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Serie Sewa - Vergissmeinnicht (1)

Seniors
Beitritt
03.07.2004
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Sewa - Vergissmeinnicht (1)

In der Seniorenwohnanlage Vergissmeinnicht leben Menschen, die aus dem Arbeitsleben ausgeschieden und fit genug sind, für sich selber zu sorgen. In ihren Wohnungen können sie selber kochen, wenn sie möchten, sie können einkaufen oder ins Kino gehen. Niemand beaufsichtigt sie, es gibt keine besonderen Vorschriften. Der wichtigste Unterschied zu irgend einem anderen Mehrfamilienhaus liegt darin, dass in einem Raum des Hauses immer eine Pflegerin oder ein Pfleger anwesend ist, sodass die Bewohner hier schnell Hilfe bekommen können, wenn es nötig ist. Die Pflegekräfte begleiten die Bewohner schon seit Monaten und wissen so einiges über ihre übliche Alltagsgestaltung. Deshalb können sie jeden Morgen die einzelnen Bewohner kurz besuchen, ohne sie aus dem Bett zu scheuchen, oder bei der morgendlichen Dusche zu überraschen. Sollte sich dann ein Bewohner nicht melden, können die Betreuer mit einem Generalschlüssel schnell in die Wohnung kommen und überprüfen, ob alles in Ordnung ist.
Im Haus leben etwa 60 Menschen und wir kennen uns auch alle ganz gut. Es gibt so manche Freizeitangebote im Haus und auch außerhalb. Vor mehr als einem Jahr zog Frau Mühler ein und uns - ich meine Herbert und mich - fiel nach einigen Wochen etwas Seltsames auf. Die Beschäftigungstherapie, also die Freizeitangebote, decken ja nur einen kleinen Teil der freien Zeit ab. In der restlichen Zeit beschäftigen wir uns meistens mit uns selber. Da gibt es Bewohnerinnen, die den ganzen Tag vor dem Fernseher sitzen, andere gehen stundenlang spazieren. Manche putzen ihre Wohnung jeden Tag und andere gehen jeden Tag einkaufen oder laufen ziellos im Haus herum. So haben wir alle unsere Eigenheiten, mit denen wir versuchen, die Langeweile zu überspielen. Und doch kann einen manchmal die Trostlosigkeit über das eintönige, langsam dahinfließende Leben überkommen.

