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Staubig ohne Ende

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10.04.2008
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Staubig ohne Ende

Staubig ohne Ende

G. ging einen dunklen Gang entlang. Zu seiner Linken befand sich ein in die Jahre gekommener und schäbiger Aktenschrank der seinen letzten Glanz schimmernd im Mondlicht präsentierte. Bei jedem Schritt gab der Boden ein knarksendes Geräusch von, so als ginge man bei klirrender Kälte auf feinem Pulverschnee. In Gedanken war G. schon bei seinem wohlverdienten Feierabendbier, welches er sich am Morgen extra kaltgestellt hatte, weil er wusste, dass es ihm nach einem langen Tag die nötige Entspannung bringen würde.

Der Schrank erinnerte ihn jedes Mal daran, wie er ín dieser Firma angefangen hatte. Damals war er neu und passte in die damals so moderne Einrichtung der Firma, die heute nur nicht mehr weiter an Geschmack verlieren konnte. Dennoch machte G. die Arbeit Spaß, die er tagein und tagaus verrichtete. Schon manches Mal hatte er gedacht sich einen anderen Job zu suchen, der ihn aus seinem alltäglichen Trott herausbringen würde. Jedoch konnte er sich nie loseisen. Außerdem schätzte man seine Auffassungsgabe und sein hervorragendes Gedächtnis. Kein Detail entging ihm. Und war ein Detail unwichtig, so packte er es in sein ganz persönliches Archiv, denn er war der Meinung, dass jedes Detail irgendwann man wieder gebraucht wird. Er konnte einfach nichts „verwerfen“. Manche nannten ihn deswegen „Detail-Messi“. Nicht negativ, sondern eher aus Respekt.

Wie bei jedem Feierabend, musste er kontrollieren ob im Archiv alle Lichter ausgemacht worden sind und die Alarmanlage scharf gestellt war. Er nutzte diesen Kontrollgang nach Feierabend meistens dazu, noch mal in irgendeiner Akte zu wälzen die ihm aufgefallen war, bei seiner Arbeit tagsüber. Manchmal war es nur ein Name oder ein bestimmtes Aktenzeichen, welches ihm tagsüber auffiel, er aber keine Zeit hatte nachzusehen. Das war wie eine Marotte. Der eine lässt morgens die Zahnpasta-Tube auf, der nächste musste seine Stifte in einer bestimmten Reihenfolge angeordnet haben, und G. musste jeden tag eine Akte die ihm aufgefallen ist in die hand nehmen und drin blättern. Ob das nun an seiner Detailverliebtheit lag oder an seiner Neugier. Das wusste G. selber nicht so genau.

Doch an diesem Tag stand dort dieser alte Aktenschrank, den die Hausmeister morgens im Flur abgestellt haben. G. hatte sich erst darüber aufgeregt, denn er befürchtete, dass es jetzt schon soweit ist, dass das Archiv die alten Schränke bekommt oder nun auch noch Möbel archivieren soll. Im Inneren aber freute er sich schon jede Schublade dieses Aktenschranks aufzumachen, um nachzusehen ob sich noch etwas darin befindet. Vielleicht eine Akte oder ein Überbleibsel eines Büros. Also machte er sich dran und öffnete die oberste Schublade. Schon beim Öffnen kam ihm dieser muffige Papiergeruch, den die Papierberge über die vielen Jahre im Schrank hinterlassen hatten. G, sollte sich inzwischen schon daran gewöhnt haben, aber er fand, dass Archivschränke anders rochen als Büroschränke. Eine Erklärung dafür fand er nicht.
In der obersten Schublade befand sich außer Staub nichts. Also öffnete G. die zweite Schublade und entdeckte ebenfalls nichts. Seine Vorfreude etwas Interessantes zu finden sank allmählich gegen null, als auch die dritte Schublade leer war. Blieb nur noch eine Schublade übrig. Wenn die auch leer war, dann würde er seinen Feierabend wieder mal ohne eine neue – wie er sie nannte – „Entdeckung“ beginnen. Das wäre zwar nicht schlimm, aber freuen würde er sich auf jeden Fall.

Beim Öffnen der vierten Schublade kam die Ernüchterung. Auch sie war leer und roch genauso muffig wie die anderen. Er schloss die Schublade und wollte gerade aufbrechen, als ihm auffiel, dass sich die vierte Schublade nicht ganz schließen ließ. Wahrscheinlich fehlten die Stopper oder die Führungsschienen der Schublade haben sich im Lauf der Zeit verzogen. Er stand ernüchtert auf und setzte sich in Bewegung Richtung Ausgang.

