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Severins Schicksal

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20.06.2005
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Severins Schicksal

Severin war ein Junge wie jeder andere auch. Das dachte er jedenfalls. Doch allzu früh bemerkte er, daß es nicht so war.

Beizeiten stellte sich heraus, daß er ein überdurchschnittliches Talent in fast allen Bereichen des Lebens hatte. Und daß er deshalb kein normales Leben führen würde.
Schon in sehr jungen Jahren jagte er gut, und brachte mehr Beute mit nach Hause als die Jäger mit jahrelanger Erfahrung. Also übertrug man dem jungen Severin die Hauptverantwortung für das Jagen.
Niemand konnte so schnell Bäume fällen und Feuer anzünden wie er. Deshalb war er der Erste den man rief, wenn es darum ging, ein Feuer zu entfachen oder einen Baum umzumachen.
Severin war ein Meister im Töpfern und im Behauen von Stein – darum rief bald jeder nur noch nach ihm, wenn er die Dienste eines Töpfers oder Steinmetzes brauchte.
Sein Wissen suchte im ganzen Dorf seinesgleichen, so war es nicht verwunderlich, daß man ihn aufsuchte, wenn man eine wichtige Frage hatte oder Rat brauchte. Und so weiter...

Severin war einfach der stärkste, talentierteste, klügste und einfallsreichste Mensch, den die Dorfbewohner kannten – und man begann, sich zunehmend nur noch auf ihn zu verlassen. Er konnte ja alles besser als irgend jemand anderes, warum sollte er es dann nicht auch tun?

Jahre vergingen. Der Sommer kam ins Land, und die Aufgaben wurden immer zahlreicher. Severin kam nicht zur Ruhe. Da er über alles bescheid wußte, sah er sich verpflichtet, es auch zu tun. Und es schien auch von ihm erwartet zu werden. Er gönnte sich keine Pause.

Doch Severins Körper war trotz allem ein junger Körper geblieben. Mochte auch ein scharfer Verstand in ihm wohnen, so war die ständige Verantwortung zu viel für einen Jungen wie ihn.
Irgendwann fanden ihn zwei Dorfbewohner auf dem Feld. Er war in der Mittagshitze zusammengebrochen. Sie brachten Severin nach drinnen und legten ihn in ein Bett.

Nur langsam kam er zu sich, doch immer wieder plagten ihn Fieberschübe. Die vorangegangenen Anstrengungen forderten ihren Tribut. Alle bangten um den begabten Jungen.
Das Dorf begann, zu verwildern. Da Severin in den letzten Jahren alles gemacht hatte – weil er es ja am besten konnte – hatten sich alle blind auf ihn verlassen. Und nun war er unfähig, die Dinge zu erledigen, die irgendwie von heute auf morgen zu seinen Pflichten geworden waren.
Wer außer ihm hätte die Arbeit tun sollen? Er war doch ohnehin perfekt!
Also verlotterte das Land zunehmend, während sich der vermeintlich einzige Verantwortliche in Fieberkrämpfen wand.

Irgendwann hatte Severin die Erkrankung überstanden. Doch die Entkräftung und das Fieber hatten ihn um Jahre altern lassen. Er sah nicht mehr aus wie ein unbeschwerter Junge, er wirkte eher wie ein Greis. Severin ging durch das verwahrloste Dorf.
Zunächst fühlte er sich schuldig, doch dann empfand er nur noch Unverständnis für die Anderen. Warum hatten sie ihm alle Verantwortung auf die schmalen Schultern gelegt? Nur weil er begabter war, hatten sie doch noch lange nicht das Recht, alle Aufgaben auf ihn abzuwälzen!

Mit einem Rucksack auf dem Rücken, gefüllt mit ein wenig Proviant und den wichtigsten Dingen, verließ er seinen Heimatort. Sie waren mit ihrem Leben zurecht gekommen, bevor er geboren wurde, und sie würden es wieder schaffen. Auch ohne ihn.

