Was ist neu

Schnee

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26.08.2002
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Schnee

SIEBEN
Maria überlegte, den Brief hier zurückzulassen. Brief? Sie warf einen Blick auf das Papier, das sie in der Hand hielt; kaum eine halbe Seite, drei Sätze, das war ihre letzte Mitteilung. Drei Sätze, an niemanden gerichtet.
Niemand ist mir eingefallen.
VIERZEHN
So endet es. Von Anfang bis Ende. Von hier nach dort.
Nicht einmal hatte sie versucht, sich das vorzustellen.
EINUNDZWANZIG
Niemand sieht mich, weil es niemanden gibt. Auch das hab ich nicht für möglich gehalten.
VIERUNDZWANZIG
Der Fahrstuhl öffnete sich, sie ging die wenigen Schritte zur Tür, die aufs Dach hinausführte. Sie ging nicht gleich hinaus, sondern blickte kurz zurück; er war noch da.
Mein letzter Begleiter; einer, der nichts hört und sieht. Der meinen blauen Lieblingsmantel nicht sieht, den ich als letzten trage, shocking blue.
Die Kälte traf ihr Gesicht. Sie zog den Reißverschluss hoch.
Dann schritt sie zur Brüstung; sie sah die beleuchteten Fenster im Gebäude gegenüber, Lichterketten.
So ist das, hier stehe ich. Und es ist schon vorbei.
Zweiundsiebzig Weihnachten.
Und ich bin der einzige Gast. Das dritte Mal ohne dich.
Sie dachte an ihn; an seine am Ende gebeugte Gestalt, an die tiefen Furchen um seine Augen. Jetzt war es eine Welt ohne ihn. Ganz, ganz ohne ihn, denn Erinnerungen zählten nicht.
Es ist nicht schwer, es ist leicht.
Sie erinnerte sich. An die Orte, die Tage.
Ich denk zurück an viele Gesichter.
Sie weinte.
Dann zerriss sie den Brief. Die Papierfetzen zerstreuten sich auf dem Boden.
Am Himmel seh ich tausend Lichter.
Sie machte sich daran, auf die Brüstung zu klettern.
Und eins nach dem anderen wird gelöscht.
Zögerte.
Nur noch ein Meter. Ein langer Weg hierher, aber jetzt nur noch ein Meter.

Sie hörte hinter sich ein Geräusch; sie erschrak, nahm das rechte Knie von der Mauer, langsam, wandte sich um. Eine Gestalt stand hinter ihr, nicht weit entfernt, groß, still. Als ob sie sich eben noch bewegt hätte. Wie bei diesem Spiel, Ochs am Berg.
Maria zitterte. “Wolfgang?”, fragte sie.
Schweigen.
“Bist du es?”
Der Mann trat einen Schritt auf sie zu und schüttelte den Kopf. “Nein. Nein – ich heiße nicht Wolfgang.”
Er trug einen langen schwarzen Lodenmantel; hatte graues, schütteres Haar. Sein Gesicht erinnerte trotz der Falten an ein Kindergesicht, große Augen.
Er deutete auf die Brüstung.
“Du willst springen?”, fragte er.
“Nein”, sagte sie. “Ich … will allein sein.”
“In Ordnung”, sagte er.
Maria schwieg. Sie zwang sich zu einem Lächeln, als sie bemerkte, dass er nicht ging. “Ich schaue mir hier nur … die Stadt … von oben an.”
“In Ordnung”, sagte er. “Aber ich … glaube das nicht.”
“Und wenn ich es wollte? Was dann? Wenn ich einen Grund habe, wenn …”
Er hob die Hände. “Nein, ich …”
Sie fragte laut: “Warum nicht? Warum nicht?”
Er zögerte.
“Vielleicht”, sagte er schließlich. “Weil … es auch morgen noch geht?”
“Sind Sie mir gefolgt?”, fragte sie.
Er zögerte erneut. “Ja. Ja, das bin ich.”
“Wozu?”
Das schien er nicht zu wissen. Überlegte, bis er sagte: “Es … ist kalt und ich friere. Könnten wir nicht … irgendwo einen Kaffee zusammen trinken … in der Nähe? Ich laufe schon lang herum und schau mir die Häuser an und … die Bäume … die Leute ...”
Er schwieg, betrachtete seine Stiefel.
Sie steckte die Hände in die Taschen des Mantels.
Weil es auch morgen geht.
Was macht das schon, ein Tag.

Beide stehen ohne Bewegung, den Atem wie Nebel im Gesicht.
“Gut”, sagt sie schließlich.
Sie setzen sich in Bewegung, gehen hinein. Fahren schweigend nach unten, betreten schweigend den Gehweg; festgetretener Schnee unter ihren Schritten.
Ein Café, nur drei Blocks entfernt.
Sie nickt.
Bei einem Abfalleimer bleibt er stehen, greift in die Seitentasche seines Mantels, zieht ein Stück Papier heraus, das er, ohne es anzuschauen, zerknüllt und hineinwirft.
Sie bemerkt die Schneeflocken, blickt nach oben in den Nachthimmel, es hat wieder begonnen zu schneien.

 

Hallo @FlicFlac,

mal ein paar Kleinigkeiten vorweg:

Maria überlegte, den Brief, den sie in der Hand hielt, schon hier zurückzulassen.
Brief? Eine halbe Seite, drei Sätze, das war ihre letzte Mitteilung. Drei Sätze, an niemanden gerichtet.
Niemand ist mir eingefallen.
Vielleicht muss der Einstiegssatz nicht so ohne Lesefluss daherkommen? Die Kommas zerstückeln ihn. Z.B.: M. überlegte, ob sie den Brief in ihrer Hand schon hier zurücklassen sollte.

Maria zitterte. “Wolfgang?”, fragte sie.
Schweigen.
“Bist du es?”
Kommt mir seltsam vor, dass sie in Erwägung zieht, ein Toter wäre aufgetaucht. Na gut ... die menschliche Psyche.


“Vielleicht”, sagte er schließlich. “Weil … es auch morgen noch geht?”
"Weil … es auch morgen noch geht?” Das klingt so pauschal wie 'Morgen ist auch noch ein Tag'. Weiß nicht, ob man in einer depressiven Stimmung so etwas motivierend empfindet. Ein Sozialarbeiter sagte einmal zu mir: 'Du glaubst nicht, wie schwer es ist, solche Leute vom Fenster wegzubringen."

Fahren schweigendnach unten, betreten
+

Sie ging nicht gleich hinaus, sondern blickte kurz zurück, da stand er noch.
Mein letzter Begleiter; einer, der nichts hört und sieht.
Ein starkes Bild! Die Einsame, mit einem ignoranten Begleiter auf ihrem letzten Weg.

Zweiundsiebzig Weihnachten.
Und ich bin der einzige Gast.
Die Altersangabe wird dem Leser geschickt vermittelt, gleichzeitig steht die Zahl für einen Verlauf, dessen Endpunkt nun erreicht wurde. :thumbsup:
Stärker finde ich: Heute (oder jetzt) bin ich der einzige Gast (im Gegensatz zu früher).

“Du willst springen?”, fragte er.
“Nein”, sagte sie. “Ich … will allein sein.”
Welch Paradox! Die die Einsamkeit beklagende baut den Schutzschirm des Alleinseinwollens um sich auf.

Er zögerte erneut. “Ja. Ja, das bin ich.”
“Wozu?”
Das schien er nicht zu wissen.
Eine gute Vorbereitung auf den Schluss ... (Der Mann war wohl auch nicht so ganz entschlossen ...).

Bei einem Metallkorb bleibt er stehen, greift in die Seitentasche seines Mantels, zieht ein Stück Papier heraus, das er, ohne es anzuschauen, zerknüllt und hineinwirft.
Der Mann wollte (wahrscheinlich) auch springen - ein interessanter Einfall. Das rettet auch etwas die Geschichte, da sie ansonsten ziemlich viele typische Suizid-Geschichten-Elemente enthält. ("Niemand", 'zerissener Brief', kalte Nacht, verlöschende Lichter ...).

Dem Titel "Schnee" könnte man noch etwas mehr Bedeutung zumessen. So muss man mutmaßen, ob er für das Bedecken der Vergangenheit steht, einen Neuanfang symbolisiert oder für eine Art 'alle Jahre wieder' oder ...

Hätte ich beinahe vergessen: Diese Stockwerksangaben - ein reverser Countdown, guter Einfall.

Ja, soweit meine Eindrücke, danke für diesen routiniert erzählten Text.

LG,

Woltochinon

 

Lieber @FlicFlac ,

eine traurige Wintergeschichte zweier alter Menschen. Die Stimmung in deiner Geschichte ist durchgängig getragen von Hoffnungslosigkeit, trotz des guten Endes.
Man spürt, dass das gemeinsame Gehen in ein Café nichts bedeuten muss.
Es ist vielleicht nur ein Hinausschieben des Vorsatzes, sich umzubringen. Das genau gefällt mir an deiner Geschichte sehr, dass sie stimmig bleibt und nicht mit einem HappyEnd um die Gunst des happyendsüchtigen Lesers buhlt.

