Was ist neu

Spaziergänge zwischen Grabsteinen

Seniors
Beitritt
29.01.2010
Beiträge
1.501
Zuletzt bearbeitet:

Spaziergänge zwischen Grabsteinen

Sie war zufrieden mit ihrem Arrangement der Blumen, das ihr der Fröhlichkeit, mit der Frau Guyer ihr immer begegnet war, angepasst schien. Vor dem schlichten Holzkreuz waren die weissen Blüten des Rosenstocks in voller Entfaltung. Das üppig gelb, blau, rot, violett und rosa blühende der übrigen Blumen dazu bildeten eine farbenfrohe sommerliche Komposition. Morgen soll es schön aussehen, dann ist es ein Jahr her, dass Frau Guyer gestorben ist. Es war zu spät, als sie bemerkte, dass Frau Guyer ihr schon seit Tagen nicht mehr begegnet war und nachsehen ging. Sie lag hübsch gekleidet auf dem Bett wie friedlich schlafend, auf dem Nachttisch eine Vase mit weissen Rosen die trotz des warmen Klimas noch frisch wirkten. Ihr Hausarzt, der nur zwei Häuser weiter seine Praxis führt, kam sofort vorbei, Frau Guyer war auch seine Patientin. «Sie hat ihren Frieden gefunden», bemerkte er. «Alte Menschen vergessen manchmal zu trinken und bei anhaltend starker Hitze verkraften ihre Körper dies nicht.»

Von Weitem schon bemerkte sie die hagere Gestalt des Mannes, der ihr in letzter Zeit verschiedentlich aufgefallen war. Manchmal sass er auf einer Bank, der Haltung nach anscheinend schreibend. Zuweilen spazierte er zwischen den Grabsteinen, bei einzelnen sich bückend um an einer Blume zu riechen. Auch sah sie ihn schon an einer der Birken gelehnt, den Blick nach oben gerichtet, als beobachte er die Vögel, welche da herumhüpften. Den grossen Teich mochte er anscheinend sehr, dort erblickte sie ihn ab und zu, gedankenversunken vor dem aquarellartigen Bild der Seerosen. Sobald ein Windhauch das Wasser streifte, ein Kräuseln an der Oberfläche, im Schilfgürtel, in dem ab und zu Frösche quakten, ein leises Rauschen. Doch diesmal stand er direkt vor dem Grab von Frau Guyer, wie in Andacht.

Mit leisen Schritten näherte sie sich von hinten, sie wollte ihn nicht stören. Vielleicht war er ja ein entfernter Verwandter oder ein früherer Bekannter von Frau Guyer. Doch sie würde den Blumen Wasser geben und zum ersten Jahrestag an ihrer letzten Ruhestätte auch eine kurze Weile an sie denken. In fünf Meter Entfernung blieb sie stehen, den Rücken des Mannes vor sich. Er trug verwaschene hellblaue Jeans und ein weisses Hemd, seine leicht ergrauten Haare waren stoppelig kurz geschnitten. An der linken Seite baumelte eine lederne Umhängetasche. Als ob er ihren Blick verspürte, drehte er sich nach einem Moment um.

«Oh, entschuldigen Sie bitte, ich wollte nicht stören.» Seine Stimme klang angenehm, sein fein geschnittenes, aber ernstes Gesicht und die hellblauen Augen schienen die Milde seiner Worte zu unterstreichen.

«Sie stören mich überhaupt nicht, ich bin nur eine ehemalige Nachbarin von Frau Guyer. Ich wusste nicht, dass sie noch Angehörige oder nähere Bekannte hat. Bei ihrem Begräbnis waren nur einige Leute aus der Nachbarschaft zugegen.» Sie musterte ihn verstohlen, so nah hatte sie ihn noch nie gesehen. Er ist in seiner Erscheinung unauffällig und doch wirkt er nicht gewöhnlich, ging ihr durch den Kopf.

Ihre Worte lösten ein Lächeln bei ihm aus. «Mein Name ist Marc Dahinden,» stellte er sich vor. «Ich bin kein Verwandter oder Bekannter von Frau Guyer, ich wusste bis anhin nicht einmal, dass es sie gab. Ich sah die schöne Sommerbepflanzung und beim Lesen der Inschrift bemerkte ich, dass heute ihr Jahrestag ist.»

Eigenartig, ein Fremder, der vor einem ihm unbekannten Grab verweilt. «Marianne Bleibtreu», stellte sie sich vor.

Eine Weile standen beide stumm vor dem Grab, dessen Inschrift schlicht aufzeigte: Rosemarie Guyer, 25.09.1928 – 28.07.2008.

