte an, die natürlich nicht stimmen. Ich wollte es eigentlich dem Leser überlassen, ob er sich dafür entscheidet, dass die Energie irgendwann ausgeht und sie alle sterben oder nicht. Ich fands für ein prägnates Ende einfach zu kompliziert und vielschichtig, mich jetzt noch mit der Thematik auseinanderzusetzen, ob sie nicht alle in den Simulator zum Energiesparen gehen, wo sie Essen herbekommen usw. und sofort... .

Naja gut. Da hast du mir einiges geliefert. Jetzt muss ich es nur noch "ruhig" umsetzen. Danke nochmals. Ich seh sowas selbst immer nicht so ganz, bzw. seh ich es schon, bin mir aber dann nicht sicher, ob ich es richtig sehe *schulterzuck*, vielleicht weißt du, was ich meine:).

 

Ich nochmal,

stimme Hagen zu in Punkto Charaktere, Erzähler und Ende, aber eins sehe ich anders:

in einer eigentlich idyllischen Landschaft und erst durch den plötzlichen Szenenwechsel bekommt man die wahren Hintergründe zu fassen. Hat mir echt gut gefallen.
Ich finde, dass dieser Wechsel zu plötzlich kommt. Danach weiß jeder der Beteiligten sofort, was er zu tun hat usw.
Das kommt mir irgendwie unlogisch vor. Aber vielleicht hast du das auch so beabsichtigt. Jedenfalls hätte ich das so dargestellt, dass sie erst etwas verwirrt sind und nach und nach merken, was passiert und wie sie die Sache anzugehen haben.
Generell finde ich, du könntest mehr auf die Gefühle der Charaktere eingehen bzw. ihre Gedanken zeigen. Ein gutes Mittel um Charakterplattheit zu vermeiden, aber auch nicht jedermanns Sache und ich habe wohl generell zu viel P.K.Dick gelesen. ;)
Musst du letztendlich entscheiden.

mfg
Prozac

 

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