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Sommerschlussverkauf

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26.12.2006
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Sommerschlussverkauf

„Heute ist Sommerschlußverkauf “, voller Begeisterung stand meine Schwester vor mir, „da kann man bestimmt in Euskirchen jede Menge Schnäppchen machen! Geh‘ doch mit!“ Sie strahlte in mein skeptisches Gesicht.

Ach Du liebe Zeit ..... Sommerschlussverkauf ..... Vor meinem geistigen Auge sah ich Menschenmassen vor verschlossenen Türen, die sich dann rennend, drückend und schiebend in die Geschäfte wälzten. Sah Wühltische mit Mengen von Waren total durcheinander. Sah endlose Schlangen vor den Kassen und Gedränge vor Umkleidekabinen. An die Luft, die bei diesen Aktionen nicht nur knapp wurde, mochte ich gar nicht erst denken.
„Muss das denn sein?“ Es nutzte nichts – wer meine Schwester kennt, der weiß: Widerspruch ist absolut zwecklos!
Das Wetter war ausnahmsweise mal großartig und ich hätte lieber im Café gesessen, ein Eis gegessen und den Leuten zugeschaut.

Wir landeten an einem Schuhgeschäft. „Oh – schau‘ mal, da gibt es Kinderschuhe! Carrie (6 Jahre) braucht unbedingt ein Paar Hausschuhe. Die letzten hat der Hund zerkaut!“
Eine ältere Dame wühlte auf dem Tisch, in der einen Hand hielt sie eine blaue Sandale, die andere Hand wühlte das Unterste zu Oberst. Ihre weißen Löckchen wippten aufgeregt hin und her, energisch wischte sie sie aus dem hochroten Gesicht.
„Die sind süß!“ Meine Schwester hielt freudestrahlend einen roten Hausschuh mit blauen Punkten hoch, „jetzt müssen wir nur noch den Zweiten finden.“ Oh nein!
Was macht man nicht alles – jetzt wühlte ich auch schon verzweifelt in dem Wust von Sandalen, Turnschuhen, Hausschuhen und – was war das denn – auch ja, Socken waren auch dabei.
Aber man meinte es gut mit mir – dachte ich, denn ich hatte ziemlich schnell den zweiten Schuh gefunden; triumphierend hielt ich ihn hoch. „Welche Größe?“ Meine Schwester winkte ab, als ich ihr „30“ zurief. „Wir brauchen 31“.

„Ich brauche auch 31!“ Die junge Frau am anderen Ende des Tisches sah uns herausfordernd an. „Ach bitte, geben Sie mir Ihren Hausschuh, einen hab‘ ich schon.“ Aha, da war also der Zweite.

Wenn ich nun gedacht hatte, das Problem würde sich sehr schnell lösen, dann hatte ich mich gründlich geirrt. Keiner der beiden Frauen war bereit, IHREN einen Hausschuh herzugeben. Im Gegenteil – meine Schwester kämpfte und hatte die tollsten Geschichten parat. „Ich habe drei kleine Kinder (wieso das? hat sie den Hund mitgezählt?), mein Mann verdient nicht so viel, wir müssen jeden Cent umdrehen, Schuhe sind doch so schrecklich teuer, die können wir uns kaum leisten. Kinder wachsen doch so schnell aus allem heraus.“ Flehend sah sie die Frau an: „Ach bitte, geben Sie mir doch den Schuh!“ Vorsichtig schielte ich auf den Preis. War er das ganze Theater wert?

Ich zupfte meiner Schwester am Ärmel. „Los komm, die Schühchen kosten noch nicht mal 8 Euro, bist Du eigentlich noch zu retten? Was erzählst Du denn da?“
Aber sie ließ sich nicht beirren und ich ergriff die Flucht.

Eine halbe Stunde später trafen wir uns in einem Café. Sie lachte Tränen. „Das hat richtig Spaß gemacht“ und dabei schwenkte sie eine Tüte.

