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So sinnlos

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23.05.2005
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So sinnlos

Für SIE

So sinnlos

oder

Das Geheimnis der toten Bienen


Er verharrte nun schon seit etwa drei Stunden im Dunkeln, auf sein Opfer wartend. Er wusste nicht genau, auf was er wartete, aber wenn er es gefunden hatte, würde er es wissen. In seinen Händen befand sich ein Gewehr, dass sich seit acht Generationen in seiner Familie befand. Anfangs hielt er es für unnötig, es mit sich rumzutragen, aber inzwischen hatte er angefangen, die Zeichen zu deuten. Alles hatte ganz harmlos angefangen. Beinahe schon zu harmlos.
Er war wie jeden Morgen aufgestanden. Daran hätte er schon erkennen müssen, dass ihm etwas bevorstand; aber er tat es als Nichtigkeit ab. Er machte sich sein Frühstück und irgendwie war alles so wie immer. Aber trotzdem ignorierte er das Offensichtliche. Hätte er doch nur früher reagiert, dann müsste er sich jetzt nicht die halbe Nacht um die Ohren schlagen.
Als er sein Haus verließ, um zur Arbeit zu gehen, und die Haustür hinter sich schloss, schien die Sonne. Jetzt verfluchte er sich in Gedanken dafür, dass er nicht spätestens hier stutzig geworden war.
Während er arbeitete geschah nichts Ungewöhnliches. Er konnte es immer noch nicht fassen, dass er das zu diesem Zeitpunkt nicht unheimlich fand. Dann fiel ihm wieder ein, warum dem nicht so gewesen war: Als er bei seiner Arbeitsstelle ankam, hatte sich auf seinem Schreibtisch eine tote Biene befunden, deshalb war er auch so beruhigt gewesen.
Nach Feierabend begab er sich gen Heimat und dachte an nichts Schönes – bis er vor seiner Haustür angekommen war. Dort kam ihm wieder die Erinnerung an jenen Sommer, der schon viel zu lange her war. Er hatte sich endlich getraut, Natalie, das begehrteste Mädchen in der Klasse, zu fragen, ob sie mit ihm gehen wolle. Sie hatte ihn ausgelacht, vor der ganzen Klasse. Dass sie ihn abgewiesen hatte störte ihn nicht (er hatte sie sowieso nur gefragt, weil er eine Wette verloren hatte), nur die Schmach, vor der Klasse gedemütigt worden zu sein, brannte hart in seinem Herzen. Er nahm sich vor, Natalie umzubringen. Dass tat er nicht deshalb, weil er etwa dachte: ‚Wenn ich sie nicht haben kann, soll sie keiner haben’, sondern weil er dachte: ‚Wenn sie mich abweist, weist sie jeden ab, und dass kann ich keinem Jungen antun, sie am Leben zu lassen, damit sie noch mehr Leute kränkt!’ So reifte also dieser Plan in ihm.
Aber dann passierte etwas, was ihn seinen Plan revidieren ließ:
Natalie kam zu ihm und entschuldigte sich dafür, dass sie ihn ausgelacht hatte; sie hatte nämlich gedacht, dass er sie nur verhohnepipeln wollte. Sie fragte:
„War es dir wirklich Ernst?“
„Nein, ich hatte nur eine Wette verloren, und musste dich deshalb fragen.“
Als er das gesagt hatte, hätte er sich am liebsten die Zunge rausgerissen, durch den Fleischwolf gedreht, die Überreste verbrannt und die Asche aus einem Flugzeug über dem Pazifik verteilt. Oder über den Atlantik.
„Was für eine Wette?“
„Wir haben gewettet, dass ich mich nicht traue, dir meine Liebe zu gestehen, und ich habe mich nicht getraut, also musste ich dich fragen, ob du mit mir gehen willst.“
„Das ist das Romantischste, was ich je gehört habe! Ich hätte ja auch schon vorher zugesagt, aber ich habe in der Klasse einen gewissen Ruf zu wahren und musste dich deshalb ablehnen. Aber jetzt sind wir alleine, du kannst mich gerne...“
„Ficken?“ Der Ozean war noch viel zu gut für seine Zunge.
„Das sowieso, aber ich meinte, mich gerne noch einmal fragen.“
„Was?“
„Ob ich deine Angetraute werden will.“
„Wieso solltest du das wollen? Oder wieso sollte ich das wollen?“
„Öh, null Ahnung? Du hast doch mit dem Scheiß angefangen. Und denk doch mal an die Vorteile: Du könntest mich legal ficken.“
„Oh, hallo, da kommt man doch ins Geschäft. Okay, willst du?“
„Was?“
„Meine Frau werden?“
„Bist du verrückt? Wir sind erst in der vierten Klasse!“

