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Späte Rache
Plötzlich schreckt sie aus dem Bett hoch.
Unsicher blickt sie zur Seite. Ihr Mann schläft.
Ihr fröstelt. Auf dem Gesicht werden Spuren von Angst deutlich.
Geräusche dringen aus dem Flur durch die offene Tür. Geräusche, die nicht da sein sollten.
Ich mache sie. Ich klopfe, reibe, gehe. Leise – ganz leise.
Die Frau steht auf. Sie geht zur Tür, bleibt davor stehen und horcht. Ein leichtes Zittern durchläuft ihren Körper, dann ergreift sie die Klinke und schließt leise die Tür.
Sie geht zurück, doch kurz vor dem Bett stockt sie. Ängstlich dreht sie sich um. Mit Entsetzen im Gesicht stellt sie fest, dass die Tür wieder offen ist.
Ich habe sie geöffnet.
Die Frau kann mich nicht sehen.
Sie weckt ihren Mann. Der hebt verschlafen den Kopf, besinnt sich und blickt besorgt in Richtung Tür.
Erstaunt bemerke ich eine Pistole in meiner Hand. Ich kenne diese Pistole.
Ich trete ins Zimmer, gehe auf das Bett zu, ziele ...
Die Frau schreit laut auf, als sie den sich schnell ausbreitenden Blutfleck auf dem Pyjama ihres Mannes sieht. Doch dieser ist schon sekundenlang tot.
Die Frau rennt zur Tür, reißt an der Klinke. Aber ich habe die Tür geschlossen und abgesperrt. Sie rennt einige Momente wie ein wildes Tier im Zimmer herum. Kreischend bearbeitet sie Tür und Wände mit den Fäusten.
Kurze Zeit später legt sich ihre Hysterie und sie hockt sich leise wimmernd mit dem Rücken zur Tür.
Ich kenne die Frau schon sehr lange. Ich habe sie geliebt. Bis zu dem Tag, an dem ihr Geliebter und sie ihren Ehemann ermordeten.
Ich kenne diese Pistole.
Ich bin mit ihr erschossen worden.