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Sommer, Anna und Grenzen

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16.09.2004
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Sommer, Anna und Grenzen

„Wer verbirgt sich wirklich hinter diesem Engelsgesicht?“, fragte ich.
„Wer soll ich für dich sein?“, antwortete sie.
Vielleicht hätte mir in diesem Moment bewusst werden sollen, was sie war. Aber ich konnte nicht, ich wollte nicht, obwohl sie mir so fremd war, wie an dem Tag, als wir uns kennengelernt hatten.

Angefangen hatte es während einer dieser Sommernächte, die viel zu schnell vorüber gingen. Zwischen dem ersten Joint und dem letzten Bier lag eine Zeitspanne die auch nur aus wenigen Minuten hätte bestehen können – im Nachhinein ein vorbeirauschender Bilderschauer. Ein Mädchen in Jeans und einem schwarzen Glitzertop mit tiefem Ausschnitt; rabenschwarzem, lang gelockten Haar; bezauberndem Hüftschwung in engen Jeans. Ich habe sie nie wieder gesehen. Dazwischen Shotgläser und Freunde.
Schließlich stand ich vor meiner Haustür. Die Sonne ging schon wieder auf. Der Horizont leuchtete vanillefarben. Tautropfen waren noch überall. Die Luft war angenehm kühl und frisch. Niemand befand sich auf der Straße. Eine unglaubliche Ruhe für diese Großstadt. Bis auf dieses Mädchen neben mir. Für einen Moment hatte ich gestutzt, als ich sie bemerkt hatte, dann war alles klar. Ich hatte sie irgendwo in diesem Loch in meinen Erinnerungen aufgegabelt. Es war passiert, wie es immer passiert und so konnte ich nur die logische Konsequenz ziehen.
„Willst du mit reinkommen?“
Ohne zu zögern, nickte sie lächelnd.
„Fünfter Stock, zweite Tür rechts“, erklärte ich die Haustür schließend.

Langsam ließ ich meinen Blick über ihre Figur gleiten. Dunkelbraune, gewellte Haare fielen über die Träger eines geblümten, relativ engen Sommerkleides. Sie war vielleicht eins fünfundsechzig groß, dünn, zierlich gebaut. Nur ihr Po dehnte den Stoff ein wenig. Sie trug Flip-Flops – rot, ebenfalls mit Blumen drauf. Ihre Haut war zu braun für die wenigen Sommertage, aber zu natürlich fürs Solarium. Ihr Gang war sicher, als ob sie seit Jahren in diesem Haus wohnen würde. Wo hatte ich sie nur aufgegabelt? Gott allein weiß wo. Aber nun stand sie dort vor meiner Tür, ruhig und völlig abgeklärt, wie ein Geschenk des Himmels. Statt einer Schleife trug sie ein Kleid, aber auch das war zum Aufschnüren und wie sich bald herausstellte, trug sie auch nichts anderes.

„Ich bin Anna“, sagte sie später leise. Die morgendlichen Sonnenstrahlen spielten mit dem Staub in der Luft. In der Ferne hörte man einen Preßlufthammer. Jemand hupte. Die Stadt war erwacht.
„Von hinten wie vorne A-n-n-a.“
Etwas Blöderes konnte mir in dem Moment auch nicht einfallen.
Doch sie lachte leise auf. Belustigt und doch irgendwie distanziert, als wäre sie nur ein Zuschauer. Aber sie war tatsächlich von hinten wie von vorne und dabei so entspannt, als hätten wir schon das hundertste Mal miteinander geschlafen.

Als ich am Nachmittag aufwachte, war sie bereits fort. Beinahe kam es mir so vor, als wäre der Morgen nur eine Halluzination gewesen. Einen Moment starrte ich an die Decke und versuchte mir jedes kleine Detail ihres Körpers in Erinnerung zu rufen. Die kleine Narbe am Hals. Woher sie die wohl hatte? Die drei Leberflecke, welche um ihre linke Brustwarze ein Dreieck bildeten. Die kleinen Grübchen an ihrem rechten Mundwinkel. Der Blick ihrer Augen.
Auf dem Tisch lag eine Nachricht mit Kuli auf ein weißes Blatt gekritzelt. Es war ihre Nummer. Kein weiterer Satz, dass ihr der Morgen gefallen hatte, nicht mal ihr Name, kein „ich freue mich auf bald“.

