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Schwanengesang für einen Raben

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21.10.2003
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Schwanengesang für einen Raben

Labyrinth in the Shape of a Heart
Loves secret Architecture

HIM, »The Face Of God«


I.

Der Frühling hatte eine zauberhafte Märchenwelt um den Hof meiner Großmutter erschaffen.
Die Landschaft, saftig grün, erstreckte sich zum Süden hin bis zum Rand eines gigantischen Waldes und wurde nur durch braune und gelbe Felder unterbrochen, in alle anderen Himmelsrichtungen reichte der Anblick des Grüns scheinbar in das Endlose. Apfel- und Kirschbäume, Fliederbüsche und kleine Wanderwege, kaum sichtbare Gänseblümchen und Löwenzähne, die die Wiesen schmückten, sowie das allgegenwärtige Zwitschern von Vögeln aller Art, das die goldgelbe, wie von Zauberstaub flimmernde Luft, versüßte.
Das alte, in einem aus Schnittlauchbeeten, Blumen und einem Kirschbaum bestehendem Garten gelegene Haus stand inmitten dieser Landschaft, als hätte wäre es ein fester, unersetzlicher Bestandteil davon. All dies betörte mich schon beim ersten Blick, den ich aus dem Fenster der Kutsche warf. Wir fuhren über eine holprige Straße, die eigentlich nur ein breiterer Wanderweg war, auf das Haus zu, und während mein kleiner Bruder noch neben mir schlief, konnte ich es kaum abwarten, aus der Droschke zu hüpfen und die schwere, süßliche Luft zu atmen.
Als wir endlich anhielten und der Kutscher abstieg, um uns die Tür zu öffnen, lächelte ich vor Freude. Mein Bruder, der durch mein ungeduldiges Hin-und-hegerutsche wach wurde, rieb sich verschlafen die Augen und murmelte »Sind wir schon da?«, und ich antwortete kindlich, als wäre ich wieder ein Zwölfjähriger: »Ja, komm schnell, das musst du dir ansehen!«.
Als die Tür schließlich geöffnet wurde und wir ausstiegen, ich schnell hinausstürmend, mein Bruder langsam hinauskletternd, blieben wir beide vor Ehrfurcht stehen, als wir die ganze Pracht der Landschaft sahen. So weit das Auge reichte sahen wir eine Welt, die wir bisher nur aus den Illustrationen unserer Märchenbücher aus unserer Kindheit kannten, und wir verharrten, bis sich schließlich die Holztür des Hauses lautstark öffnete und unsere Großmutter heraustrat.
»Enkel!«, rief sie und breitete die Arme aus. Sie war eine Frau von sechsundsiebzig Jahren, mit einem gütigen, knubbeligen Gesicht, einer warmen Stimme, schlohweißen Haaren und einer etwas rundlichen Gestalt, die stets von weiten, meist selbstbestickten Schürzen eingehüllt war.
Wir gingen schnell auf sie zu, durch ihren üppigen Garten, der von einem rostigen, ehemals grünen Eisenzaun umgeben war, direkt in ihre Arme. Wir hatten sie schon ein Jahr nicht mehr gesehen, und nun, da ich siebzehn und mein Bruder sechzehn war, freuten wir uns, ihr noch in solch guter Verfassung begegnen zu dürfen. Sie bot dem Kutscher an, noch eine Tasse Kaffee im Haus zu trinken, aber er lehnte dankend ab und fuhr wieder von dannen, so dass wir drei uns einer ausgiebigen Begrüßung widmen konnten.
Unsere Eltern, ein wohlhabender Anwalt und seine Gattin aus München, hatten beschlossen, den Sommer in einer Villa in Kroatien bei Bekannten zu verbringen, und da zumindest ich nicht sonderlich von der Idee begeistert war, mich einen Sommer lang brennender Sonne und trockener Luft auszusetzen, mussten wir Alternativen suchen. Auch in München zu bleiben war langweilig, ich zog es vor, die Zeit während der Abwesenheit meiner Eltern bei meiner lieben Oma zu verbringen. Mein Bruder schloss sich mir bald an, und so war es ausgemachte Sache.
Ich schlug schon des Öfteren Reiseziele vor wie Paris, die ich unbedingt einmal besuchen wollte, aber meine Eltern ziehen südlichere, sonnigere, wärmere Gefilde vor. Allerdings, wenn ich darüber nachdenke, würde ich Paris wohl eher mit einem geliebten Mädchen besuchen als mit meinen Eltern.
Während es draußen, in diesem Zauberland, warm und die Luft schwer war, herrschte in dem Haus selbst eine angenehme Kühle und eher feuchte Luft. Die Stube war bescheiden, aber durchaus akzeptabel eingerichtet. Auf dem Holzboden lag ein bäuerlich verzierter Teppich, ein alter Ofen war an die etwas baufällige Wand gebaut, und ein bequemes Sofa stand dem kleinen Esstisch mit den sechs Stühlen gegenüber. Das Schlafzimmer bestand aus einem großen Eichenschrank und einem Doppelbett. In eben jenem würden ich und mein Bruder schlafen, während meine Großmutter mit dem Sofa in der Stube vorlieb nahm, was ihrer eigenen Aussage nach »sowieso besser für mein geschundenes Kreuz ist«.
Die lange Reise erschöpfte mich jedenfalls, und so trank ich an jenem Nachmittag nur noch eine Tasse Apfeltee, den die gute Frau aus den Äpfeln, die von den Bäumen neben den Feldern wuchsen, selbst herstellte. Danach unterhielten wir uns noch über die Befindlichkeit der Eltern und der Bediensteten in unserem Haus, bevor ich und mein Bruder schon am frühen Abend zu Bett gingen.

