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Späte Rache

oso

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15.04.2005
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14
Zuletzt bearbeitet:

Späte Rache

Plötzlich schreckt sie aus dem Bett hoch.
Unsicher blickt sie zur Seite. Ihr Mann schläft.
Ihr fröstelt. Auf dem Gesicht werden Spuren von Angst deutlich.

Geräusche dringen aus dem Flur durch die offene Tür. Geräusche, die nicht da sein sollten.
Ich mache sie. Ich klopfe, reibe, gehe. Leise – ganz leise.

Die Frau steht auf. Sie geht zur Tür, bleibt davor stehen und horcht. Ein leichtes Zittern durchläuft ihren Körper, dann ergreift sie die Klinke und schließt leise die Tür.
Sie geht zurück, doch kurz vor dem Bett stockt sie. Ängstlich dreht sie sich um. Mit Entsetzen im Gesicht stellt sie fest, dass die Tür wieder offen ist.
Ich habe sie geöffnet.
Die Frau kann mich nicht sehen.

Sie weckt ihren Mann. Der hebt verschlafen den Kopf, besinnt sich und blickt besorgt in Richtung Tür.

Erstaunt bemerke ich eine Pistole in meiner Hand. Ich kenne diese Pistole.
Ich trete ins Zimmer, gehe auf das Bett zu, ziele ...
Die Frau schreit laut auf, als sie den sich schnell ausbreitenden Blutfleck auf dem Pyjama ihres Mannes sieht. Doch dieser ist schon sekundenlang tot.

Die Frau rennt zur Tür, reißt an der Klinke. Aber ich habe die Tür geschlossen und abgesperrt. Sie rennt einige Momente wie ein wildes Tier im Zimmer herum. Kreischend bearbeitet sie Tür und Wände mit den Fäusten.
Kurze Zeit später legt sich ihre Hysterie und sie hockt sich leise wimmernd mit dem Rücken zur Tür.

Ich kenne die Frau schon sehr lange. Ich habe sie geliebt. Bis zu dem Tag, an dem ihr Geliebter und sie ihren Ehemann ermordeten.

Ich kenne diese Pistole.
Ich bin mit ihr erschossen worden.

 

Hallo Oso,

schade, schade. :(
Die Idee deiner Geschichte finde ich nicht sehr gut, die Umsetzung einerseits miserabel, andererseits klasse.
Beispiele:

Ihr fröstelt. Auf dem Gesicht werden Spuren von Angst deutlich.
Ehrlich gesagt ist das lächerlich. Kein schauriges Bild, nur gruselig zu lesen, weil einfach vollkommen emotionslos beschrieben. Solche Formulierungen findet man vielleicht in einem Sachbuch, aber in einer Horrorgeschichte sind sie fehl am Platze.
Das könntest du mit Sicherheit wesentlich besser umsetzen. Beispielsweise durch: "Ein Schauder zieht über ihren Körper, der die Haare in ihrem Nacken aufrichtet und sich bis in ihr Gesicht zieht, ihre sonst schönen Züge zu einer Fratze verzerrt."
Geräusche, die nicht da sein sollten.
Ich mache sie. Ich klopfe, reibe, gehe. Leise – ganz leise.
Das dagegen ist ein sehr gutes Bild, das den Leser wieder in die Geschichte hineinzieht und ihn da trifft wo es beabsichtigt ist: Auf den Nerven!

Zudem springst du perspektivisch zwischen einem allwissenden Erzähler und dem Prot als Erzähler hin und her. Solange er im Flur ist kann er nicht wissen, wie sie reagiert und aussieht.

Ein Geist als Rächer, der zudem seine Opfer mit der Waffe tötet, die ihn aus dem Leben scheiden ließ, ist auch nicht gerade eine neue Idee und auch wenn die Psychopathen-Ecke allmählich auch voll ist, würde ich diese Geschichte lieber aus der Sicht eines Lebenden erzählen/lesen, der sich in das Haus geschlichen hat und Rache nimmt. Der bewusst auf sich aufmerksam macht um sein Spiel zu spielen.