Für den Abend hatte ich mich natürlich wieder mit ihr verabredet. Auf meiner Dachterrasse war es noch angenehm warm. Ein laues Lüftchen wehte und ließ die Teelichter auf dem Tisch flackern. Die Stadt unter uns erstrahlte in einem Lichtermeer. Ich erzählte bei Weißwein und Käse, was ich sonst normalerweise nie tat. Bin kein Mann großer Worte. In solchen Situationen fällt mir eigentlich nie ein, was ich Interessantes zu sagen habe. Aber bei ihr fiel es mir leicht. Vielleicht war es dieser Reiz, ausgehend von ihren katzenhaften Augen, die alles in Ruhe, aber mit Belustigung beobachteten, als würde sie mit ihrem Opfer spielen. Ich erzählte von meiner Vorliebe als Kind auf Bäume zu klettern, meinem Hang zum Chaos, meiner Angst mit einer U-Bahn im Tunnel stecken zu bleiben, meinem sechzigjährigen Geschichtsprofessor der auf dicke Frauen stand, Tagespolitik und noch vielem mehr. Die ganze Zeit hörte sie aufmerksam zu, bis sie plötzlich aufstand. Sie trug ein schwarzes Kleid. Ihre Füße waren nackt.
Sie schmeckte nach Weißwein. Ihre Zunge war heiß, ihr Kleid schnell abgestreift.

Der Sommer würde bald unvergesslich für mich sein. Bei ihr fühlte ich mich erstaunlich ungezwungen, ich wurde gleichermaßen gesprächiger und ruhiger. Sachen, die bei anderen kompliziert waren, wurden bei ihr so einfach. Man musste sich nicht darstellen. Bei ihr wurde mir bewusst, dass mich das Leben eigentlich nie ausgefüllt hatte – das andauernde Feiern, zusammen mit den oberflächlichen und schnellebigen Bekanntschaften. Es hatte nur überdeckt, dass ich auf der Suche nach etwas gewesen war – nach jemandem der verstand. Sie redete zwar meist nur wenig, aber hörte immer aufmerksam zu.
Nur eines war merkwürdig an ihr. So unkompliziert sie war und trotz der Verbindung, die ich zwischen uns bestand, so hatte ich aber trotzdem immer das Gefühl, dass sie alles nur mit Abstand betrachtete, mich in sich aufnahm, aber dabei darauf achtete, dass sie nichts von sich selbst preisgeben musste.
„Was ist eigentlich mit dir?“, fragte ich dann eines Abends. Lange hatte ich mit mir selbst gerungen, ob ich überhaupt fragen sollte. „Wer verbirgt sich wirklich hinter diesem Engelsgesicht?“
Einen Moment lächelte sie mich an, als hätte ich etwas Amüsantes gesagt.
„Wer soll ich für dich sein?“
„Du.“
„Ich bin doch ich.“
Ich seufzte.
„Du wirkst immer so stark, aber selbst du musst Schwachstellen haben.“
„Möglicherweise. Aber warum sollten sie dich interessieren?“
Ich hob die Schultern. „Weil, weil, wie kannst du in einer Beziehung wirklich zufrieden sein, wenn du immer nur einen Teil von dir zeigen kannst?“
„Wer sagt, dass wir eine Beziehung führen?“
Dünnes Eis, ganz dünnes Eis. Das Gespräch führte zu nichts. Sie hatte eine undurchdringbare Mauer um sich aufgebaut. Kant sagt, man braucht Grenzen, um frei sein zu können, beziehungsweise um Freiheit überhaupt erkennen zu können. Sie hatte diese Grenzen mit einer Stacheldraht und Mienen befestigt. Wer auch immer diese Grenze übertreten wollte, wurde als Freiheits Feind betrachtet und notfalls erschossen. Aber was war es bloß, das sie vor der Welt verbergen wollte, oder musste?

