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Sommerkleid oder Wie ein Mann fliegen lernte

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03.08.2005
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Sommerkleid oder Wie ein Mann fliegen lernte

Nun war ich wieder ohne Geld unterwegs, ich musste verrückt gewesen sein, diese Frau zu heiraten, also machte ich mich auf den Weg zu der nächsten Brücke. Es war mir alles zu viel die Trauer, die Erinnerungen und Enttäuschung, ich hatte das Gefühl mein Herz müsste zerspringen und das hielt ich nicht aus. Die Brücke auf die ich zusteuerte sah zwar nicht wichtig aus, es war ein einfacher Eisenbau, grün gestrichen, aber was wollte ich mehr, für einen Abgang war sie allemal schön genug. Ich stieg auf das Eisengerüst, welches Passanten vor unfreiwilligen Bädern schützen sollte, ich musste ungefähr fünfzehn Meter über dem Wasser gewesen sein, wollte mich gerade runterstürzen, da bemerkte ich dass ich kein Seil mit etwas Schwerem hatte. Es war doch eine ziemliche Höhe, fünfzehn Meter, davon konnte man sterben, doch es musste nicht sein, wollte ich nicht riskieren, dass ich wieder auftauchte und nicht dabei umkam, brauchte ich eine Beschwerung, es wäre zu anstrengend gewesen, mich noch einmal zum Selbstmord durchzuringen. Ich sah mich um, eine Stein hätte ich mir vielleicht beschaffen können, da das Ufer des Flusses voll damit war, aber das Seil war hier eindeutig nicht zu bekommen. Also schob ich meinen Plan, mich in die Fluten zu stürzen, auf um Seil zu besorgen. Ich wusste damals schon, dass Tankstellen, in dieser Gegend, meist die ganze Nacht geöffnet hatten, also machte ich mich zur nächsten auf. Langsam wurde die Straßenbeleuchtung eingeschalten, es wurde schon Spät, so spät, dass es, obwohl es Sommer war, schon dunkel wurde. Mein Körper warf Schatten auf die Fahrbahn, ich beobachtete wie sie wanderten, wenn ich mich auf die Lichtquellen hin oder weg bewegte, sie waren wie Begleiter, die mir die letzte Ehre erwiesen. Ich ging fünf, bald fünfzehn Minuten, bevor ich die Kaufgelegenheit zu Gesicht bekam. Die Tankstelle stand einsam und alleine neben der Bundesstraße, die Lichter leuchteten das anschließende Feld, es waren nur zwei Zapfsäulen vorhanden und ein kleiner jämmerlicher Verkaufsraum angeschlossen. Ein paar der Neonröhren, welche das Logo der Tankstellenkette beleuchten sollten, waren ausgefallen und das grün in dem das Gebäude gestrichen war, blätterte an allen Enden und Ecken ab.
Im Verkaufsraum war es stickig, eine einsame Verkäuferin, mit Tschik im Mund und heruntergekommener Kleidung begrüßte mich mit einem laschen „Guten Tag“, es gab nur wenige Regale im Raum und diese waren höchst spärlich gefüllt. Eine Weile irrte ich im Laden herum, auf der Suche nach etwas Tauartigem, doch alles was ich fand waren Spirituosen und Kleinigkeiten zum Essen.
Nach dem ein paar Minuten des Suchens verstrichen waren, schlenderte ich zur Verkaufstheke und fragte die Verkäufern: „Ich suche nach Seil, könnten sie mir freundlicher Weise zeigen wo ich so etwas finde.“
Die Frau blickte mich misstrauisch an, dabei zog sie eine Augenbraun hoch, die andere kniff sie zusammen und antwortete dann, mit rauer Stimme: „Um ein Auto abzuschleppen?“, in diesem Moment betrat eine junge Frau das Geschäft. Sie war in ein Sommerkleid gehüllt, welches durch seine bunten Farben bestach, ihr braunen Haar hingen ihr über die Schultern und eine Stupsnase rundete das Gesicht ab. Als ich mich wieder auf das Gespräch konzentrierte, führte ich fort: „Nein, um einen Stein daran zu binden, um den Hals zu schnüren und dann ins Wasser zu springen.“
Die Verkäuferin zog nun alle beide Augenbraun hoch und sah mich überrascht an, dann setzte sie wieder ihre misstrauische Miene auf und antwortete mit etwas gedämpfter Stimme: „Von mir aus können sie mit dem Seil machen was sie wollen, wenn sie es nur bezahlen.“
„Immer doch.“, gab ich zurück.
„Warten sie hier ich hol es aus dem Lagerraum.“, antwortete sie und verschwand in einem kleinen Kämmerchen hinter dem Tresen, ich drehte mich um, ließ meinen Blick im Laden herumschweifen und da bemerkte ich, dass mich die Frau, welche kurz zuvor den Laden betreten hatte, entgeistert anstarrte. Sie musste wohl das Gespräch belauscht haben, ich blickte ihr in die Augen und nach kurzer Zeit wandte sie sich wieder den Regalen zu, in diesem Moment kam auch die Verkäuferin aus dem Kämmerchen getreten.
„Hier bitte.“, tönte es nur, wobei das Personal das Seil auf die Theke knallte, ich wollte bezahlen, doch da fiel mir wieder ein, dass ich ja kein Geld hatte.
„Ich muss meine Brieftasche im Auto vergessen haben.“, sagte ich, wobei die Verkäuferin sehr gut sehen konnte, dass gar keines vor der Tür stand, trotzdem ließ sie mich mit dem Seil gehen, sie war wohl froh mich endlich los zu haben. Also schritt ich aus der Türe, in Richtung Brücke, dieses Mal achtete ich nicht auf die Schatten, die ich auf die Fahrbahn warf, ich war mit anderen Gedanken beschäftigt. Der Weg kam mir kürzer vor, als ich angekommen war, ich legte das Seil über das Geländer, um dann einen großen Stein vom Flussufer hinauf zu schleppen. Ich ging auf das Ende der Brücke zu, bog dann links ab und ging eine Böschung hinab, ich suchte mir einen Passenden aus, nicht zu groß, das Hinaufschleppen sollte auch nicht zu anstrengend werden, aber auch nicht zu klein, ich wollte ja schließlich untergehen. Einen passenden gefunden schleppte ich mich die Böschung mitsamt dem Stein hinauf, kein leichtes Unterfangen, aber was tut man nicht alles um zu sterben. Ich band das eine Ende des Seils um diesen, das andere nahm ich in die Hand, dann hievte ich den Stein auf das Geländer und ich stieg auch darauf. Ich wollte mir das Seil um den Hals binden als ich eine Stimme hinter mir vernahm: „Springen sie nicht, bitte, es wäre eine Verschwendung.“
Ich drehte mich um hundertachtzig Grad, um die Person, die mich an meinem Vorhaben hindern wollte zu erkennen und ich sah die junge Frau aus der Tankstelle und sagte total überrascht: „Wieso?“
„Ich habe ihr Gespräch belauscht und habe gehört, dass sie sich umbringen wollen, also bin ich ihnen gefolgt, ich fände es wirklich sinnlos wenn sie springen würden.“, antwortete die Frau und kam näher und sagte dabei: „Wie kommen sie auf so eine Idee?“
„Weil ich ein Versager bin, meine Frau mit meinem Geld und Wagen abgehauen ist und ich total pleite bin?“, gab ich zurück.
Sie bewegte sich noch immer auf mich zu, als sie in Reichweite war wollte sie meine Hand nehmen, dabei erschrak ich dermaßen, dass ich nach hinten Übergewicht bekam und den Halt verlor. Die Luft zog erfrischend unter meine Kleidung, es waren erfüllende Momente des Fallens, doch der Aufprall, auf das Wasser, machte die Erfrischung zu Nichte. Wenige Sekunden darauf, bemerkte ich, dass ich weder bewusstlos noch ertrunken war, lediglich Kopfschmerzen plagten mich und das machte mich irgendwie froh.
Die Frau stürmte zum Geländer hin und rief hinunter: „Alles okay?“
„Nur wenn sie mich auf einen Kaffee einladen!“, schrie ich hinauf, die Frau blickte mich an und lächelte.

