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Suicide

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15.06.2003
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Suicide

Sie war einsam und still, hatte kaum Freunde und Stress in der Schule. Brachte ständig schlechte Noten nach Hause, die Schule war ihr scheiß egal. Ihre Eltern dachten anders darüber und schrieen sie an.
Sie ging raus in den Wald und genoss die Stille der Natur. Sie saß gern dort und genoss die Einsamkeit. Kam erst spät am Abend wieder. Ihre Eltern schrieen sie an.
Sie glaubte nicht mehr an Liebe, hatte sie noch nie zu spüren bekommen.
Sie dachte an Selbstmord, schnitt sich jeden Abend die Arme auf und schlief mit feuchten Augen ein, während das Blut über ihren Arm lief.
Sie kannte den Sinn ihres Lebens nicht, redete sich ein, dass sie in dieser Welt überflüssig ist. Sie war der Meinung, sie braucht keine Freunde, fühlte sich aber doch einsam in ihrem Leben. Deswegen nahm sie an Festen teil. Sie hoffte somit Freunde zu finden und es geschah.

Bei einem Dorffest wurde sie von einem Mann angesprochen der ihr nicht unbekannt war.
Das Gespräch hielt noch einige Minuten an, ergab aber dennoch keinen Sinn.
Zum nächsten Dorffest redeten sie wieder miteinander. Beide hatten mächtig Alkohol im Blut und dadurch entwickelte sich ihr typisches Gespräch ohne Sinn.
Und doch hat es ausgereicht, dass sie sich in ihm verliebte.
Doch sie wusste, dass er unerreichbar für sie ist.
Sie schrieb ihm einen Brief. Sie wollte ihn näher kennen lernen, wollte den Kontakt aufbauen.
Doch er antwortete nicht.
Sie wollte in seiner Nähe sein, zog ins gleiche Haus. Doch er ging ihr aus dem Weg.


Sie stand auf der Brücke, Tränen in ihren Augen, der Arm vernarbt.
Die Brücke war hoch, unter ihr steiniger Boden.
Der Wind wehte ihr durch die Haare.
Sie überlegt, ... lässt los.

Zu ihrer Beerdigung hält er sich im Hintergrund auf.
Anschließend, als er alleine war, geht er zu ihren Grab, kniet sich nieder und gesteht ihm, mit nassen Augen, seine Liebe.

 

Mahlzeit.

Leider bin ich von diesem Text ganz und gar nicht begeistert.

Zunächst einmal stört mich der Titel - du wirst es echt schwer haben, mich davon zu überzeugen, warum der englisch sein muss... :dozey:

Ansonsten... ich kann erahnen, was du evtl. erreichen wolltest. Allerdings bist du dabei den denkbar falschen Weg gegangen.

Der Hauptgrund, warum mir der Text mißfällt: Er erzählt nicht - er zählt eher auf. Eine sehr unterkühlte und auf Dauer leider mehr als langweilige Satzreihung.
Schon zu Beginn schreckst du den Leser ab - jeder Satz beginnt mit "Sie". Und guter Erzählstil ist das leider nicht. Du wolltest sehr wahrscheinlich Emotionen wecken, beim Leser Sympathie für die Protagonistin erzeugen, doch durch die sprachliche Form und die geballte Ladung an "Tränendrüsen-Inhalt" erreichst du leider eher das Gegenteil. Der Leser (d.h. zumindest ich) fühlt sich erschlagen von so viel trauriger Information und abgeschreckt durch die uninspirierte Vortragsweise.

Auch anschließend bewegt sich der "Pulsschlag" der Erzählung bedenklich nahe an der Null-Linie - eine so übertrieben schlichte Schilderung zieht wohl kaum einen Leser in den Bann und lässt zudem den Kernpunkt der ganzen Geschichte - die Emotionen - mehr oder weniger komplett aussen vor. Alles bleibt auf dem Level nüchterner Beschreibung von Sachverhalten hängen. Stilistisch und von der emotionalen Wirkung ist dies daher leider näher an einem Polizeibericht als an einer richtigen Erzählung.

Der Mann z.B. bleibt als Charakter vollkommen gesichtslos (er hat nicht mal einen Namen!), weshalb es mir schwer fällt, am Ende Mitgefühl für ihn zu empfinden oder auch nur seine Handlungweise zu verstehen. Welchen Grund hat er, sie zu lieben und ihr dennoch aus dem Weg zu gehen? Diese Frage muss die Geschichte m.E. zumindest ansatzweise beleuchten, wenn sie ihr Ziel erreichen soll, nämlich die Mechanismen von Einsamkeit, Verlust, Isolation, Suizid etc. glaubhaft darzustellen.

Auch der Selbstmord der Protagonistin kommt absolut gar nicht überraschend - aber er kommt auch nicht als Schlußpunkt einer deutlich und greifbar geschilderten Entwicklung (was bei einer Geschichte, die ihre Pointe so deutlich vorwegnimmt und bei der deshalb zwangsläufig der Weg das Ziel sein muss, tödlich wirkt!), sondern lediglich als eine Art sich selbst erfüllende Prophezeihung, die mit dem Rest des Textes nur sehr abstrakt, d.h. thematisch aber nur in sehr geringem Maße erzählerisch in Verbindung steht.

Was tun?

Gib den Charakteren - allen voran der Protagonistin - eine Stimme, einen Namen, ein Gesicht. Versuche, grundsätzlich sprachlich interessanter zu formulieren und dem Leser einen emotionalen Zugang zu dem Text zu gewähren, z.B. dadurch, dass du ihre Einsamkeit anhand einer exemplarischen Szene aufzeigst, in der du zugleich auch all die anderen Punkte mit erledigen kannst.

Das heisst grundlegend: Mach die Protagonistin und ihren Kummer greifbar. Dann bekommt auch der Schluss eine völlig andere bzw. überhaupt erst eine wirkliche Bedeutung. "Show, don't tell!" sagen die Amerikaner. "Zeigen, nicht erzählen!" Der Schlüssel zu lebendigen Geschichten. Deine ist leider so tot wie eine Tiefkühlente, sorry... ;)

Gruß,
Horni

PS: Ein Tempusfehler im letzten Abschnitt - muß heissen "...als er alleine ist..."