Das Exekutionskommando kam dann Anfang September.
„Ist er besser als ich ?“
Meine Stimme war eiskalt. Schneidend. Mein Redefluss hatte von einen auf den anderen Moment versagt.
„Besser?“ Sie überlegte einen Moment.
„Nein, er ist anders.“
Ich hätte ihr dafür ins Gesicht schlagen können. Sie versuchte es nicht einmal zu leugnen. Ich hatte sie zusammen in einem Café in der Stadt gesehen. Relativ von weitem. Aber ihre Körperhaltung verriet mir sofort, dass sie mit ihm schlief. Er hatte einen südländischen Touch, war muskulös und gut gekleidet. War wirklich dieses Klischee, das, was sie wollte?
„Du meinst, bei ihm kannst du so stark tun und er fällt drauf rein? Beim ihm kannst du dich noch selbst anlügen?“
„Ich habe dir nie was anderes versprochen, als das, was du hast. Du bist hier der einzige, der sich selbst anlügt. Wenn du es nicht willst, dann sag es.“
Ihre Stimme war plötzlich ebenso kalt wie die meine. Für einen Moment zuckten ihre Mundwinkel, aber dann hatte sie sich wieder vollständig unter Kontrolle.
„Du weißt, wo die Tür ist“, erwiderte ich.
Das war dann doch ein Schlag. Ihr Mund formte Worte, aber schloss sich wieder, bevor etwas über ihre Lippen kam. Für einen Moment sah sie mich an. Ihre Augen suchten etwas in meinem Gesicht, aber fanden es nicht. Wortlos wandte sie sich ab, packte ihre Sachen zusammen und ging, ohne einen Abschied. Ich stand die ganze Zeit an die Wand gelehnt und fühlte mich, als wäre ich aus Versehen in einer falschen Realität gelandet.

Die Nächte ohne sie waren leer, irgendwie. Mir fehlten ihre Kleider, die ich so gerne aufband. Ihr Körper in meinen Händen. Der Blick, wenn sie mir zuhörte. Die Finger, die mich umklammerten, wenn sie schlief. Auch wenn ich sie eigentlich überhaupt nicht kannte, so zerfraß mich ihr Fehlen. Selbst ihre Art, nichts von sich Preis zu geben. Ich trat die Flucht nach vorne an und feierte wieder mehr. Aber nun mit dem Bewusstsein, dass es nicht das war, was ich suchte. Ich hatte von etwas Besserem gekostet und wollte es wiederhaben! Weißwein wurde auf den ersten Rang der Hassgetränke gestellt. Meine Terrasse hatte ihren Charme, ihre Unschuld, verloren – zum Glück war es schon Anfang September. Manchmal wachte ich nachts auf, hatte Herzrasen, wollte verzweifelt, dass sie wiederkam und wusste doch, dass es vorbei war. Wahrscheinlich war es der Anfang des Endes gewesen, als ich eine Bedrohung für ihre Freiheit geworden war. Vielleicht war ich aber auch einfach langweilig geworden – ein abgenutztes, verbrauchtes Spielzeug.
Wie schön man dabei Hassgefühle aufbauen konnte. Es hinderte mich aber auf jeden Fall daran, auch nur einen Versuch zu starten, sie zurückzuholen. Ich tat ihr nicht auch noch den Gefallen und kam angekrochen. Mal davon abgesehen, dass ich sowieso keine Ahnung hatte, wo sie wohnte. Doch zerfraß mich die Frage, was sie verbergen musste, dass wichtiger wiegte als das, was zwischen uns war. Wie konnte sie nur so engstirnig sein. Egal was, ich hätte es akzeptiert. Aber vielleicht war es auch nur eine Masche von ihr gewesen, um für eine kurze Zeit interessant zu wirken.
Die Wochen strichen dahin. Ich mahlte mir aus, warum sie nie etwas von sich Preis gegeben hatte. Sie war ein Geheimagent, ein Alien von einem anderen Planet, ein Wesen aus einer Parallelwelt und irgendwann verblaßten selbst diese Eindrücke. Sie war nicht mehr da. Ich hatte es endlich verstanden.
Dicke Tropfen dunkelgrauer Herbstwolken prasselten bald gegen mein Fenster. Windböen heulten um das Haus und vermischten sich mit rhythmischen Lauten. Guten Sex konnte man auch mit andere Frauen haben.