«Ich muss Ihnen merkwürdig erscheinen», begann er die Stille brechend. «Vor einigen Monaten war ich zur Beerdigung meiner Tante auf dem Zentralfriedhof in Wien. Vor meinem Rückflug nach Zürich wollte ich nochmals nachsehen, ob alles wie vereinbart arrangiert wurde. Es war ein düsterer Novembertag, der die melancholische Stimmung des Ortes noch betonte. Wie ich dem Ausgang zustrebte, fiel mein Blick im Vorbeigehen auf einen Grabstein mit zwei maskenartigen, erhabenen Gesichtern. Der Name auf dem Stein, ein seinerzeit berühmter deutscher Filmschauspieler, war mir aus meiner Jugend bekannt. Es war eine unverhoffte Begegnung, die ich nicht suchte, die mich aber berührte. Im späten Frühjahr kam ich zufällig an der Anlage hier vorbei, was mich an das Erlebnis in Wien erinnerte. Aus Neugierde betrat ich diesen Ort der Stille und fand eine wunderbare Parkanlage. Ich hielt Friedhöfe stets für etwas Beklemmendes, eher Abschreckendes in ihrer Endgültigkeit, doch entdeckte ich hier eine friedliche Idylle. Dass diese den Toten gewidmet ist, erscheint mir schon magisch, eine letzte Ruhestätte in einem Paradiesgarten. Manche Grabsteine erwecken in mir den Eindruck, sie erzählten eine Geschichte, legten Zeugnisse ab von den dahinter stehenden Schicksalen. Manchmal kam ich auch mit Leuten ins Gespräch, die mir das eine oder andere dazu berichteten. Es ist, als würde man als Gast ein fremdes Haus betreten und die Menschen darin kennenlernen.»

Mit Verwunderung hatte Marianne Bleibtreu ihm zugehört. Ein Mensch, der sich Zeit nahm, um sich über die Schicksale von ihm unbekannten Verstorbenen Gedanken zu machen, war ihr noch nie begegnet. Sie stimmte ihm jedoch zu, dass hier eine herrliche Parkanlage war, die viel Raum zur Besinnung in der Natur gewährte. Es ist zutreffend, man sollte diese Idylle viel mehr wahrnehmen, das Zauberhafte darin entdecken, verweilen und sich nicht dagegen sträuben, da die Verstorbenen zugegen sind. Es war wohl dieser Gedanke, wie sie sich später zu erinnern vermeinte, der sie veranlasste, ihm die trotz Altersbeschwerden stets fröhliche Frau Guyer zu beschreiben und wie sie vom Leben Abschied nahm.

Sie sah ihn an einem andern Tag nur noch einmal von fern, auf der Bank sitzend schreiben, als sie die Blumen mit Wasser versorgte, dann begegnete er ihr nicht mehr.

Es war später Herbst, als Marianne Bleibtreu beim Durchblättern der Tageszeitung auf das Foto von Marc Dahinden stiess. Sein hageres Gesicht, die leicht ergrauten Stoppelhaare, ganz so, wie sie ihm vor wenigen Monaten begegnet war. Verwundert las sie den Text darunter. Ein neues Buch von Marc Dahinden war erschienen. Natürlich, wie konnte ich es damals nicht bemerken, bei den Gesprächen mit ihm war seine Feinsinnigkeit doch kristallisiert, er ist der Schriftsteller. Sein Name ist zwar nicht alltäglich, doch genug verbreitet um nicht aufzufallen. Das neue Werk, welches in der Edition Pegasos erschien, führte den Titel »Zwiegespräche mit längst Vergangenen«. In dreizehn Essays erschliesse er eine ihm typische Atmosphäre von Poesie und besinnlicher Ruhe, wie sie jedermann auch selbst finden könne, die in der Hektik des Lebens jedoch oft nicht wahrgenommen würde. Ein Stundenbuch um die Zeit für einen Moment anzuhalten.

 

Hallo Anakreon,

ich las soeben deine Geschichte.
Ich finde, sie ist hier in Seltsam ganz und gar nicht gut aufgehoben. Vielleicht habe ich etwas verpasst, aber mir erschien beim Lesen absolut nichts Seltsames. Es war eine schöne, melancholische Geschichte. Es geht darum, aus dem hektischen Alltag aussteigen zu können, Ruhe zu finden. Außerdem der Bruch mit dem Tabuthema Tod. Ein Friedhof als Ort der Ruhe, eine Art Paradiesgarten, wie du schriebst. Da ist eine Verbindung zwischen Marianne und Frau Guyer, die auch nach dem Tod anhält. Ohne Traurigkeit und Depression. Der Tod als natürliche Sache, die zum Leben gehört, kein schweres Herz und Wehmut. Sie erfreut sich an den Erinnerungen an ihre alte Nachbarin. Auch der Friedhof selbst erscheint keineswegs düster und mit Traurigkeit überladen. Eher als bunter, fröhlicher Garten. In meinem Kopf hörte ich Vogelzwitschern und das Plätschern eines Baches. Ein Friedhof als Ort der Lebenden, die dort die Möglichkeit haben, sich am Leben zu erfreuen.
Interessante Geschichte.
Was ich allerdings sehr merkwürdig fand, war dass Marianne sofort an Nekrophilie denkt, nur weil dieser Mann ein Grab betrachtet. Das war mir persönlich etwas zu weit hergeholt.

Dann sind mir ein paar formale Dinge aufgefallen.
Ich bin wirklich nicht gut im Klugscheißen und hoffe, dass ich auch nichts Richtiges korrigiere und mich damit blamiere....