„Ich habe gerade gelesen, dass für ältere Menschen die Zeit schneller vergeht.“ Herbert war gerade bei mir zu Besuch und wir tranken einen kleinen Kaffee mit Schuss.
„Kann sein, aber noch nicht schnell genug.“, murrte ich.
„Ich denke, ich kann dich aufmuntern.“, meinte Herbert.
„Ach ja, und wie stellst du dir das vor?“
„Wenn ich in der hinteren Ecke meines Wohnzimmers sitze, sehe ich die Wohnungstür von Frau Mühler.“
„Ja, und - ist da etwa was los?“
„Und wie - von Montag bis Donnerstag immer um 15 Uhr kommt Besuch und bleibt etwa für eine Stunde.“
Da ich auch einmal eine Besucherin gesehen hatte, meinte ich „Wahrscheinlich ihre Tochter.“
„Nicht nur, es sind jeden Tag andere Personen. Montags und mittwochs Frauen, dienstags und donnerstags ältere Männer und freitags kommt ein junger Mann.“
„Und am Wochenende?“
„Kommt niemand, aber am Montag beginnt der Reigen wieder von vorne.“
„Das ist ja wirklich eigenartig. Da sollten wir dranbleiben. Aber wie bekommen wir da mehr Informationen? Die Schwester wird uns doch bestimmt nichts verraten.“
Da es Freitagabend war, beschlossen wir, uns am Montag um halb drei zu treffen und die Besucher gemeinsam zu beobachten.
Am Samstagnachmittag kam Frau Mühler und lud uns beide zum Kaffee am kommenden Nachmittag ein.
Und dann saßen wir am Kaffeetisch. Frau Mühler hatte auch Frau Mörke eingeladen, also saßen alle vier Bewohner in diesem Flur zusammen. Wir hatten Kaffee und Kuchen vor uns, als Frau Mühler meinte:
„Ich habe euch eingeladen, weil ich denke, man sollte sich besser kennen, wenn man nahe beieinander wohnt. Außerdem fühle ich mich manches Mal ein wenig einsam und allein.“
Da konnte Herbert nicht mehr an sich halten. „Aber Sie bekommen doch fast jeden Tag Besuch!“
Frau Mühler schnaubte: „Auf den Besuch würde ich liebend gerne verzichten.“
Wir beiden Männer glotzen sie geradezu an. Frau Mörke, die nicht nur schwerhörig ist, sondern ab und an abwesend zu sein scheint, hatte offensichtlich nichts mitbekommen.
„Sind die Besucher Ihre Kinder - oder?“, fragte ich.
„Ich will jetzt nicht weiter darüber reden. Eigentlich gibt es immer nur Streit und das gefällt mir gar nicht.“
Wir haben dann nicht mehr über dieses Thema gesprochen, kamen aber jeden Sonntag zum Kaffeetrinken bei Frau Mühler zusammen. Von Montag bis Freitag schauten Herbert und ich aus dem Fenster oder gingen zur passenden Zeit im Haus spazieren. Uns fiel schon bald auf, dass die Besucher schon mit verkniffenen Gesichtern kamen. Und wenn sie dann gingen, sahen sie oft recht verärgert aus. Ich war versucht, ihnen zuzurufen „Passen Sie auf, dass Sie keine Falten bekommen.“ Aber wir mischten uns nicht ein.
An einem Mittwochnachmittag im Sommer hörten wir durch das geöffnete Fenster, wie die Besucherin beim Fortgehen lauthals schimpfte: „Diese alte Hexe. Ich könnte sie umbringen. Aber erst muss klar sein, wer die Häuser erbt.“
Für die nächste Zeit hatten wir einigen Gesprächsstoff und dann geschah etwas ganz Unerwartetes.
Es war Freitag, der junge Mann steuerte auf die Wohnung von Frau Mühler zu, als jemand „Heinrich“ rief. Er drehte sich um und da kam der ältere Mann, der sonst immer dienstags zu Besuch kam, auf ihn zu.
„Was willst du denn hier?“
„Ich muss mit dir reden. Beate hat deiner Mutter gegenüber einiges angedeutet.“
„Und warum kommt Inge dann nicht selber?“ Die beiden knurrten sich an wie zwei Hunde vor einem großen Knochen.
„Ihr würdet euch doch nur streiten. Aber wir müssen jetzt zusammenhalten, sonst bekommt Beate die beiden Häuser und wir müssen uns mit ein bisschen Geld zufriedengeben.“
„Ein paar Millionen sind ein bisschen? Mach dich nicht lächerlich.“. Der junge Mann schaute bitterböse.
„Wir haben eine große Hypothek auf unserem Haus liegen und mit den anderen Schulden würde das Geld gerade reichen, einigermaßen standesgemäß zu leben. Und du hast doch auch einen Nutzen davon, wenn deine Mutter die Haupterbin wird.“
Der junge Mann schnaubte nur und ging ohne ein weiteres Wort. Wir sahen uns lange sprachlos an. Schließlich meinte Herbert: „Ich glaube, Frau Mühler ist ganz schön schlau. Wenn die Kinder wüssten, wer was erbt …“
Ich platzte ihm einfach ins Wort: „Dann wäre hier Mord und Totschlag.“

