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Svenjas Lieblingsschriftsteller

Seniors
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04.01.2004
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Svenjas Lieblingsschriftsteller

"Stell dir vor, wir fahren in den Sommerferien nach Sofia!" Svenja saß aufrecht im Bett, ihre vor Aufregung roten Wangen bildeten einen starken Kontrast zu ihrem blassen Gesicht. Eine Geruchswolke aus Krankheit, Medizin und Vitaminsäften umhüllte sie.
"Sofia? Welche Sofia?" Vivian hängte ihre Jacke über den Schreibtischstuhl und ließ sich aufs Bett fallen.
"Das ist die Hauptstadt von Bulgarien! Aber vor allem wohnt da Milen Milanov!" Svenja verdrehte die Augen.
"Ach der!", sagte Vivian in einem Tonfall, an dem Svenja wieder einmal merkte, dass kein Mensch sie wirklich verstand. Alle ihre Freunde hielten diesen intelligenten Science-Fiction Schriftsteller für einen langweiligen Spinner. Warum war sie selbst nur so anders als andere? Sie schluckte.
"Liegt das wenigstens am Meer?"
"Nein, in den Bergen, mein Vater sagt, die Höhenluft wäre gut für meine Bronchien. Und der Besuch bei Milen Milanov vielleicht auch!"
"Wie geht es dir eigentlich?" Endlich wechselte Vivian das Thema. Wenigstens machte sie keine abfälligen Bemerkungen und Svenja musste zugeben, dass sie sich immer auf Vivians Besuche freute.
"Viel besser, ich bin einfach nur sehr müde. Der Arzt sagt, dass ich erst nach den Osterferien wieder ganz gesund bin."
"Hast du es gut! Aber stirbst du nicht vor Langeweile? Du hast ja noch nicht einmal einen Fernseher." Vivian deutete auf die Stereoanlage, aus der Rockmusik dröhnte.
"Dagegen helfen auch so Dinger aus Papier mit kleinen, schwarzen Buchstaben drin!" Als wenn man ohne Fernseher nicht leben könnte! Die Verfilmung der meisten Bücher waren doch grottenschlecht. Gerade hatte sie noch einmal Milanovs Buch gelesen, in dem die Atmosphäre eines Planeten so intelligent ist, dass sie telepathische Botschaften an die vorbeifliegenden Raumfahrer sendet. Warum sollte Leben nur in Kohlenstoffverbindungen möglich sein? Warum konnten die meisten Menschen nicht über ihren beschränkten Horizont hinaus denken?
"Kannst du wenigstens zu meiner Geburtstagsfete kommen?"
Svenja schüttelte den Kopf. "Das werden meine Eltern kaum erlauben."
"Schade, ich wollte auch Arne einladen!", Vivian lächelte geheimnisvoll.
"Ach ja?", fragte Svenja und versuchte so gleichgültig wie möglich auszusehen. Sie wollte sich selbst nicht eingestehen, dass ihr Herz plötzlich schneller klopfte. Dass ein so gutaussehender Junge sich für sie interessierte, konnte sie einfach nicht glauben. Genauso wenig wie Vivians Bewunderung für ihre Naturlocken und ihre schlanke Figur. Außerdem versuchte sie sich einzureden, dass Arne genau so ein oberflächlicher Junge war wie all die anderen. Klar war er ganz nett, aber außer für Fußball interessierte er sich für kaum etwas. Immerhin wollte er Medizin studieren. So wie Milen Milanov, aber der kannte sich außerdem noch in fast sämtlichen Naturwissenschaften aus. Svenja hatte sich so intensiv mit seinen Gedanken beschäftigt, dass sie glaubte, ihn selber so gut zu kennen wie sich selbst. Insgeheim war sie sicher, dass sie die Einzige war, die ihn wirklich verstand. Deshalb träumte sie davon, ihn persönlich zu treffen, zu erfahren, was für ein Mensch er war.
"Hm, ich glaube, er kann es kaum erwarten, dich wieder zu sehen! Was soll ich ihm denn ausrichten?" Was sagte Vivian da? Ach so, sie redete noch immer von Arne. Das Grinsen auf Vivians Gesicht wurde immer breiter. Warum haben die meisten Mädchen in ihrem Alter bloß nichts anderes im Kopf als Jungs? Warum zerreißen sich alle das Maul darüber, dass sie selber noch keinen Freund hatte? In diesen Augenblicke nahm sie sich vor, niemals zu heiraten.
"Gar nichts!" Svenjas Augen funkelten. "Was gab es denn Neues in der Schule?"
Vivian seufzte, dann wühlte sie in ihrer Tasche. "In Mathe musst du mir helfen. Die quadratischen Funktionen habe ich nicht verstanden."
Aha, von wegen Vivian wollte ihr helfen, damit sie nicht zuviel verpasste. "Ich war nicht in der Schule und soll es dir erklären, was?"
"Ach, du brauchst doch nur einen Blick ins Mathebuch zu werfen und in der Pause widerlegst du mal eben den Beweis, mit dem Herr Winkelmann sich eine Stunde lang abgequält hat!" Vivian schaffte es mit ihrem herzlichem Lächeln immer wieder, Svenjas Reserviertheit zum schmelzen zu bringen. Die Mädchen gemeinsam kicherten bei dieser Erinnerung.
"Na gut, dafür hilfst du mir dann in Englisch!"
"Klar, und hinterher spielen wir Monopoly!"

