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Steck ihm die Blume ins Haar

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03.01.2005
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Steck ihm die Blume ins Haar

Diese Nacht trägt deinen Namen.
Ich las die ersten Silben schon in den länger werdenden Schatten, im zögerlichen Rückzug des Lichtes hintern den wolkenlosen Horizont, als ich am Fenster stand und den Tag in seinen letzten Zügen betrachtete. Es wird eine laue Nacht, prunkvoll und Sternen starrend; der Mond ist so, wie du ihn haben willst, im Schwinden begriffen. Ich weiß, in solchen Nächten hält dich nichts hinter Wänden. Heute treibt es dich um. Wie mich, als ich noch nach draußen kam. Ich weiß nicht, was ich damals suchte. Aber ich weiß, was du suchst.

Ihn habe ich schon gesehen. Er ist genau dein Typ, schulterlanges Haar, schmal, hochgeschossen. Er ging heute diese Straße entlang, da stand der Mond schon und die Sonne noch am Himmel. Unter meinem Fenster hielt er und schaute hoch zum Tagmond, als hätte er so etwas noch nie gesehen. Dann wanderte sein Blick hinunter, die Fassaden entlang und rastete auf meinem Fenster. Er schaute hindurch, auch durch mich; ich glaube nicht, dass er mich gesehen hat. Da war etwas Versunkenes in seinem Blick. Der wäre was für dich, dachte ich da und es jagte mir einen Schauer den Rücken hinunter, das zu denken. Dann ging er weiter, wahrscheinlich zur Bushaltstelle um die Ecke, er wollte wohl Richtung Zentrum, um sich mit Freunden zu treffen. Ich habe es oft bedauert, dass die Haltestelle erst um die Ecke ist, ich hätte die Wartenden gerne vor meinem Fenster gehabt, Gelegenheit, Menschen länger zu betrachten. So verlor ich ihn aus den Augen. Aber das macht nichts. Weil du ihn dafür gewinnst, weil ich mir vorstelle, dass du bei der Bushaltestelle stehst. Es wäre ein Zufall, aber Zufälle sind alles, was dich und mich verbindet. Es ist auch egal, es ist nur ein Detail - ob du ihn jetzt schon triffst oder erst später, du wirst ihn heute nacht treffen; dieses erste blaue Mondlicht, das er sich vor meinem Fenster eingefangen hat, hat deinen Namen auch auf seine Stirn geschrieben. Du stehst also bei der Bushaltestelle, weil ich dich dort jetzt sehen will. Ich muss dich sehen, um dich zu beschwören, heute Nacht.