Hatte sie einmal versucht, sich das vorzustellen?
Ich würde anstelle von "einmal", "jemals" verwenden.
Der meinen blauen Lieblingsmantel nicht sieht, den ich als letzten trage, shocking blue.
Dieses shocking blue gefällt mir, es ist ein winziger Lichtblick in dieser Trostlosigkeit. Ich weiß zwar nicht, wie dieses Blau genau aussieht, aber das ist gut so, denn ich kann mein ureigenes Lieblingsblau hineininterpretieren. Erstaunlich, wie viel Wirkung zwei Worte haben können.
Sie zog den Reißverschluss hoch.
Ich überlege, ob ich Mantel nicht eher mit Knöpfen in Verbindung bringe. Vielleicht schließt sie die letzten beiden Mantelknöpfe am Hals? Übrigens ist dies für mich wieder so ein winziger, versteckter Hinweis darauf, dass ihr Leben ihr doch nicht völlig egal ist. Du zeichnest mit feiner Feder, deutest leise an.
Dann schritt sie zur Brüstung; sie sah die beleuchteten Fenster im Gebäude gegenüber, Lichterketten.
Für mein Gefühl würde ich es anders formulieren: Dann schritt sie zur Brüstung, sah die beleuchteten Fenster im Gebäude gegenüber, die Lichterketten.
Zweiundsiebzig Weihnachten.
Und ich bin der einzige Gast. Das dritte Mal ohne dich.
Elegant gelöst mit ihrem Alter und ihrer Witwenschaft.
“Vielleicht”, sagte er schließlich. “Weil … es auch morgen noch geht?”
Für mich der wichtigste Hoffnungssatz in diesem Text. Die Freiheit, sich das Leben zu nehmen, beinhaltet auch die Freiheit, es morgen zu tun. Für mich hat es mit der Frage zu tun, wie lange man bereit ist, Hoffnungslosigkeit zu ertragen.
Beide stehen ohne Bewegung, den Atem wie Nebel im Gesicht.
Stimmiges Bild.
betreten schweigend den Gehweg; festgetretener Schnee unter ihren Schritten.
Ich würde auch hier es etwas anders formulieren: ...betreten schweigend den Gehweg, den festgetretenen Schnee unter ihren Schritten.
Sie bemerkt die Schneeflocken, blickt nach oben in den Nachthimmel, es hat wieder begonnen zu schneien.
Mir würde es so besser gefallen:
Sie blickt nach oben, aus dem Nachthimmel fallen dicke Schneeflocken auf ihr Gesicht.

Meine Formulierungsvorschläge sind, aber das weißt du ja, nur Vorschläge und entspringen nicht dem Gedanken, dass du es falsch formuliert hast, sondern der Idee, den Text noch mehr zu optimieren. Aber es ist auch sehr viel reinste Geschmackssache dabei.

Traurigschöner Text.

Lieben Gruß

lakita

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Woltochinon, herzlichen Dank fürs Kommentieren!


Maria überlegte, den Brief, den sie in der Hand hielt, schon hier zurückzulassen.
Brief? Eine halbe Seite, drei Sätze, das war ihre letzte Mitteilung. Drei Sätze, an niemanden gerichtet.
Niemand ist mir eingefallen.
Vielleicht muss der Einstiegssatz nicht so ohne Lesefluss daherkommen? Die Kommas zerstückeln ihn. Z.B.: M. überlegte, ob sie den Brief in ihrer Hand schon hier zurücklassen sollte.
Werde ich überlegen. Eigentlich wollte ich dieses 'Stockende' im Rhythmus schon haben, aber du hast natürlich recht, als erster Satz gleich einer mit 3 Beistrichen; das schreckt womöglich ab. Vielleicht mache ich zwei kurze Sätze daraus. Setz mich da noch mal hin zum Tüfteln.

Zweiundsiebzig Weihnachten.
Und ich bin der einzige Gast.
Die Altersangabe wird dem Leser geschickt vermittelt, gleichzeitig steht die Zahl für einen Verlauf, dessen Endpunkt nun erreicht wurde. :thumbsup:
Stärker finde ich: Heute (oder jetzt) bin ich der einzige Gast (im Gegensatz zu früher).
Ja, genau :)

Der zweite Satz braucht eine 'Ergänzung im Geiste', das ist in dieser Geschichte mehrmals so gedacht:
Und ich bin (inzwischen) der einzige Gast.

Das meint also das, was auch du vorschlägst. Nur ist es in deinem Vorschlag explizit. Damit erzeugt es nicht den Eindruck eines Fragments, den ich wollte -- mit 'Nachhall'. 'Richtig' wäre es allerdings.

Das mit den Ergänzungen ist auch hier der Fall:

Zögerte.
Nur noch ein Meter. Ein langer Weg hierher, aber jetzt nur noch ein Meter.
(Es ist) nur noch ein Meter. (Es war) ein langer Weg hierher, aber jetzt (ist es) nur noch ein Meter.
Auch hier wählte ich die nicht-explizite Form wegen des Halls; das sind die Fragmente in der Frau (in ihren Gedanken), die da 'hallen', Fetzen von Sätzen sozusagen.


“Vielleicht”, sagte er schließlich. “Weil … es auch morgen noch geht?”
"Weil … es auch morgen noch geht?” Das klingt so pauschal wie 'Morgen ist auch noch ein Tag'.
Da brachtest du mich zum Nachdenken. Ist das gleich? Wenn das so ist, wäre es platt.
Aber ich dachte, er sagt ja nicht, morgen ist auch noch ein Tag und dann sieht alles anders aus ... die Idee ist ja schon anders: Du musst es nicht heute machen, du kannst es auch morgen tun (oder jederzeit). Das ist eine spontane Idee von ihm, kein Spruch, den er auswendig kennt wie den anderen. Bin da gespannt auf weitere Anmerkungen, ob das so pauschal banal ist wie der andere Satz (ich dachte, nein).
Aber klar ist auch, dass auch dieser Satz nichts änderte, wenn es in ihr nichts gäbe, was ihr Leben bewahren will, es ist also nur eine Ausflucht, die dem Kopf geboten wird, ähnlich einer Ausrede, die einem einfällt, damit man das nicht tun muss, was man eigentlich ohnehin nicht will.

+
Sie ging nicht gleich hinaus, sondern blickte kurz zurück, da stand er noch.
Mein letzter Begleiter; einer, der nichts hört und sieht.
Ein starkes Bild! Die Einsame, mit einem ignoranten Begleiter auf ihrem letzten Weg.
Ja, genau, da geht es um Anteilnahme; der Einzige, der es könnte, weil er existiert und anwesend ist, ist ein Aufzug, der es selbstverständlich nicht kann.

Er zögerte erneut. “Ja. Ja, das bin ich.”
“Wozu?”
Das schien er nicht zu wissen.
Eine gute Vorbereitung auf den Schluss ... (Der Mann war wohl auch nicht so ganz entschlossen ...).
Richtig.
Hätte ich beinahe vergessen: Diese Stockwerksangaben - ein reverser Countdown, guter Einfall.
Danke! So war es gedacht :)

Ja, soweit meine Eindrücke, danke für diesen routiniert erzählten Text.
Danke dir, aber offen gestanden, kam ich mir beim Erstellen überhaupt nicht 'routiniert' vor. Weil ich meist ganz auf andere Art schreibe; nicht diese 'konnotativen Bildgeschichten'; und thematisch ist es bis auf den Demenztext auch ungewöhnlich.
Hab da ziemlich viel rumprobiert und bin auch jetzt noch gar nicht sicher, ob das so wirkt wie ich es möchte. Erwarte mir deshalb Einiges von den Inputs.
Vor allem die Gefahr der Kitsch-Nähe und die Frage nach der Glaubwürdigkeit des Geschehens setzen mir ein Stück weit zu.
Aber ich deute mal deine Aussage als positiv für die Story.

Ja, auch der 'Schnee' heißt hier was, allerdings hatte ich nicht die Absicht, diese Sachen festen Bedeutungen zuzuordnen, das wollte ich dem Lesenden lassen.

Gruß von Flac

 

Moin @FlicFlac ,

schön, Dich auch in der Challange zu treffen. Eine interessante Geschichte vom Aufbau her. Durch die Kürze zählt halt jedes Wort, da hast Du ja schon viele Tipps bekommen.
Ich bin gar nicht sicher, ob ich den Aufbau wirklich ohne eine Vorkommentar verstanden hätte, ich meine die gedoppelten Gedanken. Wenn der normalgeschriebene Teil die Handlung, also rein Ablauf sein soll, dann dürfte da ja sowas wie "Hatte sie einmal versucht, sich das vorzustellen?" nicht rein, oder?
Die Stockwerkslösung funktioniert auch für mich gut.

Maria überlegte, den Brief, den sie in der Hand hielt, schon hier zurückzulassen.
Natürlich immer viel Geschmackssache, aber das klingt sehr schachtelig und unnötig verkompliziert.

sondern blickte kurz zurück, da stand er noch.
Mein letzter Begleiter; einer, der nichts hört und sieht. Der meinen blauen Lieblingsmantel nicht sieht, den ich als letzten trage, shocking blue.
Ich bin ratlos! Wer oder was steht dort? Ein Feuerlöscher? Aber ich denke, ich muss Deine Geschichte einfach noch ein paarmal lesen, wahrscheinlich erschließt sich einiges erst ab dem dritten Lesen.

So ist das, hier stehe ich. Und es ist schon vorbei.
Mich irritiert der letzte Satz! Gefühlt wäre es ja "es ist gleich vorbei"

Und ich bin der einzige Gast. Das dritte Mal ohne dich.
Sie dachte an ihn; an seine am Ende gebeugte Gestalt, an die tiefen Furchen um seine Augen. Jetzt war es eine Welt ohne ihn. Ganz, ganz ohne ihn, denn Erinnerungen zählten nicht.
Das ist gut gelöst, wobei ich das "Gast" nicht ganz einordnen kann, man ist ja kaum bei sich selbst zu Gast.

Dann zerriss sie den Brief. Die Papierfetzen zerstreuten sich auf dem Boden.
Der Wind zerstreut die Fetzen? Selbst geht nicht.