Am nächsten Morgen waren im Schlafzimmer die roten Gardinen vor dem kleinen Fenster zugezogen, so dass nur oranges Licht hindurch schien. Tatsächlich war mein Bruder noch im Schlaf versunken, doch als ich wach war und begann, mich im Bett von einer Seite auf die andere zu drehen, wurde er alsbald wach.
Nach dem Aufstehen machte ich erst einmal Morgentoilette, und dann gab es auch schon ein wunderbares Frühstück, da Großmutter die Güte hat, jeden Morgen eine halbe Stunde Fußweg in das nächste Dorf auf sich zu nehmen und Semmeln und Wurst zu kaufen.
Während des Essens erfuhren wir, dass heute Wochenmark im Dorf war, und so richteten wir uns nach dem Frühstück ordentlich her, um dann auch schon bald über die Feldwege in den nahe gelegenen Ort Grafenried zu gelangen.
Großmutter hatte Grafenried als „Stadt“ bezeichnet, allerdings war diese Bezeichnung etwas zu großzügig. Das etwas größere Dorf war im typisch bayerisch-bäuerlichem Stil errichtet. Und tatsächlich fand ein Wochenmarkt statt, aber einer der ländlichen Sorte, nicht die Variante, die ich aus München kannte.
Feiste Männer, die hinter zu Tresen umfunktionierten Bierbänken standen und lautstark ihre Äpfel und Birnen anpriesen und alte Frauen, die krächzend Geschirr und Tand unter die Leute brachten, aber nirgendwo die exotischen Ausländer, die scharfe Gewürze und edlen Schmuck aus fernen Ländern verkauften. Als wir durch die Menschenmenge gingen, erkannte ich, dass dies eine ganz andere Welt war, als die, die ich aus München gewohnt war. Wir kauften schließlich einiges Obst und Gemüse, ich kaufte noch eine recht hübsche Haarspange für meine Mutter.
Der lange Fußmarsch machte mich müde, und so ging ich kurz aus der Menschenmenge, um mich auf den etwas verwitterten Hof der alten, ländlichen Dorfkirche zu begeben, wo ein großer, im Zerfall begriffener, aber noch munter plätschernder Brunnen stand. Ich setzte mich also an den Brunnen und sah mir die graue Fassade der alten Kirche an, als ich die plötzlich eine klare, helle Stimme hörte.
»Hallo«.
Ich drehte mich um und sagte aus dem Affekt heraus ebenfalls das geläufige »Guten Tag«, ohne eine Ahnung zu haben, wer mich gegrüßt hatte, doch da war niemand. Als ich wieder nach vorne blickte, trat aus dem Schatten der Kirche ein Mädchen, dessen Anblick mich tiefer in der Seele berührte, als ich es je zuvor irgendeine andere Person getan hatte, egal, ob männlich oder weiblich.
Sie hatte das Gesicht eines Engels. Die Augen waren groß und wasserblau, ihre weiße Haut schien im Licht der Junisonne unwirklich zu glühen, und ihr blondes Haar ergoss sich in feinen Wellen vom Kopf bis zu den zarten Schultern. Die Zerbrechlichkeit, die puppenhafte Majestät ihrer roten Lippen, die Unschuld dieses Anblicks bezauberten mich wie noch niemals etwas zuvor. Allein die Art, wie sie ging, sich bewegte, machte sie anbetungswürdig, und ihre kindlichen, weichen Züge, strahlten einen unschuldigen Glanz wie von einem kleinen Mädchen aus, obwohl sie vielleicht sechzehn oder siebzehn war. Nicht einmal das etwas ältlich wirkende Kleid konnte diesen Eindruck schmälern.
Sie setzte sich neben mich an den Brunnen, und für einen Moment war ich wie unter einen wunderbaren Zauberbann gefangen. Ich konnte weder sprechen noch schweigen, wollte sie mit Lobeshymnen überschütten, doch konnte nicht, weil mir die Zunge versagte.
»Ich bin Gabrielle«, sagte sie lächelnd, und ich versuchte ebenfalls mich vorzustellen, stand auf, stammelte meinen Namen und nahm ihre Hand, um sie zu küssen. Sie fand das offensichtlich sehr amüsant, und fragte mich, woher ich käme.
»Ich komme aus München, wo mein Vater eine Anwaltskanzlei leitet«, sagte ich wahrheitsgemäß, und ohne die Absicht, sie dadurch irgendwie beeindrucken zu wollen.
»Oh, daher also die großspurigen Manieren«, sagte sie frei heraus, und ich war fast etwas beschämt, was sie mir wohl anmerkte, da sie ausrief: »Oh, nein, so habe ich das nicht gemeint. Nur haben die Bauerntrampel in diesem Dorf keine solch ausladenden Manieren. Die meisten wollen mich durch Prügeleien beeindrucken. Ich habe auch noch nie so etwas gesehen«, und sie kam näher an mich heran und fasste mich am Revers meiner Sonntagsjacke, wo ein kleiner, silberner Stuck unseres Familienwappens war. Als ihr Gesicht ganz nah an mich heran kam, lief es mir heiß durch den ganzen Körper.
Plötzlich zerbrach ein schriller Ton diesen himmlischen Augenblick.
»Gabrielle! Gabrielle! Mit welchem Gesindel treibst du dich hier herum?«
Eine dürre, in eine zerschlissene Schürze gehüllte Frau mit schiefem Gesicht und Hakennase trat durch das Tor zum Kirchenhof und stakste auf uns zu. Für einen Moment war ich noch zu benommen, um reagieren zu können, aber dann schoss ich erbost in die Höhe.
»Gesindel? Solche Töne verbitte ich mir!«, rief ich ihr zu. Sie blickte zwar etwas verdutzt, aber großartig beeindruckt schien sie nicht zu sein, was mich nicht das Geringste kümmerte, denn schon trat auch ihr etwas bulliger Ehemann schimpfend durch Kirchentor, der mir weit mehr Sorgen machte – ich verachtete Gewalt, wenn er mich in eine Prügelei hineingezogen hätte, wäre ich hoffnungslos unterlegen gewesen.
»Was erlaubst du Bengel dir, unsere verlobte Tochter zu belästigen? Verschwinde jetzt, oder ich werde dich windelweich prügeln!»
Ich konnte kaum fassen, dass dieses himmlische Geschöpf mir bereits durch eine Verlobung verloren war, aber nachdem ich wieder etwas rationaler dachte, hatte ich tatsächlich ein etwas schlechtes Gewissen.
»Ich wusste nicht, dass Ihre Tochter bereits vergeben ist. Ich werde sie in Zukunft in Ruhe lassen. Entschuldigen Sie mich«, sagte ich und ging an den, offenbar von meiner Wortwahl verwirrten, Leuten vorbei. Tatsächlich sah keiner der beiden aus, als könnte er Vater oder Mutter für ein solches Geschöpf sein, weder körperlich noch charakterlich. Ich warf einen letzten Blick zurück auf das Mädchen, das noch immer am Rand des Brunnens saß. Sie sah mir traurig hinterher, und ihr Blick war mir Entschuldigung für das Benehmen ihrer Eltern genug.

Ich suchte meine Großmutter und meinen Bruder im Markgedränge wieder. Es wurde tatsächlich Abend, bis wir wieder zurück im Hause meiner Oma waren. Den ganzen restlichen Tag war ich etwas melancholisch, da ich nur Gabrielle denken konnte. Nach dem Abendessen, einer warmen Suppe, ließen wir uns auch schon wieder in die Betten fallen, wobei ich die ganze Zeit über an nichts anderes denken konnte als an Gabrielle, deren blaue Augen und ihr süßes, kindliches Lächeln mir die ganze Zeit vorschwebten, samt dem Bewusstsein, dass sie mir verloren war. Auch, als ich im Halbschlaf lag, sah ich sie immer wieder aus dem Schatten der Kirche in die warme Sonne treten, wie sie dem heruntergekommenen Gotteshaus durch ihre bloße Anwesenheit neue Würde verlieh.

II.

Die Nacht brach über die Landschaft herein. Dicke, undurchdringliche Wolken brandeten wie die dunkelblauen Wellen einer unruhigen See, verschleierten die Sterne und den Mond, der nur ab und an sein bleiches, milchiges Gesicht zeigte.
Gabrielle, erschöpft von dem Treiben auf dem Markt und der harten Arbeit auf dem Feld am späten Nachmittag, war schon früh erschöpft in ihr Bett in ihrem ärmlichen Zimmer gefallen, nicht ohne vorher artig vor dem Bildnis der Madonna zu beten, dass über ihrem Bett hing, und schlief nun sicher und gesund. Die Rosen des Verlobten aus dem Dorf, dem Sohn des Kammermeisters, standen in einer einfachen Vase auf dem Nachttisch, und ihr Duft schien sich mit dem des Fliederbaumes im Garten zu duellieren, der durch das geöffnete Fenster strömte.
Die Nacht war ruhig und friedlich für den kleinen, schlafenden Engel.
Die menschliche Seele ist ein Bauwerk von absonderlicher, verblüffender Architektur, und so nimmt es kaum Wunder, dass Gabrielle in dieser Nacht von dem jungen, hübschen Mann mit den großartigen Manieren träumte, der sie mit seinen höflichen Benehmen, dem hingebungsvollen Klang in seiner Stimme und dem schwärmerischen Funkeln in seinen Augen so sehr beeindruckt hat. Dann sah sie, wie ein Schatten auf den Jungen fiel, ein Schatten geworfen von einem ebenfalls jungen, gutausehenden Mann, der edel gekleidet war, aber kalte, harte Gesichtszüge hatte, ihr Verlobter.
Trotz dieses Traumes war ihr Schlaf alles in allem doch ruhig, und nie hätte irgendwer daran denken können, dass schon bald etwas Dunkles aus dem Wald kommen sollte, um Gabrielle zu holen wie ein abscheulicher Rattenfänger.
Doch um Mitternacht schlich sich plötzlich ein Flüstern in den Raum, eine verführerische, doch kalte männliche Stimme, die Gabrielle dazu aufforderte, sich zu erheben. Das Mädchen stöhnte im Schlaf und drehte sich von einer Seite zur anderen, wurde unruhiger, bis sie plötzlich lauter aufstöhnte, drei Mal, und dann verharrte. Wie von unsichtbaren Puppenfäden gezogen hob sich ihr Körper samt der Decke, schwebte in die Vertikale, so dass die Decke hinunterfiel, und setzte Gabrielle am Fuße des Bettes ab. Im Dunkel des Raumes ging sie lautlosen Schrittes zum Fenster, und blickte auf den Rand des Waldes, der nun vom bleichen Mondlicht etwas erhellt wurde. Die Stimme kam aus dem Wald, erkannte Gabrielle halbbewusst, und schloss die Augen, ließ sich von dem Flüstern leiten, und fand sich schließlich wie in Trance inmitten der Bäume wieder, nur gehüllt in ihr dünnes Nachtkleid, umgeben von dem dunklen Wald und den Geräuschen einer gewitterschwangeren Sommernacht. Sie ging wie verzaubert zwischen den großen Bäumen, über das Gehölz, beobachtet von Wölfen und Eulen, die hinter Gebüschen und von Ästen lauerten, aber sich ihr nicht näherten, und vom Mond, der mit seinem silbernen Schein allein ihren Weg erleuchtete. Als sie schließlich an den Ort ihrer Bestimmung ankam, an einer Waldlichtung, strömte fahler Nebel hinter Büschen und aus den Gräben empor, schwebte auf ihren Körper zu und unter ihr Nachtkleid, umrankte ihre Beine und Taille wie der Stiel einer unheiligen Blume, ließ sie stöhnen und seufzen ob der ihr noch unbekannten Freude der Wollust. Der Nebel strich über ihren Brüste und der weichen Haut an ihrem Hals entlang.
Gabrielle schrie.