Stunden waren vergangen. Das Dorf war am Horizont verschwunden. Zum ersten Mal in seinem Leben fühlte sich Severin jung und frei...

 

Sei gegrüßt!

Existence schrieb:
Trotzdem, was willst du dem Leser sagen? Normal sind es ja gerade die überdurchschnittlich Begabten, die ihr Umfeld ausnutzen...

Die Grundaussage sollte eigentlich darin bestehen, daß Begabung nicht immer ein Segen sein muß, sondern auch für den Betroffenen ein Fluch sein kann.
Der Begabte nimmt immer mehr Aufgaben an, weil es von ihm erwartet wird, und als er bemerkt daß es ihm zu viel wird, kann er sie nicht mehr abgeben, da sich alle schon völlig auf ihn verlassen.
Die Flucht sollte die einzige mögliche Alternative zum Erschöpfungstod darstellen, da Severin nie von seinen unzähligen Aufgaben erlöst sein würde, wenn er im Dorf bliebe.

Gut möglich, daß ich zu wenig an der Figur "Severin" gefeilt habe, weil ich persönlich zu viel Bezug zu dieser Geschicht hatte. (Jemand der mir sehr nahe steht, befindet sich in einer Situation, die Severin's sehr ähnlich ist...)

Danke für die konstruktive Kritik und den Willkommensgruß

 

Hallo voochel

Das Dorf begann, zu verwildern. Da Severin in den letzten Jahren alles gemacht hatte – weil er es ja am besten konnte – hatten sich alle blind auf ihn verlassen. Und nun war er unfähig, die Dinge zu erledigen, die irgendwie von heute auf morgen zu seinen Pflichten geworden waren.
Wer außer ihm hätte die Arbeit tun sollen? Er war doch ohnehin perfekt!
Also verlotterte das Land zunehmend, während sich der vermeintlich einzige Verantwortliche in Fieberkrämpfen wand.
Streich das Komma im ersten Satz.
Du könntest dir einige Sätze sparen, und das lesen dadurch flüssiger gestalten, wenn du die Wiederholungen weg lassen würdest.
Dass er der Begabeste unter ihnen ist, dass das Land ohne ihn verlottert, .... unnötig es nochmals zu erwähnen.

Mit einem Rucksack auf dem Rücken,
Ich hab eine Abneigung gegen solche Wiederholungen wie hier „Rucksack Rücken“ Muss ein angeborener, genetischer Defekt bei mir sein. Wenn man selbst schreibt, dann fällt einem so was unter Umständen meist nicht auf. Aber wenn ich es bei anderen sehe, bekomme ich Gänsehaut. ;)

Du gibst Existence folgende Erklärung ab:
Der Begabte nimmt immer mehr Aufgaben an, weil es von ihm erwartet wird, und als er bemerkt daß es ihm zu viel wird, kann er sie nicht mehr abgeben, da sich alle schon völlig auf ihn verlassen,
Der Wiederspruch zwischen deiner Aussage und folgendem Satz in deiner Geschichte
Sie waren mit ihrem Leben zurecht gekommen, bevor er geboren wurde, und sie würden es wieder schaffen. Auch ohne ihn. lässt mich staunend zurück.
Zum einen geht es um einen hoch begabten Jungen, auf den sich mit einem mal alle verlassen.
Wenn dieser Junge ach so hoch begabt ist, und plötzlich zu der Erkenntnis kommt, die andern schaffen das auch ohne mich., ... warum bleibt er dann nicht einfach im Dorf und weigert sich Hand an zu legen?
Das mag sich jetzt furchtbar gemein anhören wie ich das formuliert habe. So ist es jedoch ganz und gar nicht gemeint. Mir fehlen eben einfach auch die nötigen Hintergründe in der Geschichte. Und wenn du erst eine Erklärung abgeben musst, wie du was gemeint hast, dann hast du irgendwas falsch gemacht.

Ich wünsch Dir aber auf jeden Fall viel Spaß für deine nächste Geschichte, und bin mal gespannt, ob du an der hier noch rumfeilst.

Gruß
LoC

 

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