Gestern habe ich mit meiner Nichte telefoniert. Sie erzählte mir, dass sie neue Hausschlüppchen habe. „Aber Tante Gudrun, es ist zu blöd, der Rechte drückt ganz fürchterlich!“ Auf meine Frage, welche Größe sie denn habe, antwortete sie: „Links hab‘ ich 31 und rechts 30!“

 

Hallo Gudrun und noch’en mal herzlich willkommen auf KG.de!

Die Ich-Erzählerin erzählt von ihrer eher un(frei)willigen Teilhabe am Sommerschlussverkauf mit Schlaglichtern, wie sie halt so vorkommen. Die Geschichte gefällt mir als Einkaufmuffel sehr. Zumindest weiß ich nun, dass nicht jede Frau Spaß an derlei Wettbewerben unter Konsumenten hat.

Kleinere Anmerkungen wie Flüchtigkeit: Direkt in der ersten Textzeile ist „Sommerschlußverkauf“ ein doppel-s zuzugestehn, wie ja auch bereits in der Überschrift und danach wieder praktiziert.

Doppelungen wie „sie sie“ sollten soweit möglich gemieden werden: „Ihre weißen Löckchen wippten aufgeregt hin und her, energisch wischte sie sie aus dem hochroten Gesicht“, und es geht, z. B.: „Ihre weißen Löckchen wippten aufgeregt hin und her, energisch wischte sie die [Löckchen] aus dem hochroten Gesicht.“

Groß/Kleinschreibung: „jetzt müssen wir nur noch den Zweiten finden“ und „Aha, da war also der Zweite.“ Zweiten klein, da er sich auf den Hausschuh bezieht.

Mir gefällt’s,

friedel

 

Hallo Gudrun,

eine lustige kleine Geschichte, die Du da geschrieben hast. Ich weiß schon, warum ich auf Sommerschlußverkauf überhaupt nicht abfahre, genauso wenig auf Winterschlußverkauf... Ist mir alles zu suspekt. :D

Hat mir auch ganz gut gefallen, ist auf jeden Fall nette kurzweilige Lektüre für Zwischendurch.

Liebe Grüße
stephy

 

Hallo Gudrun,
es liest sich ganz nett, aber ehrlich gesagt erinnert es mich an eine Kolumne in einer Frauenzeitung, oder so als witzige Story, die man seinen Freundinnen erzaehlt. Dein Schreibstil liest sich ganz locker und fluessig, inhaltlich reisst es mich jetzt nicht so vom Hocker.
Vielleicht beim naechsten Mal!
gruss, sammamish

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Gudrun,
nichts Weltbewegendes, aber wie schon von den anderen gesagt, eine nette, kleine Geschichte für Zwischendurch.
Am Anfang finde ich es überflüssig Euskirchen im Besonderen zu erwähnen, "da kann man bestimmt in der Stadt jede Menge Schnäppchen machen", würde auch reichen.

Die Altersangabe der Tochter in Klammern würde ich weglassen, ist ja auch nicht wirklich wichtig für den Verlauf der Handlung.


Wenn du Auslassungspunkte machst, sind drei vollkommen ausreichend.

"Sah Wühltische mit Mengen von Waren total durcheinander."
Das hört sich nicht schön an. Vielleicht besser: Sah das Durcheinander der Wühltische, auf denen sich die verschiedensten Waren türmten.
(Nur ein Vorschlag!)

Zahlen besser ausschreiben.

So, dass war's. Viel Spass noch auf KG.de

LG
Blanca

 

Hallo Blanca,
danke für Deine Meinung zur Geschichte "Sommerschlussverkauf". Es war hilfreich. Wenn ich - wie Du vorschlägst - scheiben würde: "Sah das Durcheinander der Wühltische, auf denen sich die verschiedensten Waren türmten", würde das m.E. zu einem Missverständnis führen. Die Wühltische selbst waren ja nicht durcheinander, sondern die Schuhe auf dem Wühltisch lagen alle durcheinander. Und das auch noch Socken dabei waren, war eher ein Zufall.
Liebe Grüße - Gudrun

 

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