Eine Woche später hielt Svenja einen kleinen, unscheinbaren Zettel in ihren feuchten Händen. Ihr Vater hatte tatsächlich Milen Milanovs Adresse bekommen! Sie konnte es nicht fassen, ihr Traum war in den Bereich der Möglichkeiten gerückt. Sie mussten nur noch hinfahren und auf die Schelle drücken. Als sie sich das vorstellte, tauchten neue Bedenken auf: Vielleicht wäre er dann auch in Urlaub, oder er schrieb gerade an einem neuen Meisterwerk und wollte nicht gestört werden. Svenja erwog ihm zu schreiben und den Besuch anzukündigen. Aber sollte eine Jugendliche dem großen Meister etwa schreiben: "Lieber Herr Milanov, ihr größter Fan kommt am 14. August um fünf Uhr Nachmittags vorbei, bitte halten sie schon mal den Tee und die Plätzchen bereit?" Schon bei der Idee wäre Svenja am liebsten im Erdboden versunken. Das Einfachste war wirklich, auf gut Glück hinzufahren, anzuschellen und zu hoffen, dass er zu Hause ist, dass er Zeit und Lust hat, mit ihr zu reden. Drei große Vielleicht. Immerhin wohnt er wirklich so abgelegen, dass er wahrscheinlich nur selten Fanbesuch bekommt. Svenja blieb nichts anderes übrig, als noch ein paar Wochen mit der Ungewissheit und ihrer Sehnsucht zu leben. In tausend Varianten malte sie sich aus, dass auch er in ihr eine Seelenverwandte erkennen würde. Das ist das Schöne an Tagträumen!

