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Schweigen

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07.07.2007
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Schweigen

Schweigen

Wir hatten uns eigentlich getroffen, um einen trinken zu gehen. Aber dann war alles ganz anders gekommen. Und nun saßen wir in meinem Wohnzimmer.​
Im Hintergrund lief die Platte irgendeiner Punkband aus den Siebzigern, deren Name mir gerade nicht einfällt. Es war weit nach Mitternacht und anstatt das Licht anzuknipsen, hatten wir überall Kerzen aufgestellt.​
Da saßen wir also. Schütteten ungesunde Mengen Bier in uns hinein und diskutierten die aktuelle Lage der Welt.​
Der Soldat war gerade von einem Einsatz am Arsch der Welt zurückgekehrt und hatte feststellen müssen, dass so ziemlich jeder Ort auf diesem Planeten diese Bezeichnung verdiente, wenn man die Erinnerung an abgerissene Beine und aufgeplatzte Bäuche nicht loswurde.​
„Wisst ihr“, sagte er und nuckelte an seinem Bier, „diese ganze Scheiße wird nie ein Ende finden.“​
Wir nickten und murmelten zustimmend.​
„Nicht solange wir leben“, sagte der Arzt und knibbelte mit dem Fingernagel am Etikett seiner Flasche. Er war direkt nach seinem 48-stündigen Dienst im Krankenhaus zu uns gestoßen, und so sah er auch aus. Auf die Frage, ob er sich denn nicht lieber erst ein paar Stunden aufs Ohr hauen wolle, antwortete er, dies sei sein einziges freies Wochenende im gesamten nächsten Monat – also, nein.​
Wir nickten abermals.​
„Ach, nicht mal dann“, seufzte der Lehrer und steckte sich eine Zigarette an. Er wusste, wovon er sprach. Das neue Schuljahr hatte begonnen und irgendetwas sagte ihm, dass es – verflucht noch mal! – nicht richtig sein konnte, wenn Schüler der zwölften Klasse weder wussten, wie man DECISION buchstabierte, noch den Unterschied kannten zwischen Demokratie und Tyrannei.​
Wir nickten.​
„Es muss endlich etwas getan werden“, meinte der Politiker und kratzte sich am Hinterkopf. Er steckte mitten in einem anstrengenden, nervenaufreibenden Wahlkampf. Bis dato war er angespuckt worden und beschimpft und einmal sogar geschubst. Seine Partei war gerade an der Regierung. Und er sah nicht im Mindesten ein, warum sich daran etwas ändern sollte.​
Nicken.​
„Aber dann mal richtig“, entgegnete der Geschäftsführer eines kleinen mittelständischen Familienbetriebs und richtete seinen Blick an die Decke. Bei ihm konnte man Gartengeräte leihen. Rasenmäher, Heckenscheren und solchen Kram. Aber seit ein paar Jahren ging das Geschäft immer schlechter. Er schob es auf die Inder und die Chinesen und die Amerikaner. Vor allem aber auf Brüssel. Womit er am Ende vielleicht nicht ganz falsch lag. Obwohl das natürlich auch völlig wurscht war.​
Tja, und kaum, dass ich mich versah, war es an mir, irgendwas sehr, sehr Schlaues zu sagen. Man erwartet das von Schriftstellern. Wenn Sie verstehen, was ich meine. Schriftsteller sagen immer irgendwas Schlaues. Das bringt der Beruf so mit sich. Und wenn sie mal nichts Schlaues zu sagen wissen, zitieren sie einfach irgendeinen ihrer Kollegen – ob schon tot oder noch am Leben spielt keine Rolle, Hauptsache der Zitierte ist dem gemeinen Volk gänzlich unbekannt. Und da ich ums Verrecken nichts Schlaues zu sagen wusste, sagte ich folgendes:​
„Ich weiß auch nicht. Aber bei Alexandr Iwanowitsch Herzen hab ich mal gelesen, die Menschen ersönnen sich selbst ihre Qualen.“​
Schweigen.​

