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Stille

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09.07.2003
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Stille

Es war an einem kalten, verregneten Morgen, ein schwerer Nebel, der auf den Feldern ruhte, hinterließ einen melancholischen Nachgeschmack, als sie schon seit Stunden durch die modrige Landschaft wanderten. Wohin sie eigentlich wollte, hatte sie längst vergessen, ohne auf nur einen Gedanken an das Vergangene oder das Kommende zu verschwenden, setzt sie einen Fuß vor den anderen. Ihr Kopf war gesenkt, zerzauste Haare hingen ihr wirr ins Gesicht und verdeckten ihre tiefschwarzen Augen. Ihre Silhouette schien schwach durch den nebligen Dunst. Ein paar letzte Sterne standen tief am Firmament. Nicht weit von ihr entfernt tat sich ein kleines Waldstück auf. Ein kalter Windhauch streifte sie, so dass sie ihre notdürftig übergeworfene Jacke enger um sich zog. Trotz ihrer eingeschränkten Sicht, wich sie den Bäumen, die ihr den Weg versperrten, geschickt aus, um mit strammen Schritten auf die Anhöhe zu gelangen. Wenn man mit den Augen an ihren zerbrechlich wirkenden Armen herunter wanderte, kamen sie, durch die hochgekrempelte Jacke aufgedeckten, Narben zum Vorschein, die ihren Unterarm verzierten. Bei genauen hinsehen konnte man Muster in den teils noch blutigen Narben erkennen. Nie war sie mit ihrem Schicksal zurecht gekommen, nie hatte sie mit jemanden über ihre Gedanken und Ängste reden können, alles hatte sie tief in sich begraben. Aus einer frisch geöffneten Narbe lief ein kleiner Rinnsal Blut ihren Finger entlang und tropfte geräuschlos auf den laubbedeckten Boden. Mittlerweilen war sie aus den Wald auf den Hügel gelangt und stand nun so hoch, dass sie über die gesamte Umgebung blicken konnte. Langsam verschwand der Neben und ein schwaches Morgengrauen tauchte alles in ein sanftes Rot. Dann breitete sie ihre Arme aus, ihr Sweatshirt hing ihr teilweise in Fetzen herunter. Ihre zarten Hände, die blasse Haut und der schwarze Stoff gaben sich starken Gegensätzen hin. Bedacht hob sie ihren Kopf und blickte nun mit glasigen Augen in die blutrote Sonne. Ein erneuter Windhauch strich ihr die letzten Haarstränen aus dem Gesicht und spielten mit ihnen in der Luft. Stille, nichts als Stille umgab sie. Dann durchbrach ein greller, schmerzverzerrter Schrei das Morgengrauen, er hallte über die Felder und schreckte einige Vögel, die zuvor noch in den Bäumen geruht hatten, auf, doch ihre panischen Flügelschläge waren kaum wahrzunehmen. Der Schrei stammte von dem jungen Mädchen. Ohne einen sichtlichen Grund hatte sie ihre Seele geöffnet und ihre Ängste, ihre Schmerzen hinaus in die Welt hinausgelassen. Ein Schrei so voller Inbrunst und Verzweiflung, dass es einem das Blut in den Adern gefrieren ließ. Dann verstummte das Mädchen.
Es stand immer noch an der selben Stelle, auf dem kleinen Hügel, mit dem selben glasigen Ausdruck in den Augen. Doch nun ragten aus ihrem Rücken zwei engelsgleiche tiefschwarze Flügel. Einige Federn hatten sich gelöst und wurde vom Wind, schon fast tänzerisch wirkend, davon getragen. Als wären die Engelsflügel die sie nun schmückten, etwas ganz Alltägliches, senkte sie ihren Kopf wieder. Nun erhob sie sich, nichts zeugte mehr von den Schmerzen die sie noch vor Sekunden durchlebt hatte, sie erhob sie in die Luft, der blutroten Sonne entgegen.
Von weitem vernahm man noch eine Weile, das gleichmäßige Geräusch leiser Flügelschläge... dann war wieder Stille... nichts als Stille...

