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Schwein aus der Asche

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15.04.2002
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Schwein aus der Asche

Überarbeitete Version

Graf Orthold Radieschen von Schrägl wanderte durch die einsamen Straßen von Wuppertal und hoffte, in der nächsten Saison nicht wieder wegen eines Pfahls im Wamst als Häufchen Staub zu enden. Die gerade überstandene Reinkarnation aus 25 Gramm Asche und einem halben Liter Blut hatte ihm üble Kopfschmerzen verursacht. Drei schwarz angezogene Gestalten hatten ihren Herrn mit einem überlieferten Rezept wiederbelebt. Was danach folgte, hatten sie sich sicher etwas anders vorgestellt. Aber der Graf hatte nach 57 Jahren Dasein als Häufchen ziemlich trockener Asche verständlicherweise fürchterlichen Durst.
Etwas später stand Graf Orthold Radieschen von Schrägl vor einem Busfahrplan und verglich die abgedruckten Angaben mit der Armbanduhr, die ein gewisser Heilmar Wringst im Moment nicht benötigte. Der letzte Nachtexpress war vor zwei Minuten abgefahren, der nächste kam in 58 Minuten. Also machte der Graf sich zu Fuß auf den Weg in die Stadt. Graf Ortholds Schuhe waren bei seiner letzten Vernichtung nicht mit verbrannt, so dass sie in der für die Reinkarnation verwendeten Asche nicht enthalten gewesen waren. Um nicht auf Socken durch Wuppertal wandeln zu müssen, hatte der Vampir sich die Fußbekleidung eines seiner Heraufbeschwörer geborgt. Am besten hatten ihm die bunten Schuhe mit den blinkenden Lämpchen im Absatz gefallen. Ferner waren deren Sohlen so dick, dass sie frühestens in hundert Jahren durchgelaufen sein würden. Für einen Vampir war das natürlich die ideale Fußbekleidung.
Nach einiger Zeit näherte der Graf sich einer wummernden Lärmquelle. Es schien sich um ein Art Lokal zu handeln – und der Lärm war wohl eher neumodische Musik. Radieschen von Schrägl verzog das Gesicht geringschätzig. Während jeder seiner Inkarnationen hatten die Menschen andere Musik gemocht, aber keine hatte ihn mehr berührt als das Totenlied der armen Bäurin, der gerade ein Bekannter Schrägls die letzte Kuh leergetrunken hatte. Schrägl hatte die Bäurin anschließend mit in sein Reich genommen und immerhin vierundneunzig romantische Jahre mit ihr verbracht, bis sie sich in einen eher versehentlich ausgesaugten Buchhalter verknallt hatte.
Auch Vampire haben übrigens einen Stoffwechsel, und der Graf sah sich schon einmal vorsorglich nach einem Ort um, wo er dessen Endprodukte loswerden konnte.
Drei erstaunlich wenig bekleidete Mädchen hatten den Vampir derweil bemerkt, grinsten und kicherten. Dass ihnen dabei die Schminke nicht aus dem Gesicht fiel, verdankten sie vermutlich der Tatsache, dass der Hersteller seiner Rezeptur eine beachtliche Menge Sekundenkleber hinzugefügt hatte.
»Du siehst echt aus wie ein Vampir«, sagte die blondeste von den Dreien.
Der Graf setzte sein bewährtes hypnotisierendes Starren auf.
»Du würdest uns wohl gerne Blut abzapfen, was?« fragte unbeeindruckt die kleine Dicke, der scheinbar jemand blaue Farbe über den Schopf gegossen hatte.
»Nein, im Moment bin ich satt«, entgegnete der Graf und hörte zu Starren auf. Die drei Mädchen fanden diese Antwort offenbar außerordentlich amüsant.
»Sollen wir reingehen?« fragte eine von ihnen.
»Klar. Mal sehen, ob unser Vampir auch zappeln kann, ohne dass ihm ein Arm abfällt oder so.«
»Ich halte es für unwahrscheinlich, dass das passiert«, erklärte der Graf. »Allerdings würde ich gern zunächst einen gewissen Ort aufsuchen.«
Nun, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, würde diese Geschichte weiter dahinplätschern, so wäre das doch gänzlich undramatisch. Der Graf könnte beispielsweise mit einem der Mädchen im Bett landen oder mit allen dreien. Daher wird es Zeit, ein neues Element in die Handlung einzubringen. Es hat, soviel sei verraten, mit Schlamm zu tun.
Es fing damit an, dass dem Grafen irgendetwas komisch vorkam, als er sich auf die Klobrille setzte. Nachdem er leise tröpfelnd sein Geschäft verrichtet hatte, erhob er sich, um sich die Klobrille genauer anzusehen. Irgendwie hatte er den Eindruck gehabt, auf einer Unebenheit gesessen zu haben. Allerdings war nichts zu sehen, die Klobrille war vollkommen glatt. Also kratzte der Graf sich am Kopf, richtete seine Kleidung und begab sich auf die Tanzfläche. Und nicht viel später landete er doch mit einem der drei Mädchen im Bett. Mit der mittelblonden ohne blaue Haare.