Ich weiß noch nicht, wie du ihn ansprichst. Bittest du ihn um Feuer? Fragst du ihn, wann der Bus kommt? Nein. Du sagst nichts, du musterst ihn aus den Augenwinkeln, um deinen Mund spielt ein Lächeln. Er spürt es, bevor er es sieht. Aber er kann sich nicht ganz sicher sein, meinst du ihn? Meinst du es nett? Ist es Spott? Es zwingt ihn, ebenfalls in deine Richtung zu schielen und er wird feststellen, dass etwas Endgültiges um dich ist. Im Asphalt ist noch Hitze gespeichert, die Luft flirrt davon. Um dich herum flirrt sie nicht. Die Ruhe, die du abstrahlst, ist mehr als die Abwesenheit von Bewegung, das Nichts in deinen Augen ist mehr als die Abwesenheit von Etwas, das Leben auf deinen Wangen leuchtet doppelt stark vor diesem Hintergrund. Du wirst dich aus dieser Ruhe lösen und auf ihn zugehen und an ihm vorbei, ohne deinen Schritt zu verlangsamen, aber du wirst ihm etwas zuflüstern. Du läufst über die Straße, genau in dem Moment, in dem das nächste Auto um die Ecke biegt, du wirst es zur Vollbremsung zwingen und unbeirrt weiter gehen. Das Quietschen der Reifen, das Hupkonzert – das dröhnt in seinem Kopf, aber es ist nichts im Vergleich zu dem, was du mit deinem Flüstern angerichtet hast. Er wird eine Weile brauchen, um wieder zu sich zu kommen; er wird dich gerade noch sehen, wie du in eine Seitenstraße einbiegst. Dann wird er dir folgen, er muss fast. Aber in gemessenem Abstand, er wird dir nicht nachrennen, er weiß selbst nicht, was ihn davon abhält. Genauso wenig, wie er weiß, warum er dir folgt. Du führst ihn in die Vorstadt, vorbei an schlafenden Gärten. Ein paar Mal wird er dich fast verlieren, da ist etwas so gleichmäßig Fließendes in deinen Bewegungen, dass er gar nicht merkt, wie schnell du gehst. Er verliert dich nicht, denn er hat gesehen, wie du mit der linken Hand die Schmiedeisenzäune entlang streifst und immer wieder von den Sträuchern Blätter abzupfst, manchmal ganze Zweige, wie du im Weitergehen mit deinen langen, schlanken Fingern säuberlich die Blätter zerfetzt; er folgt den Blattfetzen. Es ist nicht, als ob du ihm eine Spur legst, an dir scheint jede Bewegung so gedankenlos wie Atmen. Ihr habt den Rand der Stadt erreicht, euch schluckt ein großer Park, der in einen Wald übergeht, am Hang des Hügels: das Naherholungsgebiet. Ich kenne diesen Park, ich liebe ihn sehr; ich war früher oft dort. Als ich noch nach draußen kam. Es scheint; als wäret nur mehr ihr zwei auf der Welt. Da dringt Licht durch die Zweige, die Luft trägt plötzlich Musik und Gelächter. Er tritt hinter den Bäumen hervor und steht vor einem Pavillon. Es gibt eine Bar, da stehen Korbsessel, Lampions hängen in der Linde, es wird getanzt. Du bist verschwunden. Die Musik wird ihm fremd vorkommen, sie besteht aus sehr hellen und sehr dunklen Tönen. Die hellen Töne prickeln auf der Haut, sie fallen wie ein Schwarm von Spatzen über ihn her und zupfen an seiner Kleidung, und flattern auf, als wollten sie ihn mitnehmen auf ihren Flug. Die dunklen Töne fließen wie Lava darunter, sie strömen durch ihn, sie rühren ihn um; ihm ist, als ob sich etwas in ihm zusammenbraut.

Ich bin auch einmal mit einem mitgegangen, in so einer Sommernacht. Ich war jung und dumm, so dumm, wie heute schon die Kinder nicht mehr sind, jung und dumm, wie das klingt. Wie in einem Groschenroman. Und es ist erst 2 Jahre her. Aber jetzt weiß ich es besser, es war eine Lehre. Es war gut. Sie glauben ich hätte es nie verwunden. Sie sagen, ich hätte mich umbringen wollen. Ob ich es wollte? Ich weiß nicht, ich dachte damals nicht, ich glaube, ich wollte einfach nur schlafen, schlafen, so lange wie möglich. Zu viele Tabletten. Kann ja sein. Sie sagen, ich sei ein wenig zurück, fast wie ein Kind, zeitweise. Geistig sicher nicht, das weiß ich; ich bin nicht so, wie sie glauben. Seelisch vielleicht. Kann sein. Vielleicht bin ich wie ein Kind. Du bist es jedenfalls nicht. Du bist alles andere.

Plötzlich stehst du hinter ihm. Du hauchst ihm einen Kuss in den Nacken. Er wird sich erschrocken umdrehen und du wirst nach seiner Hand greifen und ihn auf die Tanzfläche ziehen. Dort stehst du völlig reglos, ein Sturm aus Stille tobt um dich, du wartest, bis er nach dir greift. Das wird er tun. Ihr werdet tanzen, bis ihr nicht mehr könnt. Dann werdet ihr in die Korbsessel sinken, und erst einmal tief einatmen, ihr saugt die Luft und die Nacht und das Leben , gierig, bis ihr ruhig werdet. Dann wird er dich auf ein Getränk einladen und vermutlich mit dir reden wollen.
Er wird dich fragen, ob du das öfter abziehst und du wirst antworten, glaubst du mir, wenn ich nein sage?
Er wird grinsen und behaupten, er hätte dich durchschaut, du tätest nur so geheimnisvoll, das sei deine Masche; in Wahrheit hättest du es von Anfang an auf seinen knackigen Arsch abgesehen.
Pech für mich, sagst du dann, dass du mich so schnell durchschaust, aber eins ist ja immerhin gut: dass du zumindest noch nicht durchschaut hast, dass ich in Wahrheit nur auf dein Geld scharf bin, ich locke dich nämlich demnächst ins Gebüsch, um dich brutal auszurauben.
Nein, Pech für dich, sagt er; bei mir ist nichts zu holen, ich bin ein armer Student. Mein letztes Barvermögen ist gerade für dein Barcadi-Cola draufgegangen.

