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So klein mit Hut

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06.06.2002
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So klein mit Hut

Sylvia zog lächelnd einen süßen Riegel TwixiPic aus dem Automaten der Verlags-Kantine. Der künstliche Saturn-Morgen dämmerte erst langsam. In einer Stunde würde das grelle Neonlicht wieder zu intensiver Textarbeit rufen. Noch Zeit haben und in der gravitationsarmen Kantine etwas die Müdigkeit ausklingen lassen, besser als abgehetzt anzukommen. Es tippte auf ihrer Schulter.
„Huch!“
Die Kollegin Monika benötigte wieder jemanden zum zuhören:
„Seit wir die Arbeit gemeuchelt haben, geht es mir wieder bestens. Das war eine Superidee, unsere Rufnummern aus dem Impressum zu nehmen, Sylvia Schatz.“
„Warum sollen wir mit Lesern reden, wenn wir uns mit Kollegen viel intensiver unterhalten können?“
Das Licht wurde greller und die Redakteurinnen setzten sich in die Sessel und rollten in ihre Büros.

Tatsächlich, der Bildschirm blieb weiß: Weder petzende Leser, noch wutentbrannte City-Bürger, auch kein weinender Suizidaler. Sylvi klickte den Messenger in die eine Bildschirmhälfte und wählte Monika wieder an. Die Kollegin besserte ihre Schminke nach.
„Magst du mich so mit Lidschatten?“
Der Messenger fing an zu blinken: Anruf von außen. Die Arbeit war wieder unvermeidbar. Das markante Gesicht von Polizei-Oberst Henning schob sich auf den Bildschirm:
„Bitte Sylvia, du musst mir helfen. Ich darf die Rebellen und Erpresser am anderen Ende der Milchstraße nicht einfach zu den Akten legen. Erinnere dich, die Bande im Mikrokosmos, die gleichzeitig versuchte uns makrokosmisch mit zerstörerischen Schwingungen zu bedrohen.“
„Ja, nun erinnere ich, die tanzende Roboter-Gang unter dem Mikroskop! Bisschen weit entfernt, schätze ich mal.“
„Liebe Sylvia, wir haben eine Einladung vom Oberkommando der Saturn-Streitkräfte.“

Einige Stunden später saßen die Reporterin und der Galaktopol-Detektiv in der verbunkerten Kommando-Zentrale. Reges uniformiertes Treiben füllte die Operationszentrale. Statt Lagebeurteilung gab es ein Video vom militärischen Aufmarsch der drei rebellennächsten Sonnensysteme. Bis an den Horizont war eine Ebene des fernen Freund-Planeten auf dem Video mit lagernden Truppen bedeckt, die per Shuttle zu den im Orbit wartenden Kampfkreuzern geflogen werden sollten. Dann kam eine junge Soldatin mit raschem Joint im Mundwinkel und hochgeschobenem Helm-Visier ins Bild. Zu der von ihr geführten Robotergruppe hielt sie mit einer Art Fernbedienung Kontakt und rief einen abirrenden Automaten wieder zurück zum Sammelplatz der Gruppe.
„Werden sie Gnade kennen?“, fragte ein Reporter.
Der Kampfroboter löcherte die Luft mit einer knallharten sekundenschnellen Schlagserie.
„Fragen sie ihn“, quetschte die Gruppenführerin grinsend heraus.
Dann war das Video beendet und irgendein hochrangiger Kommandeur übernahm die weitere Einweisung. Sylvia stieß Henning leicht an und raunte:
„War ja interessant. Nur, was haben wir bei diesen Entfernungen damit zu tun?“
Eine Holographie zeigte den Angriffsplan der Galaktischen Streitkräfte gegen die Rebellenplaneten. Leuchtend dicke blaue Pfeile markierten die Hauptstöße. Dünnere Pfeile zeigten in Richtung der Monde. Der für die Feindlage zuständige General markierte die vermuteten vorderen Grenzen der gegnerischen Raumverteidigung.
„Dies war der makrokosmische Angriffsplan der benachbarten Sonnensysteme. Ein Angriffsverband der Saturnstreitkräfte in Divisionsstärke unterstützt von Polizeikräften wird die mikrokosmische Attacke führen und bevor die makrokosmischen Kräfte gelandet sind in die sozialen Binnenstrukturen des Gegners eindringen.“
Sylvia war nicht mehr zu halten:
„Sehr geehrter Herr Kommandeur, auch ich habe mein Basistraining in Raumverteidigung gemacht und weiß ganz sicher: Die Rebellenplaneten sind zu weit weg!“
Der für mikrokosmische Operationen zuständige Offizier übernahm das Mikrofon:
„Wie die meisten Anwesenden wissen, ist nach den großen Umweltvergiftungen auf den von Menschen bewohnten Planeten der Milchstraße diese Galaxie in riesigen Computeranlagen nachgebildet worden und wir führen unbemerkt eine ausschließlich virtuelle Existenz in Großrechnern. Diese stehen auf fast jedem Planeten. Jeder hier Anwesende besteht ausschließlich aus Zahlen und einer intelligenten Informationsverarbeitung. So sind auch die Rebellenplaneten ausschließlich nur Zahlen, die wir mit entsprechenden Decodern in sichtbare Landschaften verwandeln können."
Dann leuchtete ein Gate auf und sie krabbelten wie Schlafwandler hindurch. Schließlich kamen sie in einer anderen Welt an.