Vor drei Wochen kam Frau Mühler ins Krankenhaus und dann hing die Todesanzeige am schwarzen Brett. Alle Bewohner waren zur Beerdigung und anschließenden Kaffeetafel hier im Haus eingeladen. Und alle, die konnten, gingen auch zum Friedhof. Nicht nur die wenigen, die die Familienverhältnisse etwas kennengelernt hatten, sondern wohl alle Anwesenden wunderten sich, dass keine Angehörigen an der Beerdigung teilnahmen. Bei der Kaffeetafel saß dann die Hausleitung am Kopfende und die Geschäftsführerin Frau Wolfram begrüßte uns auch. Und sie erzählte ein wenig:
„Frau Mühler wusste schon seit einiger Zeit, dass sie nur noch wenige Jahre zu leben hatte. Und da sie mit ihrer Familie in einem zunehmend angespannten Verhältnis lebte, hatte sie sich von den Kindern getrennt und ist zu uns in ihre eigene Wohnung gezogen.“
Wir schauten verblüfft und Herbert meinte: „Was heißt hier eigene Wohnung. Sie ist doch auch Mieterin gewesen.“
„Genauer gesagt, war Frau Mühler nicht Eigentümerin einer Wohnung, sondern ihr gehörte dieses Haus ebenso wie die Seniorenpension Vergissmeinnicht in den Berner Alpen.“
Da brach geradezu ein Tumult aus. Frau Wolfram setzte sich und wartete ab, bis die erregten Gespräche abflauten. Dann stand sie wieder auf:
„Vor fünf Jahren hat Frau Mühler die beiden Häuser und einen Teil ihres Geldvermögens in die Stiftung Vergissmeinnicht eingebracht. Damit wollte sie sicherstellen, dass dieses Haus bestehen bleibt und von Ihnen weiter genutzt werden kann. Außerdem sind Sie alle berechtigt, in der Schweizer Pension zu Sonderpreisen Ihren Urlaub zu verbringen.“
Wir erhoben dann unsere Kaffeetassen und brachten einen lauten Jodler auf Frau Mühler aus.

 
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Hallo jobär,

eine nette Geschichte über das betreute Wohnen, das, zumindest in unseren Breiten, immer größeren Anklang und zahlreiche Anhänger findet, hast du uns hier vorgelegt. Das plätschert zwar alles ein bisschen dahin, so richtig Spannung steckt nicht drin, aber für ein Seniorenwohnheim finde ich das auch ganz okay so. Dass dort nicht mehr die größten Böcke geschossen werden, kann ich nachvollziehen.

Seniorenwohnanlage Vergissmeinnicht

Sehr schöner, bedeutungsstarker Name.

„Nicht nur, es sind jeden Tag andere Personen. Montags und Mittwochs Frauen, Dienstags und Donnerstags Männer und Freitags kommt ein junger Mann.“

Hier nimmt deine Geschichte dann etwas Fahrt auf. Da machst du den Leser neugierig. Deshalb hätte es mir auch gefallen, wenn du da noch mehr darauf aufbaust. Die Auflösung passiert mir dann zu schnell, fast zu banal, als ihnen Frau Mühlner einfach erzählt, um wen es sich dabei handelt. Dein Protagonist und Herbert könnten sich hier doch noch so richtig schön reinsteigern.
Du präsentierst uns dann zwar gleich einen Konflikt, nämlich die Erbschaftsstreitigkeiten, aber das wird auch nur angeschnitten.

Hier zum Beispiel:

Tatsächlich kamen die Angehörigen mit verkniffenen Gesichtern und wenn sie dann gingen, sahen sie geradezu ärgerlich aus. Ich war versucht, ihnen zuzurufen „Passen Sie auf, dass Sie keine Falten bekommen.“ Aber wir mischten uns nicht ein.

Würde mir persönlich gefallen, wenn es da tatsächlich noch zu einem Konflikt kommt.

Der Schluss war für mich dann schon ein bisschen vorhersehbar, da ist mir dann kein Überraschungslaut herausgerutscht, aber wie oben schon erwähnt, für eine Seniorengeschichte alles in Ordnung.

Noch ein paar Kleinigkeiten:

Und dann saßen wir zu viert am Kaffeetisch, nämlich alle vier Bewohner in diesem Flur.