Maria zitterte. “Wolfgang?”, fragte sie.
Schweigen.
“Bist du es?”
Der Mann trat einen Schritt auf sie zu und schüttelte den Kopf. “Nein. Nein – ich heiße nicht Wolfgang.”
Ich kaufe die Erinnerung und Hoffnung auf ein Wiedersehen mit dem geleibten Ehemann. Aber die ruhige Reaktion beider nicht. Sie will sich umbringen und mit einmal steht da ein Fremder vor ihr. Und sie bleibt ganz entspannt? Und er ist nicht in Panik, Besorgt, lässt sich sogar aus den Augen, denn sie hatte ja begonnen die Brüstung zu erklettern. Ne, das ist mir persönlich wirklich zu unaufgeregt. Aber vielleicht bin ich noch zu jung ...

“Vielleicht”, sagte er schließlich. “Weil … es auch morgen noch geht?”
“Sind Sie mir gefolgt?”, fragte sie.
Er zögerte erneut. “Ja. Ja, das bin ich.”
“Wozu?”
Rettet die Ausrufezeichen :D Ja! Wobei ich ihn eher stottern höre ...
Aber ich mag die Idee, den Streifen Hoffnung.

“Gut”, sagt sie schließlich.
Sie setzen sich in Bewegung, gehen hinein.
Der letzte Satz klingt stumpf, ich bin aber unsicher, ob du es nicht sogar so möchtest.

zieht ein Stück Papier heraus, das er, ohne es anzuschauen, zerknüllt und hineinwirft.
kann er zaubern? Der Brief wurde zerrissen, vom Wind verweht. Aber gerade fällt mir ein, dass ich die Tags nochmal checken muss - Vielleicht hast Du seltsam getagtet - dann hat er vielleicht den Auftrag bekommen ...
Die Schneeflocken wären im fiktionalen Bereich dann wohl die ausgehenden Sterne, die verlöschenden Leben?
Ob ich Weihnachten hier gelten lassen mag? Ne, nur weil es Weihnachten spielt? Dann müsste auf den Tag bezogen mehr Wunscherfüllung/er ist der Weihnachtsmann/ von ihm geschickt - so ist es das für mich noch nicht.
Aber natürlich ist das nur mein Leseeindruck, ich schaue vor der Abstimmung nochmal rein.
Viele Grüße
greenwitch

 

Hallo flicflac,

Deine Geschichte hat mich in ihren Bann gezogen. Ich musste an Nick Hornbys "A Long Way Down" denken. Auch dort geht es um einen verhinderten Suizid durch eine zufällige Begegnung.

Was mir besonders gefällt: Wie du in knapper, fast lyrischer Sprache die letzten Minuten im Leben einer Frau schilderst, die sich in der Weihnachtszeit das Leben nehmen will. Die nummerierten Abschnitte - also die einzelnen Etagen des Aufzugs - begleiten ihren Weg nach oben in Form eines unaufhaltsamen Countdowns. Von der siebten Etage, wo sie noch überlegt, den Brief zurückzulassen, bis zum vierundzwanzigsten Stock, wo sich die Türen zum Dach öffnen. Die wenigen Dialoge, die inneren Monologe und die bruchstückhaften Erinnerungen waren fesselnd.

Besonders gefallen hat mir der Wendepunkt. Dieser kommt so unscheinbar, so leise durch den Satz "Weil es auch morgen noch geht" - eine Intervention, die in ihrer Schlichtheit mehr berührt als jede große Geste.

Das Ende mit dem fallenden Schnee und der gemeinsamen Fahrt nach unten hat bei mir auch noch nach dem Lesen des Textes nachgehallt. Anders als bei Hornby gibt es keine Entwicklung zu einer ungewöhnlichen Freundschaft. Es bleibt bei der Andeutung eines möglichen Neuanfangs. Ein leiser, poetischer Text, der mir wirklich sehr gefällt.

Gruß, Morgoth

 
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Hallo @lakita -- vielen Dank auch dir hier noch für deine Kommentierung!

eine traurige Wintergeschichte zweier alter Menschen. Die Stimmung in deiner Geschichte ist durchgängig getragen von Hoffnungslosigkeit, trotz des guten Endes.
Das empfindet jeder ein bissl anders. Der Hoffnungsschimmer sollte erscheinen, sobald die Frau sich darauf einlässt, mit dem Mann zu sprechen; davor gibt es vage Hinweise, dass in ihr auch noch etwas ist, was sie beschützen will. Daher sollte die Hoffnungslosigkeit nicht durchgängig sein, sondern leichte Aufbrüche ab der Mitte bekommen ...

Man spürt, dass das gemeinsame Gehen in ein Café nichts bedeuten muss.
Es ist vielleicht nur ein Hinausschieben des Vorsatzes, sich umzubringen. Das genau gefällt mir an deiner Geschichte sehr, dass sie stimmig bleibt und nicht mit einem HappyEnd um die Gunst des happyendsüchtigen Lesers buhlt.
Ja. Eine Happy End an der Stelle wäre auch der Glaubwürdigkeits-Gau. Es ist tatsächlich nur ein 'Nachschauen Gehen', ob es eine Möglichkeit gibt. Und das ist auch nur möglich, weil es in ihr noch diesen Funken gibt, der sie lebendig hält. Im Grunde ermöglichen sie sich beide wechelseitig, das zu sehen. Manches über sich erfährt man nur, wenn man auf ein Du, ein Gegenüber bezogen ist. Das ist das Schlimme an Einsamkeit, man kommt an das nicht mehr ran, was allein nicht 'stattfindet'. So wie man sich selbst nicht an den eigenen Haaren aus einem Sumpf ziehen kann.
Hatte sie einmal versucht, sich das vorzustellen?
Ich würde anstelle von "einmal", "jemals" verwenden.
Könnte man machen, verschiebt leicht den Schwerpunkt; bei mir ist es der zweite Teil (versucht sich das vorzustellen), bei dir das 'jemals'. Groß ist die Differenz nicht. Die Betonung liegt aber bei der 'Vorstellung', davon sollte das starke 'jemals' nicht 'ablenken'.

Sie zog den Reißverschluss hoch.
Ich überlege, ob ich Mantel nicht eher mit Knöpfen in Verbindung bringe. Vielleicht schließt sie die letzten beiden Mantelknöpfe am Hals? Übrigens ist dies für mich wieder so ein winziger, versteckter Hinweis darauf, dass ihr Leben ihr doch nicht völlig egal ist. Du zeichnest mit feiner Feder, deutest leise an.
An Knöpfe habe ich auch gedacht, es dauert mir aber zu lange, Knöpfe zu schließen. Der Reißverschluss ist eine schnelle, kurze Bewegung. Die man eher mal unbewusst ausfürt, somit geeigneter für die Idee, dass sie das automatisch macht. Deshalb ja, irgendwo ist es nicht egal, dass sie friert, obwohl es das könnte, sie springt ja ohnehin gleich.
(Aber es gibt auch Mäntel, die Reißvreschluss haben, andernfalls müsste ich eine Jacke daraus machen. Mantel klingt aber schöner, old style).

Dann schritt sie zur Brüstung; sie sah die beleuchteten Fenster im Gebäude gegenüber, Lichterketten.
Für mein Gefühl würde ich es anders formulieren: Dann schritt sie zur Brüstung, sah die beleuchteten Fenster im Gebäude gegenüber, die Lichterketten.
Auch da ist die Differenz gering, aber ich will sie erst dort stehen sehen; eine Winzigkeit dazwischen, dann erst der Blick.

“Vielleicht”, sagte er schließlich. “Weil … es auch morgen noch geht?”
Für mich der wichtigste Hoffnungssatz in diesem Text. Die Freiheit, sich das Leben zu nehmen, beinhaltet auch die Freiheit, es morgen zu tun. Für mich hat es mit der Frage zu tun, wie lange man bereit ist, Hoffnungslosigkeit zu ertragen.
Genau. Nur weil sie sich heute gegen den Sprung entscheidet, muss sie sich nicht gegen den Sprung entschieden haben. Diese Entscheidung ist reversibel, die andere nicht. Weiterleben heißt demnach eben nicht: weiterleben müssen.
Eine Frage des Spielraums, den sie sich zugesteht.


betreten schweigend den Gehweg; festgetretener Schnee unter ihren Schritten.
Ich würde auch hier es etwas anders formulieren: ...betreten schweigend den Gehweg, den festgetretenen Schnee unter ihren Schritten.
Hier ist es wieder die nicht hingeschriebene Einfügung: (Es ist) festgetretener Schnee unter ihren Schritten. Wieder ist der Unterschied minimal, der Schnee ist nur gelöst vom Betreten und somit 'eigenständig'. Der festgetretene ist dann so was wie 'das Alte', unveränderliche, dass es später schneit, soll heißen, es wird etwas Neues hinzugefügt. Wie du auch sagtest, ohne dass dies zu einer anderen Entscheidung am darauffolgenden Tag führen muss.
Deshhalb wars mir wichtig, dass der neu fallende Schnee eine Wahrnehmung ist, keine Feststellung des Erzählers. Und deshalb ...

Sie bemerkt die Schneeflocken, blickt nach oben in den Nachthimmel, es hat wieder begonnen zu schneien.
Mir würde es so besser gefallen:
Sie blickt nach oben, aus dem Nachthimmel fallen dicke Schneeflocken auf ihr Gesicht.
... hab ich diesen letzten Satz etwa 10-mal geändert, inzwischen und bin immer weiter unzufrieden. Leider mit meiner und deiner Version. Dennoch gefällt mir deine nun leicht besser als meine, nur ohne das 'dicke', sodass ich ändern könnte auf:

Sie blickt nach oben; aus dem Nachthimmel fallen Schneeflocken auf ihr Gesicht.
oder
Sie blickt nach oben, Schneeflocken fallen aus dem Nachthimmel auf ihr Gesicht.