Eines Tages war Svenja mit ihren Eltern dann endlich in Sofia. Nur aus den Augenwinkeln nahm sie irgendwelche verwitterten Gemäuer war. Sie musste die ganze Zeit daran denken, dass sie nur zwei Tage in der Stadt sein würden, die nächsten zwei Wochen würden sie dann in einem Luftkurort verbringen. Sie hatte also nur eine Chance! Wie im Traum lief sie ihren Eltern hinterher und fieberte dem Nachmittag entgegen. Sie konzentrierte sich darauf, der brennenden Sonne auszuweichen und auf den buckeligen Pflastersteine nicht zu stolpern. Warum musste es ausgerechnet heute so heiß sein, dass das Gehirn fast kochte? Als die Hitze langsam erträglicher wurde, fuhren sie dann endlich die ersehnte Straße entlang. Rechts und links standen anderthalbstöckige, graue Einfamilienhäuser, von akkurat angelegten Gärten und einem Jägerzaun umgeben. Svenja verrenkte sich den Kopf auf der Suche nach der richtigen Hausnummer. Schließlich standen sie dann vor einem dieser langweiligen Häuser. Sollte hier einer der größten Schriftsteller wohnen? Ihr Vater drückte auf den Klingelknopf und während sie warteten bangte Svenja, ob Er zu Hause wäre. Nach endlosen Minuten trat eine Frau an den Gartenzaun, die ebenso unscheinbar war wie das Haus. In gebrochenem Bulgarisch leierte ihr Vater den entscheidenden Satz herunter und Svenja betete, dass er verständlich und erfolgreich sein möge. Sie konnte immer noch nicht recht glauben, dass sie kurz vor ihrem ersehnten Ziel stand. Doch dann öffnete die Frau die Türe und bat sie mit einer eindeutigen Handbewegung herein. Mit klopfendem Herzen stiegen sie eine enge Treppe hoch und betraten Milanovs Arbeitszimmer. Wenigstens das war so, wie sie es sich vorgestellt hatte: Vom Boden bis zur Decke Bücher und Zeitschriften, die fast aus den Regalen quollen, vor dem Fenster die schwarze Schreibmaschine mit den altmodischen, runden Tasten. Auf dieser hatte er seine ersten Bücher geschrieben. Svenja starrte sie ehrfürchtig an. Der Raum war so klein, dass sie stehen mussten. Dann kam der Mann mit der Intellektuellenbrille und den Haaren, die sich rund um seinen Kopf drapierten. Er war Anfang 50, also uralt für Svenjas Begriffe. Er trug seinen Dackel auf dem Arm und setzte sich auf den einzigen Stuhl. Sein etwa siebenjähriger Sohn stand dicht daneben und schaute die fremden Leute mit großen Augen an. Glücklicherweise sprach Milen Milanov neben bulgarisch fließend deutsch, französisch und englisch. Nun ja, mit einem Intelligenzquotienten von 180 soll er das intelligenteste Kind in Bulgarien gewesen sein. Mit seinem Hund und seinem Kind sah er jetzt allerdings wie ein ganz normaler Familienvater aus. Im Fernsehen hatte er irgendwie beeindruckender gewirkt. In Svenjas Aufregung mischte sich Verwirrung.

Ihr Vater stellte sie vor:
"Meine Tochter hat alle ihre Bücher gelesen und wollte ihren Lieblingsschriftsteller gerne einmal besuchen. Ich hoffe, wir stören sie nicht allzu sehr."
Es klang so unglaublich einfach. Svenja stand nur da und nickte stumm. Milanov winkte ab und lächelte freundlich.
"Ach, heute ist es so heiß, da kann man kaum arbeiten. Ich saß gerade mit meiner Familie im Garten."
Wahrscheinlich weil Svenja immer noch dämlich rumstand und den Mund nicht aufbekam, unterhielten ihr Vater und Milanov sich über Politik und die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse. Erstaunt hörte sie heraus, dass er mehrere ausländische Zeitschriften abonnierte und sich nicht nur mit der fernen Zukunft beschäftigt. Irgendwann fiel ihm wohl auf, dass sie immer noch da stand und er wandte sich an sie:
"Hast du eine bestimmte Frage?"
'Eine Frage?', durchschoss es Svenja siedend heiß. Wie sollte sie dem Wesen eines Menschen über banale Fragen näher kommen! Nein, sie war gar nicht auf die Idee gekommen, sich eine Frage auszudenken. Sie wollte einfach nur spüren, was für ein Mensch er sei, ob das Bild, das sie sich zurecht gezimmert hatte, auch stimmt. Seine Worte, seine Gedanken kannte sie ja durch die Bücher und Interviews. Krampfhaft überlegte sie und das einzige, was ihr auf die Schnelle in den Sinn kam, war:
"Wie sind sie dazu gekommen, Science-Fiction zu schreiben?" Nicht gerade originell. Sie wäre am liebsten im Boden versunken.
"Ach, wie kommt man dazu, einen bestimmten Lebensweg einzuschlagen? Wie kommt es, dass man gerade diese Frau heiratet?", sinnierte er. Sie traute ihren Ohren kaum. Statt dass er jetzt bekannte, dass er nur für seine Ideen und Bücher lebte, machte er sich Gedanken über diese graue Maus, die uns herein gebeten hatte. Das also sollte der große Milanov sein?