+​

»Ja?«
»Hast du es? Hm.«
»Klar.«
»War schwer zu bekommen, oder? Hm.«
»Ging so.«
»Dann sehen wir uns heute um Halb Zwölf wie verabredet. Hm.«
»Genau. Tschüss!«
Mickel Hensel drückte die rote Taste und beendete so das Gespräch. Irgendwie fühlte er sich nicht wohl bei der Sache. Abschätzend wog er die Tüte mit der Plastikflasche darin in der Hand. Es würde wohl kaum einen Unterschied machen. Und sicher niemandem auffallen.
Hier irrte Herr Hensel, aber er sollte es zu Lebzeiten nicht mehr erfahren.
Übrigens: Linearität ist was für Lineale. Diese Szene fand daher vor der ersten statt.

+​

Graf Orthold Radieschen war ziemlich außer Atem und vollkommen durchgeschwitzt. Das war ihm zuletzt vor etwa hundert Jahren passiert, als er vor einem Kerl geflohen war, der ihn mit Weihwasser bespritzen wollte. Diesmal lag es an der Wärme lebender Körper in einem stickigen Raum. Und an dem Getränk mit dem verlockenden Namen »Bloody Mary«. Und an Verena. Die gerade damit angefangen hatte, ihn auszuziehen. Sie kreischte.
»Ääää! Du hast ja einen Schwanz!«
Der Graf wollte zuerst »schön, dass du ihn gefunden hast« sagen, dann erinnerte er sich an das komische Gefühl auf der Klobrille. Er griff an sein Hinterteil. Und ächzte. Er hatte wirklich einen Schwanz. Vollkommen fassungslos ächzte er noch einmal, weil ihm im Moment nichts besseres einfiel. Angestrengt versuchte er, sein eigenes Hinterteil anzusehen.
Verena erkannte, dass Orthold mindestens so überrascht war wie sie.
»Wieso hast du den da?«, fragte sie.
»Ich... weiß es nicht...«, stotterte der Graf. So etwas war ihm in seinem ganzen Leben noch nicht passiert. Und während seines Untodseins auch nicht.
Verena schob sich hinter ihn. »Halt mal still. Moment.« Ruhe trat ein, während sie Ortholds zusätzliches Körperteil eingehend untersuchte. Es fühlte sich beunruhigend echt an.
»Es ist... ein Ringelschwanz«, gab Verena schließlich als Ergebnis ihrer Untersuchung bekannt. »Ich kenne mich mit sowas nicht aus, aber ich würde sagen, dass Schweine solche Schwänze haben.«
»Siehst du irgendeinen Hinweis, wie das Ding dorthin gelangt sein könnte?«
Wieder folgten Stille und ungewohnte Berührungen an noch ungewohnterer Stelle.
»Nein. Tut mir leid. Keine Ahnung. Sieht aus wie angeboren. Tja.«
Der Graf tastete erneut nach seinem Schwanz. Er grübelte. »Es muss bei der Reinkarnation etwas schiefgelaufen sein«, murmelte er.
Verena kam in sein Blickfeld. »Du bist nicht wirklich ein Vampir. Es gibt ja gar keine«, stellte sie fest, aber es war eigentlich eine Frage.
»Doch, das bin ich. Aber keine Angst. Ich hatte nicht vor, dich auszusaugen. Ich ziehe... ich ziehe Männerblut vor. Es... schmeckt besser.«
Verena lächelte ihn vielsagend an. »Aha. Was hast du vorhin gemeint, es ist was schiefgegangen?«
»Ja«, entgegnete der Graf. »Bei der Reinkarnation. Heute um Mitternacht. Davor war noch alles in Ordnung. Ich meine, in meiner Existenz davor, vor 57 Jahren, hatte ich keinen... Schwanz. Keinen Ringelschwanz.«
»Du bist heute nacht wieder zum Leben erwacht? Wie ging das vor sich?«
»Nun, gewöhnlich nimmt man die Asche des, nun, also, meine Asche in diesem Fall, vermischt sie mit Blut und singt rituelle Lieder. Wobei letzteres aber nur die Stimmung heben soll«, dozierte Orthold.
»Das kenne ich aus dem Fernsehen. Ohne die mystische Musik wären diese Dinge viel weniger... eeh... mystisch.« Verena unterbrach sich, als sie sich dabei ertappte, wie sie mit dem Ringelschwanz des Grafen spielte.
»Ist schon okay«, sagte der Graf. »Übrigens, denk doch bitte daran, morgen früh die Vorhänge nicht aufzuziehen.«
»Ein guter Hinweis.«
Orthold kam eine Idee. »Vielleicht könntest du meinen Körper nach weiteren... Unregelmäßigkeiten absuchen?«
»Sicher«, lachte Verena.