Moment mal! Sein Gedächtnis musste ihm einen Streich spielen. Aber warum sollte es? Es war doch sein eigenes. Jedenfalls erinnerte er sich daran, sich daran zu erinnern, dass er in der zehnten Klasse mit Natalie ausgegangen war. Um halb zwölf kamen sie vor seiner Haustür an. Die Grillen zirpten und der Mond schien.
„Das war der schönste Tag meines Lebens“, flüsterte sie ihm ins Ohr.
Sie sahen sich gegenseitig in die Augen. Na ja, weil es so dunkel war, riskierte er einen langen Blick auf ihre prallen, festen Brüste, von dem sie nichts mitbekam, weil sie sich auf seinen Schritt konzentrierte und sich fragte, wie viel sich dort befinden würde.
Plötzlich fühlten sich beide ertappt und schauten dem Anderen wieder in die Augen, beide froh darüber, dass der Andere nicht bemerkt zu haben schien, dass der eigene Blick woanders weilte. Dann spitzten sich ihre Lippen, ihre Köpfe bewegten sich aufeinander zu und...
„Ahhhhhhhhh!“
Sie fiel zu Boden.
Der herbeigerufene Notarzt würde später feststellen, dass sie an einem Herzinfarkt gestorben war.
Wieder einmal sah er seine These, dass das Leben unfair war, bestätigt. Wie konnte jemand mit solch perfekten Brüsten sterben, bevor er diese berühren konnte? Obwohl, bis der Notarzt eintreffen würde, war dazu ja noch genügend Zeit.
Als er gerade beim schönsten Antatschen war, öffnete Natalie ihre Augen.
„Natalie... Deine Brüste fühlen sich so komisch an!“
„Das kommt nur daher, dass sie echt sind.“ Dann schloss sie ihre Augen für immer.

Als er also vor seiner Haustür aus seinen Gedanken an damals aufschreckte, sah er auf dem Wegchen zwischen Straße und Haustür eine tote Biene. Er betrachtete sie misstrauisch. Sie war noch ziemlich jung. Das gelbe Fell war kaum mehr als ein Flaum. Er hob seine Aktentasche und hieb mehrere Male auf das Insekt ein, bis er sicher sein konnte, dass es sich nicht mehr regte.
Er schloss seine Haustür auf und trat ein. Dann rannte er in den Keller und lud sein Gewehr durch. Er schloss die Kellertür ab und wartete im Dunkeln. Er hatte nun schon drei Stunden gewartet. Er wusste nicht genau, auf was er wartete, aber wenn er es gefunden hatte, würde er es wissen.
Neben ihm lag eine tote Biene. Sie war noch ziemlich jung. Das gelbe Fell war kaum mehr als ein Flaum.

Tserk
17.04.2005, 17 Uhr 30 bis 18 Uhr 18

 

Tserk schrieb:
Nachtrag 18.04.2005: Das hier sollte eigentlich ne gescheite Geschichte werden. Das hier ist nur so während dem Schreiben entstanden. Ich mach noch was draus, versprochen.

Moin Tserk...

Kommentare zur Geschichte bitte in ein Posting unter der Geschichte schreiben.

Dankeschön
Alisha

 

Ja, sorry. Das Problem ist halt, dass ich diese Geschichten normlerweise per E-Mail an Freunde verschicke... Aber ich gelobe Besserung

 

Moin Tserk!