Sie redeten noch eine Weile, Svenjas Vater machte ein paar Fotos und schließlich saßen sie wieder im Auto. Svenja versank halb auf der Rückbank. Das Wichtigste für ihr Idol waren seine Familie und sein Hund - ausgerechnet ein Dackel! - und er machte sich Gedanken über die aktuelle Weltpolitik. Er war ein ganz normaler Mensch. Noch nie im Leben war sie so enttäuscht gewesen! Fast hätte sie geweint, aber nein, diese Schmach wollte sie auf keine Fall zeigen. Um sich abzulenken und ihre Eltern zu beruhigen , schaute sie aus dem Fenster. Sie fuhren gerade durch eine triste Plattenbausiedlung. Hinter einer Ecke tauchte plötzlich ein Fußballstadion auf. Ob Arne wohl inzwischen eine Freundin hatte?

 

Hallo tamara,
nach der ersten Enttäuschung - he, die schreibt ja gar nicht über mich!!! - habe ich denn doch deinen Text gelesen.
Ich muss ehrlich bekennen, von Lem nur ein, zwei Kurzgeschichten gelesen sowie "Solarisdo", äh, "Solaris" (das Remake) gesehen zu haben. Und zumindest die Kurzgeschichten haben mich nicht gerade beeindruckt. Außerdem liest man über Lem nicht gerade schmeichelhaftes: Er soll ziemlich arrogant sein, weshalb mich deine Beschreibung - ich gehe einfach mal davon aus, dass sie real geschehen ist - ziemlich überraschte.
Ich bin noch nie in meinem Leben einer echten Berühmtheit begegnet oder hätte um ein Autogramm gebeten, denn ich fürchte, mir würde es ähnlich wie dir am Schluss ergehen: "Moment mal! Das ist ja auch nur ein ganz normaler Mensch!"

Es fällt mir schwer, deine/n Text/Anekdote unter dem Blickwinkel einer gewöhnlichen Geschichte zu betrachten. Dein Schnappschuss aus dem Leben eines Menschen ist sehr ruhig und nüchtern geschrieben: Einstieg, ein paar Hindernisse, Begegnung, Schlussresumee. Punkt.
Gewisslich, sehr nett zu lesen und amüsant, mehr aber auch nicht.
Immerhin: Das ist doch das Ziel eines Textes - den Leser zu unterhalten, und das ist dir meiner Ansicht nach gut gelungen.
Ach ja: Die Länge, respektive Kürze tut dem Text wahrlich gut! Du hast der Versuchung widerstanden, das an sich kurze "Ereignis" unnötig in die Länge zu ziehen.

 

Hallo Rainer,
sorry, dass ich jetzt erst dazu komme, dir fürs Lesen und für deine Kritik zu danken. Tut mir Leid, dass ich dich mit der Wahl meines Lieblingsautors enttäuscht habe! ;) Na ja, es bezieht sich ja auf die Zeit als ich noch jung und – ach lassen wir das! Lem soll arrogant sein? Davon habe ich noch nichts gehört, zu uns war er wirklich sehr nett. Es hat sich alles tatsächlich im Großen und Ganzen so abgespielt. Und es sollte auch eine kleine Geschichte sein, für mich hat sie allerdings eine Aussage. Mich würde wirklich interessieren, was dir gefehlt hat, knallharte Action, herzzerreißende Gefühle? ;)
Gruß
tamara

 

Die Begegnung mit ...

