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Sein 70. Geburtstag

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23.09.2008
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Sein 70. Geburtstag

Tamara saß vor ihrem Computer. Klickte sich durch verschiedenen Profile ihrer Lieblingsseite. Langweilte sich. Leise Musik drang aus dem CD Player an ihr Ohr. Von ihrem Lieblingchor “The Girls”. Sie genoss die abwechselnden Lieder. Mal traurig, dann wieder heiter. Trotzdem langweilte sie sich. Es war gerade 22Uhr. An einem Freitag Abend. Also auf keinen Fall schon Zeit ins Bett zu gehen. Zum Lesen fehlte ihr die Begeisterung für das Buch, welches sie las.
Sie sah in ihr E-Mail Postfach. Eine neue Nachricht. Ihr Herz hüpfte. Wie schön wäre es, wenn die von einer wundervollen Person wäre. Tamara fiel nur ein Name ein. Sie lächelte und klickte auf das Symbol.
Doch dann versteinerte das Lächeln auf ihren Lippen. Es traf sie wie der Schlag. Eine Nachricht von ihren Großeltern. Ihr Magen zog sich zusammen. Die Übelkeit stieg in ihr hoch. Von ihren Großeltern hatte sie eine Weile nichts mehr gehört. Seit ihr Vater den Kontakt völlig abgebrochen hatte, war ebenfalls Funkstille zwischen ihr und ihren Großeltern. Von Tamara selbst gewollt. Denn sie hatte Angst, dass die Gespräche auf ihren Vater fielen. Es ist ihr Sohn, irgendwann wäre es also dazu gekommen. Das hätte Tamara nicht ausgehalten. Deswegen wurde das Thema strickt vermieden.
Seit fünf Jahren war sie es gewohnt höchstens zu ihrem Geburtstag eine kleine SMS zu bekommen. Aber es war nicht ihr Geburtstag und er war auch nicht gerade erst vorbei, dass sie hätten sagen können, sie haben ihren Geburtstag vergessen und sich deshalb so spät gemeldet. Was wollten sie also?
Ihr zitternder Finger klickte auf die linke Maustaste. Die Nachricht öffnete sich. Als Betreff stand “Mein 70. Geburtstag”. Tamara holte tief Luft, begann zu lesen.
“Hallo Tamara, wie du vielleicht noch weißt, werde ich im März nächstes Jahres 70. Deine Großmutter und ich laden dich daher herzlichst ein. Wir würden uns freuen dich zu sehen, sagen dir extra früh genug Bescheid, damit du dir das so einrichten kannst. Natürlich bekommst du das Geld für An- und Abreise von mir wieder. Mit viele Grüßen Oma und Opa”.
Tamara konnte die letzten Zeilen, wegen der Tränen in ihren Augen, kaum entziffern. Ein paar Sachen waren unterstrichen, rot oder fett geschrieben. Als wäre sie zu dumm es zu verstehen oder zu wissen, wie es gemeint war.
Natürlich ginge sie gern zu diesem Geburtstag. Es ist etwas besonderes. Ihr anderer Opa hatte seinen 70. Geburtstag nicht erlebt. Aber wie sollte sie es schaffen dort aufzutauchen. Die komplette Familie zu sehen, ohne in Tränen auszubrechen und damit vielleicht noch die ganze Feier zu Fall zu bringen. Außerdem war ihr bewusst, dass ihr Vater und seine tolle neue Familie dort auftauchen würde. Seit so langer Zeit hatte sie ihn nicht mehr gesehen, sich nicht mehr damit auseinander gesetzt, wie sollte sie es jetzt schaffen?
Sie holte tief Luft, begann zu antworten. Bedacht auf jedes Wort, dass sie schrieb.
“Hallo ihr, da ich leider keinen Studienplatz bekommen habe, weiß ich noch nicht, wie es in dem Zeitraum mit Job aussieht und demzufolge auch mit den Arbeitszeiten. Sicher werde ich mit das Datum vormerken, werde aber selbst noch einmal darüber nachdenken, ob ich wegen der familiären Gründe überhaupt erscheinen möchte. Vielleicht werde ich euch auch an einem anderen Tag besuchen.
Wenn ich eine Bitte aussprechen darf, ich möchte das Thema Papa nicht angesprochen wissen. Es ist schon so schwer genug für mich.
Bitte entschuldigt mein schlechtes Verhalten euch gegenüber.
Mit vielen Grüßen und einer Umarmung für euch verabschiede ich mich
Tamara
P.S.: nicht erschrecken, auf dem Bild bin ich vor ein paar Wochen.”
Sie suchte ein schönes Bild von sich heraus. Die fünf Jahre waren nicht spurlos an ihr vorbei gegangen und das wollte sie ihren Großeltern zeigen. Nachdem sie die Mail noch zwei, drei, vier Mal gelesen hatte, klickte sie endlich auf absenden.
Sie starrte ein paar Minuten auf den Monitor. Zitterte leicht. Jetzt konnte sie die Tränen nicht mehr zurückhalten. Unaufhörlich liefen sie ihr die Wange hinab. Der Schmerz saß zu tief. Bis jetzt war sie immer stark geblieben, zeigte niemandem, wie sie wirklich fühlte, nicht einmal sich selbst. Doch dort saß sie nun wimmernd an ihrem Computer und ließ ihren Gefühlen freien Lauf.