 
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(Wow, Horni, echt :thumbsup: Kritik)


Hi,

tja, ich kann Horni leider nur beipflichten. Für den Moment eines Augenblicks hab ich sogar gedacht, Du wolltest mit der Geschichte die Vielzahl der hier bereits veröffentlichten 0815-Selbstmord-Geschichten parodieren und setzt dem noch die Krone auf.

Diese Geschichte wird ihrem Thema in keiner Weise gerecht!

Mag sich zwar hart anhören, aber seien wir mal ehrlich: Wenn sich Deine Protagonistin aus den besagten Gründen umbringt - findest Du das nicht etwas naiv? Nicht das ich Lieb- und Freundlosigkeit und Sinnentleertheit des Lebens als SM-Gründe verkennen würde, entsprechende Intensität vorausgesetzt. Aber Du schilderst das so, wie ich den Verlust eines Schuhsenkels beschreiben würde.

Du solltest dir mal vergegenwärtigen, was der Selbstmord eigentlich ist. Ist es vielleicht...
- um das Paradies zu erfahren? (Pustekuchen! Wenn es das Paradies gibt, haben es die Selbstmörder unter Garantie nicht verdient)
- das Leben aufgeben, weil es nicht so läuft, wie die Protagonistin (verdammt, wir kennen nicht mal ihren Namen) es sich vorstellt?
- es den anderen zu zeigen, sich das einzige und letzte Mal bemerkbar zu machen, den anderen zu sagen: "Ha, und ihr vermisst mich doch!"?
- die Welt im Stich lassen, wie ein Kätzchen, das man nach Weihnachten auf der Autobahn aussetzt?

Und so weiter und so fort. Das Thema Selbstmord verbirgt soviel Potenzial, dass es zu platzen droht, was man - selbst in der Depression - leider nicht sieht.

Ich möchte auch mal eine Selbstmordgeschichte schreiben, die hoffentlich Maßstäbe setzt ;). Wie gesagt sollte man dazu gleichzeitig in guter Verfassung sein und juckende Finger haben, was sich so ziemlich ausschließt.

Also, nimm mir doch den Wind aus den Segeln und komm mir zuvor :). Wenn Du nicht weißt wie, lies nochmal meinen Vorredner, Horni.

Noch eine außerformale Anmerkung:

kniet sich nieder und gesteht ihm, mit nassen Augen, seine Liebe.
Nanu, hat sie! im Sterben noch gleich ihr Geschlecht gewechselt? Es ist sodenn beileibe nicht so, dass ein Selbstmord einer Frau weniger "wert" ist als der eines Mannes. - Für mich jedenfalls.


FLoH.

 

@floh:

:)

Und ausgehend von Flohs Anmerkungen noch ein Nachsatz zum Schlußsatz der Story:

Der letzte Satz ist übrigens eigentlich in seiner Gänze irgendwie hoffnungslos und total verwurstet. Denn der namenlose Mann geht, wenn überhaupt, im Präsens zu ihrem Grab und gesteht ihr unter Tränen ("mit nassen Augen" ist so die denkbar ungünstigste Formulierung, die ich mir für diesen Sachverhalt und in diesem Kontext vorstellen kann; das klingt einfach furchtbar prosaisch) seine Liebe. Mit "ihm" - das ist Floh wohl durchgegangen - ist in diesem Fall wahrscheinlich das Grab gemeint - aber das ist nun erst recht eine denkbar unschöne und beinahe sinnentstellende Formulierung. Denn er liebt ja nicht das Grab, sondern die Frau, die drin liegt.

 

Wisst ihr, warum ich diese Seite hasse? Weil ich mich hier nur runtergemacht fühle!
Ja, ihr wollt eure Meinung äußern und es ist schön, dass ihr Ehrlich seid. Aber wisst ihr, wie es sich für ein labiles 17-jähriges Mädchen ist, wenn man ständig und überall nur runtergemacht wird?

@Horni
Der Titel sollte eigentlich deutsch werden, ich hab nicht überlegt und das 'c' ist mir automatisch über die Finger gerutscht..
Was wollte ich den (evtl.) erreichen?

Das zu viele 'Sie' und so drin ist, stört mich ja selber, aber ich wollte keine Namen verwenden. Zur Zeit würde es mir sowieso sehr schwer fallen (ob ihr's glaubt oder nicht!), Namen auszudenken, da mir ständig nur zwei einfallen: meiner und der einer bestimmten Person (siehe 'Liebesnacht').

Sollte man für den Mann mitgefühl empfinden? Ich hatte es nie so gedacht. Ich wollte in dieser Geschichte einfach nur klar stellen, wie das Leben ist und was man häufig falsch macht, weil man einfach nicht richtig nachdenkt!
Eine Charaktereigenschaft von diesem Mann sollte ich viellecht einbeziehen: Schüchternheit und Angst. Angst den ersten Schritt zu machen und dabei evtl. Fehler zu begehen. Aber anstatt dies zu umgehen tat er einen noch größeren Fehler, sie brachte sich um.


Auch der Selbstmord der Protagonistin kommt absolut gar nicht überraschend

Sie dachte an Selbstmord, bis sie die glückliche und schöne Seite ihres Lebens kennenzulernen schien. Plötzlich waren ihre "schrecklichen" Erlebnisse und Erinnerungen aus der Vergangenheit verschwunden. Als sie ihrer Liebe doch nicht näher kommen konnte, kammen diese Erinnerungen wieder zurück und sie ließ verzweifelt und hoffnungslos ihr Leben!


@FloH

Wenn sich Deine Protagonistin aus den besagten Gründen umbringt - findest Du das nicht etwas naiv?

Hast du eigentlich die leiseste Ahnung, was in den Köpfen solcher Menschen vorgeht? Ich glaube nicht!


@Horni & FloH

kniet sich nieder und gesteht ihm, mit nassen Augen, seine Liebe.

uups, da ist mir wohl ein kleiner Schreib/Tippfehler unterlaufen..
Das hatte überhaupt nichts mit dem Grab zu tun, sondern sollte für die sich im Grab befindliche Person gelten.

