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Stachelige Steine

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08.12.2005
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Stachelige Steine

Ich kenne dich nicht. Nicht mehr. Ich sehe dich jeden Tag, sehe dich an mir vorbeigehen, freundlich „hi“ sagen. Manchmal hebst du die Augenbraue, wenn ich meine Haare kürzer trage. Mehr redest du nicht mit mir. Manchmal nimmst du den Hörer ab, wenn ich deine Schwester anrufe, sagst freundlich „hi“ und „ja, sie ist da. Warte einen Moment.“
Letztens hast du mich nach Hause gebracht, wolltest mir einen Song zeigen. Der Discman hat gesponnen und du hast geflucht. Ob ich nicht viel unterwegs bin, hast du gefragt, so partymäßig und ich dich, ob du froh bist, die Schule fast überlebt zu haben. „Ja. Ich hab echt keinen Bock mehr.“ Viel Anderes scheint dich zurzeit nicht zu interessieren, denn mehr haben wir nicht geredet. Aber so richtig kann ich das nicht beurteilen, ich sehe dich ja fast nicht. Ich kenne dich nicht.
Letztens hab ich bei euch gegessen. Wir anderen haben geredet, hatten Spaß. Du bist nur so dagesessen, kauend, wortlos. Während dem Essen soll man ja nicht reden. Seit wann hast du diese guten Manieren? Früher hattest du die nicht.
Früher dachte ich, wir würden gut zusammenpassen, du und ich. Jetzt denk ich das nicht mehr, denn alles, was ich von dir weiß, hat nichts mit mir zu tun, I’m nothing like you. Gegensätze ziehen sich an? Ich weiß es nicht. Ich kenne dich nicht.
Seit einer Ewigkeit fahren wir einmal im Jahr zusammen weg, deine Familie und meine. Für eine Woche. Ich verbringe im ganzen Jahr nicht so viel Zeit mit dir wie in dieser einen Woche. In dieser Zeit ist alles anders, alles ist so wie früher. Vielleicht liegt es daran, dass die Atmosphäre so familiär ist, vielleicht auch am Schnee. Aber plötzlich glaube ich, dass ich mich geirrt hab, dass du dich gar nicht so sehr verändert hast. Und noch mehr. Wenn wir abends zusammensitzen und spielen, wenn ich dabei zum wiederholten Mal haushoch verliere, so wie immer, und du dich opferst, damit ich nicht schon wieder von diesem widerwärtigen Zeug trinken muss, dann beginne ich mich zu erinnern.
Wenn mein Bruder schließlich unter Beweis stellt, dass Essen eine wahre Kunst ist oder sie anfangen, ihre unsinnigen Witze zu erzählen, über Papageien und Ventilatoren, wenn dein Blick dann auf meinen trifft, du die Augenbraue hochziehst und ich genau weiß, was du denkst; dann kann ich mich wieder daran erinnern, was für ein Gefühl das war, damals, als ich 10 war und du 13, als ich 12 war und du 15. Aber dann fahren wir nach Hause und es ist alles wie vorher. Du gehst auf deine Partys, lebst dein Leben und ich, ich kenne dich nicht.
Ich sehe dich an mir vorbeigehen, freundlich „hi“ sagen, manchmal hinterlässt du ein eigenartiges Gefühl in meinem Magen. Keine Schmetterlinge, nicht mehr. Es sind eher Klumpen, wie stachelige Steine. Du bist du etwas geworden, das ich nicht länger verstehe und ich, ich sehe nichts mehr, das ich noch an dir bewundern kann. Ich kann kaum glauben, dass ich damals deinetwegen eine Freundschaft aufs Spiel gesetzt hab. Dass du mir so viel bedeutet hast. Ich hab zu dir aufgesehen, das haben wir beide, der Kleine tut es noch immer. Aber ich, ich kann das nicht mehr. Ich kenne dich nicht.
Manchmal frag ich mich, wie ich mir das eigentlich vorgestellt hab, damals, wie du mal sein wirst, eines Tages, also jetzt. Ich weiß es nicht. Irgendwie anders, irgendwie mehr wie ich. Keine Ahnung, was ich gedacht hab, ich hab gar nicht gedacht. Aber jetzt bist du so und ich, ich kenne dich nicht.
Das hätte ich am wenigsten erwartet, dass du mich so ausschließt, in die entgegengesetzte Richtung drängst. Vielleicht warst du es gar nicht, sondern ich, mit all meinen Plänen, meinen Vorstellungen vom Leben, durch die ich dich abgeschreckt hab, ich meine, so eine Wirkung hab ich auf die meisten Leute. Vielleicht wurden wir auch von einer Strömung erfasst und bei der Flussgabelung durch unglückliche Umstände getrennt, du nach links, ich nach rechts. Du kamst am Atlantik raus, ich am Pazifik, wo es immer weitergeht, ohne Halt und ohne Zurück, vor allem ohne Zurück. Bleiben nur die Erinnerungen. Und die Möglichkeit, dass wir uns wiedertreffen, eines Tages, am Südpol vielleicht. Oder treibst du nach Norden? Ehrlich gesagt ist es mir da oben zu kalt.

