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Sklave..

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11.11.2001
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Sklave..

„Au!“ Schrie sie, als ihr der Besenstiel in den Rücken gestochen wurde. „Du dumme Göre“ hörte sie ein Schreien kurz bevor ihr der Besen noch einmal in den Rücken gestochen wurde. „Du solltest schon längst bei der Arbeit sein, aber statt dessen schläfst du hier ruhig und gemütlich! Los, auf die Beine!“ Halb empört, halb verängstig sprang sie aus dem Bett. Die Kette zwischen ihren Händen rasselte, als sich die Handschellen wieder über ihre Handgelenke schoben. „Schon vor über einer Stunde hättest du bei der Arbeit sein müssen, aber nein, Madam muss ja schlafen...“ eine kleine Pause, bevor aufgezählt wurde was heute alles zu tun sei. Die Liste schien gar kein Ende zu nehmen. Sie hielt ihr mal wieder vor Augen was sie eigentlich war, eine Sklavin, Abschaum, ein nichts. Vor Jahren wurde sie hier her gebracht. Nachdem ihr Dorf abgebrannt war, wurde sie von Sklavenhändlern aufgegriffen und verkauft. Als sie an ihr Dorf, ihre Familie dachte kamen ihr die Tränen hoch. Wo mochten sie jetzt sein? Ob es ihnen gut ging? Mussten sie auch in so einem Loch arbeiteten? Sie schluckte die Tränen runter, erst musste sie selbst zurechtkommen. Sie zwang sich diese schmerzhaften Gedanken beiseite zu schieben und sich wieder auf die Liste zu konzentrieren die bis Mittag zu erledigen hatte. - Wie sollte sie das alles schaffen? Hatte ihr Herr denn so wenig Ahnung davon wie viel Zeit das alles in Anspruch nehmen würde? Sie wollte nicht schon wieder verprügelt werden, nur weil sie die Aufgaben nicht schaffte! Sie spürte noch die Striemen auf ihrem Rücken, versuchte ihre Arbeit so zu verrichten, dass sie ihn nicht ganz so sehr belastete. Gründlich reinigte sie die Gästezimmer, ging schleunigst wieder in die Küche hinunter um das Geschirr aufzuwaschen. Schnell war sie damit fertig, als sie eine zusätzliche Aufgabe von der Frau ihres Herrn bekam. Sie sollte einen kleinen Handspiegel innerhalb der nächsten 20 Minuten reinigen, wobei ihre Herrin betonte das er blitzblank sein müsse, und das sie ihn persönlich kontrollieren würde. Der Spiegel war reich mit Silber und Gold verziert. Zwei Schlangen wanden sich um ihn und verbanden sich zu einem zierlichen Stiel. Obwohl das Silber schwarz angelaufen und das Glas fleckig war sah er immer noch sehr wertvoll aus. Sie hatte lange keinen Spiegel mehr in der Hand gehalten und fürchtete sich fast vor dem Anblick. Langsam hob sie ihn vor ihr Gesicht und sah eine zerlumpte, schmutzige und abgemagerte junge Frau – kein Vergleich zu dem Bild das sie vor sechs Jahren gesehen hätte, als sie noch zu Hause gewesen war. Ihre einst fülligen roten Wangen waren nur noch Haut die sich um Knochen spannte, das einst so wunderschöne, lockige Haar hing schlaff herunter, die Augen matt, kein bisschen von ihren früheren Glanz war mehr zu sehen, zerlumpte Kleidung die schlaff über ihren abgemagerten Körper hing, ihr war rein gar nichts mehr geblieben. Sie verfluchte dieses Leben, hätte diesen verfluchten Spiegel am liebsten gegen die Wand geworfen und wäre weggerannt. Doch schon erinnerte sie das klappern der Fesseln daran das sie hier eingesperrt war, keine Chance hatte davonzukommen. Tränen liefen über ihre Wangen und sie sank auf den Boden.
„Wie lang soll ich das noch aushalten? Womit habe ich das verdient? Oh Gott, möge es dein Wille sein“, betete sie, „Schicke einen Fluch auf dieses abscheuliche Haus, auf das es der Blitz treffe und diese, diese Bestie von einem Herrn erschlägt. Auf das alle, die unter ihm gefangen waren glücklich um seine Leiche tanzen können und ein Freudenlied anstimmen können. Amen.“ Während dieses kurzen Stoßgebetes, das sie nicht das erste Mal gesagt hatte, hatte sie sich wieder aufgerichtet, Mut gefasst, das der Schöpfer sie eines Tages erhören würde und sie hier rausholen würde.
Sie wischte sich die Tränen weg und begann nun endlich damit den Spiegel zu reinigen. Jedenfalls versuchte sie es, denn der Schmutz saß so tief in den Fugen der Schlangenkörper das er kaum zu entfernen war, und wie diese Flecken auf das Glas gekommen waren war ihr auch ein Rätsel. Sie benutzte jedes Seifenwasser das ihr zur Verfügung stand, putzte bis ihre Hände weh taten, so richtig sauber wurde der Spiegel jedoch nicht. Je schneller die Zeit verstrich desto mehr fingen ihr Hände an zu zittern, sie konnte nichts dagegen tun, denn Panik davor, was die Herrin mit ihr tun würde, wenn der Spiegel nicht völlig sauber war, kam in ihr hoch. Sie fuhr sich durch die Haare – das hatte doch alles keinen Sinn! Je mehr die Zeit voranrückte, desto zittriger wurden ihr Hände, sie konnte den Spiegel kaum noch richtig festhalten, bis er ihr schließlich aus den Händen rutschte und in Tausend Stücke zerbrach.
„Nein!“ Sie schlug ihre Hände vor dem Gesicht zusammen – Wie konnte das passieren? Das ist doch nicht möglich! Sie kniete sich hin um die Scherben aufzuheben, doch sie wusste das es zu spät war - sie hatte alles verdorben. Tränen liefen ungehemmt über ihre Wangen, denn sie wusste was die Strafe sein würde. Sie würde drei Tage nichts zu Essen bekommen und so lange ausgepeitscht werden bis sie sich nicht mehr rühren konnte. Weinkrämpfe schüttelten sie. Nein, es ging nicht mehr, sie konnte und wollte es nicht mehr aushalten, die sieben Jahre in diesem Haus waren die reinste Qual gewesen. Sie würde nie mehr hier raus kommen, wenn sie nicht jetzt einen Schlussstrich ziehen würde.
Ihre Hände waren mit einem Mal ganz ruhig, sie wusste was zu tun war, es gab einfach keinen anderen Ausweg mehr. Was auch immer kommen mochte, es konnte nur noch besser werden. Wie in Trance wanderte ihre Hand zu einer der größeren Scherben, fasste sie ganz fest an, bis das Blut am Rand herunter lief. Sie atmete tief durch - nein, Angst hatte sie eigentlich nicht, nur den festen Willen es durchzuführen. Sie fuhr sich mit der Scherbe über den Arm, bis das Blut nur so floss und lehnte sich zurück. Jetzt konnte kommen was wollte ihr würde es egal sein. Sie sah in Gedanken wie ihre Gebieterin hereinkam und ihren Toten, Blutleeren Körper vorfinden würde, wie sie sich über den zerbrochenen Spiegel aufregen würde. Sie glaubte nicht das ihre Besitzerin sich irgendwelche Gedanken über ihren Tod machen würde, aber das konnte ihr egal sein, denn eine wohlige Dunkelheit begann sich um sie zu legen - sie war endlich von ihren Qualen erlöst. Sie entspannte sich und gab sich dem Tode hin.

