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Sternenblut
Sie schaut in eine sternenklare Nacht. Erblickt einen kleinen Punkt, heller als die anderen. Ihr Stern; der nur für sie leuchtet. Ruhige Vertrautheit versucht sich Platz zu schaffen, kämpft um eine Bleibe zwischen Angst und Hass.
Scharfe Stimmen rufen sie ins Haus hinein.
Sehnsüchtig blickt sie ein letztes Mal empor. Am Firmament leuchten tausend Sterne.
Man darf sie nicht an sich binden, sonst sterben sie. Und übrig bleibt die leere Hülle...
Ein weiteres Mal wird sie gerufen, sie hole sich den Tod, wenn sie nicht endlich reinkäme.
Der Tod ist tröstlicher als der Schmerz.
Aber der Schmerz rief nach ihr, der Tod noch nicht.
Sie folgt ihm -blind. Sie ist es der Stimme schuldig, lieb zu sein.
Öffnet die Haustür, die Hand zittert, als die eiskalten Finger die Klinke herunterdrücken.
Sie wird hereingezerrt, grobe Hände packen sie.
Verharrt für ein paar Momente, lauscht in die Stille. Niemand da, auf den sie Rücksicht nehmen müsste. Vorher überlegen, ob man Vorbereitungen treffen müsse um den Besitzer der Stimme zu schützen.
Dieser legt scheinbar auf so etwas eher wenig Wert, ungeduldig fordert er. Erst fordern seine Hände, dann seine Zunge, und dann fordert seine Lust...
Sie träumt sich weg; unter einen Sternenhimmel. Der Himmel liegt über ihr, unberührt, obwohl er liegt. Wenn sie liegt ist sie niemals unberührt, da packen messerscharfe Krallen nach ihrem Körper.
Der Himmel braucht nicht zu fürchten, dass man ihm Leid zufügt, der Mond wacht über den Abendhimmel.
Sterne sind nie einsam...
Wo war ihr Mond, ihr Beschützer?
Sie möchte schreien, doch wie immer ist ihr Mund trocken..
Totgeschwiegen, und die unausgesprochenen Worte klagen ihr Leid stumm in die Nacht.
Der gebrochene Glanz in ihren Augen spiegelt eine Welt wider, in der sie keine Schmerzen spüren muss.
Die Wände, die bedrohlich auf sie zuzukommen schienen, Sekunde für Sekunde näher kamen, sind verschwunden um einem klaren Abendhimmel Platz zu machen.
In der Freiheit ist man auch ungeschützt... Von wo kommt der Angreifer?
Ihre Gedanken schweifen weiter zwischen Sternen und dunklen Wolken, während er ihren Körper missbraucht.
Aber es ist nur die Hülle, die er benutzt... Er versucht das zu zerstören, was er nicht besitzen kann.
Sie denkt an ihren Stern.
Schließt die Augen so fest, es ihr möglich ist. Ignoriert den beißenden Schmerz zwischen ihren Beinen.
Weggeträumt -sie schaut hinauf in den Sternenhimmel. Kalter Wind haucht ihr Drohungen ins Ohr.
Suchend schweift ihr Blick, findet keine Ruhe. Zu erschöpft die Augen, können den Stern nicht mehr finden.
Von Panik ergriffen fliegt ihr Blick weiter. Der Stern ist verschwunden.
Erschrocken schreit sie auf.
Ein harter Schlag trifft ihre Wange. Sie blinzelt erschrocken, hatte sie wirklich geschrieen?
Sie konnte schreien. Warum, warum gerade jetzt wo ihr Stern sie verlassen hatte?
Sie wollte nicht mehr schreien. Sie hatte es solang ertragen, ohne zu weinen, ohne zu jammern, ohne zu schreien.
Er lässt von ihr ab.
Sie findet sich zurück in ihrem Zimmer. Suchend der Blick, sind Feinde in der Nähe? Nur Schatten, die ihr zu suggerieren versuchen, dass sie nach ihr greifen wollen, sie berühren, anfassen....
Legt sich zurück, vorsichtig. Ihr Körper ist steif. Sie schließt verzweifelt die Augen.
Zaghaft sieht sie sich um -in ihrer Traumwelt. Sie muss die Situation heute nicht nocheinmal durchleben? Misstrauisch blickt sie um sich weiter, sucht nach ... etwas.
Ihr Stern!
Er ist wieder da.
Doch er leuchtet kaum noch. Sie tritt näher.
Will ihn berühren, doch im letzten Moment hält sie sich zurück. Sieht herab. Er...verhöhnt sie? Entsetzt weiten sich ihre Augen. Erneut vernimmt sie stumme Drohungen... Von ihrem Stern! Das konnte, nein, durfte nicht sein!
Sein Flüstern setzte sich tief in ihrem Herzen fest, verbiss sich dort. "Es ist deine eigene Schuld.
Du hast ihn verführt, deinen eigenen Vater.
Erwidere etwas, Miststück!"
Ein kurzer Moment der Stille folgte. Ungläubig und zitternd starrte sie immer noch auf den Stern, nein, IHREN Stern.
"Es hat dir gefallen, gib es zu. Du genießt es"
Tränen tauchen ihre Seele in den Abgrund.
Finsternis, kein Nachthimmel.
"Antworte! Oder sehnst du dich schon nach dem nächsten Mal? Du kleine Lügnerin, du Ratte, du bist Schuld dass dein Vater dich liebt. Du WILLST es, egoistisches, selbstsüchtiges Miststück!"
Die Worte ihres Sternes regneten auf sie nieder.
Erbarmungslos. sie hatte ihm doch vertraut.
SIE HATTE IHREM STERN VERTRAUT.
Sie dachte, er würde sie verstehen.
Gefallener Stern.
„Wenn du einmal ein Kind bekommen solltest, lass mich dir zu deinem neuen Geschwisterkind gratulieren“.
Der Spott in der Stimme war schärfer als jede Klinge.
Tränen rannen wie Wasser, kalte, leblose Tropfen eines längst versiegten Flusses. Ihr Herz wird von dem Stern weiter zerbissen, und still liegt sie auf dem Boden.
Zusammengekauert, die Arme um den Körper geschlungen.
Getrocknete Tränen, angespannte Muskeln. In ihrem Zimmer, das Herz zum Schweigen gebracht.
Ein letztesmal träumt sie sich weg, unter einen klaren Nachthimmel, der nicht auf sie fällt und sie unter dem Gewicht der Pein erdrückt.
Schwarze Stille.
Sie sieht eine Sternschnuppe, erkennt ihren Stern in ihr.
Sein Schein war längst verblasst…