 

Hi uhno,

erstmal herzlich Willkommen.

2. steht in den Regeln:

Bitte schreiben Sie keine Kommentare, Smilies, E-Mail-Adressen oder URLs direkt in den Geschichtenbeitrag. Wenn Sie dem Leser etwas zur Geschichte mitteilen wollen, schreiben Sie es in einen Extra-Beitrag unter die Geschichte.

3. Lies hier einmal ein paar Geschichten durch - egal, in welcher Rubrik.
Siehst du hier eine, die auch nur in kleinbuchstaben geschrieben
steht?

Wenn du das mal geändert hast, guck ich deinen Text nochmal an, versprochen :).

Gruß
bernadette

 

Hallo uhno,

auch von mir ein herzliches Willkommen, auch von mir die Bitte, die Groß- und Kleinschreibung zu beachten.

Ganz davon ab: Teilweise hat mir dein Schreibstil gefallen, gefallen hat mir auch die "Entfremdung" als Thema der Geschichte. Menschen nähern sich an und entwickeln sich wieder auseinander, so traurig das oft auch ist.

Was ich kritisiere ist, dass du dem Leser viele Informationen vorenthälst, die für das Verständnis der GEschichte notwendig sind. Beispiele:

manchmal nimmst du den hörer ab, wenn ich sie anrufe
WEr ist sie? Vermutung: eine Schwester?
letztens hast du mich nach hause gebracht, wolltest mir einen song zeigen.
Das passt nicht so ganz zu dem nicht miteinander reden. Oder war das vor dem Umschwung des Verhältnisses? Der eigentlich durch was genau ausgelöst wurde?
ich sehe dich ja fast nicht.
Dies steht im Widerspruch zur Aussage zu Beginn, dass er jeden Tag gesehen wird.
ich kann kaum glauben, dass ich damals deinetwegen eine freundschaft aufs spiel gesetzt hab
Welche Freundschaft wurde weshalb aufs Spiel gesetzt?
das hätte ich am wenigsten erwartet, dass du mich so ausschließt, in die entgegengesetzte richtung drängst.
von was ausschließt? entgegengesetzt von was? und durch was drängt er?

Du siehst also, für mich waren es zu viele Andeutungen, zu wenig Informationen. Als ganzes also einfach zu dicht. Vielleicht magst du ein wenig Handlung ergänzen?

Liebe Grüße,
Juschi

 

Aus R/E ins KC verschoben

Hallo Uhno,

leider hast du deinen Text komplett klein geschrieben. Bitte korrigiere deine Geschichte.

Danke
Bella

 

Hallo :)

Tut mir leid, ich war lange nicht online und hab eure Beiträge daher erst jetzt gesehen. Danke schön dafür! Ich hab jetzt alles geändert, hoffentlich ist es okay so? Würd mich über Meinungen freuen!
Liebe Grüße,
uhno

 

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