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Schorsch's große Liebe
Schorsch´s große Liebe
Georg war ein Fussball. Mit „ss“.
Georg war sehr stolz auf sein „ss“. Er war einer der wenigen Vertreter, die die Rechtschreibereform verstanden und durchsetzten. Seiner Meinung nach jedenfalls. Ein Fahrkartenkontrolleur versuchte ihn mal darauf aufmerksam zu machen, dass auch in der neuen deutschen Rechtschreibung Fußball mit „ß“ geschrieben wird, doch Georg ließ sich nicht beirren und wurde weiter mit „ss“ geschrieben. Außerdem zahlte er es dem Besserwisser heim und fuhr schwarz. Drei Mal.
Seine Freunde nannten ihn Schorsch. Er hatte ziemlich viele Freunde, doch die große Liebe war ihm stets verwehrt geblieben. Er suchte und suchte, doch nie fand er eine wirkliche Lebensabschnittsgefährtin. Natürlich hatte er im Laufe der Jahre einige Freundinnen, doch nie war es DIE große Liebe.
Immer ging es irgendwann auseinander, was meistes jedoch an seiner Angebeteten lag.
Denn Schorsch ist recht schwer zu ertragen, er hat wie jeder Andere auch seine Macken. Für das Fotografieren beispielsweise würde er alles geben. Er liebte es zu fotografieren.
Er fotografierte alles. Bauwerke, Personen, Tiere...
Doch einmal ging es seiner damaligen Freundin, einer alten Computermaus, zu weit. „Schorschi“, wie sie ihn immer nannte, fotografierte ein Foto. Das war zu viel und die Maus machte Schluss.
Schorsch liebte außerdem das Rampenlicht. Er war sehr stolz darauf, dass ohne ihn Großereignisse wie die Fussballweltmeisterschaft nicht stattfinden könnten. Fussballweltmeisterschaft mit „ss“ wohlgemerkt.
Auf der Suche nach seiner großen Liebe kam der Fussball durch viele Länder.
England, Italien, Deutschland, Brasilien, Argentinien, Trinidad und Tobago und so weiter und so fort. Überall verursachte Georg ein wahres Fussballfieber.
Von der vielen Reiserei und Sucherei nach einer Frau sehr erschöpft, machte er einen Urlaub in Tokio. Natürlich hielt er auch hier die Augen nach der großen Liebe offen, doch mehr als ein paar Urlaubsficks sprangen für ihn zu seinem Bedauern nicht heraus.
Bis...
Ja bis er eigentlich schon wieder nach Hause fliegen wollte. Denn auf dem Flughafen traf er eine Flasche Coca Cola. Schorsch war sich sicher. DAS war die große Liebe. Er sprach die Cola einfach an. Sie hörte auf den wunderschönen Namen Jutta. Und obwohl er sehr aufgeregt war, hatte er eine sichere Stimme, als er ihr seine Liebe gestand.
Jutta sagte zwar, dass sie so etwas noch nie gemacht habe, doch flog sie mit in die kleine, aber feine drei Zimmer, Küche, Bad Wohnung des Fussballs.
Es wurde tatsächlich die große Liebe. Beide waren immer einer Meinung, und wenn sie mal eine andere hatten, hatten sie diese Beide.
Sie waren glücklich zusammen.
Jutta war glücklich, nicht mehr arbeiten gehen zu müssen, schließlich verdiente Schorsch genug Geld, und Schorsch war glücklich, mit einer richtigen Coca Cola zusammen zu sein. Denn Coca Cola ist begehrt.
Eines Tages schließlich entschied sich der Fussball seine Holde zu fragen, ob sie ihn heiraten möchte. Jutta wollte zustimmen, doch da gab es noch ein Problem.
Jutta musste ihrem Lebensgefährten noch etwas geschehen. Sie war gar keine Coca Cola, sondern eine Coca Cola light. Und nicht nur das. Sie war auch noch entkoffeiniert.
Das war zu viel für Schorsch. Er stellte klar, dass eine Cola ein verzuckertes Wachhaltegetränk sei. Eine entkoffeinierte Coca Cola light wäre keine echte Coca Cola.
Mit einer Träne im Gesicht machte Schorsch Schluss und verließ das Haus. Obwohl es eigentlich sein Haus war.