Hi Tamra,

ich war noch nie ein Science Fiction Leser, darum kenne ich deinen Lieblingsschriftsteller auch nicht. :shy:

Du schreibst mit vorliebe aus deinem Leben. Das ist garnicht so einfach, weil man bemüht ist bei der Wahrheit zu bleiben. Mir geht das jedenfalls so.
Für mich ist es einfacher, eine erfundene KG, mit ein wenig Wahrheit darin zu schreiben.
Dabei kannst du deiner Fantasie freien Lauf lassen. Du kannst Gefühle, Spannung, Gedanken, Schauplätze und vor allem Prots reinbringen, die du nie gesehen oder gekannt hast.

Etwas selbst erlebtes klingt meist wie ein Tagebucheintrag.
Wenn ich darin z.B. Spannung aufbauen würde, die nicht wirklich dabei war, käme ich mir wie eine Lügnerin vor.
Weißt du was ich meine? ;)

Diese Anekdote von dir ist nett zu lesen und wäre Klasse für eine Familienchronik. Doch einen Fremden haut sie nicht unbedingt vom Hocker.
Versteh mich bitte nicht falsch, ich lese gerne deine Erlebnisse.
Doch ist es nicht wirklich eine Geschichte.

Hättest du das Ganze anders aufgezogen.
Z.B. : Tami las die Letzten Zeilen des Buches. Überwältigt ließ sie es auf ihren Schoß sinken. Sie schloß ihre Augen, um noch einmal in die fantastische Welt der ... einzutauchen.
Was mochte in dem Kopf des Autors vorgegangen sein?
Sie versuchte ihn sich vorzustellen, Augen, voller Weisheit ... usw.

Dann kannst du beschreiben, das es Traum wäre, ihm zu begegnen.
Welche Fantasien damit verbunden sind.
Dann die Begegnung, die Entteuschung.

Ich weiß nicht ob du das bist?
Aber versuch es doch einmal.
Muß jetzt leider schliessen, weil bei meinem Sohn was abgestürtzt ist :dozey:

lieben Gruß, coleratio

 

Liebe Coleratio,
danke für deine ehrliche Kritik, jetzt weiß ich, was ihr meint, was fehlt. Ich hatte gehofft, dass die Geschichte genug Spannung und Gefühle enthält, aber etwas, was man selbst erlebt hat, kann man wirklich schlecht beurteilen, seufz! Ich schreibe allerdings auch eher nüchtern, mit Gefühlen zu klotzen liegt mir nicht. So wie du es anreißt, würde ich nie schreiben. Na ja, ich schreibe gerade an einer völlig erfundenen Geschichte, mal sehen, wie das wird.
liebe Grüße
Charlotte

 

Hallo Tamara,

leider kenne auch ich deinen Lieblingsautor nicht.

Ich fand die Geschichte recht amüsant, obwohl ich zunächst davon ausgegangen bin sie wäre frei erfunden. Ich wollte dann anmeckern, dass die Buchhandlung doch nicht einfach irgendjemandens Adresse herausrückt, aber wenn du es so erlebt hast, dann wird es wohl doch stimmen.

Im Gegensatz zu anderen Meinungen hier empfand ich deine Geschichte schon als eine richtige Kurzgeschichte, obwohl sie mir persönlich aus der Perspektive der 3.Person besser gefiele.
Manche Geschichten sind günstiger in der Ich-Perspektive, andere nicht. Bei dieser hätte ich es eben anders besser gefunden.

Trotzdem: Amüsante Geschichte.