Vor dem schlichten Holzkreuz, welches standardmässig für Verstorbene gesetzt wird und stehen bleibt, wenn Angehörige fehlen oder diese sich kein anmutigeres Kreuz oder einen Stein leisten können, waren die weissen Blüten des Rosenstocks in voller Entfaltung.
Ich bin über diesen Satz sehr gestolpert. Das erste Mal war es mein Fehler, denn ich las zunächst 'Hohlkreuz' statt 'Holzkreuz' :D
Danach stolperte ich über die Verschachtelung. Ich weiß auch nicht. Ich kann dir da nicht wirklich einen Vorschlag machen. Vielleicht gehst du einfach nochmal über diesen Satz drüber und überlegst dir, ob sich da nicht doch etwas ändern lässt.
Und achja: Muss es nicht 'weißen' statt 'weissen' heißen?


Sie war zufrieden mit ihrem Arrangement der Blumen, das ihr der Fröhlichkeit, mit der Frau Guyer ihr immer begegnete, angepasst schien.
begegnet war
Sie lebt jetzt ja nicht mehr.

Sie musterte ihn verstohlen, so nah sah sie ihn noch nie.
so nah hatte sie ihn noch nie gesehen

Ich sah die schöne Sommerbepflanzung und beim lesen der Inschrift bemerkte ich, dass heute ihr Jahrestag ist.»
beim Lesen

Eigenartig, ein Fremder, der vor einem ihm unbekannten Grab verweilt. Ob er wohl eine nekrophile Neigung pflegt? Und doch, er wirkt harmlos, waren ihre Gedanken.
Wie schon oben geschrieben, finde ich das mit der Nekrophilie sehr weit hergeholt. Aber hier wollte ich dir eigentlich sagen, dass ich das 'waren ihre Gedanken' unnötig finde. Davor identifiziert man ihre Gedanken ja auch immer rein dadurch, weil sie kursiv gedruckt sind. Warum also hier eine Erklärung dahinter setzen?

Bei manchen Grabsteinen erweckt es mir auch den Eindruck sie erzählten eine Geschichte, legten Zeugnisse ab von den dahinter stehenden Schicksalen.
Ganz komische Formulierung, das. Vielleicht eher: 'Manche Grabsteine erwecken in mir den Eindruck'

Dass hier eine herrliche Parkanlage war, die viel Raum zur Besinnung in der Natur gewährte, stimmte sie ihm jedoch zu.
Warum einfach, wenn es kompliziert geht? ;)
'Sie stimmte ihm jedoch zu, dass dies hier eine herrliche Parkanlage war, die viel Raum zur Besinnung in der Natur gewährte' hätte es doch genauso getan.

Es war später Herbst, als Marianne Bleibtreu beim durchblättern der Tageszeitung auf das Foto von Marc Dahinden stiess. Sein hageres Gesicht, die leicht ergrauten Stoppelhaare, ganz so, wie sie ihm vor wenigen Monaten begegnete
beim Durchblättern
stieß
wie sie ihm vor wenigen Monaten begegnet war

Das neue Werk, welches in der Edition Pegasos erschien, führt den Titel »Zwiegespräche mit längst Vergangenen«
führte

Gruß, Lona

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Lona

Danke für Deine konstruktive und positive Einschätzung der kleinen Erzählung. Seltsam, wirklich seltsam, ich wählte die Rubrik intuitiv. In Gedanken stotternd suche ich nun eine kurze Erklärung dafür. Tja, die Idee, ein Schriftsteller begebe sich auf einen Friedhof um in der Betrachtung von Grabsteinen, welche natürlich vielseitig und aufschlussreich sein können, Zwiesprache mit ihm unbekannten Toten zu halten, fand ich doch etwas sonderlich, zumindest unkonventionell. Da dies aber dominant durchsetzt ist mit einer sympathischen Atmosphäre, verliert es vielleicht an Gewichtung, ja kehrt sich beinah zu Romantischem. Eine Mischung aus seltsam romantisierend mögen vielleicht auch die Worte von Marianne sein, wie sie Frau Guyer beschreibt: „… und wie sie vom Leben Abschied nahm.“ Ein versteckter Fingerzeig, dass die Dehydration kein Zufall, der Arzt ihr vielleicht gar vorab indirekt behilflich war, sich von den Altersbeschwerden zu befreien.

Der Gedanke von Marianne an Nekrophil ist doch etwas sehr arg überspitzt, es sollte eine flüchtige Idee von ihr sein und für den Leser eine falsch gelegte Fährte, ich bereinigte dies.

Hohlkreuz, ein wirklich schönes Verlesen [verzeih bitte, diese missbräuchlich freudsche Wortumdeutung] in diesem Kontext, ich erlaubte mir ein Schmunzeln. Ich wusste, dass der Satz verschachtelt ist, und meinte damit durchzukommen. Die Rüge muss ich zu Recht einstecken. Ich beugte mich der höheren Gewalt und formulierte es um.