+​

Was Hellseher noch so beharrlich behaupten, aber trotzdem nicht können – in einer Geschichte ist es möglich: In die Zukunft zu sehen. Riskieren wir also einen Blick.
Kurz vor Morgengrauen hockt Mickel Hensel in einer Ausnüchterungszelle, weil er einer Polizeistreife erklärt hat, ein Vampir habe ihm die Turnschuhe geklaut.
Nach stundenlangen, erfolglosen Versuchen, sich in eine Fledermaus zu verwandeln, bekommt er Besuch von einer... Fledermaus. Neidisch beobachtet er, wie das Flattervieh zu einem ganz bestimmten Vampir wird.
»Das war keine gute Idee«, zischt Orthold Radieschen von Schrägl.
»W... w... was«, bringt Hensel hervor.
»Das mit dem... Schweineblut.«
»Ich... es... ich hab kein anderes gekriegt, und die anderen...«
»Die anderen. Immer sind die anderen schuld. Zumindest, solange sie abwesend sind.« Der Vampir macht eine Pause. »Genaugenommen sind sie aber durchaus anwesend«, erklärt er, während er ein Einmachglas hervorholt. Es scheint grauen Staub zu enthalten.
Hensel schluckt.
»Keine Angst«, sagt Radieschen von Schrägl. »Ich werde sie zurückholen, aber wann und wo, entscheide ich. In dieser Form können sie wenigstens keinen Schaden anrichten.«
»Aber du mußt uns doch dankbar sein, dass wir dich...«
»Ja. Ich bin euch dankbar. Deswegen bewahre ich euch auch vor Schaden, indem ich euch an einen sicheren Ort bringe, an dem ihr erst einmal lernen könnt, was es bedeutet, Vampir zu sein.«
»In ein... Einmachglas?«
Der Graf stellt das Glas zur Seite und bringt eine Wasserflasche zum Vorschein.
»Was ist das?« fragt Hensel mißtrauisch.
»Weihwasser«, erklärt der Graf. »Keine Angst, es tut nicht weh. Jedenfalls nicht besonders. Du mußt es nur trinken, dann kommst du in das Einmachglas zu den beiden anderen und ich nehme dich mit.«
Hensel zögert.
»Die Alternative«, sagt Schrägl, »wäre, hier auf den Sonnenaufgang zu warten. Dein Fenster liegt ja auf der Ostseite, es dauert also nicht mehr lange. Dann bin ich allerdings nicht mehr hier, um dich aufzusammeln. Deine Asche, meine ich. Das übernimmt dann morgen früh die Putzfrau. Mit Eimer und Lappen und Seife und ... «
Hensel nimmt zitternd die Flasche. »Schon gut, schon gut! Ich trinke ja schon.«
Hensels Gesicht hat bereits die Farbe der Asche angenommen, der er in Kürze Gesellschaft leisten wird.

