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Sternenblut

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21.07.2008
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Sternenblut

Sie schaut in eine sternenklare Nacht. Erblickt einen kleinen Punkt, heller als die anderen. Ihr Stern; der nur für sie leuchtet. Ruhige Vertrautheit versucht sich Platz zu schaffen, kämpft um eine Bleibe zwischen Angst und Hass.
Scharfe Stimmen rufen sie ins Haus hinein.
Sehnsüchtig blickt sie ein letztes Mal empor. Am Firmament leuchten tausend Sterne.
Man darf sie nicht an sich binden, sonst sterben sie. Und übrig bleibt die leere Hülle...
Ein weiteres Mal wird sie gerufen, sie hole sich den Tod, wenn sie nicht endlich reinkäme.
Der Tod ist tröstlicher als der Schmerz.
Aber der Schmerz rief nach ihr, der Tod noch nicht.
Sie folgt ihm -blind. Sie ist es der Stimme schuldig, lieb zu sein.
Öffnet die Haustür, die Hand zittert, als die eiskalten Finger die Klinke herunterdrücken.
Sie wird hereingezerrt, grobe Hände packen sie.
Verharrt für ein paar Momente, lauscht in die Stille. Niemand da, auf den sie Rücksicht nehmen müsste. Vorher überlegen, ob man Vorbereitungen treffen müsse um den Besitzer der Stimme zu schützen.
Dieser legt scheinbar auf so etwas eher wenig Wert, ungeduldig fordert er. Erst fordern seine Hände, dann seine Zunge, und dann fordert seine Lust...
Sie träumt sich weg; unter einen Sternenhimmel. Der Himmel liegt über ihr, unberührt, obwohl er liegt. Wenn sie liegt ist sie niemals unberührt, da packen messerscharfe Krallen nach ihrem Körper.
Der Himmel braucht nicht zu fürchten, dass man ihm Leid zufügt, der Mond wacht über den Abendhimmel.
Sterne sind nie einsam...
Wo war ihr Mond, ihr Beschützer?
Sie möchte schreien, doch wie immer ist ihr Mund trocken..
Totgeschwiegen, und die unausgesprochenen Worte klagen ihr Leid stumm in die Nacht.
Der gebrochene Glanz in ihren Augen spiegelt eine Welt wider, in der sie keine Schmerzen spüren muss.
Die Wände, die bedrohlich auf sie zuzukommen schienen, Sekunde für Sekunde näher kamen, sind verschwunden um einem klaren Abendhimmel Platz zu machen.
In der Freiheit ist man auch ungeschützt... Von wo kommt der Angreifer?
Ihre Gedanken schweifen weiter zwischen Sternen und dunklen Wolken, während er ihren Körper missbraucht.
Aber es ist nur die Hülle, die er benutzt... Er versucht das zu zerstören, was er nicht besitzen kann.
Sie denkt an ihren Stern.
Schließt die Augen so fest, es ihr möglich ist. Ignoriert den beißenden Schmerz zwischen ihren Beinen.
Weggeträumt -sie schaut hinauf in den Sternenhimmel. Kalter Wind haucht ihr Drohungen ins Ohr.
Suchend schweift ihr Blick, findet keine Ruhe. Zu erschöpft die Augen, können den Stern nicht mehr finden.
Von Panik ergriffen fliegt ihr Blick weiter. Der Stern ist verschwunden.
Erschrocken schreit sie auf.
Ein harter Schlag trifft ihre Wange. Sie blinzelt erschrocken, hatte sie wirklich geschrieen?
Sie konnte schreien. Warum, warum gerade jetzt wo ihr Stern sie verlassen hatte?
Sie wollte nicht mehr schreien. Sie hatte es solang ertragen, ohne zu weinen, ohne zu jammern, ohne zu schreien.
Er lässt von ihr ab.
Sie findet sich zurück in ihrem Zimmer. Suchend der Blick, sind Feinde in der Nähe? Nur Schatten, die ihr zu suggerieren versuchen, dass sie nach ihr greifen wollen, sie berühren, anfassen....
Legt sich zurück, vorsichtig. Ihr Körper ist steif. Sie schließt verzweifelt die Augen.
Zaghaft sieht sie sich um -in ihrer Traumwelt. Sie muss die Situation heute nicht nocheinmal durchleben? Misstrauisch blickt sie um sich weiter, sucht nach ... etwas.
Ihr Stern!
Er ist wieder da.
Doch er leuchtet kaum noch. Sie tritt näher.
Will ihn berühren, doch im letzten Moment hält sie sich zurück. Sieht herab. Er...verhöhnt sie? Entsetzt weiten sich ihre Augen. Erneut vernimmt sie stumme Drohungen... Von ihrem Stern! Das konnte, nein, durfte nicht sein!
Sein Flüstern setzte sich tief in ihrem Herzen fest, verbiss sich dort. "Es ist deine eigene Schuld.
Du hast ihn verführt, deinen eigenen Vater.
Erwidere etwas, Miststück!"
Ein kurzer Moment der Stille folgte. Ungläubig und zitternd starrte sie immer noch auf den Stern, nein, IHREN Stern.
"Es hat dir gefallen, gib es zu. Du genießt es"
Tränen tauchen ihre Seele in den Abgrund.
Finsternis, kein Nachthimmel.
"Antworte! Oder sehnst du dich schon nach dem nächsten Mal? Du kleine Lügnerin, du Ratte, du bist Schuld dass dein Vater dich liebt. Du WILLST es, egoistisches, selbstsüchtiges Miststück!"
Die Worte ihres Sternes regneten auf sie nieder.
Erbarmungslos. sie hatte ihm doch vertraut.
SIE HATTE IHREM STERN VERTRAUT.
Sie dachte, er würde sie verstehen.
Gefallener Stern.
„Wenn du einmal ein Kind bekommen solltest, lass mich dir zu deinem neuen Geschwisterkind gratulieren“.
Der Spott in der Stimme war schärfer als jede Klinge.
Tränen rannen wie Wasser, kalte, leblose Tropfen eines längst versiegten Flusses. Ihr Herz wird von dem Stern weiter zerbissen, und still liegt sie auf dem Boden.
Zusammengekauert, die Arme um den Körper geschlungen.
Getrocknete Tränen, angespannte Muskeln. In ihrem Zimmer, das Herz zum Schweigen gebracht.
Ein letztesmal träumt sie sich weg, unter einen klaren Nachthimmel, der nicht auf sie fällt und sie unter dem Gewicht der Pein erdrückt.
Schwarze Stille.
Sie sieht eine Sternschnuppe, erkennt ihren Stern in ihr.
Sein Schein war längst verblasst…