LG Bella

 

Hallo Bella,
danke für deine Kritik. Ich denke inzwischen, es ist schon eine "richtige Kg". (Was ist eigentlich eine "falsche KG"? :D Na ja, ich bin manchmal albern!) Aber es ist eben nicht der Brüller. Vielen Dank für den Tipp in der dritten Person zu schreiben, das fällt mir meist wirklich leichter, dann habe ich mehr Abstand. Bei dieser Geschichte dachte ich, es wäre so eindringlicher. Mal sehen, vielleicht schreibe ich sie doch noch um. Adressen von Schriftstellern werden übrigens für Fanpost weitergegeben. Aber wenn du mal so weit bist, kannst du sicherlich alle Verlage um Datenschutz bitten, damit du nicht jeden Tag einen Waschkorb voll bekommst! Oder du schreibst unter einem Pseudonym. ;)
LG tamara

 

Hallo tamara,

als ebenfalls begeisterter Lem Leser (er ist auch mit dran Schuld, dass ich Kurzgeschichten schreibe) finde ich es natürlich schön, wenn Du ihm dieses kleine Denkmal gesetzt hast. Du hast auch flüssig erzählt und die Gefühlslage der Erzählerin, die Stimmung beim Besuch gut dargestellt.
Trotzdem ist das für mich eher eine anekdotische Erzählung, als eine Kurzgeschichte, die eine fingierte Realität darstellt (ein Erlebnis wie das von Dir beschriebene könnt aber durchaus der Ausgangspunkt für so eine Kurzgeschichte sein). Die Enttäuschung des Mädchens könnte das zentrale Thema sein, das Bewusstwerden einer allgemeingültigen Wahrheit - `es macht keinen Sinn, Menschen zu glorifizieren´ -, gewonnen durch ihre Desillusionierung beim Besuch.

Noch eine Kleinigkeit:
Zitat:
und die Plätzchen bereit."?

Tschüß... Woltochinon

 

Hallo Woltochinon,
auch dir vielen Dank für deine Kritik, die du ja ganz nett verpackt hast! Ich stimme euch allen zu und habe schon den Hauch einer Idee, wie ich aus der Anekdote eine bessere KG machen kann, aber ich stecke mitten in der Arbeit an eine andere. Kann man eine Geschichte eigentlich solange auf Eis legen oder so??? Und schön, noch einen Lem-Fan gefunden zu haben! Den kleinen Tippfehler habe ich natürlich korrigiert.
Gruß
tamara

 

Hi Tamara,

hab´ mal kurz vorbeigeschaut und eigentlich nicht viel zu sagen.
Für mich liest es sich wie ein Schulaufsatz.
Es ist eine Aneinanderreihung von scheinbar wahren Fakten, die für mich die Erkenntnis bringen, daß man Lem besuchen kann, wenn er gerade mal in Polen ist (er lebte ja auch ne Weile in Wien) und das Du wohl um 1975 herum bei ihm warst.
Und der Fokus liegt auf den Dingen, die einem Kind wichtig sind. Die Peinlichkeit in der Bibliothek, die Peinlichkeit bei der Begegnung, die feuchten Hände und sehr selbstreflektierend.
Für eine Anekdote isses, wie Rainer schon anführt, etwas zu lang.

Was aber könnte man machen?
Interessant ist der Aspekt, daß die erzählende Person (also Du) nun schon etwas älter ist und eigentlich anders auf sich und die Erlebnisse schauen könnte. Das heißt das Rückblicken mit eigenen Wertungen, Kommentaren würzen und evtl. andere Blickwinkel entdecken, z.B. das die diskutierten politischen Belange evtl. inzwischen eingetroffen sind und das Du nun verstehen kannst, daß ihm die Familie am wichtigsten ist usw., ich denke, daß würde neben der Erinnerung einen Bezug zur Autorin herstellen und den allgemeinen Fakt des Erinnerns beleuchten.
Wenn man es mit so einer berühmten Persönlichkeit würzen kann, dann hat die Geschichte auch gleich auch einen gewissen Zusatzreiz.

viele Grüße
mac

P.S. Persönlich interessiert mich natürlich der Aspekt, welches Jahr dieser Besuch genau war.
P.S.S. Irgendwo liegt noch die Story, als ich Kishon traf und ihn auf einer meiner Kurzgeschichten unterschreiben ließ ;)

 
Zuletzt bearbeitet:

@alle, die es interessiert: Habe die Geschichte also gründlich umgeschrieben und denke, dass es jetzt nicht mehr wie eine Anekdote oder ein Schulaufsatz wirkt, sondern fiktiv! Dadurch hat sich auch die Aussage des Textes ziemlich geändert. Und der letzte Satz wirkt für mich fast zu sentimental, da bin ich immer vorsichtig.

