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Storys von ccw

ccw

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20.01.2008
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Storys von ccw

Mal schaun ... Es gibt zwei Dinge, die an meinen Geschichten bisher am häufigsten kritisiert wurden: einmal Storyaufbau/Spannungskurve und Mangel an SF-spezifischem/konkret zukünftigem Inhalt (meint: Geschehen könnte auch problemlos in Gegenwart ablaufen). Letzteres finde ich nicht ganz so tragisch, da ich denke, dass SF ohne Gegenwartsbezug nicht funktioniert, bzw. sinnlos ist, aber man könnte da mal genauer drüber nachdenken.
Beim Storyaufbau sieht's natürlich anders aus: das ist ein extrem wichtiger Punkt - und auch meiner Meinung nach meine größte Schwäche.

Mit meinem Stil bin ich zur Zeit eigentlich zufrieden, bzw. ich würde sagen, dass ich auf dem richtigen Weg zu einem Stil bin, der meinen Vorstellungen entspricht (um's mal ganz klar auszudrücken ;))

Nur sehr schwer kann ich meine Charaktere und Dialoge einschätzen. Ich weiß zwar, was mir diesbezüglich wichtig ist (möglichst realistische und ambivalente Figuren mit konsequenten Motiven und lebensnahe, natürliche Dialoge) - aber inwieweit mir das bisher gelungen ist, tja, gute Frage.


Soweit mal für den Anfang; vielleicht eins noch: Ich glaube, am ergiebigsten für die genannten Punkte sind meine letzten beiden Storys (La Volante und besonders Die Spur der Libelle), meine erste eignet sich höchstens zur Verdeutlichung von Negativbeispielen ;)

 

Jau, ich denke, dass wir "zukünftige Themen" durchaus heute stattfinden könnten, wenn bloß jemand vorhandene Techologie auf eine unerwartete Weise konsequent einsetzt. "Was sind gute SF-Themen?" bleibt eine spannende Frage, aber stellen wir die ruhig erstmal zurück zugunsten jener nach der Spannungskurve und dem Aufbau der Story.

Sollen wir mal sammeln, was es für Mittel gibt, um Spannung zu erzeugen?

Ich fange mal mit den (vermutlich) wichtigsten an:

- Gefahr für den Protagonisten (der Leser identifiziert sich mit ihm und verspürt Angst. Wird Cary Grant den Angriff des Flugzeugs auf dem Kornfeld überleben?)

- Geheimnisse (der Protagonist stößt auf eine für ihn erstmal nicht zu beantwortende Frage, die auch der Leser nicht beantworten kann. Dies triggert Neugier - wie ist dieser verstaubte Camcorder in Jesu Grabhöhle gekommen?)

Das sind zwei Klassiker. Fallen euch weitere Mittel zur Spannungserzeugung ein?

 

Nach Sams erschöpfendem Kommentar bleibt ja nicht mehr viel übrig. :-)

Eine weitere Möglichkeit Spannung zu erzeugen ist das "Whodunnit", also wer war es. Klassiches Rätselraten eben. das muss nicht zwangsläufig ein Krimi sein. So könnte z.B. eine Geschichte, in welcher gerätselt wird, wer die Besatzung eines aus Zukunft stammenden, im Merr versuneken Raumschiffes ist. Okay, dass war geklaut, ich gebs zu, verdeutlicht aber, was ich meine.

Zu Originalität und Spannung:
Zum Thema Originalität in SF-Geschichten hat es hier ja schon wüsteste Diskussion gegeben. Da Originalität eh selten ist, ist sie per se schon spannungserzeugend.

Aber zu ccw. *knöchelknack* ;)

Libelle ist ein gutes Beispiel. Für mich persönlich war der Spannungsbogen bis zum Angriff der "Libelle" schön gespannt. Ein interessantes Ambiente, genug Spekulationsraum innerhalb des Settings.
Für mich hätte es besser funktioniert, die beiden Protagonisten sich selber zu überlassen und den Teil des Angriffes ganz zu sparen. Hier nämlich bricht der Spannungsbogen in sich zusammen. Durch die Auflösung wird dem Leser verwehrt, die Geschichte in seinem Kopf weiterzuspinnen. Ich mache den selben Fehler leider auch all zu oft. Ich denke, dies kommt daher, die Geschichte zu Ende bringen zu wollen, will sagen, dem Leser zu erzählen, wie man selber es enden lassen will. Das kann notwendig sein (wieder das Krimimotiv als Beispiel), ist oft aber der Gesamtspannung der Geschichte abträglich.

lg
Dave

 

sam:
III Es muss eine gleiche Wahrscheinlichkeit der Lösungen geben, also der Antworten auf die offenen Fragen. (-> Gegenteil: Vorhersehbarkeit.)

Da habe ich ja schon mal etwas gelernt. Großartig! Das aber konsequent umzusetzen, dürfte ein schweres Stück Arbeit sein.

dave:
Durch die Auflösung wird dem Leser verwehrt, die Geschichte in seinem Kopf weiterzuspinnen. Ich mache den selben Fehler leider auch all zu oft. Ich denke, dies kommt daher, die Geschichte zu Ende bringen zu wollen, will sagen, dem Leser zu erzählen, wie man selber es enden lassen will.

Das ist ein großes Dilemma, weil man hat ja eine bestimmte Vorstellung, was in einer Geschichte passieren soll; natürlich wäre es oft schön, dem Leser mehr Freiraum zu geben, so dass er sich seine eigenen Gedanken machen kann, die Geschichte sozusagen selbst weiterfantasieren kann, dadurch bleibt aber die konkrete Vorstellung des Autors mehr oder weniger auf der Strecke. Ideal wäre es vermutlich, die Geschichte von vornherein so zu planen, wie sie die meisten (Test-)Leser weiterspönnen, was man höchstens empirisch herausbekäme. Wenn ich mir das so durch den Kopf gehen lasse, halte ich das Risiko, dadurch eine vorhersehbare Geschichte zu schreiben, allerdings für hoch.

 

Naja, solange der Spannungsbogen im letzten Abschnitt 'abbricht', finde ich das ganz in Ordnung so - ist jedenfalls besser als direkt nach dem ersten ;)

Im Übrigen muss ja nicht jede Geschichte zwangsläufig Material zum Weiterspinnen liefern. Manchmal muss ein Ende eben auch einfach Ende sein, besonders dann, wenn es wichtig für die Aussage eines Textes ist, bzw. (mehr oder weniger) logische Konsequenz aus der zugrundeliegenden Prämisse ist.


Aber ich glaube, das führt im Moment zu weit (-> Aussage, Themen), also zurück zu den Überlegungen zur Spannung:

- als Alternative/Erweiterung zu 'whodunnit': 'whydunnit', also der Versuch, Motive für Handeln zu analysieren, funktioniert am besten mit sorgfältigster Charakterisierung (gutes Beispiel: die TV-Serie "Cracker")

- Charaktere (gut, dieser Punkt schneidet eigentlich schon das Problemfeld 'Charaktere entwickeln' an, hat aber auch gewisse Bedeutung für Spannung): z.B. das Aufeinanderprallen gegensätzlicher Persönlichkeiten. Auch hier muss jede Figurenzeichnung sehr sorgfältig sein, um einen solchen Konflikt auch ohne äußere Gefahr (Gewaltsituation) interessant zu machen. Dialoge, Gesten, Mimik, grundsätzliches Verhalten dem anderen gegenüber erlauben Rückschlüsse auf Einstellungen, Eigenschaften etc., insbesondere dann, wenn das schrittweise geschieht und schon früh erkennbar wird, dass 'da noch mehr zu erwarten ist'.

- u.U. das Vorenthalten/Zurückhalten von Informationen: Zusammenhänge und Hintergründe nur andeuten, Vertiefung langsam in den Text einbauen und so Schritt für Schritt komplexe Sachverhalte darstellen. Es gibt ja nichts öderes als seitenlange Abhandlungen über historische und politische Ereignisse, Funktionsweisen von irgendwelchen Gadgets usw. :) ("Es war ein ganz normaler Tag im Leben von Hans Müller. Er stand am Fenster seines Luxusappartements und sinnierte. Seitdem vor 123 Jahren ...")

 

Hallo Christian,

jaa, Spannung. Ich hatte damals bei der ersten Version der Libelle eine ziemlich üble Kritik gespostet. Der Grundtenor hat sich auch mit Version 2 nicht geändert, allerdings liest sie sich wirklich besser. Nur ich mag den speziellen Schreibstil immer noch nicht. :dozey:
Ich denke nicht, dass Du es hinkriegst, bei diesem beinahe sachlichen
Erzählstil Spannung zu erzeugen, so Du es denn wolltest. Für die Story gibt es aber zwei starke Perspektiven, mit denen das imho möglich wäre.
(Ich spinn jetzt mal ...)
Erstens: Wir sind immer bei Kaston, gnadenlos. Seine schlüpfrigen Fantasien bekommen wir mit, aber auch seine Aufmerksamkeit für die Maschine. Für ihn ist das, was am Ende geschieht unbekannt, er muss versuchen zu begreifen. Er hat eine leibhaftige Amazone an Bord, das seltsame Summen, ihr verhalten ... sowas.
Zweitens: Die Beobachter, aber auch die sind Menschen. Haben den Zug evt durch Zufall aufgespürt, entdecken die Frau, müssen checken, ob die taugt. Haben Spass an der Kind-Geburtszene. Verschiedene Dinge machen ein Scheitern des Auftrags unmöglich, sie wissen nicht, wem sie mit der Libelle folgen sollen. Evt. wird sie bei einem Umsichschlagen von Maura beschädigt ...sowas eben.

Zum Storyaufbau wäre da meiner Meinung nach nichts zu mäkeln. Wir werden eingestimmt, etwas geschieht, wir lernen von der Welt und am Ende löst sich das Rätsel des Erzählstils. Alles in Butter.
Was mich persönlich da stört, ist , dass die Perspektive nicht konsequent umgesetzt wurde.

Viele Grüße
Harri

 

Hallo Harri,

freut mich, dass du diese Story trotz allem nochmal gelesen hast ;)
Tja, ist schon seltsam mit diesem Text ... einerseits ist er relativ häufig als 'spannend' charakterisiert worden (im Vergleich mit meinen anderen Storys, wo die Reaktion meistens "schnarch!" war), andererseits zeigt dein Kommentar, dass das nicht ganz so allgemeingültig ist. Außerdem wird gerade das Element, das ich noch am ehesten bewusst als spannungserzeugendes eingesetzt habe (also im Sinne von 'den Leser aufmerksam und neugierig werden lassen') - die Kommentare des Erzählers bzw. die Perspektive überhaupt - eigentlich fast gar nicht wahrgenommen bzw. nicht so verstanden, wie es sollte.

Mein Fazit daraus: Experimente mit Perspektive erst mal aufschieben und bis dahin an Plotmöglichkeiten basteln (und ich würde auch sagen, dass die 'Libelle' da ein ganz guter Schritt war, so weit).

Nochmal kurz zur Perspektive: An sich verläuft die Story ja schon so, wie du das in deinem zweiten Vorschlag geschildert hast, und ich frage mich gerade, was du an der Perspektive nicht-konsequent findest. Vielleicht liegt's daran, dass ich selbst viel zu tief im Text drinstecke, um Unregelmäßigkeiten zu entdecken - aber eigentlich bin ich schon der Meinung, dass das Inhaltliche der Perspektive entspricht.

Viele Grüße
Christian

 

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