Auf dem Rebellenplaneten waren sie vor einer Stadt in einem Graben gelandet. Ein Hunderudel lungerte nicht weit von ihnen lustlos an einer Flugabwehrbatterie herum und suchte den dunklen Weltraum nach Feind ab. Jetzt konnte es Sylvia auch erkennen, die Kampfkreuzer hatten die vordere Verteidigunslinie der Weltraumrebellen erreicht. Sie schoben eine Feuerwalze vor sich her und kamen rasch näher. Wie Hornissenschwärme starteten dann plötzlich die leichten Kampfflugzeuge aus den Großschiffen heraus. Für das Hunderudel wurde es ernst, als die Jabos aus den Sonnen fast unerkennbar heraus angriffen. Der Geschützführer, ein Bernhardiner, gab einige Salven ab und dann suchten alle mit ihrem Feldgepäck das Weite.
„Auf!“
Oberst Henning übernahm das Kommando und sie sickerten langsam in die Stadt, während die befreundeten Bodentruppen außerhalb der Stadt landeten. Das Verkehrschaos in Rebellencity war unbeschreiblich und Oberst Henning knallte einem jungen Löwen, der sich irgendwie schlimm aufgeregt hatte, die Autotür zu.
„Sag mir doch bitte Henning, was sollen wir denn hier noch wichtiges machen.“
Virtuelle Rückreise war angesagt. Doch die Technik-Staffel schleppte das zusammengepackte Gate irgendwo am Ende der Kolonne. Dann erkannte Polizeioberst Henning den Grund des Super-Staus auf der Hauptverkehrsstraße dieser Regierungsmetropole des Planeten NY4593: Ein riesiger Panzer mit hochgekurbelter Kanone stand auf der Fahrbahn quer. Ein Frontmann der Saturn-Division knallte Abschlepphaken gegen die Panzerwanne und langsam öffnete sich eine Luke. Wummernde Rhythmen schallten über den Platz, während der Kommandant, ein Braunbär, tänzelnd seinen muskulösen Oberkörper durch die Kommandanten-Luke zwängte. Henning und auch der Löwe waren nicht mehr zu halten:
„Könnt ihr das nicht sehen, keiner kommt durch. Platz machen, aber dalli!“
Der Bär blinzelte und gab seine Anweisungen an den Fahrer:
„Kleiner, komm hoch, geht rückwärts!“
Dann an die Umstehenden gewandt:
„Wir sind ein Fahrschulpanzer, nichts anderes. Der Kleine bemüht sich, so gut er kann.“
Nun öffnete sich ganz vorne auch eine winzige Luke und ein Eichhörnchen mit Barett und Kopfhörern kam fragend herauf und fingerte an seinem Rückspiegel. Ruckend setzte sich der Koloss in Bewegung und parkte rückwärts ein. Langsam kam der Verkehrsstrom in Gang. Auch der Löwe war nunmehr beruhigt und lieferte in einem nahegelegenem Supermarkt seine Knackwürste ab.

