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Spinnennetz

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11.12.2001
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„Weißt Du, manchmal erschaffe ich mir einen Gesprächspartner.“

„Ach ja? Und was sagt er so?“

„Sieh mich nicht so herabwertend grinsend an! Tu das nicht als etwas Lächerliches ab!“

„Aber Du kannst doch mit mir reden.“

„Ja, aber nicht über alles. Manchmal muss ich mir erst selbst über die Dinge klar werden. Und einige von den Gedanken, nun, ich möchte, dass sie nur mir gehören. Auch ich brauche meine versteckten Winkel; genau wie Du Deine hast.“

„Die meisten Gedanken teile ich mit Dir, auch wenn sie nicht vollendet sind. Nur manche verstehst Du nicht – obwohl ich sie Dir mitteile.“

„Glaubst Du etwa, mir geht es da anders?“

„Also, worüber hast Du nun mit ihm gesprochen?“

„Er fragte mich, ob ich an das Schicksal glaube. Na ja, ich konnte lange nichts sagen. Und dann fragte er, ob es wie ein Weg ist, eine vorgegebene Linie.
´Nein. Es gibt so viele Entscheidungen zu treffen, so viel, was du selbst bestimmst. Es ist eher wie ein Spinnennetz.`
´Und du bist die Spinne?`
Er hat meinen Gedanken genauso belächelt wie Du vorhin, als ich von ihm erzählte.
´Nein, es war schon da. Ich weiß nicht, wer es gesponnen hat. Doch ich entscheide selbst, welchen Weg ich gehe. Ich kann überall hingehen; kein Weg ist mir verschlossen.`
´Das wäre mir zu verwirrend.´
´Zu schwierig, meinst du wohl und zu beängstigend, denn du selbst bist für die guten und schlechten Erfahrungen verantwortlich, die dir auf deinen Wegen widerfahren. Aber ich möchte nicht nur diese eine Möglichkeit, wie deine Linie sie vorgibt. Ich will mehr als das, möchte lachen, weinen, schreien, mich fürchten, hoffen... denn das ist in meinen Augen Leben.´“


„So, ich muss jetzt diesen Weg gehen.“

„Aber...“

„Es ist höchste Zeit.“

„Aber ich muss hier entlang.“

„Ich weiß.
Schau nicht so schockiert – Du wusstest, dass es eines Tages so weit ist.“

„Aber wir haben doch so eine schöne Zeit!“

„Sie ist vorbei.“

„Und wer wird Dir Kraft geben; wer wird Dich in die Arme nehmen, wenn Du zweifelst; Dich fangen, wenn Du fällst; wer wird...“

„Ich!
Und manchmal werde ich zulassen, dass es jemand anderes tut.
Und Du; durch Deine Worte, Deine Liebe, durch all das, was Du mir geschenkt hast, durch die Erinnerung, die wir gemeinsam geschaffen haben.
Sieh; dort wartet schon die nächste auf Dich – in der Dunkelheit. Sie braucht dich jetzt. Geh zu ihr! Mach sie stark! Hilf ihr zu verstehen, so wie Du es bei mir getan hast.
Ich muss jetzt diesen Weg gehen. Muss andere Erfahrungen sammeln, andere Dinge sehen.“

„Werden wir uns...“

„...wiedersehen? Ich denke nicht.
Nein, keine Tränen! Ich bin auch traurig und habe genau soviel Angst wie Du. Aber wenn ich jetzt nicht gehe, werde ich mich ständig nur im Kreis bewegen und irgendwann werde ich blind für alles andere. Dann wird dies die einzige Wirklichkeit sein.“

„Wäre das denn so schlimm?“

„Ja, weil es auch für Dich nichts anderes mehr geben wird. Wir werden irgendwann weitergehen wollen und dann erkennen, dass wir die letzte Abfahrt schon verpasst haben – und gefangen sein. Und das könnte keiner von uns beiden ertragen.“

„Ich will Dich trotzdem nicht verlieren.“

„Das wirst du nicht. Unsere gemeinsame Zeit kann uns niemand wegnehmen; sie wird immer ein Teil von uns sein."

„Dann... Leb wohl.“

„Leb wohl.“


Ich hab Dir noch nachgesehen, hab Dich zu ihr gehen sehen. wie Du Deinen Arm um sie gelegt hast – genauso wie du es damals bei mir getan hast, als wir uns das erste Mal begegnet sind. Du hast Dich ein letztes Mal umgedreht. Dann bist Du mit ihr weitergegangen und ich habe meinen Weg genommen.
Jetzt bin ich hier, schreibe diese Zeilen. Ich hoffe, dass der Wind sie einmal zu Dir trägt – und dass Du dann an unser letztes Gespräch denkst, ein wenig lächelst und noch einen letzten Gedanken an mich verschwendest.
Doch jetzt muss ich weiter, wollte nur noch einen letzten wehmütigen Blick auf unser Bild nehmen, noch einmal sehen, was ich hinter mir gelassen, um voll neuer Kraft und mit einem Lächeln im Gesicht weiterzugehen, nach vorn zu sehen.
Warte auf das nächste Abenteuer; es wird wohl eher kommen als dass ich dafür bereit bin.

 

Schön geschrieben....was mich ein bißchen stört ist die Stelle wo er/sie meint: "So, ich muss jetzt diesen Weg gehen.".

Da hab ich mich gefragt, woher weiß der/die andere was los ist. Da läßt Du den Leser ein wenig im Regen stehen.

 

Ja, schon recht schön geschrieben, aber dadurch, daß es fast nur Dialog ist, wird nicht immer ganz klar, wer gerade spricht, was etwas verwirrend ist. Zudem wird nicht deutlich, worum es geht (ja, um einen Abschied, aber warum? Warum wußte der/die andere davon, was genau ist der Sinn?). Insgesamt schön, könnte aber an einigen Stellen nochmal überarbeitet werden.
Gruß,

chaosqueen :queen:

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Sonne macht albern

 

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