Als der Winter anbrach und meine Terrasse unter einer dicken Schneeschicht verschwinden ließ, hatte ich sie vergessen. Natürlich konnte ich mich noch an diese Ungezwungenheit zwischen uns erinnern, aber ich konnte sie nicht mehr fühlen, nicht mehr in Relation zu meinen jetzigen Erlebnissen setzten, als wäre es nicht mir, sondern irgend jemand passiert.
Und genau da, als hätte sie es gewusst, stand sie wieder vor meiner Tür. Es war schon relativ spät. Sie sah mich nur an, sprach kein Wort. Sie sah so umwerfend aus wie immer, nur ihr Blick wirkte etwas matt, hatte einen Teil des lebendigen Glühens eingebüßt. In dem Moment wusste ich überhaupt nicht wie ich reagieren sollte. Die Welt schien um mich herum still zu stehen und mit ihr ich, unfähig zu jeglicher Reaktion. Kurze Zeit später waren wir wieder im Bett gelandet. Ich fragte danach erst gar nicht, wo sie gewesen oder was ihr alles passiert war. Sie würde darauf sowieso nichts antworten und als ich mir überlegt hatte doch zu fragen, da war sie auch schon eingeschlafen.
Ihre Finger umklammerten dabei meinen Arm. Ich konnte lange nicht einschlafen, blickte auf die Person neben mir. War überglücklich und gleichzeitig fühlte ich eine ungeheurere Unsicherheit in mir. Von einem auf den anderen Moment hatte sie es geschafft, Erinnerungen und Gefühle in mir freizuschaufeln, von denen ich gedacht hatte, dass ich sie vollkommen vergessen hatte. War das gut, oder war das schlecht? Wenn sie morgen wieder gehen würde, was dann? Dann musste ich noch einmal alles vergessen, noch einmal den gesamten Prozess durchmachen. Wollte ich das? War ich stark genug?

Als ich am nächsten Morgen aufwachte, schlief sie noch tief und fest. Ich machte uns etwas zu frühstücken. Als ich wieder das Schlafzimmer betrat, war sie wach. Wir hatten immer noch kein Wort gewechselt.
Ich stellte das Tablett zwischen uns. Sie nahm sich ein Brötchen.
„Heiße eigentlich Lena-Sophie“, erklärte sie mit vollem Mund. Ihre Augen wichen den meinen aus.
Ich nickte. Mit diesen zwei Sätzen war alles gesagt. Sie hatte mir das Wertvollste angeboten, was sie besaß. Ihre Identität, ihre Freiheit. Wir haben seitdem nie wieder über ihre Vergangenheit gesprochen. Ich hatte mich in das Mädchen hinter den dicken Mauern verliebt, nicht in das, was sie vor der Welt zu verbergen versuchte. Vielleicht würde sie es mir eines Tages sagen, und wenn nicht, Vergangenheit kann man auch zusammen erschaffen.

 

Hallo Tommy,

grundsätzlich hat deine Geschichte mir gut gefallen, vor allem, weil sie sehr gefühlvoll geschrieben ist und mir die Idee an und für sich gut gefallen hat.
Allerdings sind mir noch ein paar Schwachstellen aufgefallen – zum einen haben mir nicht alle Formulierungen gefallen. Ich habe dir weiter unten die meisten, die mir aufgefallen sind, aufgelistet. Es handelt sich dabei jedoch lediglich um Vorschläge. Außerdem habe ich festgestellt, dass du sehr viele Füllwörter verwendest. Diese könntest du in den meisten Fällen streichen.