Deine Einschätzung, dass Du nicht gut im Klugscheißen bist, hängt von Deiner Befürchtung ab, in ein Fettnäpfchen zu trampen. Doch ich denke, blamieren kann man sich diesbezüglich eigentlich nur, wenn man ganz bös daneben greift, etwa destruktiv und persönlich verletzend kritisiert. Ansonsten gilt das Recht der freien Meinungsäusserung, und wenn da mal auch eines anderen belehrt werden könnte, gilt, kein Mensch kann alles wissen. Also überwinde solche Hemmung. Deine Textkritik finde ich sehr überlegt und danke Dir, dass Du Dir die Mühe nahmst, mich auf diese Schnitzer hinzuweisen. Nur in einem Punkt erdreiste ich mich zaghaft, den ‚Satz vom Widerspruch’ verfremdend anzuwenden. Die Sprachkonferenz, welche die Regeln der neuen deutschen Rechtschreibung festlegte, gestand der Europa-Insel Schweiz eine Eigenart zu, damit diese als Minorität leicht identifizierbar bleibt. Da sich die Helvetier seit jeher dem Joch der deutschen Rechtschreibung in Bezug auf das ß entzogen, wurde ihnen die Verwendung von ss generell erlaubt [DUDEN, 23. Auflage, unter K 160 umschrieben]. Ich überlegte mir auch schon mal, auf der vorliegenden KG-Plattform meiner Kompromissbereitschaft freien Lauf zu lassen und das ß in meinen Texten anzuführen. Doch, auweia, empörte sich da meine rumantschstämmige Bergler-Identität. Aus diesem trotzigen Grund schreibe ich noch immer 'weissen' statt 'weißen'. Ich hoffe Du magst mir das Verzeihen.

Gruss
Anakreon

 

Hallo Jynx

ich würde auch zustimmen, dass die Geschichte eher nach Alltag passt.

Und schon bin ich demokratisch überstimmt. Anscheinend gehören zu den Fettnäpfchen, in die ich zuweilen trete, die ‚Rubriken’. Aber das Prinzip Hoffnung lebt in mir, dass ich eines Tages die korrekte Zuordnung doch noch zu beherrschen lerne.:shy: Vorab schon vielen Dank, für die Überführung in den Alltag.

Deine sympathische Bewertung der kleinen Geschichte freut mich sehr, war ich mir bei der Veröffentlichung doch nicht sicher, ob sie als zu fad und zu ereignislos aufgefasst im Archiv von Desinteresse untergehen würde. Dies gibt meinem Mühen doch wieder Aufwind.

Gruss

Anakreon

 

Hallo Anakreon,

ich habe eben noch einmal flüchtig durch deine Geschichte gelesen. Die Stolpersteinchen sind bei Seite geräumt und besonders das hier

Vor dem schlichten Holzkreuz waren die weissen Blüten des Rosenstocks in voller Entfaltung.
hast du schön gelöst.
Doch muss ich schon wieder (an der selben Stelle) ein bisschen motzen, verzeih mir ;)
Eigenartig, ein Fremder, der vor einem ihm unbekannten Grab verweilt. Ob er wohl ein Sonderling war? Und doch, er wirkt harmlos
Finde ich absolut unnötig. Ich denke, man kann das bedenkenlos streichen. Ich als Leser bemerke auch ohne diesen Satz genug, dass sie ihn seltsam findet. Erstens steht da ja "Eigenartig, ein Fremder..." und zweitens sagt der Schreiberling ja auch sofort "Ich muss Ihnen merkwürdig erscheinen".
Was Jynx erwähnte:
Eine schöne Wendung, dass am Ende sie über die Nachricht einer Buchveröffentlichung und nicht seinen Nekrolog stolpert. Sowas hatte ich fast eher erwartet, dass sie den Nachruf liest, in dem dann von unvollendet gebliebenen Werk die Rede ist.
Das hatte ich ganz vergessen zu schreiben. Ich hatte den selben Gedanken und fand es ganz schön, dass du mich da auf dem Holzweg (nicht Hohlweg ;)) geführt hast.
Aber das Prinzip Hoffnung lebt in mir, dass ich eines Tages die korrekte Zuordnung doch noch zu beherrschen lerne
Ach, nimms nicht so schwer. Ich glaube, es gibt Geschichten, die kann man in keine Kategorie stecken. Mir ging es bisher ja auch so.
Bei dieser Geschichte hier würde ich mir sogar überlegen, ob sie nicht besser in "Philosophisches" aufgehoben wäre, als in "Alltag".

Gruß, Lona

 

Hallo Lona

Den Gedanken des Sonderlings liess ich spurlos in einer Gruft verschwinden, als hätte es ihn nie gegeben. Du hattest recht, es bedurfte dieser Hervorhebung keineswegs, es liest sich nun rund. Danke für die Mittäterschaft und die verbalen Blumen.

In der Zwischenzeit ist die Geschichte in den Alltag gezügelt. Ich denke, sie ist dort gut aufgehoben, ein symbolischer Lichtschimmer im grauen Alltag, auch wenn bei der derzeit grellen Sommerhitze ihr Lichtlein kaum zum Tragen kommt. Unter ‚Philosophischem’ sähe ich sie weniger, wenngleich Elemente gegeben sind, doch spürte ich schon den dicken Mahnfinger des altehrwürdigen Platon und dessen gnadenlose Kritik. Dennoch, ein kleines philosophisches Stück habe ich unter den Manuskripten seit einiger Zeit in Arbeit und wiederholender Überarbeitung. Irgendwann einmal, wenn Platon mal nicht genau hinschaut, werde ich es in diese würdige Rubrik schieben. Und weist es sich als Tritt ins Fettnäpfchen, wird mein Humor sich daran weiden, über mich selbst lachen zu müssen.