Gegen Fünf in der Früh hatte ich sie aus der Wohnung. Ich trank noch ein Bier. Dann löschte ich die Kerzen und ging schlafen.​

 

Hallo Alfred,

und etwas verspätet herzlich willkommen hier.
Deine Geschichte gefällt mir, auch wenn ich zunächst etwas enttäuscht war, da sie wirkte, als wolltest du die Gesprächsrunde nur nutzen, um über jeden einzelnen ein bisschen Autorenmeinung/frust unters Volk bringen.
Aber das hast du im letzten Absatz abgebogen. Da hast du ein Fazit gezogen, an dem man sich reiben kann.
Technisch habe ich also nichts zu beanstanden. Inhaltlich bin ich nicht einverstanden, aber das kann für den Text auch gut sein, denn wenn er Widerspruch herausfordert, reizt er zum Diskutieren, nicht das Schlechteste, was man von einer Geschichte sagen kann.

Lieben Gruß, sim

 

Bis dato war er angespuckt worden und beschimpft und einmal sogar geschubst
Ist angespuckt zu erden nicht schlimmer als geschubst werden? Müsste es deshalb nicht heissen "er war geschubst und beschimpft worden und einmal sogar angespuckt." ?

Gefällt mir ansonsten gut, bin aber zu müde um was Schlaueres dazu zu sagen.

grüsse merettschen

 

Hallo Alfred,

deine Geschichte liest sich gut runter. Will sagen, du hast einen flüssigen Schreibstil und du hast es auch geschafft, mich durch die Geschichte zu ziehen, denn ich wollte unbedingt wissen, wie es nun weitergeht, wie die Pointe aussehen würde.
Doch genau daran bin ich in deiner Geschichte gescheitert, denn am Ende weiß ich nicht recht, was du eigentlich aussagen wolltest.
Vielleicht sehe ich ja den Wald vor lauter Bäumen nicht. Aber dann wirst du mir bestimmt weiter helfen können.
Willst du darstellen, dass die Herren der Bierrunde auf höchstem Niveau klagen?
Das wäre gewiss beim Politiker und von mir aus auch beim Einzelhändler und beim Lehrer der Fall, aber weder Soldat noch Arzt klagen zu Unrecht aus meiner Sicht. Von daher passt mein Gedanke dann nicht recht und ich steh wieder am Anfang mit dem Suchen.

Lieben Gruß
lakita

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Alfred,

rein vom Schreibstil her hat mir deine Geschichte gut gefallen.Liest sich flüssig und ist im Ausdruck geradlinig und ohne unnötige Verschnörkelungen (wie der Sprachstil einer geselligen Herrenrunde eben, denn bekannterweise plappern Männer ja nur halb soviel wie Frauen ;) )
Was mir aber auch Schwierigkeiten macht ist der Sinn und Zweck des Ganzen.
Für mich klingt das so, als sitzen ein paar Männer zusammen, keiner von ihnen ist in irgendeiner Weise eine übermäßig bedeutende oder bekannte Person, und tun das was die meisten Menschen tun; sie beschweren sich über die Mißstände der modernen Gesellschaft.
Jeder einzelne ist davon betroffen und jeder einzelne hat sich dem doch zu fügen, weil einer allein die Gesamtsituation nicht ändern kann oder will.
Deinen Prots fehlt der Elan aus einer für sie unerträglichen Situation auszubrechen und ich denke das meint der Schriftsteller deiner Geschichte wenn er sagt das die Menschen sich ihr eigenes Leid schaffen.

Das ist jetzt mal meine Interpretation, korrigier mich, wenn ich mich irre :Pfeif:

soviel erstmal von mir
lg Anael

P.S. Für alle die sich jetzt wundern warum ne Antwort von Bantam mit Anael unterschrieben is, ich hab mal kurz gezwungenerweise die Seite meines Freundes genutzt, weil ich Dummerchen mein Passwort vergessen hab und immernoch den Zettel such wo's draufsteht :D

 

Hi!