Nachdem ich den ersten Beitrag von Horni gelesen hatte, hab ich beschlossen, dass ich die Geschichte nochmal überarbeite. Aber als ich heute die neueren Einträge gelesen hatte, hatte ich kein Bock mehr dazu! Ich fühl mich auf der Seite ständig verarscht! Warum bin ich eigentlich so blöd und poste hier meinen Scheiß?
Ich werde aber trotzdem versuchen mich dazu zu bringen, eine Überarbeitung vorzunehmen.

bye

 

besser?:


Sie war einsam und still, hatte kaum Freunde und Stress in der Schule. Brachte ständig schlechte Noten nach Hause, die Schule war ihr scheiß egal. Ihre Eltern dachten anders darüber und schrieen sie an. Die Schreie konnte sie nicht ertragen, sehnte sich nach Ruhe und ging in den Wald, wo sie die Stille der Natur und die Einsamkeit genoss. Kam erst spät am Abend zurück. Ihre Eltern schrieen sie wieder an. Sie ging in ihr Zimmer und schloss die Tür. Hier hoffte sie erneut Ruhe zu finden. Die Eltern gaben bald auf, das wusste sie.
Sie glaubte nicht mehr an Liebe, hatte sie noch nie zu spüren bekommen. Dachte an Selbstmord, schnitt sich jeden Abend die Arme auf und schlief mit feuchten Augen ein, während das Blut über ihren Arm lief.
Sie kannte den Sinn ihres Lebens nicht; redete sich ein, dass sie in dieser Welt überflüssig sei. Niemand aus ihrer Klasse redete mit ihr, ihre wenigen Freunde außerhalb der Schule sah sie nur wenig und kurz. Sie wollte gerne mehr Freunde haben, mit den anderen aus ihrer Klasse zusammen reden. Aber wenn sie sich ihnen näherte, gingen diese weg. Sie fühlte sich so einsam in ihrem Leben und nahm an Festen teil, in der Hoffnung somit neue Freunde zu finden; und es geschah.

Bei einem Dorffest wurde sie von einem Mann angesprochen der ihr nicht unbekannt war. Das Gespräch hielt noch einige Minuten an, ergab aber dennoch keinen Sinn.
Zum nächsten Dorffest redeten sie wieder miteinander. Beide hatten mächtig Alkohol im Blut und dadurch entwickelte sich ihr typisches Gespräch ohne Sinn.
Und doch hat es ausgereicht, dass sie sich in ihm verliebte.
Doch sie wusste, dass er unerreichbar für sie ist. Er hat eine Familie und ist Vater.
Sie schrieb ihm einen Brief, wollte ihn näher kennen lernen, den Kontakt aufbauen.
Doch er antwortete nicht.
Sie wollte in seiner Nähe sein, zog ins gleiche Haus. Doch er ging ihr aus dem Weg.


Sie stand auf der Brücke, Tränen in ihren Augen, der Arm vernarbt.
Der Wind weht ihr durch die Haare, unter ihr steiniger Boden.
Sie überlegt, ... lässt los.

Zu ihrer Beerdigung hält er sich im Hintergrund auf.
Anschließend, als er alleine ist, geht er zu ihren Grab, kniet sich nieder und gesteht ihr seine Liebe.

 

Hi!

Also, auch ich muss den vorangehenden Kritiken zustimmen. Aber du solltest froh sein, so konstruktive Kritik zu bekommen, die findest du sonst nirgendwo. Es verarscht dich hier keiner und auch macht dich keiner nieder. Die Leute hier bemühen sich um dich! Ich mein, manche Kritiken hier sind länger als so manche Kurzgeschichte...

Und somit finde ich, dass du dich auch bei der Überarbeitung mehr bemühen hättest sollen. Du hast eigentlich nichts verändert. Die Sprache ist gleich, auch kann man sich noch immer nicht mehr in die Prot. hineinversetzen.
Wenn dir dieses Thema so wichtig ist, warum lässt du das den Leser nicht spüren? Du hast vorher einmal gesagt, dass wir ja keine Ahnung haben, was in den Köpfen solcher Menschen vorgeht: LASS ES UNS WISSEN! ERZÄHL ES UNS!

Nimm dir ein bisschen mehr Zeit. Du könntest die Geschichte einfach noch einmal schreiben, schau nicht auf den ursprünglichen Text. Klar, es werden viele Elemente wiederkommen, aber Vieles wird anders sein. Erzähl von diesem Mädchen, von ihrer Einsamkeit, von den Menschen um sie herum, was sie denkt, WAS SIE ERLEBT, was sie fühlt. Erzähl von ihrer Verzweiflung und von ihrer Liebe.

Wenn du weißt, was in den Köpfen dieser Menschen vorgeht und wenn du willst, dass es deine Leser auch wissen, dann schreib es nieder. Und schreib deine Emotionen noch dazu.

Alles Liebe,
kardia

 

Ach ja, du hast da noch einen Fehler drin, der dir auch bei der Überarbeitung nicht aufgefallen ist: "Und doch hat es gereicht, dass sie sich in IHM verliebte."

 

Hi Stella!
Ich hab deine Geschichte, kurz nachdem du sie gepostet hast, gelesen. Ich habe keine Kritik geschrieben, weil mir Horni zuvor gekommen ist und ich dem nichts mehr hinzuzufügen habe.
Dennoch möchte ich dich etwas fragen:
Du meintest in einer Antwort:

Wisst ihr, warum ich diese Seite hasse? Weil ich mich hier nur runtergemacht fühle!
Ja, ihr wollt eure Meinung äußern und es ist schön, dass ihr Ehrlich seid. Aber wisst ihr, wie es sich für ein labiles 17-jähriges Mädchen ist, wenn man ständig und überall nur runtergemacht wird?
Du sagst, du bist ein 17jähriges, labiles Mädchen. Mag sein.
Aber was willst du mit so einer Info erreichen? Mitleid?
Die meisten auf dieser Seite, die hier ihre Geschichten posten, wollen ehrliche Kritik, Bemerkungen zum Verbessern der Geschichte. Sie wollen ihren Stil verbessern, weiterkommen.
Ehrlich gesagt, erweckst du bei mir den Eindruck, dass du Mitleid willst.
Niemand will dich hier runtermachen. Sie wollen dir helfen, deine Geschichte zu verbessern.
Wenn du mit Kritik nicht umgehen kannst, solltest du vielleicht überlegen, ob du hier weiter Geschicten postest.