Etwas ratlos kniete die schier endlose Infanterie-Kolonne am Straßenrand.
„Da im Park könnt ihr euren Befehlsstand aufbauen, das haben bisher alle Okkupanten so gemacht“, rief ein mitdenkender NY4593-Bürger. Endlich konnte der übergroße Stadtplan aufgehängt werden und der Divisionsstab malte mit farbigen Kreiden seine Objektkringel und steckte Fähnchen mit den dort vorgesehenen Truppenteilen. Ein Pfiff ertönte zum Sammeln und der Operations-Offizier rief zu allen Anwesenden:
„Tagesbefehl, Tagesbefehl! Der Kommandeur gibt den Tagesbefehl.“
Der Divisionskommandeur blickte seine Leute vom anderen Ende der Milchstraße über eine Goldrandbrille an:
„Wir besetzen die Stadt nach W - Z - H - B - K! Alles, was wichtig, zentral, hoch, eine Brücke oder ein Verkehrsknotenpunkt ist, wird von uns als Objekt besetzt. Noch Fragen? Keine!“

Vom Stadtrand her tönte ein Brummen, die Truppen der benachbarten Sonnensysteme waren zur Sturmfahrt angetreten und wenig später schob sich ein kleiner Landepanzer mit aufgesessener Robotergruppe um die Hausecke. Sylvia traute ihren Augen nicht, im kleinen Turm hinter der Laserkanone erkannte sie die Soldatin aus der Fernsehsendung.
„Hallo, wir kennen dich vom Fernsehen, hier ist alles friedlich!“ Gemeinsam mit ihr und den Robotern gelangten Henning und Sylvia zum Machtzentrum des Planeten, welches auf einer Anhöhe in einer burgartigen Befestigungsanlage untergebracht war. Geöffnet wurde sofort. Die dortige Regierung war über den Angriff sehr enttäuscht und drohte alles biologische Leben des gesamten Universums mit dem schädlichen Wellenspektrum zu vernichten. Oberst Henning kam dieser Erpresserbande zuvor und gab zur Sprengung der Sendeanlagen den Befehl. Riesige Raumtorpedos zertrümmerten Teile von NY4593. Auch die Stadt, in der sich Sylvia befunden hatte, blieb nicht verschont.

Benommen wachte sie in einem einfach aber farbig gestaltetem Raum auf und hörte von ferne sanfte Geigenmusik. Heilige mit weißen Umhängen voller funkelndem Sternenstaub standen um ihr Bett herum.
„Liebe Sylvia, du bist dort, wo du seit deiner Kindheit hin wolltest, du bist im Himmel“, erklärte ihr eine heilige Frau im Nonnengewand.
„Oh, dann werde ich die Redaktion, Monika meine Freundin, den Saturn niemals wiedersehen?“
„Bewahre, wir sind hier eine Durchgangsstation mit großen Problemen im Kapazitätsbereich. Froh über jeden, der hier mit klaren Vorstellungen ankommt. Unser Hausdiener wird das güldene Gate auf deinen Arbeitsplatz in der Redaktion einstellen."

Sylvia blinzelte. Tatsächlich, saß sie an ihrem alten Arbeitsplatz in der Redaktion. Der Bildschirm blinkte: Monika, ihre Kollegin, auch Polizei-Oberst Henning baten um Benachrichtigung nach Rückkehr aus himmlischen Gefilden.
„Ja, Henning, was war denn das, du hast auf NY4593 ziemlich gewütet?“
„Na und? Sylvia, der Fall ist abgeschlossen. Wir warten alle auf deinen Artikel.“
„Hallo Sylvia, hier Monika. Oh, wie schrecklich. In der Redaktion hatte es sich herum gesprochen, dass du im Himmel gelandet warst. Ich wollte schon, um dich zu besuchen, aus dem Fenster springen.“
„Liebe Monika, jetzt bin ich wieder an der Arbeit und muss bis zum Redaktionsschluss in fünf Stunden meinen Artikel noch schreiben. Danach lass uns Tanzen gehen.“

Kolumne der Kriminalreporterin Sylvia Witt:
"So klein mit Hut, ist das Individuum, wenn Polizei-Oberst Henning mit seiner Dienststelle Galaktopol auf Verbrecherjagd - ich berichtige - auf Erpresserjagd geht. Die Bande auf NY4593 dachte, sie bekäme Bares von uns, das war ihr Fehler. Eure Sylvia."

 
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Hi Gerhard,

zellzerstörerischen Schwingungen
Welch adäquate Sprache. :D

"(...) die Bande im Mikrokosmos, die gleichzeitig versuchte uns makrokosmisch mit zellzerstörerischen Schwingungen zu bedrohen.“ „Ja, nun erinnere ich, die tanzende Roboter-Gang unter dem Mikroskop!(...)"

