Früh machte sie sich bemerkbar, es waren nicht wenige, wenn nicht gar die meisten, die es schon früh am Morgen spürten. Nur die, die schon zu schwach waren, trieben sich weiterhin in den Gefilden der Albträume herum.
Die wenigen Wasserverkäufer, die noch das kostbare Gut im Angebot hatten, waren heiß umlagert. Ein erbitterter Kampf entbrannte, der zeigte das die Resignation noch lange nicht alle ergriffen hatte.
Paul stand ein wenig abseits und verfolgte angewidert das brutale Treiben. Er hatte schon seit Tagen nichts mehr getrunken, aber noch war er der Meinung lieber wolle er verdursten, als sich mit den Menschen zu prügeln, die er noch vor 2 Wochen als seine Freunde bezeichnet hätte.
Er war einer der wenigen die den Bekanntmachungen der Besatzer noch Glauben schenkten, doch auch seine Zweifel wuchsen von Tag zu Tag.
Da entdeckte er inmitten der Menge Matilda, die ihm schon seit ihren gemeinsamen Tagen im Flüchtlingslager nicht mehr aus dem Sinn ging. Er hatte ihr das Trommeln beigebracht, aber seit dem letzten langen kalten Winter hatte er keine Trommeln mehr gesehen.
Sie bemerkte ihn gar nicht, war viel zu sehr damit beschäftigt eine Lücke in dem Gedränge zu finden um näher an die Wasserverkäufer heran zu kommen. Er wollte gerade ansetzen so laut er konnte ihren Namen zu schreien, um das Stimmengewirr zu übertönen, als ein ohrenbetäubender Knall ihm fast das Trommelfell zerplatzen ließ. Absolute Stille herrschte für einen Moment. Bevor das Geschrei nun noch lauter wieder einsetzte, war er schon bei ihr und zog sie in eine geschützte Ecke des Alexanderplatzes. Dankbar, aber noch verstört lächelte sie ihn an. Da erscholl der Ruf des Muezzins aus den Ruinen des Fernsehturms. Schützend legte er den Arm um sie.
"Das wird schon wieder.."
Chrissy (13): Wie ich Kartoffeln erntete, zum ersten Mal geküsst wurde und Miniröcke verabscheute (CoK)
Dersin oder die Frage nach Sinn & Unsinn meiner Existenz