So, das wollte ich loswerden.
Sorry, fürs off-topic

 
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[entschärfte Version]


Hallo,

Hast du eigentlich die leiseste Ahnung, was in den Köpfen solcher Menschen vorgeht? Ich glaube nicht!
Schade. Manchmal nämlich steht mir das Thema näher, als mir lieb ist. Viele Menschen haben auch so eine oder auch mehrere dieser Phasen gehabt oder sogar immer noch haben, Du stehst da also absolut nicht allein da. Außerdem gelten Selbstmordgedanken nicht als unnormale Begleiterscheinungen in der späteren Pubertät. Aber egal, vor allem deshalb, weil Du meinen Nachsatz nicht gelesen hast.

Eines lass Dir generell gesagt sein: Keiner hier wird - das glaube ich ganz stark - Deinem diesen Geschreibsel hier soviel Relevanz beimessen wie Du selbst, oder zumindest eine andersartige. Die Geschichte, und vor allem Deine Kommentare auf unsere auf Deine Geschichte verwendete Zeit stoßen mich leider mit der Nase darauf, dass das im Prinzip sehr rohe, unverarbeitete und übrigens sehr intime Gedanken darstellen, welche Du hier einem unbestimmten Publikum kundtust. Da Dich niemand hier kennt (oder?), glaube ich kaum, dass Dir besondere Achtung gezollt wird auf Grund Deiner Gedanken, so hart es auch klingt. Falls Du dir also mit dem Veröffentlichen dieser Geschichte einen selbsttherapeutischen Erfolg versprichst, ... ich bin da skeptisch.
Vielleicht könntest Du ja deine Umwelt knallhart damit zu konfrontieren, wie es um Dich steht, ohne allerdings aufdringlich zu sein ;). Aber kg.de gehört definitiv nicht zu Deiner Umwelt, ist's doch bestenfalls ein Sammelsurium von Software, Texten unterschiedlicher Qualität und einem geballten Haufen literarisch betuchter Leute (und natürlich zähle ich Dich im Großen und Ganzen auch dazu) mit zum Teil sehr ausgeprägtem Gemeinschaftssinn, und nicht zuletzt der entsprechende Synergie-Effekt* aus dieser Kombination, was dieses Board zu dem macht was es ist. Damit ist es nicht unbedingt auch eine Klagemauer (bzw. nicht als solche geeignet), so leicht man sich auch dazu verführen lässt, es dazu zu "benutzen".


FLoH.

*) d.h. in diesem Sinne, die Gesamtheit ist immer noch mehr wert als die Summe der Einzelteile.

 

@FloH
Meine Geschichten sind zwar oft aus meinem eigenen Leben gegriffen, aber sie dienen nicht zu "selbsttherapeutischen Erfolgen" (dazu habe ich meine Psychologin). Nein, ich kann Gefühle und Gedanken der handelnden Personen am besten aufschreiben, wenn ich mit ihnen fühlen kann und so versetze ich mich in die Lage dieser und schreibe auf, was ich in dem Falle denken und tun würde. Oder eben wie in dieser Geschichte schreibe ich auf was ich erlebt habe. Natürlich ist das jetzt kein Tagebuch oder so was. Es stimmt nicht alles, nur ein Teil. Der grobe Inhalt ist aus meinem Leben, vieles habe ich "ergänzt". Und so kann man in vielen meiner Geschichten ein Teil meines Lebens und meiner Erlebnisse wiederfinden.
Soviel dazu. Jetzt wollte ich noch mal meine dritte überarbeitete Version vorstellen (die ich übrigens anhand eurer Hinweise geschrieben habe). Ich denke mal, die ist auf jeden Fall besser als meine erste aber dennoch lange nicht perfekt. Aber das wird sie sowieso nicht. Man, ich bin 17, hab grad erst die Schule beendet. Wollt ihr von mir erwarten dass ich ein Deutsch-Profi bin?


Lisa fühlte sich einsam in der Schule. Niemand wollte mit ihr reden. Wenn sie Kontakt in der Klasse suchte, gingen die anderen weiter. Sie hatte den Eindruck, dass die Lehrer sie ebenfalls nicht leiden konnten, da diese ihre ständig schlechte Zensuren aufbrummten. Ihre Eltern behaupteten, sie würde zu wenig üben, aber das stimmte nicht. Wenn sie nach Hause kam und von ihren Eltern wegen ihrer schlechten Leistung angeschrieen wurde, ging sie in den Wald und studierte ihre Hefter und Bücher. Sie war gern im Wald, liebte die Stille. Hier fühlte sie sich wohl und genoss die Einsamkeit.
Erst spät am Abend, als sich die Dunkelheit in den Wald kämpfte, ging Lisa wieder nach Hause, wo ihr unterstellt wurde, dass sie schon wieder nichts für die Schule getan hätte. Sie wusste aus Erfahrung, dass es zwecklos ist, dies abzustreiten und ging wortlos in ihr Zimmer.

Lisa fühlte sich unverstanden, meinte dass ihr niemand richtig zuhört. Sie sehnte sich so sehr nach Liebe und Zugehörigkeit. Jeden Abend schnitt sie sich die Arme auf und schlief ein, während das Blut über ihren Arm lief. Sie hasste ihr Leben, fühlte sich so nutzlos und überflüssig.