Falls jemand noch was anderes einfällt, her damit!

Traurigschöner Text.
Danke, ich schreibe meist etwas anderes, bin da auch nicht so zu Hause drin in dieser Art Geschichten, insofern freut es mich, wenn es jemand mag. Sicher geht das auch besser. Ich bewundere das, wenn jemand 'lyrisch' schreiben kann, ohne dass es gefühlsduselig wird.


Gruß von Flac

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @greenwitch,

auch dir ein Dank für deinen Besuch und gern antworte ich dir.

Eine interessante Geschichte vom Aufbau her. Durch die Kürze zählt halt jedes Wort, da hast Du ja schon viele Tipps bekommen.
Genauso wie du es sagst. Je kürzer, desto mehr Gewicht auf jedem Wort, sogar Silbe. Ich bewundere das an Lyrikern. Wahrscheinlich gilt das Verfassen eines gelungenen Gedichtes deshalb als eine der schwierigsten Dinge. Vom ersten Entwurf habe ich nur noch etwa ein Drittel stehen.

Ich bin gar nicht sicher, ob ich den Aufbau wirklich ohne eine Vorkommentar verstanden hätte, ich meine die gedoppelten Gedanken. Wenn der normalgeschriebene Teil die Handlung, also rein Ablauf sein soll, dann dürfte da ja sowas wie "Hatte sie einmal versucht, sich das vorzustellen?" nicht rein, oder?
Ja. Neben der Erzählung gibt es 'Fetzen' ihres 'inneren Monologs'.
Tatsächlich ist das von dir Zitierte ein möglicher Streich/Änderungskandidat. Weil es vom Erzähler kommt, müsste es eine Feststellung sein.
Noch nie hatte sie versucht, sich das vorzustellen.
Oder als Fetzen:
So ist das. Was ich mir nie vorstellen wollte.
Daher ist das nicht sauber, aber ich wollte, dass sich der Leser gefragt fühlt. Hat er das mal versucht?
Daher mache ich da mal ein 'Noch mal anschauen'-Zeichen dran. Danke für deine Aufmerksamkeit.

Die Stockwerkslösung funktioniert auch für mich gut.
Danke. Hatte leider auch 2 Stimmen, die das nicht erkannten, aber der Punkt ist, durch die Unklarheit oder das Rätselhafte, denke ich, erhöht sich die Achtsamkeit beim Lesen.

Maria überlegte, den Brief, den sie in der Hand hielt, schon hier zurückzulassen.
Natürlich immer viel Geschmackssache, aber das klingt sehr schachtelig und unnötig verkompliziert.
Das kam mehrfach, habe auch das noch mal im Visier. Dass es am Anfang 'stockend' sein soll, ja, aber es ist nun mal der Einstieg.

sondern blickte kurz zurück, da stand er noch.
Mein letzter Begleiter; einer, der nichts hört und sieht. Der meinen blauen Lieblingsmantel nicht sieht, den ich als letzten trage, shocking blue.
Ich bin ratlos! Wer oder was steht dort? Ein Feuerlöscher? Aber ich denke, ich muss Deine Geschichte einfach noch ein paarmal lesen, wahrscheinlich erschließt sich einiges erst ab dem dritten Lesen.
Der letzte Begleiter ist der, der sie nach oben gebracht hat ...

So ist das, hier stehe ich. Und es ist schon vorbei.
Mich irritiert der letzte Satz! Gefühlt wäre es ja "es ist gleich vorbei"
Rational besehen: richtig. Aber das Gefühl, dass es vorbei ist, kann sie nur haben, solange es eben objektiv noch nicht vorbei ist. Sie macht also innerlich eine Phantasiereise, springt dahin, wo sie schon unten liegt. Das ist ja alles nicht sehr rational; sie erfasst den Moment, an dem sie vorbei ist.
Genau betrachtet, ist das ja ein Irrtum, es ist nicht wahr ... wahr wäre es nur, wenn es eine objektive Feststellung nach ihrem Tod wäre.

Und ich bin der einzige Gast. Das dritte Mal ohne dich.
Sie dachte an ihn; an seine am Ende gebeugte Gestalt, an die tiefen Furchen um seine Augen. Jetzt war es eine Welt ohne ihn. Ganz, ganz ohne ihn, denn Erinnerungen zählten nicht.
Das ist gut gelöst, wobei ich das "Gast" nicht ganz einordnen kann, man ist ja kaum bei sich selbst zu Gast.
Auch das ist richtig, ist aber ein Gefühl; sie meint Weihnachten. Hätte auch schreiben können: Ich bin Gastgeberin, doch ich habe keine Gäste mehr. Wenn aber Weihnachten der Gastgeber ist, ist sie Gast, aber außer ihr ist keiner mehr dabei.

Dann zerriss sie den Brief. Die Papierfetzen zerstreuten sich auf dem Boden.
Der Wind zerstreut die Fetzen? Selbst geht nicht.
Ja, schaue ich mir noch mal an. Leider ist mir nichts 'Korrektes' eingefallen, was gut klingt. Es darf nicht lang sein; ich weiß das hier das Subjekt fehlt, da hoffe ich auf Gnade ;) 'poetische Freiheit' oder so ...
Oder mir fällt noch was ein.

Und sie bleibt ganz entspannt? Und er ist nicht in Panik, Besorgt, lässt sich sogar aus den Augen, denn sie hatte ja begonnen die Brüstung zu erklettern. Ne, das ist mir persönlich wirklich zu unaufgeregt. Aber vielleicht bin ich noch zu jung ...
Das hängt damit zusammen, in welcher Situation er ist.
“Vielleicht”, sagte er schließlich. “Weil … es auch morgen noch geht?”
“Sind Sie mir gefolgt?”, fragte sie.
Er zögerte erneut. “Ja. Ja, das bin ich.”
“Wozu?”
Rettet die Ausrufezeichen :D Ja! Wobei ich ihn eher stottern höre ...
Aber ich mag die Idee, den Streifen Hoffnung.
Ja, gut gesehen. Beide sprechen sehr stockend. Teilweise habe ich das durch Auslassungspunkte gekennzeichnet, aber wenn das zu viele werden, ist auch nicht schön.
Er nimmt ja ihre Lösung an, sobald er sieht, dass er dann nicht sagen muss, warum er eigentlich auf dem Dach ist. Vermutlich schon vor ihr auf dem Dach war.
Beide erkunden ja die Optionen, langsam, tastend, die sich aus der Anwesenheit des anderen/der anderen ergeben. Er hat kein konkretes Ziel. Seine Antwort fällt ihm aller Wahrscheinlichkeit in dem Moment ein :)
“Gut”, sagt sie schließlich.
Sie setzen sich in Bewegung, gehen hinein.
Der letzte Satz klingt stumpf, ich bin aber unsicher, ob du es nicht sogar so möchtest.
Da müsste ich fragen, was du mit 'stumpf' genau meinst.
Was stimmt, da darf nicht viel Elan oder Erleichterung enthalten sein, wie sie da losgehen; eher so, dass sich keiner recht vorstellen kann, warum er das jetzt eigentlich macht, aber es annimmt, weil es eine Option ist, die vorher nicht da war.

zieht ein Stück Papier heraus, das er, ohne es anzuschauen, zerknüllt und hineinwirft.
kann er zaubern? Der Brief wurde zerrissen, vom Wind verweht. Aber gerade fällt mir ein, dass ich die Tags nochmal checken muss - Vielleicht hast Du seltsam getagtet - dann hat er vielleicht den Auftrag bekommen ...
Damit bist du Nr. 2, die das nicht gesehen hat. Es ist sein eigener Brief, den er dabei hatte fürs Dach. Er zeigt ihr an der Stelle, dass er mit derselben Absicht dort war wie sie, entscheidet sich an der Stelle, ihr gegenüber offen zu sein.

Ob ich Weihnachten hier gelten lassen mag? Ne, nur weil es Weihnachten spielt? Dann müsste auf den Tag bezogen mehr Wunscherfüllung/er ist der Weihnachtsmann/ von ihm geschickt - so ist es das für mich noch nicht.
So wie du es sagst, ist es wenig weihnachtlich; ich hatte aber im Blick, dass gerade ein Familienfest wie Weihnachten für einsame Menschen eine Zeit ist, in der sie ihre Isolation besonders deutlich spüren; vor allem, weil man sich genau erinnern kann an frühere Weihnachtstage im Kreis der Leute, mit denen man sie feierte. Daher ist die Jahreswechsel-Zeit Weihnachten, Silvester, Neues Jahr, für Suizid wegen Einsamkeit gefährlich, weshalb Seelsorgetelefone usw über 'die Tage' doppelt besetzt sind.
Insofern taggte ich Weihnachten und lasse es auch an Weihnachten geschehen.

Aber natürlich ist das nur mein Leseeindruck, ich schaue vor der Abstimmung nochmal rein.
Danke dir

Gruß von Flac

 

Hallo @FlicFlac,

danke für deine Erläuterung!
Du schreibst:

Damit erzeugt es nicht den Eindruck eines Fragments, den ich wollte -- mit 'Nachhall'. 'Richtig' wäre es allerdings.

(Es ist) nur noch ein Meter. (Es war) ein langer Weg hierher, aber jetzt (ist es) nur noch ein Meter.
Auch hier wählte ich die nicht-explizite Form wegen des Halls; das sind die Fragmente in der Frau (in ihren Gedanken), die da 'hallen', Fetzen von Sätzen sozusagen.
Das ist natürlich mutig von dir, dem Leser diesen "Hall" zuzutrauen. Bei dem Meter ist das gedankliche Ergänzen naheliegend ('Ellipse'), hier nicht so sehr:
Und ich bin der einzige Gast. Das dritte Mal ohne dich.
"Und ich bin der einzige Gast." ist ein normaler Satz, während "(Es ist) nur noch ein Meter. (Es war) ein langer Weg hierher" im Schriftdeutsch etwas abgehackt wirken. Aber darauf will ich nicht rumreiten, im Gegenteil, es ist gut solche Konstruktionen zu probieren.


