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Szene am Küchentisch

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07.07.2002
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Szene am Küchentisch

"Ich hätte gar nicht gedacht, dass du noch kommst", sagt der Kindsvater zur Kindsmutter über den Kopf des Kindes hinweg, während die Großmutter, im wörtlichen Sinne, Mutter des Vaters und große Mutter auch gerne für das Kind, in der Küche steht und es gut meint. "Ich habe doch gesagt, dass ich komme", antwortet die Kindsmutter entgeistert und der Meinung, dass solche Gespräche nicht in Anwesenheit des vom Kindsvater in seiner Verständigkeit unterschätzten Kindes geführt werden sollen. Gedeckt wird für drei Personen, Mutter, Vater, Kind, wobei die Rolle der Mutter im Haushalt des Vaters, der eigentlich Haushalt der Großmutter ist, nicht von der Kindsmutter, sondern von der größeren Mutter gespielt wird. Die Kindsmutter sitzt dem Kind gegenüber, das vom Vater einen Teller mit der von der Großmutter zubereiteten Mahlzeit, und von der Großmutter selbst Anweisungen zum Essverhalten erhält. Das Kind beginnt sogleich, die kleinen Nudeln und Wurststücke mit seiner Kindergabel aufzuspießen und in den Mund zu stecken. Dies tut es aber nicht richtig genug, so dass die große Mutter in Erfüllung ihrer Pflicht tadelnd eingreift, iss deine Nudeln bevor sie kalt werden. Und das nähme ich übel, sagt sie nicht, ist aber so, ihre Stimme lässt keinen Zweifel an der Wichtigkeit der Einhaltung der gegebenen Vorgaben für das persönliche Wohlbefinden der Großmutter.

An die Mutter gewandt erfolgt die Entschuldigung, man habe nicht mit ihr gerechnet, nicht ohne den üblichen Vorwurf in der Stimme, dass mit der Mutter ja im großen und ganzen und allgemeinen nicht gut zu rechnen sei. Aber es ist ihr auch ganz recht, der großen Mutter, bei ihr ist das Kind ohnehin viel besser aufgehoben, weiß sie doch einzig und allein über Erziehung und Formung kleiner Kinder Bescheid, wie sie sogleich eindrucksvoll anhand einiger im öffentlichen Bus erlebter unerhörter Zwischenfälle mit Kindern im Alter des Kindes zu bestätigen weiß. Und wem das noch nicht genügt, dem sei gesagt, dass die große Mutter ihren Namen völlig zu Recht verdient hat allein durch die Tatsache, selbst drei solcher Plagen eigenhändig zur Welt gebracht, aufgezogen und zu Menschen gemacht zu haben, und all dies völlig ohne jegliche Unterstützung, die anzunehmen darüber hinaus auch nicht zur Debatte gestanden hätte, denn wie hätte das denn ausgesehen, vor den Leuten.

Wie für den außenstehenden Beobachter unschwer zu erkennen, weiß die Kindsmutter mit dem heuchlerischen Verhalten der Großmutter nicht umzugehen, da die große Mutter ihre Macht dadurch hält und sich dadurch unangreifbar macht, in Gegenwart der Kindsmutter kein böses Wort fallen zu lassen und sich zu ergehen in der Rolle der Leidenden, Duldsamen. Die Atmosphäre in der Umgebung jener Frau ist vergiftet, modrig, falsch, der Gestank der Fäulnis haftet ihr an. Der Kindsvater riecht von alldem nichts und möchte es auch nicht riechen, steht die Mutter ihm doch auf einem Sockel schier unendlicher Idealisierung. Die Mutter, die Mutter.

Die Kindsmutter erträgt nicht länger die Atmosphäre nichtsahnender, aufrichtiger Falschheit und zieht geschlagen vom Felde.

Mögen diese Leute gut für mein Kind sorgen.

Jedoch. Panik befällt: Die Mutter, beim Beobachten der innerlich verwesten Person namens Großmutter mit ihren Fingern im Gesicht ihres Kindes dümmlich lachend und in beleidigtem Tonfall Seinsverordnungen aussprechend, denn so gehört sich das doch nicht, denn so gehört sich das, denn so ist man doch nicht, denn so ist man aber, komm die Oma zeigt dir, wie man richtig damit spielt.

Die Mutter schreit innerlich, wo sie äußerlich leicht schwindelig wird. Sie ist ob der Brutalität der Schattengewalt der Großmutter ins Wanken geraten. Das übersteigt die Grenzen des Vorstellbaren. Und wenn ihr Schweigen bricht, wird es sein wie immer. Man tuschelt hinter vorgehaltener Hand. Die Mutter übertreibt, sie spinnt, sie ist leider völlig hysterisch, die Ärmste.