Lisa nahm häufig an Festen teil, in der Hoffnung Freunde zu finden – und es geschah.
Als sie wieder an einem solchen Dorffest anwesend war, wurde sie von einem Mann angesprochen, der ihr nicht unbekannt war. Dennoch war sie sehr überrascht, dass er sie ansprach, denn sie redeten noch nie miteinander. Und so war sie auch sehr nervös und wusste nicht was sie sagen sollte um nichts falsch zu machen; nicht wieder alles zu vermasseln – nicht die Chance zu versauen und einen zukünftigen Gesprächspartner zu verlieren.
Aber das Gespräch hielt noch den ganzen Abend an und Mario gab ihr Bier aus. Gemeinsam tranken sie einige Flaschen Alkohol und Lisas Gesicht blickte nach langer Zeit endlich wieder einmal glücklich.
Sie merkte nicht, wie sie sich in ihm verliebte. Dies wurde ihr erst am nächsten Tag bewusst, als sie mit brummenden Schädel aufwachte und sich erinnerte, dass sie sich nicht von ihm verabschiedet hatte, bevor sie gegangen war. Lisa wollte sich in einem Brief bei ihr entschuldigen, ihn näher kennen lernen und den Kontakt aufbauen. Aber er antwortete nicht auf ihren Brief. Sie wollte in seiner Nähe sein und zog ins gleiche Haus. Doch Mario ging ihr aus dem Weg. Sie wusste nicht, woran es liegt, dachte es sei ihre Schuld. Lisa wusste nicht, dass er Angst hatte. Angst, etwas falsch zu machen, es zu vermasseln.

Lisa stand auf der Brücke, Tränen in den Augen, der Arm vernarbt. Der Wind wehte ihr durch die Haare. Sie überlegt, lässt los.

Zu ihrer Beerdigung hält er sich im Hintergrund auf. Anschließend, als Lisas Familie gegangen ist, geht er zum Grab, kniet sich nieder und gesteht ihr seine Liebe.

 

Hallo Stella,
also ich finde, diese dritte Version liest sich schon sehr viel besser als die beiden davor. Sie ist nicht perfekt, aber mit ein bisschen Übung wird das schon noch.
Hab Dir mal ein paar Fehler und Verbesserungsvorschläge herausgesucht.

"Sie hatte den Eindruck, dass die Lehrer sie ebenfalls nicht leiden konnten, da diese ihre ständig schlechte Zensuren aufbrummten."
ihr statt ihre

..."ging sie in den Wald und studierte ihre Hefter und Bücher."
Hefte

"Erst spät am Abend, als sich die Dunkelheit in den Wald kämpfte..."
sehr schöne Formulierung :)

"Sie wusste aus Erfahrung, dass es zwecklos ist, dies abzustreiten und ging wortlos in ihr Zimmer."
zwecklos war

"Lisa fühlte sich unverstanden, meinte dass ihr niemand richtig zuhört."
Komma hinter meinte + zuhörte anstelle zuhört

"Lisa nahm häufig an Festen teil, in der Hoffnung Freunde zu finden – und es geschah."
...und es geschah hört sich irgendwie komisch an, vielleicht: und dann passierte es.

..."denn sie redeten noch nie miteinander.
Denn sie hatten noch nie miteinander geredet.

..."nicht die Chance zu versauen"
finde ich zu umgangssprachlich, vielleicht zu verderben
Würde auch im gleichen Satz nach sollte ein Komma setzen.

"Sie merkte nicht, wie sie sich in ihm verliebte.
in ihn verliebte

"Lisa wollte sich in einem Brief bei ihr entschuldigen..."
bei ihm

"Sie wollte in seiner Nähe sein und zog ins gleiche Haus."
Finde ich etwas unlogisch, da sie doch noch zur Schule geht und bei ihren Eltern wohnt. Da kann sie doch bestimmt nicht so einfach mal eben umziehen.

"Sie wusste nicht, woran es liegt..."
woran es lag

"Sie wusste nicht, woran es liegt...Lisa wusste nicht..."
Zweimal wusste nicht hintereinander, vielleicht besser:
Lisa konnte sich nicht erklären, woran es lag...

"Lisa stand auf der Brücke, Tränen in den Augen, der Arm vernarbt. Der Wind wehte ihr durch die Haare. Sie überlegt, lässt los."

...sie überlegte, liess los (eigentlich mit scharfem s, habe aber leider keins auf meiner Tastatur)
Hier finde ich könntest Du ruhig noch mehr ihre Gefühle und ihre Verzweiflung beschreiben, das kommt nicht so gut rüber.

"Zu ihrer Beerdigung hält er sich im Hintergrund auf.
Anschließend, als Lisas Familie gegangen ist, geht er zum Grab, kniet sich nieder und gesteht ihr seine Liebe."

Hast Du diesen Abschnitt mit Absicht ins Präsens gestellt?
Hier hätte ich mir auch noch mehr Reaktion von Mario gewünscht. Vielleicht kannst Du Dir ja diese beiden letzten Abschnitte noch mal durch den Kopf gehen lassen.

Also, wie schon gesagt, je mehr Du übst, und je mehr Du liest, um so besser wird Dein Schreibstil werden. Es ist ja bekanntlich noch kein Meister vom Himmel gefallen.:)
Und ich denke nicht, dass Dich auf dieser Seite irgendjemand nieder machen will. Ich persönlich finde es besser, eine ehrlich gemeinte Kritik zu meinen Geschichten zu bekommen, als irgend ein Wischiwaschi, wo ich nichts mit anfangen kann.

Liebe Grüsse
Blanca

 

@Stella: Die Geschichte gefällt mir in der dritten Version viel besser. Details gleich.

@Red Right Hand: So sollte es sich beileibe nicht anhören. Vielleicht habe ich das mal wieder falsch ausgedrückt (jaja, mein Temperament ;)). Jedenfalls befürworte ich es sogar, wenn Autoren sich an "bestimmten Gefühlen/Erlebnissen" versuchen.

Die Sache ist nur die: Gehe ich auf dieses Board, um eine Geschichte zu lesen, dann ist mir ein Text willkommen, der mir auf die eine oder andere Art nahegeht, zu welchem ich Zugang finde, durch welchen ich auf diskrete, also indirekte Art - er soll mich also zum aufmerksamen, interpretierenden Lesen bringen ("Stimulation") - etwas neues erfahre. Ich wünsche mir einen Text, der eine fremde Sprechstimme, vielleicht sogar einen Film in meinem Kopf entstehen lässt.
Und manchmal mache ich da einen guten Fang. Gleichzeitig hoffe ich natürlich, dass auch meine Texte den Leser auf diese Art befriedigen können, da sie mit demselben Anspruch geschrieben sind.