Das ist verwirrend, weil du Frau Mörke erst in den Sätzen danach erwähnst. Dieses "wir" lässt aber den Leser glauben, dass er bereits alle vier Personen kennengelernt hat. Ich würde hier vielleicht gleich noch einmal die Personen aufzählen.

Frau Mühler wusste schon seit gut einem Jahr, dass sie nur noch wenige Monate zu leben hatte.

Natürlich kann es sein, dass aus ein paar Monaten schon mal mindestens zwölf werden, aber es klingt ein wenig schräg.

Ich hab's gern gelesen, unaufgeregter Text über alte Menschen. So was mag ich, vermutlich, weil ich selber grad an einer ähnlichen Geschichte dran bin.

Grüße,
rehla

 

Hallo jobbär,

In der Seniorenwohnanlage Vergissmeinnicht leben Menschen, die aus dem Arbeitsleben ausgeschieden sind und fit genug sind, für sich selber zu sorgen

Zweimal sind ist einmal zuviel. "die aus dem Arbeitsleben ausgeschieden und fit genug sind" passt besser.

Der wichtigste Unterschied zu einen irgend anderem Mehrfamilienhaus liegt darin,

Einem oder besser irgendeinem anderem

so dass die Bewohner hier schnell Hilfe bekommen können, wenn es nötig ist

Sodass zusammen

Es gibt so manche Freizeitangebote im Haus und auch außerhalb und so hat sich eine gute Gemeinschaft gebildet.

Und so - kannst streichen.

Vor einem guten Jahr zog Frau Mühler ein und uns

Das Jahr war gut? Schön. Aber hier passt besser "vor gut einem Jahr"

Und doch kann einen manches Mal die Trostlosigkeit über das eintönige langsam dahinfließende Leben überschwemmen.

"kann einem manchmal" und statt überschwemmen würde ich "überkommen" vorziehen.

passenden Zeit im haus spazieren.

Haus großschreiben.

Irgenwie eine nette, harmlose Geschichte ohne große Aufreger.

LG
BRM

 

Hallo rehla und BRM,

danke für eure doch recht positiven Kritiken. Die angemerkten Fehler habe ich korrigiert und ich habe versucht etwas mehr Spannung aufzubauen. Ich hoffe, es ist mir gelungen.

Vielen Dank und herzliche Grüße

jobär

 

Hallo jobär,

deine Geschichte plätschert so dahin ohne Höhen und Tiefen und ohne großen Konflikt, da stimme ich rhela und BRM zu. Allgemein sind mir häufige Wortwiederholungen aufgefallen. Auch ein paar Absätze könnte der Text gut vertragen.

fit genug sind, für sich selber zu sorgen. In ihren Wohnungen können sie selber kochen, wenn sie möchten, sie können einkaufen oder ins Kino gehen.
Das zweite „selber“ kann weg und das „wenn sie möchten“ würde ich ans Satzende stellen als Überleitung zum nächsten.

dass in einem Raum des Hauses immer eine Pflegerin oder ein Pfleger anwesend ist, sodass die Bewohner hier schnell Hilfe bekommen können, wenn es nötig ist. Die Pflegekräfte begleiten die Bewohner schon seit Monaten und wissen so einiges über ihre übliche Alltagsgestaltung. Deshalb können sie jeden Morgen die einzelnen Bewohner kurz besuchen, ohne sie aus dem Bett zu scheuchen oder bei der morgendlichen Dusche zu überraschen. Sollte sich dann ein Bewohner nicht melden, können die Betreuer mit einem Generalschlüssel schnell in die Wohnung kommen und überprüfen, ob alles in Ordnung ist.
Diese ganzen Absatz finde ich etwas lang und umständlich formuliert auch durch die häufige Wortwiederholung. Probiere es vielleicht einmal so: schreibe dir die Infos, die du vermitteln möchtest in Stichworten untereinander:
-Es gibt einen speziellen Raum im Haus, in welchem immer eine Pflegekraft anwesend ist
-Diese weiß über die Gewohnheiten der Bewohner Bescheid und ist daher in der Lage ihren Alltag zu unterstützen
-Und leistet in Notfällen Hilfe bzw. ist immer ansprechbar/hat einen Generalschlüssel
Und nun verpackt jede dieser Infos in einen Satz und jedes Wort darf nur einmal vorkommen. ;)