Erst einmal ein Dankeschön! an alle, die den Text gelesen, kommentiert und - im Großen und Ganzen - für gut befunden haben.

Nun im Einzelnen:

@sim:
Inwieweit bist du inhaltlich nicht einverstanden?

@bluefin:
Wieso "leider"? Ich meine, du hast Recht, sie stolpern im Flachen. Aber - könnte es nicht genau darum gehen? Und was meinst du mit "Spirit"?

@merettschen:
Du hast nicht Unrecht. Vielleicht sollte ich das tatsächlich ändern. Ich dachte an: "... beschimpft worden und angespuckt und einmal sogar geschubst."

@lakita:
Lies noch mal das Zitat des Schriftstellers. Es lässt sich sowohl auf die Aussagen als auch auf die jeweilige Lebenssituation der Beteiligten anwenden.

@Anael:
Ihnen fehlt der Elan, richtig. Die Frage ist, warum fehlt er ihnen.

@Herr Bernhard:
Irgendwelche Vorschläge?


Noch einmal vielen Dank an alle!

IdS,

AZ

 

Hallo Alfred,

inhaltlich bin ich nicht einverstanden, weil mir der Text zu sehr in die zur Zeit moderne Sichtweise geht, Deutschland wäre ein Land von Jammerlappen, alle würden klagen und sich so selbst unglücklich machen.
Die Aussage des Schriftstellers zum Ende scheint mir den vorhergehenden Aussagen die Berechtigung zu nehmen.
Der Text passt also in die von mir abgelehnte "Du bist Deutschland"-Strömung und wirkt in sofern systemstabilisierend. Ich denke allerdings, dass es durchaus berechtigt ist, unzufrieden zu sein, selbst, wenn es uns in diesem Land noch sehr viel besser geht, als Menschen in vielen anderen Ländern. Wenn ich Menschen, die berechtigt Kritik üben, den Mund mit Plattitüden wie "Der Mensch schafft sich sein Unglück selbst" verbiete, dann torpediere ich auf Dauer die Demokratie.
In sofern finde ich den Inhalt der Geschichte erzkonservativ. Aber wie gesagt. Dadurch weckt er Widerspruch (jedenfalls in mir). Und auch das ist für mich letztlich ein Qualitätsmerkmal.

Lieben Gruß, sim

 

Hallo Alfred,

„Ich weiß auch nicht. Aber bei Alexandr Iwanowitsch Herzen hab ich mal gelesen, die Menschen ersönnen sich selbst ihre Qualen.“
Klar hab ich den Satz gelesen und auch zunächst gedacht, darin könntest du nochmals für Blondinen den Hinweis auf die Intention der Geschichte gegeben haben.
Und, wenn du meine Kritik genau liest, würdest du auch erkennen, dass ich mir just dazu Gedanken gemacht hatte, denn ich sagte, dass diese Sichtweise beim Soldaten und auch nicht beim Arzt zutreffend wäre. Warum also sind sie Teilnehmer der Bierrunde?

Wenn also das nun deine Aussage sein soll, dann muss ich dir leider mitteilen, dass sie schlecht und unstimmig verpackt ist. Leider.

Lieben Gruß
lakita

 

He!

@lakita:
Weshalb ist das bei Soldaten und Ärzten nicht so? Soweit ich weiß, wird niemand gezwungen, sich zum Dienst zu melden oder Medizin zu studieren. Dass ihre Jobs gefährlich und/oder anstrengend sind, wussten sie vorher. Sich also hinterher zu beschweren, mag aus ihrer Sicht legitim sein, ist aber im Grunde vom gleichen Schlag wie das Lamento des Lehrers, der nicht auf die Idee kommt, dass es eventuell an ihm liegen könnte, dass die Schüler keine Ahnung haben. Ähnlich verhält es sich mit dem Politiker und dem Geschäftsführer.

@sim:

In sofern finde ich den Inhalt der Geschichte erzkonservativ.
Ach, verdammt! Erwischt!