Gerade als er die Tür des Archivs abschließen wollte fiel ihm eine dritte Möglichkeit ein, die seine Neugierde wieder erwachen ließ. Vielleicht ist etwas hinter die Schublade gerutscht und keiner hat es bemerkt. Sofort machte er kehrt und ging zum Aktenschrank zurück. Er musste es irgendwie schaffen hinter die Schublade sehen zu können. Jedoch merkte er schnell, dass dies ohne geeignetes Werkzeug nicht möglich zu sein schien. Er fasste den Entschluss, den Schrank morgen genauer unter die Lupe zu nehmen, und zu ergründen, warum diese Schublade nicht richtig geschlossen werden konnte. Nun hatte er doch was worüber er sich zum Feierabend freuen konnte, und sicherlich auch den morgigen Feierabend spannend machen könnte.

 

Gemeine Embee! *lach*

Da hast du mir jetzt aber einen Flo ins Ohr gesetzt. Ich werde wohl nun nie erfahren, warum sich die Schublade nicht recht schließen lässt, oder weiß ich es sogar längst...? Der Autor wird es mir jedenfalls nicht berichten, denn es handelt sich hier ja um eine Kurzgeschichte und nicht um eine Fortsetzungsgeschichte.

Einige Dinge sind mir an deinem Text aufgefallen:

Bei jedem Schritt gab der Boden ein knarksendes Geräusch von, so als ginge man bei klirrender Kälte auf feinem Pulverschnee.
Hier hast due eine kleines Wort vergessen ohne dieses der Text grammatisch falsch ist. die Idee mit dem Schneevergleich finde ich insofern gut, dass du damit einen Bezug zum eiskalten Bier später findest. Allerdings ist der Vergleich hier falsch: Du meinst sicher nicht Pulverschnee, denn auf diesem läuft man geräuschlos, wie auf Pulver. Was du meinst ist "harscher" Schnee, also Schnee der nass wurde, dann wieder gefrohr.

Der Schrank erinnerte ihn jedes Mal daran, wie er ín dieser Firma angefangen hatte. Damals war er neu und passte in die damals so moderne Einrichtung der Firma, die heute nur nicht mehr weiter an Geschmack verlieren konnte.
Hier musste ich schmunzel ,weil das "er" durchaus auch auf G. passen könnte.

dass jedes Detail irgendwann man wieder gebraucht wird.
Die Inversion hier klingt hölzern.

Er nutzte diesen Kontrollgang nach Feierabend meistens dazu, noch mal in irgendeiner Akte zu wälzen die ihm aufgefallen war,
Hier ist dir ein inhaltlicher Fehler hineingerutscht, denn man kann sehrwohl Akten "wälzen" doch dazu braucht man mehrere, in einer Akte allein ist das Wälzen nicht möglich.

Schon beim Öffnen kam ihm dieser muffige Papiergeruch, den die Papierberge über die vielen Jahre im Schrank hinterlassen hatten.
Ihm kam ein Geruch?

fiel ihm eine dritte Möglichkeit ein, die seine Neugierde wie erwachen ließ
Drei Buchstaben gingen im Tipprausch verloren.

Deine Zeichensetzung und die Groß-Klein-Schreibung solltest du nochmals überprüfen.

Achso, bevor ich es noch vergesse, beim ersten Satz schon musste ich irgendwie an Kaffka denken...

Gruß
Woitek

 

hallo,

es ist mir regelrecht peinlich, dass ich mich jetzt erst wieder zu meiner Kurzgeschichte melde. Wahrscheinlich habe ich zu viel erwartet und gedacht, dass sich dafür sowieso niemand interessiert. Ich war irgendwie darauf hinaus, dass sich sofort alle auf mein Geschichte stürzen und einen Kommentar abgeben. Dass das nicht der Fall war ist natürlich keinem vorzuwerfen.

Um so mehr danke ich Woitek für die Manöverkritik und würde mich gerne dazu äußern:

1. das fehlende "sich" habe ich leider beim Probelesen irgendwie nicht gesehen. Es ist mir hoffentlich verziehen?

2. Zum Schnee muss ich sagen, dass ich genau den Schnee beschrieben habe, den ich aus meiner Heimat kenne. Komme aus dem Harz und ich meine den schnee auf dem man läuft, wenn es -18 Grad sind, strahlender Sonnenschein, und man auf einer Waldlichtung spazieren geht.

3. Ich finde es gut dass du sagst, denn das ist mir noch gar nicht aufgefallen. Vielen Dank.

Die restlichen Aspekte sind denke ich eher nicht-inhaltlicher Art.

Ich danke auf jeden fall für die ganz tolle Kritik.

Gruß

Martin

P.S.: Ich weiss nicht wie das hier üblich ist. Sollte man die Fehler die offensichtlich sind direkt editieren oder so lassen?

 

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