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10.05.2006
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„Ssssss“….. „Pock!“…. „SummSumm“…. Ich beobachte die Biene bereits seit zehn Minuten. „Pock!“… sie ist schon drei Mal gegen dieselbe Stelle der großen Fensterwand geflogen. Draußen scheint die Sonne. Es passiert in letzter Zeit öfter, dass die Sonne scheint. Könnte daran liegen, dass der Sommer längst überfällig ist und die grünen Spitzen der Blätter an den Bäumen bereits seit drei Wochen ungeduldig einen Fuß aus dem Bett strecken um zu testen ob es endlich warm genug ist aufzustehen. Die Biene will immer noch raus. Kann man ihr nicht wirklich verdenken. Wenn man Morgens aufsteht, schnell Frühstückt und dann zur Arbeit hetzt um endlich ein bisschen Honig von Links nach Rechts zu fliegen und nebenbei auch noch die wenigen Pollen, die jetzt schon von den Blüten zum Abtransport bereitgestellt werden mitzuschleppen, ohne dafür einen einzigen Cent extra zu bekommen, und dann zwischen verstaubten Büchern zu landen, unter denen noch nicht mal ein einziges zu finden ist das sich in irgendeiner Form mit Blumen beschäftigt, geschweige denn eine Blume auf dem Cover hat, ist schon ärgerlich. Ich würde wohl auch versuchen mit aller Gewalt in Richtung Himmel zu fliegen. Nur diese Scheibe…“Pock!“…

Ich blicke wieder herab auf die Kopie einer Jura Zeitschrift, welche durch ihre grob- graue Farbe zum Ausdruck bringt, dass wegen ihr kein weiterer Baum sterben musste. Ich ärgere mich, weil man meine Stabilo- Marker Farbe an Glanz verliert wenn ich „Graublattkopien“ „an- markern“ muss. Frage mich, warum man keine weißen Blätter nimmt. Kann man die nicht auch Chlorfrei bleichen? Oder sind die dann nur gebleicht und nicht recycled? Muss für ein weißes Blatt Papier immer ein Baum sterben? Aber Bäume sind doch braun… also muss es ja immer gebleicht werden…

Ich versuch mich wieder auf den Text zu konzentrieren, dessen Verfasser mir mit der ganzen Seriosität die „New Times Roman“ einem Text geben kann versichert, dass ein Rücktrittsrecht gem. § 323 I BGB vorliegt.
Ich entscheide mich, das zu glauben und es einfach später zu verstehen…

15 Uhr: Ich kann jetzt nicht gehen! Auch wenn heute mal die Sonne scheint. Ich frage mich ob die vor mir aufgetürmten Bücher meine Glasscheibe sind.

Ich habe Hunger. Könnte was essen gehen. Erinnere mich daran, dass ich erst gerade etwas gegessen habe und die nächste Pause um 16 Uhr mache. Kaffeepause. Kaffee kostet 90 Cent. Hab ich noch 1, 40 auf der Mensa- Karte? Immer dieser blöde Tassenpfand! 50 Cent! Tss… und jedes Mal guckt mich die Kassiererin wie ein Auto an, nur weil ich an der Kasse noch mit Bargeld nachzahlen muss! Bargeld an einer Kasse! Wie… unerwartet! 15:05! Erst 5 Minuten vergangen? Man kann sich ganz schön viele Gedanken in 5 Minuten machen. Wieso macht man sich eigentlich immer Gedanken zu Dingen die gerade vollkommen Sekundär sind? Sekunden später werde ich von etwas aus meiner Gedankenwelt gerissen. Was nur? Hat sich was verändert? Ich blicke um mich. Der schlau aussehende Student neben mir blickt immer noch in seine Mitschriften. Mitschriften… konnte ich noch nie gebrauchen. Ich kann gar nicht verstehen, wie man gleichzeitig schreiben und richtig zuhören kann. Zudem muss man doch mit- und vor- denken. Wie schafft der das nur? Wobei… noch interessanter ist die Frage, wie er es schafft seit zwei Stunden regungslos neben mir zu sitzen. Nicht das er sich vor zwei Stunden einmal bewegt hätte, ich bin kurz raus gegangen. Ob er sich in der Zwischenzeit bewegt hat weiß ich einfach nur nicht. Ich glaube nicht! Ob er tot ist? Atmet er? Ich kann die Augen nicht sehen.