@Herr Bernhard:
Spielverderber klingt nicht schlecht. Ich werd's mir überlegen. Vielen Dank.

 

Hallo Alfred,
Deine Geschichte hat mich nicht sonderlich vom Hocker gehauen.
Nach einem Anfang, der mich etwas ganz anderes vermuten ließ

Wir hatten uns eigentlich getroffen, um einen trinken zu gehen. Aber dann war alles ganz anders gekommen
sitzen die Herren doch nur herum und lamentieren. Eine Diskussion kommt ja wohl kaum auf (Männer eben ^_^).
Vielleicht habe ich auch deshalb den Eindruck, daß -aufgrund der fehlenden Tiefe der Diskussion-die Geschichte recht flach bleibt.
Ich finde auch die Zusammenstellung der Gruppe an sich zu konstruiert. Etwas von allem,als wolltest Du versuchen, mit diesem Querschnitt eine Allgemeingültigkeit zu erreichen, die diese Geschichte aber nicht vermittelt.
Handwerklich hast du aber gut gearbeitet, denn obwohl ich den Inhalt nicht mochte, habe ich das Lesen an sich als sehr angenehm empfunden.Teilweise hast Du Formulierungen gewählt,die ich persönlich so toll finde (auch wenn ich sie in ähnlicher Art und Weise schon vielfach gelesen habe), dass ich Dich knutschen könnte.
Nur:
Tja, und kaum, dass ich mich versah, war es an mir, irgendwas sehr, sehr Schlaues zu sagen...Schriftsteller sagen immer irgendwas Schlaues. Das bringt der Beruf so mit sich... Und wenn sie mal nichts Schlaues zu sagen wissen,... . Und da ich ums Verrecken nichts Schlaues zu sagen wusste,...
Der Protagonist ist doch Schriftsteller. Wäre vielleicht ganz schlau von ihm, seinen Wortschatz zu erweitern.
Trotz allem
Liebe Grüße
Juby

 

Ich finde auch die Zusammenstellung der Gruppe an sich zu konstruiert. Etwas von allem,als wolltest Du versuchen, mit diesem Querschnitt eine Allgemeingültigkeit zu erreichen, die diese Geschichte aber nicht vermittelt.
Du wirst es nicht glauben, aber dieser Querschnitt existiert und nennt sich mein Freundeskreis. Ich weiß, dass das an sich keine Rechtfertigung für mangelnde Tiefgründigkeit ist. Allerdings muss ich gestehen, dass meine Freunde und ich ganz gerne einmal ein Spiel spielen, bei dem es heißt:

"Willkommen beim Niveaulimbo. Heute fangen wir ganz unten an."

Wie dem auch sei. Deine Kritik ist sicher gerechtfertigt. Auch wenn es nicht mein Anliegen war, eine Allgemeingültigkeit zu vermitteln, hätte ich mir mehr Gedanken darüber machen müssen, wie die Geschichte aufgenommen und verstanden wird.


In diesem Sinne, liebe Grüße zurück.

Ta!

AZ

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Alfred!

Eine sehr schlichte Geschichte, stilistisch gut umgesetzt, aber wer etwas damit anfangen will, muss wohl ein bisschen mitdenken. Dabei machst du es dem Leser zwar nicht leicht, aber wenn er angebissen hat, legt er den Text auch nicht einfach wieder aus der Hand.