III.

Als ich am Morgen darauf aufwachte, war jede Melancholie von mir gewichen. Eine unglaubliche Liebe hatte mein Herz erfüllt und ließ mich den ganzen Tag über nicht los. Ich wusste, ich war in dieses himmlische Mädchen verliebt wie in noch keines zuvor, obwohl ich nur einige kurze Minuten mit ihr zusammen war.
Beim Frühstück fragte ich meine Großmutter, ob ich wohl alleine einen Spaziergang ins Dorf machen könnte, und sie sagte, dass eine solche Wanderung für einen jungen Mann wie mich eine Befreiung für Geist und Seele sei. So war ich schon bald darauf zwar ohne Brotzeit, da ich meiner Großmutter versicherte, dass ich in der Stadt etwas essen würde, aber bestens gelaunt, auf dem Weg nach Grafenried, eigentlich aber, auf dem Weg zu Gabrielle, denn der einzige Grund für diese Wanderung war natürlich ein erhofftes Wiedersehen mit ihr.
Auf meinem Weg bemerkte ich erneut die Schönheit der Natur in diesem Landstrich, wie die stillen Wiesen sich sanft im Wind bewegten, die Bäume beschützend rings um mich am Horizont standen und der Duft der Blumen, die diesen Ort schmückten, mir bis tief in die Seele drang. Jedes glückliche Kind, jede Frau, und nicht minder jeder tief empfindende Mensch, der schon einmal bewusst die Natur um sich wahrgenommen hat, wird verstehen, wie sehr einen dies emotional berühren kann.
Bald schon erkannte ich Grafenried in einem Tal zwischen den hohen Hügeln, und kindliche Vorfreude und Übermut überkamen mich. Als ich in das gemäßigte geschäftige Treiben eintauchte, hielt ich Ausschau nach Gabrielle, deren bloße Anwesenheit für mich wichtiger war als die Luft zum Atmen, so schien es mir.
Tatsächlich allerdings sah ich sie auch nach einiger Zeit in der Stadt nirgends, so dass ich einen älteren Mann, der etwas zerknirscht dreinblickte, auf einer Bank vor einem Wirtshaus fragte, ob er das Mädchen Gabrielle und ihren Wohnort kenne, und er sagte: „Oh, es ist schrecklich! Schrecklich! Die widerlichen Pestilenzen, die auf dem Berg dort oben im Schloss-„
Weiter kam der Alte nicht mehr, denn der Wirt, der im Inneren des Wirtshauses bediente, hatte sein Gejammer gehört und war nach draußen gekommen. Er schimpfte den Alten als Trunkenbold, packte ihn am Kragen und warf ihn auf die Straße. Nachdem der Alte sich aufgerafft hatte und brabbelnd die Straße entlang torkelte, versicherte mir der Wirt, dass es keine Gabrielle in dieser Stadt gäbe und der Alte seit Jahren an der Flasche hing. Als ich ihm sagte, ich hätte Gabrielle gestern getroffen, sagte er mir, dass ich mich bestimmt im Namen verhört hatte. Dann ging er wieder und ließ mich einigermaßen bestürzt zurück. Konnte es tatsächlich sein, dass ich mich verhört hatte? Nein, keinesfalls. Ich beschloss, im Wirtshaus nach Gabrielle zu fragen, doch der Wirt warf mich wieder hinaus, noch bevor ich einen richtigen Schritt über die Schwelle tun konnte.
Auch die anderen Leute in der Stadt wollten noch nie etwas von einem Mädchen namens Gabrielle gehört haben. Frustriert ging ich nach einer Stunde des Suchens und Fragens mit hängendem Kopf durch Grafenried, enttäuscht und auch etwas verängstigt.
Plötzlich merkte ich, dass ich wieder da war, wo ich sie zum ersten Mal gesehen hatte: Auf dem Kirchhof vor dem Brunnen. Durch das enttäuschende Erlebnis allerdings wurden die schönen Erinnerungen an unser erstes, zauberhaftes Treffen fast vollständig verbannt. Ich setzte mich niedergeschlagen auf den Rand des Brunnens, dessen Wasser hinter mir hypnotisch plätscherte, und versuchte, die verstörende Absurdität dieser Situation durch rationale Gedanken abzuschütteln. Spielten mir meine Sinne etwa einen Streich? Hatte ich möglicherweise den Namen des Mädchens falsch verstanden? Das konnte nicht sein, denn auch die Eltern riefen sie „Gabrielle“. Immerzu kreiste dieser Name in meinem Kopf… Nach einigen Sekunden des melancholischen Nachsinnens glaubte ich, eine flüsternde Stimme zu hören. Ich fuhr hoch und wirbelte herum – kein Zweifel, nicht der geringste, Gabrielle hatte zu mir gesprochen. Allein ich sah sie nirgends. Aber dies konnte keine Sinnestäuschung gewesen sein, dafür war es zu real. Dann plötzlich noch einmal. Ein kurzes Wort nur, aber diesmal konnte ich es fast verstehen. Ich beschloss, still stehen zu bleiben, um es das nächste Mal deutlicher hören zu können, und tatsächlich, nach einigen Sekunden hörte ich das Wort: „Phallustein“.
Das war das Wort, doch ich erkannte keinen Sinn in ihm, bis… ich töricht genug war, über die Dächer des Dorfes hinauszublicken. Denn auf einem gigantischen Felsen, einige Kilometer entfernt, stand wie ein blasphemisches Mahnmal ein riesiges, ekelerregend geformtes Schloss, von roten und schwarzen Wolken eingehüllt. Der Anblick raubte mir in seiner Widerlichkeit kurz den Atem. Dieses Schloss kam mir auf eine abstoßende Art und Weiße lebendig vor, als würde es atmen. Aber ich fragte mich: Wieso schien mir dieses Schloss so abstoßend? Sonst war ich ein sehr stabiler Mensch, dem die Verwirrungen der Natur und der Wahrnehmung nicht so leicht einen Streich spielen konnten. Ich spürte, dass die Antwort zu diesem seltsamen Verschwinden des Mädchens Gabrielle in Phallustein lag, aber welcher infernalischer Natur war sie? Hatte ich es hier tatsächlich mit Geistern zu tun? All diese verstörten Gedanken kreisten herausfordernd in meinem Gehirn, bis sie alle von einem Entschluss bezwungen wurden: Dem Entschluss, das Geheimnis von Phallustein zu lüften und Gabrielle an meine Seite zu holen, ob der Teufel sie nun geholt hat oder nicht.