Idee ist ja schon anders: Du musst es nicht heute machen, du kannst es auch morgen tun (oder jederzeit). Das ist eine spontane Idee von ihm, kein Spruch, den er auswendig kennt wie den anderen. Bin da gespannt auf weitere Anmerkungen, ob das so pauschal banal ist wie der andere Satz (ich dachte, nein).
Da gebe ich Entwarnung: Ich habe die Formulierung nicht als Deeskalation angesehen, sondern als Lösungsvorschlag. So wie du es beschreibst, geht es auf. In deiner fiktiven Welt (und die ist entscheidend) hat es der Frau (letztlich beiden) geholfen.

Danke dir, aber offen gestanden, kam ich mir beim Erstellen überhaupt nicht 'routiniert' vor. Weil ich meist ganz auf andere Art schreibe

Ein wenig liegt das sicher auch an meiner Auswahl deiner von mir gelesenen Geschichten - ich war überrascht diesen Text aus deiner Feder zu lesen. Nun, wer will sich schon dauernd wiederholen ...

Beste Grüße,

Woltochinon

 

Moin @FlicFlac,
mir gefällt deine Geschichte im flash-fiction-Format, da sind viele gute Ideen drin, das Stockwerkzählen, der andere Sprungkandidat, das Aneinander-Festhalten, der Zettel im Papierkorb.
Was mir beim ersten lesen direkt auffiel, ist die Zeit. Bis auf den letzten Absatz ist alles in Präteritum gehalten, zuletzt wechselst du zum Präsens. Mich hat das ein wenig vom Text ferngehalten, ich persönlich fände den ganzen Text im Präsens näher und unmittelbarer, zumal du die Gedanken schon im Präsens hast, da findet ein ständiger Wechsel statt, der dem Text mMn nicht hilft. Ich finde Präteritum oft etwas betulich, hier auch.

Niemand sieht mich, weil es niemanden gibt. Auch das hab ich nicht für möglich gehalten.
Einsamkeit ist genauso gefährlich und schmerzhaft wie eine Krankheit. Stelle mir vor, dass dieses Übrigbleiben schwer auszuhalten ist und der Wunsch, dass die Lichter ausgehen mögen, verständlich wird.
“In Ordnung”, sagte er. “Aber ich … glaube das nicht.”
Den letzten Satz finde ich streichbar, das hält es offener.
“Und wenn ich es wollte? Was dann? Wenn ich einen Grund habe, wenn …”
Könnte weg.
Sie fragte laut: “Warum nicht? Warum nicht?
Könnte weg.
“Vielleicht”, sagte er schließlich. “Weil … es auch morgen noch geht?”
Vllt. reicht so ein kleiner Gedanke, so ein dünner Strohhalm, um da rauszukommen, vorstellbar.
Sie bemerkt die Schneeflocken, blickt nach oben in den Nachthimmel, es hat wieder begonnen zu schneien.
Sie ist den Schritt zurückgegangen und nimmt die Wirklichkeit wieder wahr. Passendes Ende mit Ausblick.
Gerne gelesen, l2f.

 

Hallo @Morgoth, vielen Dank für deinen wohlwollenden Kommentar.

Deine Geschichte hat mich in ihren Bann gezogen. Ich musste an Nick Hornbys "A Long Way Down" denken.
Das kenne ich leider nicht.
Was mir besonders gefällt: Wie du in knapper, fast lyrischer Sprache die letzten Minuten im Leben einer Frau schilderst
So war der Versuch. Freut mich, wenn ich höre, dass es auch so ankommt bei jemandem.
Die nummerierten Abschnitte - also die einzelnen Etagen des Aufzugs - begleiten ihren Weg nach oben in Form eines unaufhaltsamen Countdowns
So war es gedacht.
Besonders gefallen hat mir der Wendepunkt. Dieser kommt so unscheinbar, so leise durch den Satz "Weil es auch morgen noch geht" - eine Intervention, die in ihrer Schlichtheit mehr berührt als jede große Geste.
Vor allem danke dafür; ich hab weiter oben schon ein wenig dazu geschrieben.
Es bleibt bei der Andeutung eines möglichen Neuanfangs. Ein leiser, poetischer Text, der mir wirklich sehr gefällt.
Ja, Andeutung und Möglichkeit, mehr ist nicht zu erwarten.
Danke dir, sehr ermutigend.

Gruß von Flac

 

Hallo @FlicFlac,

ich falle mal mit der Tür ins Haus, ok? Und zwar: Ich verstehe nicht, warum du diese Struktur benutzt, von Erzähler und dann die GEdanken in der Ich-Form der Hauptfigur. Bei mir führt das dazu, dass ich mich wie beim PingPong fühle. Es verhindert, dass ich so richtig eintauchen kann. Vielleicht wäre es aber schon hilfreich, den Erzähler auch ins Präsens zu setzen?

SIEBEN
Maria überlegte, den Brief schon hier zurückzulassen. Brief? Sie warf einen Blick auf das Papier, das sie in der Hand hielt; kaum eine halbe Seite, drei Sätze, das war ihre letzte Mitteilung. Drei Sätze, an niemanden gerichtet.
Niemand ist mir eingefallen.
Zum einen hab ich mich gefragt, ob es nicht sinnvoll wäre, den Leser direkt zu orientieren, also dass Sieben sich auf die Etage bezieht. Ich frage mich das wohl vor allem auch, weil ich lieber orientiert bin. Und dann sagt der Erzähler: Drei Sätze, an niemanden gerichtet und dann ihre Gedanken, als würde sie dem Erzähler antworten: Niemand ist mir eingefallen. Führt sie ein Gespräch mit dem Erzähler? Und verstehe ich das richtig, sie überlegt, den Brief im Fahrstuhl zu lassen? Auf den Boden zu legen?

VIERZEHN
So endet es. Von Anfang bis Ende. Von hier nach dort.
Hatte sie einmal versucht, sich das vorzustellen?
Hier ist es umgedreht. Hier ist es, als antworte der Erzähler auf ihre Gedanken.

Der Fahrstuhl öffnete sich, sie ging die wenigen Schritte zur Tür, die aufs Dach hinausführte. Sie ging nicht gleich hinaus, sondern blickte kurz zurück, da stand er noch.
Mein letzter Begleiter; einer, der nichts hört und sieht. Der meinen blauen Lieblingsmantel nicht sieht, den ich als letzten trage, shocking blue.
Das habe ich nicht verstanden. Er stand da noch ... sagt der Erzähler, nicht sie. Und sie sagt dann, mein letzter Begleiter, einer der nichts hört und sieht. Also jemand ist mit ihr im Fahrstuhl, oder?

Dann schritt sie zur Brüstung; sie sah die beleuchteten Fenster im Gebäude gegenüber, Lichterketten.
So ist das, hier stehe ich. Und es ist schon vorbei.
Zweiundsiebzig Weihnachten.
Und ich bin der einzige Gast. Das dritte Mal ohne dich.
Was soll das bedeuten, dass sie dort steht und es (ihr Leben?) schon vorbei ist? Müsste das vielleicht ein "Aber" sein, statt ein "Und"? also sie steht dort zwar lebendig, aber es ist trotzdem schon vorbei, weil ihr Mann nicht mehr da ist? Zweiundsiebsiegstes Weihnachten? Sieht schrecklich aus, ich weiß, aber für mich passt die Verknüofung nicht mit "Ich bin der einzige Gast" auf allen 72?
Jetzt war es eine Welt ohne ihn. Ganz, ganz ohne ihn, denn Erinnerungen zählten nicht.
Das ist traurig! Wird aber stärker, wenn du es bei einem Mal sagen belässt, finde ich.

Eine Gestalt stand hinter ihr, nicht weit entfernt, groß, still.
Ist das der "er" aus dem Fahrstuhl, der sie nicht gesehen hat?
Weil es auch morgen geht.
Was macht das schon, ein Tag.
Worauf bezieht sich das "Weil"? Verstehe schon, dass es nicht eilt, nur das weil versteh ich nicht.

Bei einem Metallkorb bleibt er stehen, greift in die Seitentasche seines Mantels, zieht ein Stück Papier heraus, das er, ohne es anzuschauen, zerknüllt und hineinwirft.
Er war also auch im Fahrstuhl, wollte auch aufs Dach, wusste wahrscheinlich erst mal nicht, was er machen sollte, jetzt, da sie mit ihren Shocking blue Mantel vor ihm durch die Tür ging (meine Interpretation, steht da so natürlich nicht). Ja, das gefällt mir, dass sich da zwei Selbstmörder treffen und der eine die andere rettet und damit die andere auch den einen.

Fazit: Hast du mal versucht, den Text aus einer durchgehenden Perspektive zu schreiben? Einfach mal, um den Vergleich zu haben? Würde ja relativ schnell gehen, vermutlich. Ich sehe den Mehrwert dieser Zerstückelung nicht, bei mir führt es dazu, dass ich ins Stocken gerate. Ich habe auch die kursiven Einschübe separat gelesen, weil ich dachte, vielleicht ergibt sich so nochmal eine andere Geschichte oder ein Gedicht oder irgendwas, das war aber nicht der Fall ... oder hab ich was übersehen?

Viele Grüße
Katta

 

Hallo @FlicFlac,

deine Geschichte ist genau nach meinem Geschmack: eine Momentaufnahme, kurz und prägnant geschrieben mit tiefsinnigem und weitreichendem Hintergrund.