Die Essenz des Textes ist die Kommunikationslosigkeit zwischen den Gesprächspartnern. Es ist auch eine ziemlich bunt zusammengewürfelte Truppe aus Berufsfeldern, die nicht viel miteinander zu tun haben. Allen ist nur gemeinsam, dass sie einen ziemlich harten Job haben und ihre Aufgabenfelder wichtig nehmen können. Deshalb nehmen sie es als eine Verschlechterung der Weltlage wahr, wenn sie bei ihrer Arbeit auf Schwierigkeiten stoßen.
Und als dann alle lustlos in der Wohnung herumsitzen und jeder seinen Gedanken nachhängt, werden Gemeinplätze des Missfallens geäußert, mit denen jeder nur seine eigene Lage meint, aber die anderen beziehen sie sofort auf sich und nehmen den Faden wieder auf, ohne spezifischer zu werden.
Und in diese dumpf-brütige Stimmung hinein macht jetzt der Schriftsteller eine Bemerkung, die auf den ersten Blick irgendwie nichts mit den Gedanken der anderen zu tun hat, auf den zweiten aber genau das Gegenteil ihrer Weltsicht vorspiegelt. In diesem Augenblick offenbart sich, dass die Männer zwar einander in ihrer düsteren Stimmung bestätigen, sich aber nicht wirklich miteinander austauschen. Denn wenn sie es täten, müssten sie doch widersprechen. Wieso ersinnen sie sich selbst ihre Qualen, wenn doch draußen wirklich alles den Bach runtergeht und ihr Schmerz aus der Situation resultiert, in der sie sich befinden? Aber um das zu diskutieren, müssten sie ihre Situation auch benennen. Dabei würden sie merken, dass ihre Sichtweise nicht die einzig Mögliche ist, dass es Widersprüche und verschiedene Meinungen gibt, und schon könnte eine lebhafte Auseinandersetzung ihren Lauf nehmen.
Aber dafür müssten die Männer einen Draht zueinander finden, und weil der Schriftsteller seine Bemerkung sowieso nur gemacht hat, um "irgendwas Schlaues zu sagen", ohne Hintersinn und kommunikative Absichten, springt kein Funke über. Und dieser liegt nicht im Inhalt von Worten, sondern in der Art, wie sie vermittelt werden.

Wenn man so will, ist der Text eine Geschichte wider die Kommunikationsfaulheit. Und passenderweise versuchst du nebenbei auch, sie dem Leser auszutreiben, indem du ihm den Zugang nicht zu leicht machst.

Bei dem Arzt würde ich vielleicht noch ein, zwei Sätze dazu schreiben, wie er seine Situation sieht. Gibt es zu wenig Ärzte? Kriegt er zu wenig Lohn oder zu wenig Anerkennung? Genau wie bei den anderen solltest du einen Punkt anfügen, an dem sich ein Gesprächspartner reiben könnte.

Einzelheiten:

Bis dato war er angespuckt worden und beschimpft und einmal sogar geschubst.

Die Reihenfolge fand ich auch etwas merkwürdig. ;)

zitieren sie einfach irgendeinen ihrer Kollegen – ob schon tot oder noch am Leben, spielt keine Rolle,

Komma.

Ciao, Megabjörnie

Edit: Hatte die anderen Kommentare gar nicht gelesen, als ich den Interpretationsfaden spann. Wenn der Autor tatsächlich die Meinung des Schriftstellers vertritt, kommt es mir komisch vor, weil die beklagten Probleme ja keine Fiktion sind und du sie auch nicht so darstellst.

 

Salut Alfred,
eines tut deine Geschichte ganz gewaltig: Sie polarisiert.

Ähm und ich habe im Moment keine wirkliche Meinung zu ihr. Du stellst deine Protagonisten in üblichen Mustern dar, ich meine das Klischee vom gefrusteten Lehrer und so, wodurch sie zu simplen Marionetten für das finale Zitat verkommen.
Vielleicht wäre eine Erweiterung der Dialoge a la Männlichkeits-Hemmingway-Blabla nicht schlecht. Das würde deiner kleinen Geschichte vielleicht etwas mehr Farbe geben.

Ansonsten ist die skurile Männerrunde eine nette Idee und dein nüchterner Schreibstil passt gut in das Thema rein.

Viele Grüße
A.Merg

und les' doch mal meine Kg "Es gibt halt immer etwas zu tun" ;)

 
Zuletzt bearbeitet:

hallo Alfred Z.