 

Hallo Klette,

wenn eine Gruppe wandert, dann aber nur noch von dem Mädchen erzählt wird, fände ich einen Absatz nach dem ersten Satz hilfreich, dann die Erwähnung der einzelnen Person.

Insgesamt ist der Text schön melancholisch geschrieben, die Bildhaftigkeit scheint mir aber durch die Fülle altbekannter Formulierungen zu bemüht, manchmal kam sie mir schon ironisch vor.
Zitat:
Langsam verschwand der Neben und ein schwaches Morgengrauen tauchte alles in ein sanftes Rot.
Natürlich kann es so gewesen sein, aber wenn der ganze Text durchweg auf dieser Schiene läuft… (Neben- Nebel).

Natürlich…
Zitat:
… zarten Hände … blasse Haut … schwarze Stoff …

Zitat:
gaben sich starken Gegensätzen hin.

nebligen Dunst

Zwei Beispiele gezwungener Wortgewandtheit.


Gut, die Thematik ist nicht neu- aber an sich kann man sie sicher zugänglicher in einer Geschichte verarbeiten.

Leider im Moment keine besseren Nachrichten.

Tschüß… Woltochinon

 

Hi Klette,
ich gehöre nicht zu denjenigen, die durch Zitate Rechtschreibfehler und sonstige Unstimmigkeiten aufzeigen, doch du solltest dir den Text noch einmal vornehmen, denn einige Formulierungen sind recht unglücklich gewählt. Ebenso solltest du einige Kommata durch Punkte ersetzen.
Im allgemeinen kann ich mich Woltochinon anschließen. Die Melancholie lässt sich förmlich fühlen, doch leider wird dieser Umstand durch Unmengen an Klischees getrübt. Eigentlich fehlte nur noch ein altes Gemäuer, das irgendwo aus dem Nebel auftaucht.
Die Geschichte lässt sich gut lesen und grobe Fehler konnte ich auch nicht entdecken. Mir fehlt es nur ein wenig an Hintergrund. Ich hätte den Prot sehr gerne näher kennen gelernt, oder ich hätte auch gerne mehr über das Mädchen und ihre seelischen Schmerzen erfahren. Vielleicht lässt sich da ja noch was machen ;)

Grüße...
morti

 

Hallo Klette,

sprachlich gefiel mir deine Geschichte durch die stimmungsvoll beschriebene herbstliche Landschaft gut; inhaltlich regte mich die Geschichte zum Nachdenken an und ich finde, sie lässt Freiraum für Interpretationen.

Deine Protagonistin kommt mit ihrem Schicksal nicht zurecht, sie wandert orientierungslos durch die Gegend, dann der Schrei. Sie lässt die Ängste aus sich heraus, zwei Flügel ragen auf einmal aus ihrem Rücken und sie fliegt der Sonne entgegen – wie ein Engel, könnte man meinen. Aber wie kam es dazu? Man könnte beinahe denken, dass sie sich im Jenseits befindet (möglicherweise nach einem gelungenen Suizidversuch?) und nun hinauf zum Himmel schwebt. Trotzdem glaube ich, dass ich mit dieser Interpretation nicht richtig liege.

Die Hintergründe für den Schmerz deiner Protagonistin hätten mich auch interessiert. Vielleicht könntest du da wirklich noch ein paar Sätze mit in die Geschichte einfügen?
Eine weitere Frage, die mich beschäftigt: Wie kam es dazu, dass ihr diese engelsgleichen Flügel wuchsen? Und wie geht es nun eigentlich weiter? Hat sie ihren Schmerz dadurch überwunden?

Zitat: »Mittlerweilen« – Buchstabe zu viel

Viele Grüße,

Michael :)

 

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