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Stationen

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18.05.2008
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Stationen

Erste Station.
Kurz bevor das Licht der Haltestelle die dunklen Sitze und ihre noch dunkleren Benutzer illuminierte, nahm die Bahn eine letzte, selbstmörderische Kurve auf sich. Eine der Kurven, nach denen einige neue Freundschaften geschlossen wurden, wo man doch eh schon auf ihrem Schoss läge, und noch viel mehr neue Feindschaften aus dem Boden wuchsen, wo.. man doch eh schon auf ihrem Schoss läge. Er war natürlich darauf gefasst, griff gelassen nach der Haltestange und machte seinem Sitznachbarn deutlich, dass ihm nichts an neuen Kontakten lag. Während alle durcheinander fielen, stand er auf, nicht ganz so elegant wie geplant, da der Zug nun stockend zum Halten kam, aber mit einer unsichtbaren Macht bewaffnet, die deutlich machte, das Kommentare über unelegantes Verhalten auf eine unangenehm elegante Weise zunichte gemacht würden, gefolgt von ihrem Sprecher. Er wollte die Linie gar nicht verlassen, aber an dieser Station hielt der Zug immer für einige Minuten, um zu prüfen, dass noch alles heil ist, beziehungsweise für mehrere Stunden, wenn die Kurve wieder Opfer in der erbärmlichen Mechanik gefunden hat. Das hatte die für Menschen mit Geschäftssinn natürliche Entwicklung einer Einkaufsmeile auf dem Bahnhof zur Folge. Er konnte nun wirklich ein gutes Sandwich mit Schinken und Senf vertragen.

Zweite Station.
Die nächste Strecke verlief ruhiger, weil gradliniger. Das flache Grasland, die Rapsfelder und die vereinzelten kleinen Dörfer verwandelten sich, als die Bahn an Geschwindigkeit zunahm, in bunte, helle Streifen. Das Zuginnere bildete einen starken Kontrast dazu, im Halbdunkel entstand antiproportional zur Kurvenmenge eine eher trockene, geduldige Atmosphäre, die an Plätzen wie Friedhöfen angebrachter gewesen wäre. Keine Kinder liefen die Gänge entlang. Auch er bemerkte das, und freute sich. Die Kinder taten ihm immer am meisten Leid.
Er hatte einen kleinen Koffer dabei, und natürlich war sie nicht da drin, er war schließlich ein Profi. Müsliriegel waren darin, sie waren genauso wichtig wie sie, denn er schätzte die kleinen Dinge, die Details seiner Arbeit, sehr, und dazu gehörte eben auch, einen klaren Kopf zu haben, weswegen auch Aspirin ihren Weg in den Koffer gefunden hatten, aber ein knurrender Magen konnte selbst den klarsten Kopf zur Verzweiflung bringen. Außerdem war eine kleine Armbanduhr darin, eins der Modelle, die sehr viel teurer aussahen, als ein Juwelier dafür bezahlen würde, eins der Modelle, wie man sie zuhauf bei Kleinstadtanwälten fand, die Eindruck schinden wollten. Solche Uhren fielen nicht auf, wenn man aussah, wie er. Natürlich war sie nicht der Auslöser. Nicht zu dieser Bombe.

Dritte Station.
Hier stiegen sogar einige aus, und ein Pärchen stieg ein. Das war natürlich ärgerlich, aber immerhin waren sie kinderlos. Er blätterte lustlos in seiner Zeitung herum, der vom Vortag; er hatte alles schon gelesen, bis auf die Kontaktanzeigen, und er hatte sich geschworen, sich von denen immer fernzuhalten. Eine Weile lauschte er dem leisen Gespräch zwei älterer Damen, aber er verstand nicht ganz, was sie sagten, bloß, dass es um Männer ging und offensichtlich beiden viel Spaß bereitete. Eine Weile schaute er aus dem Fenster und verfolgte die Schienen, die durch die Geschwindigkeit des Zuges wirkten wie sich dahin windende Schlangen. Allmählich sank die Sonne hinter die grauen Hügel am Horizont, und der Himmel färbte sich rot. Für eine Weile starrte er in die Wolken, dann kramte er in seinem Koffer, holte ein kleines Notizbuch hervor und schrieb sorgfältig „Taxi bestellen“ auf die erste ungenutzte Seite. Es sah nach Regen aus, und das wäre an und für sich kein Problem gewesen, wenn sich sein Mantel nicht so schnell voller Wasser saugen würde. Er war nicht nervös, nicht unsicher, er war ein Planer, jemand, der gerne alles durchdenkt und möglichst wenig dem Zufall überlässt. Und er war sich sicher, dass es klappte.