@macsoja: Also eine Rückblende einer Erwachsenen auf diese Episode fände ich irgendwie - ich weiß nicht. Ich hoffe, diese Version sagt dir zu.
Unser Besuch bei Lem muss so etwa 1973 oder 1974 gewesen sein, da wohnte er noch in Krakau und war noch nicht sooo berühmt, dass er dauernd Besuch bekam. He, das ist schließlich drei Jahrzehnte her!!! Jo, schreib mal von Kishon, her damit!

 

einfach mal so bei lem gewesen!!!

hallo tamara,

na, die kommentare haben mich ja dann doch umgehauen!! warst du wirklich bei lem? vor drei jahren habe ich mir anspruchsvolle sf - literatur gewünscht als geburtstagsgeschenk von einer freundin und bekam "die technologiefalle" geschenkt - was in reinfall!! viel zu kompliziert und philosophisch - ich raffe nix! kennst du es? willst du es? ich schenke es dir.

sag mal, du als fan von lem. ich kann mich nur dunkel erinnern, aber als kind habe ich ihn gern gelesen und besonders einen raumfahrer namens pirx oder so ähnlich. ist das von lem? sagt dir das etwas?

bei deiner geschichte ist es mir so gegangen, dass ich sie anfangs nicht so recht auf die reihe bekam, aber vielleicht fiel mein groschen so spät, weil ich sie so spät las.

das interessante an dieser geschichte sind eben auch die kommetare von anderen und dir.

viele grüße

kardinal

 

@Kardinal: Soso, die Kritiken sind also interessanter als die KG selber, nettes Kompliment! ;) Na ja, die Story ist nicht gerade die Krönung, ich habe nachträglich extra einen fiktiven Schriftsteller und ein anderes Land genommen, damit das Augenmerk auf die ihre eigentliche Aussage fallen kann. Ich hoffe, die wird deutlich.

Ja, ich war wirklich bei Lem, im nachhinein finde ich es selber fast unglaublich! Krakau liegt aber auch fast am Ende der Welt. Ich werde doch mal meine Fotokisten durchsuchen, ob ich noch das Beweisfoto finde! Die Technologiefalle kenne ich nicht, habe mir mal die Rezension bei amazon durchgelesen und kann dich nur bedauern! Das muss wohl eine Art hochtrabender philosophischer Essays sein, ich habe mal ein Buch von ihm in den Fingern gehabt, bei dem ich jedes dritte Wort im Fremdwörterlexikon nachschlagen musste. Danach habe ich seine Bücher nicht mehr gelesen, also danke für das Angebot, aber biete es lieber bei ebay an! Seine ersten Bücher sind eindeutig leichter zu verdauen! Die Geschichten von dem Münchhausen-Piloten Pirx stehen in den "Sterntagebüchern", eindeutig mein Liebstes! Toll sind auch die Geschichten von den Roboter-Konstrukteuren Trul und Klapauzius, jetzt zusammengestellt in "Kyberiade". Oder "Robotermärchen": Prinzen, Prinzessinnen, Drachen, sogar Meilensteine sind alle elektronisch, köstlich! Dann habe ich hier noch "Nacht und Schimmel" und "Die Ratte im Labyrinth" stehen, kann mich nur noch dunkel erinnern, dass das flüssig zu lesende, leicht philosophische Geschichten sind. Sehr gut ist natürlich "Solaris", ich ärgere mich immer noch über die neue Verfilmung, die auf die Idee, dass ein denkendes Wesen auch in Form eines Ozeans auftreten kann, gar nicht eingeht, sondern ein Weltraum-Beziehungs-Drama draus gemacht hat!