Welch Wunder, dass das Erinnerungsvermögen hier die Story so schön erzählt. :rolleyes: Hier fühlt der Leser sich veräppelt. Hier noch mehr:

Wie die meisten wissen, ist nach den großen Umweltvergiftungen auf den von Menschen bewohnten Planeten der Milchstraße die Galaxies in riesigen Computeranlagen nachgebildet worden und wir führen unbemerkt eine ausschließlich virtuelle Existenz in Großrechnern.

Der Kampfroboter löcherte die Luft mit einer knallharten sekundenschnellen Schlagserie.
Das hört sich an, als ob er die Luft unter Gewaltanwendung ausfragt.

Nicht weit von ihnen stand ein Hunderudel lustlos an einer Flugabwehrbatterie und suchte den dunklen Weltraum nach „Feind“ ab.
Genau. Sie greifen an! Hasso, fass! Wäre ein Radar (sehr altmodisch) nicht wesentlich sinnvoller? Hunde können außerdem doch nur gut riechen und hören, und nicht gut sehen. Da sich das in einem Großrechner abspielt vielleicht entschuldbar, stimmungsvoll aber auf keinen Fall.

Das Verkehrschaos in Rebellencity war unbeschreiblich und Oberst Henning knallte einem jungen Löwen die Autotür zu, der sich irgendwie schlimm aufgeregt hatte. „Sag mir doch bitte Henning, was sollen wir denn hier noch wichtig machen.“
Welch konkrete Beschreibung, warum sich der Löwe aufgeregt hat. Über den nachfolgenden Satz bin ich auch gestolpert.

Deine Sprache war mir insgesamt zu lari-fari. Die Charaktere unterhalten sich wie in einer schlechten Seifenoper. Der Story zu folgen ist sehr anstrengend, und das Ende ist sinnlos. ("Huch, schon zu Ende?")

Hat mich nicht vom Hocker gehauen.

Gruß

MisterSeaman

 

Hallo Gerhard,

wär nicht schlecht, wenn du mehr Absätze in deine Geschichte machen würdest. Wenn du so in einem Streifen durchschreibst, macht es das Lesen nicht gerade einfacher.
Wenn ich das richtig verstehe ist das die Fortsetzung von deinen anderen beiden Galaktopol-Geschichten. Dadurch das du noch Künstliche Realität àla Matrix reinbringst wird das ganze noch verwirrender. Aber so hast du eine Erklärung für die seltsamen Erscheinungen in deinen anderen beiden Geschichten.
Aber auf mich wirkt die Story wie nix halbes und nix ganzes. Wie schnell hast du sie fertiggeschrieben? In fünfzehn Minuten?

Gruß
Shinji

 

Hallo Mister Seaman, hallo Shinji Shibi,
die Geschichte ist erstmal etwas erweitert worden. SciFi wirkt immer etwas fremd - oder wie sollte es anders sein. So wie die Bedingungen auf einem anderen Kontinent anders sind, ob wir sie verstehen oder nicht, so wird das Leben in einer anderen Zeit, auf anderen Planeten, mit anderen Rechnern etwas verfremdet dargestellt. Warum sollten Tiere anderswo nicht andere Aufgaben haben? Ob es ihnen dadurch besser geht, wenn sie menschenähnlicher werden, bleibt dahin gestellt. Die virtuelle Existenz sehe ich nicht so absolut in der Geschichte. Es werden bei den Beteiligten auch immer Wissensdefizite vorausgesetzt.
MfG Gerhard Kemme

 

Hast du deine Storys für die Serien neu geschrieben? Oder nur kopiert? Ich hab die Serien-Version nicht gelesen.

 

Galaktopol (Serie)

@Shinji-Chibi

Shinji-Chibi schrieb:
Hast du deine Storys für die Serien neu geschrieben? Oder nur kopiert? Ich hab die Serien-Version nicht gelesen.
Die vierte Episode: "Gerichtstermin" ist neu, während die anderen drei Teile zwar etwas überarbeitet wurden, aber ansonsten unveränderdert geblieben sind. Durch den Aufbau als Serie können nunmehr weitere Teile in die Rahmenhandlung eingebunden werden.
MfG Gerhard Kemme :read:

 

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