Im Haus leben etwa 40 Menschen und wir kennen uns auch alle ganz gut.
Aha, es wird also eine Geschichte aus der ich-Perspektive. Das kommt mir hier etwas zu abrupt: vielleicht „ Im Haus leben etwa 40 Menschen. Ich bin eine/r von ihnen. Wir kennen uns inzwischen alle ganz gut.“ oder so.

Der folgende Absatz wirkt wieder teilweise etwas umständlich mit häufiger Wiederholung von „Zeit“ bzw. „Freizeit“, „Haus“ und „Tag“. Versuche dasselbe noch einmal wie oben beschrieben.

Da, wo die Dialoge einsetzen, wird das Ganze sofort viel lebendiger und weniger umständlich!

Aber schon am Samstag Nachmittag kam Frau Mühler und lud uns beide zum Kaffee am kommenden Nachmittag ein.
Das kling dann wieder umständlich: wieso „aber“? Ist diese Einladung für die beiden Neugierigen etwas Gutes? Oder etwas Bedrohliches?

Wir beiden Männer glotzen sie geradezu an.
Was möchtest du mit dem „geradezu“ sagen? Glotzen sie sich blöd an? Oder auffällig? Oder vielsagend? Konkretisiere solche Füllwörter, dann wird alles lebendiger.

und dann geschah etwas ganz unerwartetes [GROSS]

„Ein bisschen Millionen? Da kann ich ja nur lachen.“. Wenn der junge Mann es wenigsten getan hätte, aber er schaute bitterböse.
Vielleicht besser „die paar Millionen“? Der Punkt hinter dem “ kann weg. Und warum solte der junge Mann wenigstens lachen? Wer möchte das und warum?

Das Ende finde ich etwas verwirrend: Sind die Bewohner nun Eigentümer oder Mieter? Oder gibt es beides im Haus? Denn wenn die Häuser komplett Frau Mühler gehörten, was hat es dann mit dieser „Eigentümerliste“ auf sich?

Also, ein bisschen würde ich hier und da noch schleifen. Frisch ran ans Werk! :)
Die sonnigsten Grüße
von heiterbiswolkig

 

Hallo heiterbiswolkig,

vielen Dank für Deine ausführliche Kritik. Ich habe versucht, Deine Anregungen umzusetzen und ich hoffe, der Schluss ist jetzt logisch.

herzliche Grüße

jobär

 

„Ich habe gerade gelesen, dass für ältere Menschen die Zeit schneller vergeht.“ Herbert war gerade bei mir zu Besuch und wir tranken einen kleinen Kaffee mit Schuss.
„Kann sein, aber noch nicht schnell genug[...]“, murrte ich.*

Die meisten Bewohner der „Sewa“ - schönes Exemplar der Aküspra (Abkürzungssprache) – werden alle noch noch Peter Frankenfelds „Vergiss mein nicht, die Postleitzahl“, kennen und somit gerne in die Anlage ziehen, selbst wenn inzwischen die Postleitzahlen fünfstellig sind, der Name Frankenfeld vom Jungvolk geguugelt werden muss, und da ich mich auch dem Arbeitsmarkt entzogen hab, wäre ich ein potenzieller Kandidat für die Wohnstätte,

lieber jobär,

aber gilt nicht selbst hierorts die Feststellung

n der restlichen Zeit beschäftigen wir uns meistens mit uns selber[?]
und dass sich jeder selbst der Nächste sei? Und dann kann ich für Deinen Text ein älteres Gedicht auskramen auf die Herrenriege zu den Besuchen von Frau M.