Also eines habe ich nicht so richtig begriffen: Was ist eigentlich der Sinn dieser Geschichte? :confused: :confused: :confused:
Dass der Prot ständig die toten Bienen findet, als Symbol für die verstorbene Natalie, oder so ähnlich, das ist ja irgendwie noch nachvollziehbar.
Aber was hat es eigentlich mit dem Herzinfarkt auf sich, warum kommen diese Bienen, was für eine Rolle spielt es, dass der Prot bei Ereignislosigkeit misstrauisch wird? Kurz, was wolltest du dem Leser mit der Story eigentlich sagen???
Oder war der Sinngehalt in dem Titel "So sinnlos" wiedergegeben? Wenn ja, was hast du dir dabei gedacht? Sollte der Titel mich vorwarnen, dass ich keinen Sinn in der Geschichte erwarten sollte? Hätte ich das verstanden, hätte ich es nicht gelesen.

Außerdem: Irgendwie weiß ich auch nicht, was die Story mit "Humor" zu tun hat. Wäre sie nicht besser in, sagen wir, "Seltsam" aufgehoben?

Na ja, als Ansatz für eine echt gruselige Mystery-Geschichte ist die Idee vielleicht nicht schlecht. Aber da musst du die Geheimnisse schon irgendwie aufklären.

Ciao, Megabjörnie

 

Hallo mb, ich muss dir danken, für deine kritik. Sie war das witzigste, was ich hier auf kg.de je gelesen habe!
Du hast Recht, die Bienen symbolisieren die tote Natalie. Dem Leser wollte ich mit dieser Geschichte verdeutlichen, dass in unserer heutigen Konsumgesellschaft nur noch äußere Werte zählen, und dass auf die inneren nicht mehr geachtet wird.
Mit dem Titel "So sinnlos" wollte ich verdeutlichen, dass die Geschichte sehr sinnvoll ist.
Falls du deine Kritik - was ich nicht hoffe - traurigerweise ernst gemeint hast... dann tust du mir echt leid.

 

Dubioses Machwerk, in der Tat!

Was mir beim ersten Lesen negativ in die Glotzer sprang, waren die zahlreichen das-dass Fehler. Ich empfehle die ausführliche Lektüre der Website http://www.dassdas.de/.
Eine Alternative wäre, den Duden unter dem zu kurzen Tischbein hervorzuholen und dort mal nachzuschlagen ; )
Generöserweise hier die Stellen, die ich auf Anhieb wiedergefunden habe:

In seinen Händen befand sich ein Gewehr, dass sich seit acht Generationen in seiner Familie befand.

Dass tat er nicht deshalb, weil er etwa dachte:

Wenn sie mich abweist, weist sie jeden ab, und dass kann ich keinem Jungen antun, sie am Leben zu lassen, damit sie noch mehr Leute kränkt!

Ansonsten keine orthographische Apokalypse, sondern durchweg anständig!

Als er das gesagt hatte, hätte er sich am liebsten die Zunge rausgerissen, durch den Fleischwolf gedreht, die Überreste verbrannt und die Asche aus einem Flugzeug über dem Pazifik verteilt. Oder über den Atlantik.

Der Satz hat mir sehr gut gefallen! Two thumbs up. Das Wiederaufgreifen des Gags ein paar Zeilen später allerdings halte ich für überflüssig - Geschmackssache.

Zum Inhalt muss ich sagen: Siehe oben. Dubios. Der humoristische Aspekt kommt mir zu kurz; Seltsam träfe es wohl doch besser.
Ich weigere mich darüberhinaus, irgendetwas in die Story hineinzuinterpretieren, weil ich keinen Ansatz dafür sehen kann...

 

Ja, das mit den dassdas isch scho n Problem, aber nur, weil ich immer nachts schreib und mich net so konzentrier. Werd versuchen, s zu ändern. (das "das" nach dem Komma hier war beabsichtigt...kommt net so witzig, ich weiß)

 

@Megabjörnie: Wie zur Hölle kommst du darauf, dass die Bienen Natalie symbolisieren sollen? Des würd mich echt interessiern. Und wieso soll das nachvollziehbar sein? Also, für mich net.

 
Zuletzt bearbeitet:

@Tserk:

Das war ein spontaner Gedanke, über den du dir eigentlich weniger Gedanken machen solltest...