IV.

Nachdem ich versucht hatte, die Bewohner von Grafenried nach Schloss Phallustein zu befragen, machte ich mich auf den Rückweg zum Haus meiner Großmutter. Die Befragung verlief geradezu grotesk und lächerlich – die meisten behaupteten, sie wüssten nicht, wovon ich sprach, und ihnen sei kein Schloss Phallustein bekannt, obwohl es ganz deutlich am Horizont zu sehen war. Das allein verwunderte mich noch nicht sonderlich, ich hatte es ebenfalls erst nicht bemerkt. Als ich sie jedoch darauf aufmerksam machen wollte und darauf zeigte, gingen einige davon, die Restlichen machten einfach ein Kreuzzeichen und wandten sich schaudernd ab.
Die Wanderung von Grafenried zurück tat mir gut, ich spürte seit meiner Kindheit zum ersten Mal wieder jeden einzelnen Muskel, jede Sehne meines Körpers. Es ist erstaunlich, wie der menschliche Geist zumindest für einige Momente Ängste und Beklemmungen verdrängen und uns für diese kurzen Momente inmitten des Schreckens die Illusion einer heilen Welt geben kann. Als die Sonne allerdings blutrot hinter den Getreidefeldern versank, traf mich das Entsetzen wieder wie ein Schlag. Welche schrecklichen Geheimnisse lagen in diesem scheinbar so märchenhaften Landstrich begraben? Welche Teufel gehen des Nächtens in den Feldern um? War ich möglicherweise gar nicht sicher vor diesen Kreaturen? Stahl sich etwa jede Nacht ein Schreckgespenst in unser Haus, unser Zimmer, um uns aus dem Dunkel starr aus der Ecke anzuglotzen, während wir uns sicher im Schlaf wiegten? Aber diese Gedanken hatten mich nicht lange in ihrem schreckensvollen Griff. Aufgrund meiner Erziehung und Abstammung war mein Charakter von edler emotionaler Prägung – würde ich für Gabrielle mein Leben irgendwelchen Teufeln überlassen müssen, dann würde ich es tun, ich würde für sie zugrunde gehen. Für mich stand außer Frage, dass ich bald nach Phallustein aufbrechen würde, um die auf die Erde gekommenen Teufel in die brennenden Schlüchte der Hölle zurückzustoßen und meine Angebetete aus ihren Fängen an meine Seite zu holen.
Es war schon fast dunkel, als ich das Haus meiner Großmutter erreichte. Ich sah in einem Fenster noch Licht, nämlich dem Fenster zum Wohnzimmer. Wahrscheinlich spielte sie mit meinem Bruder Karten oder erzählte ihm alte Geschichten oder Volkssagen. Ich musste lächeln ob der unschuldigen Ausstrahlung dieses Hauses mit seinem kleinen Garten und dem heimeligen Schornstein. Es war für mich in dieser Situation bei diesem Anblick unmöglich, mir vorzustellen, dass der Schrecken aus Phallustein bis hierher gelangen würde. Tatsächlich konnte man das bizarre Schloss von hier aus auch nicht mehr sehen – Gott sei Dank. Ansonsten hätte mich der Gedanke so manche Nacht lange und intensiv gequält.
Alle diese unnützen Grüblereien waren wie ausgelöscht, als ich die Stube betrat und mich zu den beiden gesellte. Morgen würde ich mit meiner Großmutter darüber sprechen, und spätestens übermorgen würde ich zum dem grauenvollen Schloss Phallustein aufbrechen.

V.

Der Schlaf brachte mir grauenvolle Träume – der Preis, den der Mensch für die Verdrängung seiner Ängste zahlen muss.
Als ich endlich aufwachte, konnte ich mich nicht mehr Details erinnern, aber die Atmosphäre, die Stimmung des Traumes hing mir noch sehr nach. Nachdem ich mir meines Vorhabens vollends bewusst wurde, sträubten sich meine Instinkte dagegen, mein Charakter allerdings war fest entschlossen. Während mein Bruder noch schlief, schlich ich mich aus dem Bett, zog mich an und ging zu meiner Großmutter in die Küche.
Sie erkannte an meiner blassen Gesichtsfarbe und meiner belegten Stimme sofort, dass etwas mit mir nicht stimmte.
»Was ist los, mein Junge?«, fragte sie mit ehrlich bekümmerter Stimme. Ich wollte nicht lange reden und kam zum Punkt.
»Großmutter… was weißt du über Schloss Phallustein?«
Sie schien augenblicklich so geschockt, dass ich glaubte, sie würde kurz wanken, doch sie fing sich ihrer Art entsprechend sofort wieder.
»Schloss Phallustein…« Ich merkte, dass sie sich etwas wieder bewusst wurde, dass sie vergessen wollte. »Weißt du, ich lebe nun schon vierzig Jahre hier. Wir waren eine glückliche Familie, bis eines Nachts...« Sie holte tief Luft und sah etwas betreten zu Boden. »Meine Schwester hatte schon immer fast krankhafte Angst im Dunkeln, und so machte ich mir nichts aus ihren vermeintlichen Traumgebilden.« Ich war etwas verwirrt – ich wusste nicht, dass sie eine Schwester hatte. »Sie kam in dieser Nacht in mein Bett gekrochen. Ich versuchte, sie zu beruhigen, doch sie steigerte sich mit dem Fortschreiten der Nacht immer tiefer in ihre Panik hinein. Ich nahm ihre Angst noch immer nicht ernst, bis… plötzlich schien das Fenster zu zerbersten, meine Schwester kreischte auf, und dann kroch es schreiend herein«
Meine Großmutter atmete laut aus. Sie fuhr in ihrer Geschichte nicht fort, sondern sagte mir mit feuchten Augen und zitternder Stimme, dass die Monster aus Phallustein, die seit unsäglichen Zeiten in dem Schloss hausten, jedes Jahr ein neues Mädchen holten.
»Du wirst dir deine Liebe wiederholen, nicht wahr?« Sogar inmitten dieser grauenvollen Schrecken, lächelte ich, denn ich war etwas überrascht von ihrem außergewöhnlichen Scharfsinn. »’Denn die Liebe ist stärker als der Tod’ – das sagt die Bibel, und es ist wahr. Sie haben wieder ein armes Mädchen aus dem Dorf geholt, nicht wahr? Und du bist in dieses Mädchen verliebt. Liebe macht nicht blind, sie lässt einem mehr Dinge sehen, als auf den ersten Blick da sind. Du wirst das Schloss betreten, weil die Liebe den Mächten des Bösen nicht unterworfen ist. Die Liebe ist nichts und niemandem unterworfen«, sagte sie fast trotzig. Sie sah mir tief in die Augen. »Bisher hat noch nie jemand sich nach Phallustein gewagt, weil die Menschen in der Stadt alle anderen Gefühle dem der Angst unterordnen. Sie haben Angst vor den Teufeln, die darin hausen, bis auf wenige Ausnahmen vielleicht. Sie nehmen hin, dass Mädchen verschwinden. Dabei sind die Teufel der Nacht, die das Schloss bewohnen, blutsaugende Teufel, die man vernichten kann. Sie sind nicht unsterblich, sie können in die Hölle zurückgeschickt werden. Du wirst weder Pfahl noch Weihwasser brauchen, um sie von dir fernhalten zu können. Nur dein Herz, das ist alles«
Nach diesen feierlichen Worten gewährte ich der Situation die nötigen Sekunden des Schweigens, dann sagte ich ihr, dass ich jetzt gehen würde, um bis Sonnenuntergang beim Schloss zu sein. Sie nickte nur, gab mir einen Kuss auf die Wange, und ließ mich gehen.