Einfach zitieren ist ja schon sehr simpel. Dennoch:

Megabjörnie

Eine sehr schlichte Geschichte, stilistisch gut umgesetzt, aber wer etwas damit anfangen will, muss wohl ein bisschen mitdenken. Dabei machst du es dem Leser zwar nicht leicht, aber wenn er angebissen hat, legt er den Text auch nicht einfach wieder aus der Hand.


Was soll ich es in eigene Worte fassen, wenn Megabjörnie dies so treffend formuliert? Es muss gar nicht immer 'Action' sein, es darf auch einmal 'wirkliches Leben' widerspiegeln.

Ich mag Deine Art zu schreiben!
Herzlich, Gisanne

 

Eine schöne Geschichte, knapp, präzise und sprachlich rund.
Nur dass es der Arzt, der mittelständische Unternehmer waren und nicht etwas persönlicher, Richard, der mit seinem ittelständischen Unternehmen usw..., das wirkt etwas trocken und passt nicht in den sonst sehr warmen Text.

Gruss, Simone.

 
Zuletzt bearbeitet:

„ … inhaltlich bin ich nicht einverstanden, weil mir der Text zu sehr in die zur Zeit
moderne Sichtweise geht, Deutschland wäre ein Land von Jammerlappen, alle
würden klagen und sich so selbst unglücklich machen.“ Sim (# 9)


Hallo, Alfred,

grüß Euch, Leute,

Alfred erzählt uns eine seiner polarisierenden (A.Merg # 15) Geschichte von Leuten, von denen immerhin jeder einzelne noch einem Erwerb nachkommt und dessen Einkommen eine Familie „am Kacken hält“, wie man hier so „sacht“ - darum werden auch nicht Namen, sondern „Rollen“ aufgezählt, liebe Simone. Man glaubt, die allgemeine Lage der Welt bei mehr als einem Bierchen zu diskutieren und spricht doch nur Monologe vor sich hin [(# 14), Stichwort: „Kommunikationslosigkeit“]. Jeder ärgert sich über Beschwernisse, die ihn durch eine sich ändernde Welt heimsuchen, doch keiner schaut über seinen Tellerrand hinaus. Zuletzt zitiert der Ich-Erzähler Herzen, der mal geschrieben haben soll, „die Menschen ersönnen sich selbst ihre Qualen“, womit er sicherlich nicht Unrecht hatte.

Daraufhin herrscht Schweigen, -

denn jeder weiß, dass die Sachzwänge, in die er geraten ist und die ihn im Griff haben, Menschen und nicht einer anonymen Naturgewalt (Schicksal) zuzurechnen ist oder durch eine sich verselbständigende anonymen Wirtschaftsgesellschaft geschaffen wurden.

Oder wie Brecht sagt: Das Schicksal des Menschen ist der Mensch.

Wie immer gibt’s handwerklich nix zu bemängeln.

Manche sind mit der Geschichte un-, manche zufrieden wie Sim (# 2), der dann später eine Kehrtwendung macht, und die „systemstabilisierende“ Wirkung im Ablauf der Geschichte bemängelt, als wären Saufabende „marxistische“ Agitationsrunden zur Vorbereitung einer wie immer gearteten Veränderung (siehe # 14 Megabjörnie) und gerieten dadurch schon in den Verdacht terroristischer Umtriebe.

Bernhard (# 6) bringt die Geschichte auf die (vielleicht) kürzest mögliche Weise auf den Punkt: „Die Aussagen der Protagonisten verdeutlichen einen Erkenntnisprozess. Dem entgegengesetzt nimmt die Bereitschaft zur Tat ab. Dieses Bild findet man auch in der Realität. Je klarer sich abzeichnet, was zu tun ist, um so mehr schwindet die Bereitschaft, es zu tu[n].“

Ein Qualitätsmerkmal der AZ’schen Geschichten ist, dass einem das Denken über den Text, also mit dem Text zu arbeiten, nicht erspart bleibt.

