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Schwarz-weiß

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16.07.2010
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Schwarz-weiß

- Schwarz-weiß -​

Dunkelheit herrschte in dem kleinen Raum, in dem nur eine Kerze leuchtete. Der Kerzenschein ließ das weiße Papier, auf das er schaute, gelblich wirken. Er versuchte es sich vorzustellen, doch es blieb schwarz-weiß. Das Rauschen des Baches, das Singen der Vögel, alles blieb verschlossen hinter dem schwarz-weißen Papier. Was sollte er tun? Wie könnte er die Komposition zum Leben erwecken? Er versuchte es noch einmal. Das fünfte Mal mittlerweile, doch nichts geschah. Alles klang flach, gedämpft und hilflos. Lange Zeit saß er dort, starrte auf das Papier und versuchte sich die geheimnisvolle Welt auszumalen. Plötzlich verschwand er aus dem kleinen, dunklen Raum. Er roch den Frühling in der Luft und sah die Schmetterlinge fliegen. Der Raum klang und die Töne entwickelten sich aus den Noten. Sie wurden farbig, wurden unheimlich und fabelhaft zugleich. Doch da erblickte er das Ende. Ein Doppelstrich, aus, vorbei. Was nun? Alles wiederholen? Nein, undenkbar! Improvisieren? Nein, er musste es zu einem Ende bringen! Leiser wurde es, ein Ritardando und... Schluss. Kälte, Dunkelheit, schwarz und weiß. Alles war schwarz und weiß. Er saß in seinem kalten, kleinen, dunklen Raum und sah nur schwarz-weiß.

 

Hallo Sophie, willkommen auf kg.de! :)

Deine Kürzestgeschichte erschien mir zunächst als ein klassischer Beitrag für die Rubrik "Seltsam", ehe ich den Inhalt interpretieren konnte. Offensichtlich komponiert dein Protagonist ein Musikstück. Die Idee, diese Arbeit in Worte zu kleiden, gefällt mir gut. Die Umsetzung finde ich nicht übel.

Der Kerzenschein ließ das weiße Papier, auf das er schaute, gelblich wirken. Er versuchte es sich vorzustellen, doch es blieb schwarz-weiß.
Hier war ich beim Lesen irritiert. Wirkte das weiße Papier nun gelblich, oder doch nicht? Vorschlag:
"Der Kerzenschein hätte auf dem weißen Papier, auf das er schaute, gelblich wirken sollen. Doch es blieb schwarz-weiß."

Lange Zeit saß er dort, starrte auf das Papier und versuchte sich die geheimnisvolle Welt auszumalen. Plötzlich verschwand er aus dem kleinen, dunklen Raum
Mich hätte interessiert, warum er plötzlich aus dem kleinen, dunklen Raum verschwand. Was brachte ihm die Erleuchtung?

Doch da erblickte er das Ende.
Das kam mir zu schnell.

Kälte, Dunkelheit, schwarz und weiß. Alles war schwarz und weiß. Er saß in seinem kalten, kleinen, dunklen Raum und sah nur schwarz-weiß.
Ist dieser Absatz überhaupt noch vonnöten? Meines Erachtens könnte die Geschichte mit "Schluss." enden.

Wenn du das anders siehst: Warum ist auf einmal wieder alles schwarz-weiß, wo es doch schon farbig geworden ist?

Vorschlag: "Kälte, Dunkelheit, schwarz-weiß. Alles war schwarz-weiß."
Das "und" ist hier m. E. überflüssig. Zu Beginn schreibst du ja auch "scharz-weiß". ;)

Viele Grüße
Michael

 

Hallo Michael!

Vielen dank für die Kritik.
Bei den ersten drei Punkten stimme ich dir vollkommen zu.
Aber eigentlich habe ich eher an einen Interpreten (Pianisten) gedacht und nicht an einen Komponisten. Es fällt ihm schwer in das Musikstück zu finden, weil es nicht von ihm ist. Schließlich gelingt es ihm aber doch. Er spielt das Stück und kann in diese Welt eintauchen, wie bei einem Roman.
Aber dann ist es zu Ende und er muss wieder "erwachen", also in die wirkliche Welt zurückfinden, wo er so manche Probleme hat bzw. die einfach viel kälter und farbloser ist.
Das die Geschichte mit "Schluss" endet ist auch ein guter Vorschlag, aber ich denke, dass der Unterschied zwischen der wirklichen welt und der "Traumwelt" so klarer zum Ausdruck kommt.
Aber oft ist so etwas einfach eine Empfindung des Autors. Ich habe mir zwar dies und das dabei gedacht, aber es ist gut für mich zu sehen, dass es vielleicht doch noch zu unklar ist.
Ich glaube es wäre sinnvoll, den text noch weiter auszuschmücken.

viele Grüße,
Sophie.

 

Hallo noch mal,

dass es sich eigentlich um einen Interpreten (Pianisten) handelt, ist mir beim Lesen nicht aufgefallen. Es wäre interessant zu wissen, wie andere Leser den Text interpretieren. Aus meiner Sicht kann es, wie gesagt, nicht schaden, die Geschichte, die ja sehr kurz geraten ist, noch etwas auszuschmücken.

Zum Ende: Natürlich ist jedes Feedback subjektiv, und jeder Leser empfindet einen Text anders. Das Wort "Schluss" bot sich in meinen Augen für den Schluss an, im Hinblick auf den Komponisten. Er ist mit dem Werk fertig - und kann sich zufrieden zurücklehnen.

Wenn es sich um einen Pianisten handelt, der der dunklen Realität eine Weile entfliehen möchte, ehe diese ihn wieder einholt, macht dein Ende durchaus Sinn.

Viele Grüße
Michael

 

Moin,
ja, das mag sein.
Dieser Text ist (zum teil auch mit Absicht) eben sehr offen gehalten. Aber mitlerweile glaube ich, dass es etwas zu offen ist. Ich sollte wirklich klar machen, dass es sich um einen Pianisten handelt.
Ich habe gar nicht daran gedacht, dass man es auch anders verstehen kann, weil ich auch oft in der Lage eines Interpreten bin, aber nur selten selber komponiere.
Erstmal vielen Dank und ich werde es bald umsetzen.
viele grüße,
Sophie.

 

Hallo Sophie,

Okay, ich war jetzt leider nicht so schlau, dass ich beim ersten Lesen wusste, dass es sich um einen Pianisten handelt. So gesehen macht das alles viel mehr Sinn natürlich. Wäre vielleicht ein gutes Rätsel...
ich dachte es handelt von einem Schreiber der auf ein weißes Blatt anstarrt und nichts einfällt, da hat mich dieses schwarz.weiß gestört. Es ist im Grunde dieselbe Geschichte nur musikalisch. So gesehen interessant.

mfg,

JuJu

 

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