Irgendwann wird er dich nach deinem Namen fragen.
Such dir einen aus, antwortest du.
Nein, ernsthaft, sagt er.
Ernsthaft, sagst du. Frag mich nicht, wer ich bin, such es dir aus. Ich möchte nicht, dass wir jetzt unsere Leben abgleichen, unsere Pläne, unsere Geschmäcker. Heute Nacht bist du wie geschaffen für mich, heute Nacht will ich wie geschaffen sein für dich. Ich will, dass du unter dem schönsten Namen an mich denkst, der dir einfällt.
Er denkt nach.
Dein Herz klopft bis zum Zerspringen. Wenn er dich jetzt Walpurga tauft, oder Dietlinde, dann ist alles verloren. Aber er wird es nicht tun. Er wird dir einen schönen Namen suchen. Atalante vielleicht, oder Héloise. Oder Abendstern. Oder Marie, nach seiner ersten Liebe. Nach dem Mädchen, das er nie bekommen hat, das er geliebt hat, als noch nicht er sie verlangte, sondern es ihn nach ihr. Ich glaube, er nennt dich Marie.
Du lächelst.

Du hast inzwischen begonnen, aus einem der Flyer, die auf eurem Tischchen herumliegen, eine Orchidee zu falten. Das ist schwierig, besonders mit dem Flyer-Papier, das nicht dafür geeignet ist. In dem Papierfachgeschäft, in dem ich gearbeitet habe, führen sie Extra-Papier für kompliziertere Origami-Figuren. Und eine Orchidee übersteigt bei weiten die Komplexität eines Dampfers oder eines Kranichs. Wenige Leute können eine Orchidee falten. Ich selbst kann es allerdings, ich habe einmal unser ganzes Schaufenster mit diesen Orchideen dekoriert. Es ist seltsam, dass eine solche Übereinstimmung unsere Schicksale verknüpft. Du wirst ihm die Orchidee später ins Haar stecken, obwohl man doch Männern keine Blumen ins Haar steckt, obwohl sie es doch nicht einmal mögen, wenn man ihnen durchs Haar streift. Aber er wird sich nicht beschweren, denn dann wird er schon neben dir liegen, mit geschlossenen Augen, neben dir und weit, weit weg; im Himmel vielleicht.
Einstweilen faltest du und schweigst, aber er langweilt sich nicht. Er schaut dir gern zu beim Falten, du machst es so geschickt, du hast so schöne Hände.
Du weißt, was man über Frauen sagt, die dauernd ihre Hände beschäftigen müssen, wird er vielleicht sagen, in eure traute Stille hinein.
Du zuckst mit den Schultern.
Also, wenn eine dauernd irgendwas macht, also zum Beispiel die Etiketten von den Flaschen kletzelt, oder eben Bierdeckel zerreißt oder eben Flyer, dann heißt das angeblich, sie ist sexuell frustriert.
Kaum hat er das gesagt, wird er sich pubertär vorkommen.
Du könntest ihm jetzt erklären, dass du durchaus nicht sexuell frustriert bist, zumindest das nicht, dass Bierdeckel Zerreißen etwas Destruktives ist und Orchideen Falten etwas Konstruktives, also nicht zu vergleichen. Aber da ist dieses plötzliche Rot auf seinen Wangen, das nur zur Hälfte vom Alkohol kommt, und diese heilige Scheu, die du ihm gerade einflösst, die er schon seit Ewigkeiten nicht mehr vor einer Frau empfunden hat, vielleicht noch nie, vielleicht zuletzt vor Marie - und das alles willst du jetzt nicht zerstören, durch Wörter wie konstruktiv und destruktiv.
Ach ja?, sagst du also; und du denkst jetzt, du könntest das ändern?
Dann ergreifst du seine Hand und schaust ihm in die Augen.
Hör zu, wirst du sagen; über zwei Dinge müssen wir uns beide klar sein. Es gibt nur heute Nacht. Und: Heute Nacht wird nichts geschehen.
Es gibt nur heute Nacht, wiederholt er.
Heute Nacht wird nichts geschehen, wiederholst du.
Oh wie du lügst! Aber er glaubt dir.

