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Schwarz/Weiss

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11.11.2001
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Schwarz/Weiss

Die heruntergekommenen Strassen des New Yorker Randgebiets waren dunkel, nur eine flackernde Strassenlaterne warf ein fahles Licht auf dem Boden. Der kühle Wind wehte Geräusche und Gerüche der lebendigen Stadt ins düstere Quartier.

Danny und Jack schlichen leise durch die Strasse. Ihre dunkelhäutigen Gesichter zeigten deutlich ihre Besorgnis. Hinter sich hörten sie Schritte. Sie blieben stehen. Die Schritte verstummten. Plötzlich hörten sie die Schritte wieder. Sie wurden schneller, lauter und dann – um eine Hauswand stürzten der 20-jährige Chris und einer seiner Kameraden. Mit lautem Geschrei stürzten sich die beiden mit Baseballschlägern bewaffnet auf Danny und Jack. Auf Chris’ weissem Gesicht zeichnete sich sein Ärger und seine Wut ab, während er mit seinem Baseballschläger nochmals auf Danny einschlug. Danny schrie und wurde ohnmächtig. Aber das war Chris nicht genug, er schlug nochmals zu. Jack gelang es, seinen Gegner auszuschalten, ohne das er verletzt wurde. Als Jack dann auf Chris losging, um seinen jüngeren Freund zu helfen, sah der vor Wut brennende Chris, dass es aussichtslos war, gegen den muskulösen Jack zu kämpfen und rannte davon. Jack eilte sofort zu Danny, nahm sein Natel aus seiner Tasche und rief einen Krankenwagen herbei.

Auf der anderen Seite der Strasse stand unbemerkt Jessica, die Freundin von Chris. Mit schockiertem Gesicht entfernte sie sich langsam und nachdenklich vom Tatort, als der Krankenwagen ankam.

Jessica hätte nie gedacht, dass Chris zu so etwas fähig wäre. Sie wusste zwar, dass dieser gegen die Schwarzen war, aber doch nicht so sehr gegen sie.

Am nächsten Abend hatte sie eine Verabredung mit Chris, und sie nahm sich vor, bei dieser Gelegenheit mit ihm über die Ereignisse des vergangenen Nachts zu sprechen, doch sie hatte Angst um den zwei jungen Männern, die gestern von ihrem Freund angegriffen wurden. Der eine war ja ziemlich schwer verletzt worden. Soweit sie wusste, hatten die beiden Chris nichts angetan, denn das hätte er ihr sicher gesagt. Also begab sie sich zum nächsten Spital wo sie nach dem jungen schwarzen Mann fragte, der letzte Nacht eingeliefert wurde, und durfte ihm einen Besuch abstatten.

Als Jessica das Zimmer betrat, schauten Danny, der im Bett lag, und Jack, der ihn gerade besuchte, sie überrascht an. „Hi“, sagte Jack, „hast du vielleicht das falsche Zimmer erwischt?“ „Nein“, erwiederte Jessica etwas scheu, „ich habe euch beide gesucht. Ich bin Jessica Hanson, und ihr?“ „Ich bin Jack, das ist mein Freund Danny. Warum hast du uns denn gesucht?“ „Wisst ihr...“, Jessica machte eine Pause, sie fühlte sich gar nicht wohl in ihrer Haut. „Der Mann, der dir das angetan hat, Danny, ist mein Freund.“ Die beiden sahen sie erschrocken an. „Was machst du denn hier bei uns? Verschwinde!“ „Hört mal, ich bin überhaupt nicht einverstanden mit dem, was er gemacht hat, und ich bin gekommen um mich zu entschuldigen.“ Verwundert sahen sie Jessica an. Nach eine Minute des Schweigens, welcher Jessica wie eine Ewigkeit vorkam, sagte Jack endlich: „Weisst du, weshalb er es gemacht hat?“ „Nun, er hat etwas gegen Schwarze, aber ich hätte nie gedacht...“ sie beendete den Satz nicht. „Also“, began Jack, „hat er es nur getan, weil wir Schwarze sind? Das ist absurd! Wieso gibt es Menschen, die nicht akzeptieren können, dass andere Menschen nicht wie sie sind? Wir haben keine Probleme mit Weissen.“ „Ich weiss“, entgegnete Jessica, „und ich habe keine Probleme mit Schwarze, und ich hätte gerne, dass ihr beide mal zu uns kommen würdet, dann könnte mein Freund euch kennen lernen und wir können diese ganze Sache friedlich beenden. Wann kann Danny denn das Krankenhaus verlassen?“ „Schon heute“, antwortete Jack glücklich, „es ist nicht so schlimm wie wir am Anfang gedacht haben. Er steht nur noch ein bisschen unter Schock. Danny, wärst du bereit dich mit Jessica und ihrem Freund zu treffen?“ Danny, der bis jetzt geschwiegen hatte, antwortete „OK, geht in Ordnung, wenn wir dadurch Frieden schliessen können.“ „Dann sehen wir uns heute abend um acht Uhr in der Kennedy Street 7, mein Freund wird bei mir sein.“ Sie verabschiedeten sich, und Jessica verliess darauf das Zimmer.

