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Schweigen im Walde

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12.04.2007
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Schweigen im Walde

Schweigen im Walde

Der junge Mann aß schweigend im Lokal vor diesem großen Wald wie jeden Tag. Und wie jeden Tag wurde er als weltfremd abgestempelt, wenn er seine Suppe still und mit finsterer Mine langsam auflöffelte. Die Bedienung kam öfter und fragte: „Schmeckt es?“, oder „Alles ok?“, oder „Irgendein Wunsch?“ und der junge Mann nickte oder schüttelte den Kopf. Die Bedienung musste ja kommen, schließlich ist sie dazu verpflichtet, jeden nett und zuvorkommend zu bedienend. Der Mann fand das Personal nett, war aber an der ausschließlich weiblichen Bedienung nicht interessiert. Eigentlich interessierte ihn nichts. Es war ihm egal, ob es ihm schmeckte. Ob alles ok war. Ob er irgendeinen Wunsch hatte. Es wollte nur seine wässerige Suppe essen und ohne Nahrung starb er und das wollte er nicht. Er trennte die Suppe von den Klößen, dem Fleisch, den Buchstabennudeln und kleinen Porree- Fäden. Er aß zuerst immer die Suppe, und dann vermischte den Rest miteinander, so dass der feste Inhalt der Suppe zu einem ganzen Happen wurde. Den aß er sofort. Ich weiß, dass das nicht lecker ist, dachte er, aber er wollte nicht unauffällig sein. „Ein Mensch, der trotz seiner Unauffälligkeit auffällig wird, ist ein Held“, sagte sein Grundschullehrer immer wieder. Und er wollte schon als Kleinkind ein Held sein, der allen Gefahren zum Trotz in fremden Gegenden überlebt mit seiner unauffälligen Auffälligkeit sein.
Er stocherte lustlos in seinem zweiten Teller Suppe herum. Meistens aß er drei oder vier, dann aber nichts mehr am Tag. Doch heute hatte er keinen Hunger. Zurzeit war außer ihm ein älterer Mann mit seinem Kind oder Enkel da. Sie aßen fröhlich und lachten. „Dann leihen wir uns einen Film aus“, sagte der Vater.
„Ja! Mit vielen Explosionen!“
„Am Ende kannst du nicht schlafen.“
„Schlaf ist was für Feiglinge.“
Schlaf ist was für Feiglinge. Vielleicht hatte das Kind Recht. Vielleicht auch nicht. Ich weiß das nicht, dachte er, denn zum Einen verpasst man beim Schlaf das Geschehen und Aktuelle, man kann beim Schlaf den Blick über seine Welt verlieren, all das könnte geschehen, wenn man zu viel schläft. Aber ohne Schlaf stirbt man und das will ich nicht, ich weiß nicht, ist Schlaf für Feiglinge? Ist das überhaupt von Interesse? Steht das zur Debatte? Vielleicht ist das Kind nur dämlich, dachte er, denn ich hab auch so gut überlebt, allein aber mit Schlaf. Soll ich was ändern, weil ein Kind einen Film sehen will? Und wieso so schnell. Da braucht man doch Zeit, dachte er, um in sich zu gehen. Vielleicht könnte eine Meditation helfen. Doch das ist egal, meditieren mochte ich noch nie. Am Ende versinkt man zu tief, dachte er, und dann ist es zu spät. Dann war das Leben frühzeitig beendet und man würde sterben und sterben, das will ich nicht. Sterben steht hier ohnehin nicht zur Debatte. Und wie bin auf den Tod gekommen? Bin ich zu depressiv? Achja, dachte er, durch das Meditieren. Und weshalb Meditation. Wegen der Lebensveränderung, ob das so schnell gehen soll, mit seinem alten Leben auf zu hören. Aber habe ich das nicht vor? Schlaf ist für Feiglinge. Ist es das? Ach, dachte er, nicht damit anfangen.
Er sah die Fettaugen in der Suppe, wie sie vor ihm hintänzelten und stieß sie mit seinem heißen Löffel weg. Weg mit euch. Weg. Weg. Weg! Doch sie bleiben. Er wirbelte mit dem Löffel, so dass ein kleiner Wasserstrudel, oder Suppenstrudel, entstand. Mann, das sieht aus wie ein Tornado. Wow! Wie ein Tornado. Die Fettaugen wurden von einem Suppentornado hinweggerafft, denn der junge Mann spielte Gott. Diese Suppe ist ein Planet, mein Planet. Ich kann Erdbeben erzeugen (er schüttelte den Teller und es lief viel über den Rand), Tsunamis erzeugen (er patschte mit dem Löffel flach über die Suppenoberfläche, so dass Wellen entstanden, die an Klößen oder Nudeln zersprangen), Tornados erzeugen (er wirbelte wieder mit dem Löffel). Strudel erzeugen, wie ein Tornado, nur dass es ein Strudel ist. Den Weltuntergang prophezeien, in dem ich etwas vom Planeten entferne (er aß von der Suppe). Oder, oder… eine Eiszeit schicken (er pustete kräftig, ein bisschen spritzte ihn ins Gesicht).
Das Kind und der Vater verließen das Lokal. Das Kind sagte:
„Wie wärs mit Armageddon? Ein toller Film.“ Die Tür schloss sich.
Wie wärs mit Armageddon. Ja, Armageddon. Armageddon wartet. Er aß den Teller leer.