Ich weiß nicht, was du nur hast, mit deiner Unwiederbringlichkeit. Du trägst sie mit dir, wie deinen kostbarsten Schatz, du hast dich nicht nur gepanzert, sondern auch bewaffnet, um sie zu beschützen. Bis an die Zähne. Sie ist mehr als Einmaligkeit, sie ist Einmaligkeit bereichert um die letzte Gewissheit und du wirst sie mit allen Mitteln gewährleisten. Mit allen Mitteln. Ist es, weil du weißt, dass es vergänglich ist, weil du ihm keine Chance geben willst, es kaputt zu machen? Das ist es, was sie mir unterstellen. Bist du wirklich so banal?

Ihr geht wieder tanzen, du schiebst dein Bein zwischen seine, ihr tanzt sehr eng. Du schmiegst dich an ihn, sodass er dich überall spürt, von Sodom bis Gomorrha und flüsterst ihm ins Ohr: Heute Nacht wird nichts geschehen.
Dann bittest du ihn, dich nach Hause zu begleiten. Ihr geht durch den Park, diesmal Hand in Hand. Musik und Gelächter verklingen. Der Park ist so dunkel und weit. Jetzt seid nur mehr ihr zwei auf der Welt. Du reißt dich los und tanzt über die Wiese, das sei dein Mondwahn, rufst du, und es wäre ein Sünde, jetzt unter ein Dach zu gehen, aber du wärst eben so müde, so müde und dann lässt du dich fallen, ins Gras und er folgt dir, halb ziehst du ihn, halb sinkt er hin und dann liegt ihr beide nebeneinander im Gras und es macht ihm gar nichts, dass heute Nacht nichts passieren wird, so besoffen ist er von dir. Ja, als du es das erste Mal gesagt hast, war da vielleicht schon dieser Hintergedanke - die Nacht ist ja noch jung, wer weiß – aber er ist immer weiter nach hinten gewandert, der Hintergedanke, zurückgescheucht von deinem ernsten Lächeln, und ganz hinten ist er hinuntergestürzt, aus dem Kopf heraus und auf dem Weg liegen geblieben. Und der, der ihn gedacht hat, will gerade gar nicht denken, nur riechen, den Duft des Flieders und den Duft deiner Haut, und deshalb hat er die Augen geschlossen, um stärker wahrzunehmen. Und du stützt dich auf deinen Ellbogen und schaust seitlich auf ihn hinunter. Was denkst du jetzt?

Ich habe alles so genau gesehen. Ich sehe in deinen Kopf. Aber das sehe ich nicht. Er ist sehr schön, das merkt du wohl auch. Stell dir vor, vielleicht weiß er gar nicht, wie schön er ist. Vielleicht ist er es nicht gewöhnt, plötzlich mit fremden Mädchen im Gras zu liegen. Vielleicht hält er das alles für einen seltsamen Zauber. Du weißt doch gar nicht, was für ein Mensch das ist. Vielleicht will er die Welt retten, vielleicht nicht einmal sich selbst. Vielleicht ist er manchmal verplant und unzuverlässig, und macht Scherze, die keiner witzig finden kann. Aber er würde niemals einen Freund verraten. Ja, ich weiß auch nicht, was für ein Mensch das ist, du hast recht, aber das behaupte ich einfach. Ich habe ihn zuerst gesehen, er gehört auch ein bisschen mir, ich kann das tun. Rührt er dich denn gar nicht? Was ist, wenn er sich schon längst in dich verliebt hat? Hast du daran schon einmal gedacht?

Ich schon. Und es fällt mir so schwer, mir das zu wünschen, was ich mir jetzt von dir wünschen muss. Aber ich wünsche es, auch wenn ich mich hasse dafür. Ob du jemals solchen Ekel vor dir empfunden hast? Bist du dazu überhaupt in der Lage? Es wird mir das Herz brechen, aber hier drinnen geht es mir ein, so oder so. Ich muss dich beschwören. Ich bilde mir ein, ich könnte hinein in deinen Kopf, ich weiß es ist dumm, aber es muss einfach gehen, sonst bin ich verloren. Ich liebe doch auch die Sommernächte. Es ist mir leid um ihn; ich könnte nie tun, was ich jetzt von dir will. Aber ich will es. Ich will wieder frei sein. Keine Nacht länger halt ich es hier aus, diese Nacht muss es sein. Ich beschwöre dich. Hörst du mich? Ich beschwöre dich. Diese Nacht ist wie geschaffen für dich. Dieser Mann ist wie geschaffen für dich. Los!

