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Schicksalsschläge (überarbeitete Fassung)
Schicksalsschläge
… Dieser Geruch …
Riecht jetzt nicht streng oder so. Im Gegenteil. Ganz angenehm.
... Hmm??? ...
… Moment mal ...
... Jetzt erkenn ich ihn ...
... Es ist der Geruch von Angst.
Ja, Angst!
Der Angstschweiß der Person neben mir, auf dem Beifahrersitz.
Dessen Blut fließt durch meine Adern.
Er trägt einen Anzug.
Eine schwarze Stoffhose kombiniert mit einem Smoking.
Darunter ein weißes Hemd.
Schuhe aus schwarzem Leder.
Er sieht müde aus. Erschöpft.
Ringt nach Luft.
Kämpft um jeden Atemzug.
Man hat auf ihn eingestochen.
Ich habe auf ihn eingestochen!
Mehrfach. In die Brust.
...
Der Fahrersitz funktioniert elektrisch.
Mit einer simplen Handbewegung lässt sich seine Position beliebig verstellen.
Der Innenraum strahlt diese Wärme aus. Wärme die zum Ausharren einlädt.
Auch des Lichtes wegen der aufleuchtenden Tachoanzeige,
die mit diesem beruhigenden Blau das Gefühl von Sinnlichkeit vermittelt.
Ich trage einen alten schwarzen ausgefransten Pullover.
Meine Jeans ist mit Blut voll geschmiert.
Schon getrocknet zerbröselt es,
wenn meine Finger durch mein verzaustes Haar streicheln.
... Ich schaue in den Innenspiegel.
Schweißperlen bilden sich, auf meiner zu Glanz neigenden Stirn.
Mein Puls fängt an zu rasen, immer lauter, immer schneller.
Panik macht sich breit.
Mein Körper fängt an zu zittern.
Das Vergangene spiegelt sich in meinen Gedanken wieder.
Jedes noch so kleine Detail!
Genugtuung. Dieses Gefühl, dachte ich kommt in mir hoch.
Reine Täuschung.
Diese Gewalt. Diese schreckliche Gewalt.
Wie konntet ihr nur?
Warum ich? Warum diese Hölle?
Ich habe doch nichts falsch gemacht. War euch trotz allem ein guter Sohn.
Habe gehorcht. Gebettelt. Bin auf Knien gekrochen.
Habe gebetet. Geweint. Leid und Schmerz verspürt.
... Das Blatt hat sich gewendet.
Jetzt sind wir alle Opfer.
... Du Mutter! Du Vater! Ich! ...
… Meinem Beifahrer hat es die Sprache verschlagen.
Er jammert ja nicht einmal mehr. ...
Jede Familie hat ihre Geheimnisse.
Auch noch so grausam.
Meine Eltern mussten büßen!
... Kein deut besser, habe ich gequält.
… Eine Wolkendecke, die bis zum Horizont führt,
hat sich über uns breit gemacht.
Regentropfen groß wie Kieselsteine, prasseln vom Himmel.
Sie fallen alle gleichmäßig. Einer wie der andere.
Nur bei Wind da fallen sie schneller.
Man spürt wie das Prasseln lauter wird.
… Eine Macht die sie gefangen hält! ...
Beim Aufprall zerplatzen sie, wie Träume.
Diese, die dir die Energie geben weiter zu machen.
Die dir Hoffnung schenken. Mut und Vertrauen.
Sie geben dir Kraft. Kraft die mir genommen wurde!
Kraft, die dein Herz gewillt höher zu schlagen.
Diese, die dich nicht im Stich lässt.
… Sie lässt dich Leben. Solange du willst. ...
Pfützen sammeln sich auf dem bereits schlammigem Untergrund.
Durch die dauernde Erschütterung scheint Leben in ihnen. Sie ähneln mir.
Von Tropfen, die wie Bomben vom Himmel schießen, befallen.
… Der Bedrohung nicht ahnend können sie sich nicht wehren! ...
Sie werden zerstört wenn man nicht zur Hilfe eilt …
… Verdammt.
Da kommt ein Auto angefahren. Es kommt gleich um die Ecke.
Ich kann das Abblendlicht sehen, das den kleinen Schotterweg aufleuchten lässt.
Außerdem dröhnt diese schreckliche Hip-Hop-Musik.
Sie ist viel zu laut. Bis zum Anschlag aufgedreht.
Sie übertönt dessen Motorgeräusche.
Es sind zwei Jugendliche. Bisschen älter als ich.
Obwohl das Fahrzeug in unserer unmittelbaren Nähe parkt,
gegenüber von uns,
konnten sie noch keinen Einzigen meiner Blicke erwidern.
Die Abenddämmerung sei mein Zeuge!
Qualm zieht aus dem Beifahrerfenster auf das einen Spalt weit offen steht.
Der Fahrer steigt aus. Er muss mal ...
Er trägt den so typischen Hip-Hop-Style,
der immer in diese Schublade gesteckt wird.
Eine schräg aufgesetzte Kappe.
Ein weißes viel zu großes T-Shirt.
Perfektioniert wird er aber durch die hellblaue Jeans
und die typischen Sneakers dazu. Sie sind weiß, glänzend.
Die Jeans fällt natürlich viel zu breit aus.
Der zu lasch anliegende Gürtel kann sie kaum halten.
Ich kann seine Boxershorts sehen.
... Er trottet zum Auto zurück.
Mit einem Grinsen im Gesicht steigt er wieder ein.
Nun ist er am Zug. Der andere genehmigt sich einen Schluck Bier.
In Gedanken vertieft muss ich einmal kräftig schlucken.
Diese Ausstrahlung.
Glückseligkeit. Zufriedenheit. Heiterkeit.
Das halte ich im Kopf nicht aus.
Nicht heut, nicht in diesem Moment, niemals mehr.
Ich verspüre wieder diesen Zwang …
… Von der Vergangenheit eingeholt
verspürt man den Zwang
an die Skrupellosigkeit mancher zu denken.
Manche die dir die Hölle auf Erden bereiten!
Manches das sich dir auf deinem Lebensweg ereignet,
dass du von Gerechtigkeit und Liebe sowie Zuwendung und Harmonie
nicht einmal in deinen tollkühnsten Träumen dir vorzustellen vermagst!
Und manche die dich so tief verletzen das du deinen, dir erscheinenden,
unendlichen Glauben verlierst! …
Nun bist du zu allem Bereit …