Wie Gerüche uns’rer Küche unter Türen,
die verschlossen, unverdrossen sich verlieren,
Nasen schmeicheln, Gaumen streicheln,
somit Kopf und Bauch erweichen -
so die Würze uns’rer Fürze unter Türen,
die verschlossen, unverdrossen sich verlieren,
Riecher plagen, Mägen schlagen -
bräunen schnelle Hemd & Kragen -
nehmen Ohren, was verloren
durch geschloss’ne Tür’ dem Toren
sich verirret, flüsternd schwirret
und wir verschwommen
als nicht mal halbe Wahrheit mitbekommen,
doch erhaschet ists vernommen
und so auf die Welt gekommen!​

Auf jeden Fall halte ich Frau Mühler für eine starke, kluge und vorausschauende Frau, die weiß, was Nächstenliebe und Solidarität bedeuten, dass ich in den Jodler einstimme (Bob Dylan kann aber schöner jodeln als ich ...)

Trivialitäten

Deshalb können sie jeden Morgen die einzelnen Bewohner kurz besuchen, ohne sie aus dem Bett zu scheuchen[,] oder bei der morgendlichen Dusche zu überraschen.
(Ende des Infinitivsatzes)

Und doch kann einen manchmal die Trostlosigkeit über das eintönige[,] langsam dahinfließende Leben überkommen.
(Komma zwischen gleichrangigen Adjektiven)

„Nicht nur, es sind jeden Tag andere Personen. Montags und [m]ittwochs Frauen, [d]ienstags und [d]onnerstags ältere Männer und [f]reitags kommt ein junger Mann.“

Wir hatten Kaffee und Kuchen vor uns, als Frau Mühler meinte:
„Ich habe ie eingeladen, …

... da kam der ältere Mann, der sonst immer [d]ienstags zu Besuch kam, auf ihn zu.
„Und warum kommt Inge dann nicht selber?“[...] Die beiden knurrten sich an …

So sind also die ersten Schritte nachgeholt ...

Gruß

Friedel,
der bei der Durchsicht des Profils ... Na, ich komm darauf zurück.

* Ich geh mal von aus, dass der letzte Satz nicht die Meinung des Autors wiedergebe. Meine ist es eh nicht!

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Friedel,

vielen herzlichen Dank für deine Kritik einer Geschichte, die ich schon im Strudel der Lethe wähnte. Ich werde mich morgen ausgiebig mit deinen Anmerkungen beschäftigen, nur das eine muss ich schnell loswerden:

Ich geh mal von aus, dass der letzte Satz nicht die Meinung des Autors wiedergebe.
So isses - wo ist denn der Schalter für die Verlangsamung.

Gruss vom Jobär, der gleich wieder unterwegs ist
Friedrichard
edit:
Ich habe die Trivialitäten berichtigt, mit einer Ausnahme:

Wir hatten Kaffee und Kuchen vor uns, als Frau Mühler meinte:
„Ich habe ie eingeladen, …
Da Frau Mühler alle drei Gäste anspricht, sollte sie klein geschrieben werden - sagt mir jedenfalls der Duden.

Liebe Grüße

Jobär

 

Ich habe die Trivialitäten berichtigt, mit einer Ausnahme:
Wir hatten Kaffee und Kuchen vor uns, als Frau Mühler meinte:
„Ich habe ie eingeladen, …

Da Frau Mühler alle drei Gäste anspricht, sollte sie klein geschrieben werden - sagt mir jedenfalls der Duden.
Kann sein,

lieber jobär,

selbst die amtl. Regelungen bleiben bei der Höflichkeitsform der Einzelperson. Ich weiß aber auch, dass die Herren Reformatoren gelegentlich ihre eigenen Regeln vergessen und sich damit "eigentlich" selber ins Knie schießen. Warum nicht die eindeutige Formel "euch", die ja im Singular nur noch bei Herrn von und zum Thrönchen verwendet wird?

Aber ich halte Irrtumsfähigkeit für ein Menschenrecht ...

Tschüss und bis morgen

Friedel

 

Jawoll, ist ja der Beginn einer Verschwörung, also euch

 

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