Lass deine Hand seine Hüften entlang gleiten. Er liegt da so friedlich, die Augen noch immer geschlossen, und ahnt nicht, dass du im nächsten Augenblick über ihm sein wirst. Such es ihn seiner Hosentasche. Du hast dich vorher schon vergewissert, dass er eins hat, durch eine Frage, die wie ein Scherz klang vielleicht; die meisten Männer haben immer eins dabei, wie kleine Pfadfinder, allzeit bereit. Hol es hervor: das Taschenmesser. Für deine Zwecke reicht es. Man soll die alltäglichen Gegenstände nicht unterschätzen. Es wurden schon Menschen mit Kugelschreibern erstochen. Das ist nur eine Frage von Geschwindigkeit und Geschicklichkeit. Und du bist geschwind und geschickt. Du bist geübt. Schlitz ihm die Kehle durch.

Und vergiss nicht, ihm die Blume ins Haar zu stecken.
Damit sie wissen, dass du es warst.
Damit sie wissen, dass ich es nicht war. Auch all die Male zuvor nicht.
Weil ich es diesmal nicht gewesen sein kann. Weil ich die ganze Nacht in meiner Zelle saß.

 
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Hi mög!

Interessanter Gedanke, eine Psychopathin aus der Zelle heraus beobachten zu lassen, wie eine Seelenverwandte ihr Opfer in die Falle lockt ( so habe ich es zumindest verstanden ).

Leider liest sich der Text sehr schwerfällig, vielleicht wegen der langen, "poetischen" Sätze, es will keine rechte Spannung aufkommen.
Wenn der Leser anfangs ahnt, worauf die Handlung hinausläuft, wird er denken: "Nicht schon wieder so eine Psycho-macht-sein-Opfer-klar-Geschichte!"
Ahnt er nichts, fällt ihm auch nichts ein, warum er den Text interessant finden sollte.

Es ist sehr schwer, eine Geschichte, die nur aus innerem Monolog besteht, attraktiv zu machen. Vielleicht versuchst du's mal mit einer anderen Darstellungsform.
Möglicherweise kannst du den Verlauf so gestalten, dass er nicht so vorhersehbar ist - oder du musst den Text drastisch kürzen!
Wenn du den Text lang lassen willst, solltest du auf den Poesiekram verzichten ( zumindest meiner Meinung nach, aber dieser Stil ist ohnehin nicht so mein Geschmack ).

Mir ist da auch ein logischer Widerspruch aufgefallen: Die Erzählerin arbeitet in einem Laden, ist aber gleichzeitig in einer Anstalt eingesperrt? :confused: Das erscheint mir doch zu seltsam, selbst für die Seltsam-Rubrik.

Ciao, Megabjörnie

 

Danke für deinen Kommentar!
Die Idee mit der Psychopathin find ich auch interessant, es ist nämlich nicht meine.
Kürzen kann man immer, da werd ich mich demnächst mal dran machen.
Aber ich hoffe, du nimmst es mir nicht übel, wenn ich den Poesie-Kram trotzdem weitgehend drin lasse, "Psycho-Macht-Opfer-Klar"-Geschichten gibt es nämlich wirklich en masse, "Psycho-Macht-Opfer-Klar + Poesie-Kram" vielleicht einen Hauch seltener. Genau deshalb würde ich auch ganz gern die etwas unkonventionellere Erzählhaltung beibehalten. Mir geht's auch weniger um den Schock-Effekt, sondern mehr um die Atmosphäre.

Wie ich mir das gedacht habe, sitzt sie nicht in einer Anstalt, sondern im Gefängnis. Aber das ist sie natürlich nicht ihr ganzes Leben lang gesessen, deshalb kann sie durchaus im Papiergeschäft gearbeitet haben. Hätte "arbeitete" statt "arbeite" schreiben sollen.
Wie ich mir das gedacht habe, ist sie auch tatsächlich unschuldig im Gefängnis und klammert sich jetzt an die Vorstellung, wie die wahre Serienkillerin jetzt noch einen Mord verübt, damit klar ist, dass sie es nicht gewesen sein kann und sie endlich wieder frei kommt. Sie ist eine unschuldige Seele, "fast wie ein Kind" eben und muss sich jetzt plötzlich wünschen, dass einem anderen etwas Böses geschieht; das war für mich der eigentliche "Witz" an der Geschichte.

Aber wenn das nicht rauskommt, kommt es eben nicht raus und deine Leseart ist natürlich völlig legitim.


Freut mich, dass du dir die lange Geschichte trotzdem angetan hast!

lg
mög

 

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