Skater-Pro für’s Leben
Alex wollte schon immer ein Skater-Pro werden. Er kann sich nichts anderes vorstellen, als eines Tages so berühmt wie Tony Hawks zu sein. Für ‚normale’ Arbeit hat er kein Interesse, Alex wird später einer der berühmtesten Skateboard-Fahrer auf der Welt und in Venice Beach wohnen – das steht fest. Warum sollte er mit 20 Jahren auf einer Baustelle arbeiten oder den ganzen Tag vor den PC sitzen und Programme schreiben? Das ist doch langweilig, Alex braucht ein Holzbrett unter seinen Füßen und eine Halfpipe unter dem Brett um Geld zu verdienen. Deswegen interessiert er sich auch nicht für die Schule, im Unterricht denkt er stets an den Nachmittag und was er heute für Tricks lernen möchte. Den Kickflip, Heelflip und Pop Shuvit beherrschte er schon mit 8 Jahren sauber, die ersten Grinds konnte Alex mit 9. In den letzten Jahren befasste sich der Junge mit professionelleren Sachen als diesen Babykram. Den Japan Air lernte er erst vor Kurzem, diese Woche ist der Rocket Air an der Reihe. Alex denkt während der gesamten Schulzeit daran, wie er das Gewicht auf dem Board verlagern muss und an welchen Stellen er den Schwung falsch gewählt hatte, um den Trick ordentlich auszuführen. Mit den anderen Skatern, die noch nicht einmal einen Tailgrap auf die Reihe bekommen, will Alex nichts zu tun haben. Was für Loser das doch sind, und dann trauen die sich noch ihm zu fragen, was sie falsch machen. Vor allem Toni und Ronny – die beiden waren früher seine besten Freunde und können noch nicht einmal einen Nosepick, geschweige denn einen Handplant. Nun sind seine einzigen Freunde Tony Hawks, Steve Caballero, Eric Koston und Chad Muska, von denen er noch nicht einmal die Adresse kennt. Doch wenn Alex erst einmal so richtig berühmt ist und sein Bild in jedem Skateboard-Magazin abgedruckt wird, dann wird es von Fans nur so wimmeln und seine alten Freunde werden herumprahlen, dass sie ihn noch als kleines Kind kennen und dabei waren, als Alex seine ersten Tricks übte.
Ein Junge mit zerzausten Haaren und verschwitzen Hemd steht auf der Pipe – sein Aussehen interessiert ihm schon lange nicht mehr, seit Jahren interessiert er sich nur für das eine – er fährt zum achten Mal die steile Rampe hinunter um seinen Rocket Air zu üben. Doch seine Gedanken schweifen immer wieder ab. Immer wieder, wenn er seinen Trick ausüben möchte, denkt er an den Vormittag, als die Lehrerin die Arbeiten austeilte. Vor Alex’ Tisch blieb sie kurz stehen und sagte den Jungen, dass er das Schuljahr mit seinen Noten wohl nicht bestehen würde. Alex fällt erneut auf seine Knieschoner. Er sieht ein, dass es zwecklos ist, an solch einen Tag noch weiter für seinen neuen Trick zu üben. Mit einen hohen Ollie fährt er aus der Halfpipe und steuert auf das Rail zu. Er ist wütend, die Lehrer in seiner Schule kotzen ihn einfach an. Warum müssen sie ständig auf ihm herumhacken? Sie wollen einfach nicht verstehen, dass Skaten für ihm so wichtig ist. Kurz vor dem langen eisernen Geländer, welches er schon oft abgegrindet hat, macht Alex einen Kickflip, um mit einen einfachen Boardslide auf dem Rail zu landen. Doch er nimmt zuviel Schwung mit und das Board rutschte unter seinen Füßen weg. Während sich seine Beine in den Eisenstangen verfangen, knallt Alex mit einen dumpfen Knall auf den harten Teerboden. Blut läuft aus der Platzwunde an seinem Kopf und Alex verliert das Bewusstsein. Erst Stunden später kommt der Junge im Krankenhaus wieder zu sich, sein alter Freund Ronny hat den Notarzt über sein Handy gerufen. Seine Mutter Irene steht neben ihren Sohn und sagt ihm mit Tränen in den Augen, dass Alex für den Rest seines Lebens Querschnittsgelähmt bleiben wird.