Gruss

Anakreon

 

Ja, Friedhöfe sind oft die gepflegtesten Parkanlagen in Siedlungen,

lieber Anakreon,

und diese einfühlsame kleine Geschichte vermögen zarte Gemüter angemessener zu besprechen als ein grober Klotz wie zB ich, der ganz gern auch auf Friedhöfe geht - freilich nennt dieser Grobklotz es "zum Probeliegen".

Das Dehydrierung bei ältren Menschen ein grundsätzliches Problem und in dieser extremen Witterung der letzten Tage für alle problematisch werden kann (besonders für Fahrgäste der sich modern gebenden Eisenbahn), sollte bekannt sein. Darum nur mal wieder auf die Verwendung bedeutungsschwangerer Namen: das frz. Guy mit der er-Endung der Grundform der Verben, Frau Bleibtreu und Herr Dahinden … Aber wie immer interpretierte ich wahrscheinlich dann zuviel hinein (selbst wenn ein Bäcker auftauchte), darum soll nurmehr die Kleinkrämerseele sich ein wenig auslassen – ohne Anspruch auf Vollständigkeit:

>angepasst schien< Der Deutschlehrer in mythischer Zeit behauptete immer, nur die Sonne scheine und ferne Gestirne, ja, selbst der Mond leihe sich nur sein Licht, folglich könnten und konnten wir gar nicht scheinen, bestenfalls erscheinen. Besser vielleicht „zu sein schien“, wie auch weiter unten geschehen.

>Doch sie würde den Blumen Wasser geben …< Zwar nicht falsch, aber warum ein umgangssprachlich gebildeter Konjunktiv, wo das Futur mit einem schlichten „wird“ genügte. Oder bestehen Zweifel, dass die ehem. Nachbarin, Frau Bleibtreu, die Blumen eben nicht wässern wird?

> … sein fein geschnittenesKOMMA aber ernstes Gesicht und …<

>Sie stimmte sie ihm jedoch zu, …< ein sie zu viel.

>Ein StundenbuchKOMMA um die Zeit für einen Moment anzuhalten.< Mit „um“ gebildeter Infinitivsatz ist in jedem Fall mit Komma zu versehn. S. Rechtschreibduden, K 117

Gruß

Friedel

 

Hallo Anakreon,

schöne, gut durchgehaltene Stimmung; hier muß nichts passieren und solch eine Kg kommt auch ohne Spannungsbogen aus. Das korrespondiert gut mit dem Thema, die Zeitlosigkeit des Friedhofes und (mehr noch) des Todes wird durch das gleichmäßige Fließen der Zeit gut dargestellt.

Gestolpert bin ich über die Marianne Bleibtreu, aber die, an die ich spontan dachte, hieß ja Monica. Ich dachte schon, hier wäre ein dokumentarischer Hintergrund.

Auf Friedhöfen läßt sich nicht nur sinnieren; schau mal in die Bücher
Flügel aus Schatten, Lächeln in Stein
und
Denn alle Lust will Ewigkeit
von Isolde Ohlbaum,
eindrucksvolle Fotos kombiniert mit literarischen Texten.

Gruß Set

 

Eben der anakreontischen Idylle wegen hängt am Apfelbaum vor dem Eingang ins Paradies ein Wegweisungsbefehl für Probe liegende Adams, diese werden in Krypten verwiesen, etwa die Kapuzinergruft in Wien.

Hallo Friedel

Ich hätte darauf wetten können – dies tu ich jedoch nie -, dass Du mit germanistischem Adlerauge noch was zu mäkeln findest. Doch auch die Namen sind Dir assoziativ Suspekt, dabei habe ich mir bei der Namenwahl sorgfältig überlegt, wie vermeide ich den Lesern konfliktbesetzte Assoziationen, ohne auf untergründige Namensspiele verzichten zu müssen. Bleibtreu ist allenfalls den Theater- und Filmkonsumenten ein Begriff, und Dahinden, berücksichtigt man Dialekte, spricht für sich selbst. Bei Guyer hast Du es geschafft, meine Überlegungen in den 2. Rang zu katapultieren, den französischen Vornamen Guy in der englischen Version in Betracht zu ziehen, daran dachte ich wahrlich nicht. Pfui, wo blieb da das polyglotte Denken?

Stand Dein mythischer Deutschlehrer den Sonnenanbetern vom Monte Verita vielleicht Nahe? Posthum will ich ihm ja nicht den Spass verderben, doch Recht schien er nur mit zwinkerndem Auge auf seiner Seite ziehen zu wollen, da unsere Wahrnehmung sich in Schein ausbildet. Auch das würde, kann die Würde des kreativen Spielraums nicht ausschliessen, damit der Inhalt nicht zur Korrespondenzsprache wird. Doch nun geb ich brav nach und erfülle die Kommandoregeln, obwohl …

Das sein im Sein ist wie sich zeigte ein Stolperstein, der nun auch aus dem Weg geräumt ist. Danke.