*entschuldigt. Mir ist kein passender Titel eingefallen, ich weiß, dass er nicht die Geschichte wiederspiegelt. Falls jemand einen Tipp hat, wäre ich demjenigen sehr verbunden LG Frenchy*

 

Hallo Frenchy,

drei KGs in wenigen Tagen - Du legst ein ganz schönes Tempo vor, oder Du postest alle vor Urzeiten geschriebenen Stories peu a peu ...

Erst mal zum Inhalt, bevor ich afs Textliche komme.
Das Drama an sich könnte wirklich eiens sein - Vater hat Kontakt zur Tochter abgebrochen, Tochter bricht Kontakt zu Großeltern ab, weil sie nicht weiß, wie sie mit der Zurückweisung durch ihren Erzeuger umgehen soll. Ist ja auch verständlich.
Diese Konfliktkonstellation hat Potential, nur leider reizt Du es absolut nicht aus, sondern umgehst genau die Szenen, die die Stärksten werden könnten.
Das Gewöhnliche erzählst Du, das Außergewöhnliche, Berichtenswerte verschweigst Du.

Warum bricht der Vater den Kontakt ab? (Schließlich gibt es viele Elternteile mit Zweitfamilien, die die Beziehung zu den Kindern aus erster Ehe aufrecht halten.) Weil er sich so schwer mit seiner ersten Familie zerstritten hat? Hat seine Tochter ihm Vorwürfe gemacht? Wollte die neue Frau es so? Ist er ein bindungsunfähiger Soziopath?

Warum hat das Mädchen ihrerseits den Kontakt zu den Großeltern abgebrochen, und nicht von Anfang an klar gemacht, dass ihr Vater als Thema außen vor bleiben soll? Vor allem, wenn sie die Großeltern doch mag. Haben die sie immer mit atschlägen, Vorwürfen gequält? Ihren Vater in Schutz genommen, und so eine Front gegen sie aufgebaut? Es gibt tausende interessanter Möglichkeiten, die Du alle links liegen lässt.

Am stärksten wäre natürlich, die Geschichte weiter zu schreiben, bis zur Geburtstagsfeier, bei der natürlich auch der Vater anwesend ist. Dann können die Prota und ihr Vater aufeinanderstoßen (das macht eine Geschichte interessant, wenn möglichst gegensätzliche Charaktere mit möglichst großem Konfliktpotential aufeinanderprallen), und Du könntest das Problem, das sie haben, für den Leser erlebbar machen, anstatt nur darüber zu berichten.

Die Prots bleiben blass; über den Vater und das Mächen als Personen möchte ich mehr erfahren.


Zum Textlichen:

