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Sprache der Sklaven

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09.05.2004
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Sprache der Sklaven

In den ersten Augenblicken wusste ich nicht, weshalb ich hier war. Warum ich Handschellen trug, die durch die Lehne meines Stuhles gefädelt waren und meine Schultern schmerzen ließen. Wieso mein Kopf pochte, als wäre er unter einen Lastwagen geraten, und ich nichts sehen konnte. Das Klirren der Handschellen, wenn ich mich bewegte, war beunruhigend, wie es in dem leeren Raum von den Wänden widerhallte, als würden Gefangene ihre Tassen gegen Gitterstäbe scheppern lassen. Sie waren so eng, dass sich meine Finger bereits taub anfühlten.
Meine Augen gewöhnten sich langsam an die Dunkelheit. Ich war allein. Das war alles, was ich sehen konnte. Das Zimmer war bis auf mich vollkommen leer. Und es fühlte sich richtig an, als wäre es dafür gemacht worden, einfach nur leer zu sein. »Bald ist alles wieder so, wie es sein soll, Baby«, sagte ich, zu wem auch immer. Ich hoffte, dass das stimmte.
Bis auf die Geräusche, die von mir ausgingen, war es still. Ich lauschte, um vielleicht Schritte hören zu können, wenn jemand durch den Raum über mir ging. Es musste etwas über mir geben, denn ich befand mich in einem Keller. Einzelne Fenster, so klein, dass selbst ein Kind Probleme gehabt hätte, sich hindurch zu zwängen, saßen unter der Decke und zeigten Gras. Es war Nacht, doch von irgendwoher kam Licht, das durch die Fenster fiel.
Meine Glieder schmerzten, trotzdem versuchte ich mich samt Stuhl aufzurichten. Doch auch meine Füße steckten in Handschellen und waren an die Stuhlbeine gefesselt. Ich strauchelte, konnte mich jedoch in letzter Sekunde zurück fallen lassen. Meine Schultern dankten mir mit einem Heulen.
Die Situation verlangt von dir, dass du um Hilfe schreist. Man erwartet das von einem gefesselten Mann.
Es war lächerlich zu glauben, dass mir jemand helfen würde, das wusste ich. Aber ebenso lächerlich zu denken, mich selbst befreien zu können. So brüllte ich, bis mein Hals brannte und ich jemanden sehen konnte. Vor einem der Fenster erschienen Füße. Zwei Paar schwarze Schuhe, die sich hin und her bewegten, und ich schrie noch lauter. Doch die Füße hörten mich nicht, oder ignorierten meine Hilfeschreie, und verschwanden, und alles, was von ihnen zurück blieb, war niedergedrücktes Gras, das sich gegen die Scheibe stemmte.
Ich wünschte mir erneut ohnmächtig zu werden.

Als ich erwachte, stach sich Licht wie feine Nadeln in meine Augen. Ich war noch immer gefesselt, aber nicht mehr allein. Als ich die Frau sah, die mir gegenüber stand, fielen mir die Dinge wieder ein. Ich konnte nicht behaupten, dass mich das freute.
»Hast du jetzt noch immer Angst vor einem Flüstern?«, fragte sie mich. Ihr Haar war zu einem Knoten gebunden, der locker auf ihrem Rücken ruhte. Ihre weiße Haut leuchtete im Neonlicht.
»Nein.« Es war gelogen. Ich schmeckte wieder Blut in meinem Mund.
Sie lächelte nicht, aber ich wusste, dass sie sich freute. »Wärst du von Anfang an nicht so ein verfluchtes Weichei gewesen ...«, sie deutete auf mein Gesicht, »... hättest du vielleicht jetzt noch alle Zähne.« Als ob ich sie noch brauchen würde.
Die vier Füße trippelten wieder am Fenster vorbei. Ich fragte mich, ob sie den Auftrag von mir bekommen hatten. Nein, oder?
»Boris!«, schrie sie. »Glaubst du, sie holen dich hier raus?«
Ich lächelte. »Wäre doch schön, nicht?«
»Aber unwahrscheinlich.« Scheiße, sie hatte Recht.
»Was ist alles passiert?«, fragte ich Mabel. »Wie lange bin ich bereits hier?«
Mabel überlegte kurz. »Hier? Hier bist du erst ein paar Stunden.«
Trotz meiner misslichen Lage, machte mich ihre Überheblichkeit wütend. Sie lächelte nicht mit dem Mund, doch das höhnische Lachen, welches in ihrem Inneren gellte, konnte ich fast hören. »Welcher Tag ist heute?«
»Samstag.« Vier Tage fehlten meiner Erinnerung. In vier Tagen konnte viel geschehen sein. Hatten sie den Plan bereits ausgeführt? Hatten sie gesiegt? Versteckten sie sich vor den anklagenden Augen der Welt? Oder versteckten sie mich? Im Fernsehen ging die Welt auch immer in weniger als vier Tagen unter. »Du bist ein paar Mal aufgewacht ...« Sie hustete, was in ihren Ohren jedoch wie ein Lachen klang. »Naja, wir haben dich aufgeweckt, wenn du verstehst. Du wärst hier sonst noch verhungert. Bill hat dir ganz schön zugesetzt, es wäre weiter, viel weiter gegangen, hätte ich ihn nicht aufgehalten.« Ihre Augen suchten meinen Blick, konnten ihn aber nicht finden. »Außerdem wollten wir keine Leiche im Keller, die sich selbst voll geschissen hat. Zum Glück ist es soweit nicht gekommen.«
Ich sah an mir hinab und bemerkte das Blut, das mein T-Shirt besprenkelt hatte. Und ich stank, zwar nicht nach Scheiße, aber fast. Ein Geruch, der entsteht, wenn man, nachdem man ein paar Kilometer gejoggt ist, nicht duscht. Vier Tage lang.
»In Filmen«, begann Mabel, »wird der Held immer in den teuflischen Plan eingeweiht. Ein letztes Bisschen Zeit wird verschwendet, welches sich dann gegen den Bösewicht wendet, der ich ja in deinen Augen bin. Ich werde das unterlassen, schließlich geht es immer schief.«
Sie stand auf und ging auf die Tür zu.
»Warum gehst du?« Es widerstrebte mir, wieder allein zu sein. Auch wenn ich mir angenehmere Gesellschaft als Mabels vorstellen konnte.
»Es warten Dinge auf mich. Unser Plan funktioniert, Boris. Besser, als wir dachten. Sobald alles vorbei ist, werde ich dir jemanden schicken.«
Ich schluckte, um die Stärke in meiner Stimme wieder zu finden. Eine zum Scheitern verurteilte Suche. Ich hatte seit Stunden nichts getrunken, doch geschwitzt wie ein Schwein auf dem Weg ins Schlachthaus. »Bin ich so unwichtig, dass du keine Zeit erübrigen kannst, mich umzubringen? Oder bist du zu feige, es selbst zu tun?«
Sie knipste das Licht aus, drehte sich aber nicht mehr um. »Es gefällt mir nicht, einen meiner Brüder zu töten, wenn du das meinst. Selbst wenn er sich als Verräter herausstellen sollte.«
Dann war ich wieder allein, oder, besser gesagt, in meiner eigenen Gesellschaft.

Die schwarzen Schuhe besuchten erneut das Fenster, patrouillierten meine Zelle wie Gefängniswärter. Wenn ich genau darüber nachdachte, waren sie das ja auch. Sie verhöhnten mich mit ihrer Freiheit.
Es kam mir vor, als hätten sich die Schmerzen in meinen Schultern und Händen in der letzten Stunde um das zehnfache verschlimmert. Von der Jukebox zum Rockkonzert.
»Ein Flüstern würde dich retten.«
Ich hatte darauf gewartet. »Ja, ich weiß. Die Frage ist nur: Möchte ich gerettet werden?«
Schallendes Gelächter. »Natürlich willst du das!«
»Es würde nichts nützen.«
»Nein, vielleicht nicht. Aber immerhin wärst du nicht mehr an einen Stuhl gefesselt. Das ist auch nicht zu verachten. Hier unten bist du als Held genauso nützlich, wie als Waschlappen in deiner Wohnung.«
Er hatte Recht. Aber konnte ich ihm vertrauen? Konnte ich überhaupt jemanden vertrauen?
»Du brauchst nur zu flüstern.«
»Leck mich doch.«
»Vielleicht später.« Er lachte wie ein Hund. Bellend und feucht. »Mach es mir zu liebe.«
Jetzt lachte ich. »Ich will diesen Scheiß nicht mehr hören. Es würde alles nichts nützen. Vielleicht sollte ich hier sterben.«
»Ach, Gott«, rief er, »hör mir doch mit deinem Hätte-Würde-Sollte-Selbstmordquatsch auf. Das ist so jämmerlich. Du bist so schon ein halber Kerl.« Ich konnte seinen Atem in meinem Nacken spüren, wie eiskalte Finger. Er roch nach Zwiebeln. Wie zum Teufel ... ?
»Sei wenigstens Manns genug, es für dich zu tun. Lass krachen.«
Ich seufzte und flüsterte.

»Wie wärs, wenn du nicht so dämlich in der Gegend rum stehen sondern mir helfen würdest?« Murray schepperte mit den Handschellen und grinste sein Haifischgrinsen. »Das verfluchte Eisen scheuert.«
Instinktiv tastete ich meine Taschen ab. »Ich ... wie soll ich? Ich hab keinen Schlüssel.«
Er lachte. »Du nicht, aber ich. In meinem rechten Schuh. Ist wie mit nem Kondom. Sollte man immer dabei haben.«
Ich ging vor ihm in die Hocke und zog seinen Schuh aus. »Woher hast du den?«, fragte ich und machte mich daran, mit dem Miniaturschlüssel die erste Handschelle zu öffnen.
»Sie sind immer gleich, wie Kofferschlüssel. Selten, dass sie abweichen.« Seine Beine waren befreit und ich machte mich daran, dasselbe mit den Händen zu tun. Die Gelenke waren blutig. Als ich eine Hand entfesselt hatte, fädelte ich die Handschelle durch die Stuhllehne und riss dabei etwas unsanft daran. »Scheiße! Kannst du nicht aufpassen?«
»Entschuldigung.« Nachdem ich alle Handschellen geöffnet hatte, stand Murray auf, zog sich seinen Schuh wieder an und massierte seine Gelenke.
»Ich glaube, die verfluchten Schweine haben mir die Hand gebrochen.«
»Alles in Ordnung?«, fragte ich vorsichtig.
»Bis auf die Tatsache, dass mir die verfluchten Schweine die Hand gebrochen haben? Ja, alles klar.« Er sah sich um und runzelte die Stirn. Ich wunderte mich, dass er mit seiner Sonnenbrille überhaupt etwas erkennen konnte. »Verdammtes Drecksloch, das. Was nun?«
Wenn ich das wüsste. »Du bist doch sonst immer so einfallsreich. Was würdest du tun?«
Er presste seine Lippen aufeinander und machte ein entschlossenes Gesicht. »Ich würde einfach nach oben gehen.« Das hatte ich befürchtet.

Ich kam nicht aus den Zustand des Staunens heraus, als uns niemand den Weg versperrte, während wir die Treppe hinauf stiegen. Konnte es sein, dass keiner unsere Flucht bemerkt hatte?
»Mann, hab ich Hunger. Wenn wir hier raus sind, holen wir uns erstmal ne Pizza. Mit Anchovis«, sagte Murray.
»Ich hasse Anchovis.«
»Tatsächlich?« Er starrte mich überrascht an. »Ich dachte, du hasst Paprika.«
»Nein, den hasst du.«
Er zuckte mit den Schultern. »An alles kann ich mich auch nicht erinnern.«
Plötzlich blieb er stehen und ich rammte seinen Rücken. »Was ist los?«
»Rechts oder links?«, fragte er mich. Wir waren am Hinterausgang angelangt. Zwei Glastüren führten hinaus, zwischen ihnen erstreckte sich eine Mauer bis zur Straße. Der Außengarten war in zwei Hälften aufgeteilt. Es war ein kleines Bürogebäude, nur dreistöckig, das früher von zwei Firmen genutzt worden war. Dieselbe Mauer hatte damals auch den Haupteingang geteilt, doch als Mabel das Haus besetzt hatte, war der Wall eingerissen worden. »Es wirkt, als wollten wir uns selbst trennen. Aber genau das Gegenteil ist der Fall«, hatte Mabel gesagt. Im Hintergarten hatte sich niemand die Mühe gemacht.
»Rechts?«, schlug ich vor.
»Wir richten uns immer instinktiv nach unserer stärkeren Hand, nicht wahr?« Murray nahm die linke Tür. »Dann wollen wir diesen Bann mal brechen.«
Draußen war es kalt. Kälter, als es im September sein sollte. Ich starrte gen Himmel, als erwartete ich Schneeflocken. Doch die Nacht war klar und der Himmel vollkommen ohne Sterne oder Wolken. Eine Nacht für meinen Untergang wie geschaffen.
»Sie werden uns erwischen, Murray.«
Er starrte mich belustigt an. »So was, Columbo? Daran hätte ich niemals gedacht.«
Ich blieb stehen und sah mich um. »Sie werden uns umbringen. Ist dir das nicht klar?«
»Jetzt hör mal zu. Wenn sie dich töten wollten, hätten sie es schon vor vier Tagen getan, als du knietief in der Scheiße gestanden hast, dass nicht mal Lucky Luke mit nem Lasso dich hätte rausziehen können.« Seine Finger gruben sich in meine Oberarme, bis sie kribbelten. »Sie hätten dir den Arsch wegpusten können. Stattdessen haben sie dir eine Tracht Prügel verpasst und beschlossen, dich auszuschließen. Nur eine Zeit lang. Das hielten sie als Strafe für genug.« Die Sonnenbrille verbarg seine Augen, trotzdem konnte ich ihm nicht ins Gesicht sehen. Ich hasste Murrays Gesicht auch so.
»Murray?«, riefen mehrere Stimmen im Chor. Ich drehte mich um und starrte abwechselnd in vier Gesichter. Zwei Männer, fast vollkommen identisch und in ihren Bewegungen synchron. Der eine machte ein Gesicht, als würde er jeden Moment zu weinen beginnen, während der andere beinah wahnsinnig grinste. Die anderen beiden waren zwei Mädchen, die einander an den Händen hielten. Das erste vielleicht sechzehn, das zweite nicht älter als fünf. Ob sie sich ähnlich sahen, ließ sich nicht genau ausmachen, denn das Gesicht des kleineren Mädchens war von einer Halloweenmaske in Form einer alten Vettel bedeckt. Als ich das Blut sah, das sein Haar verklebte, war ich froh darüber.
»Ist das dein Bruder?«, fragte es. Seine Stimme klang unter der Maske merkwürdig hohl, als würde es beim Sprechen die Hände vor den Mund halten.
Murray ging vor ihm in die Hocke. »Ganz recht, Kleines. Du kannst ihn Boris nennen. Oder Schlappschwanz, passt beides wie die Faust aufs Auge.« Spätestens jetzt hätte ich Murray gern wieder weggeschickt.
»Ich gehe nicht zurück«, sagte ich zu den Vieren. Mein Zittern schob ich auf die Kälte. »Lieber sterbe ich.«
Murray schnalzte mit der Zunge, als würde er ein dummes Kind schelten. »Hör endlich auf mit deinen Selbstmorddrohungen. Keiner kümmert sich darum.« Murray lachte zusammen mit dem wahnsinnigen Mann.
»Keine Sorge, Boris. Murray hat uns alles erzählt«, sagte das Mädchen. Es löste sich von seiner Begleiterin und nahm meine Hand. Ich schauderte, als mich seine warme Haut berührte.

»Mabel hat alle ausgeschickt. Außer uns sind vielleicht noch sechs Leute hier, und Mabel.«
Ich wusste, dass Mabel uns alle einsetzen wollte. Wir waren bloß fünfhundert, plus fünfhundert Zweitgeborene. Doch wo und wen ... das hatte ich nicht mehr erfahren. Sie hatte es lange für sich behalten. Verschlagenes, kleines Miststück. »Wohin?«
Das Mädchen sah mich an, während wir weiter die Treppe hinauf stiegen. »Polizeipräsidien, Gerichtshäuser, Universitäten, Krankenhäuser. Bill und Bob warten in der Nähe einer Kirche auf die Morgenandacht. Chaos wächst am Besten auf beständigem Boden. Was ist für die Menschen natürlicher, als ihre täglichen Gebete? Sie glauben allein zu sein, mit ihren Gedanken, während sie ihre wöchentliche Pflicht erfüllen.« Es tippte mit einem Finger gegen die Schläfe. »Mabel hat nachgedacht.«
Ich drehte mich nach Murray um, dieses Mädchen machte mich nervös. Er stand am Fuß der Treppe und redete beruhigend auf den weinenden Mann ein, der von Schluchzern geschüttelt wurde.
»Er ist nicht stark genug.« Das Mädchen war ebenfalls stehen geblieben und blickte auf den heulenden Riesen. »Das denkst du.«
»Ich ... was?«
»Du glaubst nicht, dass er uns helfen wird. Möchtest du ihn zurücklassen, nach allem, was er für dich geopfert hat? Du denkst, er ist schwach. Aber das bist du auch.«
Es ging weiter und ich folgte ihm. Ich musste einen Tennisball hinunterschlucken, um wieder sprechen zu können. »Was ist mit Achim und Victor? Wo hat Mabel sie hingeschickt?«
»Ich weiß nicht alles. Wer sind die?«
»Achim hat weißes Haar und rötliche Augen.«
»Der Albino? Zusammen mit dem Schwarzen?« Es dachte kurz nach. »Die sind noch bei Mabel, glaube ich.«
Wir stiegen die letzten Stufen hinauf, von Murray und den beiden Männern fehlte noch jede Spur.
»Was ist mit dir passiert?«, fragte ich es. Mit einem blauen Auge und einem voller Blut starrte es mich durch die Maskenschlitze an.
»Wir waren Zwillinge, an den Köpfen verbunden. Im Alter von vier Jahren hat man versucht, uns voneinander zu trennen. Physisch gesehen. Für Christel war die Operation ein Erfolg.«

Man könnte uns als Seelenfänger bezeichnen. Wir sind eine Herberge für die, die sich an das Leben klammern und nicht in den Tod schreiten wollen und können. Sie sind Eindringlinge in unserem Körper, Besetzer, die keine Polizei vertreiben kann, Ratten, die selbst an dem stärksten Gift nicht verrecken.
Als ich von Murray erfahren und das erste Mal mit ihm gesprochen hatte, hatte ich gedacht, ernste psychische Probleme zu haben. Ich suchte nach weiteren Anzeichen, dass eine andere Persönlichkeit sich meines Körpers bemächtigte. Doch ich schlief nicht ein, um an den ungewöhnlichsten Orten wieder aufzuwachen. Es passierten keine unheimlichen Dinge, keine nicht abonnierten Zeitschriften flatterten in mein Haus, keine Liebschaften, die mich in ungemütliche Situation brachten. Nur Murray.
Er trug immer Jeans und T-Shirt, hatte immer dieselbe zerzauste Frisur und eine Sonnebrille, ganz im Sinne der 80er, die ihn wie eine Fliege aussehen ließ, saß auf seiner Nase. Und er lachte - über mich - egal in welcher Lage. Was jedoch noch seltsamer war, war die Kleidung, die ich in seiner Gegenwart trug. Karierte Hosen und ein Poloshirt. Ich sah aus wie ein pensionierter Golflehrer.
Nach Wochen hatte ich mich an seine Besuche gewöhnt, jedoch nicht damit abgefunden. Er schien in unregelmäßigen Abständen zu mir zu kommen, zumindest war ich aus seinem Rhythmus nicht schlau geworden.
»Weshalb bist du hier?«, hatte ich ihn gefragt, während er vorm Fernseher Donuts in sich gestopft hatte.
»Weil du nach mir geschrieen hast.« Ein Bröselregen hatte sich auf den Couchtisch nieder gelassen.
»Nein.«
»Na gut. Beim ersten Mal hast du mich nicht gerufen, da bin ich gekommen. Doch seitdem rufst du mich immer.«
Ich hatte ihn ungläubig angestarrt. »Das ist Blödsinn.«
»Das ist Blödsinn!«, hatte er mich nachgeäfft. »Fakt ist, ich bin hier und wir teilen uns deinen Körper. Gut, du hast die höhere Präferenz, das sehe ich ein. Aber ich bin auch da.«
Was zum Teufel war er? Das war nicht das erste Mal gewesen, dass ich mir diese Frage gestellt hatte.

Murray und ich standen etwas Abseits der anderen Vier. Jetzt versuchte das Mädchen den weinenden Riesen zu trösten.
»Warum hast du mir nichts erzählt?«, herrschte ich Murray an.
»Ganz ruhig, Kumpel.« Er versuchte, mich mit seinen Händen zu beschwichtigen. »Die Zeit wäre gekommen.«
»Leck mich!«, schrie ich und schlug sie wie lästige Fliegen beiseite.
»Vielleicht später.«
Ich war kurz davor, auf ihn loszugehen. Meine Selbstbeherrschung hing nur noch an einem dünnen Faden.
»Hör zu«, fing er an, »sie haben dich bewacht, bis auf heute. Menschen und Zweitgeborene sind wie Köter um dich geschlichen. Glaubst du, sie hätten voller Freude zugelassen, dass ich zu dir komme?« Er schubste mich, um seine Worte zu verstärken. »Außerdem: Du wolltest nicht, dass ich bei dir bin.«
Ich studierte meine Schnürsenkel. »Es ist ... war zu gefährlich, Murray.«
»Was? Vertraust du mir nicht?« Ich sagte nichts, spürte aber, wie mein Gesicht rot anlief, als hätte er mich beim Wichsen erwischt.
»Das ist es, nicht wahr? Glaubst du, ich will deinen unästhetischen Körper, Boris? Dein Zweizimmerapartment? Deinen mit Fertiggerichten voll gestopften Kühlschrank? Dein jämmerliches Leben? Glaubst du, ich möchte dir irgendetwas wegnehmen?«
Ich konnte ihm nicht antworten, und als ich ihn noch immer nicht ansah, spannte er seine Finger wie Schraubstöcke um meine Schultern und schüttelte mich. »Ich bin bloß zu dir gekommen, weil ich nicht sterben wollte und du schwach bist. Vergiss das nicht.«
Er ließ mich los und als ich Tränen in meinen Augen brennen spürte, wandte ich mich hastig ab.
»Irgendetwas ist dort drinnen geschehen. Samuel weint, aber er kann mir nicht genau sagen, weshalb. Und es gefällt mir überhaupt nicht, dass niemand die Türen bewacht. Es ist wie ausgestorben.«
Ich sah mich um und Murray hatte Recht. Nicht nur, dass niemand unser Vordringen verhindert hatte, es war niemand hier. Nirgends.
»Ich habe dir vertraut, Boris, als du gesagt hast, die Reinkarnation sei nicht sicher. Ich habe meinen Glauben dir zuliebe aufgegeben. Meine Hoffnung, alle Seelen aus der Unendlichkeit des Todes zurückzuholen, sie alle zu Zweitgeborenen zu machen. Ich habe dir bei dem Versuch, die Wiedergeburt zu verhindern, geholfen. Ich wurde für dich geschlagen und gefoltert. Kannst du dieses eine Mal nicht mir vertrauen?«

Als Murray die Tür aufstieß und die Insassen mit einem: »Ich bin zuhause, ihr Süßen!« begrüßte, wusste ich, was Murray war.
Murray war die Logik, der Körper. Auf seine Art war er realer als ich. Er handelte, sprach, tat alles an meiner Stelle. Bloß, was war dann ich? Hatte ich keine Rolle in diesem Spiel, war mein Part seiner? War ich nur Zuschauer? Selbst wenn ich ihm Tipps geben wollte, mir wäre nichts eingefallen, was Murray nicht längst gewusst oder gar getan hätte. Murray war meinem Verstand immer voraus, nur wenige Schritte, aber weit genug, mir hämisch über die Schulter zuzugrinsen.
Die Überraschung des Tages spielte nicht eindeutig in unserem Team. Mabel war schockiert, uns zu sehen, keine Frage. Doch umgekehrt genauso.
Mabel kauerte an einer Wand und starrte uns an. Ihre Augen waren weit aufgerissen. War es Schrecken, der in ihnen lag? Oder Angst? Ihre weißen Finger umklammerten einen Revolver, ihr Haar stand in wirren Kränzen vom Kopf.
»Boris?«, fragte sie. »Hast du deine Meinung geändert?«
Erst jetzt sah ich Victor, der in einer Ecke des Zimmers in einer Blutlache hockte. Die beiden Mädchen liefen zu ihm. Was war hier los?
Mabel stand auf und ging auf mich zu. »Es gibt nicht viele, auf die ich mich in diesen Zeiten verlassen kann. Unsere Verbundenheit ging schon immer tief, nicht wahr?«
»Was ist passiert?« Ich rieb mir geistesabwesend die Hände, hörte aber sofort damit auf, als der Schmerz in meinem Gelenk den Regler auf lauter drehte.
»Boris. Sie haben mich verraten. Nicht wie du des Gewissens wegen. Sie waren süchtig nach Macht.« Murray zog den Schwarzen aus der Blutlache. Trotz des Ekels, den ich schon von der anderen Zimmerseite aus verspürte, stand Victor nur widerwillig auf.
»Hast du ihn getötet?« Achim lag vor ihm auf den Boden. Sein sonst weißes Haar war rot.
»Boris!«, schrie sie jetzt, so herrschend wie früher. »Für dich ist es noch nicht zu spät!«
»Er stirbt«, schluchzte Victor.
»Mein Gott, Mabel«, sagte ich; nur, um auch etwas zu sagen.
»Lass ihn sterben. Du brauchst nicht ihn, niemand braucht ihn. Ihr braucht mich«, sagte Mabel.
»Nur, wenn Achim stirbt, wird auch Victor sterben«, sagte Murray in seinem alles veräppelnden Tonfall. »Oder nimmst du ihn, solange er noch warm ist?« Victor weinte, als würde er nichts von alledem hören.
»Es gerät außer Kontrolle. Woher weißt du bitte, ob es funktioniert?« Ich merkte, dass ich mir die Lunge aus dem Hals schrie.
»War es eine BBC Sondersendung? Wann wird die Welt untergehen? Und, wenn morgen, wo sollte ich da am Besten sein?«, sagte Murray.
»Fick dich doch, Boris. Wenn du nicht glaubst, dann ist es auch unmöglich zu wissen. Man kann alles, mit dem richtigen Glauben.«
Mabel drehte sich um und sah durch das Mosaikfenster. Ich fragte mich, ob es nicht wundervoll wäre, sie durch das Glas zu stoßen. Ob sie fliegen würde, wenn sie nur daran glaubte. Als ich mich zu Murray umsah, spiegelte ich mich in seinem Grinsen. »Holterdiepolter.«
»Pfeif sie zurück, Mabel«, sagte ich mit meiner schmeichelhaftesten Stimme. »Vielleicht können wir es noch aufhalten.«
»Du redest wie ein drittklassiger Psychiater.« Sie lehnte meine Du-Kommst-Aus-Dem-Gefängnis-Frei-Karte ab. »Ihr seid das Werkzeug der Reinkarnation. Du und all die anderen helft ihnen dabei. Es sollte euch ehren.«
»Das ist nicht wahr! Wir sind Sklaven, deine Sklaven, Mabel. Nicht die eines Gottes«, schrie ich.
»Du redest Blödsinn«, nuschelte Mabel.
»Hör auf damit, Mabel!«, hörte ich Murray schreien. Mabels Gesicht war eine Fassade des Glaubens. Ich war überzeugt, dass sie verunsichert war. Weshalb sonst ihr Attentat auf Achim?
»Es wird nicht funktionieren. Die Nachrichten über terroristische Anschläge, Wahnsinnige und Psychopaten werden explosionsartig in die Höhe schießen. Aber du kannst nicht alle Ordnung der Welt zerstören. Hör auf«, sagte ich.
»Weshalb sollte ich das? Alle sind auf ihren Plätzen, bereit, das Chaos zu säen. Sie werden kommen, sobald die Ordnung zerstört worden ist und alle den geregelten Ablauf ihres Lebens vergessen haben. Die Zweitgeborenen kommen auf die Erde und suchen sich ihre Lebenden. Die Menschen werden unsere Arbeit schätzen. Irgendwann.«
»Es ist lächerlich, das zu glauben. Alles, was du säst, ist Schrecken. Daran ist nichts gut«, sagte Murray.
»Ich mache mir nicht vor, dass sie es verstehen werden. Es wird Monate, vielleicht sogar Jahre dauern, bis sich die Lebenden und die Toten vereinen und das Einzige bilden werden.« Ich musste lächeln, dass wir es tatsächlich schafften, ihr ihren Plan zu entlocken, um Zeit herauszukitzeln. »Aber glaubst du tatsächlich, dass die Menschheit ruhig bleibt, während gleichzeitig auf der ganzen Welt das Durcheinander herrscht? Wir werden ihnen zusetzen, Tag für Tag, irgendwann verlieren sie ihr Vertrauen in die öffentlichen Einrichtungen. Das wird der Augenblick der Geburt sein, mein lieber Boris. Und wenn es soweit ist, sollte man auf der richtigen Seite stehen.« Sie zwinkerte mir zu. »Wie wärs, wenn du also deinen Stolz vergisst, und mir hilfst? Ich würde mich erkenntlich zeigen.« Soweit würde es noch kommen. »Wir sind die von Gott Berührten.« Ihre Augen huschten von mir, zu Christel und Samuel. »Du, ich, das Mädchen und der Riese.«
Da wusste ich es. Es hätte mir bereits früher auffallen müssen, als ich sie kennen gelernt, ihr von Murray erzählt hatte und von den anderen, von denen ich gewusst hatte. Dass ich nicht der einzige war, der von einem Toten begleitet wurde, wie von einem Straßenköter, dem man zuviel Pizzareste zugeworfen hatte. Als sie mir von ihrem Mann erzählt hatte, der niedergeschossen und dessen Mörder frei gesprochen wurde. Ihr Blick war Murrays nie begegnet.
Mabel zweifelte an der Welt und sie wünschte sich Gerechtigkeit, doch am Meisten wünschte sie sich ihren Mann zurück. Gerechtigkeit an der Öffentlichkeit, ihren Mann als Zweitgeborenen.
»Murray, sag es ihm. Du verstehst doch etwas davon.« Vor wenigen Minuten wäre das noch ein Joker gewesen, mit dem sie mich verunsichert oder gar geschlagen hätte, aber jetzt konnte ich parieren.
»Ja, Murray, sag etwas.«
»Sieht aus, als hättest du dir bei Ebay ein paar Eier ersteigert«, sagte Murray. Manche Köter blieben niedlich, Murray hingegen rammelte immer wieder mein Bein. Trotzdem lächelte ich, als ich Mabels Schlucken bemerkte.
»Was macht er gerade, Mabel?«, fragte ich sie. Mein Lächeln schmerzte und ich musste wahnsinnig aussehen, die Lippen bis übers Zahnfleisch geschoben. Murray sah mich an und steckte sich den Finger in die Nase.
»Ich habe weder Zeit noch Lust auf deine dämlichen Spielchen, Boris. Es geht bald los.«
Trotz physikalischer Unmöglichkeit wurde mein Grinsen noch breiter und wahnsinniger.
»Wundervoll, wenn es überall zur selben Zeit beginnt! Sie werden kommen«, fuhr sie fort.
»Du bist nicht einmal eine von uns, Mabel. Woher solltest du überhaupt irgendetwas wissen?«, erwiderte ich.
»Boris. Es wird dir nicht gelingen, mich zu verunsichern.« Auf ihrer Stirn hatte sich Schweiß gebildet.
»Du siehst ihn nicht.« Ich lachte, teilweise auch über mich selbst. Es erinnerte mich an Murrays Lachen. »Du siehst keinen von ihnen und wir sind darauf reingefallen.«
»Hör auf zu lügen, verdammter Scheißkerl!« Ihre Augen funkelten. Doch ich hielt es für ein unsicheres Funkeln, ein Funkeln des Der-Gefickte-Sein.
»Ich lüge, ja? Wo ist dann dein Zweigeborener, Mabel? Hm? Zeig ihn mir!«
»Victor wird ...«
»Hast du Achim deshalb getötet? Um ihn«, ich deutete auf Victor, »dir zu erzwingen? So funktioniert es nicht Mabel, hättest du einen Zweitgeborenen, würdest du das wissen.« Das Blitzen ihrer Augen wurde in dem Mosaikfenster hinter ihr fortgesetzt. Die Sonne ging auf.
»Wie spät ist es?«, fragte ich.
»Zu spät, um etwas daran zu ändern. Wir werden beginnen«, sagte Mabel.

Was für ein toller Held ich sein werde, schmutzig und stinkend wie platt gefahrenes Rotwild. Die Kinder werden Lieder singen.
»Und wir werden es verhindern«, sagte ich. Ich ging auf sie zu und hatte Angst davor, mich umzudrehen. Angst, dass mir niemand folgen würde und ich allein einer Wahnsinnigen mit einer Kanone gegenüberstehen würde. Ich ahnte, dass keiner hinter mir war. Aber zwischen ahnen und wissen gibt es einen großen Unterschied. Wie zwischen Sicherheit und Unsicherheit, Leben und Tod.
Trotzdem war das Grinsen in meinem Gesicht angenehmer als ein warmer Meereswind. Ich konnte mich nicht erinnern, jemals so gelacht zu haben, so unangebracht. Und doch ... ja, die Situation hatte etwas Lächerliches an sich, ob nun ich oder Mabel, war mir nicht klar.
Sie hob den Revolver und ich hatte tatsächlich Angst, dass sie schießen würde. Seltsam, wie sehr man den Tod fürchtet, nur weil er Stahl trägt.
Aber sie schoss nicht. »Boris. Lass den Mist.« Ich hatte etwas Filmtauglicheres erwartet. Boris, wenn du nicht willst, dass ich dir deine eigenen Füße so weit in den Arsch ramme, dass du deine Fußnägel kauen kannst, solltest du sie nicht mehr bewegen. Etwas in dieser Art.
Mabel hatte genauso viel Schweiß auf der Stirn, wie ich an meinen Händen. Vielleicht würde sie mir entwischen, einfach wie ein Fisch durch meine Handflächen flutschen.
»Ich könnte dich erschießen«, sagte sie. Ihre Augen hüpften zwischen mir, Christel und Samuel hin und her. Sie hatte das Aussehen eines gehetzten Karnickels.
»Warum tust dus dann nicht?«
»Deine letzte Chance.«
Ich nutzte sie, indem ich ihr einfach den Revolver aus den Händen schlug. Er schlitterte über den Boden wie ein tollpatschiger Eisläufer.
»Sing: I believe I can fly«, sagte ich und stieß sie. »Ich hoffe, du triffst ihn in der Unendlichkeit. Das hoffe ich wirklich.« Das Glas brach, explodierte und ein Splitterregen senkte sich herab. Auf mich und die taumelnde Mabel. Die Scherben schnitten mir Gesicht und Kopfhaut auf, meine Arme wurden von Blutrinnsalen benetzt. Der Schmerz in meinem Handgelenk war unerträglich, sie hatten es mir tatsächlich gebrochen.
Ihr Fall dauerte nicht lange. Jedoch lange genug, mich einen Augenblick glauben zu lassen, dass sie tatsächlich flog, sanft wie ein Nachtfalter auf das Grasbett zuschwebte.
Doch diese Einbildung wurde von dem dumpfen Laut unterbrochen, den ihr Körper verursachte, als er aufschlug. Das Krachen ihrer Knochen bewies, dass sie nicht gesegelt war.
Ich fragte mich, weshalb sie nicht geschossen hatte. Hatte sie in mir den Wahnsinnigen gesehen, der sie selbst gewesen war? War es die tiefe Verbundenheit gewesen, von der sie sooft gesprochen hatte? War es der Gedanke an ihren Mann, den sie wiedersehen würde, sobald sie die Erde verlassen würde? Aber wie Murray immer sagte: »Man hat immer einen Misthaufen Fragen, wieso dies, weshalb das, aber letztendlich ist alles scheißegal, solange man selbst derjenige ist, der noch steht und die Hosen anhat.« Zumindest diesmal hatte er Recht.

Ich nahm Samuels und Christels Hände. Die Hand des Mädchens war klebrig von Schweiß und Blut; das seines Zweitgeborenen nahm ich an.
Ich hatte bereits vor Tagen daran gedacht, doch keine Ahnung, ob es tatsächlich funktionierte. Konnten wir, die Lebenden, die Zweitgeborenen anderer rufen? Selbst das Flüstern, mit dem ich Murray rief, war mir eigentlich fremd. Ich konnte mich nur daran erinnern, seinen Namen zu murmeln, immer und immer wieder.
»Wir müssen die anderen rufen«, sagte ich zu den Beiden.
»Wie geht es?«, fragte mich das Mädchen.
Wenn ich das nur wüsste. »Wie rufst du deine Schwester?«
Es lächelte schüchtern. »Ich weiß nicht. Ich glaube, ich stelle mir ihr Gesicht vor.«
»Ich erinnere mich an den Tag, an dem ich mir die Adern aufgeschnitten habe«, sagte Samuel. Er weinte schon wieder, doch hatten seine Tränen diesmal etwas Tröstendes. »Dann kommt er.«
»Wir müssen anfangen«, sagte ich zu ihnen, während ich die Sonne beobachtete, die immer höher und dem Chaos entgegen stieg. Sie arbeitete gegen uns. Ich schloss die Augen.
Und dann flüsterte ich, benutzte die Sprache der Sklaven und zum ersten Mal, wollte ich, dass es funktionierte.
Den beiden anderen musste ich nichts mehr erklären, sie wussten es einfach.
Ich nannte die Namen der Zweitgeborenen, die ich kannte. James, Gloria, Esmeralda, Ramona, Johannes, Yulsime, Adam, Ruth, Georg und viele mehr. Es waren nicht alle, nicht einmal annähernd. Vielleicht achtzig, deren Namen ich kannte, doch ich wiederholte sie verbissen immer wieder. Wenn ich welche vergaß, wurden sie von anderen ersetzt. Es waren nicht genug. Wäre ich allein gewesen ... die Weltanschauung der Menschen wäre in ein anderes Licht gerückt worden. Aber Christel und Samuel kannten viele, mehr als ich, denn ich hatte die letzten Tage, die ich in der Gegenwart der Zweitgeborenen verbracht hatte, versucht, den Plan zu verhindern.
Es kostete mich enorme Überwindung, die Augen wieder zu öffnen. Ich hatte Angst, es hätte nicht funktioniert. Doch der Raum war voller Leute. Murray blickte sich um. Er lächelte, wie immer.
Die Zweitgeborenen waren ... entgeistert traf es wohl am Besten. Eben noch bei ihren Geschwistern, jetzt eingepfercht in einem viel zu kleinen Raum, der wohl eher für ein Viertel ihrer Anzahl gedacht war. Ich ließ die Hände los.
»Was sagst du nun?«, fragte Murray niemand Bestimmtes.
»Was ist los?«, riefen einige. Sie standen so eng aneinander, dass sie an Dominosteine erinnerten.
Ich wollte etwas sagen, aber mir fiel nichts ein. Sollte ich ihnen sagen, dass ich sie gerufen hatte, um ihre Mission zu verhindern? Sie hätten mich in der Luft zerrissen.
Doch Murray beschlagnahmte das Handeln. Und ich war wieder Zuschauer.
»Mabel hat sich aus dem Fenster gestürzt«, schrie er, um die Menge zu übertönen und nahm dabei seine Sonnenbrille ab. »Ein Akt der Verzweiflung. Sie wusste, dass es nicht funktionieren würde.«
»Das ist lächerlich, verfluchter Bastard«, rief jemand aus der Menge. Ich kannte die Stimme, sie gehörte Bob. »Es war perfekt geplant.«
»Zu perfekt.« Murray zwinkerte mir zu, wie er einem Mädchen zugezwinkert hätte. »Die Toten müssen tot bleiben. Sie sind nicht wie wir, keine Zweitgeborenen, denen sich eine neue Chance auftut. Wir sind anders. Genauso wie die Lebenden unterschiedlich sind. Nicht alle wären für uns geschaffen.«


***


Eine Zeitlang hatte ich Angst gehabt, alle von mir gerufenen Zweitgeborenen würden nun meine Geschwister sein, mir so folgen wie Murray. Dass ich Hirte über eine Herde toter Schafe werden würde.
Doch meine Angst erwies sich als unbegründet. Murray konnte sie überzeugen, sowie er Christels und Samuels Zweitgeborene überzeugt hatte. Wir ließen sie zurückkehren, mit der Hoffnung, sie hätten uns geglaubt.
Das hatten sie.
Achim starb währenddessen. Victor verschwand ebenfalls. Vielleicht hatte er einen anderen Wirt gefunden. Möglicherweise war er aber auch dorthin gegangen, wohin er gehörte. Die vier, die den anderen Garten bewacht hatten, waren mehr als irritiert gewesen, als sie plötzlich wie nackt ohne ihre Zweitgeborenen dagestanden waren.
Wir hatten nicht alle gerufen und die Nachrichten sollten in den nächsten Wochen nur noch von Wahnsinnigen handeln, die Kirchenbesucher tyrannisiert und Richter erschossen hatten.
Vierhundertachtundsechzig waren bei uns gewesen. Dreiunddreißig hatten weiterhin das Chaos gesät. Doch die Polizei verhaftete alle. Das Vertrauen in die Öffentlichkeit wurde nur noch größer.
Ich hoffe, dass Mabel in der Unendlichkeit gefangen ist. Nicht, weil sie versucht hatte, alles zu zerstören. Sie war von ihrem Plan überzeugt gewesen.
Ich wünsche, dass sie bei ihrem Mann ist. Und ich wünsche, dass sie glaubt, der Gerechtigkeit wäre genüge getan.

»Ich will, dass du gehst.«
»Vielleicht später.« Murray grinst wieder sein Haifischgrinsen. »Wie stellst du dir das vor? Ich bin an dich gebunden, Junge.«
»Such dir jemand anderen.«
Murray schnalzt mit der Zunge. »Erst, wenn du stirbst.« Ich drehe den Revolver in meinen Händen. Mein rechts Gelenk ist einbandagiert. Die Ärzte hatten es als zermalmt bezeichnet. »Es sieht aus, als wäre jemand darauf rum gesprungen wie auf einem Trampolin. Und ihren Schultern gehts nicht viel besser.« Nun, vielleicht hatten sie gar nicht so unrecht gehabt.
»Mach keinen Scheiß«, sagt Murray.
Ich stelle mir vor, wie es gewesen wäre, hätte ich meine Scheiße tatsächlich in meiner Hose verteilt, als man mir selbige aus dem Leib geprügelt hatte. Ein neues Kapitel des Heldentums wäre geschrieben worden.
»Ich mache keinen Scheiß, sondern ernst. Ich lass es krachen.«


© Tamira Samir

 

Hey tama!

ein paar sachen, die mir aufgefallen sind:

Meine Muskeln dankten mir mit einem Heulen
hört sich für mich irgendwie komisch an

Als ich erwachte, stach sich Licht wie feine Nadeln in meine Augen
das "sich" stört irgendwie

Zum Glück ist es soweit nicht gekommen
würd ich umdrehen: Zum Glück ist es nicht soweit gekommen


Lass krachen
Lass es krachen. oder vielleicht "Lass krachen, Mann!"

»Tatsächlich?« Er starrte mich überrascht an. »Ich dachte, du hasst Paprika.«
»Nein, den hasst du.«
Den Paprika, oder doch die Paprika?

Er handelte, sprach, tat alles an meiner Statt
hört sich doch auch irgendwie komisch an. handelte an meiner Stelle oder statt mir.

Das Krachen ihrer Knochen bewies, dass sie nicht gesegelt war
:thumbsup:

»Was sagst du nun?«, fragte Murray niemand Bestimmtes
Bestimmten klingt besser

»Ich mache keinen Scheiß, sondern ernst. Ich lasses krachen.«
leerzeichen vergessen


also, was soll ich sagen? deine sprache, dein stil, ist toll.
aber die geschichte. nun, ich wollte schon wissen, warum der prot dort unten angekettet sitzt und was das alles soll. aber es wird oft, zumindest für mich, seltsam. ich bin mir nicht einmal sicher, ob ich die geschichte verstanden hab.
wollte mabel leute, durch terroraktionen in den tod schicken, damit die zweitgeborenen, diese art parasiten, an deren stelle treten?
dann hätte sie praktische eine wahnsinnig riesen armee. oder hab ich es ganz falsch verstanden?
bitte um aufklärung ;)

schönen gruß!

 

Hallo Tamira,

Textsachen:

Doch auch meine Füße steckten in Handschellen und waren an die Stuhlbeine gefesselt.

Füße in Handschellen ;)
Ehrlich gesagt, weiß ich jetzt aber nicht, wie das korrekt heißt.

»Du bist ein paar Mal aufgewacht ...« Sie hustete, was in ihren Ohren jedoch wie ein Lachen klang.

In ihren Ohren? Das kommt mir komisch vor. Meintest du in seinen Ohren?

Auch wenn ich mir angenehmere Gesellschaft als Mabels vorstellen konnte.

Mir fällt auf, dass du sehr viele Sätze mit "auch" oder "aber" begonnen hast. Ich finde das nicht soooo schön.

Wo hat sie sie hingeschickt?«

Hier würde ich ein "sie" durch den Namen ersetzen. So liest es sich unschön.

Karierte Hosen und ein Poloshirt. Ich sah aus wie ein pensionierter Golflehrer.

Bene!

Meine Selbstbeherrschung war nur noch ein dünner Faden Speichel.

Na ja...

Ich sagte nichts, spürte aber, wie mein Gesicht rot anlief, als hätte er mich beim onanieren erwischt.

Onanieren (groß)/ Das Wort "Onanieren" passt nicht so zu deinem Prot., der sich sonst auch einer etwas lockereren Umgangssprache bedient.

Selbst wenn ich ihm Tipps geben wollte, mir wäre nichts eingefallen, was Murray nicht längst gewusst oder gar getan hätte.

Schön!

Sorry, muss jetzt leider aufhören. Ich versuche morgen fertig zu werden.

LG
Bella

 

hi hallöchen ihr beiden!

@ one:

Zitat:
Meine Muskeln dankten mir mit einem Heulen
hört sich für mich irgendwie komisch an
stimmt. muskeln klingt scheiße

Zitat:
Zum Glück ist es soweit nicht gekommen

würd ich umdrehen: Zum Glück ist es nicht soweit gekommen
ich hatte es erst andersrum. aber wenn ich rede, betone ich das soweit (weil sie ja meint, dass er sich nicht vollgesaut hat) und nicht das nicht.

Zitat:
Lass krachen

Lass es krachen. oder vielleicht "Lass krachen, Mann!"
stimmt schon ohne es oder mann. ist ja wie: mach schon, so in der art

[QUOTE

]Zitat:
»Tatsächlich?« Er starrte mich überrascht an. »Ich dachte, du hasst Paprika.«
»Nein, den hasst du.«

Den Paprika, oder doch die Paprika?[/QUOTE]
na toll, jetzt bin ich vollkommen verwirrt. ich würde sagen den, aber ... hm?

Zitat:
Er handelte, sprach, tat alles an meiner Statt

hört sich doch auch irgendwie komisch an. handelte an meiner Stelle oder statt mir.
wird geändert. ist auch für boris als prot nicht so passend

Zitat:
»Ich mache keinen Scheiß, sondern ernst. Ich lasses krachen.«

leerzeichen vergessen
war eigentlich absicht so. sollte naja, slang-mäßig (vergebt mir meine undeutliche ausdrucksweise) klingen. naja, wird geändert

also, was soll ich sagen? deine sprache, dein stil, ist toll.
:D

aber die geschichte. nun, ich wollte schon wissen, warum der prot dort unten angekettet sitzt und was das alles soll. aber es wird oft, zumindest für mich, seltsam. ich bin mir nicht einmal sicher, ob ich die geschichte verstanden hab.
wollte mabel leute, durch terroraktionen in den tod schicken, damit die zweitgeborenen, diese art parasiten, an deren stelle treten?
dann hätte sie praktische eine wahnsinnig riesen armee. oder hab ich es ganz falsch verstanden?
so. ich habe damit gerechnet.
also, boris ist angekettet, weil er versucht hat, die reinkarnation zu verhindern. was genau er gemacht hat, fand ich nicht soooo wichtig, nur, dass er es versucht hat. sie sind ihm auf die schliche gekommen und haben ihm die tracht prügel seines lebens verpasst. aber mabel wollte ihn nicht töten, weil er einer von ihnen ist.
dann: die auserwählten (ich nenn die lebenden einfach mal so) sollten zusammen mit ihren zweitgeborenen chaos säen. wenn auf der ganzen welt zur selben zeit alles vernichtet wird (naja, nicht alles, nur soviel, wie sie mit ihrer anzahl eben zerstören können) , hören die menschen auf, an die beständigkeit des »Jetzt« zu glauben. wenn alles untergeht und sie wieder auf der basis der gleichgestellten sind, können sie kommen. dann gäbe es keine bevormundung mehr, kein besser und kein schlechter. lebende und zweitgeborene bilden die einheit, die ein perfektes lebewesen ist (glauben sie halt). außerdem: die zweitgeborenen, möchten die toten zurückholen, schließlich sind es ihre »Geschwister«. aber wenn die menschen nicht daran glauben, dass es noch etwas gibt, etwas außerhalb ihrer wahrnehmungskraft, kann keine reinkarnation stattfinden. und mabel und ihr gefolge denken, dass die menschen erst glauben können, wenn sich alles ändert.
so: wenn ich das aber alles erklären muss, hab ich einen verfluchten fehler gemacht. menno....

@bella:

Zitat:
Doch auch meine Füße steckten in Handschellen und waren an die Stuhlbeine gefesselt.
Füße in Handschellen
Ehrlich gesagt, weiß ich jetzt aber nicht, wie das korrekt heißt.
sie stecken ja auch in handschellen. mit handschellen kan man ja auch noch andere dinge fesseln. oder nennt man sie tatsächlich anders, sobald sie für etwas anderes benutzt werden?

Zitat:
»Du bist ein paar Mal aufgewacht ...« Sie hustete, was in ihren Ohren jedoch wie ein Lachen klang.
In ihren Ohren? Das kommt mir komisch vor. Meintest du in seinen Ohren?
das lachen klingt in boris ohren wie husten. aber er weiß, dass es Mabels lachen ist.

Zitat:
Auch wenn ich mir angenehmere Gesellschaft als Mabels vorstellen konnte.
Mir fällt auf, dass du sehr viele Sätze mit "auch" oder "aber" begonnen hast. Ich finde das nicht soooo schön.
tatsächlich? das kommt wahrscheinlich davon, dass ich sie nicht alle mit ich beginnen lassen wollte.

Zitat:
Karierte Hosen und ein Poloshirt. Ich sah aus wie ein pensionierter Golflehrer.

Bene!
hä?

Zitat:
Meine Selbstbeherrschung war nur noch ein dünner Faden Speichel.

Na ja...

kommt raus, hörte sich auch für mich dämlich an

Sorry, muss jetzt leider aufhören. Ich versuche morgen fertig zu werden
soll ich zittern?

vielen dank an euch beide fürs fehler raussuchen, etc.

liebe grüße
Tama

 

Hi Tamira,

sie stecken ja auch in handschellen. mit handschellen kan man ja auch noch andere dinge fesseln. oder nennt man sie tatsächlich anders, sobald sie für etwas anderes benutzt werden?

Ich glaube ja, aber ich bin mir jetzt nicht mehr sicher.

»Du bist ein paar Mal aufgewacht ...« Sie hustete, was in ihren Ohren jedoch wie ein Lachen klang.

In ihren Ohren? Das kommt mir komisch vor. Meintest du in seinen Ohren?

das lachen klingt in boris ohren wie husten. aber er weiß, dass es Mabels lachen ist.


Dann muss der Satz doch heißen: Sie hustete, was in seinen Ohren jedoch...

Oder ich kapier´s jetzt einfach nicht.

Karierte Hosen und ein Poloshirt. Ich sah aus wie ein pensionierter Golflehrer.

Bene!


Soll heißen "gut". :)

Zitat:
Sorry, muss jetzt leider aufhören. Ich versuche morgen fertig zu werden

soll ich zittern?


Nein, gar nicht! Bin nur nicht durch den ganzen Text gekommen, weil ich weg musste. Insofern kann ich inhaltlich noch gar nicht dazu sagen.

Ok, jetzt kommt der neue Teil:

Chaos wächst am Besten auf beständigem Boden.

Schön!

Sie sind Eindringlinge in unserem Körper, Besetzer, die keine Polizei vertreiben kann, Ratten, die selbst an dem stärksten Gift nicht verrecken.

Hier würde ich statt "an dem" lieber einfach nur "am" schreiben. Passt mAn besser zum sonstigen Ton der Geschichte.

Meine Selbstbeherrschung hing nur noch an einem dünnen Faden.

So ist der Satz viel besser!

Ob sie fliegen würde, wenn sie nur daran glaubte.

Schön, das sagt viel über deine Prot. aus!

Doch ich hielt es für ein unsicheres Funkeln, ein Funkeln des Der-Gefickte-Sein.

Hm, hier würde ich den zweiten Teil des Satzes streichen. Gefällt mir persönlich nicht so.

»Wir rufst du deine Schwester?«

Wie

Ich stelle mir vor, wie es gewesen wäre, hätte ich meine Scheiße tatsächlich in meiner Hose verteilt, als man mir selbige aus dem Leib geprügelt hatte. Ein neues Kapitel des Heldentums wäre geschrieben worden.
»Ich mache keinen Scheiß, sondern ernst. Ich lass es krachen.«

Ok, nun zum Inhalt:

Ich bin mir ehrlich gesagt nicht sicher, ob ich tatsächlich alles verstanden habe. Manche Sachen sind mir unklar geblieben und manches habe ich erst nach mehrmaligem Lesen verstanden. Wie zum Beispiel die Rolle des Murray. Er war plötzlich da und ich dachte zuerst du bist jetzt in die Vergangenheit bzw. Zukunft gesprungen, dann dachte ich er wäre der Mann gewesen, der immer an der Zelle des Prot. vorbei gelaufen ist und erst dann habe ich seine Identität begriffen.

Die Idee zu deiner Geschichte fand ich wirklich sehr gut, auch die Umsetzung ist dir an den meisten Stellen gut gelungen.

Mein Problem mit der Geschicht ist ein anderes: Ich finde, dass sie zu schwierig ist, bzw. für diese Länge zu schwierig ist. Du verpackst zu viele Informationen, man denkt ständig nach und kann nicht auf das Geschehen einsteigen. Ich denke manche der Informationen könntest du raus lassen, ohne dass die Story den Sinn verliert - was sie aber im Gegenzug viel einfacher machen würde.

Ist nur meine persönliche Meinung, aber so empfand ich es eben, obwohl ich alles schon aufmerksam gelesen habe.

LG
Bella

 

Hi Tama!

