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11.02.2007
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Um 13 Uhr war ich mit meinem Kumpel zum Mittag verabredet und musste mich sputen, da ich schon ziemlich spät dran war. Als ich völlig außer Puste herein kam, saß er bereits an einem Tisch in wartender Position. Seine Wartehaltung erkannte ich an seinem nervösen Beinzucken und an seinem ungeduldigen Blick, der mich traf, als ich auf ihn zulief.
„Hey, Sorry, die Bahn hatte mal wieder Probleme. Tut mir leid, dass ich zu spät komme“, begrüßte ich ihn entschuldigend und klopfte ihm auf die Schulter.
„Ja, ja. Das sagen sie alle. Bessere Ausrede ist dir wohl nicht eingefallen. Kannst ruhig sagen, wenn du keine Lust auf mich hast“, entgegnete er mit schroffem Ton und wandte sein Gesicht ab.
Okay, ich habe dieses Bahnding schon öfter als Ausrede verwendet, hauptsächlich um mein Verschlafen vor meinem Chef auszubügeln, aber diesmal war es wirklich keine Ausrede und es verletzte mich, dass mein bester Kumpel mir dies zutraute. Dafür war er mir viel zu wichtig, als dass ich ihm wegen so einem banalen Kram, also wegen lumpigen Zuspätkommens, ins Gesicht log.
„Das ist nicht fair“, versuchte ich mich zu rechtfertigen. „Ich kann echt nichts dafür. Hab mich tierisch beeilt, um dich nicht warten zu lassen. Man guck` doch mal, wie außer Atem ich bin. Meinst du, ich bin noch mal fünf Runden um den Block gerannt, damit du mir meine Lüge auch ja glaubst?“
„Weiß ich doch nicht, was in deinem Hirn vorgeht. Aber egal. Jetzt bist du da und dann können wir ja auch was essen. War ja schließlich so gedacht. Hab schon mal was für mich bestellt, wusste ja nicht, ob du doch noch kommst. Hab das Rinderhacksteak genommen. Kann ich dir nur empfehlen, nehme ich hier meistens, wenn es im Angebot ist.“
„Na ja, dann werde ich es auch nehmen.“
Ich winkte dem Kellner zu und bestellte das Essen und etwas zu trinken - vom Rennen war mein Mund ziemlich trocken und das reden fällt so doch etwas schwerer. Ich trank die Cola auf einen Sitz aus und fühlte mich nun bereit, das Gespräch mit Karsten fortzusetzten.
„Wie geht’s dir denn so? Ist irgendwas aufregendes in den letzten 4 Tagen passiert?“ fragte ich ihn diesmal unter leichter Atemnot wegen des ohne luftholenden Trinkens.
„Nee“, entgegnete er gelangweilt. „Nichts passiert. Das übliche, schlafen, aufstehen, schlafen, aufstehen und so weiter.“
Gut, das Gespräch lief, wie so oft, sehr schleppend an. Aber ich bin ja ein Kämpfer und gab nicht auf.
„Also bei mir ist jetzt auch nicht wirklich was großartiges passiert, allerdings plane ich derzeit eine Weltreise mit dem Harry. Es gibt doch dieses Around the World Ticket ...“
„Ja? Noch nie gehört!“
„... Na ja, das holen wir uns auf jeden Fall und dann geht’s ab. Übrigens soll ich dich schön vom Harry grüßen.“
„Ach der Harry. Den habe ich ja jetzt schon länger nicht gesehen. Freunde. Der ist wohl mal keiner!“
„Wieso?“ wandte ich ein.
„Na ja, interessiert sich doch einen Scheiß für mich und wie es mir geht.“
„Du, der fragt mich jedesmal nach dir und wie es dir geht. Hat allerdings eine Menge um die Ohren. Ist in seine Arbeit ziemlich eingespannt.“
„Ach so, aber für eine Weltreise ist Zeit? Mach ihr ne Tages-Tour um die Welt?? Dann schlagt ihr ja mal eben die Typen aus diesem Jules Verne Roman um 79 Tage. Hut ab.“
Mann mann, heute war er aber auch besonders grummelig. Langsam wusste ich mir nicht mehr zu helfen.
„Ach komm schon“, versuchte ich ihn zu beschwichtigen.
„Nee“, brüllte er mich an. „Nicht ach komm schon. Ich habe es langsam satt, ständig für jeden Pups Verständnis aufbringen zu müssen und selbst nur getreten zu werden.“
Wo er das mit dem Treten jetzt hernahm weiß ich nicht, wir waren alle immer fair und freundschaftlich zu ihm.Doch Zeit zum Nachdenken blieb mir nicht, weil Karsten sich jetzt anscheinend in Rage geredet hatte und mich weiter anschrieh.
„Habt ihr ja schön geplant. Jetzt ist der Kartsten beschäftigt, dann nutzen wir die Gunst der Stunde und amüsieren uns mal. Der ist ja eh zu anstrengend, als dass man ihn länger als 2 Stunden aushält. Ich kann mir ganz genau vorstellen, wie ihr beide euch schön euer Maul über mich zerreißt. Ey, was für Scheißfreunde hat mir dieser beschissene Gott eigentlich vorbeigeschickt. Ihr seid doch echt zum abgewöhnen. So was verlogenes. Am Liebsten wärs euch doch, ich würde von einer Brücke springen, aber den Gefallen tu ich euch nicht.“
Er verstummte kurz, kniff seine Augen zusammen als würde er sie schließen und fing auf einmal höllisch an zu Lachen.
„Ha ha ha. Hahahahahaha. Du hast ja so Recht. Die haben doch alle keine Ahnung, wer ich wirklich bin.“
Er verstummte erneut, um dann erneut in schallendes Gelächter zu verfallen. „Hahahahahaha, Hahahahahahaa.“
Er schaute mich an und sagte „Der hat wenigstens Humor.“
Hm, wer „der“ war, hatte man mir bereits erklärt, aber ich hatte immer noch Probleme, damit umzugehen.
„Und der weiß auch genau, was ihr im Schilde führt. Aber nicht mit mir. Wenn du mich abmurksen willst, musst du dir schon was besseres einfallen lassen, als das Essen zu vergiften. Man, du denkst wohl auch ich bin vom Mond. Außerdem sehen wir alles.“
Mittlerweile war ich nur noch sprachlos, denn jedes Gegenreden wäre sowieso an ihm abgeprallt. Ich glaube, er nahm seine Umwelt in keinster Weise mehr war und hatte sich völlig seinem Wahn hingegeben. Als er dann auch noch aufsprang und der Tisch umzukippen drohte, brachten ihn zwei freundliche Angestellt hinaus, damit er den Frieden der anderen nicht weiter störte.
Zurück blieb ich, völlig verwirrt über das, was da gerade passiert war. Ich kannte Karsten schon ziemlich lange und wusste, dass er ein sehr misstrauischer Mensch war, aber deratige Szenen ließen mir doch einen kalten Schauer über den Rücken laufen-gewöhnen werde ich mich daran nicht. Bereits beim letzten Besuch hatte er in dieser Weise reagiert, so dass wir auch da früher hatten abbrechen müssen.
Nur aus einem Grund konnte ich mit ruhigem Gewissen gehen, ich wusste, dass sie ihm helfen werden und er bald wieder ganz der alte sein wird.
Mit diesem beruhigenden Gedanken erhob ich mich vom Tisch und ließ die Psychiatrie hinter mir.