 

Hallo Ainf,

der Schwachpunkt der Geschichte ist auch zugleich ihre Stärke.
Selbstmordgeschichten gibt es hier wie Sand am Meer und um ehrlich zu sein, eine ist schlimmer als die andere. Deine versucht wenigstens gar nicht erst in mitleidheischender Betroffenheit für den Protagonisten und sein Vorhaben zu werben oder gar schlüssig zu erklären, warum ihm nichts anderes übrig bliebe. Dazu ist der Ton viel zu schnodderig und mit dem geplanten Selbstmord wird viel zu lakonisch umgegangen.
Insofern ließ sich der Text gut und unterhaltend lesen.

Viele Der Kommas könntest du aber durchaus mal durch einen Punkt ersetzen. Nichts gegen lange Sätze, aber du setzt selbst da Kommas, wo Sätze abgeschlossen scheinen.

Also schob ich meinen Plan, mich in die Fluten zu stürzen, auf um ein
auf, um
Ich wusste damals schon, dass Tankstellen, in dieser Gegend, meist die ganze Nacht geöffnet hatten
wow, welch Leistung für einen verheirateten Mann ;)
es wurde schon Spät
spät
die Lichter leuchteten das anschließende Feld
beleuchteten
sie war wohl froh mich endlich los zu haben.
los zu sein (Los zu haben ist Dialekt)

Kein Meisterwerk, aber amüsant zu lesen, in seiner Lakonie etwas schwarzhumorig, wenn auch ohne Tiefgang.

Lieben Gruß, sim

 

Danke fürs lesen Sim und danke für die Zeit die du darin investiert hast. Es ist eine Unterhaltungsgeschichte und wenigstens hat sie dir platonisch gefallen.

 

Hallo Ainf,

ich kann sim zustimmen, es ist hier als Sträke zu werten, dass Du keine Begründung, Nachvollziehbarkeit und Mitleid versuchst. Der Schluss (auf Kaffe einladen) hat mir gefallen.
Insgesamt kurzweilig erzählt, allerdings noch fehlerhaft (Rechtschreibung, Ausdruck).

schöne Grüße
Anne

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Ainf,

gut gemacht, auch ich schließe mich sim und Maus an - endlich einmal eine nicht nur erträgliche, sondern lesenswerte und sogar humorvolle Selbstmordgeschichte.

Den einen oder anderen Satz, z.B. '„Ich muss meine Brieftasche im Auto vergessen haben.“, sagte ich, wobei die Verkäuferin sehr gut sehen konnte, dass gar keines vor der Tür stand, trotzdem ließ sie mich mit dem Seil gehen, sie war wohl froh mich endlich los zu haben.' finde ich arg lang - würde sich vielleicht besser lesen, wenn das 2 oder 3 Sätze wären.

Viele Grüße vom gox

 

Danke fürs lesen Gox und ich freu mich, dass sie dir gefallen hat.

 

Hat mir ziemlich gut gefallen, aber bitte, bitte, bitte: Sieh Dir einmal die Zeichensetzung an. Auch für die wörtliche Rede. Und: weshalb nicht noch einige Absätze einfügen?

 

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