Gruss

Anakreon


Hallo Set

Danke für Deine wohlwollenden Worte, die Du mit dem Buch von Isolde Ohlbaum noch bildlich dokumentierend belegst. Ich kenne das Buch nicht, doch gibt es meines Wissens einige schöne Bildbände, die sich solche Nekropolen zu ihrem Thema wählten. Ich werde bei Gelegenheit Deine Empfehlung wahrnehmen.

Wie bereits Friedel angeführt, gibt es die eine Bleibtreu welche einige Leute kennen, und Du bist unter denen, in dessen Kompendium sie gespeichert ist. Dein Wissen scheint mir auch ein Fundus zu sein, ich denke beinah eine Datenbank, doch hier spricht der Schalk aus mir.

Gruss

Anakreon

 
Zuletzt bearbeitet:

Salü Anakreon,

ja, diese Geschichte gefällt auch mir, obwohl ich mich in die altertümlich anmutende Sprache erst einlesen musste. Dann war es auch für mich ein Spaziergang über den Zentralfriedhof, auf dem die ganz grossen, ‚Alten’ versammelt sind und plötzlich tauchen in meinem Kopf auch die schillernden ‚Jungen’ auf: Curd Jürgens, Monica Bleibtreu (die mir als starke ‚Katja Mann’ in Erinnerung ist.) Da wirst du dann selber zum Marc Dahinden, der in einer ihm typischen Atmosphäre von Poesie und besinnlicher Ruhe die Begegnung auf dem Friedhof beschreibt. Sehr passend dazu auch die bunten Blumenarrangements, die Seerosen im Teich, das Quaken der Frösche, die Stille zwischen den Gräbern.
Zu alldem passt die Sprache, die mich an Fontane erinnert, und ich frage mich: Wie würde das ein heutiger Autor beschreiben, wie klänge es in der Sprache eines Urs Widmer, Lukas Hartmann, Hugo Lötscher oder Thomas Hürlimann? Dies meine ich nicht als Kritik an deiner Geschichte, ich teile dir nur meine Gedanken mit, die durch deinen Sprachstil bei mir ausgelöst wurden.

Hier folgt noch etwas Textarbeit (wie nur wie konnte Friedel das übersehen :) ):

Ihre Worten lösten ein Lächeln bei ihm aus.
> Ihre Worte
«Ich muss Ihnen merkwürdig erscheinen,» begann er
> erscheinen», begann er
Es war eine unverhoffte Begegnung, die ich nicht suchte, mich aber berührte.
> die ich nicht suchte, die mich aber berührte.
Manche Grabsteine erwecken in mir den Eindruck sie erzählten eine Geschichte,
> in mir den Eindruck, sie
Es ist wie, wenn man als Gast ein fremdes Haus betritt
> das ‚wie wenn’ ist nicht schön! Vielleicht besser wäre:
Es ist, als würde man als Gast ein fremdes Haus betreten oder > als beträte man als Gast ein fremdes Haus
In dreizehn Essays erschliesse er eine ihm typische Atmosphäre von Poesie und besinnlicher Ruhe, wie sie jedermann auch selbst finden könnte, in der Hektik des Lebens jedoch oft nicht wahrgenommen werde.
> hier stimmt was nicht. Ich schlage vor:
In dreizehn Essays erschliesse er eine ihm typische Atmosphäre von Poesie und besinnlicher Ruhe, wie sie jedermann auch selbst finden könne, die in der Hektik des Lebens jedoch oft nicht wahrgenommen würde.

Herzliche Grüsse aus dem Sarganserland ins Luzernische,
Gisanne

 
Zuletzt bearbeitet:

Da dampft einem das Gehirn in diesen Zeiten ein, das Hopfenkaltschalen statt der kühlenden Eisbeutel herhalten müssen, da geht einem manches durch,

liebe Gisanne,

lieber Anakreon,

dass man selbst beim Namen Bleibtreu nicht an den bekanntesten Träger denkt, sondern nur an die Bedeutung der Namensbestandteile und einiges andere schon gar nicht mehr bemerkt. Nachträglich stellt sich dann "Guyer" als reine Wortspielerei dar, sehn wir vom engl. guy (zB Kerl) ab: Guido ist abgeleitet vom ahd. wido, dessen bekanntester Träger Widukind/Wittekind (and.) war. Seriöse Wörterbücher wissen nichts um die ursprüngliche Bedeutung des Wido, das Internet weiß auch darum Bescheid, wie ich gerade sehe: Wald, behauptet es. Da sag ich nur noch: mein Gott, Walt-er.

Ob der alte Lehrer die Sonne anbetete, weiß ich nicht. Aber so spielt Erinnerung, dass sie anfängt, Geschichten zu erfinden, die wahrscheinlich niemals genau so stattgefunden haben.