Dein Einstieg hat mich neugierig gemacht, ich wollte wissen, wofür die SIEBEN steht. Die Idee der gezählten Stockwerke fand ich originell.

Der Fahrstuhl öffnete sich, sie ging die wenigen Schritte zur Tür, die aufs Dach hinausführte. Sie ging nicht gleich hinaus, sondern blickte kurz zurück, da stand er noch.
Mein letzter Begleiter; einer, der nichts hört und sieht. Der meinen blauen Lieblingsmantel nicht sieht, den ich als letzten trage, shocking blue.
Das hat mich erst verwirrt, ich dachte, da steht ihr verstorbener Mann. Dass es der Fahrstuhl ist, habe ich erst beim zweiten Mal verstanden. (Vielleicht: da stand er noch, die Türen immer noch offen. Würde auch implizieren, dass sie immer noch umkehren kann).
Ihre Gedanken so philosophisch. Und sie hat sich extra schick gemacht.

Die Kälte traf ihr Gesicht. Sie zog den Reißverschluss hoch.
Sie schließt den Reißverschluss, ist also noch nicht ganz überzeugt von ihrem Vorhaben. Wenn sie sich sicher wäre, wäre ihr egal, ob sie friert oder nicht, würde es wahrscheinlich gar nicht merken. Es gibt also noch Hoffnung.

Am Himmel seh ich tausend Lichter.
Sie machte sich daran, auf die Brüstung zu klettern.
Und eins nach dem anderen wird gelöscht.
Zögerte.
Nur noch ein Meter. Ein langer Weg hierher, aber jetzt nur noch ein Meter.
Schön formuliert.

Eine Gestalt stand hinter ihr, nicht weit entfernt, groß, still. Als ob sie sich eben noch bewegt hätte. Wie bei diesem Spiel, Ochs am Berg.
Gefällt mir sehr, diese gefühlte Bewegung.

Maria zitterte. “Wolfgang?”, fragte sie.
Schweigen.
“Bist du es?”
Auch das finde ich gut. Jetzt ist sie in Gedanken ganz bei ihrem Vorhaben, sodass sie sich nicht wundert, wenn ihr verstorbener Mann ihr dabei zur Seite steht. Oder will er sie davon abhalten?

“Und wenn ich es wollte? Was dann? Wenn ich einen Grund habe, wenn …”
Er hob die Hände. “Nein, ich …”
Sie fragte laut: “Warum nicht? Warum nicht?”

Er zögerte.
Nur diesen Dialog kann ich nicht richtig zuordnen. Sie gibt ihr Vorhaben zu, verteidigt sich, aber er wiegelt ab, weil er ja nicht wegen ihr da ist, sondern wegen seinem eigenen Vorhaben. Soweit, sogut.
Aber ihre Frage kann ich nicht einordnen, zumindest nicht als Erwiderung auf seine. Außer sie hat ihm gar nicht zugehört und verlangt nach einem Grund gegen ihr Vorhaben.

“Sind Sie mir gefolgt?”, fragte sie.
Er zögerte erneut. “Ja. Ja, das bin ich.”
“Wozu?”
Das schien er nicht zu wissen.
Er zögert: soll er sein eigenes Vorhaben preisgeben? Er entscheidet sich dagegen und folgt ihrer Vermutung, das ist einfacher.

Weil es auch morgen geht.
Was macht das schon, ein Tag.
Und doch kann er alles verändern.

Bei einem Metallkorb bleibt er stehen, greift in die Seitentasche seines Mantels, zieht ein Stück Papier heraus, das er, ohne es anzuschauen, zerknüllt und hineinwirft.
Hier fände ich einen Abfalleimer, Mülleimer oder Papierkorb konkreter. Ein Metallkorb kann alles Mögliche sein.

Sie bemerkt die Schneeflocken, blickt nach oben in den Nachthimmel, es hat wieder begonnen zu schneien.
Sehr schöner Schlusssatz.

Für mich ein sehr schöner, hintergründiger Text, der viel aussagt.

Gerne gelesen!

Viele Grüße
Kerzenschein

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @FlicFlac!

Drei oder vier Anläufe habe ich gebraucht, bis ich es geschnallt hab. Alter! (Ausruf und Ausrede :lol: )

Nicht meins – aber jetzt ergibt es Sinn.

Nun kann ich mir die anderen Kommentare anschauen – wollte selbst drauf kommen ...

Gruß,
Sammis

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Katta , @linktofink -- danke für eure Anmerkungen und die Aufmerksamkeit!


mir gefällt deine Geschichte im flash-fiction-Format, da sind viele gute Ideen drin, das Stockwerkzählen, der andere Sprungkandidat, das Aneinander-Festhalten, der Zettel im Papierkorb.
Danke.
Was mir beim ersten lesen direkt auffiel, ist die Zeit. Bis auf den letzten Absatz ist alles in Präteritum gehalten, zuletzt wechselst du zum Präsens. Mich hat das ein wenig vom Text ferngehalten, ich persönlich fände den ganzen Text im Präsens näher und unmittelbarer, zumal du die Gedanken schon im Präsens hast, da findet ein ständiger Wechsel statt, der dem Text mMn nicht hilft. Ich finde Präteritum oft etwas betulich, hier auch.
Ja, genau. Die Idee kam mir spät. Um kurz auszuholen, ich wollte mal anders vorgehen als ich es sonst mache und viel über Klang, Konnotation, Assoziation, Bilder, Gefühl vermitteln; klingt etwas blöd, aber sozusagen mehr die rechte Gehirnhälfte adressieren. Darin bin ich nicht sehr gut, daher ist es ein Versuch.

Wie du es sagst, das Präteritum ist 'betulich' und genau deshalb wechsle ich am Ende ins Präsens -- damit ich ab der Stelle, wo sie den Tod hinter sich lassen, lebendiger, unmittelbarer, präsenter klinge als vorher. Und das ist der Grund, warum ich nicht alles im Präsens schreibe -- weil ich dann den Wechsel nicht mehr hätte, den Zoom ins Jetzt. Das soll sozusagen darüber den Eindruck erwecken, dass die Frau wieder mehr in der Welt ist (daher auch nimmt sie die Schneeflocken sinnlich wahr, das ist Neuschnee, es passiert wieder was -- im Unterschied zum eingetretenen Schnee, den sie hinter sich lässt (der dann ein wenig das 'Vergangene', 'Unabänderliche' symbolisiert. Das muss man nicht rauslesen, das ist mehr so der Versuch, es im Hintergrund mitwirken zu lassen.

ner.
“Und wenn ich es wollte? Was dann? Wenn ich einen Grund habe, wenn …”
Könnte weg.
In meinem Ohr ist es ein sehr langsamer Text. Alles wird sehr stockend, zögerlich vorgetragen. Ich wollte nur keinen Auslassungspunkte-Overkill. Da sind also Pausen drin. Und dann ... ist das ein Nachhaken, weil auch er nicht gleich antwortet.
Und wenn ich es wollte? (Pause, keine Antwort) Was dann?
Rein inhaltlich könnte es weg, da stimme ich dir zu. Vielleicht kürze ich da auch noch. Oder ich baue eine Pause rein.

Sie fragte laut: “Warum nicht? Warum nicht?
Könnte weg.
Wie oben. Zwischen den beiden Warum nicht liegt eine Pause. Vielleicht schreibe ich die noch explizit rein. Es ist wieder ein Nachhaken.
“Vielleicht”, sagte er schließlich. “Weil … es auch morgen noch geht?”
Vllt. reicht so ein kleiner Gedanke, so ein dünner Strohhalm, um da rauszukommen, vorstellbar.
Ja, ich denke, das könnte sein, weil es kleinschrittig ist. Nicht: du musst weitermachen, sondern: du könntest noch bis morgen warten. Allerdings geht auch das vermutlich allein, weil in ihr ja eigentlich der Wunsch nach Kontakt und Leben nicht erloschen ist.
-
Ich verstehe nicht, warum du diese Struktur benutzt, von Erzähler und dann die GEdanken in der Ich-Form der Hauptfigur. Bei mir führt das dazu, dass ich mich wie beim PingPong fühle. Es verhindert, dass ich so richtig eintauchen kann.
Ja, das 'Risiko' ist mir klar gewesen. Da musste ich bei deinen Zeilen schmunzeln, weil es mir mit solchen Texten bis vor Kurzem ähnlich ging. Dann las ich die Geschichten einer Frau. Kurzprosa. Ich prallte vom Text ab wie von einer Wand. Verstand nichts. Nicht mal, worum es ging.
Dann las ich das immer wieder (kurz war es ja zum Glück). Und auf einmal blätterte sich was auf. Nach dem siebten Mal sah ich, alles passte. War wie bei komplexer Musik, da gehts mir beim ersten Hören so: Was ein Durcheinander. Bis sich das fügt, und auf einmal ist es gerade wegen des scheinbaren Durcheinanders cool, weil da viel auszuloten ist.
Daher muss so eine Geschichte kurz sein, Kurzprosa.
Sollte über Bilder gehen. Ein bissl lyrisch. Das war der Versuch, also das schwebte mir vor.
Klar kann ich das auch in stringenter Perspektive einheitlich runterschreiben, das wollte ich aber eben nicht.
Der eine kann was damit anfangen, dem anderen gefällts eben nicht. Da ich bis vor Kurzem selbst in Kategorie 2 saß, ist mir das so was von einleuchtend, was du schreibst :)

Dass es hier und auch außerhalb einige Leute gab, denen es gefallen hat, hat mich gefreut. Ich hatte keine Prognose, ob ich damit nicht völlig durchfalle.