+​

»Im Jahr 1260 ist es passiert.«
»Wie denn?«
Orthold zeichnete mit dem Finger nachdenklich Kreise auf die Bettdecke. »Ich war Probst im Stift Schrägl. Bauern brachten uns einen Jungen von einem Hof, den sie spät abends bewusstlos aufgefunden hatten. Er hatte diese Bisswunde. Ich habe ihn untersucht.«
»Und er hat dich gebissen?«
»Ja.«
Eine Pause entstand, bis Verena ihre nächste Frage formulierte.
»Wieviele hast Du gebissen?«
»Ich habe sie nicht gezählt. Wieviele Schweine hast du gegessen?« Als Verena das Gesicht verzog, wechselte Orthold das Thema. »Damals hatten wir zwei Könige, Richard von Cornwall und Alfons von Kastilien. Einen Engländer und einen Spanier, der Deutschland nie gesehen hat. Keiner von ihnen hatte wirklich Macht. Das war ganz gut, denn ohne Macht kein Krieg. Es waren recht friedliche Jahre.«
Verena interessierte sich im Augenblick nicht für die Geschichte des Hochmittelalters. »Du bist unsterblich, oder?«
»Das weiß ich nicht genau. Die Narbe an meinem Hinterkopf hast du ja gefunden.«
»Ja.«
»Mit einer Axt kann man mich also nicht umbringen.«
»Gut.«
»Andererseits kann ich zu Asche zerfallen.«
»Oder ewig leben.«
»Ich lebe ja eigentlich nicht.«
Verena sah ihn an, als hätte er im Lotto gewonnen. »Ich habe Lebende gesehen, die einen toteren Eindruck gemacht haben als du.«
Orthold ließ zwei Finger seiner rechten Hand Verenas Oberarm hinaufklettern. »Tot sein finde ich eben ziemlich langweilig.«
»Und über den Tod zu reden, ist auch langweilig.«
»Okay, reden wir also über das Leben.«
»Oder wir tun's einfach. Leben, meine ich.«

 

Hallo Uwe,

schöne Geschichte! Die Idee mit dem durch das Schweineblut hervorgerufene Ringelschwänzchen finde ich sehr originell. Die Spannung steigert sich im Laufe der Story, so dass man bereits nach den ersten Zeilen wissen will, wie es weiter geht. Stilistisch finde ich die Geschichte einwandfrei.

Nur Eines hat mich ein bisschen stutzig gemacht: Das Mädchen bleibt überraschend cool, als sie den Ringelschwanz entdeckt und erfährt, dass der Mann ein Vampir ist. Wäre es nicht wahrscheinlicher, dass sie sich fürchtet? Vielleicht hat sie dazu auch zu viel getrunken. Ich an ihrer Stelle hätte jedenfalls längst das Weite gesucht...;)

Noch ein paar Kleinigkeiten sind mir aufgefallen:

»Was ist das?« fragt Hensel mißtrauisch.
misstrauisch

»Aber du mußt uns doch dankbar sein, dass wir dich...«
...Du mußt es nur trinken,...

musst

Zweitens erinnerte der Graf sich daran, daß...
Dass


Und drittens war die Zahl der leicht bekleideten jungen Frauen an diesem Ort unendlich größer als die Zahl irgendwelcher teilweise halb verwester untoter Damen, die er in den letzten Jahrhunderten zu Gesicht bekommen hatte. Glücklich beschloss von Schrägl, in deren Gegenwart möglichst lange zu verweilen, denn dermaßen freizügig gekleidet waren die Angehörigen des anderen Geschlechtes in anderen Zeiten nicht herumgelaufen.
Man könnte beim ersten Lesen den Eindruck gewinnen, das „deren“ bezöge sich auf die untoten Damen

Hat Spass gemacht, deine Geschichte zu lesen!