Zudem unterscheidet ja den, der Passagen im Konjunktiv II nach deutscher Grammatik gelegentlich mit "würde" versieht, von dem, der Sprache umgeht und nur würde-Konstruktionen schaffen kann.

Doch wollt' ich mit dem Problem beginnen, das mir beim Korrekturlesen immer wieder auffällt, begänn's etwa so: Gäb’ es heutigentags einen Menschen, der die folgenden Verse nicht kennte, der aber den Text nach einmaligem hören korrekt wiedergäbe, sofern er denn müsste, insbesondere die ersten vier Zeilen? „Würd’ ich ein Vöglein sein / und auch zwei Flügel haben, / ich würde zu dir fliegen, / weil es aber nicht sein kann, / bleib ich hier liegen“,

so also - oder ähnlich - trüge man das Volkslied vor ...

außer'm Wolf Schneider - selbstverständlich.

Gruß

Friedel

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Gisanne

Es freut mich sehr, dass Dir die Geschichte gefällt, auch wenn ich mich erdreiste, in altertümlicher Manier zu schreiben. Dass es Dich gar zu einem erinnernd-virtuellen Spaziergang durch den Zentralfriedhof animierte, erzeugte mir vollauf Sympathie. Die Erinnerungsbilder liessen Dich gar den Stein mit den Masken identifizieren, ich dachte in meiner Einfalt, allenfalls komme nur ein Wiener dem kleinen Spiel auf die Spur. Mir war nicht bekannt, dass auch Monica Bleibtreu ihre letzte Ruhestätte dort fand, an sich ja logisch, und ungewollt ein seltsames Moment durch diese Namensverwendung. Ein sprachlicher Bezug zu Fontane war mir eine Reverenz, in der ich mich einen kurzen Moment sonnte. Das hämische Grinsen der Skulptur eines altrömischen Fauns auf meinem Schreibtisch [als Pseudoebenbild in mein Profil gestellt], vergällte es mir aber jäh und wies mich auf die Realität der unendlichen Distanz zu diesem Meister hin. Die Geschichte in Worten von Urs Widmer, Hugo Loetscher (mit denen mich die Nähe des Aufenthaltsortes verbindet, nicht das Luzernische), Lukas Hartmann oder Thomas Hürlimann vorzustellen, finde ich köstlich. Es wären interessante aber andere Bilder, in der Sprache präziser und sachlicher, die Tiefen bei allen anders betont, schlicht faszinierend. Thomas Hürlimann wäre gar prädestiniert, kennt er den nicht namentlich erwähnten Friedhof sicher, denn er arbeitete einen Sommer lang bei seinem Onkel Johannes Duft in der Stiftsbibliothek vor Ort, und hat in dieser Stadt – ich war kurze Zeit später für 17 Jahre dort im Exil - auch sonst familiäre Bindungen.

Erst stöhnte ich, als ich nach unten scrollte, dann zog ich schuldbewusst den Kopf ein, die mahnenden Fingerzeige sind zu recht. Das Seufzen gebar drei hochgereckte Finger, nie mehr mitten in der Nacht Korrekturen vorzunehmen, ohne das ganze Manuskript erneut sorgfältig durchzulesen. Für Deine erläuternde Mühe herzlichen Dank, wie auch für die beiden verschönerten Formulierungsvorschläge. :shy:

Beim Stichwort Sarganserland streiften meine Gedanken dem Walensee entlang zum Rheintal, über Sargans nach Bad Ragaz. Es waren da einige Orte, die Erinnerungen aufleben liessen. Ich verstehe nun, wie Du in einer Deiner Geschichten eine so präzise und bildliche Berglandschaft zeichnen konntest.

Gruss

Anakreon


Hallo Friedel

Sorry, wenn ich den alten Lehrer auf dem Monte Verita wähnte, doch wäre er nicht in schlechter Gesellschaft gewesen, auch Hermann Hesse lebte zuweilen dort. Die trotzige Eigensinnigkeit, mit welcher ich meine Befangenheit kaschiere, habe ich auf dieser Seite bereits einmal (aufwärts scrollen) blossgestellt. Ich denke, für heute, werde ich mich nur noch demutsvoll unter die Bettdecke verkriechen. :sealed:

Gruss

Anakreon

 

Hallo Anakreon,

Die Geschichte liest sich leicht, ist recht flüssig und angenehm erzählt. Ein Schriftsteller sucht Inspiration auf dem Friedhof. Erzählt wird von ihm aus den Augen einer Frau, die ein Grab pflegt. Eine recht einfache Geschichte. Mir fehlt etwas Raum für Interpretation, da einem eigentlich so ziemlich alles gesagt wird, z. B. erklärt der Friedhofspazierer sehr deutlich, was ihn dabei fasziniert. Offen bleibt hauptsächlich, was für Geschichten er über die Verstorbenen schreibt. Während der Geschichte hältst Du das Interesse jedoch an, man fragt sich, was es mit dem Mann auf sich hat. Bei der ersten Begegnung der Beiden hatte ich den Eindruck, ihre Beziehung würde sich in irgendeiner Weise vertiefen, da sie beinahe schwärmerisch von ihm spricht. Auch ich hatte, als sie das Bild in der Zeitung sah, zuerst den Eindruck, sie lese seine Sterbeannonce. Ein Hinweis, dass er auf dem Friedhof Notizen schreibt weist jedoch auf seine Tätigkeit hin, wodurch das Ende nicht wirklich überraschend daherkommt.