Wer mich ein bissl kennt, weiß ja, dass das hier ungewöhnlich für mich ist ...


SIEBEN
Maria überlegte, den Brief schon hier zurückzulassen. Brief? Sie warf einen Blick auf das Papier, das sie in der Hand hielt; kaum eine halbe Seite, drei Sätze, das war ihre letzte Mitteilung. Drei Sätze, an niemanden gerichtet.
Niemand ist mir eingefallen.
Zum einen hab ich mich gefragt, ob es nicht sinnvoll wäre, den Leser direkt zu orientieren, also dass Sieben sich auf die Etage bezieht. Ich frage mich das wohl vor allem auch, weil ich lieber orientiert bin.
Genau. Verstehe ich. Aber genau auf dieses (nennen wir es 'rational-nachvollziehbares' Erzählen) habe ich diesmal ein paar Meter weit verzichten wollen, mir dessen bewusst, dass es nicht auf Anhieb 'richtig' zu verstehen ist. Und so kam es auch. So einige haben unterschiedliche Stellen nicht aufgeschlüsselt. Das liegt irgendwie in der Natur bei so etwas, glaube ich. Dieses Fragmentarische, Unzusammenhängende, oft unlogische.

Einige Hinweise habe ich natürlich einzubauen versucht, ich wollte jetzt nicht, dass man scheitern muss. Aber ob und wie das funktioniert, da taste ich mich ja erst ran, sozusagen als Experiment-für.mich.

VIERZEHN
So endet es. Von Anfang bis Ende. Von hier nach dort.
Hatte sie einmal versucht, sich das vorzustellen?
Hier ist es umgedreht. Hier ist es, als antworte der Erzähler auf ihre Gedanken.
Den zweiten Satz werde ich vermutlich noch zu einer Aussage machen.
Der Fahrstuhl öffnete sich, sie ging die wenigen Schritte zur Tür, die aufs Dach hinausführte. Sie ging nicht gleich hinaus, sondern blickte kurz zurück, da stand er noch.
Mein letzter Begleiter; einer, der nichts hört und sieht. Der meinen blauen Lieblingsmantel nicht sieht, den ich als letzten trage, shocking blue.
Das habe ich nicht verstanden. Er stand da noch ... sagt der Erzähler, nicht sie. Und sie sagt dann, mein letzter Begleiter, einer der nichts hört und sieht. Also jemand ist mit ihr im Fahrstuhl, oder?
Nein :) Der letzte Begleiter ist der, der sie nach oben gebracht ('begleitet') hat: der Fahrstuhl selbst. Eine Maschine sitzt sozusagen an ihrem Sterbebett.

Dann schritt sie zur Brüstung; sie sah die beleuchteten Fenster im Gebäude gegenüber, Lichterketten.
So ist das, hier stehe ich. Und es ist schon vorbei.
Zweiundsiebzig Weihnachten.
Und ich bin der einzige Gast. Das dritte Mal ohne dich.
Was soll das bedeuten, dass sie dort steht und es (ihr Leben?) schon vorbei ist? Müsste das vielleicht ein "Aber" sein, statt ein "Und"? also sie steht dort zwar lebendig, aber es ist trotzdem schon vorbei, weil ihr Mann nicht mehr da ist? Zweiundsiebsiegstes Weihnachten? Sieht schrecklich aus, ich weiß, aber für mich passt die Verknüofung nicht mit "Ich bin der einzige Gast" auf allen 72?
Deine Einwände sind logisch begründet. Die Frau ist das aber nicht, sondern in einer Konfusion von Fetzen. Erinnerungen, Empfindungen. Das Konfuse, unlogische, nicht zusammenhängend nachvollziehbare beschreibt ihr Innenleben. So war das gedacht.
Für sie ist ihr Leben schon vorbei (obwohl sie noch am Leben ist), weil sie das so fühlt.
Das kann objektiv falsch sein.


Jetzt war es eine Welt ohne ihn. Ganz, ganz ohne ihn, denn Erinnerungen zählten nicht.
Das ist traurig! Wird aber stärker, wenn du es bei einem Mal sagen belässt, finde ich.
Überlege ich noch. Ich habe oben @linktofink gesagt, in meinen Ohren ist das eine sehr langsame, mit Pausen stockender Erzählweise.
Jetzt war es eine ..... Welt ohne .... ihn........... Ganz, .... ganz ohne ihn.
Dennoch, wahrscheinlich sollte ich da kürzen. Den Teilsatz braucht es ja, wie du richtig sagst, nicht 'wirklich'.
Eine Gestalt stand hinter ihr, nicht weit entfernt, groß, still.
Ist das der "er" aus dem Fahrstuhl, der sie nicht gesehen hat?
So wie ich die Szene erlebte, war der Mann schon vor ihr auf dem Dach. Aus eben dem Grund, er wollte seinem Leben ein Ende setzen. Als sie kommt, versteckt er sich, beobachtet sie, bis er merkt, was sie beabsichtigt. Nein, sie war allein im Aufzug.

Weil es auch morgen geht.
Was macht das schon, ein Tag.
Worauf bezieht sich das "Weil"? Verstehe schon, dass es nicht eilt, nur das weil versteh ich nicht.
Auf die Frage, warum sie nicht springen muss. Die zuvor von ihr selbst so ähnlich gestellt worden war. "Warum nicht?" -- "Weil es auch morgen noch geht."

Er war also auch im Fahrstuhl, wollte auch aufs Dach, wusste wahrscheinlich erst mal nicht, was er machen sollte, jetzt, da sie mit ihren Shocking blue Mantel vor ihm durch die Tür ging (meine Interpretation, steht da so natürlich nicht).
Siehe oben.
Ja, das gefällt mir, dass sich da zwei Selbstmörder treffen und der eine die andere rettet und damit die andere auch den einen.
Genau das war die Anfangsidee für das Setting. Jeder bringt im anderen den Teil zum Vorschein, der leben will, nicht sterben will. Dass es so ist, habe ich angedeutet.
Beiden macht nur die Einsamkeit zu schaffen, und aus der kann es einen Ausweg geben (kann, nicht muss). Er läuft ja auch an Weihnachten durch die Straßen und 'schaut sich die Bäume an', das ist der Hinweis, dass auch er niemanden hat, mit dem er Weihnachten verbringen könnte.

Hast du mal versucht, den Text aus einer durchgehenden Perspektive zu schreiben? Einfach mal, um den Vergleich zu haben? Würde ja relativ schnell gehen, vermutlich
Könnte ich, aber das war ja nicht die Absicht. Wäre dennoch interessant. Mal schauen, ob ich es versuche :)

Ich sehe den Mehrwert dieser Zerstückelung nicht, bei mir führt es dazu, dass ich ins Stocken gerate.
Ja, wie ich schon sagte, dieses 'Stocken', dieses 'Stück für Stück', puzzle-ähnlich, das war mal mein Versuch (aber das werde ich nicht oft machen; es geht auch nur, meiner Meinung nach, bei Kurzprosa).

Ich habe auch die kursiven Einschübe separat gelesen, weil ich dachte, vielleicht ergibt sich so nochmal eine andere Geschichte oder ein Gedicht oder irgendwas, das war aber nicht der Fall ... oder hab ich was übersehen?
Das ist nicht völlig falsch. Die Passage

Ich denk zurück an viele Gesichter/
Am Himmel seh ich tausend Lichter/
Und eins nach dem anderen wird gelöscht/

ist aus einem Songtext, den ich mal für eine befreundete Band geschrieben habe. Die Idee war dann, das in den Text zu verteilen, um ihre Gefühlslage zu zeigen. (Der Song heißt 'Gespenster', ist von mir, also habe ich die Rechte).

...

Zu den weiteren Kommentaren komme ich noch, will alles beantworten...


Gruß von Flac

 

Hi @Kerzenschein, vielen Dank dir. Bin froh, dass es dir gefällt, insgesamt, und danke für deine Zeilen. Vor allem, weil deine Interpretationen punktgenau treffen, das freut mich am meisten, wenn das, was ich wollte, bei jemandem auch so ankommt wie abgeschickt.

Dein Einstieg hat mich neugierig gemacht, ich wollte wissen, wofür die SIEBEN steht. Die Idee der gezählten Stockwerke fand ich originell.
So war es gedacht.
.
Der Fahrstuhl öffnete sich, sie ging die wenigen Schritte zur Tür, die aufs Dach hinausführte. Sie ging nicht gleich hinaus, sondern blickte kurz zurück, da stand er noch.
Mein letzter Begleiter; einer, der nichts hört und sieht. Der meinen blauen Lieblingsmantel nicht sieht, den ich als letzten trage, shocking blue.
Das hat mich erst verwirrt, ich dachte, da steht ihr verstorbener Mann. Dass es der Fahrstuhl ist, habe ich erst beim zweiten Mal verstanden. (Vielleicht: da stand er noch, die Türen immer noch offen. Würde auch implizieren, dass sie immer noch umkehren kann).
Ihre Gedanken so philosophisch. Und sie hat sich extra schick gemacht.
Die Formulierung habe ich geändert in 'er war noch da'; der Aufzug steht ja im Satz, dann müsste der Bezug eindeutig sein, du warst nicht die einzige Person, die da auf den falschen Dampfer geriet, mein Fehler.
Die Kälte traf ihr Gesicht. Sie zog den Reißverschluss hoch.
Sie schließt den Reißverschluss, ist also noch nicht ganz überzeugt von ihrem Vorhaben. Wenn sie sich sicher wäre, wäre ihr egal, ob sie friert oder nicht, würde es wahrscheinlich gar nicht merken. Es gibt also noch Hoffnung.
Genau das, was du beschreibst, sollte drinstehen.