Vierte Station
Der Zug durchfuhr Tunnel und überquerte Brücken. Die Felder und Dörfer entschwanden, im Gegensatz tauchten riesige Weiden mit wohlgenährten Kühen auf, und schwindelerregende Täler. Hätte sich einer der Mitfahrenden daraufhin erleichtern wollen, hätte er vor verschlossener Tür gestanden. Die Toilette war besetzt. Er stellte sich auf den Sitz und brach mit einem Schraubenzieher die kleine Platte auf, die sich in jedem Zug, in jeder Toilette, befand. Überall lagen Kabelstränge in diesen Fächern, was ihm ganz recht war, denn so würde selbst ein Elektriker die biegsame Stange Sprengstoff nicht bemerken, die nur ein bisschen dicker war als all die isolierten Bänder. Viel war nicht erforderlich. Aus dem Koffer zog er einen Müsliriegel heraus. Nur ein sehr genauer Blick verriet einen Unterschied zu den anderen, ein dünnes, metallisches Glänzen am Rand. Er zog die kleine Klinge hinaus und befestigte sie an seiner Manschette. Dann legte er den Sprengstoff in die Tasche in seinem Ärmel, nicht ohne wie immer kurz zusammenzuzucken. Als letztes holte er den kleinen Fotoapparat heraus. Als die Aufpasserin vor der Tür des Fahrers den alten Mann in dem feinen Mantel auf sie zukommen sah, war sie ein wenig verunsichert. Als die Aufpasserin erfuhr, dass er ein Fotograf für ein Eisenbahnmagazin war, sich seinen Ausweis ansah und in sein strahlendes Lächeln blickte, war sie ziemlich sicher, dass der Mann keine Probleme machen würde. Genauso wenig wie der Fahrer, der, durch das Fehlen von Augen am Hinterkopf behindert, nicht sehen konnte, wie der alte Mann unauffällig die Naht des Sitzes auftrennte und durch den Ärmel etwas hineinschob. Selbst wenn jemand seine Hand gesehen hätte, wäre es wahrscheinlich unbemerkt geblieben.

Fünfte Station
Ein Taxi erreicht einen kleinen, verwahrlosten und zudem verregneten Bahnhof und hält, um dem Kunden einen Gefallen zu tun, auch noch nah an dem wartenden Zug. Die Hintertür öffnet sich und ein alter Mann steigt aus dem Auto, einen kleinen Koffer in der einen Hand, eine Uhr in der anderen. Er eilt hastig zum Eingang, denn sein Mantel saugt sich schnell mit Wasser voll. Ein aufmerksamer Beobachter würde vielleicht sehen, wie er die Uhr unter die Bahn wirft, doch es regnet, und da hält sich die Begeisterung, alte Leute anzustarren, bei den meisten Leuten in Grenzen. Nur ein Mann steigt aus, man kann es dem Rest nicht verübeln. Der Alte findet einen Platz, auf dem eine Tageszeitung liegt, zu seinem Bedauern die von gestern. Er ist erschöpft, und aufgeregt. Zur Beruhigung nimmt er aus seinem Koffer einen Müsliriegel, öffnet ihn und will das Papier in den kleinen Müll schmeißen, doch dieser ist schon brechend voll von Müsliriegelpapier, also stopft er es sich in die Tasche. Er greift nach der Zeitung und liest die Kontaktanzeigen.
Währenddessen sitzt in dem Taxi ein Mann, der eine teurere Uhr in der Hand hält als die kaputte Plastikuhr des Alten. Ticken tut diese jedoch auch nicht, und deshalb dreht er sie auf.

 

Hallo defbob,

deine Geschichte schreit aus allen Ecken und Ärmeln nach "Schreibanfänger". Was ja nicht schlimm ist, wenn man es lernen will.

Schon der erste Satz hat mich abgeschreckt, er ist viel zu lang. Man muss ihn zwei, dreimal lesen, bis man zumindest das Gefühl hat, dass man einen Teil davon verstanden hat.

Solche Ungetüme am Anfang und du sorgst dafür, dass viele überhaupt nicht mal erst bis zum zweiten Satz kommen.

Deine Satzstruktur allgemein ist zu verschachtelt. Versuche, einfachere Sätze zu bilden. Masse ist nicht Klasse. Es gewinnt nicht der Satz, der viele hübsche, schöne Wörter enthält, sondern der, der die richtigen Wörter enthält.