 

Hallo Spiralblock,

und herzlich Willkommen auf kurzgeschichten.de.
Das war für einen ersten Versuch in Seltsam, mit Verlaub, nichts.

Ein Mann in einem Restaurant am Rand des Waldes, der sich offensichtlich für nichts interessiert, dabei tellerweise Suppe zu sich nimmt, um dem Tod einen weiteren Tag von der Schippe zu springen, beobachtet ein Gespräch von Vater und Sohn und entwickelt dann in seiner unauffälligen Auffälligkeit Allmachtsphantasien in seinem Suppenuniversum.
Das könnte als Plot seltsam und ggf. sogar spannend werden, doch ist es in dieser Fassung nicht geworden.

Und wie jeden Tag wurde er als weltfremd abgestempelt, wenn er seine Suppe still und mit finsterer Mine langsam auflöffelte.
Bereits im 2. Satz wirst Du nachlässig. Wer stempelt ihn warum als weltfremd ab ? Er isst Suppe, täglich. Ist das Weltfremd ? Siehjt er aus wie ein Weltfremder, handelt er so ? Keine Erklärung liefert einen Ansatz, daß ich als Leser dieses nachvollziehen kann.
Es wollte nur seine wässerige Suppe essen und ohne Nahrung starb er und das wollte er nicht.
essenKOMMAohne Nahrung, das und ist redundant und wirkt hier ungelenk
Ich weiß, dass das nicht lecker ist, dachte er, aber er wollte nicht unauffällig sein.
Meint Dein Prot, daß der Anblick nicht lecker ist, oder daß es ihm nicht schmeckt ? Und warum macht er sich diese Gedanken, was motiviert ihn ?
„Ein Mensch, der trotz seiner Unauffälligkeit auffällig wird, ist ein Held“, sagte sein Grundschullehrer immer wieder.
Da den Grundschullehrer vorzuschicken ist clever, schliesslich ist diese Aussage, scusi, großer Bullshit. Unauffällige können sehr wohl auffällig werden und dann kein Held sein, das gilt für eigentlich alle Mörder, Massenmörder, Selbstmordattentäter usw...
Und er wollte schon als Kleinkind ein Held sein, der allen Gefahren zum Trotz in fremden Gegenden überlebt mit seiner unauffälligen Auffälligkeit sein.
Weg mit euch. Weg. Weg. Weg! Doch sie bleiben.
Tempusfehler, korrekt : doch sie blieben

Was genau ist Deine Intention, was Deine Interpretation des Textes ?

Grüße,
C. Seltsem

 

Hallo,

Der junge Mann aß schweigend im Lokal vor diesem großen Wald wie jeden Tag.
Was willst du mit diesem Anfang erreichen? Der erste Satz sollte den Leser neugierig machen. Du sagst mir: Er tut dasselbe wie jeden Tag. Das ist nicht spannend, das erweckt mein Interesse nicht.
Warum das Demonstrativpronomomen „dieser“? Um welchen Wald geht es? Er wird weder in den nächsten Sätzen konkretisiert, noch ist vorher von ihm die Rede.