Um halb acht klingelte es an Jessicas Tür. Sie stand auf und ging zur Tür. Es war Chris, denn sie hatte eine halbe Stunde früher mit ihm abgemacht, damit sie ihn auf die Begegnung mit Jack und Danny vorbereiten konnte. Chris trat mit einem Lächeln in Jessica’s kleine Wohnung, sagte „Hallo, meine Süsse“ und wollte sie in die Arme nehmen. Sie jedoch stiess ihn weg und erwiederte leise, „wir haben viel zu bereden.“ Chris machte die Tür hinter sich zu, sein Lächeln verschwand. „Was denn?“ fragte er. „Nun“, sagte sie, „was du gestern mit deinem Freund zusammen gemacht hast, wozu hätte das gut sein sollen?“ Chris wurde blass, als er begriff, dass sie es entweder gesehen oder von jemandem gehört haben musste.

„Ich...ich wollte doch nur einige dieser Parasiten loswerden, sie leben in unsere Stadt und arbeiten nicht einmal!“, stotterte er. „Parasiten?!“, schrie Jessica empört, „Die beiden sind zwei ganz freundliche Menschen! Ich habe heute mit ihnen gesprochen, und ob es dir gefällt oder nicht, sie kommen in zwanzig Minuten hierher und du wirst dich bei ihnen entschuldigen und sie nie mehr belästigen, OK?!“ Chris sah sie nur erstaunt an, er hatte sie nie so erlebt „OK?!“, wiederholte sie. „Dann halt!“, stimmte Chris wütend zu. „Komm und setz dich, wir warten bis sie kommen.“ Chris folgte ihr zögernd in die Stube. Sie setzten sich und schwiegen. Nach fünfzehn Minuten läutete es erneut an der Tür. Chris erschrak etwas und wurde nervös. Jessica warf ihm einen warnenden Blick zu und begab sich zur Tür. Sie öffnete ihn und begrüsste die beiden herzlich, aber trotzdem etwas zurückhaltend. Sie traten ein und folgten Jessica in die Stube, wo Chris stand und verlegen um sich blickte. „Danny, Jack, darf ich vorstellen, das ist Chris. Chris, das sind Jack und Danny. Chris will sich bei euch entschuldigen.“ Jessica blickte auffordernd zu Chris, wandte sich ab und lief zum Radio. Sie schaltete es ein, um die Atmosphäre etwas lockerer zu gestalten anschliessend kehrte sie zu den anderen zurück. Chris stand Jack und Danny gegenüber. Zuerst schaute er die beiden nur wütend an, der eine mit einer grünen Jacke, der andere mit einem rotem Pullover, welche einen Kontrast zu Chris’ schwarzer Lederjacke bildeten.

Danach versuchte Chris etwas lockerer zu sein, denn er wusste, dass Jessica ihn notfalls zwingen würde, sich bei Jack und Danny zu entschuldigen. Wenn er es nicht von alleine täte, würde das seine Beziehung mit Jessica nur noch mehr gefährden, als es sowieso schon gefährdet war. Also fügte er sich. „Es...es tut mir echt leid wegen gestern abend, ich wollte dich wirklich nicht verletzen, Danny.“ Danny schaute ihn etwas verlegen an, dann antwortete er, „Ist schon OK, ich werd’s überleben, aber ich wäre dankbar, wenn wir alles jetzt klären könnten, damit so was nie mehr vorkommt.“ Als das Gespräch weiterging, wurde es langsam immer versöhnlicher. Im Hintergrund hörte man das Radio. Die Gegner begannen sogar freundlich miteinander zu plaudern. Sie begannen über ihre Freunde und Familien zu erzählen. Chris berichtete, dass sein Freund, der beim Überfall auf Danny und Jack mitgeholfen hatte, ein Italiener Namens Alessandro Garibaldi sei. Er sah ein, dass er eigentlich nicht gegen Schwarze sein sollte, denn er hatte sich ja mit einem Italiener anfreunden können, der nicht einmal amerikanischer Bürger war. Er musste zugeben, dass er anfing, Jack und Danny zu mögen, er gab sogar zu, dass seine Wut auf die beiden absolut sinnlos gewesen war. Zur Entschuldigung reichte er ihnen die Hand, danach folgte eine Pause, während der alle vier schwiegen. Doch es war kein peinliches Schweigen.

