Was ist neu

Schnuddelwuff im Wuppnietal

Mitglied
Beitritt
18.06.2001
Beiträge
19

Schnuddelwuff im Wuppnietal

Schnuddelwuff war eine ganz normale Hausameise. Am liebsten aß er Schweinehackleber und Speiseeis. Das war sein Leibgericht. Oft, meistens abends, machte er sich ganz alleine auf den Weg um noch etwas zum Futtern aufzutreiben.
Dabei kam er nie mit leeren Händen zurück.
Viele Neider, alle waren sie auf seinen lockeren Lebensstil neidisch, behaupteten, er wäre die dickste Ameise im Lilienthal, was ganz in der Nähe von Bremen lag. Einige gingen sogar soweit, er wäre dicker als Wobbel und Wobbel war eine fette Raupe, die kurz vor der Verpuppung stand.
Moment. Nein, ich höre gerade, die dicke Raupe hätte sich schon verpuppt. Egal. Schnuddelwuff machte sich eh nichts aus dem Gerede.
Jeder muss seinen Weg im Leben finden. Wen interessiert es da, was andere sagen? Und so machte sich die korpulente Ameise eines schönen abends getreu dem Motto: Heute ist dein bester Tag, auf den Weg was Essbares zu finden.
Unterwegs traf er Lupna. Was soviel bedeutete wie: er hatte sich verlaufen. Denn der schöne Marienkäfer hielt sich immer im Wuppnietal auf, und da hatte er auf keinen Fall hingewollt.
„Sei’s wies ist“, grummelte Schnuddelwuff, zog sich den Pulli zurecht und grüßte freundlich. Eigentlich mochte er den Marienkäfer jedoch nicht, denn er gehörte zu der eingebildeten Sorte.
„Wie geht’s, Lupna?“
Die schöne Lupna blinzelte ihm verführerisch zu, achtete dabei jedoch sehr darauf, das Kinn nicht zu weit herunter zu nehmen. „Hallo Arbeiter!“
„Weißt du, wo es in der Nähe was schönes zum Knabbern gibt?“ wollte die fette Ameise wissen.
Der schöne Marienkäfer lächelte und flog weg. Das hieß allerdings keineswegs, dass sie Schnuddelwuff etwas zum Essen zeigen wollte, sondern nur, dass sie sich von seiner Anwesenheit belästigt fühlte.
Als sie aus der Sicht war, kratzte sich die Ameise verwundert am Kinn und marschierte weiter. Wenn die Existenz als Arbeiter-Ameise einen Vorteil hatte, dann den, dass man sich über derlei Dinge keinen Kopf machen musste.
Gleich um die nächste Ecke wurde Schnuddelwuff übrigens schon fündig. Dort lag ein Laubblatt mit fünf fettleibigen Larven. Langsam tastete sich die Ameise heran. Jedes Kind wusste doch, dass Larven sehr schreckhaft waren und Vorsicht mehr als angebracht war.
Warum? Larven neigten zu Schreikrämpfen, dass war doch weitläufig bekannt. Gehört hatte sie zwar seit einiger Zeit niemand mehr, aber das lag daran, dass keiner mehr so unvorsichtig war die Kleinen zu sehr zu stören.
Als die fettleibige Ameise direkt über den Larven stand, bemerkte sie zu ihrem Erstaunen, dass diese wach waren und sie aus kleinen, schwarzen Knopfaugen musterten.
„Ah, gäh, was bissn du?“ fragte eine von ihnen spitzbübisch.
„Ich?“ hakte Schnuddelwuff nach, bislang hatte ihn noch niemand danach gefragt. Doch dann antwortete er so höflich wie möglich. „Na ich bin eine Arbeiter-Ameise.“
Die neugierige Larve nickte unbeholfen, hielt dann aber abrupt inne. „Ah, gäh, müsstest du dann nischt jetzt, ah-arbeiten?“
Die anderen Larven nickten bekräftigend.
Schnuddelwuff überlegte. Da war was dran, musste er zugeben. Trotzdem! Er hatte Hunger und wollte was essen. Und er wollte so schnell wie möglich essen, deswegen sagte er: “Jo. Und heute ist es mein Job eure Hinterteile auszulutschen." (* anm. d. A.: hey, die machen das tatsächlich so, ich kann da nix für)
Leider hatte die Ameise Pech, denn so schnell wollten sich die Larven nicht geschlagen geben. Wieder fragte die Eine: „Ah, gäh, das is aber ´n komischer Beruf. Bis etwa ´n Aschkriescher?“
„Äh, ne. So kann man das nicht nennen“, stotterte Schnuddelwuff. Das war bereits jetzt weit mehr, als alles über das er je nachgedacht hatte. Dann kam ihm eine Idee. „Im Grunde bin ich der Deckungsbeauftragte.“
Die Larven machten komische Geräusche, die sich wie: *Plopp, Plopp* anhörten und lachten. „Aha“, sagten sie.
Die Ameise dachte bei sich: „Egal“ und wollte sich ranmachen. Doch wieder störte die Rednerlarve.
„Ah, gäh, und wer hat dich beauftragt?“
„Lupna“, log Schnuddelwuff dreist, denn er hatte keine Lust auf dieses dumme Gespräch.
„Das olle Marienkäferschen?“ wunderte sich die kleine Larve. „Donnerwetter.“
Was ist denn jetzt, fragte sich die Ameise. „Ja das olle Marienkäferschen“, äffte er die Larve nach und grabschte sie am Hinterteil. Dann wollte er den kleinen Körper kräftig zusammendrücken und den süßen Nektar aus der Hülle saugen. –Doch dazu kam es nicht.
Anscheinend hatte die Larve endgültig genug. Und so ließ sie ordentlich einen Pupen und schrie verkrampft. „Scheiße nein!“
Es verfehlte nicht an Wirkung. Schnuddelwuff blickte sich entsetzt um und ließ von dem kleinen Parasiten ab. „Was?“ wollte er wissen.
„Ah, gäh, was denkst denn du was du da gerade machst?“
„Na ich sauge die Säfte deines Stoffwechsels auf.“ Als Begründung fügte er hinzu: „Ich habe Hunger!“
„Hält mich das verdammte Ameisenvieh, doch tatsächlich für eine Larve“, empörte sich die Larve und zeigte auf ein Reh, das zufällig zwei Bäume von ihnen entfernt graste. „Dies is ´n Larventier. Könns doch nicht an dem Fünfer Gespann vom Weihnachtsmann nuckeln, wenns da vorne dem Richtigen in den Asch kriechen kannst!“
Da lies Schnuddelwuff endgültig von der schlauen Larve ab und marschierte mit eindeutigen Absichten zum friedlich grasenden Rotwild. Vorher hatte er sich noch freundlich bei den fünf Gehilfen vom Weihnachtsmann bedankt, hatten sie ihn doch endlich auf einen Fehler aufmerksam gemacht, den er seit seiner Geburt begangen hatte.
Bei der großen, vierbeinigen, Gras fressenden „Larve“ angekommen, schaute die dumme Ameise nach oben und machte sich auf den Weg, den süßen Nektar aus dem Hinterteil des Insekts zu saugen.
Es war eine ganz neue Erfahrung.