Viele Grüße
Cat

 

Danke für die Bemerkungen, Cat.
Tja, ich habe die Story gestern noch schnell von alter in neue Rechtschreibung umgewandelt und dabei offenbar diese ß übersehen. Ich korrigiere das baldmöglichst.

Uwe

 

^^ Ich find die Idee mit den Ringelschwänzchen als Folge der Wiederbelebung mit Schweineblut originell.
Mit gefällt auch das der Vampir bei der Discomusik zuerst an Baugeräusche denkt. Mir geht es oft auch so.
Der Name des Vampirs 'Orthold Radieschen von Schrägl' ist auch schön schräg. :)
Dein Hinweis auf die Zeitsprünge ist auch ziemlich unkonventtionell.
Aber wenn man bedenkt, das Orthold fast sechzig Jahre ausser Gefecht war, hat er sich doch fast zu schnell in der neuen Welt zurecht gefunden.
Die Turnschuhe mit der Leuchtsohle sieht mit seiner alten Kleidung bestimmt witzig aus. :D
Aber ich finde es auch ziemlich unrealistisch, das das Mädchen trotz des Schwänchens und seiner Beichte, das er ein Vampir ist, so ruhig bleibt. Oder stand sie schon immer auf schräge Typen?

 

Ja, ich habe vorausgesetzt, dass das Mädchen auf schräge Typen steht, es aber an keiner Stelle explizit erwähnt, und ihr habt es trotzdme verstanden, cool :cool:. Wäre sie eine "Ieeeeek"-*weglauf*-Stereotype, wäre sie schon bei der ersten Sichtung des Vampirs davongerannt ;)

Uwe

 

Hallo Uwe,

mir gefällt deine Geschichte sehr gut, sie ist wirklich orginell. Nur 3 Sachen stören mich etwas:

1.Warum findet Orthold Frauen beißen nicht 'nett'? Schließlich beißt er ja auch bloß Männer, weil ihm das Blut besser schmeckt, hat ohne Reue seine Anhänger ausgesaugt und auch eine arme Bäuerin zum Untod verdammt. Irgendwie wirkt das etwas widersprüchlich, nur weil er auf einmal ein Mädchen gefunden hat, dass ihm gefällt.

2.Vampire können keine Bloody Mary, Schwarzen Tee oder sonstige Nahrungs- und Genußmittel zu sich nehmen, sie leben ausschließlich von Blut. Alles andere wirkt wie Gift auf sie.

3.Warum heißt ein Mädchen aus Wuppertal ausgerechnet Rachel. Ich meine, ne Cindy aus Leipzig wäre ja noch drin, aber Rachel?

Sonst hab ich nix zu meckern. :-)

Gruß
Catseyes

 

Hi Catseyes!

zu 1.: "nett" ist eine Frage des Standpunktes. Der Graf mag Frauenblut nicht so gerne, deshalb fällt es ihm leicht, andere zu beschmimpfen, die sich am "schwachen Geschlecht" vergreifen. Er hat eine etwas ungewohnte Moralvorstellung, und seine "Erwecker" hat er beispielsweise leergetrunken, weil er a) Durst hatte und sie es b) seiner Meinung nach nicht besser verdient hatten. Die moralischen Fragen des Vampirdaseins konnte ich in dieser Geschichte leider nicht alle erschöpfend behandeln ;)

zu 2.: Das ist eine grundsätzliche Frage. Mein Graf ist in gewisser Weise wie ein Vampir. Er bedient eine Stereotyp, aber hauptsächlich, um im Leser eine gewisse Vorstellung zu aktivieren. Nicht, um jegliche Regel zu erfüllen, die irgendjemand mal darüber aufgestellt hat, wie Vampire zu sein haben. Vampire sind Fantasiegeschöpfe, und meiner Meinung nach darf ich auch einen auftreten lassen, der eben nicht in jeder Hinsicht so ist wie Du es z.B. erwartest. Ich fand es z.B. witzig, dass er eine Bloody Mary klingt, also habe ich den Aspekt, dass er eigentlich nur Blut trinken darf, dem Gag zuliebe beiseite gelassen. Außerdem wirkt er menschlicher, wenn er auch mal Tee trinkt. Das ist auch das Vermeiden von Schwarzweißmalerei, die ich (meistens) ablehne.

zu 3.: Über Namen kann man trefflich diskutieren ;) Gegenfrage: Warum nicht? :p

Danke jedenfalls für Deine Anmerkungen. Sie zeigen, dass insbesondere der moralische Aspekt noch weiter herausgearbeitet werden könnte.

Uwe

 

Hallo Uwe,

sind Vampire Fantasiegestalten?:baddevil: whuhahahah!

Aber so gesehen hast Du schon recht. Nur weißt Du, bei Rachel, da denke ich an London und die ganzen 70ger Jahre Vampirfilme.... Klar, wenn ihre Eltern gut und lustig gewesen wären hätten sie sie auch Brennessel nennen können. Und schließlich ist sie Deine "Tochter", aber mir hätte ein deutscher Name wie Ayse besser gefallen, :D , naja, oder halt Anna oder so.

Grüße
Catseyes

 

Tja, mit Namen ist das so eine Sache. Gewöhnliche Namen wie Andrea :D, Jasmin :D oder Susanne :D will man doch auch nicht lesen ... zugegebenermaßen besitze ich ein Vornamenlexikon, schlage es irgendwo auf und nehme einfach den nächstbesten Namen, es sei denn, er soll eine besondere Bedeutung haben. Aber, Catseyes, welchen Namen sollte eine Frau haben, damit Du eine Frau besonders gern aussaugst (so von Vampir zu Vampir gefragt)? Erna? Barbara? :D

Uwe

 

Hallo Uwe!

Die Geschichte vergammelt da in Fantasy, dabei hab ich mich wirklich köstlich amüsiert beim Lesen! :thumbsup:
Ich finde, Du solltest sie nach Humor verschieben lassen, auch wenn sie ein bisschen seltsam ist… ;)
Vielleicht haben aber auch alle den Schlußsatz zu ernst genommen und hatten dann keine Zeit mehr, was dazuzuschreiben? :shy:

Nicht nur die eingebauten Ideen (da möcht ich mich dem Lob meiner Vorredner anschließen), auch die Namensgebung finde ich sehr gelungen! Und stilistisch hab ich eigentlich auch nix zum Meckern. :)

Besonders gut fand ich diese Stellen:

Bedauerlicherweise waren Graf Ortholds Schuhe bei seiner letzten Vernichtung nicht mit verbrannt, so dass sie in der für die Reinkarnation verwendeten Asche nicht enthalten gewesen waren. Um nicht auf Socken durch Wuppertal wandeln zu müssen, hatte der Vampir sich die Fußbekleidung eines seiner Heraufbeschwörer ausgeliehen. Am besten hatten ihm die bunten Schuhe mit den blinkenden Lämpchen im Absatz gefallen. Ferner war deren Sohle so dick, dass sie frühestens in hundert Jahren durchgelaufen sein würde. Für einen Vampir war das natürlich die ideale Fußbekleidung.
:rotfl:
daß auch Vampire einen Stoffwechsel besitzen, samt übelriechender Plasma-Abfälle.
»Es ist... ein Ringelschwanz«, gab Rachel schließlich als Ergebnis ihrer Untersuchung bekannt. »Ich kenne mich mit sowas nicht aus, aber ich würde sagen, dass Schweine solche Schwänze haben.« Sie hielt es für nötig, den letzten Satz zu relativieren. »Also ich meine, das ist das erste, was mir jetzt so einfällt. Tut mir leid. Es könnte auch von einem anderen Tier sein.«
:lol:


