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Schlupfloch

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09.06.2006
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Schlupfloch

Ein hohes „Pling“ erklang aus den Lautsprechern der Fahrstuhlkabine. Langsam falteten sich die Türen zusammen und verschwanden in der Wand. Daraufhin ertönte ein Knacken und eine freundliche, aber ton- und gefühllose Frauenstimme fing an zu vom Band zu laufen: „Herzlich Willkommen in Halle Alpha 3, Stockwerk 42 der himmlischen Einreisebehörde. Bitte begeben Sie sich zu einem unserer Serviceschalter und warten Sie, bis Ihr Fall von einem unserer Mitarbeiter bearbeitet wird. Aus rechtlichen Gründen ist das Benutzen von Kameras und Fotoapparaten untersagt, Verstöße werden mit ewiger Verdammnis geahndet. Bewahren Sie auch bei längeren Wartepausen einen kühlen Kopf. Zu Ihrer Verpflegung bewegen sich ständig Verkäufer über das Gelände, bei denen Sie gegen ein geringes Entgeld Erdnüsse und kühle Getränke erwerben können. Im Namen der heiligen Dreifaltigkeit danke ich für Ihre Aufmerksamkeit.“ Die Stimme verstummte und der Pulk setzte sich in Bewegung.
Es ging vorbei an einer Unzahl Türen, hinter denen sich kleine Büroräume befanden. Geflügelte Engel saßen hinter Mahagonischreibtischen, tippten auf Schreibmaschinen herum, zupften sich ungerade Federn von den Flügeln oder starrten die Neuankömmlinge misstrauisch an.
Schließlich erreichte die Menge eine Reihe winziger Häuschen, die aneinandergereiht eine Mauer bildeten, die weit über den Horizont hinaus ging. Ehrfürchtiges Stöhnen unter den kürzlich Verstorbenen. „So lang war ja nicht mal unsere“, meinte einer von ihnen mit stark sächsischem Akzent.
„Bitte hier entlang“, rief ein Einweiser und spaltete die Gruppe in unförmige Trauben und bugsierte jede vor einen Schalter. „Nicht drängeln, für jeden von Ihnen ist längst ein Platz reserviert.“
Der Erste kam an die Reihe.
„Tag. Könnte ich Ihre Papiere sehen?“, fragte der Beamte hinter der Scheibe mit aufgesetzter Höflichkeit.
Eine Liste von Sünden und guten Taten wurde durch den schmalen Schlitz im Glas geschoben. Aufmerksam las der Engel das Blatt durch und reichte es samt einem bunten Armbändchen zurück.
„Sie bekommen uneingeschränkten Zutritt zum Paradies. Legen Sie sich dieses Band ums Handgelenk und gehen Sie durch die große Goldtür dort hinten.“
Der Verstorbene band das Stück Stoff fest und verschwand durch das Tor, an dem ein Warnschild mit der Aufschrift „Nehme keine Äpfel von suspekten Schlangen!“ hing.
„Der Nächste!“
Die Prozedur wiederholte sich, nur dass der Engel diesmal das Papier mit einem immer tieferen Stirnrunzeln überprüfte.
„Tut mir leid, aber Ihnen stehen noch 427 Jahre Fegefeuer bevor.“
„Ne, oder? Ich schwör, die Axt ist mir ausgerutscht und die drei Typeaaaa.“ Der gellende Schrei verstummte nach einer Weile und die Falltüre schloss sich quietschend.
„Der Nächste!“
Mit knarrender Lederrüstung trat ein wahrer Hüne vor. Platte Nase, schwarzes Haar.
„Papiere?“ Mit fachmännischem Auge erkannte der Beamte das Problem und sprach, noch bevor sein Gegenüber den Mund aufmachen konnte: „Die für antike Helden zuständige Einreiseabteilung ist in Gamma 7, Stockwerk 15.“
„Verdammt, schon wieder falsch. Da geht man kurz los, das Klo suchen... Das ist wie damals, die zehn Jahre auf See. Mein Orientierungsvermögen ist echt das Letzte.“ Mit hängendem Kopf zog der Riese von Dannen.
„Der Nächste!“
Eine weiter Gestalt löste sich von dem Trubel.
„Papiere?“
„Hab ich nicht.“
„Und was, wenn ich fragen darf, tun Sie dann hier?“
„Ich komme in den Himmel.“
„Wie darf ich das nun verstehen.“ Der letzte Rest seiner gespielte Verbindlichkeit war verflogen. Mit einer solchen Dreistigkeit hatte der Engel nicht gerechnet.
„Sehen Sie das hier?“ Ein breites Grinsen im Gesicht ließ die Gestalt dem Beamten einen Zettel zukommen. Immer noch verwirrt, überflog ihn dieser.
„Was, was hat das zu bedeuten? Eine komplette Absolution. Aber das ist doch nicht Ihre Unterschrift?“
„Nein, die ist von Martin Luther. Der hat sich den Wisch mal vorsorglich gekauft, konnte ihn aber dann nicht verwenden. Also hat er ihn mir gegeben. Sie müssen wissen, das ist so ne Art Pfand. Marti wohnt zur Zeit bei mir und bekommt dafür, dass er mir das da“, er deutete auf das Blatt, „geschenkt hat ein paar Vorzüge. Vollautomatische Klimaanlage und so.“
Nickend ging der Beamte das Formular noch einmal durch und sah dann auf.
„Sieht in Ordnung aus.“ Er machte er einem Riss in die Absolutionsbescheinigung und warf sie mit Schwung in den Mülleimer. Dann schob er ein buntes Bändchen unter dem Fenster durch und meinte: „Durch die große Goldtür dort hinten. Und verkratzen Sie den Rahmen nicht mit Ihren Hörnern.“

 

Hallo Psyco,

ich kann mich Basti nur anschließen, ich fand die Geschichte auch nicht so toll. Du hast einfach "nur" den Himmel in eine Behörde verwandelt, möglichst viele Himmelswitze dareingepackt in dem eben einer nach dem anderen vor diesen Schreibtisch trat. Es kam keine Athmosphäre auf, du hast die Leute einfach ziemlich motivationslos nacheinander rankommen lassen und das war es denn. Sorry, war nicht mein Ding und für mich auch nicht lustig.

„Herzlich willkomme
Willkommen (also groß)

Gruß
Lemmi

 

HI!

Ganz so negativ wie die beiden Kommentatoren vor mir sehe ich deine KG nicht, aber der Brüller ist sie trotzdem nicht.
Die Idee ist nett, wenn auch nicht neu, was fehlt ist etwas besonderes in deiner Himmelbehörde, die sich von den vielen Himmelsbehörden anderer KGs unterscheidet.
Ein paar Formulierungen finde ich ganz nett und ich musste schon schmunzeln.
Die Pointe finde ich ganz gelungen, okay es hätte nicht ungebingt Martin Luther sein müssen, es hätte irgendjemand sein können, der in die Hölle kam, weil er einen Ablassbrief gekauft hat und dann kommt ausgerechnet der Teufel damit ins Paradies, Ironie genug.
Also alles in allem ganz nett, wenngleich ich noch fest auf meinem Hocker sitze. Hat mich trotzdem gut unterhalten.

MFG Steeerie

 

Danke erstmal für die Mühe an alle.
Ich werd mir eure Vorschläge und Anmerkungen zu Herzen nehmen und bei der nächsten Geschichte verwenden.

PS: Wegen der Sache mit Martin Luther: Ich bin natürlich von einem katholischen Himmel ausgegangen. ^^

 

Wegen der Sache mit Martin Luther: Ich bin natürlich von einem katholischen Himmel ausgegangen

das wäre doch zum Beispiel mal eine witzige Bemerkung für die Kg, wenn sich irgendjemand von den Neuankömmligen wundert, was die gegen Martin Luther haben, dass dann zu sagen, natürlich sprachlich hübsch verpacken.

MFG Steeerie

 

War recht durchwachsen, die Geschichte, aber für die Sparte Horror viel zu harmlos, wie ich fand. Ein paar "extremere" Gags und evtl verbesserungen an der Pointe wären wünschenswert. Der Ansatz hat mir aber gefallen. (Wie wäre es mal mit Ankömmlingen am Höllentor, wo die Leute den Bestrafungsbereichen zugewiesen werden ?)

 

Moin psyco,

psyco schrieb:
Ich werd mir eure Vorschläge und Anmerkungen zu Herzen nehmen und bei der nächsten Geschichte verwenden.
Heisst das, daß du an dieser nicht mehr arbeiten willst?
Dann erstmal nur ein Kurzkommentar:

Also, mir hats auch nicht so gut gefallen. Die Himmelsbürokratieidee ist leider nicht mehr die allerneuste und frische Ideen hast du eigentlich auch kaum drin.
Ein, zwei Stellen waren ganz nett (zB das Bild des Teufels im Himmeltor), aber da du keine wirkliche Hauptfiguren drinhast, kommt kaum Atmosphäre auf, und das Ganze liest sich irgendwie wie ein Fernsehsketch.

 

Natürlich werde ich mich weiter bemühen, meine Kg publikumsfreundlicher zu machen.
Der Vergleich mit dem Fernsehsketch trifft den Nagel auf den Kopf. Es war mehr als Versuch gedacht. Ich bin ja noch jung und muss alles Neue testen. ^^

An Hardcore: Ich muss dir rechtgeben. Obwohl wir hier in der Rubrik "Humor" sind, wäre sie in "Horror" ziemlich fehl am Platz.

 

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