Die Poente von der Geschichte: Trau keiner Larve, saug keinem Reh aus dem Arsch und wenn du Hunger hast, frag den Marienkäfer.

 

Hallo Silmaril

Nette Geschichte. Habe ich recht gerne gelesen.
Bis auf die Pointe hätte ich sie aber eher dem Bereich „Kinder“ zugeordnet. So arg lustig war’s nämlich nicht.
Schon wenn man den Titel liest, fühlt man sich am Anfang einer Kindergeschichte, und als solche fände ich sie auch gelungen, mit Witz und gut geschrieben. Aber unter Humor … na, ich weiss nicht …
Und falls für dich eine Verschiebung in Frage käme, schreib den Schluss kindertauglich um. Wobei, gerade der Schluss hat mir gut gefallen. Verflixt … dann lass sie halt hier. (Du machst ja eh, was du willst :D )

Gruss Rolf

 

Humor? Kindergeschichte?

Hallo Rolf,
Moin,

na danke für Deine Kritik. Hatte nicht gedacht, dass sich jemand traut. Finde das also ziemlich mutig.

Tatsächlich habe ich die Geschichte in einem Moment kompletter geistiger Entleerung geschrieben. Aufhänger war eigentlich sogar die Poente, obwohl ich schon an anderer Stelle sanft darauf hingewiesen wurde, dass eine Poente nicht als Satz definiert, sondern aus der Geschichte selbst hervorgehen muss.
:lol:

Habe ich gern gelesen.

Das ist alles was ich erreichen wollte. :D
Ich würde auch gerne einmal eine richtige Kindergeschichte schreiben, aber das halte ich für eine sehr große Herausforderung für die man sich viel Zeit nehmen muss.

Grüße
Sil

 

Meiner bescheidenen Meinung nach hast du für beides Talent. Für den Bereich Humor, sowie für Kindergeschichten.
Und falls du diese Geschichte wirklich in einem Moment von geistiger Entleerung geschrieben hast, bin ich auf deine nächste Humor-(Kinder?)-Geschichte gespannt, die du dann bestimmt bei voller geistiger Kraft in Angriff nimmst. ;)
Und so nebenbei: Wieder mal zeigt sich: Anzahl Reaktionen nicht gleich Qualität einer Geschichte.

Gruss Rolf

 

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom