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Sechs Texte zur Erläuterung der Welt an Silvester
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ALS WIR DIE RAKETEN ZÜNDETEN
Damals war es viel zu warm für einen Silvesterabend. Trotzdem, es war eben Silvester, also musste man feiern. Deshalb öffneten wir eine 10-Liter-Flasche Mumm - man gönnt sich ja sonst nichts! Der Hut kippte mir runter in die Stirn, und ich zündete mir den Joint an. Nach vier bis acht Whiskys brauchte ich das, um wieder einigermaßen nüchtern zu werden. Aber im Endeffekt brachte es mir eine Menge Hautausschläge und das Geschrei meiner Nachbarn ein. Außerdem Herpes simplex, Herpes labialis und Herpes herpes herpes.
Ich empfehle Ihnen Zovirax. In seltenen Fällen hat es Nebenwirkungen, die durch die Gabe von Spülmittel vereitelt werden können. Danke.
EIN SCHLIMMES JAHR
Morgens um halbsieben hatte ich noch alle Klamotten an. Ich wunderte mich, da ich sicher war, mich am Vorabend ausgezogen zu haben. Doch ich lag im Bett und hatte meine Pelzjacke an.
Ich fragte mich stundenlang, wieso überhaupt? Aus welchem Grund diese billige Pelzjacke?
Aber so ein Fell hat ja auch einen gewissen Sexappeal! Auch, wenn es einem über die Ohren gezogen wird. Meine Ohren sind abgehärtet, denn ich hatte eine schwere Kindheit. Mein Ohrenarzt hat mir ein Ohr geklaut - es ist zu laut! Seit ich zwei Augenärzte habe, bin ich sogar komplett blind. Aber man sieht nur mit dem Herzen gut. (Sagte Peter Pan und verzupfte sich umgehend. Keiner weiß, was aus ihm geworden ist).
DIE RAKETE
Kurz nachdem Rudolf die Zündschnur gezündet hatte, fiel ihm der Text auf: Achtung! Sehr gefährlich! Bei Zündung mindestens fünf Kilometer weg sein!
Fünf KM weg in so kurzer Zeit - das kann nicht wirklich funktionieren. Es leben die Fluggesellschaften - da gehen 1000 KM in kürzester Zeit. - Vor allem, wenn es nach unten geht. Leider war der Fallschirm nicht aufgegangen. Das war Pech für Rudolf Riebel. Er war ein anständiger Mensch, an den wir in Zukunft jedes Silvester denken werden. Drum esse ich nie wieder Lamm. Und andere eben erwähnte Laster werde ich auch los.
DER REGENTROPFENGURGLER
Als Friederich Frögenbeutel glaubte, das Schlimmste liege nun hinter ihm, traf er eines Tages Friedbert, den Regentropfengurgler.
Der erzählte, dass alles, was er bisher erlebt hatte, echt Sahne gewesen sei und er würde schon noch sehen, wie schön alles wird! Tja, dachte der andere, wenn ich da an mich denke...! Bei mir ist ja immer alles ganz anders. Wenn ich morgens aufwache, braucht alles seine Zeit. Erst braucht der Hund einen Tritt in den Hintern und danach erkläre ich dem ganzen Stadtteil den Krieg. Was für ein Gefühl, was für ein Sieg und noch dazu mit so einfachen Mitteln fast schon gewonnen! Das Leben ist eben doch gerecht! So was gibt es nur im Western!
PAPRIKA WIE MAN IHN HEGT UND PFLEGT
Es war Juni und es wurde Zeit, zu sähen.
Aber er war ein Revolutionär, der sich nicht unterdrücken ließ von so etwas wie 'Jahreszeiten'. Gesäht würde erst im Winter! Ob Winter oder Sommer, es ist ja auch egal, Hauptsache: Die Verdauung funktioniert. Das sind die wahren Werte im Leben! Wein, Weib und Gesang! Mein Haus, mein Boot, mein Auto...
...mein Arsch... von links, von rechts, von unten...
Ja, gibts denn sowas, ich weiß ja gar nicht mehr, wo ich zuerst hinfühlen soll! Und das Wunderbare ist, du machst es richtig, davon bin ich überzeugt! Überzeugung hin oder her, gewisse Zweifel melden sich dann doch an. Aber so ist eben das Leben.
DIE WALDFRAU
Es war einmal eine sehr alte Frau. Doch tief in ihrem Herzen war etwas Spritziges. Und das war keineswegs Traubensaft! Blut war das!
Ja pfui-deibel! Das ist ja nun wirklich ein perverses Getränk! Ich überlegte, wann ich mich aus dem Staub machen könnte. Aber diese gesellschaftlichen Verpflichtungen erschweren es natürlich, einfach abzuhauen, zumal ich ja auch fest entschlossen war, nicht alleine zu gehen...
Ich wollte, dass ausnahmslos ALLE gehen müssen. Deshalb rief ich "Feuer! Feuer! Alarm!"
Das war der lustigste Tag meines Lebens, denn alle liefen wie die aufgescheuchten Hühner panisch durch die Gegend, bis Silvester zu Ende war.
