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Sommer Erwachen
Ganz zart schickt die Sonne einige wenige Strahlen auf die Erde. Der letzte Schnee schmilzt auf den Dächern und die letzten Pfützen sind verschwunden.
Eine kleine Blume wagt ihren Kopf aus dem Boden und die Luft ist erfüllt mit Sommerduft.
Es ist der erste warme Tag in diesem Jahr und mich hält nichts zu Hause. Die Sonne nimmt mich an die Hand und leitet mich durch die Strassen.
Ich habe kein Ziel, möchte keinen Termin haben. Der Wind streift sanft meine Wange.
Eine Bank, die warm von der Sonne ist, bietet mir einen Platz zum Beobachten.
Verblüffend, was die Sonne mit den Menschen anstellt. Woher kommen sie auf einmal?
Den ganzen Winter hatte ich den Eindruck, ich wäre der einzige Mensch in der Stadt.
Niemand läuft mehr mit hochgezogenen Schultern zum Schutz gegen den Regen, alle Gesichter sind zum Himmel gerichtet, begierig darauf, jeden einzelnen Sonnerstrahl aufzufangen. Viel zu lang war der Winter gewesen, genug haben die Menschen von Regen, Wind und Kälte.
Die Cafés sind voll, Lachen erfüllt die Luft. Ich schließe die Augen und atme tief ein, halte den Sommer mit meinem Atem fest. Stimmengewirr umschwirrt mich, spüre die warme Sonne auf meiner Wange. Als ich die Augen aufschlage, flattert ein Schmetterling vor meinem Gesicht. Leicht strecke ich die Hand aus und er landet auf meiner Handfläche. Sanft schüttel ich diese und er fliegt dem Himmel entgegen. Langsam stehe ich auf und gehe an den Menschen in den Cafés vorbei. Kakao und Kaffee wird getrunken und Kuchen aller Art stehen zum Angebot.
Straßenmusiker beleben das Bild. Bei einem Straßenmaler bleibe ich stehen und schaue ihm über die Schulter. Er malt den städtischen Dom. Kurz lächelt er mir zu und wendet sich dann wieder dem Gemälde zu.
„ Schön“, sage ich nach einiger Zeit, nachdem er ein paar Striche zu der Kuppel hinzu gefügt hatte. Er dreht sich wieder zu mir. Seine grünen Augen leuchten und ein Lächeln liegt auf seinem Gesicht.
„ Danke.“, sagt er nur.
„ Machen Sie das oft? Ich meine, auf der Straße zu malen?“, frage ich interessiert.
Der Maler nickt.
„ Ja, ich male Menschen oder Gebäude. Manchmal auch Tiere.“
„ Tiere? Was ist denn so interessant an Hunden?“
„ Auch Hunde können sehr ansehnlich sein“, zwinkert er. Ich lächele und spiele mit einem der Pinsel, die herum liegen. Der Maler wendet sich wieder seinem Bild zu.
„ Ich geh dann. Und, das Bild ist wirklich sehr schön“, sage ich nach ein paar Sekunden. Er schaut über seine Schulter und lächelt.
„ Danke für das Kompliment. Aber es ist nicht das Bild, das schön ist.“
Ich drehe mich weg und gebe ihm innerlich recht. Der Sommer hat seine ganz eigene Magie.