Während die Großmutter aus dem Tal der Ahnungslosen kommt und ungehemmt im Namen der Gerechtigkeit zerstört, manipuliert und verunsichert, bricht die Kindsmutter. Ich bin nicht hysterisch, ich merke was, denkt sie noch und wird verrückt.

 

Moin Moin gauloises,
(rauchen ist teuer und ungesund! t'schuldige aber der musste einfach raus;))
Die Mutter des Gatten (also die Großmutter) als Monster, der Gatte selbst als Tölpel welcher sich von seiner Mutter beeinflussen und steuern lässt?
Hab ich das jetzt richtig gelesen?
Denn kommen wir zum Lesen, dein recht eigenwilliger Erzählstil macht die Lektüre dieser doch recht kurzen Geschichte nicht gerade zu einem Vergnügen.
So bin ich nach einem drittel des ersten Absatzes bereits so verwirrt, dass ich eigentlich nicht weiterlesen möchte.
Wenn ich so etwas in Experimente finde, dann erwarte ich schon eher einen solchen Stil aber unter Alltag habe ich eigentlich keine Lust mich mit so etwas zu befassen.
Die Geschichte wird irgendwie von den Wiederholungen und Wirrungen des Geschriebene verschluckt, so dass bei mir der Eindruck entsteht hier wollte mich Jemand mit seiner Art zu erzählen erschlagen und nicht mit einer spannenden Geschichte fesseln.
Allerdings könnte es sein, dass die Geschichte auch an Substanz verliert, wenn du einen anderen Erzählstil wählst. Deswegen bin ich ein wenig unschlüssig, ob ich dir einen Wechsel des Erzählstils vorschlagen soll.
Man liest sich
ein verwirrter Nice

 

Hallo gauloises,

der Inhalt deiner Geschichte ist eigentlich in wenigen Worten zusammenfassbar.
Eine Familie Vater, Mutter, Kind und Großmutter stehen im Mittelpunkt. Die Großmutter zieht die Erziehung ihres Enkels an sich und stellt die Mutter des Kindes als unfähig hin. Der Vater hält sich aus allem raus.
Es ist eine Alltagssituation, wie sie in vielen Familien vorkommt, wo drei Generationen unter einem Dach wohnen. Doch wie du die Situation erzählt hast, würde ich sie auch lieber unter "Experimente" lesen. Es war schwierig für mich als Leser immer am Ball zu bleiben. Öfters musste ich einige Passagen doppelt lesen, um wieder den Anschluss zu finden. Es war sehr mühevoll.
Vielleicht war es von dir beabsichtigt, damit sich der Leser eindringlicher mit den Konflikten in der Familie befassen soll und nicht nur einfach drüberliest und sich dann eventuell sagt: "Genau wie bei uns auch." und einen Schlussstrich zieht.
Ich bin mir nicht sicher, was du mit diesem Erzählstil bezwecken willst. Ich muss @ Nice Recht geben. Ich bin auch ziemlich verwirrt.

Viele Grüße
bambu

 

Hi gauloises,

Mögen diese Leute gut für mein Kind sorgen.

Dieser Perspektivenwechsel macht den Text noch komplizierter, als er schon ist. Ist er nötig?

Diese Geschichte ist keine nette Unterhaltungslektüre. Zwar empfinde ich sie auch als etwas sperrig und sehr distanziert, aber sie hat was, was mich dennoch mitnimmt. Wahrscheinlich die Hilfslosigkeit der wahren Mutter, die scheinbar von keiner Seite Unterstützung bekommt. Ein, zwei Worte, warum das Kind nicht bei der Mutter sein kann, hätten mir gefallen.

Lieber Gruß
bernadette

 

Hallo Ihr drei,
Danke für Euer Feedback.

Ich finde es total spannend zu sehen, wie der Text auf Euch wirkt.

Nice, mit einem Wechsel des Erzählstils kann ich leider nicht dienen, aber nicht, weil ich Dich ärgern will, sondern weil der Erzählstil selbst ja auch etwas transportiert, er ist Teil der Geschichte und nicht von ihr zu trennen.

Die Distanz, die Bernadette anspricht, ist mir sehr wichtig.

Bernadette, der Perspektivenwechsel war in meinem Empfinden nur ein "formaler" Perspektivenwechsel. Die einzige Stelle, an der zu der Mutter durchdringt, dass es hier um ihr Kind und um sie selbst geht. Zum Leser sollte durchdringen, dass die Mutter die Erzählerin der Szene ist. Hmm.

Jetzt muss ich mir natürlich überlegen, ob der Text womöglich einfach nicht so funktioniert, wie ich mir das erhofft hatte. ;)

 

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