VI.

Ich wanderte den ganzen Tag, immer auf das obszöne, in flammend rote Wolken eingehüllte Gebäude hin. Ich war nicht bewaffnet, mein gesunder Menschenverstand sagte mir, dass mir Pistolen und Dolche nutzlos sein würden – wenn irdisches Blei und Eisen diese Teufel hätte vernichten können, in längst vergangenen Zeiten hätte das pestilente Fleisch dieser Teufel bereits Bekanntschaft damit gemacht. Aber wenn mir die Liebe die Kraft gibt, das Schloss zu betreten, wieso sollte sie mir nicht zu noch außerordentlicheren Taten verhelfen?
Ich ging mit wachen Sinnen durch die Landschaft, schöpfte Kraft und Inspiration aus der lebenden Natur. Das im Wind wehende Gras, die über das Land vagabundierenden Wolken, schwirrende Schmetterlinge und singende Vögel, ich sog all das in mich auf, verflocht all dies mit den Gedanken an Gabrielles Augen, ihrem Haar, zu einem Band, das ich schützend um mein Herz legte. Die Natur erschien mir wunderschön wie immer, bis auf die Sonne, die tödlich verwundet den Himmel mit ihrem Blut überflutete. Sie ließ in ihrem Licht das grauenvolle Schloss noch deutlicher vom Horizont hervortreten, eingerahmt in die milchig glühenden Nebel. Kurz nach Sonnenuntergang sah ich ungläubig einen blutroten Mond aufgehen, der die Szenerie in ein den grässlichen Umständen würdiges Licht tauchten.

VII.

Ich war da. Mit Herzklopfen betrat ich den Schlosshof, der vor mir lag wie ein verrottender Kadaver. Die Wände, die den Hof einschlossen, waren verwittert, überall lag zerfallenes Gerümpel herum, alte Fässer, Überreste von Wägen. Als ich voranging, auf das eigentliche Schloss zu, erkannte ich ein weiteres abstoßendes Detail: Das Schlosstor hatte die Form einer Vagina, auf den Seiten mit spitzen Zähnen bewehrt. Im Inneren konnte ich undeutlich eine große Eingangshalle erkennen, in die das rote Licht des Mondes scheinbar nicht strahlen konnte. Stattdessen herrschte ein milchiges, nebliges, fast zerbrechlich wirkendes Licht vor, von Staub durchwabert, so dass ich die weitläufige Halle mit den auf den Seiten weit ausholenden Treppen und dem bombastischen Kronleuchter, der starr von der Decke hing, mehr erahnte als sah. Dieser Anblick war so weit von der realen Welt entfernt, dass ich einige Sekunden brauchte, um ihn als real akzeptieren zu können. Als ich eintrat, den Staub einatmete, mit meinem Husten und den damit verbundenen Bewegungen den Staub zu wilden Tänzen animierte, wurde immer noch nicht ganz klar, dass ich tatsächlich hier war, und nicht im Bett in dem Schlafzimmer meiner Großmutter. Ich hatte keine Angst, denn mein Unterbewusstsein konnte meinem Selbst diese Situation einfach nicht als Wirklichkeit weismachen.
Nachdem ich die Treppen erklommen hatte, befand ich mich auf einem brüchigen Balkon. Bei jedem meiner Schritte knirschte und krachte es unter mir, an einigen Stellen gab der Boden bedenklich laute Geräusche von sich. Ich nahm einen Durchgang in der Mauer wahr, verhangen mit einem zerrissenen, vergilbten roten Vorhang. Sachte schob ich den Vorhang zur Seite und ging hindurch. Ich traute meinen Augen kaum – am anderen Ende flackerte zartes Kerzenlicht, der Geruch von Zigarrenrauch, melodische Musik. Ich ging weiter und fand mich schließlich in einem pompös ausgestatteten, kleinen Raum wieder. Die Wände waren ausgehangen mit rotem Samt, der Raum selbst verschwenderisch möbliert und reich verziert mit allerlei Statuen und anderem Pomp. Die Quelle der Musik konnte ich nicht ausmachen. Auf einem Sofa lagen eng umschlungen zwei anscheinend von irgendwelchen Drogen berauschte Frauen. Sie trugen verzierte Masken und enge Lederkorsagen, sonst nichts. Ich konnte ihre beinahe farblosen Brustwarzen ebenso sehen wie die mit schwarzem Vlies bedeckten Dreiecke zwischen ihren Beinen. Mir fiel außerdem auf, dass sie fast gleich aussahen – die eine trug zwei buntscheckige Pfauenfedern in den Haaren, sonst glichen sie sich fast vollkommen. Sie stöhnten und räkelten sich, und erst jetzt bemerkte ich die Opiumpfeife, die auf einem Ebenholztisch neben dem Sofa lag. Ich versuchte, eine von ihnen auf mich aufmerksam zu machen, wich aber ob ihrer Nacktheit plötzlich einige Schritte zurück, wobei ich gegen etwas weiches, aber unnachgiebiges hinter mir stieß. Ich wirbelte herum – es war eine dritte Buhlerin im Bunde, auch sie lediglich in Maske und Korsage gekleidet. Verwirrt blieb ich einige Sekunden stehen und starrte sie an. Die Haut schien fast reflektierend, als wäre sie aus Marmor, aber auch weich und geschmeidig. Die Haare waren von gepflegter Dichte, etwas gekringelt, schulterlang. Sie stand unbewegt vor mir, der Zigarren- und Opiumgeruch berauschte mich, lullte mich ein, ließ mich die Schrecken vergessen, so dass ihr Anblick mich erregte. Langsam strömte Blut in mein Glied hinein. Ihre dunklen Augen musterten mich gründlich, sie bemerkte selbstverständlich meine Erregung, ich konnte durch die beiden Löcher in der Maske ihre wollüstigen Augen sehen… und wie von Geisterhand fiel die Maske, offenbarte mir ein blasses, schönes, slawisches Frauengesicht, dessen obszöner Ausdruck von Geilheit mich erst noch mehr schockierte als erregte. Dann aber bemächtigten sich die Instinkte meines