Aber er hat mich nicht aus meinen Träumen gerissen… was war dann…? Ich blicke zur anderen Seite. Der Durchgang ist leer. Über mir, auf dem Rang ist auch niemand. Und vor mir ist immer noch… oh… ach so… ja vor mir sitz sie ja noch… bzw. sie steht gerade auf. Ach und ihre Freundin auch. Kaffee trinken? Jetzt kann man deutlich erkennen, dass es Sommer wird. Sie gehen an mir vorbei. Kurz riecht es nach Jasmin.

„SummSumm“ dem Jasmin hinterher? „Pock!“ Die umweltfreundliche Kopie tut weh am Kopf.

15:10 Uhr: Ein Kaufvertrag gem. § 433 BGB ist entstanden. Somit liegt ein Schuldverhätnis i.S.d. § 280 I BGB vor…

 

Hallo Don Corleone,

herzlich Willkommen hier auf kg.de!

Tja, deine Geschichte ist für mich so interessant wie wahrscheinlich die Jura-Zeitschrift für den Prot. Was willst du mir denn eigentlich mit dem Text erzählen? Die Gedanken eines Jura-Studenten während einer Vorlesung?
Hätte er wenigstens die Biene von ihrer Qual befreit, dann wäre etwas handfestes passiert ;).

Lieber Gruß
bernadette

 

Lasst mich Euren Ring küssen, mein Pate,

schnell Frühstückt

frühstückt

Wenn man Morgens aufsteht, schnell Frühstückt und dann zur Arbeit hetzt um endlich ein bisschen Honig von Links nach Rechts zu fliegen und nebenbei auch noch die wenigen Pollen, die jetzt schon von den Blüten zum Abtransport bereitgestellt werden mitzuschleppen, ohne dafür einen einzigen Cent extra zu bekommen, und dann zwischen verstaubten Büchern zu landen, unter denen noch nicht mal ein einziges zu finden ist das sich in irgendeiner Form mit Blumen beschäftigt, geschweige denn eine Blume auf dem Cover hat, ist schon ärgerlich.

WAS?

Stabilo- Marker

Stabilo-Marker

Chlorfrei

chlorfrei

Ich versuch mich wieder auf den Text zu konzentrieren, dessen Verfasser mir mit der ganzen Seriosität die „New Times Roman“ einem Text geben kann versichert, dass ein Rücktrittsrecht gem. § 323 I BGB vorliegt.

Kennst du ihn hier: , :cool:

Ich frage mich ob die vor mir aufgetürmten Bücher meine Glasscheibe sind.

Ich frage mich, was dieser Satz bedeuten soll.

Bargeld an einer Kasse! Wie… unerwartet!

„Wie ... unerwartet!“ Gar nicht schlecht, der Gag.

Einige nette Gedanken stecken hier drin, ich gehe mal davon, dass du versuchst, zu „schreiben, was du kennst.“ Beobachtungen und Beschreibungen sind dazu da, einer Story Leben einzuhauchen. Wenn eine Geschichte nur aus Beobachtungen und Beschreibungen besteht, ist sie keine Geschichte. Häh? Moment, jetzt hab’ ich mich selbst verknotet ...

In Seminar passiert nichts. Also wirklich gar nichts. Ich liege so im Bett und denke, habe ich eigentlich noch Kaffee ... Keine Sekunde lang fragt man sich hier, was als nächstes passiert, weil ... das hatten wir schon. Denk dir mal einen richtigen Plot aus. „Jurastudent wird beim Klausurbetrug erwischt und begegnet im Zug nach Hause dem Massagestab-Vertreter Ulli, der ihn mit seiner durch und durch positiven Lebenseinstellung die Angst vor der Reaktion seiner elitären Eltern vergessen lässt,“ so was in der Art, und da kannst du dann deine Beobachtungen und Beschreibungen einbauen.

Ach so, und „Bandwurmsätze vermeiden“ gilt nicht nur in der Grundschule ... ;)

Viele Grüße,

Jan-Christoph

 

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