Das Wichtigste bei jeder Art von Text ist, dass die Botschaft des Autors beim Leser ankommt.
Wenn du tatsächlich eine Ansage zu "Konsumgesellschaft" und "Fixierung auf Äußerlichkeiten" machen wolltest, dann kommt das nicht einmal ansatzweise rüber ( Ist dir der letzte Satz im Kommentar von to ergon eigentlich aufgefallen? ). Wenn du auch das ironisch gemeint hast, dann hat deine Story wohl gar keine Botschaft, und ich hatte Recht mit dem Titel?!

Du kannst aus der negativen Resonanz zweierlei Schlüsse ziehen:

1. Der Leser ist zu blöd und nicht würdig, sich mit deinen Texten zu befassen.
Vorteil: Du kannst dich entspannt zurücklehnen und dich überlegen fühlen.
Nachteil: Du hast bald keine Leser mehr.

2.Die Geschichte muss überarbeitet werden.
Nachteil: Du musst dich hinsetzen und infrage stellen, was du bisher vielleicht für perfekt gehalten hast.
Vorteil: Du hast wesentlich mehr Chancen, Leser zu finden.

Ich würde dir Letzteres empfehlen. Vom Stil her ist deine Geschichte nämlich gut geschrieben, sie liest sich flüssig ( hatte ich beim letzten Beitrag vergessen zu erwähnen ), und das ist keine Selbstverständlichkeit. Was nützt dir aber der beste Stil, wenn der Leser sich ratlos zurückgelassen fühlt? Kein Verlag würde so etwas in eine Anthologie aufnehmen.

Übrigens: Kann es sein, dass du negative Kritik persönlich nimmst?
Das solltest du in diesem Forum schnellstens ablegen.
Wenn jemand sich mit deinen Geschichten befasst und sich die Mühe macht, einen Beitrag zu schreiben, dann will er dir helfen, dich zu verbessern ( und das, ohne eine Gegenleistung zu erwarten! ). Es geht nicht darum, sich aneinander zu reiben. Ich hatte eigentlich gedacht, dass du meine Antwort entsprechend auffassen würdest.

Merke: Gelesen wird nur der, der sich der Dummheit seiner Leser anpasst. ;)

Ciao, Megabjörnie

P.S.: Wenn du die Geschichte in die Rubrik "Seltsam" verschiebst, wirkt sie vielleicht tatsächlich weniger seltsam...

 

Ich nehme keine Kritik - weder pos. noch neg. - persönlich.
Falls du es nicht verstanden hast: MEine Antwort weiter oben war reine Ironie...
Aber danke, dass du dir die Mühe machst und um 2 Uhr 45 meine Geschichte kritisierst. Das war jetzt kieine Ironie, sondern ernst gemeint.

 

@golio: klasse vergleich!
@tserk:
jetzt verstehe ich in deiner anderen geschichte die anspielung mit einem harmlosen anfang. scheinst du ja ein faible für zu haben. ich finde, ab und zu eine so sinnlose geschichte MUSS auch mal sein! :) Nein ehrlich, (ohne ironie) wo kämen wir denn hin, wenn wir in alles etwas reininterpretieren würden? (vor allem wenns nicht stimmt.) klar, sind geschichten wie diese weniger anspruchsvoll und leichter zu lesen, aber sind geschichten nicht im ursprünglichen sinne zur unterhaltung da? ich find deinen humor jedenfalls gar nicht mal so schlecht, auch wenn die geschichte vielleicht tatsächlich in "seltsam" besser angekommen wäre. aber wer definiert schon, was seltsam ist und was nicht?

1. Der Leser ist zu blöd und nicht würdig, sich mit deinen Texten zu befassen.
Vorteil: Du kannst dich entspannt zurücklehnen und dich überlegen fühlen.
Nachteil: Du hast bald keine Leser mehr.

2.Die Geschichte muss überarbeitet werden.
Nachteil: Du musst dich hinsetzen und infrage stellen, was du bisher vielleicht für perfekt gehalten hast.
Vorteil: Du hast wesentlich mehr Chancen, Leser zu finden.

tja, ist schon was dran. ich bin für nen mittelweg. die mitte ist immer das beste, wussten schon die alten griechen.
gruß, jonny

 

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