Den Mann einfach so schnell zu erschießen passt auch nicht unbedingt in ein Racheschema. Wo ist die Folter, wo der Schrecken? Wo die Rache?

Fazit: Stellenweise blitzt hier ein toller Schreibstil in der Geschichte auf, den du sicherlich noch sehr weit ausbauen kannst, aber ich persönlich denke, dass er in dieser Geschichte ziemlich untergegangen ist.

Gruß, Zensur

 

Hi oso!

Tja, mir erging es nicht viel anders als Zensur. Ich bin eher der Meinung, dass man sich als Autor bei Geistergeschichten schon was einfallen lassen muss, um damit noch jemanden zum Gruseln bringen zu können. Ich glaube einfach nicht mehr an Geister, auch wenn ich in meiner jüngsten Story welche vorkommen ließ. :shy:
Vor Kurzem sah ich im Fernsehen einen "Horror"-Film, in dem der Geist eines U-Boot-Kapitäns nach und nach die ganze Besatzung durch "Unfälle" umbringt. Der Gruseleffekt war minimal, obwohl die Handlung gut aufgebaut war. Das lag vor allem daran, dass wir heute nicht mehr an Spukphänomene glauben.

Dass hier auch noch ein Poltergeist rumstolziert, der mit der Waffe Rache nimmt, mit der er ermordet wurde, macht es auch nicht interessanter. Waffen, die in der Luft rumschweben und dann losgehen. Da krieg' ich aber Angst ... :rolleyes:

Zudem ist zwar der Sprachstil, wie Zensur sagt, hoffnungsvoll, aber die Sprache selbst ist mir einfach die ganze Zeit über zu berichtend, zu wenig "emotionsstiftend".

Um wirklich Gruseleffekt zu erzeugen, ist die Geschichte außerdem viel zu schnell vorbei. Wie Zensur schon sagte: Einfach erschießen reicht nicht. Da muss der Geist/Psychopath schon ein perfides Spiel anfangen und seine Mörder durch das Haus oder auch den nahen Wald oder die Stadt jagen ...

Ciao, Megabjörnie

 

ich find die geschichte auch nicht schlecht, is spannend geschrieben und vor allem schön kurz ! :D

 

Hallo,

danke für eure Kommentare und Anregungen.

Ich mag kurze, pointierte Geschichten und einen knappen, "kalten" Erzählstil. Insofern geht es mir hier gar nicht so sehr um die eigentliche Handlung, sondern ich versuche das notwendigste zu erzählen, um die Pointe wirksam zu machen. Wenn der Leser beim Schlusssatz schmunzelt (entweder weil er überrascht ist oder weil sich seine langsam aufbauende Ahnung erfüllt), hat die Geschichte ihren Zweck erfüllt. Ob das bei "Späte Rache" (oder bei anderen pointierten Geschichten funktioniert) ist wahrscheinlich oft Geschmackssache, wie ja hier auch eure Kommentare zeigen.

@Zensur

"Ein Schauder zieht über ihren Körper, der die Haare in ihrem Nacken aufrichtet und sich bis in ihr Gesicht zieht, ihre sonst schönen Züge zu einer Fratze verzerrt."
Deine Formulierung gefällt mir persönlich nicht. Sie ist mir für den Anfang der Geschichte nicht subtil genug. Ausserdem mag ich lang Sätze nicht so gerne. Meine Formulierung "Auf dem Gesicht werden Spuren von Angst deutlich" finde ich allerdings auch nicht einen der besseren der Geschichte.

Rache muss meiner Ansicht nach keine Folter beinhalten. Der Prot ist eher selbst erstaunt über die Situation und er geniesst nicht, er stellt fest.

@Jynx
Freut mich, dass sie dir gefallen hat.

Nochmal Danke für alle Antworten und Gruß

oso

 

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