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Selbsterkenntnis

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25.04.2010
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Selbsterkenntnis

Selbsterkenntnis

1

>>Ja, schönen Abend noch.<<
Er schleppte sich die letzten Stufen hinauf und öffnete die Tür des Mehrfamilienhauses in dem er wohnte. Nach ein paar Minuten der Fummelei dankte er dem Schlüssel für das öffnen seiner Wohnungstür.
Dunkel.
Ohne sich darum zu kümmern ging er in die Küche und öffnete den Kühlschrank. Er war voll bis oben hin, aber eigentlich wollte er gar nichts essen. Einfach nur schauen was da ist um eventuellen Appetit zu stillen.
Der Kühlschrank gab nichts her und er beschloss schnell ins Bad zu gehen um sich schlafbereit zu machen. Er sah sich im Spiegel an, für ein paar Sekunden verharrte er so und steckte sich anschließend die Zahnbürste in den Mund. Den Blick immer noch auf sein Spiegelbild gerichtet gewann es die Überhand und beide begannen sich über den jeweils anderen zu amüsieren. Mit vollem Mund murmelte er:
>>Was für ein Abend.<<
und spuckte die Zahnpasta ins Waschbecken, ließ das Wasser kurz laufen, nahm eine Hand voll und schlug sie sich ins Gesicht. Mit tropfendem Kinn erfasste er sich wieder selbst im Spiegel. Doch diesmal war etwas anders, er fühlte sich unwohl, es schien als sei etwas im Raum das vorher noch nicht da war.
Ohne genauer darüber nachzudenken verschwand er in seinem Zimmer und schaltete den PC ein. Ein leises Summen ertönte, aber der Rechner wollte nicht hochfahren. Nach einer weile begann er sogar merkwürdige Töne zu erzeugen, es war, als wollte der Computer seinem Besitzer einen Streich spielen.
>>Gibs doch nicht! Mooment.<<
Er beugte sich über seinen Schreibtisch und legte den Schalter für die Stromzufuhr des PCs um. Das Summen und die anderen Geräusche verschwanden von einem auf den anderen Augenblick.
>>Schau ich mir morgen an.<<
Zum Glück war Wochenende dachte er sich, so könne er ganz entspannt einschlafen und das Problem morgen aus der Welt schaffen.
Er schwenkte den Stuhl auf dem er saß und blickte auf sein Bett. Es war sehr flach, womöglich lag die Matratze auch direkt au dem Boden und drum herum war nur ein Holzgestell, aber darüber sollte man sich keine Gedanken machen.
Viel mehr das Buch das seine Aufmerksamkeit auf sich lenkte. Es war recht dick und sah aus der Ferne sehr schwer und alt aus. Er hob das in Schwarz gebundene Blattwerk auf und sah es sich genauer an.
>>Nichts. Nicht mal ein Titel. Mal sehen.<<
Ohne das Buch zur Seite zu legen hob er die schwarz-weiße Decke und legte sich darunter. Sein Kopf nahm auf einem weichen Federkissen platz.
>>Ach..<<
So ging es nicht, so kann man nicht lesen, er nahm sich noch zwei weitere Kissen und legte sie so hinter sich, dass er gegen die Wand gelehnt, mit einer Decke über den Beinen, lesen konnte ohne sich den Hals zu verrenken.

2

Gespannt öffnete er das Buch und sah eine Signierung:

Quién cree descubrirá,
él lo desprenderá,
el secreto sí entre las líneas dejaba.

>>Wie bitte was?<<
Das war zu viel, Spanisch?! In seinen nun mehr fast drei Jahren Spanischunterricht bei Herrn Berkhof hatte er nie aufgepasst, geschweige denn etwas gelernt.
Frustriert legte er das Buch zur Seite, legte dich Kissen zur Seite und löschte das Licht. Während es immer dunkler wurde begannen sich seine Augen an das lichtlose etwas um ihn herum zu gewöhnen. Aus diesem Blickwinkel betrachtet schien sein Zimmer noch kleiner, es kam ihm auch ein wenig unbehaglich vor, also drehte er sich zur Seite.
Da war es wieder.