Anfangs hast du mich auf die falsche Fährte gelockt – und zwar in dem Satz, in dem es sinngemäß heißt, dass dein Prot. in diesem Moment hätte erkennen müssen, WAS sie war. Hier dachte ich irgendwie, an einen Vampir oder derartiges. Oder ich dachte zumindest, dass diesem Satz eine spätere Auflösung folgen müsste.
Eine Auflösung im typischen Sinne gab es ja nicht – insofern würde ich diesen Satz sehr stark umwandeln.

Anna ist sehr stark auf Aüßerlichkeiten reduziert – du magst sagen, dass dein Prot. schließlich kaum etwas über sie wusste – trotzdem ist mir das zu wenig. Sie besteht quasi nur aus einem Kleid, einer guten Figur und einem süffisanten, geheimnisvollen Lächeln. Wenn du dann im letzten Satz sagst, dass dein Prot. sich von Anfang an in das Mädchen hintern den Mauern verliebt hat, dann frage ich mich a) woher er das überhaupt kannte und b) welches Mädchen das war. Der Leser erfährt es nicht.

Und am Seltsamsten fand ich, dass dein Prot. sich nicht früher wundert, dass sie GAR NICHTS über sich erzählt – nicht einmal ihren Wohnort verrät. Das muss doch ziemlich an ihm nagen und hat sicherlich einen Schatten auf seine Beziehung geworfen. Dass ihn das ganze erst belastet, als er es ausspricht, kann ich mir nicht vorstellen. Hier solltest du vielleicht schon früher einbauen, dass er manchmal Zweifel spürt etc.

Textkram:

Aber ich konnte nicht, ich wollte nicht, obwohl sie mir so fremd war, wie an dem Tag, als wir uns kennengelernt hatten.

kennen gelernt
Ich würde diese Passage übrigens ganz streichen. Ich finde die Einleitung wirkt stärker, wenn du hier nicht so viele Worte verlierst. Ist allerdings nur meine persönliche Meinung.

Ein Mädchen in Jeans und einem schwarzen Glitzertop mit tiefem Ausschnitt; rabenschwarzem, lang gelockten Haar; bezauberndem Hüftschwung in engen Jeans.

Hier erwähnst du zwei Mal, das sie Jeans trägt.

Bis auf dieses Mädchen neben mir.

Ich würde diesen Satz nicht mit „bis“ einleiten. Das klingt für mich irgendwie so, als wäre sie in gewissem Maß für Unruhe verantwortlich.
Daher würde ich vielleicht so schreiben: Da war nur dieses Mädchen neben mir.

Für einen Moment hatte ich gestutzt, als ich sie bemerkt hatte, dann war alles klar.

Um die Wortwiederholung von „hatte“ hier zu vermeiden, könntest du einfach den Zusatz „als ich sie bemerkt hatte“ streichen. Ist ja aus dem Zusammenhang klar, das er deswegen stutzt.

Langsam ließ ich meinen Blick über ihre Figur gleiten.

Hier kommt mir das Wort „Figur“ komisch vor – vielleicht eher „Körper“?

Statt einer Schleife trug sie ein Kleid, aber auch das war zum Aufschnüren und wie sich bald herausstellte, trug sie auch nichts anderes.

Schöner finde ich hier... und wie sich herausstellte, trug sie auch sonst nichts.

In der Ferne hörte man einen Preßlufthammer.

Presslufthammer

Aber sie war tatsächlich von hinten wie von vorne und dabei so entspannt, als hätten wir schon das hundertste Mal miteinander geschlafen.

Schöner finde ich hier... als hätten wir schon hunderte Male miteinander geschlafen.

In solchen Situationen fällt mir eigentlich nie ein, was ich Interessantes zu sagen habe.