Ausgerechnet in diesem Moment wurde das Musikprogramm des Radios beendet, und es folgten die Nachrichten. Die erste Nachricht liess alle zusammenzucken: „Vor einer Viertelstunde wurde ein weisser Italiener namens Alessandro Garibaldi von einem Schwarzen namens Felix Archer in einem der New Yorker Randgebieten mit einem Dolch erstochen. Die Hintergründe dieses Mordes sind noch nicht bekannt...“. Erschrocken sahen sie einander an, aber Chris wartete nicht lange. Er sprang auf, nahm eine Pistole, welche er in seiner Jacke versteckt hatte, hervor und richtete sie voller Wut auf Jacks Kopf.

 

Hallo Megan
Deine Geschichte ist fast ein bisschen zu lang für eine Kurzgeschichte.
Der Leser wiegt sich schon in Sicherheit, als plötzlich doch noch etwas Unerwartetes passiert.

Claudi

 

Hei Megan

Als ich angefangen habe deine Gesschichte zu lesen war ich anfangs gar nicht begeistert.
Es kam mir alles zu rund und kitschig vor.
Doch ein riesiges Kompliment an dich den Schluss betreffend, der ist absolut genial und völlig unerwartet. :cool:

 

Hallo Megan

Deine Geschichte könnte wirklich passiert sein, da solche Sachen häufiger geschehen als wir wollen oder wissen. Ich finde deine Geschichte gut.
Wieso sollte Chris seinen Fremdenhass so schnell ablegen und seine Meinung ändern? Am Ende merkt man ja dass er seine Meinung nicht geändert hat.
Alles in allem hat mir deine Geschichte gefallen und sie ist gut.

Gruss Steffi

 

Hallo Megan

Das Ende ist genial,der Weg dort hin ein bischen langatmig.
Noch eine Frage, hast du Rasismus schon einmal erlebt.
Die Tatsache, das solche Leute sich nicht auf die Indualität andersartiger einlassen,hast du gut rüber gebracht.

 

Hallo Anna!
Danke für’s Angebot! Es würde mir sehr gefallen wenn du mein Text korrigieren würdest! Aber könntest du vielleicht ein bisschen damit warten? Denn mein Lehrer hat es sich wahrscheinlich noch nicht angesehen, und er würde vielleicht die Originalversion sehen wollen. Soll ich dir bescheid sagen wenn du es korrigieren kannst?
Nochmals danke
Gruss Megan

[Beitrag editiert von: Megan am 17.11.2001 um 16:06]

 

Hallo Steffi!
Du hast gefragt warum Chris seinen Fremdenhass so schnell abgelegt hat : er hat es gar nicht abgelegt, sondern tat nur so, damit seine Beziehung zu Jessica wieder gestärkt werden würde.
Gruss Megan

[Beitrag editiert von: Megan am 17.11.2001 um 15:59]

 

Hallo Markus!
Du wolltest wissen, ob ich jemals Rassismus erlebt habe. Glücklicherweise noch nie.
Gruss Megan

 

Danny und Jack schlichen leise durch die Strasse.
kann man auch laut schleichen...? *g*
„Es...es tut mir echt leid wegen gestern abend, ich wollte dich wirklich nicht verletzen, Danny.“
lol. na klar...
die pionte ist gut, aber der rest lässt doch sehr zu wünschen übrig. ich sag ja gar nichts gegen die holprige sprache wegen nichtmuttersprachler und so, aber die geschichte selber ist doch sehr unglaubwürdig.
ich stell mir grad vor, welche antwort ich in einem new yorker vorortkrankenhaus auf die frage nach einem jungen schwarzen mann, der letzte nacht eingeliefert wurde, bekommen würde...
und dann diese heldenhafte freundin, die zufälligerweise zeuge der gewalttat wurde und ihrem bösen, bösen freund ins gewissen reden will...
ich glaube nicht, dass sich jemand der mit baseballschlägern auf andere menschen losgeht sich sonderlich viel von seiner freundin sagen lässt.
und die opfer kommen mir auch sehr wie schlecht geschriebene charaktäre einer soap-show vor.
alles in allem kann ich mit der geschichte nicht viel anfangen. die message ist klar und voll zu unterstützen, aber über die art und weise wie sie dargebracht wird kann ich nur lachen. das ist zu konstruiert.

 

Hallo Megan
Das wurde aber auch Zeit: Endlich lese ich wieder etwas alltäglicheres über New York.
Deine Geschichte befasst sich mit einem der grössten Problemen unserer Zeit (und nicht nur in N.Y.)
Es ist eben doch nicht so einfach, Rassisten zur Vernunft zu bringen.

 

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