Tamara saß vor ihrem Computer. Klickte sich durch verschiedenen Profile ihrer Lieblingsseite. Langweilte sich. Leise Musik drang aus dem CD Player an ihr Ohr. Von ihrem Lieblingchor “The Girls”. Sie genoss die abwechselnden Lieder. Mal traurig, dann wieder heiter. Trotzdem langweilte sie sich. Es war gerade 22Uhr. An einem Freitag Abend. Also auf keinen Fall schon Zeit ins Bett zu gehen. Zum Lesen fehlte ihr die Begeisterung für das Buch, welches sie las.
Die Informationen sind belanglos, die Kürze der Sätze durch nichts gerechtfertigt. Führ den Leser doch mit etwas in die Geschichte ein, das den Charakter der Prota deutlich werden lässt. In ein, zwei prägnanten Sätzen, fertig.
Überhaupt sind Deine Sätze sehr kurz, dieser Steogrammstil ist unangenehm zu lesen, er wirkt abgehackt.
Doch dann versteinerte das Lächeln auf ihren Lippen. Es traf sie wie der Schlag.
I.d.R. trifft einen erst der Schlag, bevor man versteinert.
Seit fünf Jahren war sie es gewohnt Komma höchstens zu ihrem Geburtstag eine kleine SMS zu bekommen. Aber es war nicht ihr Geburtstag Komma und er war auch nicht gerade erst vorbei, dass sie hätten sagen können, sie hätten ihren Geburtstag vergessen Komma und sich deshalb so spät gemeldet.
Weshalb melden sich die Großelern so selten, wenn Tamara den Kontakt abbricht? Niemand kann sie zwingen, ihn nicht ihrerseits aufrecht zu erhalten.
Deswegen wurde das Thema strikt vermieden.
Ein paar Sachen waren unterstrichen, rot oder fett geschrieben.
In einer Mail unterstreicht man keine Sachen, sondern Worte.
Es ist etwas besonderes.
Er (der Geburtstag) war (wg. indirekter Wiedergabe der Gedanken über 70. Geburtstage im Allgemeinen, oder bezogen auf diesen speziellen Siebzigsten: würde ... sein) etwas Besonderes.
Aber wie sollte sie es schaffen dort aufzutauchen Fragezeichen Die komplette Familie zu sehen, ohne in Tränen auszubrechen und damit vielleicht noch die ganze Feier zu Fall zu bringen Fragezeichen
P.S.: nicht erschrecken, auf dem Bild bin ich vor ein paar Wochen.”
Hä? Vielleicht: das Bild ist ein paar Wochen alt - o.ä.?

Mein Rat: weniger ist mehr; lieber ein paar sauber überarbeitet, zugespitzte, mit interessanten, lebendigen Figuren ausstafierte Geschichten mit einem wirklich dramatischen Konflikt, als viele Stories, für die Du Rückmeldungen wie eben meine bekommst. Dafür kann man sich auch ein paar Wochen Zeit lassen.

Gruß, Pardus

 

Hallo Pardus,
nein das sind keine alten Geschichten meinerseits. Aber wahrscheinlich sollte ich es langsamer angehen, damit die Gschichten ein bisschen ausreifen.
Ich bedanke mich für deine Kritik und Anmerkungen und werde darüber noch einmal nachdenken und die Geschichte überarbeiten, wenn es die Zeit zulässt.
Ich mag die kurzen Sätze, kann nicht erklären, wieso. Aber ich werde versuchen es ein wenig einzuschränken.

LG
Frenchy

 

Hallo Frenchy,

Langweilte sich. Leise Musik drang aus dem CD Player an ihr Ohr. Von ihrem Lieblingchor “The Girls”.
Da kriegt man überhaupt keinen Atem rein, so kurz sind die Sätze, ich würd wirklich versuchen kürzere mit mittleren und längeren Sätzen abzuwechseln.

werde ich im März nächstes Jahres 70.
Nächsten

Wir würden uns freuen dich zu sehen, sagen dir extra früh genug Bescheid, damit du dir das so einrichten kannst.
Ich muss sogar hier, wenn ein „Text“ im Text zitiert wird, an einen alten Western denken, wo jemand sagt: „Wir würden uns freuen dich zu sehen STOPP sagen dir extra früh genug Bescheid STOPP“ – es ist ein Telegrammstil.

Außerdem war ihr bewusst, dass ihr Vater und seine tolle neue Familie dort auftauchen würde.
War ihr bewusst und so – das kann man fast immer streichen. Außerdem würden ihr Vater und seine tolle neue Familie dort auftauchen.

Pardus hat schon das Wesentliche gesagt, glaub ich. Also man merkt, dass es für die Erzählerin eine ganz heikle Situation ist, kann aber schwer in sie finden und diese Gefühle irgendwie teilen. Man sieht das schon alles, aber warum sollte einen das kümmern? Das ist das Geheimnis, wahrscheinlich, dass man eine Figur so darstellt, dass sie dem Leser nicht wie eine Fremde erscheint, sondern dass man ihn dazu bringt, sich mit ihr zu identifizieren; und da ist schon der Telegrammstil vor. Leider.

Quinn

 

Hallo Quinn,
danke für die Kritik. Ich werde versuchen die kurzen Sätze im Großen zu vermeiden und sehe mir die anderen Stellen, die du kritisiertest gleich noch einmal an :)

LG
Frenchy

 

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