Besser vielleicht: ...ein, was ich erzählen könnte.

Bei ihr wurde mir bewusst, dass mich das Leben eigentlich nie ausgefüllt hatte – das andauernde Feiern, zusammen mit den oberflächlichen und schnellebigen Bekanntschaften.

schnelllebigen

Nur eines war merkwürdig an ihr. So unkompliziert sie war und trotz der Verbindung, die ich zwischen uns bestand, so hatte ich aber trotzdem immer das Gefühl, dass sie alles nur mit Abstand betrachtete, mich in sich aufnahm, aber dabei darauf achtete, dass sie nichts von sich selbst preisgeben musste.

Das „ich“ nach „der Verbindung, die“ musst du streichen.

„Was ist eigentlich mit dir?“, fragte ich dann eines Abends.

„Dann“ könntest du streichen, unnötiges Füllwort.

Wer auch immer diese Grenze übertreten wollte, wurde als Freiheits Feind betrachtet und notfalls erschossen. Aber was war es bloß, das sie vor der Welt verbergen wollte, oder musste?

Finde ich ungünstig, weil ich mir nur schwer vorstellen kann, dass dein Prot. diese Erkenntnisse direkt nach diesem Erlebnis gewonnen hat. Wenn er sie erst später gewonnen hat, passt es nichts ins Erzählschema.

War wirklich dieses Klischee, das, was sie wollte?

Das Komma nach Klischee muss weg.

Wie konnte sie nur so engstirnig sein.

? am Ende.

Sie war ein Geheimagent, ein Alien von einem anderen Planet, ein Wesen aus einer Parallelwelt und irgendwann verblaßten selbst diese Eindrücke.

verblassten

Guten Sex konnte man auch mit andere Frauen haben.

anderen

Es war schon relativ spät.

Hehe, relativ ist eines deiner Lieblingswörter. Du verwendest es relativ oft. Hier könntest du es leicht weglassen.

Liebe Grüße, Bella

 

Mir gefällt das Thema gut, welches du gewählt hast. Ich habe einige Bekannte, die nah Ähnlichen Regeln leben: Keine Fragen stellen, keine beantworten müssen. Das schwarzhaarige Mädchen am Anfang hat mich irritiert. Ich finde, sie ist überflüssig.

Mit diesen zwei Sätzen war alles gesagt.

Das war doch nur ein Satz, oder gehört das Nicken auch dazu?

Der Prot. ist mir sympathisch, obwohl er ein wenig in seiner eigenen Welt zu leben scheint und noch nicht herausgefunden hat, was er will.
Das Ende ist schön. Nicht kitschig und nicht klischee-haft, sondern einfach und abrundend.

Gefällt mir.

 

Hello Tommy,

schön erzählt, erinnert mich von der Idee her an 'Der letzte Tango in Paris'. Der Versuch einer anonymen Beziehung, der dort allerdings scheitert.

So sehr ich nachvollziehen kann, dass sinnliche Erlebnisse mit hübschen Mädchen einen Mann zu fesseln vermögen, so sehr hat mir doch gefehlt, warum er eigentlich so sehr an ihr hängt. Das Gefühl, abgesehen vom Moment der Eifersucht auf den südländischen Typen, kommt etwas zu kurz.

Anstrengend fand ich dieses Hauptsatz-Inferno:

'Schließlich stand ich vor meiner Haustür. Die Sonne ging schon wieder auf. Der Horizont leuchtete vanillefarben. Tautropfen waren noch überall. Die Luft war angenehm kühl und frisch. Niemand befand sich auf der Straße. Eine unglaubliche Ruhe für diese Großstadt. Bis auf dieses Mädchen neben mir.'

Zudem sollten die Sätze 'Eine unglaubliche Ruhe...' und 'Niemand befand sich...' miteinander vertauscht werden, weil sonst 'Bis auf dieses Mädchen...' nicht stimmig ist, denn das bezieht sich ja auch 'niemand'.

Schönes Ende!

Viele Grüße vom gox

 

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