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Spanische Nacht
Als wir mit den großen Gläsern anstoßen, wünsche ich mir, diesen Augenblick nie wieder zu vergessen.
Heute Mittag am Strand haben wir beschlossen im Anbruch der Dunkelheit an den Hafen zu laufen und in dem kleinen romantischen Fischrestaurant zu Abend zu essen. Es war ein heißer Tag und die Stadt war erfüllt von einem Gemisch von Autoabgasen und lautem Stimmenwirrwarr. Der Geruch des heißen Asphalts und der in der Sonne brütenden Mülltonnen vermischte sich mit dem frischen Duft des vor den Geschäften ausgelegten Obsts, dem Gemüse und den exotischen Gewürzen. Doch nun ist all diese Hektik und der heiße Atem der Stadt von der frischen, salzigen Briese, die vom Meer kommt, aus den Straßen gespült worden. Die hitzige Eile ist einer kühlen Gelassenheit gewichen. Noch immer kehren vereinzelt alte und morsche Fischerboote in den Hafen zurück und sonnengegerbte Fischer laden gelassen und ohne Hast mit Eis bedeckte Paletten von Bord. Alte Männer und Frauen sitzen herum und flicken Fischernetze, oder unterhalten sich einfach nur.
Der Rotwein schmeckt intensiv und verheißungsvoll und wir albern herum und lachen. Die Fischplatte ist ein sinnlicher Genuss. Der Geruch von gegrillten Garnelen, Knoblauch und Kräutern liegt in der Luft und berauscht unsere Sinne. Immer wieder halten wir uns gegenseitig Garnelenstücke hin und lutschen sie uns aus den öligen Fingern. Wenn sie das köstliche Knoblauchöl von meinen Fingern saugt, schließt sie dabei die Augen und haucht ein leises „hmmm“. Das zarte Umschließen ihrer Lippen zieht sich durch meinen ganzen Körper und kühler, prickelnder Sekt scheint meine Adern zu durchströmen. Als ich ihren Finger das nächste Mal zur Rache auch ein wenig tiefer und sinnlicher einsauge, schließt sie die Augen und lächelt genussvoll. Irgendetwas in ihr zuck plötzlich zusammen und sie zieht ihren Finger mit einem lauten „plop“ aus meinem Mund. Als sie ihre Augen wieder öffnet, sehe ich das Feuer darin. Sie greift das Glas, nimmt provozieren einen großen Schluck und ich spüre, wie sie mir unter dem Tisch mit ihrem nackten Fuß am Bein hochfährt. Dabei schauen wir uns feste in die Auge und die Lust und das Verlangen in unseren Blicken ist schon lange nicht mehr zu verbergen.
Sie löst ihren Blick und flüstert mir zu, dass sie gleich wieder zurück ist, steht auf und geht langsam und betont sexy zur Toilette. Sie weiß, wie sehr ich ihren Gang liebe und geniest meine begehrenden Blicke auf ihrem, von dem leichten Sommerkleid nur halb bedeckten Rücken, ihrem Arsch und den langen und glatten Beinen.
Als sie sich wieder gesetzt hat, hält sie mir etwas, mit einem lausbubiegen Lächeln, unter dem Tisch hin. Ich strecke meine Hand unter den Tisch und merke schon am Stoff, dass es ihr Spitzenhöschen ist. Es ist feucht. Langsam beugt Sie sich zu mir herüber und flüsterst mir leise „Was hättest du denn gerne zum Nachtisch?“ ins Ohr. Bevor ich Antworten kann, stört der Kellner unsere Unterhaltung und stellt uns zwei dicke Scheiben Wassermelone hin. Sie nimmt sich eine, lehnt sich zurück und beißt genüsslich hinein. Während der frische, kühle Saft ihr langsam am Mund herunter, den Hals entlang genau zwischen ihre Brüste läuft, schaut sie mir feste und verlangend in die Augen. Ihre Brustwarzen werden hart und zeichnen sich durch den dünnen Stoff des Kleides ab. Dennoch macht sie nicht einmal Anstalten, den Saft weg zu wischen, sondern lächelt mich nur provozierend an. Ich ringe um Fassung und versuche wieder ein wenig Blut zum Denken in meinen Kopf zurück zu bekommen. Als mir das gelingt, bekomme ich das überlegene Lächeln besser hin, als ich gedacht hatte. Ich beuge mich zu ihr rüber und flüstere ihr so gelassen und unberührt wie möglich „Warte nur ab, du kleines Miststück“ ins Ohr.