Dann solltest du an deinem Spannungsbogen arbeiten. Ich kann nämlich keinen finden. Der Typ fährt Zug, baut irgendwo irgend etwas ein und braucht dann eine neue Zeitung. Was ist daran spannend? Das ist viel zu banal. Beschreibe die Hintergründe, die Gedanken der Charaktere.

Warum legt er die Bombe?

Nebenbei wirkt dein Text an vielen Stellen unfreiwillig komisch.

Während alle durcheinander fielen, stand er auf

Die fallen wirklich alle durcheinander? Wie Kegel auf ner Kegelbahn?

Der Zug durchfuhr Tunnel und überfuhr Brücken.

Autsch ... die armen Brücken.

Die Felder und Dörfer entschwanden, im Gegensatz tauchten riesige Weiden mit wohlgenährten Kühen auf, und schwindelerregende Täler. Die Toilette war besetzt.

Der Übergang wirkt etwas hart.

Er stellte sich auf den Sitz und brach mit dem Schraubenzieher aus dem Koffer die kleine Platte auf, die sich in jedem Zug, in jeder Toilette, befand.

Aha .. er bricht also die kleine Platte aus dem Koffer auf, die sich in jeder Toilette befindet.

Aus dem Koffer zog er einen Müsliriegel und griff nach dem matten Metall, das leicht hinausragte.

Horror ... was ist das für ein Metall, das da aus dem Müsliriegel herausragt? Der ist sicher nicht mehr gut.

Selbst wenn, er hätte es eh nicht bemerkt, denn dieser Mann war ein Profi.

Also ... selbst WENN er Augen hinten im Kopf gehabt hätte ... ?

Er eilt zum Eingang, denn sein Mantel saugt sich schnell mit Wasser voll.

Böser, böser, böser Mantel.

doch es regnete, und da hielt ich die Begeisterung, alte Leute anzustarren, bei den meisten Leuten in Grenzen

Also bei Sonnenschein starren sie begeistert alte Leute an ... ?

Mal sehen, was die Anderen sagen.

Üben, üben, sag ich.

Schöne Grüße,

yours

 
Zuletzt bearbeitet:

Danke für die Kritik.
Einiges davon dachte ich mir schon fast, zum Beispiel das mit den Brücken.
Aber was ist denn die richtige Bezeichnung um Brücken zu "überfahren"?
Bezüglich Spannung, ist es natürlich vollkommen richtig. Es gibt keine Spannung und der Text ist eigentlich im falschen Bereich, aber ich wußte nicht, ob er dann direkt ins Sonstige oder so soll.
Ich schau mal, was ich verbessern kann.


- So.
Ich hab einiges von dem, was du kritisiert hast, umgeändert.
Außerdem ist das Ende ein wenig erweitert.

 

Hallo Defbob!

Aber was ist denn die richtige Bezeichnung um Brücken zu "überfahren"?

Brücken kann man z.B. überqueren oder passieren.

Schöne Grüße,

yours

 

Hallo defbob!

Das ist nun schon deine vierte Geschichte bei kg.de, aber von dir hat noch niemand einen Kommentar erhalten. Also, wie wäre es, wenn du nicht nur Sahne abschöpfst, sondern dich hier beteiligst? Jeder freut sich über Kritik, nur muss die auch jemand schreiben.

Okay, zu deinem Text:

Der Stil:
=> Lange, verschachtelte Sätze, die der Leser dreimal lesen muss, um sie zu verstehen, sind in Spannungstexten grundsätzlich kontraproduktiv. (In anderen Rubriken wäre es kaum besser.)
Beispiele: "Während alle durcheinander fielen, stand er auf, nicht ganz so elegant wie geplant, da der Zug nun stockend zum Halten kam, aber mit einer unsichtbaren Macht bewaffnet, die deutlich machte, das Kommentare über unelegantes Verhalten auf eine unangenehm elegante Weise zunichte gemacht würden, gefolgt von ihrem Sprecher." => Der Sprecher der Kommentare wird zunichte gemacht? (und : ... dass Kommentare ...)
"Das Zuginnere bildete einen starken Kontrast dazu, im Halbdunkel entstand antiproportional zur Kurvenmenge eine eher trockene, geduldige Atmosphäre, die an Plätzen wie Friedhöfen angebrachter gewesen wäre." => Hier muss man erst in einem Mathebuch blättern, um ansatzweise zu verstehen, was du sagen willst.

=> Der Leser kann sich mit Protagonisten, die keine Namen haben, nur schwer identifizieren. Das ist ebenfalls kontraproduktiv.