Das Buch schien ihn anzuziehen, obwohl er eigentlich nicht mehr lesen wollte, ließ es ihn nicht in Ruhe. Nach einer Weile des Rumwälzens und mehrerer gescheiterter Versuche einzuschlafen schaltete er das Licht wieder ein.
In dem Moment der in den Augen schmerzte sah er plötzlich eine Silhouette am Zimmerfenster. Skeptisch schaute er ein zweites Mal hin, seine Augen begannen sich an das Licht zu gewöhnen, aber er sah niemanden.
Im Schlafanzug und mit erhöhtem Puls stand er auf und sah aus dem Fenster auf den Balkon. Niemand war da.
Wie auch? Er wohnte zwar im Erdgeschoss, aber sein Balkon war trotzdem zu hoch um in einfach zu erklimmen. Dies war dem Umstand zu verdanken, dass das Haus an einen Hang gebaut wurde und die Eingangstür sozusagen an der Rückseite war.

Er wollte ganz sicher gehen und öffnete die Balkontür, kalter Wind zog hinein. Trotzdem, niemand war auf dem Balkon, seine Augen mussten ihm einen Streich gespielt haben. Mit ein wenig Gänsehaut durch die kühle Briese, stieg er zurück ins Bett und nahm sich das Buch.

Der schwarze Band fühlte sich kühl an, bei näherer Betrachtung schien es als sei es in Leder gebunden. Allerdings mit einer Art Schuppenmuster. Es roch merkwürdig alt und beim Durchblättern sah man wie viele Leser das Buch bereits gehabt haben muss, hier und dort waren Flecken. Manche sahen aus wie Kaffee.

Gespannt schlug er wieder die erste Seite auf, erneut erblickte er das Zitat.

Wer glaubt wird entdecken,
er wird es lösen,
das Geheimnis das sich zwischen den Zeilen ließt.

>>Wie?<<
Kein Spanisch…
>>Was ist dass denn jetzt? Wer gl.. <<
Er ging den Spruch der dort stand in Gedanken durch, sie beide kamen aber auf keinen gemeinsamen Nenner, also schlug er die nächste Seite auf.
Doch dort stand nichts geschrieben, es waren nur noch leere Seiten zu sehen, sauber ohne einen Fleck.
>>Waren da nicht eben noch Flecken? Was ist das für ein Buch?<<

Plötzlich wurde ihm schwarz vor Augen. Schwindel? Es schien als gleite er davon. Sein Kopf viel auf das weiche Kissen.

>>Wo bin ich?<<

3

Leere.

Nie zu vor hätte er sich träumen lassen, dass etwas so leer sein kann. Er dachte an nichts, es kam ihm vor als schwebe er. Dieses Gefühl von Kribbeln in der Magengegend kannte er. Es fühlte sich gut an, mit geschlossenen Augen war er einfach nur da. Ohne jeden Gedanken, ohne jedes Gefühl außer dem Kribbeln.

Nach ein paar Minuten öffnete er vorsichtig die Augen und blickte in eine gähnende Leere. Weder sein Zimmer, noch sein Bett war in Sicht. Kein Oben, kein Unten, kein Weg, kein Pfad dem er folgen könnte. Immer noch benommen öffnete er seinen Mund.
>>…<<
Keine Stimme.
Seine Lippen bewegten sich, doch sie weigerten sich auch nur einen Pips von sich zu geben. Er sah an sich hinunter. Der Schlafanzug den er vorm Schlafengehen angehabt hatte schien wie eine schwerelose Hülle um ihn zu liegen.
Bewegen! Seine Gedanken wurden wieder schärfer, die Realität holte ihn ein. Mit nunmehr klarem Verstand sah er sich noch einmal um. Schlagartig wurde ihm bewusst, dass er nicht mehr zu Hause war und nicht schlief. Womöglich war es ein Traum, aber die Umgebung in der er sich befand war trotz ihren Mangels an „irgendwas“ sehr realistisch.