 

Mitreißend geschrieben, echt.

Schockierend.

Wer denkt schon nach, über den Tod einer Sklavin?
Traurig ist, daß es vielen Menschen tatsächlich so geht. Aber die sieht man nicht, wenn man sich etwa eine Jean kauft, deren Baumwolle von Sklaven geerntet und von Kindern gefärbt wurde. Wer sieht das schon.

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Falls das ein Traum von Dir war, würde ich ihn mir deuten lassen, von jemand seriösem.

Alles liebe
Häferl

 

"Mmh", dachte ich sofort, als ich anfing zu lesen. Eher ein fragendes "mmh". Ein ausgesprochen schwieriges Thema hast Du da aufgegriffen. Warum? Weil es für einen freien Menschen, der in einer relativ freien Gesellschaft aufgewachsen ist, recht schwierig ist, sich das Leben eines (gefesselten) Sklavens vorzustellen.

Gefühle und Gedanken werden oft vom Leben und Umfeld geprägt, daher mein "mmh". Die Sklavin hat einerseits unterwürfige Gedanken (adressiert den Sklavenhalter mit "Herrn"), andererseits ist sie sauer, wütend, empört. Und das nach 6 Jahren? Zweifelhaft! 6 Jahre sind eine lange Zeit; die Phasen des Unglaubens, des Zweifelns, der Wut werden schon längst verstrichen sein. In diesen 6 Jahren wird sie schon oft Dinge getan haben, die ihr widerstrebten und die ungerecht waren, aber ein Mensch gewöhnt sich an sein Umfeld. Ganz langsam, aber er findet sich mit so etwas ab. Das heisst nicht, dass die Sklavin keine aufmüpfigen Gedanken mehr haben kann, aber sie wird sicher zu sehr im Trott ihres jetzigen Lebens sein, dass sie nicht mehr solche Spontantaten, wie Selbstmord, so ad hoc verüben wird.

Seltsam ist es, eine Haushaltssklavin seit 6 Jahren in Ketten zu haben. Behindert dies nicht die Arbeit? Ich denke nicht, dass das auch von Seiten der "Herren" sinnvoll wäre, da die Sklavin damit alles kaputtmachen würde.

Wie gesagt, es ist ein so schwieriges Thema, was Du Dir da ausgesucht hast, aber psychologisch halte ich die Taten Deiner Sklavin für nicht so recht nachvollziehbar, nicht nach einer solch langen Zeit. Warum wirft sie ausgerechnet jetzt ihr Leben weg? Warum nicht schon eher? Nur, weil sich die Scherben anbieten? Es hätte sicher vorher andere Gelegenheiten gegeben. Ich weiss nicht, ich mag Unrecht haben, aber ich zweifele daran, dass die Gefühle Deiner Sklavin je authentisch klingen könnten.

 

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