 

Hallo tamara,

auf dei ursprünglische Version kann ich leider nicht mehr eingehen... in dieser Version hast du meiner Meinung nach dennoch den anekdotischen Charakter beibehalten. Ich war etwas verwirrt, als ich las, dass es eine fiktive Geschichte sein soll und hab erst später verstanden, warum mein erster Eindruck doch richitg war :bla: . Aber da du es als fiktive Geschichte beabsichtigt hast, kritisiere ich es auch so.
Svenjas Krankheit scheint mir etwas aus der Luft gegriffen - da wäre etwas mehr Information schöner gewesen, insbesondere da sie, als Anlass für die Reise, ja eine einigermaßen wichtige Rolle spielt.


Insgeheim musste sie sich eingestehen, dass ihr Herz schneller klopfte. Dass ein so gutaussehender Junge sich für sie interessierte, konnte sie kaum glauben. Genauso wenig wie Vivians Bewunderung für ihre Naturlocken und ihre schlanke Figur. Außerdem war Arne genau so ein oberflächlicher Junge wie all die anderen. Klar war er ganz nett, aber außer für Fußball interessierte er sich für kaum etwas.
Der Absatz stimmt so nicht ganz - ihr Herz klopft schneller, aber sie findet ihn oberflächlich und schient dann doch nciht an ihm interessiert... die Wortwahl stimmt hier irgendwie nicht, vielleicht überarbeitest du den Abschnitt nochmal.

Zu schnell erzählt war mir der Abschnitt:

Wie im Traum lief sie ihren Eltern hinterher und fieberte dem Nachmittag entgegen. Endlich standen sie dann vor einem anderthalb stöckigen, grauen Einfamilienhaus, genauso wie alle anderen Häuser von Sträuchern und einem Jägerzaun umgeben. Sollte hier einer der größten Schriftsteller wohnen? Ihr Vater drückte auf den Klingelknopf und während sie warteten bangte Svenja, ob Er zu Hause wäre. Nach endlosen Minuten trat eine Frau an den Gartenzaun, die ebenso unscheinbar war wie das Haus. In gebrochenem Bulgarisch leierte ihr Vater den entscheidenden Satz herunter und sie betete, dass er verständlich und erfolgreich sein möge. Ihre Gebete wurden erneut erhöht. Mit klopfendem Herzen stiegen sie eine enge Treppe hoch und betraten Milanovs Arbeitszimmer.
Ich finde, hier hetzt du ein bisschen, ein paar mehr Details wären wünschenswert. Gerade der sehr ausführliche Anfang steht hierzu in krassem Gegensatz.

Ansonsten ist die Geschichte gewohnt souverän, stilistsch sicher und sehr unterhaltsam - ein netter tamara für zwischendurch.

lg Anea

 

Liebe Anea,
deine Kritik ist mal wieder gewohnt detailliert und auf den Punkt gebracht! Klasse und danke! In der PM hast du mir ja schon geschrieben, dass du diese Geschichte für autobiographisch hältst, weil die Enttäuschung und die Verlegenheit so real wirken. Eigentlich ist das doch ein Kompliment! Na ja, wenigstens glaubst du mir.
Die entsprechenden Stellen habe ich geändert.
lG tamara

 

Ja, wirkt sehr realistisch, aber vielleicht hab ich auch einfach nur Vorurteile gegen dich, weil du schon mal autobiographisches in deine Geschichten eingearbeitet hast :) . Ernsthaft: ich denke, da ich auch fiktive Geschichten von dir gelesen habe, hab ich irgendwie den Unterschied erkannt. Und der Rahmen hier ist ja immerhin fiktiv.

Na ja, wenigstens glaubst du mir.
Aber immer doch :shy: . Ich, misstrauisch? Nie. :D

lieben Gruß,
Anea

 

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