 

interessant

Hallo Silentdream,

mir hat die Geschichte gut gefallen. Intelligent. Ab und zu geriet ich ins Stocken, was genau mit bestimmten Wörtern gemeint ist, aber in sich finde ich alles ganz stimmig.

Du kochst wieder die Thematik "Missbrauch" und verknüpfst sie mit der Traumwelt eines Abendhimmels. Gerade wo das Thema sehr aktuell ist, siehe "Vater missbraucht Tochter, und Kinder entstehen".

„Wenn du einmal ein Kind bekommen solltest, lass mich dir zu deinem neuen Geschwisterkind gratulieren“.

Die Stimmung ist gut rübergekommen, und es ist wieder mal so, dass sie düster ist, und der Versenkung anheim fällt.

Schwarze Stille.
Sie sieht eine Sternschnuppe, erkennt ihren Stern in ihr.
Sein Schein war längst verblasst…

Die Hoffnung stirbt zuletzt, als der gute Abendhimmel, ihr eigener Stern, sie verachtet:

"Es ist deine eigene Schuld.
Du hast ihn verführt, deinen eigenen Vater.
Erwidere etwas, Miststück!"

Der Stern ist das Gewissen der Lüge. Obwohl der Vater sie nachweislich missbraucht hat, fällt ihr Gewissen ein sagenhaft grauenvolles Urteil.

Der Tod ist tröstlicher als der Schmerz.
Aber der Schmerz rief nach ihr, der Tod noch nicht.

Tod = kein Missbrauch
Schmerz = Missbrauch

= lieber Tod, sie ist am Ende. Sie wünscht sich den Tod, da der Vater sie missbraucht.

gerne gelesen. Ein paar kleine Flüchtigkeitsfehler, die den Lesefluss nicht stören = ein interessantes Kompositum.

MfG Mantox

 

Mantox, zuallererst: Vielen Dank das du dir die Mühe gemacht hast, es dir durchzulesen und es zu bewerten.
Ich hatte wirklich Bedenken, weil gerade Erstlingswerte vieler Autoren sehr schnell ein Feedback bekommen, und ich hatte ehrlich gesagt schon Angst dass meine geschichte zu schlecht sei alsdass irgendwer etwas dazu schreiben möchte. Nunja, ich bin geradeeinmal 15 Jahre alt, hab diese Angabe aber wohlwissend vorerst nicht in mein Profil geschrieben.
Wieauchimmer, die Angst vor "böser" Kritik hast du mir vorerst genommen, ich danke dir.
Insgesamt versuch ich die Flüchtigkeitsfehler noch zu verbessern, vielen Dank für den Hinweis.
Mfg zurück, Silent

 

Hallo Silentdream

... hab´s gelesen und möchte es aber nicht bewerten, da ich nicht über eine "jurystische" Ausbildung verfüge. ;-)
... manchmal ist es von Vorteil, so jung zu sein und einfach seinem Gefühl hinter den Gedanken zu folgen. Dadurch entstehen interessante Satzgebilde, die mit der Phantasie des Lesers spielen.
Eine schauerliche Realität in Deinem Text, die Deinen gepeinigten Prot zum Himmel blicken lässt und selbst dort findet sie keinen Halt, als ihr Stern die Seiten wechselt und sie verhöhnt. Manchmal war mir ein Wort nicht ganz treffend - messerscharfe Krallen z.B. sind mir zu deutlich und passen nicht ganz zu dem eher hinter einer Milchscheibe stattfindendem Geschehen.
Als wäre eine Scheibe beschlagen und ich wische und wische und komme nicht hinter das Geheimnis - zumindest nicht hinter das Detail, warum sich Menschen so verhalten.
Gern gelesen
Liebe Grüße
Detlev

 

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