Kleiner Exkurs für Megabjörnie (# 14), der gerade „Das Kapital“ liest :

Gegen diese Verhältnisse, wie sie in Alfreds Geschichte geschildert werden, wetterten schon die Anarchisten wie Bakunin, (der zitierte) Herzen und Kropotkin, die alle drei miteinander befreundet, zumindest freundschaftlich bekannt waren und für ihre Meinung auch schon mal Ärger in Kauf nahmen (z. B. Sibirien, da war eine Verbannung in die Schweiz die reinste Kur) und Marx und Engels, welche die Entwicklung der Globalisierung spätestens mit dem kommunistischen Manifest zu analysieren begannen.

Zumindest Bakunin und Marx mochten sich aber nicht! Warum nur?

Der Stress für die „werktätige“ Masse ist stärker geworden gegenüber vorherigen Generationen: man muss mit weniger Leuten eine wachsende Anzahl von Aufgaben bewältigen und - wenn man Pech hat, kann man nicht mal seine Familie "am Kacken halten". Um es auf absurde Weise auf den Nenner zu bringen: die Gesundheits-/Pflegereformen, die wir seit den 80-er Jahren erleben, sind bestrebt, dass mit weniger Krankenhausbetten als zuvor mehr Leute als zuvor gesund sterben …

Passt auf Euch auf,

friedel

 
Zuletzt bearbeitet:

was gibt es einem denn, die Kommentare der anderen User zu bewerten, als sei man der Dozent und die alle nur kleine dumme Schuljungen?
Und natürlich, Friedrichhard, bist du in der Lage, die Qualität der Texte zu erkennen und natürlich das Denken und Arbeiten anhand des Textes zu bewerkstelligen, zu dem wir anderen alle nicht in der Lage sind.

Wer sich erhöht, wird erniedrigt werden.

 

Obwohl der folgende Beitrag wenig mit mAlfreds Text zu zun hat, seien mir ein paar Worte erlaubt:

Hallo, Sim,

es tut mir leid, wenn ich unter # 18 überheblich wirke. Selbstverständlich trägt jeder auf seine Weise zur Arbeit am Text bei, ist jeder Beitrag gleich wichtig und wertvoll, um den (die) Inhalt(e) eines Textes ans Tageslicht zu holen. Ich glaube nicht, dass ich mich dozierend überhaupt wohlfühlte.

Wie dem auch sei: Es tut mir leid. ’s soll nicht wieder vorkommen!

Grüß Dich, lea,

es ist gut zu wissen, dass jemand sich im marx’schen Werk auskennt und auch weiß, dass Bakunin Anarchist war und „gravierenden Unterschiede zwischen Marxismus und Anarchismus“ bestehen. Und obwohl’s am wenigsten mit Alfreds Text zu tun hat, will ich darauf hinweisen, dass die Unterschiede zwischen den „Autoritären“ und „Libertären“ Mitgliedern der Internationalen Arbeiterorganisation in der zweiten Hälfte des 19. Jhdts. bekannt sind. Neben den politischen Differenzen mögen auch persönliche Antipathien mitgespielt haben. –

Hinweisen will ich dann auch noch darauf, dass Marx kein Marxist war.

Warum also sollt’ ich den Mund halten?

Gruß

FRD

 

Hallo Alfred,

wie man den Kommentaren entnehmen kann, ist diese Geschichte gut geeignet, um sich an ihr ein bisschen zu stoßen. Sim hat schon angedeutet, dass dies nicht unbedingt ein schlechtes Kriterium für eine Geschichte ist und ich stimme ihm da vollkommen zu.
Klar polarisierst du hier, aber ich finde du tust das sehr geschickt und obwohl der Zeigefinger durchkommt, fühle ich mich nicht von ihm gepieckst. Dazu bleibst du in meiner Lesart zu allgemein und nimmst dich angenehm geduldig zurück, ergreifst eigentlich keine Partei. Letztlich ist dein Schriftsteller auch nur eine jener Blasen, die darin ihre Erfüllung findet, um mit einem seichten Seufzer zu zerplatzen. Das hat mir gut gefallen.
Stilistisch gibst du dem Inhalt einen angenessenen Rahmen.

grüßlichst
weltenläufer

 

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