Naja, ein paar kleine Kleinigkeiten hab ich noch gefunden, damit ich doch was zu kritisieren auch hab… ;)

»Schließlich hatte er keine besondere Terminverpflichtungen.«
– besonderen

»Du bist heute nacht wieder zum Leben erwacht...«
– heute Nacht

»Wobei letzteres laut einiger Forscher aber nur die Stimmung heben soll«
Letzteres

»»Die Alternative«, sagt Schrägl, »wäre, hier auf den Sonnenaufgang zu warten.«
– würde das „wäre“ in den ersten Teil vorziehen: »Die Alternative wäre«, sagt Schrägl, »hier auf …«

»Ist nett sein Unfug?«
Nett-Sein


Liebe Grüße,
Susi :)

 

Hi Susi,

danke fürs kommentieren, Deine Vorschläge werde ich berücksichtigen.

Tja, diese Geschichte würde ich gerne mal bei einer Lesung vortragen, aber ich muss ja immer "Altar Drei" aus "17 Kurze" ... hmpf ...

 

Hi Uwe,

was kann ich meinen "Vorschreibern" noch hinzufügen? Es hat einfach Spaß gemacht, Deine Geschichte zu lesen.

LG
merenhathor

 

Sehr witziger Schreibstil, witzige Geschichte .. einfach rundum gelungen.

Vielen Dank,
hab mich wirklich amüsiert

Steffi

 

Hallo Uwe!

Mir hat Deine Geschichte sehr gut gefallen. Was mich wundert ist, dass sie noch nicht in den Empfehlungen aufgetaucht ist. Werd ich gleich mal ändern.

Tja, diese Geschichte würde ich gerne mal bei einer Lesung vortragen, aber ich muss ja immer "Altar Drei" aus "17 Kurze" ... hmpf ...
Wer sagt, dass Du das musst? Gib doch einfach noch einen Hinweis, dass eine andere Geschichte von Dir im Buch ist. Nach dieser sind die Leute sicherlich neugierig.

Was mir gut an der Geschichte gefällt, ist die Tatsache, dass Du mit den Vampirklischees (nichts anderes als Blut trinken etc.) brichst. Und dass Du ihm eine "menschliches" Gesicht durch seine Moralvorstellungen gibst.

 

Danke, Abraxas! :kuss:

Ist eigentlich eine gute Idee, eine andere Geschichte als die im Buch vorzulesen. Denn wer sie schon kennt, will sie vielleicht gar nicht mehr lesen. Ich werde Dein Argument gegebenenfalls verwenden :deal:

Ich wollte unbedingt mit dem Klischee brechen. Die Erwecker des Grafen hatten das Pech, dabei außen vor zu bleiben :D

Gerade in Fantasy und Co laufen einfach zu viele wandelnde Klischees herum, die überhaupt nichts menschliches haben, sondern dem nächstbesten Rollenspiel-Regelbuch entschlüpft sein könnten und dementsprechend vorhersehbar handeln. Wenn es brillant erzählt ist, kann das freilich auch sehr spannend sein, wegen des umfangreichen erforderlichen Hintergrundes aber nur selten geeignet für die kurze Erzählform.

Da bleibt doch gar nichts anderes übrig, als Standards zu ignorieren, wie zum Beispiel auch die Erzählreihenfolge. Das macht es freilich etwas schwierig, der Sache zu folgen - ich werde das bei der nächsten Lesung vielleicht mal ausprobieren.

 

Hej Uwe!