Aber oft ist es so, dass eine Geschichte wie nackt vor mir liegt. "Die Wirklichkeit ihrer Worte zerplatzt unter dem Druck meiner lesenden Augen", könnte man sagen. Das heißt, man liest zwar die Geschichte, aber in derselben Zeit wäre Schuheputzen für mich als Leser erträglicher gewesen. Und solche Geschichten können auch noch so dolle von einem grausamen Untergang der Menschheit berichten, indem sie mich mit den blutgewaltigen Schicksalen der Einzelnen konfrontieren, oder genauso von Selbstmord, Vergewaltigung oder andere heiklen Themen - ganz egal. Die Umsetzung macht's, die Umsetzung ist der Kanal, durch welchen der Inhalt zu dem Leser rübergebracht wird. Und die Umsetzung transportiert nicht nur, sondern kann vor allem auch mitteilen:

"Oh! Das ist ja etwas ganz Neues."
vs.
"Das ist ja etwas ganz Neues", sagte Klaus staunend.
Lange Rede kurzer Sinn, eine gute Geschichte braucht sowohl einen interessanten Inhalt als auch eine gute, dem Inhalt entsprechende Umsetzung - wieder einmal heißt die Devise "Synergie".

nochmal @Stella:
Siehst Du, in der zweiten Überarbeitung enthält die Geschichte doch gleich vielmehr Qualität! Sie ist gehaltiger und die obengenannten "Ansprüche" ( *hüstel* ) werden ansatzartig befriedigt, und deshalb gefällt sie mir jetzt ganz gut. Du kannst doch schreiben, warum nicht gleich so?
Und nun steht eine Detailkritik auch nicht mehr so verloren dar:

Lisa fühlte sich unverstanden, meinte dass ihr niemand richtig zuhört. Sie sehnte sich so sehr nach Liebe und Zugehörigkeit. Jeden Abend schnitt sie sich die Arme auf und schlief ein, während das Blut über ihren Arm lief. Sie hasste ihr Leben, fühlte sich so nutzlos und überflüssig.
Dieser Absatz ist sehr kitschig, da er den Leser zu den erwarteten Gefühlen regelrecht nötigt. Am besten, Du streichst noch die Füllwörter:
"Lisa fühlte sich unverstanden, meinte, dass ihr niemand richtig zuhört. Sie sehnte sich nach Liebe und Zugehörigkeit (hier würde ein verstärkendes Stilmittel wie z.B. eine Metapher besser passen als "so sehr"). Jeden Abend schnitt sie sich die Arme auf und schlief ein, während das Blut von ihrem Arm lief. Sie hasste ihr Leben, fühlte sich einfach nutzlos und überflüssig."

Abend an und Mario gab ihr Bier aus
Liest sich ungewohnt. -> "ein Bier". Das das Bier Kinder kriegt, implizierst Du ja im nächsten Satz.

Gemeinsam tranken sie einige Flaschen Alkohol und Lisas
"Alkohol trinken" ist wirklich ein Wink mit dem Zaunpfahl. Würde ich zu Bier oder Wein ersetzen.

Sie wollte in seiner Nähe sein und zog ins gleiche Haus.
:confused: Sie, Schülerin, zieht so mir nichts dir nichts um? Außerdem heißt es hier eher "selbes Haus", aber das ist vielleicht schon Erbsenzählerei. Angesichts ihrer Liebe zu ihm würde ich auch eher schreiben: "wollte bei ihm sein" - wäre zudem kürzer, knackiger.


Soweit, so gut,
FLoH.

 
Zuletzt bearbeitet:

@Blanca
Mh, kann mir selber nicht erklären, wie sich die ganzen Schreib/Tippfehler da reingeschlichen haben. (Meine z.B. den sich oft wiederholenden Fehler „ihr“ statt „ihm“ oder umgekehrt.
Mit „Hefter“ habe ich die Hefter gemeint und nicht die Hefte, also diese Dinger, wo man Blätter einheften muss. Hefte klingt aber in dem Fall vielleicht doch besser.

Lisa nahm häufig an Festen teil, in der Hoffnung Freunde zu finden – und es geschah.
Aus unerklärlichen Gründen finde ich diesen Teil irgendwie gut und will ihm deshalb irgendwie nicht verändern..

„Zu ihrer Beerdigung hält er sich im Hintergrund auf.
Anschließend, als Lisas Familie gegangen ist, geht er zum Grab, kniet sich nieder und gesteht ihr seine Liebe.“

Hast Du diesen Abschnitt mit Absicht ins Präsens gestellt?

Ja, hab ich. Ehm, der erste Teil berichtet von ihrem „schrecklichen“ Erlebnissen in der Vergangenheit und der Schluss ist quasi „die Moral von der Geschicht’“
Ich hatte kurz auch schon überlegt, das ins Präsens zu stellen, wo Lisa von der Brücke springt. Aber dann wäre das ein zu großer Sprung: Sie stirbt und 10 sek. später wird sie beerdigt.


@Blanca & FloH

Sie wollte in seiner Nähe sein und zog ins gleiche Haus.
Lisa ist (was ich vielleicht auch noch irgendwie ergänzen sollte) etwa in dem Alter wie ich. Wenn nicht sogar noch ein, zwei Jahre älter. Also 17-19. Ich selbst bin jetzt (aus dem selben Grund) auf Wohnungssuche. Aber was mir selber daran nicht so richtig gefällt: Erst hat sie Stress mit ihren Eltern und dann will sie ausziehen..
Obwohl, damit hätte sie dann den Stress mit diesen auch los..

@FloH
Oh, wie überraschend. Du hast heute ja mal ne ganz andere Stimme zu mir...
Da geht’s mir doch gleich wieder etwas besser..

"Lisa fühlte sich unverstanden, meinte, dass ihr niemand richtig zuhört. Sie sehnte sich nach Liebe und Zugehörigkeit (hier würde ein verstärkendes Stilmittel wie z.B. eine Metapher besser passen als "so sehr").
Das verstehe ich jetzt nicht so ganz. Und wenn, hab ich keine Ahnung, wie ich es verbessern könnte.

und Mario gab ihr Bier aus. Gemeinsam tranken sie einige Flaschen Alkohol
Ich wollte das Wort „Bier“ nicht wiederholen. Deswegen habe ich nun einfach aus dem Bier Schnapps gemacht und aus dem Alk Bier. Eigentlich wollte ich ja, dass die beiden nur Bier trinken. Aber damals hab ich auch nen Jägermeister getrunken (den ich von „ihm“ bekommen habe), also was solls.