Selbst, ich ging wie in Trance auf sie zu, packte ihre Handgelenke langsam, aber bestimmt. Sie wehrte sich nicht, aber als ich versuchte, sie zu Küssen, drehte sie den Kopf zur Seite. Stattdessen leckte ich ihre Wange von unten nach oben, entlockte ihr ein wohlklingendes Stöhnen. Ich leckte sie noch mal, fasste an ihre feuchte Scham, und wieder dieses Stöhnen, wie ein seltener Ton aus einer Gitarre, der nur von einem geschickten Spieler entlockt werden kann. Sie warf ihre Arme jetzt um mich, leckte meinen Hals und riss mir das Hemd auf, ließ ihre Zunge um meine Brustwarzen und den Bauchnabel kreisen, öffnete meine Hose und nahm mich schließlich in ihrem Mund auf. Das Gefühl der Lust, ein Schmerz, süß wie Zucker und zäh wie Honig, durchfloss mein Glied. Ich schloss die Augen, packte ihre Haare und zog fest daran, animierte sie durch diese Grobheit zu heftigerem Saugen. Ich genoss dieses Spielchen, doch dann durchzuckte Gabrielles Gesicht das Dunkel der Wollust wie ein Blitz. Geschockt riss ich die Augen weit auf, machte mich von ihr los, und dann fiel mein Blick in einen Spiegel uns gegenüber. In diesem Spiegel kniete keine schöne, junge Frau vor mir, sondern eine alte, faltige Vettel, die Haut ledern und runzlig, die Haare schütter und an manchen Stellen schon fast kahl. Ich erschrak zu Tode – in welche Falle war ich getappt? Ich Idiot! Natürlich versuchte die herrschende Macht in diesem Schloss, mich umzubringen, und fast hätte es das geschafft – aber nur fast. Ich schrie die Monsterhure an, zog meine Kleidung wieder hinauf, sah den geilen Ausdruck ihres Gesichtes (ihres schönen, jungen Gesichtes) und deutete inquisitorisch auf den Spiegel. Sie blickte etwas abwesend und verwundert drein, drehte sich um – und sah ihre eigene Spiegelgestalt, sah sich mit ihren schönen, dunklen Augen selbst als alte, faltige Kreatur. Vor meinen Augen verschwand ihr Spiegelbild von einem Moment auf der anderen, wurde ausgelöscht wie die Flamme einer Kerze, und sie selbst alterte, als wäre ein Jahrzehnt für sie plötzlich zu einer Sekunde geworden. Innerhalb nicht einmal einer Minute verweste sie vor meinen Augen, mit angsterfülltem Blick, aber völlig stumm. Ich stand keuchend im Raum, wurde mir der Realität der Situation endgültig bewusst. Einen Moment lang dachte ich, ich würde wahnsinnig werden. Meine Bronchien schienen sich zu verengen, meine Haut wurde taub. Dann, plötzlich, richteten sich die beiden Huren auf dem Sofa fauchend auf, und ich sah ihre wolfähnlichen Zähne blitzen. Ich hatte es mit Vampiren zu tun, keine Frage. Ich blickte mich panisch um, fand einen weiteren Durchgang, auf den ich zulief, bevor die blutsaugenden Huren mich ergreifen konnten. Gott sei Dank gab es in diesem Korridor eine Tür, die ich heftig hinter mir zuschlug und den Schlüssel, der sich glücklicherweise auf meiner Seite befand, umdrehte. Ich hörte die Schlampen fauchen, aber ich war sicher.
Nun erwartete mich ein langer Korridor. Ich vernahm von weitem etwas, dass ich zuerst für eine Sinnestäuschung hielt. Es klang wie das Stöhnen von Dutzenden von Stimmen, aber es konnte unmöglich wahr sein. Solche Unzuchten finden höchstens in den absinthgetränkten Gehirnen drittklassiger Schriftsteller statt, aber niemals hier… aber es war wahr. Der Korridor führte zu einem großen, barocken Saal, mit schwarzem und weißem Marmor ausgelegt, die Wände mit Spiegeln behangen. Auf Betten, Sofas und dem Boden räkelten sich nackte Kreaturen, sie saßen aufeinander, manchmal vier auf einmal, vor Geilheit schreiend. Die Frauen, alle wunderschön, hatten drahtige Schwänze im Mund und im Hintern, die Männer, alle hässlich und monströs, die definitiv den dominanten Part in dieser grauenvollen Orgie spielten, kamen brüllend auf ihren Brüsten und Gesichtern. Kurz sah ich schwarz vor Augen und musste mich an eine Wand lehnen, wo mein eigenes Kichern mich erschreckte, da ich dachte, ich würde den Verstand verlierend. Ich blickte noch einmal auf, sah ein schwarzhaariges, fast noch kindliches Mädchen, dass von einem seltsam verzerrten, irgendwie missgebildet aussehendem Mann auf einem Sofa genommen wurde. Sie weinte. Dann erkannte ich: Es war keine Orgie, es war eine Massenvergewaltigung. Diese Dämonen schändeten die menschlichen Frauen auf die widerlichsten Arten. Ich schrie verstört meinen ganzen Schrecken aus mir heraus, um nicht wahnsinnig zu werden. Meine Zunge und meine Haut wurden wieder taub, mir wurde schwindelig, ich hatte Atemnot, torkelte durch den Raum, völlig von Sinnen, aber dennoch peinlich bedacht darauf, den verdrehten, blassen Gestalten, die mich im übrigen gar nicht beachteten, nicht zu nahe zu kommen oder sie gar zu berühren. Für eine Sekunde kam es mir in den Sinn, mich dem Wahnsinn hinzugeben, mich auf den Boden zu werfen und schlicht und einfach auf den Tod zu warten, aber der ständige Gedanke an meine Gabrielle hielt mich davon ab.
Erschrocken erkannte ich, dass es keinen weiteren Durchgang in diesem Raum gab. Ich drehte mich panisch herum, erblickte meine eigene, jämmerliche, verwirrte, erschrockene Gestalt im Spiegel – und dann vernahm ich ein lautes, dröhnendes, irgendwie blechernes Stöhnen, dass den Reigen langsam übertönte.