Und wie jeden Tag wurde er als weltfremd abgestempelt, wenn er seine Suppe still und mit finsterer Mine langsam auflöffelte.
Im ersten Satz sagst du, er isst schweigend, jetzt sagst du, er isst sie still. Was willst du damit reichen? Willst du ganz sichergehen, dass ich ihn still dort sitzen sehe?

Die Bedienung musste ja kommen, schließlich ist sie dazu verpflichtet, jeden nett und zuvorkommend zu bedienend.
Warum wechselst du das Tempus mit dem „ist“?

Ob alles ok war.
Okay

Es wollte nur seine wässerige Suppe essen und ohne Nahrung starb er und das wollte er nicht.
Es? Er, doch hoffentlich. Wässrige, oder?

Er trennte die Suppe von den Klößen, dem Fleisch, den Buchstabennudeln und kleinen Porree- Fäden.
Wie kann die Suppe wässrig sein, wenn dort dieses ganze Zeug rumschwimmt?

Ich weiß, dass das nicht lecker ist, dachte er, aber er wollte nicht unauffällig sein.
Warum wechselst du mitten im Satz aus der direkten Wiedergabe in der Ich-Form und im Präsens in eine Distanz und verwendest Präteritum und die dritte Person?

„Ein Mensch, der trotz seiner Unauffälligkeit auffällig wird, ist ein Held“, sagte sein Grundschullehrer immer wieder.
Willst du andeuten, dass der junge Mann immer noch in die Grundschule geht? Oder warum bleibst du im Präteritum?

Und er wollte schon als Kleinkind ein Held sein, der allen Gefahren zum Trotz in fremden Gegenden überlebt mit seiner unauffälligen Auffälligkeit sein.
Grammatikalisch unsinniger Satz. Das zweite „sein“ muss raus.

Aber ohne Schlaf stirbt man und das will ich nicht, ich weiß nicht, ist Schlaf für Feiglinge?
Den Gedankengang kenne ich aus Schlafes Bruder, da geht es darum, dass man nicht lieben kann, während man schläft. Aber leider hat es dein Text bis jetzt nicht geschafft, mein Interesse zu wecken. Ich sehe nur einen Mann Suppe löffeln, das ist nicht lesenswert. Außerdem scheint mir der Text sehr unsorgfältig erarbeitet worden zu sein, deshalb war’s das von meiner Warte aus.

Gruß
Quinn

 

Hallo Spiralblock,

ich hab mir deine Geschichte durchgelesen und mhh...
eigentlich bin ich ja ein Fan von ungewöhnlichem und unkonventionellen und einem Typen die ganze Geschichte Suppe essen zu lassen ist garantiert unkonventionell...meiner Meinung nach.
Ich weiß nicht ob es deine Absicht war, den Protagonisten geheimnisvoll und verschlossen wirken zu lassen, wahrscheinlich schon.
Ich finde das ist dir "bedingt" gelungen.
Man fragt sich als Leser natürlich wieso er denn da Suppe löffelt, aber das erklärt dein Text mir jedenfalls nicht. Vielleicht überlese ich auch einfach was.
Was ich aber beim besten Willen nicht verstehe, wieso er plötzlich mit dem Armageddon droht?, ehrlich das war für mich schon fast lustig.
Wie es C. Seltsem bereits geschrieben hat, ein Typ der die ganze Zeit ruhig Suppe ist droht plötzlich mit dem Armageddon..mhh...vielleicht kannst du das Ende umschreiben.
Ich bin wahrlich kein Profi oder sowas und habe auch erst meine erste Geschichte geschrieben (wurde auch ordentlich zerfetzt...),
aber ich schließe mich meinem Vorredner an, es gab mir nicht wirklich was.
Lass den Kopf net hängen, mach ich auch net und schreib einfach weiter,
durchdenke deine Geschichte und lass sie eine "richtige" Handlung haben, auch wennns Seltsam ist, ist es ein wenig "öde"(kann ich das so schreiben?).

Naja, keep it up!

Jekyll and Hide

 

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