Lisa fühlte sich einsam in der Schule. Niemand wollte mit ihr reden. Wenn sie Kontakt in der Klasse suchte, gingen die anderen weiter. Sie hatte den Eindruck, dass die Lehrer sie ebenfalls nicht leiden konnten, da diese ihr ständig schlechte Zensuren aufbrummten. Ihre Eltern behaupteten, sie würde zu wenig üben, aber das stimmte nicht. Wenn sie nach Hause kam und von ihren Eltern wegen ihrer schlechten Leistung angeschrieen wurde, ging sie in den Wald und studierte ihre Hefte und Bücher. Sie war gern im Wald, liebte die Stille. Hier fühlte sie sich wohl und genoss die Einsamkeit.
Erst spät am Abend, als sich die Dunkelheit in den Wald kämpfte, ging Lisa wieder nach Hause, wo ihr unterstellt wurde, dass sie schon wieder nichts für die Schule getan hätte. Sie wusste aus Erfahrung, dass es zwecklos war, dies abzustreiten und ging wortlos in ihr Zimmer.

Lisa fühlte sich unverstanden, meinte, dass ihr niemand richtig zuhörte. Sie sehnte sich so sehr nach Liebe und Zugehörigkeit. Jeden Abend schnitt sie sich die Arme auf und schlief ein, während das Blut von ihrem Arm lief. Sie hasste ihr Leben, fühlte sich einfach nutzlos und überflüssig.


Lisa nahm häufig an Festen teil, in der Hoffnung Freunde zu finden – und es geschah.
Als sie wieder an einem solchen Dorffest anwesend war, wurde sie von einem Mann angesprochen, der ihr nicht unbekannt war. Dennoch war sie sehr überrascht, dass er sie ansprach, denn sie hatten noch nie miteinander geredet. Und so war sie auch sehr nervös und wusste nicht was sie sagen sollte um nichts falsch zu machen; nicht wieder alles zu vermasseln – nicht die Chance zu verderben und einen zukünftigen Gesprächspartner zu verlieren.
Aber das Gespräch hielt noch den ganzen Abend an und Mario gab ihr einen Schnapps aus. Gemeinsam tranken sie einige Flaschen Bier und Lisas Gesicht blickte nach langer Zeit endlich wieder einmal glücklich.
Sie merkte nicht, wie sie sich in ihn verliebte. Dies wurde ihr erst am nächsten Tag bewusst, als sie mit brummenden Schädel aufwachte und sich erinnerte, dass sie sich nicht von ihm verabschiedet hatte, bevor sie gegangen war. Lisa wollte sich in einem Brief bei ihm entschuldigen, ihn näher kennen lernen und den Kontakt aufbauen. Aber er antwortete nicht auf ihren Brief. Sie wollte in seiner Nähe sein und zog ins gleiche Haus. Doch Mario ging ihr aus dem Weg. Sie konnte sich nicht erklären, woran es lag, dachte es sei ihre Schuld. Lisa wusste nicht, dass er Angst hatte. Angst, etwas falsch zu machen, es zu vermasseln.

Lisa stand auf der Brücke, Tränen in den Augen, der Arm vernarbt. Der Wind wehte ihr durch die Haare. Sie überlegt, ließ los.

Zu ihrer Beerdigung hält er sich im Hintergrund auf. Anschließend, als Lisas Familie gegangen ist, geht er zum Grab, kniet sich nieder und gesteht ihr seine Liebe.

 
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Zuletzt von einem Teammitglied bearbeitet:

Sie sehnte sich so sehr nach Liebe und Zugehörigkeit.
Dieser Satz stellt für mich einfach eine verpasste Chance dar, in die Geschichte ordentlich Pepp zu bringen. Würde ihn durch durch vier bis fünf Sätze ersetzen, welche ihre Sehnsucht nicht nur deklarieren, sondern schildern, sie dem Leser bildhaft werden lassen.

Oh, wie überraschend. Du hast heute ja mal ne ganz andere Stimme zu mir...
Ja, mich zusammenzureißen fällt mir schwer, wenn mal wieder jemand kg.de verkennt. Wie gesagt, es ist ein Forum für Hobby-Schriftsteller mit der Einschränkung auf die Gattung "Kurzgeschichten", und kein Quellbrunn für Mitleid bzw. Onlineseelsorge/-beichte, eine "Vollständige Geschichte unter www.sowieso.de"-Werbeplattform, ein "Suche-Ghostwriter"-Anzeigendienst oder ähnliches. Aber an Deiner Resonanz erkenne ich, dass Du es doch ernst zu meinen scheinst. So auch meinerseits willkommen auf kg.de :).


FLoH.

 

Hallo, Stella!

Freut mich, dass du doch noch angefangen hast, an deinem Text zu arbeiten. Und es hat doch gar nicht weh getan, oder? ;)

Natürlich steckt da noch immer viel ungenutztes Potential drin, aber dazu müsstest du evtl. noch radikaler umschreiben bzw. was ganz neues anfangen? Einen anderen Aufbau versuchen, szenischer und / oder bildhaft-intensiver erzählen. Eine persönlichere, zwingendere Erzählperspektive einnehmen, sprachlich bildhafter, emotionaler werden (was nicht ein Abgleiten in Kitsch oder Melodramatik bedeuten muss!) usw.

Ein spontaner Tipp: Die Passage, in der sie auf der Brücke steht - die hat was durchaus dramatisches, packendes, auch sprachlich recht gut - ein echter Eyecatcher, der sich am Anfang einer Geschichte gut machen würde. Danach könntest du die Entwicklung aufrollen, die zu diesem Punkt geführt hat. Dabei müsstest du natürlich ein wenig Mut und Mühen aufbringen, in deine Charaktere einzutauchen und sie wirklich lebendig zu machen.

Dazu noch ein genereller Tipp:

Geschichten erzählen ist auch eine Erfahrungssache. Ein Ratschlag, den ich dir angesichts der Art, wie diese Diskussion angefangen hat, nur geben kann (ich gab ihn auch schon anderen bei fast identischen Gelegenheiten): Wenn ein Text bzw. eine Thematik dir persönlich zu nahe sind (so nahe, dass dich Kritik immer persönlich treffen muss), dann tust du dir selbst den größten Gefallen, so etwas nicht in einem öffentlichen Forum zu posten. Es gibt eben Texte und Gedanken, die (zunächst) nichts in der Öffentlichkeit verloren haben.

Versuche vielleicht zunächst, an anderen Themen Erfahrung im Schreiben zu gewinnen, taste dich an deinen Stil heran etc. Dann hast du irgendwann auch mal die Sicherheit, solche sensiblen Themen adäquat umzusetzen - und zudem auf Kritik an diesen Texten ganz anders und viel gelassener zu reagieren. Denn du hast dich dann ja breits intensiv damit auseinander gesetzt und die nötige Abstraktion und Distanzierung, die man beim Schreiben auch immer braucht, schon vollzogen. Für einen Schreibenden lohnt es sich ganz allgemein nicht, ein allzu dünnes Fell zu haben. ;)

Just my äh... ganz viel Kleingeld... :D
Horni

 
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Falscher Suizid

Sie hat leichte Gänsehaut, als sie abends durch den Park läuft. Es ist nicht kalt, aber die düsteren Ecken und Schatten machen ihr leicht Angst. Ihre Augen nicht ganz an die Dunkelheit gewöhnt, schaut Lisa auf ihre vernarbten Arme. Sie erinnert sich an ihre Schulzeit zurück. Einsam war sie damals, niemand wollte mit ihr reden. Wenn sie eine Mitschülerin ansprach, wurde ihr kaum Beachtung geschenkt. Selbst die Lehrer konnten sie nicht leiden, denkt Lisa, da sie ihr ständig schlechte Zensuren gaben. Ihre Eltern behaupteten damals, Lisa würde zu wenig für die Schule üben, aber das stimmte nicht. Als Lisa aus der Schule kam, ging sie nur kurz nach Hause um etwas zu essen. Danach verließ sie die elterliche Wohnung wieder, um sich in den nahegelegenen Wald zu setzen und ihre Bücher und Hefte zu studieren. Erst spät am Abend, als sich die Dunkelheit in den Wald schlich, ging sie wieder nach Hause, wobei ihr unterstellt wurde, dass sie schon wieder nichts für die Schule getan hätte. Lisa wusste, dass es zwecklos war, dies abzustreiten und schloss sich grundsätzlich wortlos in ihrem Zimmer ein. Sie fühlte sich unverstanden, meinte, dass ihr niemand richtig zuhörte.

Lisa ist nun schon zwei Runden durch den Park gelaufen. Sie entschließt sich, ihren Weg an der Straße fortzusetzen. Die ganzen Jahre sehnte sie sich so sehr nach Liebe und Zugehörigkeit. Damals schnitt sie sich die Arme auf und konnte erst einschlafen, als das Blut von ihrem Arm lief. Erst als sie Mario kennen lernte, änderte sich das. Lisa nahm damals häufig an Festen teil, in der Hoffnung Freunde zu finden – und eines Tages geschah es tatsächlich. Sie wurde von einem Jungen angesprochen, der ihr nicht unbekannt war. Dennoch war sie überrascht, denn sie hatten noch nie miteinander gesprochen. Und so war sie auch sehr nervös und wusste nicht, was sie sagen sollte um nichts falsch zu machen; nicht wieder alles zu vermasseln – nicht die Chance zu verderben und einen zukünftigen Gesprächspartner zu verlieren. Aber das Gespräch hielt noch den ganzen Abend an und Mario gab ihr einen Schnaps aus. gemeinsam tranken sie einige Flaschen Bier und unterhielten sich über gemeinsame Interessen. Sie merkte an diesem Abend nicht, wie sie sich in ihn verliebte.

Die blendenden Scheinwerfer eines vorbeifahrenden Pkws wecken sie kurz aus ihren Gedanken. Als sie am nächsten Tag nach dem Dorffest mit brummenden Schädel aufwachte, und sich erinnerte, dass sie sich nicht von Mario verabschiedet hatte, wurden Lisa ihre Gefühle zu ihm bewusst. Sie wollte sich in einem Brief bei ihm entschuldigen und ihn näher kennen lernen, den Kontakt aufbauen. Aber er antwortete nicht auf ihren Brief.

Als sie 18 Jahre wurde, zog sie aus ihrem Elternhaus aus. Es konnte ihr gar nicht schnell genug gehen, bis sie endlich selbstständig einen Vertrag unterschreiben konnte, der sie sozusagen von ihren Eltern wegbringen kann. Mario wegen wollte sie aber unter keinen Umständen ihr gewohntes Dorf verlassen, so hatte Lisa nur 3 Wohnungen zur Auswahl. Eine davon, für die sie sich schließlich entschied, im Haus, wo auch Mario wohnte.

Seit 2½ Stunden wollte Lisa eigentlich schon zu Hause sein, aber irgendwie hat sie gar keine Lust mehr die kühle frische Luft zu verlassen. Als sie in ihrer eigenen Wohnung lebte, sagte Anja, ihre beste und einzige Freundin: „ich sehe dich zum ersten mal Lachen“. Lisa konnte sich denken, woran es lag. Eigentlich war ihr Leben nahezu perfekt, doch die Freude hielt nicht lange an. Hätte Mario ihr nur auf den Brief geantwortet, oder wenigstens noch ein weiteres Mal mit ihr geredet – jetzt, wo sie unter gleichem Dach wohnten, schien er ihr regelrecht entfliehen zu wollen. Sie kann sich nicht erklären, woran es liegt, denkt, es sei ihre Schuld. Lisa weiß nicht, dass er Angst hat. Angst, etwas falsch zu machen, es zu vermasseln.

Lisa hat Tränen in den Augen, als sie an der Brücke ankommt. Der Wind weht ihr durchs Haar. Sie hasst ihr Leben, fühlt sich einfach nutzlos und überflüssig. Nur sehr kurz überlegt sie, bis sie das Geländer loslässt.


Zu ihrer Beerdigung hält Mario sich im Hintergrund auf. Erst als Lisas Familie gegangen ist, geht er an ihr Grab, kniet sich nieder und gesteht ihr seine Liebe.

 

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