 

Hi JuliaLila,

die Geschichte kann mit einem interessanten Ende aufwarten, aber bis man versteht, dass es hier um Psychatrie geht, zieht es sich für meinen Geschmack zu lange hin. Liest sich etwas langweilig, wie die beiden da um Nichtigkeiten streiten, über Zuspätkommen und Rechtfertigungen reden. Vielleicht kann man Karsten schon da etwas manischer, paranoider erscheinen lassen, ohne die Pointe vorwegzunehmen. Aber so, dass man eben schon merkt, dass er nicht einfach nur schlecht gelaunt ist, sondern ... leicht unheimlich wirkt.

Details:

Ok, ich habe
Als "Okay" ausschreiben.
noch mal 5 Runden
So niedrige Zahlen ausschreiben in Prosatexten, kommt auch später noch mal.
Man man, heute war er
"Mann, Mann"
Ey, was für Scheiß Freunde
"Scheißfreunde"
„Ach derr Harry.
"der"
„Wieso?“ wandte ich ein.
Komma hinter die wörtliche Rede. Übrigens kommen grundsätzlich im Deutschen erst die Anführungszeichen und dann das Komma, du hast es hier umgekehrt im Text.

Wo sitzen sie eigentlich, in so einer Art Kantine der Psychatrie? Es böte sich an, auch durch die Örtlichkeit schon vorher Hinweise zu legen, dass es kein normales Restaurant ist. Weiß nicht, vielleicht Andeutungen über die anderen "Gäste" machen, einen Gesprächsfetzen erwähnen, der aufgeschnappt wird oder so, sodass sich am Ende das Aha-Erlebnis verstärkt.

Ginny

 

Hey Ginny-Rose,

danke fürs Lesen und korrigieren.
Habs verbessert.
Die Kantine möchte ich eigentlich nicht erwähnen. Wollte durch das Offenhalten, was genau das für eine Räumlichkeit ist, nicht gleich verraten, dass es in einem Krankenhaus o.ä. ist, um den Überraschungseffekt am Ende zu erhalten.

Gesprächsfetzen anderer Leute könnte man allerdings als kleines Indiz mit einbauen. Ich lass es mir mal durch den Kopf gehen.

Liebe Grüße
JuilaLila

 

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