=> Außerdem schreibst du oft, was "nicht" ist.
Beispiel: "Außerdem war eine kleine Armbanduhr darin, eins der Modelle, die sehr viel teurer aussahen, als ein Juwelier dafür bezahlen würde, eins der Modelle, wie man sie zuhauf bei Kleinstadtanwälten fand, die Eindruck schinden wollten. Solche Uhren fielen nicht auf, wenn man aussah, wie er. Natürlich war sie nicht der Auslöser." => Wozu das Ganze, wenn es doch nicht im mindesten relevant ist? (Und wieso sollte ein Juwelier dafür bezahlen?)

Widersprüche:
"Kurz bevor das Licht der Haltestelle die dunklen Sitze und ihre noch dunkleren Benutzer illuminierte," => Hier gehe ich davon aus, dass es dunkel ist, Nacht. (Station eins) [Übrigens: dunkle Benutzer? Sind das alles Afrikaner oder sind die so schmutzig?]
"Allmählich sank die Sonne hinter die grauen Hügel am Horizont," => Aber hier geht erst die Sonne unter. (Station drei)

"schwindelerregende Täler." => Ein Tal, das Schwindel erregt? Normalerweise sind es Höhen, die Schwindel erregen.

"Als die Aufpasserin erfuhr" => Wer, wie, was? Warum baust du mitten im Text (relevante?) Personen ein, die praktisch aus dem Nichts auftauchen? Da fühlen sich die Leser doch veräppelt. Und wieso steht da überhaupt eine "Aufpasserin"? Und ohnehin, dein Protagonist ist doch noch auf dem Klo, also passt das ganz und gar nicht.

"wie der alte Mann" => Und wieso ist der Mann, der Protagonist, in Station vier auf einmal alt?

"wie der alte Mann unauffällig die Naht des Sitzes auftrennte" => Welcher Sitz? Im Zug dürften hunderte sein.

"Er eilt hastig zum Eingang, denn sein Mantel saugt sich schnell mit Wasser voll. Ein aufmerksamer Beobachter würde vielleicht sehen," => Wieder etwas, was "nicht" ist, oder "vielleicht". Außerdem wechselst du hier die Perspektive, die bisher immer direkt, (ohne vielleicht) am Bombenleger geklebt hat.

"Nur ein Mann steigt aus," => Das hat er doch schon längst getan.

"will das Papier in den kleinen Müll schmeißen, doch dieser ist schon brechend voll von Müsliriegelpapier," => Was ist "kleiner Müll" und wieso essen da alle Leute Müsliriegel, dermaßen viel, dass schon alles verstopft ist?

Die einzelnen Stationen:
An der ersten passiert absolut nichts, das kann man also ersatzlos streichen. An der zweiten werden Andeutungen gemacht, das ist gut. Die dritte Station ist wieder von Ereignislosigkeit gezeichnet, das lässt sich bis auf die letzten Sätze ebenfalls ersatzlos streichen. An der vierten Station (obwohl eigentlich ja gar keine Stationen im Sinne von Bahnhöfen, wie im ersten Abschnitt, mehr beschrieben werden) baut er die Bombe, aber so ausgedehnt, dass es für den Leser irre langweilig ist. Und dann folgt Verwirrung, wie in den "Widersprüchen" schon beschrieben. Schließlich Station fünf, in der ebenfalls nichts passiert.
Und der Text ist zu Ende.

Ja, und nun? Was passiert dann? Geht die Bombe hoch oder nicht? (Wer weiß denn, ob der alte Mann nicht zwei Kabel falsch zusammengesteckt hat?) Und wieso und weshalb wird da eine Bombe platziert? Und was hat der andere damit zu tun, falls überhaupt? Und wenn, wäre es für den anderen mehr als dämlich, am Tatort aufzukreuzen. Und wieso setzt sich der alte Mann da hin und flüchtet nicht? Und ...? Ich hätte noch tausende Fragen, die alle nicht beantwortet werden.
Dieser Text lässt mich höchst unbefriedigt zurück, weil er die eigentliche Geschichte nicht erzählt, nicht mal andeutet, sondern sich nur in Belanglosigkeiten verfängt.
Überleg dir, was du erzählen willst, und dann erzähle es!

Grüße
Chris

 

Hallo defbof,
ich finde es schade, dass ich nichts über die Motive des Mannes erfahre und auch nicht weiß, ob die Bombe hochgeht. Als Leser bin ich sehr weit weg von deinem Protagonisten und komme deswegen nicht richtig in die Geschichte rein. Schade! Vielleicht kannst du da noch dran arbeiten.
Herzliche Grüße
jawalu

 

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