Nacheinander streckte er erst die Arme, dann die Bein von sich weg und begann mit einer Ruderbewegung. Zeitweise wirkte er wie ein Hund im Wasser oder vielmehr wie ein Frosch. Schon nach kurzer Zeit hatte er eine unglaubliche Geschwindigkeit erreicht. Doch nur aus der Ferne hätte man erahnen können wie schnell er gewesen ist, schließlich gab es in dieser Leere keine Luft die Widerstand hätte leisten können.

Plötzlich wie aus dem nichts sah er etwas weit weit weg auf ihn zuschnellen. Er versuchte zu bremsen, er streckte die Arme und Beine so weit von sich weg wie möglich um langsamer zu werden und es klappte. Was zuvor nur als kleiner Punkt in mitten eines weißen Etwas zu sehen war, nahm nun Form an.
Er war nur noch wenige Meter entfernt und erkannte das es sich um eine Tür und ein Fenster Handelte. Beides war mit milchigem Glas bestückt sodass man nicht hindurchblicken konnte.

Langsam ruderte er auf die Objekte zu. Er begriff nicht was geschah, aber er scheute sich nicht näher an das Fenster zu treten.
Je näher er dem Fenster kam durch das er gerne blicken wollte, desto schwerer schien es ihm voranzukommen. Als er nur noch wenige Meter vom Fenster entfernt war viel er plötzlich zu Boden. Es war ein weicher Boden der ihn an seine Matratze erinnerte.

Erleichtert über die wieder gewonnene Fähigkeit seine Beine so zu nutzen wie er es ihnen beigebracht hatte, machte er einige Schritte auf das Fenster zu.

>>Was zum Teufel?<<
Seine Stimme war zurück.

4

Ein Mann mit Hut und Monokel sah ihn durch die das milchige Glas direkt in die Augen. Ein blaues Schimmern umgab ihn.

Er bewegte seinen Mund doch durch die Scheibe drang kein Geräusch. Plötzlich verspürte er eine Briese, sie fühlte sich an wie eine Meeresbriese und sie roch auch so bis ihm ein Blatt Papier ins Gesicht flog.
Es war ein vom Alter gezeichnetes Blatt, an mehreren Stellen war es bereits eingerissen, Knicke die sich wie Narben auf der Oberfläche tummelten wirkten als sei das Blatt bereits durch mehrere Hände gegangen. Er drehte und wendete das Blatt, stellte es auf den Kopf, doch nichts war zu sehn. Keine Schrift, kein Bild, nichts, es war ein leeres Blatt, etwa so leer wie alles dachte er sich.

>>Jan-Niklas Blötz?<<
Was? Woher kam das, erschrocken schaute er durch das Fenster und sah den Mann. Er streckte seinen Arm aus und schrieb etwas mit seinem Finger an das Fenster. Es schien als könne er mit seiner Schrift die milchige Scheibe durchsichtig machen. Die Schrift verschwand so schnell wie sie angeschrieben wurde, und mit ihr die Möglichkeit das Gesicht des Mannes zu erkennen.

>>Ist da Jan-Niklas?<<
Schon wieder. Woher kommt diese Stimme?
>>Ja?<<
Er war sich nicht sicher wie er antworten sollte, konnte er einem Fremden einfach so über sich Preis geben?
>>Lass bitte das Blatt los.<<
Erschrocken warf Jan das Blatt weg. Was sollte das? Ist das ein schlechter Scherz?
Das Blatt glitt langsam zu Boden, doch bevor es dort aufkam begann es sich zu falten. Es nahm alle möglichen Formen an und hörte nicht damit auf.