Maria zitterte. “Wolfgang?”, fragte sie.
Schweigen.
“Bist du es?”
Auch das finde ich gut. Jetzt ist sie in Gedanken ganz bei ihrem Vorhaben, sodass sie sich nicht wundert, wenn ihr verstorbener Mann ihr dabei zur Seite steht.
Ja, genau. Sie ist nicht ganz da, in der Welt.

“Und wenn ich es wollte? Was dann? Wenn ich einen Grund habe, wenn …”
Er hob die Hände. “Nein, ich …”
Sie fragte laut: “Warum nicht? Warum nicht?”

Er zögerte.
Nur diesen Dialog kann ich nicht richtig zuordnen. Sie gibt ihr Vorhaben zu, verteidigt sich, aber er wiegelt ab, weil er ja nicht wegen ihr da ist, sondern wegen seinem eigenen Vorhaben. Soweit, sogut.
Aber ihre Frage kann ich nicht einordnen, zumindest nicht als Erwiderung auf seine. Außer sie hat ihm gar nicht zugehört und verlangt nach einem Grund gegen ihr Vorhaben.
Richtig ist, sie dreht sich um ihre Frage, das ist das Zentrum, darauf will sie eine Antwort, was er da macht, das überspringt sie.

“Sind Sie mir gefolgt?”, fragte sie.
Er zögerte erneut. “Ja. Ja, das bin ich.”
“Wozu?”
Das schien er nicht zu wissen.
Er zögert: soll er sein eigenes Vorhaben preisgeben? Er entscheidet sich dagegen und folgt ihrer Vermutung, das ist einfacher.
Genau. An der Stelle gibt er es nicht zu, nutzt die Gelegenheit, das zu umgehen, bestätigt ihre falsche Vermutung, das ist das einfachste. Erst unten, indem er seinen eigenen Abschiedsbrief wegwirft, ist er offen und zeigt ihr, wie es war.

Bei einem Metallkorb bleibt er stehen, greift in die Seitentasche seines Mantels, zieht ein Stück Papier heraus, das er, ohne es anzuschauen, zerknüllt und hineinwirft.
Hier fände ich einen Abfalleimer, Mülleimer oder Papierkorb konkreter. Ein Metallkorb kann alles Mögliche sein.
Da stand erst Abfall, nur, mir gefiel zwischendrin das Wort nicht mehr. Synonymsuche bot mir dann 'Müll' an, sonst nichts. Inzwischen habe ich wieder Abfalleimer da stehen, was soll es, es ist nun mal einer ;)

Für mich ein sehr schöner, hintergründiger Text, der viel aussagt.
Danke!


Gruß von Flac

 

Hello @Woltochinon -- auch dir noch geantwortet. Manche Sachen die ich erläutere, die habe ich schon an anderen Stellen stehen, daher kann das redundant werden ...


Damit erzeugt es nicht den Eindruck eines Fragments, den ich wollte -- mit 'Nachhall'. 'Richtig' wäre es allerdings.
(Es ist) nur noch ein Meter. (Es war) ein langer Weg hierher, aber jetzt (ist es) nur noch ein Meter.
Auch hier wählte ich die nicht-explizite Form wegen des Halls; das sind die Fragmente in der Frau (in ihren Gedanken), die da 'hallen', Fetzen von Sätzen sozusagen.
Das ist natürlich mutig von dir, dem Leser diesen "Hall" zuzutrauen. Bei dem Meter ist das gedankliche Ergänzen naheliegend ('Ellipse'), hier nicht so sehr:
Und ich bin der einzige Gast. Das dritte Mal ohne dich.
"Und ich bin der einzige Gast." ist ein normaler Satz, während "(Es ist) nur noch ein Meter. (Es war) ein langer Weg hierher" im Schriftdeutsch etwas abgehackt wirken. Aber darauf will ich nicht rumreiten, im Gegenteil, es ist gut solche Konstruktionen zu probieren.
Ja, es muss hier objektiv nicht alles stimmen, verstanden werden, meine ich. Da zählt bei mir viel der Klang, die Resonanz. Und es ist klar, dass Leser, die lieber rational an eine Geschichte rangehen, mit dem hier vermutlich wenig anfangen können. Aber hey, das erwarte ich auch nicht. Und ja, war mal ein Versuch, das so zu machen und 'dem Leser' das zuzutrauen. Wobei es nicht um zutrauen geht, eigentlich, ich weiß, dass da auf sowas auch viele einfach keine Lust haben :)

Gruß von Flac

 

Hallo @FlicFlac

Es ist schwierig, zu dem Thema Selbstmörder etwas Neues zu schreiben und deinen Plot hätte ich gerne originell genannt, aber leider, leider gibt es eben schon den berühmten Vorgänger Nick Hornby, dessen Roman „A long way down“ ich seinerzeit sehr genossen habe. Bei Hornby sind es vier Selbstmörder, die sich zufällig auf dem Dach treffen und beschließen, ihr Vorhaben aufzuschieben. Das ist ein bisschen Autorenpech, aber ich habe versucht, das aus dem Kopf zu kriegen, bevor ich deine Story las.

Du hast ja auch viele originelle Zutaten in deine Story integriert, das Zählen der Stockwerke, die verschiedenen Stimmen, das Gespräch mit dem Unbekannten – alles gut geschrieben, so dass ich mich in die Situation hineinversetzen konnte. Gut finde ich auch, dass du Rührseligkeit vermeidest.
Einzig dieser ominöse Unbekannte, zu dem sie nach dem Aussteigen zurückblickt, hat mich herausgerissen. Erst nach dem Lesen der Kommentare dämmerte es mir, dass du den Aufzug gemeint hast. Das müsstest du meiner Meinung nach noch verdeutlichen. … dessen Tür noch offenstand, oder so ähnlich. Dann gäbe es gleich noch die Einladung, es sich zu überlegen und wieder einzusteigen.

Hier noch Kleinigkeiten:

Dann zerriss sie den Brief. Die Papierfetzen zerstreuten sich auf dem Boden.
Wollte sie den Abschiedsbrief ursprünglich auf dem Dach deponieren, dort, wo jeder Windstoß ihn wegblasen kann? Naheliegend wäre es, ihn in der Wohnung zu lassen. Machen das Selbstmörder nicht immer so?
Ein langer Weg hierher,
Direkt ein Anklang an Nick Hornby.
Er trug einen langen schwarzen Lodenmantel, graues, schütteres Haar.
So passt der Satz doch nicht. Er trug graues, schütteres Haar?

Grüße
Sturek

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi @Sturek -- tja --

aber leider, leider gibt es eben schon den berühmten Vorgänger Nick Hornby, dessen Roman „A long way down“ ich seinerzeit sehr genossen habe. Bei Hornby sind es vier Selbstmörder, die sich zufällig auf dem Dach treffen und beschließen, ihr Vorhaben aufzuschieben. Das ist ein bisschen Autorenpech, aber ich habe versucht, das aus dem Kopf zu kriegen, bevor ich deine Story las.
Ich kenne Hornby, aber nicht diesen Roman, und zwar noch nicht mal dem Titel oder dem Thema nach; tja, Pech. Den Roman kennen wohl viele, du bist der Zweite, der drauf aufmerksam macht. Allerdings ging es mir auch nicht um Originalität; die Idee der Selbstmörder, die sich begegnen, finde ich sogar naheliegend; wäre seltsam, wenn ich da der Erste gewesen wäre.

Ein langer Weg hierher,
Direkt ein Anklang an Nick Hornby.
*seufz* Nein, eigentlich kein Anklang. Es geht nicht um den 'Weg nach unten' (bei mir).

Er trug einen langen schwarzen Lodenmantel, graues, schütteres Haar.
So passt der Satz doch nicht. Er trug graues, schütteres Haar?
Ja, das mach ich anders, danke.

Dann zerriss sie den Brief. Die Papierfetzen zerstreuten sich auf dem Boden.
Wollte sie den Abschiedsbrief ursprünglich auf dem Dach deponieren, dort, wo jeder Windstoß ihn wegblasen kann? Naheliegend wäre es, ihn in der Wohnung zu lassen. Machen das Selbstmörder nicht immer so?
Ich dachte, sie wollte ihn erst im Mantel lassen, nahm ihn im Aufzug dann raus. Keine Ahnung habe ich, was Selbstmörder immer machen. Kommt vielleicht drauf an, wann den jemand und wer den finden soll, das war ja ihr Problem ..


Du hast ja auch viele originelle Zutaten in deine Story integriert, das Zählen der Stockwerke, die verschiedenen Stimmen, das Gespräch mit dem Unbekannten – alles gut geschrieben, so dass ich mich in die Situation hineinversetzen konnte. Gut finde ich auch, dass du Rührseligkeit vermeidest.
Danke für das 'gut geschrieben'; ja, Rührseligkeit ist die Gefahr dabei, das wollte ich gar nicht drin.
erst nach dem Lesen der Kommentare dämmerte es mir, dass du den Aufzug gemeint hast. Das müsstest du meiner Meinung nach noch verdeutlichen. … dessen Tür noch offenstand, oder so ähnlich. Dann gäbe es gleich noch die Einladung, es sich zu überlegen und wieder einzusteigen.
Dachte, das hätte ich schon klarer. Umgekehrt wär es doch sehr 'weird', wenn sie jemanden, der allein mit ihr hochgefahren wäre, erst jetzt bemerken würde. Aber dass es in der Sequenz darum geht, dass sie eingeladen ist, wieder nach unten zu fahren, das sollte da drin sein. Aufzugtüren bleiben leider nicht offen. Im Augenblick hab ich da keine Idee, wie das machbar ist, ohne den Absatz zu 'verplumpen'.

Gruß von Flac

 

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