Das üppige gelb, blau, etc.
Die Farben hätte ich nach dem direkten Artikel groß geschrieben, aber vielleicht weiß ja da jemand besser Bescheid

Die Gedanken von Marianne Bleibtreu in Kursiv erschienen mir sehr seltsam eingeschoben, da der Text ja ohnehin aus ihrer Perspektive geschrieben ist, wenn auch nicht in der ersten Person. Das hat mich eher gestört, würd´ich umformulieren -alles in dritter oder alles in erster Person

dass Frau Guyer an Dehydration gestorben
Das Fettgedruckte würd´ich weglassen, es klingt mir zu unrealistisch, dass sie in diesen Worten denkt. In diesem Moment ist es doch gleichgültig, woran sie gestorben ist. Außerdem entnimmt man das ja dann den Worten des Arztes.

Manchmal auf einer Bank sitzend, anscheinend Notizen in ein Büchlein oder auf losen Blättern einen Brief schreibend.
Würde natürlicher klingen: Manchmal saß er auf einer Bank und schrieb anscheinend … Dasselbe in den darauffolgenden Sätzen: „riechend“, „lehnend

dort erblickte sie ihn ab und zu, wie gedankenversunken vor dem aquarellartigen Bild der Seerosen, nur ein leichtes Kräuseln des Wassers, wenn ein Windhauch es streifte, und dem kleinen Schilfgürtel, in dem ab und zu Frösche quakten.
Das „wie“ würd ich rauslasssen, „und dem kleinen Schilfgürtel“ bezieht sich wohl auf „vor“, ist mir aber zu verschachtelt, um es nachzuvollziehen, und ich bin über den Satz gestolpert. Ich würde ihn einfacher formulieren, z. B. in zwei teilen.

«Oh, entschuldigen Sie bitte, ich wollte nicht stören.“
Das verwirrte mich, da sie diejenige ist, die sich nähert, und man in dem Moment ja noch nicht weiß, dass er nichts mit der Verstorbenen zu tun hat. Zuerst wusste ich nicht recht, wer da spricht, dann konnte ich nicht recht nachvollziehen, warum er sich eigentlich entschuldigt. Wird einem im Nachhinein schon klar, denn er steht ja an einem fremden Grab und erkennt, dass sie wohl eine Angehörige ist. Ich stolperte jedoch darüber, und das warf mich aus dem Lesefluss.

Die Sprache gefällt mir, sie passt meines Erachtens gut zum Inhalt.

Im Großen und Ganzen gerne gelesen.

Liebe Grüße

Elisabeth

 

Hallo Elisabeth

Danke für Deine ausführliche Meinung zu dieser Geschichte. Es freut mich, dass sie Dir trotz der empfundenen Stolpersteine in Sprache, Flüssigkeit und Inhalt gefallen hat. Sie zielte als kleines Lesestück auf eine grazile Unterhaltung, auch wenn ich sie mit Eigenarten durchsetzte.

Für mein dafürhalten, bietet sie ausreichend Interpretationsspielraum, wenn man diesen dezent beim Lesen und nicht einzig nur am Ende spielen lässt, doch variiert dies natürlich mit der subjektiven Wahrnehmung des einzelnen Lesers. So kann ich verstehen, wenn Dir weniger Beschreibung selbst mehr Vorstellung abverlangt hätte, doch die Geschichte wäre dann anders und nicht eine aus meiner Feder.

Die Einbringung direkter Gedankengänge von Frau Bleibtreu (kursive Schrift) ist ein gewolltes Element der Vertiefung des erzählten Geschehens. Dass es Sinn macht, meine ich eben auch an Deiner Überlegung bei der Dehydration zu sehen. Es liegt hier eine Zeitverschiebung von einem Jahr vor, sie erinnert sich gegenwärtig, während die Worte des Arztes auf einer anderen Ebene erzählt sind.

Die Wirkung dieses Stoffes wäre für mein Empfinden in manchem trivial, wenn es in reiner Umgangssprache umgesetzt wäre. Wenn ich etwa einen gewöhnlichen Krimi lese, bin ich i. d. R. mit umgangssprachlicher Darlegung zufrieden, obwohl es auch da Ausnahmen gibt. Bei andern Werken schätze ich hingegen die meist persönliche Sprache der Autoren, nebst den eigenständigen Inhalten, die sie vorlegen. Nicht jeder Autor vermag mich jedoch anzusprechen, obwohl er grosse Anerkennung finden mag, ein Sachverhalt, der höchst wahrscheinlich auf jeden Leser zutrifft.

Ich danke Dir für Deine Mühe, Überlegungen und Änderungsvorschläge einzubringen. Aus vorgenannten Gründen differenzieren sich aber unsere Meinungen. Dennoch werde ich mir noch Gedanken darüber machen und vielleicht später die eine oder andere mir zusagende Anpassung vornehmen.

Gruss

Anakreon

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom