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Sprechender Kopf

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04.11.2006
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Sprechender Kopf

Seine dunklen Augen zu Schlitzen verengt, das lange Haar nass am verschwitzten Körper klebend, sitzt er da und sieht sich um. Ein junges Mädchen, bei dem der Barkeeper unmöglich übersehen kann, dass sie für einen solchen Ort noch viel zu jung ist, sticht ihm ins Auge.
So wundervoll frisch und unverbraucht, mit kurzen dunkelblonden Haaren und einem Lächeln, das Herzen zu schmelzen vermochte. Aber sie lächelt nicht mich an. Sondern einen Mann, mindestens 7 Jahre älter als sie selbst und viel jünger als ich. Brennende Eifersucht auf diesen fremden Mann macht sich in mir breit, obwohl ich ihn meines Lebtags noch nie gesehen habe. Ich versuche ihren Blick zu erhaschen, will dass sie mich ansieht, mich berührt, den Arm um mich legt und mir nette Worte ins Ohr flüstert.

Daheim wartet meine bessere Hälfte, wie ich sie damals, als wir uns noch liebten, immer zu nennen wusste. Damals. Jahre war es her. Jetzt gehe ich alleine weg und sie um neun ins Bett. Natürlich allein, denn nie würde diese armselige, erbärmliche Frau auch nur daran denken mich zu hintergehen oder überhaupt mal wieder jemanden an sich heran zu lassen.
Wenn ich dann also nachts heim komme und betrunken in mein Bett falle, ist das einzige, was ich höre ein Kommentar wie: „Wo warst du denn schon wieder so lange?“ oder: „Sind die Frauen noch so schön wie eh und je?“. Auf dieses Niveau werde ich nicht sinken und diese lächerlichen Fragen beantworten. Einschüchtern lasse ich mich nicht.

Den ganzen Abend habe ich noch kaum ein Wort mit jemandem gewechselt. Ich sitze nur da und beobachte Menschen. Menschen, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Jeder auf seine Weise etwas Besonderes. Der eine durch sein Aussehen, der andere durch sein Verhalten. Ich trinke mein Glas auf einen Zug leer. Spüre, wie es mir die Kehle hinunter rinnt, brennend, wie immer. Ich schließe die Augen und genieße jede Sekunde in der ich dieses Brennen noch spüre.

Ich drehe mich auf meinem Stuhl um und schaue dem Barkeeper in die Augen. Etwas schwerfällig kommt mir über die Lippen, was ich loswerden will: „Noch einen bitte!“ Er zieht die Augenbrauen hoch und macht große Augen, hält fast unmerklich in seinem Handlungsvorgang inne. Dann gibt er mir mein Glas. Diebisch freue ich mich darüber und schließe es fest in meine großen Pranken. Meins.

Mein Blick wandert wieder zu der Minderjährigen. Sie steht allein da, sieht sich um und als sie meinen Blick bemerkt, fängt sie ihn auf. Sie hat strahlend grüne Augen. Ein Lächeln zaubert sich auf ihr Gesicht. Sie kommt auf mich zu. Setzt sich neben mich. Sekunden vergehen, in denen wir uns in die Augen sehen. Ihr Blick ist lüstern. Unser harmonisches Schweigen wird durch ihre Neugierde unterbrochen. Ihre fülligen Lippen bewegen sich und formen die Worte „Wie heißt du?“. „Ingo! Und du?“. „Mary“ sprudelt sie selbstbewusst und laut hervor. Aha. Mary. Wir unterhalten uns ein wenig. Oberflächlich, wie immer wenn ich jemanden kennen lerne.
Mein Blick starrt ins Leere, meine Gedanken hängen hinterher. Sie redet mir zu schnell. Und bewegt sich zu schnell. Ich habe das Gefühl, als könnte ich mich nicht auf meinem Stuhl halten. Der Boden ist so weit von meinen Füßen entfernt. Der Abstand wird größer, je länger ich starre. Sie erzählt gerade von ihrem Exfreund. Ich höre zu, nicke, mime den „Checker“ und bedaure sie. Will sie das? Warum ist der Boden so weit weg? Mein Kopf dröhnt. Der Lärmpegel in diesem Pub ist mir viel zu hoch. Ich streiche mir durch die Haare, wie ich es immer mache. Meine Haare sind wieder trocken, stehen in alle Richtungen.
Ich nehme die zarte Hand des Mädchens zwischen meine kräftigen Finger nachdem ich mein Glas noch mal auf ex geleert habe. Wahnsinns Feeling. Ich klopfe ihr auf den Oberschenkel, spüre, wie sie bei meiner Berührung zusammenzuckt. Und verabschiede mich dann von ihr. Leicht schwankend stehe ich nun wieder mit beiden Füßen auf dem Boden. Alles dreht sich. Der Barkeeper hat alles was ich gesoffen habe notiert. Er weiß, dass ich wiederkomme und meine Rechnung beim nächsten Mal, wenn ich noch nüchtern bin begleiche. Immer und immer wieder das gleiche Spiel.

Ich spüre ihren verlangenden Blick im Nacken, während ich mir durch die Menge einen Weg nach draußen bahne.

Die kalte Nachtluft schlägt mir hart ins Gesicht. Ich laufe mitten auf der Straße den altbekannten Weg nach Hause. In einem ebenso altbekannten Zustand. Schweren Schrittes erreiche ich mein Haus. Ich finde das Schlüsselloch nicht. Doch als ich endlich drinnen bin lassen mich merkwürdige Geräusche aufhorchen. Geräusche, die ich nur noch aus Filmen kenne. Eine gehässige Stimme in meinem Kopf fragt mich ob diese Laute nicht irgendwelche Erinnerungen in mir wecken würden. Tatsache. Meine Frau. Mein Puls gefriert in meinen Adern und dann fängt mein Blut an zu rauschen. Pocht wild in jedes Glied meines Körpers. „Du bist zu spät“ die Stimme in meinem Kopf wurde nun laut und deutlich.

Erinnerungen schlagen ein wie ein Blitz. Julia kam früher einmal Stunden später wie ausgemacht nach Hause. Ich hatte sie erwartet. Mir damals noch Sorgen gemacht. Aus Liebe. Liebe. Jetzt frage ich mich, was das ist. Jedenfalls zwang ich sie zu tun was ich wollte, obwohl ich sie liebte. Das war meine Art Liebe zu zeigen. Ja, davon muss ich wohl noch nie viel verstanden haben. Ich schlug sie. Es machte mir Spaß. Ich peitschte sie aus, geilte mich dadurch auf und verzieh ihr auf meine Weise. Natürlich hatte sie Angst vor mir, war aber nicht stark genug mich sitzen zu lassen oder sich wenigstens mal zu wehren. Mary hätte sich gewehrt. Mary. Ja sie sah so stark aus. Jung und stark, unmöglich klein zu kriegen.

Ich folge den Geräuschen in unser Schlafzimmer, lausche noch mal an der Tür, höre es nun laut und deutlich. „Eines Tages musste es so enden!“ höre ich die Stimme in meinem Kopf fies und besserwisserisch sagen. Ich öffne die Türe ganz leise.
Bei der Lautstärke, die da drin vor sich geht konnten sie mich unmöglich gehört haben, obwohl ich auf meinen Beinen nicht mehr ganz so sicher daherkomme. Durch einen Spalt sehe ich in die Dunkelheit. Und plötzlich ist alles mucksmäuschenstill. Ich knipse das Licht an. Julia liegt schlafend im Bett. Die Decke bewegt sich mit jedem Atemzug langsam und gleichmäßig auf und ab. Ich sehe mich im Raum um, schaue in jede Nische und auch in den Kleiderschrank. Nichts. Wieder höre ich die Geräusche von damals. Doch ich finde keinen Ursprung.

 
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Hallo lea victoria!

Zitat:
"Geräusche, die ich nur noch aus Filmen kenne."

Dazu hast du Fantasie. Das kannst du dir denken, so wie du es willst.


Zitat:
"hält fast unmerklich in seinem Handlungsvorgang inne."
Ich finde schon, dass das möglich ist. Das wird auch "zögern" genannt und das muss nicht immer bemerkt werden. Es kann sich um einen Bruchteil von Sekunden handeln.


Zu den komplizierten Sätzen möchte ich noch sagen, dass ich komplizierte Sätze interessant finde.

Zitat:
"Pocht wild in jedes Glied meines Körpers."
Nach meinem Wissen wird selbst ein Arm als Körperglied bezeichnet.


Ich bin zwar nicht immer deiner Meinung aber ich möchte mich trotzdem für deine Verbesserungsvorschläge bedanken.

Xella

 

Hallo Xella,

erst mal würde ich dir vorschlagen noch ein paar Absätze einzufügen. Deine Leserschaft sitzt am Bildschirm und kann den Text so nur unter großer Anstrengung lesen. Zumindest ging es mir so.

Du schreibst, dass der komplizierte Stil Absicht ist und ich finde gerade das merkt man. Der Anfang wirkt sehr konstruiert und bemüht finde ich, man merkt das du dich anstrengst ein gehobenes Sprachniveau zu erreichen.

Unabhängig davon, dass ich denke das du dir damit keinen Gefallen tust, da du deine Botschaft auch in einfacher Sprache verpacken könntest, hälst du diesen Stil leider nicht sehr lange durch. Ab dem Mittelteil merkt man davon fast nichts mehr. Du solltest versuchen ein Stil durchzuhalten, der Stilbruch liest sich für mich auf jeden Fall nicht sehr schön.

Ich hoffe du besserst die Rechtschreibfehler die lea angemerkt hast noch aus, ein paar davon sind mir auch aufgefallen. Sie stören ein wenig beim Lesen.

Die Handlung war mir zu verworren, ich vermute das des Prots Frau tot ist, oder abgehauen, wahrscheinlich wegen ihm, aber irgendwie finde ich gerade den Schluss ziemlich verworren.

Wegen diesen Gründen hat mir deine Geschichte leider nicht gefallen.

lg neukerchemer

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo neukerchemer!
Ich danke dir für deine Kritik. Du hast mir sehr geholfen. Schade finde ich allerdings, dass dir meine Geschichte nicht gefallen hat.
Bei dem Schluss hätte ich mich besser ausdrücken sollen, da hast du recht. Meine Ausdrucksweise führt leicht zu Missverständnissen. Vielleicht ist es jetzt leichter zu verstehen.

LG Xella

 

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