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Sonne, Blumen und der Ozean

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13.11.2005
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Sonne, Blumen und der Ozean

Es war doch viel zu früh. Dafür, um es so auszudrücken, war sie noch nicht bereit. Woher hätte sie es wissen sollen ? Waren die langen Schatten des letzten Abends eine Mahnung, aufzugeben, zu fliehen, zu wissen, es gibt kein zurück, kein Entkommen aus dieser ermüdenden Spirale?

Der Weg war so lang. Die Steine waren abgelaufen, verbraucht und verdreckt, Spuren von Menschen, die ihr Schicksal teilten, und dennoch lebten und leben sie alle in ihrer eigenen Welt, ihrem eigenen Schmerz. Mit diesem Gebiet war sie vertraut, seit damals der Anruf kam, sie solle schnell kommen. Sich anziehen. Ins Auto steigen. Keine Fragen, keine Antworten. Fahren, fahren, fahren. Hierher, die Arme ihres Schicksal zerrten sie hierhin und ließen sie nie mehr los. Hätte er doch früher etwas gesagt. Zeichen gegeben. Ihr vertraut.
Vielleicht hätte es etwas geändert, sie hätten etwas gesucht, gefunden und dann zerstört, mit ihren Waffen, unsere Götter in Weiß´. Doch es war zu spät gewesen, zu spät, zu spät...
Böse Stimmen hallten in ihrem Kopf, zerrten an ihr und zerrissen sie in tausend Stücke.

Früher, ein anderes Leben, eine andere Zeit. Ihr Glück schien endlos und es war egal was alle dachten. Was war und was sein würde spielte keine Rolle, nur der süße Augenblick des Jetzt, die einzige Zeit, die wir wirklich haben. Die Sonne schien so mächtig, Quelle des Lebens und des Seins. Ein Meer aus Blumen für sie beide und ein Ozean der nur sie beide umschlang und für immer einen sollte.
Doch zu spät, zu spät, die Sonne ist dunkel und der Ozean vertrocknet.
Die Blumen am Weggrand waren grau, und doch schienen sie sie auszulachen, Närrin, Närrin, spotteten sie, wie konntest du glauben das es für immer wirklich gibt?

Als sie die schwere Tür öffnete, kam ihr ein junges Mädchen entgegen, mit einem kleinen Jungen an der Hand. Aus ihren Augen sprach die reine, einzige Liebe, und das war mehr als sie ertragen konnte. Brennende Tränen krochen in ihre Augen, doch sie kämpfte. Nein, nicht jetzt, was soll er denken, mich nicht so sehen, ich muss stark sein, kämpfen, bis zuletzt.
Sie begab sich in den Aufzug, der sie auf seine letzte Station brachte. Die Tür ging auf.
Willkommen in der Hölle.
Weiße Kittel, Betten auf dem Flur, kahle Menschen, und dieser Frost.
An so etwas gewöhnt man sich nie, nicht nach einem Monat, nach keinem Jahr, und auch nun 3 Jahre nachdem sein Kampf begann sträubte sich etwas in ihr auf, eine Kralle umschloss ihr Herz und grub sich hinein.
Hoffentlich nicht zu spät, bitte noch Zeit, nur ein Moment, einer, für mich, für uns...

Dann war sie in seinem Zimmer.
Die Zeit war da.
Jetzt.
Hier.
„Bitte bleib bei mir...du darfst nicht gehen...ich kann nicht atmen ohne dich...du bist mein Leben...“
„Er hört sie nicht mehr...“
“Bitte...verlass mich nicht...du bist stark...ich liebe dich...was soll denn nur werden, wenn du stirbst ?“
“Es ist gleich soweit...“
“Ohne dich bin ich verloren...retten sie ihn, tun sie was, oh mein Gott, tun sie etwas...“
„Es ist zu spät...wir haben alles getan“
“Es ist nicht zu spät, es kann nicht zu spät sein, nein!“

„Es tut mir leid. Es ist vorbei.“
Mit kaltem Gesicht notierte der Arzt die Zeit und schaltete die Geräte ab. Der Kampf war verloren.
Keine Sonne, keine Blumen und kein Meer.

 

Hallo sunlight

Herzlich willkommen auf kg.de.

Ein Satz deiner Geschichte ist mir unverständlich:

Närrin, Närrin, spotteten sie, wie konntest du glauben das es für immer wirklich gibt?
Entweder ist da ein Schreifehler drin oder ein Wort fehlt oder ...

Kommafehler liste ich jetzt nicht auf, sind auch nicht so störend.
Ins Stocken kam ich bei diesem Satz:

An so etwas gewöhnt man sich nie, nicht nach einem Monat, nach keinem Jahr, und auch nun 3 Jahre nachdem sein Kampf begann
Drei jahre Ungewissheit und Hoffen - das gibt es und auch nach drei Jahren gewöhnt man sich nicht - diese Festsellung ist richtig, aber irgendwie kommt in der Geschichte nicht so recht rüber, dass das Bangen und Hoffen schon so lange dauert.
Mit kaltem Gesicht notierte der Arzt die Zeit und schaltete die Geräte ab.
Das kalte Gesicht stört mich sehr - Man darf als Arzt oder Schwester Emotionen nicht zu nahe an sich heranlassen, aber kalt ? Das ist zu hart. Im übrigen ist es eher unwahrscheinlich, dass sich ein Arzt an den Maschinen aufhält - in der Regel sind es Schwestern oder Pfleger und auch die halten sich nicht lange am Krankenbett auf, so dass man oft mit dem Sterbenden alleine ist.

Die Stimmung hast du schon gut dargestellt, aber für eine richtige Geschichte hörst du mir zu früh auf. Das Morgen, auf das die Prot immer gehofft hat, gibt es nicht mehr. Das könnte noch mehr herausgearbeitet werden. Und was für ein Morgen wird es nun für die Prot geben?

Lieben Gruß

Jo

 

Hallo sunlight,

herzlich willkommen auf kg.de.

Die Geschichte hat mir recht gut gefallen. Vor allem hast du anhand des Schreibstils gut verdeutlicht, dass die Zeit davonrennt. Beim Lesen hatte ich gerade im ersten Absatz kaum Zeit, zwischendurch mal Luft zu holen. Es hat mich förmlich weitergetrieben, von Satz zu Satz.
Gestört hat mich am Ende auch wie @Jo schon erwähnt hat, das kalte Gesicht des Arztes. Vielleicht solltest du eher teilnahmslos schreiben, wenn er schon keine Gefühle gezeigt hat. Ein Arzt wird ja häufig mit dem Tod konfrontiert, gerade auf Stationen, wo Schwerkranke liegen, bei denen es wenig Hoffnung gibt. Aber dass es ihn kalt lässt, das glaube ich nicht.

Zusammenfassend hast du die Stimmung und die Gedanken, die im Kopf deiner Prot vor sich gingen, gut rübergebracht.

Viele Grüße
bambu

 

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