VIII.

Plötzlich erfüllte ein unerträglicher Gestank verwesenden Fleisches den Raum, ich wirbelte herum, das Stöhnen wie einen Donner aus der Hölle im Ohr. Die Spiegel zitterten, Risse durchzogen die langsam erblindende Oberfläche wie feine Äderchen, und dann explodierten sie, die Wände fingen an zu beben, das Geschrei der Vergewaltigung schwoll wieder an und wurde lauter und lauter, und mit ihr begann das Schloss stärker zu zittern, als wäre es ein organisches Wesen und würde zum Orgasmus kommen. Die Rahmen der kaputten Spiegel fielen zu Boden, und ich folgte ihnen, hielt mir die Ohren zu, schrie, völlig am Ende meiner Nerven, während das Geschrei hinter mir plötzlich verstummte. Ich wandte mich zitternd um – sie waren weg. Dann hörte ich einen gigantischen Knall, ohrenbetäubendes Grollen. In die Wand und die Decke wurde ein riesiges Loch gerissen. Die Brocken schleuderten durch den sternenlosen, schwarzen Himmel. Kalte Nachtluft wehte herein, ein Moment erhabenster Stille, dann… Dort. Es bewegte sich etwas im Dunkel, wie ein schwarzer Wassertropfen, der den Himmel herab läuft… Aus dem Dunkel der Nacht schien sich ein Schatten zu lösen… tatsächlich. Zuerst hielt ich es für eine Wahnvorstellung meiner Nerven, aber es war da, ich konnte es nicht leugnen. Etwas glitt vom Himmel herab, ich konnte es sehen. Zwei schwarz gewandete Gestalten, eng umschlungen, ein Mann, ein Mädchen. Der blasse, wie aus Marmor gemeißelte Mann mit den vollen, schwarzen Haaren, dem sich bewegenden Umhang um seinen Schultern und der undefinierbaren Lederkleidung, der aus traurigen Augen auf das Mädchen sah, trug die Schlafende, sie hatte ihre weißen, zarten Arme um seinen Hals geschlungen und ihren Kopf gegen seine Schulter gelehnt. Ihr weißes Haar lief in feinen Wellen ihren Kopf herunter, ergoss sich majestätisch auf ihren Schultern. Erst auf den zweiten Blick erkannte ich sie, und dann lachte das bittere, lange Lachen des endgültigen Verlierers. Ich stand auf und sah die beiden an. Sie setzten am Boden auf. Der Mann blickte zurück, ich erkannte ein umgedrehtes Kreuz an einer silbernen Kette um seinen Hals, seine Augen waren völlig gleichgültig.
»Die Tatsache das du hier bist«, seine Stimme klang kalt und farblos, »ist bemerkenswert. Nicht nur, dass du Phalluststein betreten hast, nein, du konntest auch eindringen und sogar eine meiner Huren vernichten.«
Ich lachte wieder.
»Mir ist dein Getue gleichgültig, Judaspriester.«
Gabrielle stöhnte. Sie öffnete die Augen und blickte zu dem Mann gewordenen Teufel auf, der sie hielt.
»Meine Liebe«, seufzte sie. Er blickte zu ihr hinab, und sein Gesichtsausdruck veränderte sich völlig. Seine Augen strahlten eine Art liebevoller Wärme aus, die mich etwas überraschte. Aber eine kalte, endgültige Resignation hatte mich ergriffen, die jegliche Verstörung, jeglichen Schrecken aus mir vertrieb, nicht aber die Liebe zu Gabrielle, so dass ich den beiden mit unsagbarer Trauer zusah- und hörte.
»Deine Haare«, sagte er, und seine Stimme klang warm, klangvoll und ausdrucksstark, »…mit welchen Fluch hat dich das Mondlicht belegt?«
Sie sah ihn mit feuchten Augen an, formte mit den Lippen fast unmerklich tonlose Worte. Dann drehte sie sachte den Kopf und blickte in meine Augen. Es war mir, als ramme jemand einen Dolch in mein Herz.
Ich weinte, ein Idiot kurz vor dem Untergang.
Gabrielles Mund öffnete sich. Sie streckte sich, ihr schwarzes Kleid raschelte leise, sie stöhnte, schloss die Augen. Dann sagte sie: »Liebe mich… liebe mich… beeile dich… dann findet dein Herz das Licht der Sonne und beschleunigt den Fluss des Sonnenaufgangs«
Sie öffnete die Augen und sah mich wieder an. Ich glaubte zu träumen.
Eine heiße Welle durchlief meinen Körper. »Sie will deinen Tod!«, rief ich triumphierend. Ein Schock durchfuhr ihn, mit einem Mal kehrten alle Lebensgeister in mich zurück. Er fletschte die Zähne, knurrte, wie ein Mensch niemals knurren könnte, aber es kümmerte mich nicht, denn ich fühlte mich stärker als jemals zuvor. Kaum ließ er sie zu Boden gleiten, sich strecken, kampfbereit machen, sah ich auch schon hinter ihm die ersten Sonnenstrahlen durch das riesige Loch in der Wand wandern. Die Sonne erhob sich unnatürlich schnell, und bevor er auf mich zugehen konnte, berührten die Strahlen seinen Körper. Wo sie ihn trafen, durchstießen sie ihn wie glühende Dolche. Sie rissen riesige Wunden in ihn, offenbarten weißes, blutloses Fleisch. Während er vor Schmerzen kreischte, lief ich auf Gabrielle zu, die hilflos am Boden lag. Das Monster verbrannte dämonisch heulend zu Asche, und ich zog sie an mich und blickte ihr in ihre tränennassen Augen.
»Ist es aus?«, fragte ich, »wird die Sonne auch dich verbrennen?«
»Sie wird mich erlösen. Er hat mich nicht zu seinesgleichen gemacht, er hat mich mit dem Fluch des Mondes belegt. Die Sonne wird den Fluch brechen«
Und tatsächlich – während die Schreie des Monsters verstummten und vom Teufel bald nur ein Häufchen Asche übrig blieb, färbte jeder Strahl eine neue Strähne ihres Haares wieder von mondweiß zu sonnengelb, gab der Haut den rosigen Teint zurück, den Augen die meeresblaue Farbe und dem kalten Körper seine Wärme. Sie löste ihr schwarzes, barockes Kleid im Nichts auf und ließ die nackte, lebende Gabrielle in dem nun seltsam alt und verwittert aussehenden, zerstörten Raum in meinen Armen zurück. Draußen konnte ich Grafenried sehen, und seine Einwohner, die jubelnd auf das Schloss zustürmten. Sie wussten, dass der oberste der Teufel tot war, sofern er vorher überhaupt gelebt hatte, und nun würden sie das Schloss niederreißen, jetzt, wo die Sonne ihren teuflischen Schlossherrn vernichtet hatte.
Ich hielt Gabrielle in meinen Armen, wiegte sie sachte, bis nach kurzer Zeit einige Männer in den Raum kamen. »Wir haben gesehen, wie der Teufel vom Mond zum Schloss hinab stieg, wie er ein Loch in das Gebäude riss, wie die Sonne ihn traf…« Sie hielten diskreten Abstand zu uns ob Gabrielles völliger Nacktheit, und ich bat sie, ihr eine Decke zu bringen, und schon kam ein älterer Herr hereingestürmt und rief: »Wir haben die letzten Huren ins Tageslicht gezerrt und vernichtet! Wir sind frei! Phallustein wird fallen!«
Gabrielle seufzte erleichtert, und ich schloss sie fester in meine Arme, während das Jubelgeschrei im Schloss anschwoll und das Licht der Sonne uns beide wärmte.

IX.

Unser Kutscher verspätete sich zwar etwas, aber ich, mein Bruder und Gabrielle waren doch froh, uns noch eine Stunde länger mit meiner Großmutter in ihrem kleinen Wohnzimmer unterhalten zu können.
Schließlich hörten wir das Klopfen des guten Mannes, und mit Tränen in den Augen verabschiedete sich unsere liebe Oma von uns.
Es wurde langsam Herbst. Ich hatte meinen Arm um Gabrielles Hüften gelegt, und während der Kutscher durch das Laub stapfte und unser Gepäck auflud, verabschiedeten wir uns recht herzlich. Lächelnd beobachtete ich, wie Großmutter Gabrielle in die Arme schloss. Ich hatte das nackte, schöne Mädchen einfach eines Tages mit nach Hause gebracht. Meine Großmutter wusste, was vorgefallen war, jeder wusste um Phallustein. Nur Gabrielle konnte sich nicht mehr daran erinnern, was mit ihr passiert war. Sie wusste nur, dass sie nicht an einer der widerlichen Orgien teilgenommen hat, und dafür danke ich Gott.
Wir kauften ihr einige schöne Kleider, meine Oma kümmerte sich rührend um sie, und bald bekamen meine Eltern in Kroatien ein Telegramm, das ihnen mitteilte, ich hätte hier ein Mädchen kennen gelernt und gedachte bald zu heiraten, sobald wir wieder in München waren. Die restlichen acht Wochen unseres Urlaubs verbrachte Gabrielle bei uns im Haus meiner Oma, da sie die Verlobung mit dem Sohn des Kammermeisters auflöste und sich von ihren Eltern lossagte. Schließlich kam der Tag, an dem wir nach Haus zurückkehren sollten, und wir bedauerten das ehrlich.
Die Kutsche nach München betraten wir dennoch mit einer gewissen Erleichterung, denn nicht nur die schönen Erinnerungen an die Tage bei meiner Großmutter ließen wir hinter uns, sondern auch die grauenvollen Gedanken an das Schloss Phallustein, das, nachdem es die tapferen Grafenrieder zertrümmert hatten, auf mysteriöse Weise im Erdboden versank und damit endgültig wieder der Hölle überantwortet wurde. Es war ein für allemal vom Antlitz der Erde verschwunden. Ich weiß genauso wenig wie Gabrielle, die Dörfler oder meine Großmutter, welche Geheimnisse es mit sich nach unten nahm.
Als wir in der Kutsche saßen und der Fahrer aufstieg, legte ich meinen Arm um ihre zarten Schultern und streichelte sie. Ich berührte ihre weichen Locken und sah meinem Bruder amüsiert beim Einnicken zu, während die Kutsche endlich losfuhr.

 

Der gesonderte Kommentar...

Hallo!

Diese ruinös lange Geschichte entstand unter dem verwirrenden Einfluss unzähliger, unsäglicher, gar grauenhafter, wüster Opiumnächte… nein, ich mach nur Spaß, hehehe :) .
Ein bisschen liest sie sich ja wie ein Wort gewordener Cradle Of Filth – Song, und das ist von mir natürlich beabsichtigt. Ansonsten sind auch Einflüsse aus der Musik von HIM, diversen Märchen, von Tim Burton und sonstigen üblichen Verdächtigen recht offensichtlich.
Streitpunkt Schreibstil: Ich weiß, dass bei einigen Autoren der antiquierte Schreibstil verpönt ist. Deshalb habe ich versucht, zwar altmodisch zu schreiben, bei allem Schnörkel allerdings so kompakt und „straight to the point“ (der Anglizismus musste sein, dem aktuellen Stern-Titel zum Trotz) wie möglich. Nebenbei bemerkt: Auch ich muss ein Kichern unterdrücken, wenn ich Sätze lese wie: „Die lautlosen, dusteren Schwingen der sternenbehangen Nacht ließen Schauer wie frostigen Regen über meinen gichtigen Rücken schäkern.“ Ich lege mich genreübergreifend auch nicht auf diesen Stil fest. Aber irgendwie habe ich das Gefühl, als würden realitätsnahe Horrorgeschichten aus meiner Feder nicht funktionieren. Wenn ich eine Horrorgeschichte schreiben will über geisteskranke Praktikanten im Vermessungsamt, die gehäutete Kakadus im Schrebergarten verscharren, ließt sich das immer ein wenig… albern. Für mich zumindest.

