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Schicksalsnacht

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29.01.2007
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Schicksalsnacht

Eine Kurzgeschichte im Drehbuchstil

Nacht, Regen; wir befinden uns auf einem Parkplatz am Waldrand. Ein Unfall ist passiert. Überall Sanitäter, man erkennt ein rotes Oldtimer-Cabrio, in das ein LKW frontal hineingerammt ist. Der LKW trägt eine große Vier als Aufschrift. Man hört verschiedene Sirenen, Blaulicht erfüllt die Nacht.
Sanitäter ziehen einen schwer verletzten jungen Mann aus dem Cabrio. Der Mann ist bewusstlos, sein Gesicht ist starr. Seine Frau steht in einigen Metern Abstand. Sie ist nur leicht verletz, ihr Gesicht ist jedoch auch starr. Seitliche Großaufnahmen beider Gesichter.

Rückblende: Mittagszeit, Sonnenschein. Das Cabrio fährt mit geöffnetem Dach auf weiter Straße. Beide sitzen im Auto, lachen. Das Gespräch wird durch fröhliche Musik aus dem Radio übertönt. Abwechselnde seitliche Großaufnahmen der strahlenden Gesichter.

Donner, zurück in der Gegenwart. Die Sanitäter legen den Mann auf eine Bare. Die Frau ist noch immer in einigem Abstand.

Rückblende: Der Himmel verfinstert sich langsam, der Verkehr nimmt zu. Beide schweigen nun. Das Glück des Mittags ist verflogen. Eine bedrohliche Stimmung liegt über den beiden. Es beginnt leicht zu Regnen.

Gegenwart: Die Sanitäter beginnen Wiederbelebungsmaßnahmen. Es ist ein schwerer Kampf. Der Körper des Mannes zuckt, sein Gesicht ist starr. Er bleibt bewusstlos. Die Frau steht ebenfalls starr daneben, scheint unter Schock zu stehen, doch auch etwas Wut liegt in ihrem Gesichtsausdruck.

Rückblende: Starker Regen, es wird bereits dunkel. Beide streiten sich heftig. Durch das Prasseln des Regens gegen die Windschutzscheibe sind keine Worte zu verstehen. Nahaufnahmen beider wütender Gesichter. Die Kamera schwankt da die Fahrt schneller wird. Der Regen peitscht gegen die Fenster. Kamera zentral hinter beiden Insassen in Richtung Windschutzscheibe. Heftiger Streit. In der Scheibe erkennt man verschwommen zwei gelbe Lichter näher kommen. Heftiges Hupen eines LKWs ertönt, dazu Brems- und Lenkgeräusche. Zu spät, der Wagen gerät außer Kontrolle, der LKW trifft das Auto frontal. Zerstörungsgeräusche, dazu seitliche Aufnahme beider entsetzter Gesichter. Dann Überblende in die Gegenwart.

Wir erkennen die Wiederbelebungsszene. Es wird schon langsam heller. Das Gesicht der Frau ist nun immer noch starr, doch traurig. Tränen sind auf ihrer Wange zu sehen. Die Sanitäter kämpfen noch heftig um das Leben des Mannes. Plötzlich schlägt er die Augen auf. Sein Gesichtsausdruck wird weicher. Großaufnahmen beider Gesichter. Auch seine Frau lächelt nun. Sie bückt sich zu ihm und nimmt ihn in den Arm.

Ende

 

Hallo!

Es fehlt etwas ganz Entscheidendes, dass rechtfertigen würde, eine Geschichte im Drehbuchstil zu schreiben: Dialoge. Du hast nur "Regienaweisungen" geschrieben, die für Regieanweisungen wiederrum schon zu lang sind.
Rein mit Dialogen, dann fühlt man sich nicht so distanziert und gelangweilt.
Hinzu kommt, dass der Inhalt an sich auch nicht viel hergibt.

Beste Grüße

Nothlia

 

Mit dieser Geschichte wollte ich zeigen, wie schrecklich ein Streit sein kann. Manchmal schlägt das Schicksal zu und man kann sich für etwas Getanes nicht mehr entschuldigen. Eine Tat oder ein bestimmer Satz bleibt dann für immer in einem zurück. Genau so wäre es meinen Figuren auch fast ergangen. Sie bekammen jedoch noch eine Chance.

Auf Dialoge hatte ich absichtlich verzichtet, da ich eine gewisse Distanz schaffen wollte. Man sollte sich das Geschehen vorstellen können - mit der Kamera mitfahren - allerdings nicht jedes Detail ihres Gespräches verstehen. So sollte jeder eine Verbindung zu sich herstellen können, sein Streitthema einfügen dürfen. Die Regieanweisungen sollten einen kleinen Film im Kopf erzeugen.

Im Moment denke ich gerade darüber nach, diese Geschichte noch einmal neu zu schreiben und einen anderen Stil zu wählen. Mir gefällt sie zwar gut, vielleicht wäre sie anders aber noch besser. Was meint ihr dazu?

Vielen Dank für alle Antworten und viele Grüße,

Hagbard

 

Hallo Hagbard,

vielleicht hätte ich nicht gerade Spannung/Krimi als Rubrik gewählt, weil hier meistens eher der konventionellere Spannungsaufbau bevorzugt wird.
Andererseits, was kann spannender sein als ein Film, oder in diesem Fall, der angerissene Filmplot.
Ohne deinen texterläuternden Untertitel hätte ich vielleicht geschrieben, es wäre höchstens der Entwurf zu einer Geschichte, so aber habe ich erstmal ein bisschen nachgedacht.
Ich finde die Geschichte im Konzept schlüssig, denn sie reduziert recht radikal auf das Wesentliche. Dass sich das Wetter im Spiegel zur Stimmung ändert, wird bei allen billigen TV Produktionen so gemacht, insofern schreibe ich dazu mal nichts. Manchmal ist der Effekt ja auch durchaus okay.
Letztlich transportierst du, es kommt auf die Liebe an, auf die Sorge. Streit wird unwichtig, also braucht er auch in den Rückblenden keine Worte mehr. Wozu? Es würde nichts an dem Gefühl ändern, das man hat, wenn das Schicksal plötzlich zuschlägt.
Zunächst musste ich angesichts des Tonfalls immer an diese Texte denken, die von weiblicher Stimme im Blindenfernsehen vorgelesen werden.
Da wäre die Beschreibung der Töne natürlich auch unwichtig, weil man die hört.
Ich fand die Geschichte gut und überhaupt nicht änderungsbedürftig.

Lieben Gruß, sim

 

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