Mein darauf folgendes überlegende Lächeln gelingt mir fast noch besser, als mein erstes. Als sie es mit einem zufriedenen Grinsen quittiert, bei dem sie sich kurz auf die Unterlippe beist, habe ich von diesem Restaurant endlich genug. Ich stecke ihr Höschen in meine Hosentasche, stehe auf und gehe an die Bar zum Kellner. Er scheint meine Eile zu verstehen und mein übertriebenes Trinkgeld vertreibt endlich das dummes Grinsen aus seinem Gesicht.
Im Vorbeigehen packe ich ihre Hand und ziehe sie vom Stuhl hinter mir her. Die Leute schauen uns nach, doch das ist mir mittlerweile reichlich egal. Wir sind vom Wein, brennendem Verlangen und roher Lust so betrunken, das wir nur noch einen Platz finden wollen, wo wir endlich übereinander herfallen können.
Arm in Arm laufen wir zurück durch die Stadt Richtung Hotel. Unsere Schritte werden immer schneller. Immer, wenn ihr die kühle Abendluft zwischen die Beine greift, merke ich, wie sie ein Schauer überläuft. Wir flüstern uns unanständige Dinge ins Ohr um uns gegenseitig anzustacheln. Ich bin kurz davor all diese Leute zu vergessen. Ich möchte sie nur noch spüren. Als wir an einer kleinen dunklen Gasse vorbeikommen, packe ich sie feste am Handgelenk und zerre sie ins Dunkle. Sie stolpert mir überrascht auf ihren hohen Absätzen hinterher. Ich greife nun auch ihr anderes Handgelenk mit festem Griff und schiebe sie rückwärts in einen dunklen und kühlen Hauseingang. Es riecht nach Putzmittel und frisch gewaschener Wäsche. Ich drücke sie mit dem Rücken an die Wand direkt neben den Briefkästen und ihre Hände mit beiden Händen über ihrem Kopf weit auseinander. Mir so ausgeliefert beiße ich ihr leidenschaftlich in den Hals und küsse ihren leicht verschwitzen, salzigen Nacken. Sie stöhnt leise auf und
Die krächzende Hupe eines alten, halb verschneiten grünen Golfs reist mich erbarmungslos und grausam aus meinen Erinnerungen. Ich stehe immer noch am Küchenfenster und schaue wie hypnotisiert in die kalte Dunkelheit.
Es ist ein Moment, wie wenn im Solarium das Licht ausgeht. Mir ist kalt und ich fühle mich nackt. Ich versuche etwas festzuhalten, doch da ist nichts mehr. Ich fühle mich verletzt und alleine. Ich schaue auf die Straße, wo die Leute ihre Jacken bis unters Kinn gezogen haben und gegen den ungemütlichen Schneeregen ankämpfen. Sie haben ja keine Ahnung. Sie wissen nichts von unserem Sommer. Ich atme tief und gequält durch und wische mir die Gedanken mit beiden Händen aus dem Gesicht. Es bringt ja nichts. Es tut nur weh. Ich fühle mich leer, wie mit Styropor ausgestopft.
Die heiße Dusche vertreibt die Geister der Vergangenheit aus meinem Kopf und die halbe Tiefkühlpizza bei MTV wird ganz gut mit dem flauen Gefühl in meinem Magen fertig. Nach ein wenig Frank Sinatra zum Anziehen bin ich wieder ganz der Alte.
Frisch rasiert stehe ich vor dem Spiegel und werfe diesem verdammt gut gekleideten Typ mein verführerischstes Zwinkern zu. Ich rieche gut, sehe blendend aus, einfach alles stimmt. Die ganze Welt steht mir offen! Die Karten sind wieder neu gemischt! Ich könnte gerade die ganze Welt umarmen. Vielleicht Tanja, oder doch lieber Ursula? Ich bin solch ein Glückspilz! Hurra ich lebe! Mütter, gebt auf eure Töchter acht – King Dingeling ist wieder im Spiel!
Im Rausgehen werfe ich mir den Mantel über und bin nun nicht mehr zu halten. Die Nacht wartet auf mich!
Als ich im ersten Stock an der Wohnung von Hr. Baumann vorbei die Treppen herunterschwebe, riecht es verlockend nach Garnelen und frischem Knoblauch.
Aua, das tut weh! Dieses Arschloch, denke ich mir. Warum tut er mir das bloß an?