(Und, hat dein Dad dir inzwischen auch schon einen :zensiert: geschenkt? :D )

Ich werde jetzt nix zu deiner Geschichte zitieren. Wollte eigentlich nur kurz anfangen sie zu lesen und sie dann rauskopieren, aber ich bin nicht dazu gekommen. Und warum nicht?
Scheiße, sie hat mich sowas von gefesselt...
Tama, das Ding ist genial!!!!!
Nach "Die Befreiung" endlich mal wieder eine richtige Tamira. Ich muss zugeben, ich habe auch etwas gebraucht, bis ich verstanden habe, was da jetzt vor sich ging. Als du Murray eingeführt hast, dachte ich zunächst auch, du würdest in den Zeiten springen.
Aber als es dann klar wurde, da war es einfach nur genial. Wie kommt man als kleines, unschuldiges Mädchen nur auf solche Ideen. Ich bin hin und weg.

Fazit: Nach einer Einlesezeit (die sich auf jeden Fall aber lohnt) ein wahres Meisterwerk der kranken Fantasie. Hat riesigen Spaß gemacht!!!!!!!!!!!!!!!! (So, die kriegste jetzt dafür :D )

Lieben Gruß! Salem

P.S. Also ich fand´s durchaus nachvollziehbar, auch ohne deine Erklärung. Von mir aus kannst du es so belassen.

 

hi hallöchen nochmal bella!

Zitat:
»Du bist ein paar Mal aufgewacht ...« Sie hustete, was in ihren Ohren jedoch wie ein Lachen klang.

In ihren Ohren? Das kommt mir komisch vor. Meintest du in seinen Ohren?

das lachen klingt in boris ohren wie husten. aber er weiß, dass es Mabels lachen ist.

Dann muss der Satz doch heißen: Sie hustete, was in seinen Ohren jedoch...

Oder ich kapier´s jetzt einfach nicht.

Seinen ohren kanns ja gar nicht heißen, schließlich ist es ein ich-erzähler.
aber in Boris Ohren klingt es wie ein Husten, aber er weiß dass es Mabels Lachen ist, das wie ein Husten klingt. In Ihren Ohren klingt es wie ein Lachen. In seinen wie ein Husten. :confused:
Ich bin mir ziemlich sicher, dass es so stimmt. ;)

Zitat:
Karierte Hosen und ein Poloshirt. Ich sah aus wie ein pensionierter Golflehrer.

Bene!

Soll heißen "gut".

OHHH!!! Hoppla! Dankeschön

Wie zum Beispiel die Rolle des Murray. Er war plötzlich da und ich dachte zuerst du bist jetzt in die Vergangenheit bzw. Zukunft gesprungen, dann dachte ich er wäre der Mann gewesen, der immer an der Zelle des Prot. vorbei gelaufen ist und erst dann habe ich seine Identität begriffen.
hm, deshalb dann später das:
Man könnte uns als Seelenfänger bezeichnen. Wir sind eine Herberge für die, die sich an das Leben klammern und nicht in den Tod schreiten wollen und können. Sie sind Eindringlinge in unserem Körper, Besetzer, die keine Polizei vertreiben kann, Ratten, die selbst an dem stärksten Gift nicht verrecken
ich wollte, dass man nicht alles ab anfang versteht. wenn man es aber erst nach mehrmaligen lesen versteht, war das auch scheiße. verflucht.

Du verpackst zu viele Informationen, man denkt ständig nach und kann nicht auf das Geschehen einsteigen. Ich denke manche der Informationen könntest du raus lassen, ohne dass die Story den Sinn verliert - was sie aber im Gegenzug viel einfacher machen würde.
hm, tatsächlich? ich meine (mein gott klingt das jetzt überheblich, ist aber ganz ganz sicher so nicht gemeint!!!), was könnte ich denn weglassen? ich hab immer das problem, dass ich teilweise einfach nicht weiß, was unwichtig ist.
vielleicht kannst du mir einen tipp geben?

auf jeden fall: vielen dank fürs lesen und die verbesserungsvorschläge, werd ich übernehmen.

hi hallöchen salem!!!!!!!!

(Und, hat dein Dad dir inzwischen auch schon einen :zensiert: geschenkt? :D )
nein! der weigert sich volles rohr! (labert immer was von: das gibts nicht, du hast ja nen knall, etc.)

:kuss:
den kriegst du jetzt dafür, dass du mich aus meiner selbstverzweiflung befreit hast! und ich hab mir noch gedacht: so schön hast du immer kleine hinweise verteilt, ohne zuviel zu verraten, und dann funktionierts überhaupt nicht so, wie ich es mir vorgestellt habe.
deshalb schon mal: jippiheijey!

Nach "Die Befreiung" endlich mal wieder eine richtige Tamira.
naja, ich hoffe ich hab mich aber stilistisch wenigstens verbessert. ein bisserl würd schon genügen...

Aber als es dann klar wurde, da war es einfach nur genial. Wie kommt man als kleines, unschuldiges Mädchen nur auf solche Ideen. Ich bin hin und weg.
och, wenn du mich kennen würdest ... :D

Fazit: Nach einer Einlesezeit (die sich auf jeden Fall aber lohnt) ein wahres Meisterwerk der kranken Fantasie. Hat riesigen Spaß gemacht!!!!!!!!!!!!!!!! (So, die kriegste jetzt dafür )
:D

Also ich fand´s durchaus nachvollziehbar, auch ohne deine Erklärung. Von mir aus kannst du es so belassen.
naja, wenn ich deine erlaubnis dazu habe ... ;)
werd ich auch größtenteils, vielleicht fällt mir aber noch was ein, um den plot zu verdeutlichen.

was soll ich schon sagen außer: dankeschön!

ganz liebe grüße
Tama

 

hoppla, crossposting:

hi noel!

Hättest du nicht tun müssen, besonders, da ich die Geschichte auch fast genauso verstanden hatte.
und ein zweites: :smiley der erleichterung vorstellen:

Ich wundere mich immer wieder, wie gut du doch schreiben kannst. Also wirklich.
das ist mal ein kompliment! vielen dank!

Beim nächsten Mal kannst du aber ein wenig warten, bis du die Auflösung gibst. Laß uns Lesern ruhig die Möglichkeit selber nachzudenken.
na gut ... ;)

also; wieder mal: vielen dank

liebe grüße
Tama

 

Hi Tama,

eine starke Geschichte und genau mein Thema. :)

so: wenn ich das aber alles erklären muss, hab ich einen verfluchten fehler gemacht. menno....
Nein, mußt du nicht und einen Fehler hast du auch nicht gemacht. Zumindest nicht für die Leser, die von Geistern, die sich nicht von der Erde lösen können, wissen. :D

Allerdings muß ich zugeben, dass für, warscheinlich die Allgemeinheit, deine KG nicht einfach zu lesen ist.

Z.B.

Wie wärs, wenn du nicht so dämlich in der Gegend rum stehen sondern mir helfen würdest?« Murray schepperte mit den Handschellen und grinste sein Haifischgrinsen. »Das verfluchte Eisen scheuert.«

Denn hier sitzt plötzlich Murray auf dem Stuhl und ist gefesselt.
Das irritiert zuerst.
Bis man erkennt, dass Murray ein Geist ist.
Obwohl, eigentlich nur der Geist den Körper seines Wirtes verlassen kann und nicht umgekehrt.
So gesehen, sind einpaar Fehler in der Geschichte.
Aber das wolln wir mal nicht so verbissen sehen, gelle. ;)

Eins ist mir allerdings nicht ganz klar.
Wie kann Mabel einen Aufstand planen, wenn sie die Geister nicht sehen kann?
Okay, mediale Fähigkeit wäre ein Argument.
Aber sie müßte zumindest in geistigem Kontakt stehen, sprich, die Geister hören und sich austauschen können.
Entweder habe ich etwas überlesen, oder du hast das nicht bedacht,hm :hmm:

Für mich sind ein paar Gedankenfehler in deiner KG. Aber vielleicht ist das unter Horror nicht so wichtig.
Kann jetzt nicht mehr dazu sagen, weil mein Kopf vor Müdigkeit mir gleich von den Schultern fällt. :schiel:
Aufjedenfall hast du sie wieder Klasse geschrieben. :thumbsup:

ganz lieben Gruß, coleratio

 

hi hallöchen coleratio:

wie immer: vielen dank fürs lesen und kommentieren.

wegen der von dir angesprochenen dinge (die mir auch schon aufgefallen sind, verflucht) hab ich dir eine pm geschickt.

also, vielen dank und schön, wenns dir gefallen hat!

liebe grüße
Tama

 

hi hallöchen!

@grace:
naja, mehr als danke? bleibt mir ja wohl nicht zu sagen.

@blackwood:

Auch wird die Rolle Murrays nicht ganz deutlich, und zwar aus Mabels Augen:
Zitat:
»Hast du jetzt noch immer Angst vor einem Flüstern?«, fragte sie mich.

Also wollte sie ursprünglich Murray, obwohl dieser sich ohne Zögern auf die Seite Boris’ stellt?
sie wollte murray, da sie ja alle zweitgeborenen wollte. sie hätte gedacht, murray sei auf der seite seiner "geschwister".
aber das "Film-Zitat" werd ich bei der überarbeitung rauslöschen. das war in der Ur-Version, und irgendwie wollte ich mich nicht davon trennen...

Die Szenerie, in der Murray dann gerufen ist und Boris ihn von ursprünglich seinen Fesseln befreit ist nicht ganz nachvollziehbar. Versteh mich nicht falsch: Ich mag etwas unglaubwürdige Befreiungsaktionen (Du erinnerst Dich…), und sie müssen nicht logisch erklärbar sein, aber sie müssen schon nachvollziehbar sein. Ausgerechnet einen passenden Schlüssel im Schuh? Warum nicht ein Taschenmesser, und Murray erklärt, wie Boris es einzusetzen hat? In dieser kompletten Szenerie verschenkst Du auch, so ganz nebenbei die eigentliche Natur Murrays und Boris’ vorzustellen.
das mit dem schlüssel war mir klar. klingt jetzt bescheuert, mein ich aber ernst:
sie teilen sich ja einen körper, alle beide. nur wechselt der "besitzer" des körpers, deshalb wird boris immer wieder "zuschauer".
das gebrochene handgelenk und die zermatschten schultern zum schluss (zitat der ärzte), sollte darauf hinweis geben, dass murray keinen schlüssel hatte, sondern er sich befreit hat, indem er den stuhl an der wand zerdepperte, zusammen mit seinem handgelenk. wenn das gelenk gebrochen ist, kann man es ja "rausziehen".
da ich mich da allerdings viel zu undeutlich ausgedrückt habe (das weiß ich auch), wird das bei der überarbeitung geändert.


Was mir dann wieder wirklich gefällt sind die vielen Charaktere, die Du mit recht knappen Worten zum Leben zu erwecken weißt. Schön!
Auch die Dialoge sind klasse! Allein die Konfliktreden Mabels wirken etwas hölzern.
Mabels Gerede wirkte auf mich auch ein bisserl hölzern. liegt wahrscheinlich daran, dass ich einfach aufklären wollte.
schön, dass die charakterisierung gelungen ist! :D

Wenn jemand durch Glas gestoßen wird, fliegen die Splitter meistens in die gleiche Richtung. Wie können sie also Boris treffen?
Ist taumeln das richtige Wort? Wenn jemand aus dem Fenster gestoßen wird, also schon durch die Scheibe durch ist, taumelt er/sie ja nicht mehr?
Und: Das Gebäude ist dreistöckig, wie Du zuvor sagtest. Lass Dir gesagt sein: Drei Stockwerke sind eine doch recht unsichere Sache.
:smiley mit brett vorm kopf:
verflucht! das mit dem glas ist ja eigentlich logisch (:schäm:)
das mit dem taumeln war auch ein bisserl, naja, dämlich. wird geändert.
ich glaube, ich lasse das gebäude wachsen. mir kamen 3 stockwerke irgendwie hoch vor, aber wahrscheinlich bricht man sich nur ein bein, vor allem, wenn man dann noch auf gras fällt.
dankeschön für die hinweise!

Was ich Dir hingegen dringend empfehlen würde: Lass den Text mal lange, lange liegen und schreibe ihn nach vielleicht zehn Jahren (nicht übertrieben!) noch einmal. Ich bin mir sicher, damit würdest Du ein Glanzwerk abliefern.
Zehn Jahre?!? Du meine Güte, das ist länger als die Hälfte meines bisherigen Lebens ... :D


Aber ansonsten: Bemerkenswerte Geschichte! Wir können gespannt bleiben…
das freut mich riesig! es ist schön, wenn ich mich verbessere (das hoff ich zumindest, dass ich das tue).

auf jeden fall:
vielen, vielen dank für deinen hilfreichen und aufbauenden kommentar!

dank coleratio (die mir schon wahnsinnig viele tipps gegeben hat) und dir, hoffe ich, jetzt endlich die ganzen ungereimtheiten entfernen zu können. das gibts einfach nicht, dass ich das immer übersehe ...
ich werd der geschichte auf alle fälle eine überarbeitung widmen.

liebe grüße
Tama

 

Hi Tama!

Ich bin etwas spät, stelle ich gerade fest, all das Lob hast du ja schon bekommen...

Die Geschichte hat mir gut gefallen, sprachlich und inhaltlich. Eigentlich habe ich meinen Vorredner kaum etwas hinzuzufügen, toll gemacht!

Eines noch: der Schluß. Der hat mir nämlich nicht so gut gefallen. Dieses Spielen mit dem Revolver. Aber naja, ich hätte mir einen Schluss gewünscht, der auf andere Art offen ist. Aber das ist deine Entscheidung.

Textkram (auch deine Entscheidung, was du übernehmen willst. Sollen nur Anregungen sein. Ich hatte vor allem den ersten Teils des Textes zu bemängeln, später wurde es dann richtig gut.)

Und es fühlte sich richtig an, als wäre es dafür gemacht worden, einfach nur leer zu sein.
Und es fühlte sich an, als wäre es... (spar dir das richtig...)

Bis auf die Geräusche, die von mir ausgingen, war es still.
Ungeschickt... wenn du das so beschreibst, dann könnte es auch Darmtätigkeit sein, was wiederum ungewollt lustig wäre. Benenne das Geräusch... den schweren Atem, ect.

Es musste etwas über mir geben, de
Ungeschickt, vielleicht: über mir war etwas...

kam Licht, das durch die Fenster fiel.
schien Licht durch das Fenster

Meine Schultern dankten mir mit einem Heulen.
Unglücklicher Vergleich. Wie soll man sich das vorstellen?

Aber ebenso lächerlich zu denken, mich selbst befreien zu
ebenso lächerlich war es zu denken, dass ich...
Ist aber Ansichtssache...

So brüllte ich, bis mein Hals brannte und ich jemanden sehen konnte.
Kürzen auf: ... bis mein Hals brannte.

Ich fragte mich, ob sie den Auftrag von mir bekommen hatten.
Merkwürdig formuliert.

»Boris!«, schrie sie.
Warum schreit sie?

»Was ist alles passiert?«, fragte ich Mabel. »Wie lange bin ich bereits hier?«
Einfach nur: "Was ist passiert?" fragte ich Mabel.

Und ich stank, zwar nicht nach Scheiße, aber fast. Ein Geruch, der entsteht, wenn man, nachdem man ein paar Kilometer gejoggt ist, nicht duscht.
Umständlich: Ein Geruch, wie er entsteht, wenn man nach mehreren Kilometern Dauerlauf nicht duscht.

Bösewicht wendet, der ich ja in deinen Augen bin.
"der ich ja ... bin" - unnötig, das weiß der Leser selbst.

Stattdessen haben sie dir eine Tracht Prügel verpasst und beschlossen,
Wenn dieser Murray schon so dem Slang frönt, dann bitte an dieser Stelle: "dir ne Tracht Prügel"

Spätestens jetzt hätte ich Murray gern wieder weggeschickt.
Der Situation nicht angemessen, das müsste derber sein an dieser Stelle. Wütender.

Ich musste einen Tennisball hinunterschlucken, um wieder sprechen zu können.
Finde ich nicht so gelungen.

als der Schmerz in meinem Gelenk den Regler auf lauter drehte.
Gut!

Du redest Blödsinn«, nuschelte Mabel.
Nuscheln ist hier sehr unangebracht.

Sieht aus, als hättest du dir bei Ebay ein paar Eier ersteigert
Klasse!

ein Funkeln des Der-Gefickte-Sein.
Naja.

»Sing: I believe I can fly«, sagte ich und stieß sie.
Finde ich nicht so gelungen.

 

hi hallöchen chazar!

vielen dank für deine ausführliche Kritik. Du liebe Zeit, lauter unschöne Formulierungen ... tz tz tz...

Die Geschichte hat mir gut gefallen, sprachlich und inhaltlich. Eigentlich habe ich meinen Vorredner kaum etwas hinzuzufügen, toll gemacht!
vielen dank!

Eines noch: der Schluß. Der hat mir nämlich nicht so gut gefallen. Dieses Spielen mit dem Revolver. Aber naja, ich hätte mir einen Schluss gewünscht, der auf andere Art offen ist. Aber das ist deine Entscheidung.
den fand coleratio auch nicht so super.
meinst du das allgemein, oder hast du eine spezielle Vorstellung?

Zitat:
Bis auf die Geräusche, die von mir ausgingen, war es still.

Ungeschickt... wenn du das so beschreibst, dann könnte es auch Darmtätigkeit sein, was wiederum ungewollt lustig wäre. Benenne das Geräusch... den schweren Atem, ect.
:lol:
wird geändert

Zitat:
Meine Schultern dankten mir mit einem Heulen.

Unglücklicher Vergleich. Wie soll man sich das vorstellen?
noch größere schmerzen. naja ...

Zitat:
»Boris!«, schrie sie.

Warum schreit sie?
weil sie bemerkt, dass boris aus dem fenster sieht, sie möchte die aufmerksamkeit wieder auf sich lenken.

Zitat:
Bösewicht wendet, der ich ja in deinen Augen bin.

"der ich ja ... bin" - unnötig, das weiß der Leser selbst.
hast recht, verflucht

die andren dinge werd ich noch überarbeiten. vielen dank für die hinweise.

scheinbar sollte die geschichte noch einmal "gründlichst" überarbeitet werden.

liebe grüße
Tama

 

Zum Schluss: das Spiel mit der Pistole behagt mir nicht ganz. Warum will er diesen Murray unbedingt vertreiben? (Mal Hand aufs Herz: Murray ist der geilste Charakter von allen, ich mag ihn einfach. Und als Leser will man eben, dass es der Figur, die einem am Meisten ans Herz wächst, gut geht.)
Zudem würde ich das Ganze einfach offener lassen. Warum muss es denn auf eine Entscheidung hinauslaufen?

Gruß
c

 

du und coleratio habt mich überzeugt.
ich wollte halt sein selbstmordgequatsche irgendwohin laufen lassen, verstehst du?

Murray ist der geilste Charakter von allen, ich mag ihn einfach.
ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr mich das freut!

liebe grüße

 

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