>>Es tut mir leid, du musst dich konzentrieren, sonst werde ich mich immer wieder in etwas anders verwandeln.<<

Das Erste an das Jan dachte war der Mann der hinter der Scheibe stand und so kam es, dass das Stück Papier im Nu zu einer Abbildung von dem wurde was er bereits durchs Fenster sah.

>>W-was oder wer bist du?<<
>>Ich bin Gott<<

Das Papier begann sich wieder in alles mögliche Formlose zu verwandeln.

5

Ihm wurde schwindlig. War er tot? Seine Hände wurden nass und ihm liefen Schauer über den mit Angstschweiß befleckten Rücken.

>>Nein, bist du nicht, keine Sorge.<<
>>Was? Wie kannst du? Oh ja. Ich vergas.<<

Für einen kurzen Moment standen sich die beiden einfach nur gegenüber. Nur das Papier verformte sich unaufhörlich.

6

>>Was ist mit diesem Blatt, warum nimmt es andauernd solche Gestalten an?<<
Immer wieder änderte sich die Form, es war als könne es sich nicht entscheiden.
>>Du weißt nicht wie ich aussehe und wie du dir mich vorstellen sollst. Darum ändert es andauernd seine Form, wenn du wüsstest wie ich aussehe würde es stoppen.<<
>>Verstehe, kannst du mir auch sagen warum ich hier bin?<<
>>Erinnerst du dich an das Buch?<<

Ja, er erinnerte sich. Es war das Buch was ihn hier herbrachte, an diesen Ort den man kaum beschreiben konnte. Aber warum er?
>>Ich erinnere mich.<<
>>Das Buch brachte dich zu mir, weil ich es wünschte. Ich wollte, dass du dein Leben von Anfang an in diesem Buch niederschreibst. Wenn es mich nicht täuscht, hast du einen Schatten auf dem Balkon gesehen bevor du hier hergekommen bist.

Das warst du! Du hast den Moment dokumentiert in dem du hier herkommst. Und genau in diesem Moment dokumentierst du dich selbst, wie du mit mir, Gott, dem Stück Papier redest und begreifst was passiert.<<

Er war sprachlos, wie kann ein Gott so etwas von einem Menschen verlangen. Ohne Emotion sah er durch das Fenster und blickte auf die Silhouette seiner selbst, sein Spiegelbild, ja, sogar sein Ebenbild wie es mit dem Finger die Emotionslosigkeit des Moments auf das Glas schrieb.

Plötzlich entfaltete sich das Blatt vor seinen Füßen.
>>Was ist das? Gott?<<

Keine Antwort.
Er hob es auf und sah wie sich immer mehr Buchstaben auf dem Blatt bilden, als würde jemand darauf schreiben.

Algo aprenden de modo significado
a andar con un mundo en la relación
de la cual uno no tiene la más pequeña presentación.

Heißes Licht schien ihm ins Gesicht, müde trottet er ins Bad und schaut sich selbst im Spiegel an. Das Buch lag aufgeklappt neben seinem Kopfkissen:

>>Was für ein Abend.<<

 

Hyde schreibt zu seiner Geschichte :

'Also, ich hab die Geschichte über einen meiner besten Freunde geschrieben, war mehr so eine Spaßidee aus der Schule. Die spanischen Sätze sind Zitate von Paulo Coelho. Sie sind frei vom Google-Übersetzer für mich übersetzt worden und beim zweiten weiß ich grad selbst nicht mehr was es heißt. ^^
Die Geschichte habe ich schon vor einiger Zeit verfasst.

Ich hoffe es hat gefallen :3


Solche Ergänzungen bitte immer in einem eigenen Beitrag unter der Geschichte.

 

ausergewoehnliche darstellung von einem treffen mit gott :)
die idee mit dem sich unentwegt faltenden blatt ist einfach super ;)

 

Danke :3

Das zweite Zitat lautet: Etwas lernen bedeutet, mit einer Welt in Verbindung zu treten, von der man nicht die geringste Vorstellung hat.

 

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