14. Juni 2006 bis 28. September 2006

Grüße,

Patrick

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Patrick W.!

Also die Handlung im Schloss ist mir persönlich ja etwas zu "abgefahren", soll heißen, eigentlich häufst du da nur noch Absonderlichkeiten und Horrorklischees an, ohne dass noch ein stringenter roter Faden erkennbar wäre. Der ganze Sex am Ende schadet der Story in meinen Augen viel mehr als dass er ihr nutzt und gibt dem ganzen Teil nen großen Schubs in Richtung "Trash", auch wenn du da stilistisch besser wirst. Schade drum, denn der Anfang hat eigentlich mehr erwarten lassen.

Teilweise wirken die Charaktere zwar nicht seelenlos, handeln aber ein bisschen komisch, z.B. die Großmutter, die ihren Enkel einfach so zum im ganzen Dorf gefürchteten Schloss ziehen lässt. Dass die Dorfbewohner sofort alles wissen und nach dem Sieg über den Erzbösewicht gleich angestürmt kommen, ist in meinen Augen auch eher im Bereich von Hollywoods sinnlosen "Mega-Emotion-Happenings" anzusiedeln. Der Schluss geht mir dann auch ein bisschen schnell, von den ganzen Problemen mit den Eltern, die vorher da waren (der prügelnde Vater) ist plötzlich keine Rede mehr. Insgesamt insgesamt etwas sinnlos, ginge als besserer B-Movie vielleicht noch gerade so durch.

Spezielle Anmerkungen:

Das alte, in einem aus Schnittlauchbeeten, Blumen und einem Kirschbaum bestehendem Garten gelegene Haus stand inmitten dieser Landschaft, als hätte wäre es ein fester, unersetzlicher Bestandteil davon.

Mein Bruder, der durch mein ungeduldiges Hin-und-her-Gerutsche wach wurde, rieb sich verschlafen die Augen und murmelte »Sind wir schon da?«, und ich antwortete kindlich, als wäre ich wieder ein Zwölfjähriger: »Ja, komm schnell, das musst du dir ansehen!«.
Hin-und-her-Gerutsche

Das Schlafzimmer bestand aus einem großen Eichenschrank und einem Doppelbett. In eben jenem würden ich und mein Bruder schlafen, während meine Großmutter mit dem Sofa in der Stube vorlieb nahm, was ihrer eigenen Aussage nach »sowieso besser für mein geschundenes Kreuz ist«.
Der Bezug des "mein" inder wörtlichen Rede ist hier etwas unklar.

Während des Essens erfuhren wir, dass heute Wochenmarkt im Dorf war, und so richteten wir uns nach dem Frühstück ordentlich her, um dann auch schon bald über die Feldwege in den nahe gelegenen Ort Grafenried zu gelangen.

Als wir durch die Menschenmenge gingen, erkannte ich, dass dies eine ganz andere Welt war, als die, die ich aus München gewohnt war
Woran erkennt er das denn?

Ich konnte kaum fassen, dass dieses himmlische Geschöpf mir bereits durch eine Verlobung verloren war, aber nachdem ich wieder etwas rationaler dachte, hatte ich tatsächlich ein etwas schlechtes Gewissen.
Verlobung? :confused: Vorher ist davon nie die Rede.

Ich suchte meine Großmutter und meinen Bruder im Marktgedränge wieder.
Der Satz klingt durch das "wieder" am Ende seltsam.

Den ganzen restlichen Tag war ich etwas melancholisch, da ich nur an Gabrielle denken konnte.

Die menschliche Seele ist ein Bauwerk von absonderlicher, verblüffender Architektur, und so nimmt es kaum Wunder, dass Gabrielle in dieser Nacht von dem jungen, hübschen Mann mit den großartigen Manieren träumte, der sie mit seinen höflichen Benehmen, dem hingebungsvollen Klang in seiner Stimme und dem schwärmerischen Funkeln in seinen Augen so sehr beeindruckt hat.
Die Seele als Bauwerk und der Rest des Satzes passen in meinen Augen nicht richtig zusammen.

Das war das Wort, doch ich erkannte keinen Sinn in ihm, bis …
bis_...

Denn auf einem gigantischen Felsen, einige Kilometer entfernt, stand wie ein blasphemisches Mahnmal ein riesiges, ekelerregend geformtes Schloss, von roten und schwarzen Wolken eingehüllt.
Unter "ekelerregend geformt" kann ich mir bei einem Schloss nichts vorstellen. Außerdem: Woher weiß er überhaupt, dass "Phallustein" (:rolleyes:) der Name des Schlosses ist? Seltsam finde ich ebenfalls, dass man ein Schloss einfach so "übersehen" kann.

Dieses Schloss kam mir auf eine abstoßende Art und Weise lebendig vor, als würde es atmen.
:thumbsup:

Kurz nach Sonnenuntergang sah ich ungläubig einen blutroten Mond aufgehen, der die Szenerie in ein den grässlichen Umständen würdiges Licht tauchten.
Mit den blutroten Dingen im Himmel übertreibst du es meiner Meinung nach nicht nur etwas, das ist fast schon Satire und erzeugt so keine Gruselatmosphäre.

Sie wehrte sich nicht, aber als ich versuchte, sie zu küssen, drehte sie den Kopf zur Seite

In diesem Spiegel kniete keine schöne, junge Frau vor mir, sondern eine alte, faltige Vettel, die Haut ledern und runzlig, die Haare schütter und an manchen Stellen schon fast kahl. Ich erschrak zu Tode – in welche Falle war ich getappt? Ich Idiot! Natürlich versuchte die herrschende Macht in diesem Schloss, mich umzubringen, und fast hätte es das geschafft – aber nur fast.
:schiel: Wie meinen?

Kalte Nachtluft wehte herein, ein Moment erhabenster Stille, dann… Dort. Es bewegte sich etwas im Dunkel, wie ein schwarzer Wassertropfen, der den Himmel herab läuft… Aus dem Dunkel der Nacht schien sich ein Schatten zu lösen… tatsächlich.
Jeweils ein Leerzeichen vor den drei Punkten.

Viele Grüße,
Seaman

 

Hallo Mr. Seaman!

Danke dir für deinen Kommentar!
Oje, da habe ich mich bei aller Quantität bei der Qualität etwas verschätzt, allerdings werde ich mich dransetzten und fleißig korrigieren.
Dass du die Geschichte als teilweise "trashig" empfindest, kann ich nachvollziehen, da werde ich auch noch einiges dran verbessern.

Grüße,

Patrick

 

Klaus K schrieb:
Mein Tipp: Mach weiter so (wie bei „Leider“), laß dich nicht von ein paar blöden Kritiken irritieren, aber wenn alle sagen, das war nichts, dann lass es, in deinem Alter sollte das ja kein Problem sein.

Gruß Klaus


Hallo Klaus!

Nein, aufhören werde ich bestimmt nicht, nur weil "alle" sagen, dass "das nichts war". Schließlich schreibe ich gern, an erster Stelle steht der Spaß, dann kommt lange nichts, dann erst die Meinungen der anderen Leute.

Grüße,

Patrick

 

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