Immer wieder gern gelesen - aber das hier

Gewöhnliche Namen wie Andrea , Jasmin oder Susanne will man doch auch nicht lesen ...
nehme ich persönlich!
Häferl, Alisha, warum schreit ihr nicht?!
...Wer heißt denn schon Uwe. :cool:

Da alle anderen schon alles gesagt haben, nur noch ein kurzes: Habe mich köstlich amüsiert! :rotfl:

chaosqueen

 

:shy:

Ich habe jetzt beschlossen, einfach nur noch Namen mit V zu nehmen (jedenfalls für Frauen). Dann hat es mein Psychologe auch etwas leichter.

 
Zuletzt bearbeitet:

Kompliment:
Der Titel kam mir neulich beim Autorfahren wieder in den Sinn, ließ mich nicht los und drückte mich mit der Nase in deine Geschichte.
Was soll man sagen?
Nachdem mir die "Kanton"- Geschichte ja nicht so gut gefallen hat, weiß ich nun, dass du wirklich talentiert bist.
Der Erzählstil hat mich an "Peace is not the answer" erinnert - dass, möchte ich betonen, ohne Kenntnis des Schweins entstand.
Er ist aber noch ein wenig auktorialer, teils an der Grenze zur Genialität ( Stichworte "Lineal" oder "es wird Zeit für ein enues Element in der Handlung" ).
Das hat mir sehr gefallen, Dein Einstieg mit den recht strubbigen Nomen á la "Darben" war sehr eigenständig, auch dieses Element ist dir gut gelungen.
Wie du den "Unfug" schließlich zusammenfügst, ist ein weiterer Pluspunkt. Ich mag solche Geschichten, wenn man mit sich selbst und dem Leser zu spielen scheint.

Ein wenig überkandidelt der reichlich infantile Name deiner Hauptperson. Enttäuscht war ich, als ich das erste Mal das böse Fantasywort "Vampir" gelesen habe. Aber das fügte sich, durch den weiteren Verlauf.

Deinen humor fand ich gelungen, die Betrachtung dieser neuen Zeit und ihrer Rituale z.B., auch wenn sich Radischen zu problemlos einzufinden scheint.
Nicht ganz so toll fand ich, dass du dich teilweise an Kommas berauscht zu haben scheinst, das machte ein paar Sätze mühsam zu lesen.

...para

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Und siehe, da wachte der Graf auf, in der Hoffnung, in der nächsten Saison nicht wieder wegen eines Pfahls im Wamst als Häufchen Staub zu enden.

Der wichtige Anfangssatz ist dir gelungen, aber schau:
Und siehe, da wachte der Graf auf, in der Hoffnung, in der nächsten Saison nicht wieder wegen eines Pfahls im Wamst als Häufchen Staub zu enden.

Schließlich hatte er keine besondere Terminverpflichtungen.
"besonderen"

Der plötzliche Themawechsel war typisch für Frauen, die wissen, dass Horoskope von Leuten geschrieben werden, die kurz vor Feierabend vom Chefredakteur dazu verdonnert werden, und die sich sonst Lokalmeldungen über das Altersheim aus den Fingern saugen.
Zu viele Komma!

Was Hellseher noch so beharrlich behaupten, aber trotzdem nicht wirklich können – in einer Geschichte ist es möglich.
Du verwendest die anglizistische Bastardisierung von "not really" in der wörtlichen Rede deiner Raverin, das ist in Ordnung, aber als Erzähler bitte etwas mehr Sprachgefühl.

Nachtrag:
Ganz vergessen: Kennst du diese Geschichte?

Der größte Hexer aller Zeiten

Besonders an die Fortsetzung hat mich dein Schwein erinnert.

Der größte Hexer aller Zeiten kehrt zurück

 

Huch, hier wird ja tief in meiner Vergangenheit gebuddelt ;)
Stimmt, es heißt "Wanst", aber das bedeutet laut Duden "dicker Bauch", und einen solchen hat der Vampir eigentlich nicht. Schätze, ich muss das mal ersetzen.
Ich könnte jetzt ja noch über die surreale Mischung von gestern (Graf) und heute (sie) fabulieren, die in einer beispiellosen Vereinigung gipfelt, aber das ist mir jetzt gerade zu meta :schiel:
Danke für Deine Anmerkungen!

 

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